Handreichung Sprachbildung P (pdf, 2.7 MB) - LIS - Bremen
Handreichung Sprachbildung P (pdf, 2.7 MB) - LIS - Bremen Handreichung Sprachbildung P (pdf, 2.7 MB) - LIS - Bremen
Die Autoren weisen in diesem Fall selbst darauf hin, dass zum Lösen sprachliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen: „Um das Sachproblem zu verstehen bzw. ein Situationsmodell entwickeln zu können, müssen die Kinder zum einen über Alltagsbegriffe wie Schultheater, Theaterkasse, Eintrittspreise und zum anderen über Alltagserfahrungen, wie die Variabilität des Eintrittspreises in Abhängigkeit vom Alter, verfügen. Die Informationen aus beiden Darstellungen müssen zur Lösung der Aufgabe kombiniert werden.“ 39 Es gibt also einen situativen Wortschatz, der sich aus der konstruierten Rahmensituation heraus ergibt (Theaterbesuch), es wird zudem Weltwissen vorausgesetzt, nämlich dass die Preise für Kinder und Erwachsene unterschiedlich sein können (und überhaupt Eintrittsgeld verlangt wird). Es handelt sich zudem um einen diskontinuierlichen Text, die Informationen müssen an unterschiedlichen Stellen des Textes erlesen und dann zusammengefügt werden. Der situative Wortschatz zum Themenfeld Theaterbesuch ist für viele Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern keineswegs per se alltagssprachlich, hier muss die Schule über eine entsprechende Lese‐ und Schreibkultur verfügen und den Kindern tatsächlich bereits Schul‐ Theaterbesuche ermöglicht haben. Das wird in vielen Schulen der Fall sein. Dennoch stellt in diesem kurzen Text die Häufung von langen Wörtern, Nominalisierungen und Komposita wie Theaterbesuch, Schultheater, Eintrittspreise, Theaterkasse eine deutliche Lesehürde dar. Hinzu kommt, dass die Autoren durchgehend komplizierte Passivkonstruktionen verwenden – sowohl für die Aufgabenstellung als auch für das Lösungsformat Lückentext: Es wurden… für… gekauft. Erschwerend ist weiterhin, dass hier auch noch eine besonders abstrakte Passivkonstruktion mit dem unpersönlichen „es“ verwendet wird. In der skizzierten Situation handeln dagegen tat‐ 39 http://www.iqb.hu-berlin.de/vera/aufgaben, Theaterbesuch, Didaktische Kommentierung (Stand: 25.05.2013) 72
sächlich aktiv Menschen: Kinder und Erwachsene besuchen in der Schule ein Theaterstück und sie kaufen Eintrittskarten. Zusammengefasst: In diesem Fall ist für das (schnelle) Verständnis der eigentlichen Aufgabe also nicht nur der Wortschatz zum Themenfeld Theaterbesuch notwendig, sondern die Kinder müssen zudem die schwierige und hier unnötige Passivkonstruktion „Es wurden… für… gekauft“ verarbeiten. Dazu kommt, dass es sich um einen diskontinuierlichen Text handelt, bei dem die Kinder Informationen aus unterschiedlichen Teilen des Textes verknüpfen müssen. Das bedeutet: Dieser kurze Aufgabentext hat in unterschiedlichen Dimensionen komplexe bildungssprachliche Merkmale 40 . Das Verstehen des Textes ist aber die unabdingbare Voraussetzung zum Lösen der eigentlichen mathematischen Aufgabe. Mit Blick auf die notwendigen Kompetenzen beim Leseverständnis ist es wie zuvor ausgeführt nötig, implizit im Text enthaltene Sachverhalte aufgrund des Kontextes zu erschließen und die Kinder müssen mehrere Teile des Textes sinnvoll miteinander in Beziehung setzen: Es gab eine Theateraufführung in einer Schule; Kinder und/oder Erwachsene haben die Aufführung besucht; sie mussten unterschiedliche Eintrittspreise zahlen; in der Kasse sind nach der Aufführung 47.50 €… Die mathematisch‐logische Aufgabe besteht darin, herauszufinden, wie viele Kinder und wie viele Erwachsene die Aufführung besucht haben. Wenn wir diese komplexen Teilaspekte zusammenfassen, wird deutlich, dass hier gemessen am Instrumentarium von IGLU Leseverstehensleistungen auf den Kompetenzstufen III und IV vorausgesetzt werden 41 : 40 vgl. auch unsere Checkliste im Anhang, A I. und die Gegenüberstellung auf S. 7 41 Tabelle aus http://www.bmbf.de/pubRD/erste_ergebnisse_aus_igluzusammenfassung.pdf, Tabelle 2, S.7 (Stand 25.04.2013) 73
- Seite 21 und 22: chen Wendungen in den konkreten Anw
- Seite 23 und 24: dem Lesen werden in der Zweitsprach
- Seite 25 und 26: Multisensorische Zugänge • Gegen
- Seite 27 und 28: • Kinder führen ein individuelle
- Seite 29 und 30: ihrer Familiensprache • Kinder st
- Seite 31 und 32: Anwendungsbeispiele Eine Auswahl be
- Seite 33 und 34: Verlaufsdiagramme Insbesondere bei
- Seite 35 und 36: Schlüsselwörter markieren, Roter
- Seite 37 und 38: Roter Faden mit Wortkarten zur Gesc
- Seite 39 und 40: Eine weitere sehr wirksame optische
- Seite 41 und 42: Für Leseanfängerinnen und -anfän
- Seite 43 und 44: Fragen an den Text stellen Schon vo
- Seite 45 und 46: Visualisierungen für Handlungs- un
- Seite 47 und 48: Vergrößerungsausschnitt Oft biete
- Seite 49 und 50: Lernmaschine Die Lernmaschine (beka
- Seite 51 und 52: Worterklärungen Schwierige Wörter
- Seite 53 und 54: (Info-)Tabellen und Steckbriefe Bes
- Seite 55 und 56: Diese Strategie - „Schreibe alle
- Seite 57 und 58: Antizipation von Textteilen Viele T
- Seite 59 und 60: Einbeziehen der Familiensprache Meh
- Seite 61 und 62: Wortspeicher Aufbau von bildungsspr
- Seite 63 und 64: Was leisten Wortspeicher? Wichtig d
- Seite 65 und 66: Wortspeicher zum Thema „Überwint
- Seite 67 und 68: Wortspeicher zum übergeordneten Th
- Seite 69 und 70: Diese Wortspeicher wurden in einem
- Seite 71: Metawortschatz und -redemittel Impl
- Seite 75 und 76: Sie können selbst einmal überlege
- Seite 77 und 78: Beispiel: Redemittel bei einer Prä
- Seite 79 und 80: Für Arbeitsergebnisse von Gruppen
- Seite 81 und 82: Eine schöne Übersicht über unter
- Seite 83 und 84: Mit großen (und in der Gruppenarbe
- Seite 85 und 86: Literaturhinweise Abraham, Ulf u. a
- Seite 87 und 88: Bertschi-Kaufmann: Das Lesen anrege
- Seite 89 und 90: Die Grundschulzeitschrift: Literacy
- Seite 91 und 92: Groeben, Norbert; Hurrelmann, Betti
- Seite 93 und 94: dg.be/PortalData/13/Resources//Gess
- Seite 95 und 96: Kühn, Peter: PISA und die Lesekomp
- Seite 97 und 98: Neugebauer, Claudia: Leseförderung
- Seite 99 und 100: Rauer, Christiane / Salzenberg, Man
- Seite 101 und 102: Siebert-Ott, Gesa: Entwicklung der
- Seite 103 und 104: Anhang I. Checkbogen Textanalyse (
- Seite 105 und 106: Ulrich Hecker: Lesekompetenz entwic
- Seite 107 und 108: Redemittel (Beispiele für die Rede
- Seite 109 und 110: Redemittel (Beispiele für eine gem
- Seite 111 und 112: Redemittel (Beispiel für eine Prä
- Seite 113 und 114: Mehrsprachige Kinderbücher und Bil
- Seite 115 und 116: Aufl. 2000 Chen, Chih-Yuan/ Fiederl
- Seite 117 und 118: uit? / Bu Kimin Sesi? Mit Lesung un
- Seite 119 und 120: unnen Verlag, Wien 1994 Rylance, Ul
- Seite 121: www.lis.bremen.de
Die Autoren weisen in diesem Fall selbst darauf hin, dass zum Lösen sprachliche Voraussetzungen<br />
erfüllt sein müssen: „Um das Sachproblem zu verstehen bzw. ein Situationsmodell<br />
entwickeln zu können, müssen die Kinder zum einen über Alltagsbegriffe<br />
wie Schultheater, Theaterkasse, Eintrittspreise und zum anderen über Alltagserfahrungen,<br />
wie die Variabilität des Eintrittspreises in Abhängigkeit vom Alter,<br />
verfügen. Die Informationen aus beiden Darstellungen müssen zur Lösung der Aufgabe<br />
kombiniert werden.“ 39<br />
Es gibt also einen situativen Wortschatz, der sich aus der konstruierten Rahmensituation<br />
heraus ergibt (Theaterbesuch), es wird zudem Weltwissen vorausgesetzt,<br />
nämlich dass die Preise für Kinder und Erwachsene unterschiedlich sein können<br />
(und überhaupt Eintrittsgeld verlangt wird). Es handelt sich zudem um einen diskontinuierlichen<br />
Text, die Informationen müssen an unterschiedlichen Stellen des Textes<br />
erlesen und dann zusammengefügt werden. Der situative Wortschatz zum Themenfeld<br />
Theaterbesuch ist für viele Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern keineswegs<br />
per se alltagssprachlich, hier muss die Schule über eine entsprechende Lese‐<br />
und Schreibkultur verfügen und den Kindern tatsächlich bereits Schul‐<br />
Theaterbesuche ermöglicht haben. Das wird in vielen Schulen der Fall sein. Dennoch<br />
stellt in diesem kurzen Text die Häufung von langen Wörtern, Nominalisierungen<br />
und Komposita wie Theaterbesuch, Schultheater, Eintrittspreise, Theaterkasse eine<br />
deutliche Lesehürde dar. Hinzu kommt, dass die Autoren durchgehend komplizierte<br />
Passivkonstruktionen verwenden – sowohl für die Aufgabenstellung als auch für das<br />
Lösungsformat Lückentext: Es wurden… für… gekauft. Erschwerend ist weiterhin,<br />
dass hier auch noch eine besonders abstrakte Passivkonstruktion mit dem unpersönlichen<br />
„es“ verwendet wird. In der skizzierten Situation handeln dagegen tat‐<br />
39 http://www.iqb.hu-berlin.de/vera/aufgaben, Theaterbesuch, Didaktische Kommentierung<br />
(Stand: 25.05.2013)<br />
72