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Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern

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10. Christlich-orthodoxe Kirchen<br />

10.1 Orthodoxes Christentum<br />

Orthodox (der rechten Glaubenslehre verpflichtet und den rechten Gottesdienst feiernd) nennen<br />

sich Kirchen, die im früheren griechischen Kulturraum entstanden oder von dorther gegründet<br />

worden sind. Den Kern der orthodoxen Kirchen bilden die vier alten Patriarchate:<br />

Konstantinopel (auch ‚Ökumenisches Patriarchat‘ genannt), Alexandrien, Antiochien und<br />

Jerusalem. Durch byzantinische Missionierung nahm die Mehrzahl der Slawenvölker den<br />

christlichen Glauben in orthodoxer Ausprägung an. In der Folgezeit entstanden das Patriarchat<br />

von Moskau und ganz Russland sowie das serbische, bulgarische und rumänische<br />

Patriarchat. Diese Kirchen sind, wie auch die hellenische, die zyprische und verschiedene<br />

andere, selbständig (autokephal), d.h. sie wählen und weihen ihr Oberhaupt selbständig. Sie<br />

stimmen jedoch in der Verfassung, in der Lehre und im Kult weitgehend überein und besitzen<br />

ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />

Die Muttergottes von Wladimir,<br />

eine der meistverehrten Ikonen<br />

Russlands.<br />

Im Jahr 395 n. Chr. erfolgte die Teilung des römischen Imperiums<br />

in einen west- und einen oströmischen Reichsteil. Unterschiedliche<br />

theologische Meinungen und gegenseitige Bannsprüche<br />

zwischen West- und Ostkirche führten schließlich zur<br />

Kirchenspaltung im Jahr 1054. So kam in der Ostkirche dem<br />

Patriarchen von Konstantinopel der erste Rang zu, den er bis<br />

heute inne hat. Er ist heute vorsitzender Patriarch innerhalb der<br />

Gemeinschaft aller orthodoxen Kirchen.<br />

Die orthodoxen Kirchen bilden mit ca. 225 Millionen Angehörigen<br />

die drittgrößte christliche Gemeinschaft der Welt.<br />

Durch Emigration und durch die Ereignisse des 1. und ganz<br />

besonders des 2. Weltkrieges kamen viele Bewohner östlicher<br />

Staaten und Mitglieder orthodoxer Kirchen nach Deutschland,<br />

nach Österreich und in die Schweiz. So entstanden einerseits<br />

Auslandsgemeinden, die den heimatlichen Patriarchaten unterstellt<br />

sind. und andererseits die unabhängigen orthodoxen Exilkirchen.<br />

Die Ämter der orthodoxen Kirchen sind in der Regel in eine Hierarchie eingebunden: Der<br />

Patriarch oder Erzbischof (in der orthodoxen Kirche von Amerika der Metropolit) ist der<br />

oberste Leiter der Kirche. Bischof, Priester, Diakon, Subdiakon, Vorleser, Sänger und Türhüter<br />

sind die weiteren Ämter.<br />

Die Theologie der orthodoxen Kirchen ähnelt in vieler Hinsicht derjenigen der Römisch-<br />

Katholischen Kirche. Orthodoxe und Römisch-katholische haben dieselben apostolischen<br />

Glaubensbekenntnisse, dieselben Sakramente und dieselben geweihten Ämter. Aufgrund des<br />

gemeinsamen Weges bis zur Kirchenspaltung im Jahre 1054 haben also beide Kirchen dasselbe<br />

Fundament. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es bis heute auch Trennendes zwischen<br />

römischen und östlichen Kirchen: vor allem die <strong>Institut</strong>ion des Papsttums und das Dogma<br />

bezüglich der Unfehlbarkeit des Papstes von 1870.<br />

Im Mittelpunkt der orthodoxen Spiritualität steht die reiche, hauptsächlich gesungene Liturgie<br />

voller Symbolik, deren heutige Form größtenteils bis ins 4. Jahrhundert zurückgeht. Die Mes-<br />

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