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Gäbe es keine Spiegel mehr ...<br />
Erfolgreicher Auftakt des Jaspers’ Club im Botanischen Garten der Universität<br />
Lasst uns ein Experiment machen“,<br />
fordert Hans-Joachim<br />
Müller die Kinder vor sich auf.<br />
„Und zwar ein Gedankenexperiment.<br />
Stellt euch einmal vor,<br />
es gäbe keine Spiegel mehr. Wie<br />
wäre das?“ Es ist Freitagnachmittag<br />
im Botanischen Garten.<br />
Zum Abschluss des ersten „Jaspers’<br />
Clubs“ wird noch einmal<br />
zusammen philosophiert. „Spiegel“<br />
lautet das Thema. Ein spannendes<br />
Thema. Hätte man am<br />
Anfang gar nicht gedacht. Spannend<br />
vor allem die Fragen, die<br />
Kinderphilosoph Müller stellt.<br />
Es braucht nicht lange, und<br />
die Dritt- und Viertklässler kommen<br />
in Schwung. So folgert ein<br />
Junge messerscharf: „Wenn es<br />
keine Spiegel mehr gäbe, gäbe<br />
es auch keine Rückspiegel mehr,<br />
und dann passieren Unfälle.“<br />
Ein Mädchen meint: „Vielleicht<br />
würde ich dann denken, ich hätte<br />
schwarze Haare!“ Aha. Eine<br />
wichtige Aussage. Der Spiegel<br />
gibt also Auskunft über die eigene<br />
Person. Das führt doch gleich<br />
zu einer nächsten interessanten<br />
Frage: „Wenn ihr wissen möchtet,<br />
wer ihr seid, braucht ihr dazu<br />
unbedingt einen Spiegel?“<br />
„Nein!“ ist ein Junge überzeugt:<br />
„Andere können auch über mich<br />
erzählen.“ Aber wenn sie das<br />
nicht tun?<br />
Beim Philosophieren kommt<br />
man plötzlich auf Gedanken, die<br />
weit über das Alltäglich hinausführen,<br />
zeigt Müller den Kindern:<br />
„Wobei man oft mit ganz banalen<br />
Fragen beginnt.“ So stand<br />
diesmal am Anfang die Frage, ob<br />
man heute schon in den Spiegel<br />
geschaut hat. „Na klar!“ Aber<br />
Wie viele Fragen die Natur aufwirft, das erfuhren die Kinder vom Jaspers’<br />
Club im Botanischen Garten.<br />
Ein Junge ist dem Phänomen „Spiegel“ auf der Spur.<br />
14 Leporellino<br />
Kunterbunt<br />
warum haben die Kinder das getan?<br />
Und welche Gründe kann es<br />
überhaupt geben, dass man in<br />
einen Spiegel schaut? „Man sieht<br />
Gefühle“, sagt ein Mädchen. So<br />
blitzt die schlechte Laune aus<br />
dem Spiegelbild hervor. Und<br />
worin kann man sich alles spiegeln?<br />
Und gibt es Dinge, die, ohne<br />
echte Spiegelbilder zu erzeugen,<br />
so etwas wie ein Spiegel sein<br />
können? Etwa die Natur?<br />
Nach dem erfolgreichen Start<br />
des Projekts im März soll der Jaspers‘<br />
Club im Herbst fortgeführt<br />
werden. „Es steht allerdings noch<br />
nicht fest, wann“, so Projektleiter<br />
Professor Andreas Nießeler<br />
vom Institut für Pädagogik der<br />
Universität Würzburg. Auch der<br />
zweite Japsers’ Club will Kinder<br />
wieder zur Auseinandersetzung<br />
mit der Natur animieren: „Und<br />
ihr Staunen zu wecken.“ Schließlich<br />
dient der Club dazu, das<br />
Fragen der Kinder zu bestärken:<br />
„Was leider in den Schulen zu<br />
kurz kommt.“ Wer wissen möchte,<br />
wann der neue Jaspers‘ Club<br />
stattfindet, kann sich ab September<br />
unter www.paedagogik.uniwuerzburg.de<br />
informieren.<br />
Pat Christ<br />
Fotos: Pat Christ