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Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern

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Aufgrund ihrer eigenen Glaubensvorstellungen leben die Aleviten in Distanz von der IGGiÖ.<br />

In letzter Zeit hört man immer wieder, dass sich die Aleviten überlegen als Religionsgemeinschaft<br />

den eigenen Rechtsstatus anzustreben, da sie durch das derzeitig geltende Islam-Gesetz<br />

offiziell zu den (hauptsächlich sunnitischen) Muslimen gezählt werden.<br />

Muslime aus Bosnien und Herzegowina<br />

Die Muslime Bosnien und Herzegowinas bilden mit den Muslimen aus Albanien (Mehrheit<br />

der albanischen Bevölkerung) die einzigen europäischen Völker, welche der islamischen Religion<br />

zugeordnet werden. „Bosniaken“ („Bošnjaci“) bezeichnet heute im nationalen Sinne<br />

die Muslime des ehemaligen Jugoslawiens (ca. 3 Millionen Menschen). Deren überwiegende<br />

Mehrheit lebt in Bosnien und Herzegowina. (Dort bilden sie das zahlenmäßig größte Volk,<br />

etwa 50% der dortigen Bevölkerung.)<br />

Diese Muslime übernahmen den Islam der hanafitischen Rechtsschule im ausgehenden<br />

15. und 16. Jahrhundert vom Osmanischen Reich, das sich mehrere Jahrhunderte lang über<br />

den Balkan erstreckte. Daher sind die theologischen Hintergründe der Muslime aus dem ehemaligen<br />

Jugoslawien denen der türkischen Muslime relativ ähnlich.<br />

Das 19. Jahrhundert brachte Entwicklungen hin zur Trennung von Religion und Staat. Diese<br />

Prozesse setzten bereits im Osmanischen Reich in den letzten zwei Jahrzehnten seiner Herrschaft<br />

in Bosnien und Herzegowina ein. Allerdings stießen diese Reformen dort auf die Gegenwehr<br />

der muslimischen Eliten. Die Trennung von Religion und Staat wurde zur Gänze<br />

also erst im „Zweiten Jugoslawien“ (ab 1945) vollzogen.<br />

Die meisten bosnischen Muslime leben ihre religiöse islamische Identität vor dem Hintergrund<br />

eines säkularen Verständnisses von Religion. Religion gilt als ein Ausdruck von Kultur.<br />

Während des Krieges in Bosnien wurde an den bosnischen Muslimen jedoch ein Genozid<br />

verübt. Dies und andere Begleiterscheinungen des Krieges bewirkten generell ein Aufleben<br />

der muslimischen Religion und bei sehr geringen Teilen der Bevölkerung auch eine religiöse<br />

Radikalisierung.<br />

Derzeit gibt es 3 religiöse Einrichtungen der Bosniaken in Vorarlberg. Es handelt sich hierbei<br />

um die „Bosnisch-muslimische Gemeinschaft Vorarlberg“ mit Gebetsraum in Feldkirch<br />

(Hämmerlesiedlung 8a), um das „Kultursportzentrum Izet Nani“ mit Gebetsraum in Dornbirn<br />

(Bremenmahd 4) und eine neue Gruppe bosnischer Muslime, die derzeit einen Gebetsraum<br />

in Bludenz etabliert.<br />

Leider gibt es unter den bosnischen Flüchtlingen auch eine kleine Gruppe junger Leute (Saffiya),<br />

die sich von den Wahabiten fundamentalistisch beeinflussen lassen, was den insgesamt<br />

konstruktiven Eindruck der bosnischen Muslime beeinträchtigt.<br />

Nach der offiziellen Statistik der Volkszählung stieg die muslimische Bevölkerung im Fürstentum<br />

<strong>Liechtenstein</strong> von 689 im Jahre 1990 auf 1593 im Jahre 2000. Zum Islam bekennen sich lediglich<br />

66 <strong>Liechtenstein</strong>er(innen).<br />

Seit 2004 unterhält die Regierung eine Arbeitsgruppe für bessere Integration der Muslime in<br />

die Gesellschaft. Die Arbeitsgruppe besteht aus Beauftragten und Beamten, die mit Fragen<br />

des Islam befasst sind. Zu den Zielen der Arbeitsgruppe gehört es, gegenseitigen Vorurteilen<br />

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