Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern
Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern
Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Feier der Eucharistie sowie die Spendung der Krankensalbung und des Bußsakramentes<br />
bleiben dagegen den Priestern vorbehalten. In Notsituationen (wenn für eine Gemeinde auf<br />
Dauer kein Pfarrer gefunden werden kann) können die Bischöfe auch einen Diakon als Bezugsperson<br />
für eine Gemeinde einsetzen und ihm insbesondere die geistliche Leitung dieser<br />
Gemeinde übertragen.<br />
Für die Priesterweihe ist in der lateinischen Kirche der Zölibat vorgeschrieben. Die heilige<br />
Weihe, Ordination, kann gültig nur der getaufte Mann empfangen (CIC c. 1024). Damit ist<br />
die Frau von allen kirchlichen Weiheämtern (Diakonat, Priesteramt, Bischofsamt) ausgeschlossen.<br />
Da nicht nur die Sakramenten-Vollmacht, sondern auch das Lehramt und das<br />
kirchliche Leitungsamt an die Weihe gebunden sind, liegen die Leitungs-, Entscheidungs- und<br />
Lehrvollmacht allein in den Händen von Männern – und dies soll auch für alle Zeiten so bleiben,<br />
wie mehrere Verlautbarungen des kirchlichen Lehramts gegen die Frauenordination in<br />
den letzten Jahrzehnten bekräftigt haben.<br />
Die Kirche nach evangelischem Verständnis – sowohl nach lutherischer als auch reformierten<br />
Verständnis - ist von den Gemeinden her aufgebaut. Sie ist presbyterial-synodal verfasst. Der<br />
Begriff presbyterial-synodale beschreibt eine aus der reformierten Tradition des 16. Jahrhunderts<br />
stammenden Prinzips der Leitung der Kirche, demzufolge der kirchliche Leitungsauftrag<br />
bei kollegial zusammengesetzten Gremien liegen soll, in denen jeweils Theologen und Nichttheologen<br />
gleichberechtigt miteinander beraten und beschliessen.<br />
Das Anliegen des presbyterial-synodalen Systems stand von Anfang an in einem kritischen<br />
Gegensatz zur hierarchisch, bischöflich verfassten Struktur der röm.-katholischen Kirche. Die<br />
theologische Grundintension der presbyterial-synodalen Kirchenverfassung beruht auf der mit<br />
Mt. 18,15-20 begründeten Überzeugung, dass die Kirche ohne Bischöfe massgeblich von Ältesten,<br />
also Laien, mitgeleitet werden soll. Jesus Christus selbst regiert durch sein Wort die<br />
Kirche in der Weise, dass er in den Gemeinden bestimmte Dienste ausüben lässt, um so das<br />
Evangelium in vielfältiger Gestalt zu allen Menschen zu bringen. Diese Dienst und ihre Träger<br />
stehen grundsätzlich gleichberechtigt nebeneinander. Auf Synoden, zu denen alle Gemeinden<br />
einer Region Vertreter entsenden, sollen übergemeindliche Aufgaben und Probleme<br />
gelöst werden.<br />
Gegenwärtig sind wesentliche Grundgedanken der presbyterial-synodalen Kirchenverfassung<br />
weltweit in den evangelischen Kirchen anerkannt, auch in bischöflich geleiteten evangelischen<br />
Kirchen. Zu nennen wären hier<br />
a) Der Herr selbst leitet durch den Heiligen Geist seine Gemeinde in der Verkündigung<br />
des Wortes<br />
b) Leitung der Kirche ist von Christus gebotener Dienst an der Gemeinde als einer<br />
Gemeinschaft von bleichberechtigten Brüdern und Schwestern<br />
c) Kein Amtsträger und kein Gremium dürfen Gewalt oder Herrschaft über Mitchristen<br />
oder über andere Gemeinden ausüben.<br />
d) Kirchlich Leitungsorgane müssen immer aus ordinierten Theologen und Laien zusammengesetzt<br />
werden.<br />
In einer voll ausgebildeten presbyterial-synodalen Kirchenverfassung wiederholt sich von der<br />
Leitung der Ortgemeinde bis zur Leitung einer Landeskirche in den jeweiligen Gremien die<br />
gleiche Zusammensetzung der Kollegialorgane aus hauptamtlichen Mitarbeitern der Kirche<br />
und gewählten (oder berufenen) ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern. Zwischen den Lei-<br />
35