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Stadtfeld, Tobias (2013) - Sprachwissenschaftliches Institut - Ruhr ...

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4.5: Instanziierung von Konzepten 105<br />

Es fällt auf, dass als formgebende Eigenschaft des Konzeptes Auto nicht nur eine<br />

prototypische Karosserieform aufgeführt ist, sondern auch Fortbewegungsmittel als<br />

formgebende Eigenschaft in Tabelle 7 vermerkt ist. Dies ist eine Eigenschaft, die nur<br />

schwer als formgebend im engeren Sinne bezeichnet werden kann. Es stellt sich<br />

somit vielleicht die Frage, warum diese Eigenschaft von mir nicht der Substanz des<br />

Konzeptes Auto zugeordnet wird.<br />

Der in Abschnitt 4.3 beschriebene Universal-Grinder kann zwar eine Menge<br />

zermalmen und zerlegen, so beispielsweise Pyramiden und auch Autos, jedoch stößt<br />

er an seine Grenzen, wenn es buchstäblich an die Substanz eines Konzeptes geht.<br />

Wie wir gesehen haben, kann mithilfe externer Klassifikatoren ein Universal-<br />

Grinder-Kontext aufgebaut werden, in dem ein prototypisches zählbares Substantiv<br />

eine nicht-zählbare Interpretation erhält.<br />

(222) Da liegt ein Auto im Straßengraben.<br />

Es scheint aber noch fahrtüchtig zu sein.<br />

(223) Da liegt ein Stück Auto im Straßengraben.<br />

* Es scheint aber noch fahrtüchtig zu sein.<br />

In (222) ist kein Universal-Grinder-Kontext zu finden und die Bezugnahme auf die<br />

Eigenschaft der Fahrtüchtigkeit des zählbaren Autos ist anstandslos möglich. In (223)<br />

wird hingegen mithilfe der Numerativkonstruktion und des Klassifikators Stück eine<br />

nicht-zählbare Interpretation des Konzeptes Auto forciert. Dies führt jedoch auch<br />

dazu, dass sämtliche Eigenschaften der Form des Konzeptes gelöscht werden und<br />

lediglich die Eigenschaften der Substanz verbleiben. Die Eigenschaft fahrtüchtig<br />

wurde durch die nicht-zählbare Lesart in (223) entfernt, was sich durch die nicht<br />

zulässige Bezugnahme auf diese Eigenschaft äußert. Für mich ein Hinweis darauf,<br />

dass diese Eigenschaft bzw. die übergeordnete Eigenschaft Fortbewegungsmittel<br />

nicht in der Substanz des Konzeptes Auto zu verorten ist.<br />

Sofern das zählbare Konzept Auto nicht in einem nicht-zählbar forcierenden<br />

Kontext verwendet wird, ist, anders als bei dem Dual-Life-Substantiv Stein, die<br />

Verwendung der formgebenden Eigenschaften nicht optional.<br />

(224) Das Auto ist grau.<br />

(225) Der Stein ist grau.<br />

In (224) und (225) forciert der Kontext keine Zählbarkeitslesart und ist somit als<br />

neutral zu betrachten. Die formgebenden Eigenschaften müssen aber im Falle von<br />

Auto zwingend konzeptualisiert werden, während dies einem Rezipienten bei Stein in<br />

(225) freigestellt ist. Er oder sie könnte wählen, ob nur die Substanz Stein<br />

konzeptualisiert wird oder aber eine vollständige Instanz eines Steines.<br />

Diese obligatorische Verwendung der Form im Falle von Auto und die optionale<br />

Verwendung der Form in Falle von Stein zeigt sich auch bei der Konstruktion einer<br />

expliziten Numerativkonstruktion. Die interne Form von Auto lässt sich nicht mittels

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