Stadtfeld, Tobias (2013) - Sprachwissenschaftliches Institut - Ruhr ...
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6 Kapitel 1: Einleitung<br />
allerdings offenkundig, dass das Deutsche oder Englische weitaus mehr Wörter als<br />
die soeben genannten beinhaltet und somit eine Betrachtung über diese<br />
Standardbeispiele hinaus sinnvoll ist.<br />
Es ist daher mein Bestreben, Tests und Richtlinien zur Bestimmung der<br />
lexikalischen Zählbarkeit von Substantiven zu entwickeln, diese auf über 1.000<br />
Lemmata des Deutschen anzuwenden und somit erstmals einen Gold-Standard zu<br />
etablieren, der neben qualitativen Betrachtungen auch eine quantitative Untersuchung<br />
der Zählbarkeit von Wörtern in einer großen deutschsprachigen Tageszeitung erlaubt.<br />
Um grundsätzlich die lexikalisierte Zählbarkeit von Substantiven zu bestimmen, ist<br />
es offensichtlich ferner notwendig, generell auch eine lexikalisierte Zählbarkeit von<br />
Substantiven anzunehmen. Dies bedeutet, dass der Einfluss des Kontextes zu einem<br />
Substantiv nicht als der primär dominierende Faktor anzunehmen ist und somit eine<br />
rein kontextuell motivierte Sicht auf Zählbarkeit als inadäquat zu betrachten ist. Ich<br />
werde daher in dieser Arbeit neben der Entwicklung besagter Tests und Richtlinien,<br />
ferner mich notwendigerweise auch der Fragestellung widmen müssen, ob und<br />
inwieweit der Kontext eines Substantivs Einfluss auf die Zählbarkeit besitzt und wie<br />
sich dieser Einfluss auf die angenommene lexikalisierte Zählbarkeit auswirkt bzw.<br />
mit dieser wechselwirkt.<br />
Die zu beantwortenden Fragen bei der Interpretation eines Substantivs in einem<br />
konkret gegebenen Satz drehen sich hierbei immer wieder um die gleichen<br />
grundlegenden zentralen Punkte: In welchem Verhältnis steht das Prinzip der<br />
Quantifikation und des Abzählens eines Konzeptes zueinander? Wie müssen<br />
Kollektiva, syntaktisch Einzahl aber semantisch Mehrzahl (Schmuck, Obst), hierbei<br />
verortet werden. Ferner, rühren diese Punkte aus lexikalisierten Merkmalen des<br />
Substantivs selbst her oder aus dem gegebenen Kontext und Weltwissen zu einem<br />
Term? Wie lassen sich Substantive mit einer grundsätzlich ambigen<br />
Zählbarkeitsinterpretation (ein Haar, mehr Haar) mittels dieser Sichtweisen erklären<br />
und verorten? Diese Fragen lassen sich nur bedingt isoliert betrachten, da ihnen, bei<br />
einer genaueren Betrachtung, eine enge Verbindung unterliegt.<br />
Nach einer daher notwendigen ausgedehnten Diskussion des Prinzips des bereits<br />
genannten Universal-Grinders und dem hier ebenfalls relevanten Universal-Sorters<br />
(Bunt, 1985), werde ich den Einfluss des Kontextes auf die Zählbarkeit als<br />
grundsätzlich vorhanden bestätigen können. Ich werde jedoch ferner zeigen, dass sich<br />
der Einfluss des Kontextes in den von mir zu definierenden Testumgebungen auf ein<br />
Minimum reduzieren lässt und es somit einem Annotator möglich ist, die<br />
lexikalisierte Zählbarkeit in diesen stark standardisierten Tests ohne Einflussnahme<br />
des Kontextes zu bestimmen.<br />
Die resultierenden Zählbarkeitsklassen ergeben sich hierbei direkt aus den