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Stadtfeld, Tobias (2013) - Sprachwissenschaftliches Institut - Ruhr ...

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16 Kapitel 2: Was ist Zählbarkeit?<br />

(35) Wie viel Haus kann ich mir wirklich leisten? 10<br />

Diese Abweichungen sind es, die eine Klassifikation im Einzelfall erschweren,<br />

beziehungsweise eine Einordnung mit den bisher beschriebenen syntaktischen<br />

Kriterien letztendlich unmöglich machen. Wenn am Ende die grammatikalische<br />

Sichtweise nur festhält, in welchem morphosyntaktischen Kontext ein Substantiv<br />

auftreten kann, jedoch dem Anschein nach fast jedes Substantiv in jedem Kontext<br />

auftreten kann, ist der Informationsgewinn als nur minimal zu betrachten. Daher ist<br />

die grammatikalische Sichtweise auch in ihrer Gesamtheit als unzureichend<br />

verworfen worden, wenn auch gewisse Teilaspekte in den noch folgenden<br />

Sichtweisen immer wieder erneut in Erscheinung treten.<br />

2.2.2 Die ontologische Sichtweise<br />

Die ontologische Sichtweise basiert auf der Idee, die Zählbarkeit von Substantiven<br />

aus deren real existierenden Referenten abzuleiten. Quine (1960) gehört zu den<br />

bekanntesten Vertretern dieser Sichtweise. Seiner Meinung nach referieren nichtzählbare<br />

Substantive auf nicht klar abgrenzbare Entitäten, während zählbare<br />

Substantive auf physikalisch getrennte Objekte verweisen.<br />

Um zählbare von nicht-zählbaren Substantiven zu unterscheiden, werden die drei<br />

Kriterien der Kumulativität, Distributivität und Homogenität an das durch das<br />

Substantiv bezeichnete Objekt angelegt. Entsprechend des Ergebnisses der<br />

Zulässigkeit dieser Kriterien wird anschließend klassifiziert.<br />

Nicht-zählbare Substantive besitzen das Merkmal der Kumulativität, was bedeutet,<br />

dass beispielsweise etwas Sand und noch mehr Sand in Summe sich nicht zu zwei<br />

Sanden ergibt, sondern immer noch die nicht-zählbare Substanz Sand ist. Lediglich<br />

die Quantität des Referenten ändert sich, während das beschriebene Objekt in seiner<br />

Qualität unverändert bleibt. Umgekehrt verhält es sich bei zählbaren Entitäten. Ein<br />

Kind und ein weiteres Kind sind in Summe zwei Kinder und nicht eine nicht-zählbare<br />

Masse mehr Kind.<br />

Eine weitere Eigenschaft von nicht-zählbaren Substantiven ist die Fähigkeit zur<br />

Teilung (Distributivität) des referierten Objekts, ohne einen einhergehenden<br />

Identitätsverlust. Wird ein großer Haufen Sand in mehrere kleinere Haufen Sand<br />

aufgeteilt, so besteht jeder Haufen weiterhin aus Sand. Erwartungsgemäß<br />

entgegengesetzt verhalten sich dazu zählbare Substantive: ein großes Auto, das in<br />

seine Einzelteile zerlegt wird, beschreibt nicht weiter ein (fahrtüchtiges) Auto,<br />

sondern zerfällt in unzählige einzelne Komponenten (Stoßdämpfer, Lenkrad, Reifen,<br />

Karosserie), die jedoch nicht mehr als ein solches zu bezeichnen sind.<br />

Zudem besitzen nicht-zählbare Substantive die Eigenschaft der Homogenität, d. h.<br />

10 Aus einem TV-Werbespot der Deutschen Bank im 1. Quartal 2010.

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