Handreichung Sprachbildung P (pdf, 2.7 MB) - LIS - Bremen
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eschreibungen, Ähnliches gilt entsprechend auch für den Unterricht im Lernbereich<br />
Ästhetik bei der Bildbeschreibung etc. Hinzu kommt, dass die Bildungssprache<br />
Deutsch häufig hypotaktisch aufgebaut ist. Haupt‐ und Nebensatzkonstruktionen sind<br />
üblich, während in der gesprochenen türkischen Sprache – wie in der gesprochenen<br />
deutschen Sprache ‐ vor allem parataktische Anordnungen gebraucht werden. Ein<br />
weiteres Beispiel: In vielen Sprachen gibt es im Gegensatz zur deutschen Sprache keine<br />
„Satzklammern“, wie sie hier bei trennbaren Verben, Modalverben usw. auftreten.<br />
Insbesondere bei trennbaren Verben stellt dies eine deutliche Verstehenshürde dar.<br />
Erstens modifizieren bei trennbaren Verben die Partikeln die Ausgangsverben semantisch<br />
erheblich – beispielsweise legen: zurücklegen, auflegen, ablegen, beilegen, auslegen<br />
usw. Das Ausgangs‐ bzw. Grundwort hilft dabei oft nicht für das Verständnis des<br />
trennbaren Verbs. Zweitens bilden trennbare Verben im Satzganzen häufig Satzklammern,<br />
die Verbpartikeln wie zurück, auf, ab etc. werden vom Grundverb abgetrennt<br />
und rücken ganz an das Satzende. Zusammen mit dem Grundverb bildet sich dann die<br />
so genannte Satzklammer, die große Teile des Satzes „einklammert“. Hier verdeutlicht<br />
an einem Beispiel aus dem Fachunterricht in einer weiterführenden Schule: „Ein Kfz<br />
legt eine Fahrstrecke von 546,1 km in 8 Stunde und 36 Minuten zurück.“ Ein türkischer<br />
Schüler, der bei einer entsprechend formulierten Aufgabenstellung die Geschwindigkeit<br />
ermitteln sollte, rechnete statt einer zwei unterschiedliche Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
für eine Hinfahrt und für eine Rückfahrt aus. Er kannte offensichtlich<br />
das trennbare Verb zurücklegen mit der Bedeutung fahren nicht, konnte<br />
die Satzklammer nicht erkennen und deutete vielmehr das direkt nach der Minutenangabe<br />
stehende Signalwort zurück in Verbindung mit dem Konnektor und so, dass er<br />
von einer Hin‐ und einer Rückfahrt ausging. 6 Eine weitere Hürde für das Verstehen<br />
stellt die Abkürzung Kfz dar. Die eigentlichen Rechnungen waren übrigens für sich völlig<br />
korrekt.<br />
Viele Verständnisschwierigkeiten resultieren tatsächlich aus diesen Abweichungen<br />
unterschiedlicher Sprachsysteme 7 ‐ insbesondere dort, wo bildungssprachliche Struk‐<br />
6 Hier wird übrigens auch sichtbar, was sehr oft gültig ist: In Fehlern werden häufig Lernleistungen<br />
sichtbar (in diesem Fall hat der Junge bereits wichtige Texterschließungsstrategien<br />
angewendet).<br />
7 Diese sprachlichen Interferenzen sind beobachtbar wirksam, auch wenn wir durch die<br />
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