Stadtfeld, Tobias (2013) - Sprachwissenschaftliches Institut - Ruhr ...
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4.5: Instanziierung von Konzepten 101<br />
gleich; die durch die Attributwerte repräsentierten Daten ändern sich jedoch individuell für<br />
jedes<br />
Objekt.“<br />
(Schwichtenberg, 2001, S. 766)<br />
Klassen sind die Vorlagen, die Blaupausen, aus denen heraus Objekte erzeugt werden<br />
können. Die Klasse (das Konzept) des Substantivs Auto definiert gewisse<br />
prototypische Eigenschaften, die für alle Instanzen, d. h. Objekte des Typs Auto,<br />
gelten müssen. Welche Eigenschaften ein prototypisches Auto definieren bzw.<br />
irgendein beliebiges Konzept generell, ist in seiner Bestimmung keineswegs trivial.<br />
Ob nun vier Räder und ein Lenkrad prototypische Eigenschaften des Konzeptes sind<br />
und/oder ein funktionsfähiger Motor, ist für das weitere Vorgehen im Rahmen dieser<br />
Arbeit jedoch unerheblich. Es reicht zu wissen, dass gewisse Eigenschaften in<br />
Konzepten gespeichert werden.<br />
Während das Konzept Auto typischerweise als zählbar eingestuft wird, ist Bier<br />
hingegen sowohl syntaktisch als auch semantisch als nicht-zählbar anzusehen. Dies<br />
ändert jedoch nichts daran, dass auch hier gewisse prototypische Eigenschaften im<br />
Konzept von Bier hinterlegt sind. Mögliche Eigenschaften wären beispielsweise, dass<br />
es sich im flüssigen Aggregatzustand befindet (bei Raumtemperatur) oder aber<br />
Hopfenextrakt enthält. Auch für die sogenannten Dual-Life-Substantive, Substantive,<br />
die sowohl eine nicht-zählbare, als auch zählbare Verwendung zulassen (ohne die<br />
Hilfe von expliziten Klassifikatoren), können Eigenschaften im Konzept hinterlegt<br />
werden. Für das als Dual-Life zu klassifizierende Konzept Stein ließe sich<br />
beispielsweise vermerken, dass es sich um eine mineralische Masse im festen<br />
Aggregatzustand handelt.<br />
In den vorherigen Abschnitten habe ich mehrere verschiedene Typen von<br />
Klassifikatoren vorgestellt, die unverzichtbar für die Interpretation nicht-zählbarer<br />
Substantive in gewissen Kontexten sind. Diese Klassifikatoren, vom Grundkonzept<br />
her teilweise sehr unterschiedlich, erfüllen jedoch alle dieselbe Aufgabe: Sie dienen<br />
einem nicht-zählbaren Substantiv als Form, die die ansonsten formlose Substanz vom<br />
Rest ihrer Umwelt separiert.<br />
Jedoch stellt sich auch die Frage, warum bei nicht-zählbaren Substantiven<br />
überhaupt auf Klassifikatoren zurückgegriffen werden muss und bei zählbaren<br />
Substantiven nicht.<br />
Der Grundgedanke ist hierzu, dass jedes Konzept eines Substantivs aus zwei 52<br />
generellen Teilstücken besteht. Das erste Teilstück habe ich soeben mit der Auflistung<br />
grundlegender Eigenschaften verschiedener Konzepte bereits implizit eingeführt. Es<br />
definiert die Substanz eines Konzeptes. Substanz ist hierbei nicht als ein chemischer<br />
52 Ich bin mir bewusst, dass eine weitaus größere Anzahl Variablengruppen definiert werden kann, als die von mir bezeichneten<br />
zwei Bereiche. Es liegt mir jedoch fern hier tiefer in die formalen Beschreibungen in der Lexikografie einzusteigen, als es für<br />
die Behandlung der Zählbarkeit notwendig wäre.