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Stadtfeld, Tobias (2013) - Sprachwissenschaftliches Institut - Ruhr ...

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90 Kapitel 4: Präferierte Sichtweise und Evidenz<br />

Fiktionale Behältnisse (Plasmakanister) für ebenfalls fiktionale Stoffe (Warp-<br />

Plasma), sind, wie auch das Zerhacken eines Einhorns (siehe Universal-Grinder in<br />

Abschnitt 4.3), durchaus möglich. 45<br />

Wenden wir uns nun jedoch der Frage zu, ob und wenn wie, konkrete Container als<br />

Klassifikatoren implizit vorhanden sein können.<br />

(173) Sie trank ein Wasser.<br />

(174) Sie trank ein(en) CONTAINER Wasser.<br />

(175) Im Schlosskeller lagern über zweihundert Weine.<br />

(176) Im Schlosskeller lagern über zweihundert CONTAINER Wein.<br />

Ob tatsächlich ein implizierter Klassifikator vorliegt, lässt sich leicht überprüfen, in<br />

dem ein zusätzlicher, mit einer expliziten Numerativkonstruktion konstruierter Satz<br />

auf semantische Äquivalenz geprüft wird.<br />

Durch den indefiniten Artikel in (173) und das Substance-Mass-Substantiv Wasser,<br />

wird eine implizite Numerativkonstruktion bzw. ein Universal-Packager-Kontext<br />

forciert und somit ein konkreter Container als Klassifikator impliziert. Dies zeigt sich<br />

durch die äquivalenten Aussagen in (173) und (174). Ebenso liegen in (175) und<br />

(176) bedeutungsgleiche Sätze vor. In diesem Fall ergibt sich die implizite<br />

Numerativkonstruktion allerdings nicht durch Verwendung des indefiniten Artikels,<br />

sondern durch die Verwendung des (ebenfalls als Substance-Mass-Substantiv zu<br />

klassifizierenden) Wortes Wein im Plural. Hierbei handelt es sich um den<br />

prototypischen Anwendungsfall des Universal-Packagers.<br />

Welcher konkrete Container in beiden Sätzen ohne expliziten Klassifikator nun<br />

genau anzunehmen ist, d. h., ob der Wein in Fässern oder aber in Flaschen gelagert<br />

wird und ob die zu trinkende Menge Wasser dem Volumen eines Glases oder aber<br />

einer Karaffe entspricht, lässt sich nicht abschließend klären. Weltwissen bzw.<br />

pragmatische Überlegungen können die Wahrscheinlichkeiten für das eine oder<br />

andere Behältnis eingrenzen, jedoch ist dies für die Beurteilung der Äquivalenz der<br />

impliziten und expliziten Numerativkonstruktion nur von nachrangiger Bedeutung.<br />

Es reicht zu wissen, dass überhaupt ein Container impliziert wird.<br />

Zu beachten ist, dass oftmals ein Universal-Sorter, also eine Sortenlesart, nicht<br />

gänzlich als alternative Lesart ausgeschlossen werden kann, sodass (175) auch als<br />

zweihundert verschiedene Sorten Wein interpretiert werden kann. Ob es nun<br />

realistisch ist, dass derartig viele Weinsorten im Schlosskeller gelagert werden, ist<br />

hier unerheblich. Hierzu mehr im Abschnitt zu Sorten als Numeralklassifikatoren.<br />

Die bereits angesprochene standardisierte Servier- bzw. Verpackungseinheit ist<br />

nicht für alle konkreten Substance-Mass-Substantive im Sprachgebrauch verankert.<br />

45 Auf diesen immer wieder missverstandenen Unterschied einer naturwissenschaftlich/technischen Sichtweise vs. einer<br />

menschlich/kulturell geprägten Konzeptualisierung gehe ich in Abschnitt 4.6 ein, da hier meines Erachtens ein Gros der<br />

(vermeidbaren) Widersprüche in den verschiedenen Sichtweisen zur Zählbarkeit liegt.

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