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Bericht (pdf) - Liechtenstein-Institut, Bendern

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Nachher wahrnehmen konnten und die sie als Folge ihrer bewussten Willensänderung und<br />

Busstätigkeit deuteten.<br />

Der Einfluss des Pietismus auf das Leben von freikirchlichen Gemeinden ist bis heute äusserst<br />

stark. Eine dem Pietismus verwandte und von ihm beeinflusste Bewegung, welche in<br />

England entstand und von dort weltweit wirksam wurde, ist der Methodismus. Aus ihm heraus<br />

entwickelte sich unter anderem die Evangelisch-methodistische Kirche und die Heilsarmee,<br />

welche beide auch im Alpenrheintal zu finden sind.<br />

Die neopietistische Erweckungsbewegung (19. Jahrhundert)<br />

Als Erweckungsbewegungen werden Strömungen im Christentum bezeichnet, die die Bekehrung<br />

des Einzelnen und die praktische christliche Lebensweise besonders betonen. Sie wollen<br />

eine Frömmigkeit hervorbringen, die existentieller, gefühlsbetonter, engagierter, überschwänglicher<br />

ist, die sich eher auf eine persönliche Erfahrung als auf das Festhalten an einer<br />

Lehre gründet. Sie stellen einen Protest gegen eine Religion dar, die vom Intellekt beherrscht<br />

wird. Sie räumen dem Gefühl einen großen Stellenwert ein in Übereinstimmung mit dem<br />

Geist der Romantik.<br />

Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges Christentum mit der Antwort des<br />

Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung beginnt. Charakteristisch<br />

für Erweckungsbewegungen ist die persönliche Bekehrung, die in einer ethisch<br />

veränderten Lebensweise gemäß dem Evangelium von Jesus Christus zum Ausdruck kommt.<br />

Gewöhnlich entstanden sie als Reaktion auf ein Christentum, das als dogmatisch fixiert, liturgisch<br />

erstarrt oder rein traditionalistisch empfunden wurde. Erweckungsbewegungen sind<br />

keine Randerscheinungen, sondern Massenbewegungen: Die Erweckungsbewegungen haben<br />

jeweils zu einem starken Anwachsen der engagierten Christen in der Bevölkerung geführt.<br />

Neben der Evangelisation haben Erweckungsbewegungen oft eine starke gemeinschaftsfördernde<br />

und diakonische Komponente.<br />

Die neopietistische Erweckungsbewegung im deutschsprachigen Raum hat ihre Wurzeln zum<br />

einen im Pietismus, zum anderen in der südenglischen Brüderbewegung, die über das<br />

Tuchgewerbe zunächst im französischen Lyon zum Réveil führte und schließlich über Handelsreisende<br />

den Weg von dort nach Deutschland fand. Die Erweckungen des 19. Jahrhunderts<br />

in Deutschland und der Schweiz fanden zum größeren Teil innerhalb der Landeskirchen<br />

statt. Auch innerhalb traditioneller Freikirchen wie den täuferischen Mennoniten kam es mit<br />

Entstehung der Mennonitischen Brüdergemeinden zu einer gemeindebildenden Erweckungsbewegung.<br />

Die Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts stehen in engem Zusammenhang mit der<br />

Romantik. Sie führen zu einer existentielleren, gefühlsbetonteren‚ erweckten Frömmigkeit<br />

gegenüber einem Glauben, der als fade und eingefahren angesehen wird. Sie zeichnen sich<br />

durch folgende Merkmale aus:<br />

- Der Aufruf zur Bekehrung, der nicht bedeutet, die Religion zu wechseln, sondern von<br />

einem konventionellen zu einem lebendigen Glauben überzugehen. Die Bekehrung, die als<br />

eine ‚neue Geburt' angesehen wird, weil sie die Existenz völlig verändert, ist eine geistige und<br />

existentielle Erfahrung. Sie ist auf das Wirken Gottes im Herzen des Bekehrten zurückzuführen.<br />

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