Handreichung Sprachbildung Sek I (pdf, 1.2 MB) - LIS - Bremen
Handreichung Sprachbildung Sek I (pdf, 1.2 MB) - LIS - Bremen
Handreichung Sprachbildung Sek I (pdf, 1.2 MB) - LIS - Bremen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Handreichung</strong> zum <strong>Sprachbildung</strong>skonzept – <strong>Sek</strong>undarstufe I<br />
Selbstkonzeptes. Gerade aus diesem Grund muss die Schule im umrissenen kritischen Alter reichhaltige<br />
und für beide Geschlechter attraktive Leseerfahrungen anbieten.<br />
Die anwachsende Medienkonkurrenz ist ein Gegenspieler und führt dazu, dass in dieser Zeit<br />
grundlegende Automatisierungsprozesse beim Lesen nicht mehr umfangreich genug ausgebildet<br />
werden!<br />
In der Pubertät und Adoleszenz (13 –18 Jahre) bzw. im 7. – 13. Schuljahr geschieht der Übergang<br />
vom flüssigen zu adaptiven und strategischen Lesen. Lesen führt zur Identitätsbildung und Weltaneignung.<br />
In dieser Phase sollten kognitive und metakognitive Lesestrategien im Rahmen privater<br />
Interessen sowie fachunterrichtlicher und beruflicher Anforderungen konsolidiert werden.<br />
Maßnahmen zu einer systematischen Leseförderung sind<br />
• das Trainieren von Lese- und Lernstrategien als funktionales Lesen in allen Unterrichtsfächern,<br />
• das Unterstützen von Sachtextlektüre durch fachspezifisches Vokabular, Textstrukturwissen<br />
und Ausbildung von Weltwissen und<br />
• das Unterstützen von literarischem Lesen in Form von Textsorten-Kenntnis und Gattungswissen,<br />
Vertiefung des Textverstehens sowie kommunikativer und kreativer Aneignung<br />
von Literatur.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung mit Katrin Müller-Walde 44 beschäftigten sich die Sprachberater intensiver<br />
mit geschlechterspezifischen Aspekten der Lesesozialisation. Die Autorin stellte ihr Buch<br />
„Warum Jungen nicht mehr lesen und wie wir das ändern können“ im November 2012 in der<br />
Stadtbibliothek vor. Im Folgenden wird eine Zusammenfassung des Vortrags wiedergegeben 45 :<br />
Lesen verändert das Gehirn – physiologisch und intellektuell (siehe Maryanne Wolf 46 ). Das Gehirn<br />
kann unglaublich viel mehr leisten, als wir bisher angenommen haben. Es „wächst in seinem Potential<br />
über sich hinaus – vergrößert seine Kapazitäten […] sofern wir zunehmend und anhaltend<br />
lesen, unser Gehirn also fordern, ja regelrecht trainieren.“ 47<br />
Die Zeit-Autorin Susanne Gaschke schreibt: „Lesen ist unendlich viel mehr als die Fähigkeit, ausformulierte<br />
Rechenaufgaben zu lösen oder Fahrpläne zu deuten […] Wer liest, lernt denken, lernt,<br />
sich in andere Menschen hineinzuversetzen, mitzufühlen, Fremdes zu verstehen; lernt aus abstrakten<br />
Zeichen innere Bilder zu produzieren.“ 48 Wer liest, so fasst Frau Müller-Walde zusammen,<br />
„hat die Chance auszusteigen, Luft zu holen und Distanz zu sich und der Welt zu finden, mit<br />
anderen zu kommunizieren, sich wohl zu fühlen, zu fürchten, gespannt zu warten oder schallend<br />
zu lachen, andere fremde, aufregende Welten nach Belieben zu betreten und wieder zu verlassen.“<br />
49<br />
Immer mehr Jungen und Mädchen lesen jedoch immer weniger fiktive Texte. Was aber passiert<br />
beim Lesen fiktiver Texte? Der Leser tritt in einen inneren Dialog ein, in eine Auseinandersetzung<br />
mit Lebensentwürfen, Figuren und dem Helden und der Leser gewinnt eine eigene Haltung. Familien<br />
stellen für Kinder nicht immer alternative Dialogpartner dar.<br />
44<br />
Katrin Müller-Walde ist diplomierte Volkswirtin und Senior-Business-Coach.<br />
45<br />
Mitschriften aus dem Vortrag<br />
46<br />
Wolf, Maryanne: Das lesende Gehirn, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Nachdruck 2011.<br />
47<br />
Müller-Walde, Katrin: Warum Jungen nicht mehr lesen und wie wir das ändern können, Campus Verlag, Frankfurt am<br />
Main, 2010, S. 19.<br />
48<br />
Gaschke, Susanne: Hexen, Hobbits und Piraten – die besten Bücher für Kinder, Stuttgart und München, 2002, S. 8.<br />
49<br />
Müller-Walde, Katrin: Warum Jungen nicht mehr lesen und wie wir das ändern können, Campus Verlag, Frankfurt am<br />
Main, 2010, S. 49.<br />
38