Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern
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- Die leidenschaftliche Begeisterung spielt eine wesentliche Rolle. Der Gesang trägt dazu<br />
bei, ebenso die Predigt, die darauf abzielt, die Zuhörer zu erschüttern und gefühlsmäßig zu<br />
rühren.<br />
- Der sehr große Nachdruck, der auf die Bibel gelegt wird. Man richtet Bibelgruppen ein,<br />
um sie besser kennenzulernen. Man wendet eine eher existentielle als historische oder philologische<br />
Lesweise an. Die Erweckungsbewegungen arbeiten an der Verbreitung der Bibel<br />
durch die Bibelgesellschaften.<br />
- Sie nehmen die klassischen Themen wieder auf: das Heil des Sünders durch das Opfer<br />
Christi am Kreuz, wobei sie die Erfahrung der Sünde und der Wiedergeburt betonen.<br />
- Die Bedeutung der Evangelisation. Jeder bekehrte Christ muss daran arbeiten, das Evangelium<br />
zu verkünden und den Glauben durch Wort und Schrift zu verbreiten. Das Austragen<br />
von Blättern und kleinen Traktaten entwickelt sich. Die Erweckungsbewegungen richten als<br />
erste zahlreiche Wohltätigkeitseinrichtungen und Missionsgesellschaften in fremden Ländern<br />
ein (besonders in Afrika und im Pazifik).<br />
- Sie sind in gesellschaftlicher Hinsicht recht fortschrittlich; sie kümmern sich um Erziehung,<br />
Gesundheitspflege, Hilfe für Bedürftige. Die Frauen spielen dabei eine wichtige Rolle<br />
und übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben, die denen der Männer fast gleichkommen.<br />
Über einen der wichtigen Auslöser der Erweckung besteht in der Forschung Übereinstimmung:<br />
Es handelt sich um Friedrich Schleiermachers berühmte „Reden über die Religion“<br />
(1799) – eine Streitschrift im Zuge der beginnenden Romantik gegen den Rationalismus der<br />
Aufklärung. Das Wesen der Religion, so sagt er, bestehe weder zuerst in Verstand noch in<br />
Moral, sondern in einer Erfahrung, der „schlechthinnigen Abhängigkeit von Gott“. Dieser<br />
unmittelbare Erlebnischarakter des Glaubens verband sich wie von selbst mit dem Erbe des<br />
Pietismus.<br />
Im Gefolge der Erweckungsbewegung entstanden eine grosse Anzahl von Freikirchen, die<br />
noch heute bestehen, so beispielsweise die Freien Evangelischen Gemeinden (FEG), die<br />
Evangelische Gesellschaft, die Chrischona-Gemeinden oder das Evangelische Gemeinschaftswerk,<br />
um nur einige zu nennen. lm Zuge der Erweckung wurde 1847 die Evangelische<br />
Allianz gegründet (Mitgründer war Henri Dunant, Gründer des Roten Kreuzes), deren Ziel es<br />
ist, evangelikale Christen zu vereinigen und gemeinsame Anliegen zu fördern.<br />
Pfingstlerische und charimatische Aufbrüche (20. Jahrhundert)<br />
Eine vierte Wurzel der heutigen freikirchlichen Gemeinschaften ist in der Pfingstbewegung<br />
und der aus ihr erwachsenen charismatischen Bewegung zu sehen. Die Pfingstbewegung entstand<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA aus methodistischen und erwecklichen Wurzeln.<br />
Wichtige Gründerfiguren waren Charles Parham 1873-1929) und William J. Seymour<br />
(1870-1029). Die Pfingstbewegung legte Wert auf geistliche Gaben, so beispielsweise das<br />
Reden in Zungen (Glossolalie), die Fähigkeit der Prophetie und das geistliche Heilen von<br />
Krankheiten.<br />
Zentral ist die Auffassung, dass diese in der Bibel beschriebenen Sachverhalte Gaben sind,<br />
die auch heute noch konkret erfahren und angewendet werden können. Christen sollten daher<br />
nach der Bekehrung in einer spezifischen zweiten Erfahrung den Heiligen Geist empfangen.<br />
Meist äussert sich dies in der Zungenrede: Die Person spricht in einer unbekannten, ihr selbst<br />
nicht verständlichen Sprache, wobei die Äusserungen jedoch manchmal von anderen Christen<br />
interpretiert werden können (Bezugspunkt ist Apg.2, 1-5). Anschliessend ist die Person mit<br />
dem Heiligen Geist erfüllt und besitzt möglicherweise auch noch weitere Gaben, die sie an-<br />
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