Handreichung Sprachbildung Sek I (pdf, 1.2 MB) - LIS - Bremen
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<strong>Handreichung</strong> zum <strong>Sprachbildung</strong>skonzept – <strong>Sek</strong>undarstufe I<br />
Was macht Texte verständlicher?<br />
Neben der Frage, wie schwach lesende Schüler unterstützt werden können, stellt sich zudem die<br />
Frage, was Texte verständlicher macht 36 .<br />
1. Als wichtigstes Prinzip gilt eine kognitive Gliederung, d. h. eine inhaltliche Strukturierung<br />
und Organisation des Textes. Dazu zählen vorangestellte Kurztexte, Hinweise zu<br />
Themenwechseln, vorangestellte Hinweise zum Verlauf der Darstellung (advance organizer),<br />
Zusammenfassungen, Beispiele und Analogien.<br />
2. Unter das Prinzip der sprachlichen Einfachheit fallen z. B. bekannte, anschauliche<br />
Wörter sowie ergänzende sinnvolle Illustrationen zur besseren Anschaulichkeit.<br />
3. Eine überschaubare Informationsmenge erleichtert das Textverstehen, wenn nicht zu<br />
viele Informationen angeboten werden, sondern durch Wiederholungen und Synonyme<br />
Inhalte wieder aufgegriffen werden.<br />
4. Eine interessante Darbietung oder das Angebot interessanter Informationen erhöht<br />
das Textverständnis, weil ungewöhnliche, ansprechende, lebensweltlich relevante<br />
Darstellungen bzw. Inhalte präsentiert werden.<br />
Wünschenswert wäre, wenn die Erkenntnisse der Forschung in den Schulbüchern zunehmend Berücksichtigung<br />
fänden.<br />
Welche „Stolpersteine“ können Texte für Schüler enthalten?<br />
Tanja Tajmel 37 hat Fachtexte in aktuellen Schulbüchern analysiert und folgende Stolpersteine<br />
identifiziert:<br />
1. Nominalisierungen (die Darstellung, das Vielfache)<br />
2. Genitivkonstruktionen (Frage: wessen?, die Verdreifachung der Verlängerung)<br />
3. Partizip I (ausgehend von, vergleichend)<br />
4. Komposita (zusammengesetzte Wörter wie Mittelwert, Geradengleichung)<br />
5. Besondere Redewendungen (unter der Annahme, dass …, in der Regel)<br />
6. Unpersönliche Formen (befindet sich, es gilt)<br />
7. Passivkonstruktionen (Der Mittelwert wird gebildet.)<br />
8. Verbindungen zwischen Nomen und Verb (Messwert ablesen, Gleichung aufstellen)<br />
Treten diese gut identifizierbaren Stolpersteine in Fachtexten auch noch in Häufung oder Verbindung<br />
miteinander auf, sind Schüler oft nicht mehr in der Lage, den Text zu „entschlüsseln“. Bereits 3-5 %<br />
nicht verstandener Wörter führen dazu, dass ein Text nur teilweise verstanden wird. Bei Fachtexten<br />
sind es häufig sehr viel mehr. Und das gilt nicht nur für Sachtexte: Viele Textaufgaben im Fachunterricht<br />
werden falsch gelöst, weil sie sprachlich nicht verstanden werden und nicht, weil das fachliche<br />
Problem nicht verstanden wird. Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich, dass Fachlehrer Texte unbedingt<br />
vorentlasten müssen bzw. Texte ggf. auch umschreiben müssen, damit sie verständlicher werden. Ein<br />
Beispiel für das Umschreiben eines Textes findet sich bei Maik Philipp 38 .<br />
36<br />
Philipp, Maik: Besser lesen und schreiben. Kohlhammer, 2012, S. 47 f.<br />
37<br />
Tajmel, Tanja: „Sprachförderung im Fachunterricht“, Workshop am 16.12.2011 in <strong>Bremen</strong>, aus der Power-Point Präsentation.<br />
38<br />
Philipp, Maik: Besser lesen und schreiben. Kohlhammer, 2012, S. 46 ff.<br />
33