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Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern

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Größe von ungefähr 500 Mitgliedern. Trotz eines traditionellen christlichen Antijudaismus,<br />

bedingt durch die Stärke und den Einfluss der katholischen Kirche und der Christlichsozialen<br />

sowie später der Vaterländischen Front in Tirol, sowie eines erstarkenden völkischen Antisemitismus,<br />

lebte die Gemeinde bis zum „Anschluss“ an Nazideutschland relativ unbehelligt. In<br />

der Reichspogromnacht im November 1938 kam es zu schweren Ausschreitungen in Innsbruck.<br />

Bis 1939 wurde der größte Teil der jüdischen bzw. von den Nazis nach rassistischen<br />

Kriterien zu Juden erklärten Bevölkerung ausgewiesen bzw. in Sammellager nach Wien deportiert.<br />

Nach 1945 kehrte nur ein Bruchteil der Überlebenden,<br />

hauptsächlich ältere Menschen, nach Tirol und Vorarlberg<br />

zurück. Im März 1952 wurde die „Kultusgemeinde Innsbruck<br />

für die Bundesländer Tirol und Vorarlberg“ gesetzlich<br />

wieder errichtet. 1993 wurde die heutige Synagoge<br />

eingeweiht.<br />

Eingang der Synagoge in Innsbruck<br />

Zahlenmäßig spielen Menschen mit jüdischer Identität im<br />

katholisch dominierten Land <strong>Liechtenstein</strong> keine große<br />

Rolle.<br />

Im 17. Jahrhundert existierte am Eschnerberg für kurze Zeit eine Jüdische Gemeinde.<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> gibt es heute keine jüdische Gemeinde, keine Synagoge und auch keinen<br />

jüdischen Friedhof. Es gibt den „Verein <strong>Liechtenstein</strong>er Freunde der Gedenkstätte Yad<br />

Vashem in Jerusalem“. Der Freundeskreis wurde 2001 gegründet. Inzwischen ist der Verein<br />

fest etabliert und organisiert nicht nur jedes Jahr zum Gedenktag der Auschwitz-Befreiung am<br />

27. Januar eine Feier, sondern hat inzwischen auch schon Lehrer zu Seminaren nach Yad<br />

Vashem geschickt. Über den Verein hinaus besteht unter den Juden im Land einen eher losen<br />

Kontakt<br />

Ende 1938 lebten etwa 120 Juden unter den 10.000 Einwohnern des Landes, was die fürstliche<br />

Regierung als „zu viel“ empfand und am 1. Dezember 1938 die sogenannten Juden-Ein<br />

reisen verbot. Die Unabhängige Historikerkommission schätzt in ihrem <strong>Bericht</strong>, dass zwischen<br />

1933 und 1944 etwa 400 jüdische Flüchtlinge Zuflucht in <strong>Liechtenstein</strong> fanden. Die<br />

Zahl der Zurückgewiesenen ist nicht zu ermitteln. Die, die es geschafft hatten, konnten zwar<br />

aufatmen, hatten aber angesichts eines sehr aktiven nazistischen Kerns der vor allem deutschstämmigen<br />

Bevölkerung keinen leichten Stand. Das Häuflein jüdischer <strong>Liechtenstein</strong>er – etwa<br />

die Hälfte ist im Land geboren – wird heute von der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen.<br />

Wenn sich die kleine jüdische Gemeinde trifft, so vor allem, um einen Feiertag zu<br />

begehen, etwa Pessach. Streng rituell gehe es dabei nicht zu. Dies hat auch soziale Gründe: So<br />

mancher ist mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet. Einige Juden <strong>Liechtenstein</strong>s haben<br />

sich um das Jüdische Museum im benachbarten Hohenems in Österreich geschart. Andere<br />

sind Mitglieder der Jüdischen Gemeinde im schweizerischen St. Gallen, das kaum 35 Kilometer<br />

von <strong>Liechtenstein</strong> entfernt liegt.<br />

Die nächstgelegene Israelitische Kultusgemeinde für die jüdische Wohnbevölkerung des<br />

Rheintales ist in St. Gallen, wo sich auch eine Synagoge befindet. In St. Gallen bestand eine<br />

jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Seit dem 13. Jahrhundert sind Juden in der Stadt<br />

nachweisbar. Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit wurden die Juden der Stadt am 23. Februar<br />

1349 verbrannt. Erst 1377 lebten Juden wieder in der Stadt.<br />

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