Dezember 2013 - PDF - Gemeinde Leoben
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Radwerk IV<br />
Ein echtes Kleinod der Montangeschichte befindet sich<br />
in unmittelbarer Umgebung der Stadt <strong>Leoben</strong><br />
Freisinger<br />
Das Radwerk IV in Vordernberg (erbaut 1846) ist heute ein montangeschichtliches Museum, in dem die bewegte Vergangenheit des Eisenwesens<br />
in der Region <strong>Leoben</strong> und speziell in Vordernberg auch für heutige Generationen greifbar wird.<br />
Zu den Glanzzeiten der Eisenproduktion<br />
in Vordernberg, welche durch die Reformen<br />
Erzherzog Johanns im 19. Jahrhundert<br />
eine neue und letzte Blüte erlebte. Das Radwerk<br />
IV, in seiner heutigen Bauform im Jahre<br />
1846 errichtet, ist nicht nur technisch<br />
sondern auch architektonisch ein beeindruckendes<br />
Zeugnis der Industriegeschichte in<br />
der Region <strong>Leoben</strong>.<br />
Tradition. Das Radwerk IV hatte in seiner<br />
Ausstattung von 1846 einen acht Meter hohen<br />
Hochofen zur Verhüttung des Eisenerzes<br />
– dieser lieferte pro Tag etwa acht bis<br />
zehn Tonnen Roheisen. Seinen Namen erhält<br />
ein Radwerk von einem Wasserrad (in<br />
diesem Fall ein großes Schaufelrad, welches<br />
durch den Vordernbergerbach angetrieben<br />
wurde), mit dem Blasebalg betrieben wird.<br />
Die durch einen Winderhitzer vorgewärmte<br />
Luft wird zum Betrieb des Hochofens benötigt.<br />
Daher konnten Radwerke selbstverständlich<br />
nur an Flüssen errichtet werden.<br />
Die Technologie stammt noch aus einer<br />
Zeit, in der an Dampfkraft (deren Vorteil die<br />
Ortsunabhängigkeit ist) noch nicht zu denken<br />
war. Das Erz bezog das Radwerk IV über<br />
eine Holzbrücke von der Erzförderbahn,<br />
welche vom Erzberg her kam und die auf<br />
einem Anhang gleich daneben vorbeiführte.<br />
Die Holzkohle wurde in Kohlenmeilern in<br />
den Wäldern der nahen und weiteren Umgebung<br />
hergestellt. Hierzu wurden große<br />
Waldflächen in der gesamten Eisenwurzen<br />
abgeholzt. Dies war auch ein Grund für den<br />
späteren Siegeszug von Koks als Brennmaterial,<br />
wenngleich auch nur ein geringer.<br />
Wirtschaftlichkeit. Das Radwerk wurde im<br />
19. Jahrhundert nochmals modernisiert<br />
und zwar unter dem neuen Besitzer Otto<br />
Mayr-Melnhof. Später scheinen die Familie<br />
Schwarzenberg und schließlich die Firma<br />
Schoeller&Co. als Besitzer auf. Jedoch konnten<br />
die Vordernberger Radwerke Ende des<br />
19. Jahrhunderts trotz aller Neuerungen<br />
nicht mehr konkurrieren – das Hauptproblem<br />
war nach wie vor nicht gelöst: die Holzkohle<br />
konnte den massiv höheren Brennwert<br />
von Koks und damit die höhere<br />
Wirtschaftlichkeit von Kokshochöfen nicht<br />
ausgleichen. Das Gros der Eisenverarbeitung<br />
lagerte sich nach Donawitz aus.<br />
Gleichzeitig wurde die neue Präbichl-Bahn<br />
fertiggestellt, mit der Erze in großen Mengen<br />
vom Erzberg zu den neuen Koks-Hochöfen<br />
in Donawitz transportiert werden<br />
konnten, deren Erzeugungsleistung an<br />
Roheisen deutlich wirtschaftlicher und höher<br />
war als jene der Holzkohlen-Hochöfen<br />
in Vordernberg. Es mussten immer mehr<br />
Radwerke geschlossen werden.<br />
Erhaltung. Nach der endgültigen Stilllegung<br />
des Radwerkes IV im Jahre 1911 gab<br />
es immer wieder Bemühungen, dieses als<br />
Museum zu erhalten. Mit Erfolg – schon<br />
1928 wurde das Werk unter Denkmalschutz<br />
gestellt. 1956 kam es dann schließlich zur<br />
Gründung des Vereins „Freunde des Radwerkes<br />
IV in Vordernberg“, welcher die notwendigen<br />
Erhaltungsarbeiten besorgte<br />
und besorgt. Das Radwerk IV ist ein Denkmal<br />
von Bedeutung weit über Österreich<br />
hinaus. 1989 erfolgte sogar die Kennzeichnung<br />
als „Historisches Wahrzeichen“ der<br />
American Society for Materials, in deren<br />
Wahrzeichen-Katalog auch der Pariser Eifelturm<br />
eingereiht ist. Nicht zuletzt ist das Radwerk<br />
IV ein Denkmal für Technik der Eisenproduktion<br />
und Verarbeitung, aber auch in<br />
architektonischer Hinsicht auffallend, da es<br />
kein typischer Industriebau ist.<br />
Museum. Das Radwerk IV ist als Museum im<br />
Originalzustand erhalten und kann unter<br />
fachkundiger Führung besichtigt werden.<br />
INFORMATION<br />
www.radwerk-vordernberg.at<br />
Tel. 0664 / 73491994<br />
radwerk4@a1.net<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>/Jänner 2014<br />
Stadtmagazin LEOBEN<br />
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