Handreichung Sprachbildung Sek I (pdf, 1.2 MB) - LIS - Bremen
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<strong>Handreichung</strong> zum <strong>Sprachbildung</strong>skonzept – <strong>Sek</strong>undarstufe I<br />
Kapitel 2<br />
<strong>Sprachbildung</strong> als Aufgabe aller Fächer umsetzen<br />
Auch das 2. Kapitel orientiert sich am Teil C des <strong>Sprachbildung</strong>skonzeptes der Senatorin für Bildung<br />
und Wissenschaft. Hier werden „Maßnahmen zur Umsetzung von Grundsatz 2: <strong>Sprachbildung</strong><br />
als Aufgabe aller Fächer umsetzen“ erläutert. Diese setzen sich zusammen aus „Prinzipien<br />
des sprachsensiblen Fachunterrichtes“, dem „Aufbau einer Lesekultur“ und additiven Maßnahmen.<br />
2.1 Prinzipien des sprachsensiblen Fachunterrichtes<br />
2.1.1 Scaffolding<br />
Als Einstieg soll das Scaffolding beschrieben werden: Pauline Gibbons 9 verwendet die Metapher<br />
des Scaffolding (engl. Baugerüst), um ein Unterstützungssystem im Fachunterricht zu bezeichnen<br />
10 . Das Scaffolding setzt sich aus vier Bausteinen zusammen: aus der Bedarfsanalyse, der Lernstandsanalyse,<br />
der Unterrichtsplanung und der Unterrichtsinteraktion. Zunächst ist im Rahmen<br />
der Bedarfsanalyse ein Sprachbedarf für einen Unterrichtsinhalt aus sprachlicher Sicht zu ermitteln.<br />
Komplementär dazu wird in der Lernstandsanalyse der Sprachstand der Schüler erhoben und<br />
mit den sprachlichen Anforderungen verglichen. Dies bildet den Ausgangspunkt für die Planung<br />
des Fachunterrichtes. Für den letzten Baustein, die Unterrichtsinteraktion, sollen folgende Prinzipien<br />
umgesetzt werden: eine Verlangsamung der Lehrer-Schüler-Interaktion, eine Gewährung von<br />
mehr Planungszeit für Schüler, eine Variation der Interaktionsmuster, ein aktives Zuhören durch<br />
den Lehrer, eine Re-Kodierung von Schüleräußerungen durch den Lehrer und eine Einbettung von<br />
Schüleräußerungen in größere konzeptuelle Zusammenhänge.<br />
Durch die Methode des Scaffolding 11 werden Schüler durch eine systematische Veränderung der<br />
Unterrichtssituation und mithilfe des Lehrers in die Lage versetzt, sich bildungssprachliche Formulierungen<br />
anzueignen.<br />
Im Unterricht könnte dies folgendermaßen umgesetzt werden:<br />
I Sprache beim Experimentieren<br />
Die Schüler besprechen untereinander, was passiert, ohne dass der Lehrer Einfluss nimmt.<br />
Die Schüler verwenden ihr alltagssprachliches Register, das im Normalfall wenig Nomen aufweist,<br />
dafür bruchstückhafte Äußerungen und Satzellipsen.<br />
… die kippt …, da der Stein … geht hoch … und das runter …<br />
II<br />
Anschließendes Gespräch über den Versuch<br />
Die Schüler berichten den anderen, was sie während des Experimentierens beobachtet haben.<br />
Hier unterstützt der Lehrer mit Fachvokabular, das bereits in die Beschreibung integriert<br />
werden soll. Er bietet Wortlisten oder beschriftete Zeichnungen etc. an. Da die Dinge<br />
„beim Namen genannt“ werden müssen, steigt die Nomendichte der Äußerungen.<br />
An der Waage hängt auf der einen Seite ein Stein. Auf der anderen Seite hängt ein Gewicht.<br />
Dann tauchst du den Stein …<br />
9<br />
Gibbons, Pauline: Scaffolding Language, Scaffolding Learning. Teaching Second Language Learners in the Mainstream<br />
Classroom. 2002, Portsmouth, NH: Heinemann.<br />
10<br />
Kniffka, Gabriele: Scaffolding, 2010. Stiftung Mercator / pro daz / Universität Duisburg Essen, http://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/scaffolding.<strong>pdf</strong>.<br />
11<br />
Tajmel, Tanja: Bildungssprache in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern, in: Dokumentation zur Fachtagung<br />
„Bilanz und Perspektiven von FörMig Sachsen“, 10.09.2009 in Dresden. http://cosmea.erzwiss.unihamburg.de/cosmea/core/corebase/mediabase/foermig/Partnerprojekte/Sachsen/tagungsbericht_foermig_2009.<strong>pdf</strong>.<br />
19