|Skandinavien| - LimeSim

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27.04.2014 Aufrufe

FietsPad.De – Winterreise 2 - Skandinavien Zu Fuß ist es schwierig, durch den tiefen Schnee vorwärts zu kommen. Ich folge den Spuren der Motorschlitten. Die sicherste Möglichkeit und trotzdem sinke ich oftmals bis zur Hüfte ein und muss mich mühsam wieder aus dem Schnee befreien. So langsam lugt auch die Sonne hinter den Bergen hervor. Heute ist es zwar von 8 bis 16 Uhr hell, doch in dieser Zeit bekomme ich die Sonne nur zwei Stunden zu sehen. Dabei wirft sie ein tolles Dämmerlicht auf die Berge der Umgebung. Schweißgebadet komme ich schließlich oben am Ende des Liftes an. Doch oben auf dem "Hügel" bin ich lange noch nicht und ich schlage mir diesen Gedanken aus dem Kopf. Das würde ich heute kaum noch schaffen. Heute ist es mit -11°C unten im Tal recht warm. Immerhin sehe ich jetzt auch zwei andere Skifahrer auf einer weiter unten gelegenen Piste. Ich beobachte ihre Bewegungen genau und versuche davon zu lernen. Ich schnalle die Skier wieder an und versuche auf einer weniger steilen Stelle mein Glück. Jeder Versuch einer Abfahrt endet bei mir so, dass ich mich schon nach wenigen Metern auf den Hintern setze, um damit abzubremsen. Ich bekomme das abbremsen mit den Skiern einfach nicht hin und mit den Kurven habe ich auch so meine Probleme. Dabei sah das bei den beiden anderen Skifahrern und im Fernsehen immer so einfach aus! Ich fühle mich an die ersten Radfahrversuche ohne Stützräder erinnert und frage mich, was den Besitzer dieser Skier bloß, dazu getrieben hat, sie mir auszuleihen. Nach meinem Verständnis von Physik müsste ich diese Dinger schon längst kaputt gemacht haben. Dabei weisen sie noch nicht einmal Kratzer auf. Beeindruckend! Mir reicht es und ich nehme die nächste Piste in den Grenzort Riksgränsen, wo ich mir eine Einkaufsmöglichkeit und eine Post erhoffe. Dumm nur, dass es auf der besagten Piste auch bergab geht und ich kann, wie bereits erwähnt, überhaupt nicht bremsen. Die beiden anderen Skifahrer überholen mich und sehen mich etwas ungläubig an. Ich kann ihnen, auf dem Hosenboden sitzend, nur dumm grinsend zuwinken. Mann! Bei denen sieht das sooo einfach aus! Ein Ski zum bremsen, der andere zum halten der Spur. Warum bekomme ich das nur nicht hin, ohne nach kurzer Zeit wieder auf dem Hosenboden zu sitzen und mir die Kniegelenke zu verdrehen? Immerhin entwickle ich mit der Zeit eine ganz eigene Technik für die steilen Abfahrten. Ich fahre einfach in der Hocke und stemme die Fäustlinge zum Abbremsen in den Schnee. Für's schnelle Bremsen benutze ich dann einfach - 14 -

FietsPad.De – Winterreise 2 - Skandinavien meinen Hintern. Als ich dann wieder einmal im Schnee sitze und die nächste Abfahrt grübelnd betrachte, kommt ein Motorschlitten von dort hochgerast und bleibt hinter mir stehen. Die nette Schwedin plappert mich im typisch schwedischen Singsang an. Da ich offensichtlich nichts verstehe, steigt sie ab und kommt zu mir. Ich frage sie, ob sie Englisch spricht und daraufhin sagt sie mir, dass sie mich nur wissen lassen wollte, dass für den Fall weiterer Motorschlitten am Rand der Piste bleiben solle. Wo ich denn hinwolle, fragt sie mich. "Nach Riksgränsen. Das heißt, ich versuche es..." Ich versuche ihr die dumme Stellung zu erklären, warum ich hier so im Schnee liege. So dumme "Greenhorns" wie mich scheint sie wohl gewohnt zu sein und sie hilft mir geduldig beim Abschnallen der Skier. Die nächsten 50 Meter wären sehr steil, danach könne ich die Skier wieder anschnallen. Und wieder kommt ein Motorschlitten angerast. Dieses Mal mit zwei ihrer Kollegen, die mich ebenfalls auch Schwedisch voll trällern. Sie wären gerade dabei, die Pisten und Lifte hier für die Saison vorzubereiten - daher auch der hohe Verkehr hier. Nun, jetzt haben sie wenigstens ein Gesprächsthema für ihre nächste Pause: Sicher den dummen "Möchtegern-Skifahrer aus Deutschland, der sich so komisch im Schnee verkrallt hat. Als ich die Skier endlich ab habe, sagt sie mir noch, dass das auch keine Downhill-Skier wären, sondern irgendein Mischmasch. Aha! Dann kann ich wenigstens die Schuld für mein schlechtes Fahren auf die Skier schieben! Und somit muss mein Hosenboden noch einige Rutschfahrten aushalten, bevor ich endlich in Riksgränsen angekommen bin. Dieser Ort ist zwar schon größer als Katterjåkk, doch auch hier werde ich überall mit Schildern darauf hingewiesen, dass Hotels usw. erst ab dem 14 Februar geöffnet werden. Ich frage jemanden, ob es hier eine Möglichkeit gibt, Briefmarken zu kaufen. "Maybe", lässt er mich wissen und führt mich durch das eigentlich geschlossene Hotel zu einem kleinen Supermarkt. Ich darf dort abgesehen von den Briefmarken sogar ein paar von den Lebensmitteln kaufen, die bereits im Regal liegen! Vor dem Hotel entdecke ich dann auch einen von einem Husky "bewachten" Briefkasten. Ich schaue schon den ganzen Tag neidisch auf die Fahrer der Motorschlitten, die sich hier so einfach durch die Landschaft bewegen können. An den drei vor dem Supermarkt stehenden Schlitten stecken sogar noch die Schlüssel. Hmpf, da muss man eben doch der Versuchung widerstehen... Im Übrigen scheint man es hier mit der Misstrauen hier nicht so wie woanders zu übertreiben, was das freundliche Bild von den Menschen hier nur verstärkt. Total happy mache ich mich auf den Rückweg. Auf dem Wanderweg Riksgränsen nach Katterjåkk kommen meine Langlaufskier endlich zur Geltung. Und ich komme auf der geraden Strecke verhältnismäßig gut vorwärts. Nach langer Fahrt komme ich schließlich entkräftet und überhitzt in Katterjåkk an. Die Sonne ist bereits wieder untergegangen. So einen schweren Weg zur Post hatte ich noch nie... - 15 -

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Zu Fuß ist es schwierig, durch den tiefen Schnee vorwärts zu kommen. Ich folge den Spuren der<br />

Motorschlitten. Die sicherste Möglichkeit und trotzdem sinke ich oftmals bis zur Hüfte ein und muss<br />

mich mühsam wieder aus dem Schnee befreien. So langsam lugt auch die Sonne hinter den Bergen<br />

hervor. Heute ist es zwar von 8 bis 16 Uhr hell, doch in dieser Zeit bekomme ich die Sonne nur zwei<br />

Stunden zu sehen. Dabei wirft sie ein tolles Dämmerlicht auf die Berge der Umgebung.<br />

Schweißgebadet komme ich schließlich oben am Ende des Liftes an. Doch oben auf dem "Hügel" bin<br />

ich lange noch nicht und ich schlage mir diesen Gedanken aus dem Kopf. Das würde ich heute kaum<br />

noch schaffen. Heute ist es mit -11°C unten im Tal recht warm. Immerhin sehe ich jetzt auch zwei<br />

andere Skifahrer auf einer weiter unten gelegenen Piste. Ich beobachte ihre Bewegungen genau und<br />

versuche davon zu lernen. Ich schnalle die Skier wieder an und versuche auf einer weniger steilen<br />

Stelle mein Glück. Jeder Versuch einer Abfahrt endet bei mir so, dass ich mich schon nach wenigen<br />

Metern auf den Hintern setze, um damit abzubremsen. Ich bekomme das abbremsen mit den Skiern<br />

einfach nicht hin und mit den Kurven habe ich auch so meine Probleme. Dabei sah das bei den<br />

beiden anderen Skifahrern und im Fernsehen immer so einfach aus! Ich fühle mich an die ersten<br />

Radfahrversuche ohne Stützräder erinnert und frage mich, was den Besitzer dieser Skier bloß, dazu<br />

getrieben hat, sie mir auszuleihen. Nach meinem Verständnis von Physik müsste ich diese Dinger<br />

schon längst kaputt gemacht haben. Dabei weisen sie noch nicht einmal Kratzer auf. Beeindruckend!<br />

Mir reicht es und ich nehme die nächste Piste in den Grenzort Riksgränsen, wo ich mir eine<br />

Einkaufsmöglichkeit und eine Post erhoffe. Dumm nur, dass es auf der besagten Piste auch bergab<br />

geht und ich kann, wie bereits erwähnt, überhaupt nicht bremsen. Die beiden anderen Skifahrer<br />

überholen mich und sehen mich etwas ungläubig an. Ich kann ihnen, auf dem Hosenboden sitzend,<br />

nur dumm grinsend zuwinken. Mann! Bei denen sieht das sooo einfach aus! Ein Ski zum bremsen, der<br />

andere zum halten der Spur. Warum bekomme ich das nur nicht hin, ohne nach kurzer Zeit wieder auf<br />

dem Hosenboden zu sitzen und mir die Kniegelenke zu verdrehen? Immerhin entwickle ich mit der<br />

Zeit eine ganz eigene Technik für die steilen Abfahrten. Ich fahre einfach in der Hocke und stemme<br />

die Fäustlinge zum Abbremsen in den Schnee. Für's schnelle Bremsen benutze ich dann einfach<br />

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