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Stadtfeld, Tobias (2013) - Sprachwissenschaftliches Institut - Ruhr ...

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42 Kapitel 3: Erste Annotationsiteration<br />

So lässt sich zumindest teilweise die Menge von als Dual-Life und als nichtzählbar<br />

klassifizierten Substantive erklären. Immerhin in ca. 13% aller abweichend<br />

klassifizierten Fälle entschied sich ein Annotator dafür, dass ein Lemma nicht-zählbar<br />

sei (Kuchen als Substanz konzeptualisiert), während ein zweiter Annotator zusätzlich<br />

auch eine zählbare Lesart ausmachen konnte (Kuchen auch als Objekt<br />

konzeptualisiert) und entsprechend das Substantiv als Dual-Life klassifizierte.<br />

Es ist anzunehmen, dass in vielen dieser Fälle ein Annotator eine nicht-zählbare<br />

Lesart vermutete, auf diese hin testete, und dies bei einem positiven Ausgang<br />

entsprechend vermerkte. Sollte dieser Annotator unmittelbar zum nächsten zu<br />

klassifizierenden Substantiv übergegangen sein, entging ihm/ihr womöglich die<br />

zweite Lesart gänzlich, während sie einem zweiten Annotator durch Anwendung der<br />

verbleibenden Testumgebungen offenkundig wurde.<br />

Diese Fehlerquelle lässt sich, in der Theorie, durch die Anweisung zu jedem Test<br />

auch das Ergebnis zu vermerken, leicht ausräumen. Dies führt in der Praxis jedoch zu<br />

einer extremen Steigerung des Arbeitsaufwandes für die Annotatoren, da diese für<br />

mutmaßlich „eindeutige“ Fälle nicht mehr den Annotationsprozess verkürzen können.<br />

Diese vorgeschlagene Vorgehensweise wird aber wohl letztlich kaum vermeidbar<br />

sein, da die erörterte Problematik nicht nur für die soeben genannte Paarung<br />

abweichend klassifizierter Substantive verantwortlich ist. Stattdessen handelt es sich<br />

hierbei um ein globales, d. h. ein alle Zählbarkeitsklassen betreffendes Problem und<br />

könnte somit bei korrekter Handhabung zu generell weniger falschen<br />

Klassifikationen führen.<br />

Testet ein Annotator beispielsweise auf die allgemeine Pluralfähigkeit und die<br />

Kompatibilität mit einem indefiniten Artikel, so könnte er schnell festhalten, dass<br />

Kuchen zählbar sei. Nur wenn er auch die verbleibenden Tests durchführt, wird er<br />

feststellen, dass Kuchen auch in für nicht-zählbare Substantive votierender Syntax<br />

verwendet werden kann. Offenkundig ist eine Festschreibung von allgemeinen<br />

Annotationsrichtlinien für die Zukunft daher durchaus ratsam.<br />

3.4.5 Fehlerquelle 5: Substantive, die nicht ins Schema passen wollen<br />

Während der Annotation wiesen die Annotatoren außerdem bereits darauf hin, dass<br />

nicht alle Substantive optimal in das Schema der vier Zählbarkeitsklassen passen<br />

würden. Die bereits in Kapitel 2 erwähnte Menge der Kollektiva wurde von Allan,<br />

und somit auch in den Testumgebungen für das Deutsche, nicht berücksichtigt.<br />

Während gewisse Kollektiva sich syntaktisch wie nicht-zählbare Substantive<br />

verhalten, und den Tests nach Allan folgend als nicht-zählbar einzustufen sind,<br />

äußerten die Annotatoren bereits während des Annotationsprozesses erste Zweifel an<br />

der Richtigkeit dieser Entscheidung. Insbesondere die semantischen Kriterien der<br />

Kumulativität, Distributivität und Homogenität standen nach Meinung der

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