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Stadtfeld, Tobias (2013) - Sprachwissenschaftliches Institut - Ruhr ...

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3.4: Fehleranalyse und Verbesserungsvorschläge 39<br />

und nicht-zählbaren Substantive auf. Wie kommt es dazu, dass Annotatoren so häufig<br />

zu einem gänzlich gegensätzlichen Ergebnis bezüglich der Zählbarkeit kommen?<br />

Als die erste mögliche Fehlerquelle sei die Fähigkeit eines Lemmas angemerkt, im<br />

Plural aufzutreten. Gemäß dem EX-PL-Test kann ein beobachteter Plural eines<br />

Substantivs von einem Annotator als starkes Indiz für die Zählbarkeit desselbigen<br />

gewertet werden.<br />

(84) Die Autos standen im Parkverbot.<br />

(85) Die Plasmen reagierten sehr unterschiedlich auf die äußeren Einflüsse.<br />

Während dies für Auto in (84) auch eine durchaus zulässige Schlussfolgerung ist,<br />

hatten die Annotatoren jedoch durchweg Probleme, den Plural in (85) als Sorten- oder<br />

Containerplural (vgl. Abschnitt 2.2.4) zu identifizieren. Abweichungen in der<br />

annotierten Zählbarkeitsklasse beider Annotatoren entstanden demnach dadurch, dass<br />

ein Annotator das Lemma als regulär zählbar einstufte, während der zweite Annotator<br />

den Sorten- oder Containerplural als solchen erkannte. Die generell zulässige<br />

Pluralform in (85) wurde somit im ersten Fall als Indiz für die Zählbarkeit des<br />

entsprechenden Substantivs eingestuft. Wurde jedoch der Sortenplural erkannt, wurde<br />

folglich auch der EX-PL-Test als nicht bestanden gewertet und das Substantiv<br />

entsprechend als nicht-zählbar klassifiziert.<br />

Es ist wichtig, sich an dieser Stelle zu verdeutlichen, dass die Annotatoren keinen<br />

spezifischen Testkontext zur Verfügung hatten, um eine Sorten- oder Containerlesart<br />

als solche zu identifizieren. An rein morphosyntaktischen Merkmalen lässt sich dies<br />

nicht erkennen, wodurch die aufgestellten Testumgebungen hier vollständig versagen.<br />

Wäre es möglich einen Sorten- oder Containerplural zuverlässig zu erkennen, ließe<br />

sich die Quote abweichender Annotationen bereits drastisch senken.<br />

3.4.2 Fehlerquelle 2: Ein sehr freier indefiniter Artikel<br />

Eine weitere mögliche Fehlerquelle ist der Test auf Kompatibilität mit einem<br />

indefiniten Artikel. Dieser Test eignet sich prinzipiell sehr gut, um nicht-zählbare<br />

Substantive zu identifizieren und wurde daher von den Annotatoren auch<br />

entsprechend frequent als erster Test eingesetzt.<br />

Jedoch zeigte dieser Test in der Praxis gewisse Unzulänglichkeiten, wenn der zu<br />

konstruierende Kontext nicht eingeschränkt wird.<br />

(86) ThyssenKrupp produziert einen hervorragenden Stahl.<br />

(87) Die Mannschaft zeigte einen Kampfgeist, wie man ihn selten gesehen hat.<br />

Die Annotatoren wurden mitunter sehr kreativ in der Konstruktion entsprechender<br />

Testkontexte, ohne dies bewusst wahrzunehmen. Dabei erschufen sie Sätze, in denen<br />

faktisch jedes Substantiv mit einem indefiniten Artikel, so auch die vermeintlich<br />

nicht-zählbaren Substantive Stahl und Kampfgeist in (86) und (87), auftreten kann.<br />

Hier stellt sich entsprechend die zentrale Frage, ob die Behauptung in der Literatur,

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