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Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern

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Die Fundamentalisten<br />

Ihre Hauptanliegen sind in der Absonderung von der Welt und einem strengen Biblizismus zu<br />

sehen. lm Unterschied zu den charismatischen Gemeinschaften lehnen sie geistliche Gaben<br />

tendenziell ab. Beispiele für Gruppen dieses<br />

Die Moderaten<br />

Sie weisen auf den drei Dimensionen: Absonderung, Biblizismus, Charismatik mittlere<br />

Messwerte auf. sie machen rund die Hälfte der Evangelikalen aus. Hier finden wir viele ältere<br />

Freikirchen, z.B. die Methodisten, die Freien Evangelischen Gemeinden oder die Evangelische<br />

Gesellschaft.<br />

6.8 Hohe Identifikation mit der Glaubensgemeinschaft<br />

Angehörige von Freikirchen unterscheiden sich von der Mehrheit der Mitglieder in den grossen<br />

Volkskirchen darin, dass sie der Religion höchste Priorität in ihrer Lebensführung einräumen.<br />

Religion nimmt in ihrem Leben eine zentrale Stellung ein.<br />

Der gesellschaftliche Wandel blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Art, wie sich die meisten<br />

Menschen heute religiös verstehen. Von diesem Umgang mit Religion grenzen sich die<br />

Mitglieder von Freikirchen deutlich ab.<br />

Bei den meisten nimmt Religion keine dominante Stellung mehr in ihrer Persönlichkeitsstruktur<br />

ein. Mit der Politik rangiert Religion an letzter Stelle in der Wertehierarchie, bei den Protestanten<br />

wie bei den Katholiken. Im Vordergrund des Lebens stehen andere Dinge. Religion<br />

bildet einen latent gehaltenen Lebenshintergrund, der dann und wann im Verlaufe einer Biographie<br />

ins Rampenlicht rückt.<br />

Was sich in jüngster Zeit vor allem ereignet hat ist die Emanzipation vom religiösen Anspruch<br />

der Kirchen, die Emanzipation von der umfassenden Regelung des Lebenszusammenhanges<br />

durch die <strong>Institut</strong>ion Kirche. Beobachten lässt sich nicht so sehr ein Verfall von Religion,<br />

sondern ein Wandlungs- und Veränderungsprozess in den Ausdrucksformen von Religion.<br />

Verändert haben die gesellschaftlichen Modernisierungsprozesse das Gesicht der Religion.<br />

An gesellschaftlicher Relevanz und Vitalität eingebüsst haben die grossen Kirchen, ablesbar<br />

am Kirchgang, an der Konfessionszugehörigkeit der Bevölkerung, an der Zustimmung zu<br />

christlichen Glaubensinhalten. Mit dem Bedeutungsverlust traditioneller, institutionsgebundener<br />

Religiosität sank insgesamt das Religiositätsniveau. Gelitten unter den gesellschaftlichen<br />

Modernisierungsprozessen hat vor allem der sonntägliche Gottesdienstbesuch als zentrale<br />

kirchliche Gemeinschaftsveranstaltung.<br />

Im Wandel der religiösen Orientierung drückt sich eine radikal veränderte Form persönlicher<br />

Selbstwahrnehmung aus. Die moderne Lebenswelt begünstigt eine Collage-Identität von unterschiedlichsten<br />

Zugehörigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen, eine Collage aus<br />

Fragmenten, eine willkürliche Sammlung des Zufälligen und Beliebigen. Der Romanschriftsteller<br />

Salman Rushdie spricht vom modernen Ich als einem schwankenden Bauwerk, „das<br />

wir aus Fetzen, Dogmen, Kindheitsverletzungen, Zeitungsartikeln, Zufallsbemerkungen, alten<br />

Filmen, kleinen Siegen, Menschen, die wir hassen, und Menschen, die wir lieben, zusammensetzen“.<br />

Ein solches Ich widerspricht der gängigen Vorstellung einer gelungenen Identitätsbildung,<br />

die sich durch Eindeutigkeit, Klarheit und innere Kohärenz auszeichnet.<br />

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