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Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern

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Die erste Einwanderungswelle geht auf das Ende der Sechzigerjahre zurück. Die Schweiz, die<br />

damals dringend Arbeitskräfte benötigte, nahm die ersten Immigranten muslimischer Religionszugehörigkeit<br />

auf, welche die Anforderungen ihrer Wirtschaft erfüllten. Türkische Staatsangehörige<br />

machten den Anfang. Ihnen folgten bald Jugoslawen. Diese bestand zunächst vor<br />

allem aus «ledigen» Männern, die nicht daran dachten, sich endgültig in der Schweiz niederzulassen.<br />

Eine zweite Einwanderungsbewegung fand in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre statt, als<br />

die Schweiz die Gesetze für ausländische Arbeiter änderte und den Familiennachzug bewilligte.<br />

Diese Entscheidung führte zu einer grundlegenden Veränderung der muslimischen Präsenz<br />

in der Schweiz, die nunmehr dauerhaft wurde. Folglich waren die Muslime fortan nicht mehr<br />

mehrheitlich männliche Arbeitskräfte, sondern wurden mit dem Zuzug von Frauen und Kindern<br />

zu einer neuen Komponente in der schweizerischen Kulturlandschaft. Seit dieser Zeit<br />

haben die Zuwanderer generell die Idee aufgegeben, früher oder später in ihre Heimat zurückzukehren.<br />

Die dritte Einwanderungswelle hat weniger wirtschaftliche als politische Gründe. Diese Zuwanderung,<br />

die auch in den Sechzigerjahren einsetzte (damals vor allem aus Ländern des<br />

Mittleren Ostens) dauert noch heute an mit Exil Suchenden aus dem früheren Jugoslawien<br />

(vorwiegend Bosnien und dem Kosovo), Nordafrika und den afrikanischen Ländern südlich<br />

der Sahara.<br />

In den letzten dreissig Jahren ist der Anteil der Personen,<br />

die sich bei den Schweizer Volkszählungen als Muslime<br />

ausgeben, um etwa das Zwanzigfache angestiegen.<br />

Diese Muslime machen den nicht unerheblichen Anteil<br />

von 4,3% der Bevölkerung aus, während die schweizerischen<br />

Muslime lediglich 0,6% erreichen, ein im Vergleich<br />

zu anderen europäischen Ländern relativ geringer<br />

Anteil, der sich durch die restriktiven Regelungen für<br />

den Erwerb der Staatsbürgerschaft erklärt,<br />

Im Jahr 2000 betrug der Anteil der Muslime mit Schweizer<br />

Pass 11,75%. In der Schweiz leben also 36 481 Muslime<br />

mit Schweizer Staatsbürgerschaft. Rund die Hälfte<br />

Die Relation hat Symbolkraft: Der Islam ist<br />

in der Schweiz eine Minderheitsreligion<br />

von ihnen ist in der Schweiz geboren. Bei ihnen handelt es sich um Kinder muslimischer<br />

Schweizer, aber auch um Konvertiten. Die andere Hälfte hat die schweizerische Staatsbürgerschaft<br />

durch Einbürgerung erworben. Die Mehrzahl der in der Schweiz lebenden Muslime<br />

sind Ausländer.<br />

Zusammenfassend lassen sich die in der Schweiz lebenden Muslime folgendermassen charakterisieren:<br />

Erstens bilden sie weder ethnisch und kulturell noch hinsichtlich ihrer Einwanderungsgründe<br />

eine homogene Gruppe. Zweitens überwiegt ein europäischer Islam, da fast 90<br />

Prozent aus europäischen Ländern stammen (Jugoslawien bzw. Nachfolgestaaten und die<br />

Türkei). Drittens handelt es sich bei ihnen um eine junge Bevölkerung von Männern und<br />

Frauen, die vorwiegend in städtischen Gebieten leben und grösstenteils Ausländer sind.<br />

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