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Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern

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Aleviten<br />

Laut eigenen Angaben lebten im Jahr 1998 rund 6.300 Aleviten in Vorarlberg. Das entspricht<br />

etwa einem Viertel der türkisch-stämmigen Bewohner des Landes. Das Zahlenverhältnis entspricht<br />

den Relationen in der Türkei.<br />

Der Alevitische Kulturverein Bodensee (Lauterach, Bundesstraße 23) wurde 1991 gegründet.<br />

Er zählt über 300 Mitglieder; inklusive der entsprechenden Familien erreicht er also rund<br />

1.600 Personen. In der Türkischen Plattform Vorarlbergs finden sich 2005 neben dem<br />

Alevitischen Kulturverein Bodensee noch zwei weitere alevitische Vereine.<br />

Einmal im Monat gibt es ein Cem (die alevitische Gemeinschaftsfeier) mit anschließender<br />

Auskunftsmöglichkeit für Interessierte durch den Dede (die alevitische Führungspersönlichkeit).<br />

Ebenfalls monatlich wird ein Seminar zu religiösen Fragen organisiert, d.h. es wird ein<br />

privater Religionsunterricht organisiert.<br />

Alevitische Eltern melden ihre Kinder in der Regel vom islamischen sunnitischen Religionsunterricht<br />

ab. Gewünscht wäre von Seiten der Aleviten ein eigener alevitischer Religionsunterricht.<br />

Allerdings wäre dafür eine Differenzierung der verschiedenen islamischen Gruppen<br />

analog der christlichen Konfessionen, die auch jeweils eigenständige Körperschaften dem<br />

Staat gegenüber sind, notwendig. Da die Aleviten keine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft<br />

sind, haben sie nicht das Recht auf einen von der öffentlichen Hand bezahlten Religionsunterricht<br />

Für die Aleviten typische Eigenarten wie die ,,musahiplik" (Wahlverwandtschaften, Weggeschwisterschaft)<br />

werden auch in Vorarlberg praktiziert.<br />

Die Aleviten empfinden sich der mitteleuropäischen Kultur gegenüber als liberaler, anpassungsfähiger<br />

als die Sunniten. Durch ihre Geschichte haben sie laut eigenen Angaben gelernt,<br />

ihre Werte auch zurückgezogen zu leben, was ihnen den Vorwurf einer ,,Geheimreligion"<br />

oder ähnliche Bezeichnungen einbrachte. Für sie ist die Trennung von Staat und Religion positiv<br />

besetzt, da sie damit Religionsfreiheit verbinden.<br />

Auffällig ist auch, dass wahrscheinlich 60 bis 70% der Aleviten unterdessen die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft angenommen haben.<br />

Wichtig ist für Aleviten eine Integration, die aus gegenseitigen Rechten und Pflichten besteht.<br />

Ein wichtiger Weg dazu ist eine gute Ausbildung der Kinder und Jugendlichen. Es passt in<br />

das Prinzip der alevitischen Lebensform, das der Bildung einen hohen Wert einräumt.<br />

Das heißt, den Aleviten liegt viel an einem kulturell und religiös offenen Staatsgebilde, weil<br />

sie darin offen ihren Platz finden können. Unter diesen Bedingungen sind sie auch an Gesprächen<br />

oder Zusammenarbeit mit den christlichen Kirchen interessiert.<br />

Die zwei grössten alevitischen Verbände sind die AABF (Föderation der Alevitischen Gemeinden<br />

in Österreich) und die um gute Beziehungen zurr Republik Türkei bemühte Cem<br />

Vakft.<br />

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