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Sport-Info Heft 37 1-2011.pdf - Lehrer.uni-karlsruhe.de

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Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rkrafttrainings<br />

Martin Zawieja, Lehrwart Ba<strong>de</strong>n-Württembergischer Gewichtheberverband<br />

Krafttraining mit Kin<strong>de</strong>rn ist (v.a. in<br />

Deutschland) traditionell mit Vorbehalten<br />

belegt. Diese Auffassung, die sich<br />

auch in vielen Lehrmeinungen <strong>de</strong>r Traineraus-<br />

und -fortbildung wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>t,<br />

lässt sich jedoch mit <strong>de</strong>m aktuellen<br />

Kenntnis- und Forschungsstand schon<br />

seit etlichen Jahren nicht mehr ernsthaft<br />

begrün<strong>de</strong>n. Zumin<strong>de</strong>st international<br />

gibt es längst an<strong>de</strong>re Sichtweisen,<br />

in Deutschland setzen sich diese<br />

Kenntnisse erst langsam durch.<br />

Gleichzeitig ist im <strong>Sport</strong>- und Bewegungsalltag<br />

festzustellen, dass sowohl<br />

die durchschnittliche Fitness <strong>de</strong>s Nachwuchses<br />

allgemein eher nachlässt als<br />

auch die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Fitness<br />

und Kraft im Nachwuchstraining für<br />

<strong>de</strong>n Leistungssport steigen und früher<br />

einsetzen. Die Aufgabe, hier eine sinnvolle<br />

und gleichzeitig verantwortbare<br />

körperliche Ausbildung durchzuführen,<br />

ist unübersehbar.<br />

Vorliegen<strong>de</strong> wissenschaftliche Untersuchungen<br />

zeigen oftmals, dass „kleine<br />

Erwachsenenmetho<strong>de</strong>n“ angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n (was die Belastungsstrukturen<br />

angeht), die empfohlenen Belastungsmetho<strong>de</strong>n<br />

weisen ein ähnliches<br />

Bild aus, das geprägt ist von abgeleiteten<br />

Erwachsenenmetho<strong>de</strong>n. Inhaltliche<br />

Empfehlungen sind oft gut gemeint,<br />

fußen dabei aber auch gern auf<br />

unreflektierten o<strong>de</strong>r gar missverstan<strong>de</strong>nen<br />

Ansichten. Dazu gehören bspw.<br />

die ungenaue Empfehlung zu Übungen<br />

mit eigenem Körper- statt Fremdgewicht,<br />

<strong>de</strong>r Bevorzugung von geführtem<br />

Maschinentraining o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Verzicht<br />

auf Übungen mit freien Hanteln, die<br />

nicht verwechselt wer<strong>de</strong>n dürfen mit<br />

Maximalkrafttraining o<strong>de</strong>r Wettkampftraining<br />

von Gewichthebern.<br />

Der Forschungsstand lässt sich trotz aller<br />

Unsicherheiten und noch offener<br />

Fragestellungen kurz und knapp so darstellen:<br />

Krafttraining mit Kin<strong>de</strong>rn ist<br />

möglich und lohnend, ist bei angemessener<br />

Durchführung ungefährlich und<br />

letztlich auch unverzichtbar.<br />

Krafttraining als Maßnahme zur gezielten<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r muskulären<br />

Leistungsfähigkeit hat heute im Wettkampf-<br />

und Leistungssport eine generell<br />

sehr wichtige Be<strong>de</strong>utung erlangt.<br />

Dennoch besteht beim Einsatz <strong>de</strong>s<br />

Krafttrainings in <strong>de</strong>r Praxis sehr häufig<br />

große Unsicherheit, wie das Krafttraining<br />

in die Trainingsplanung einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n soll, so dass es tatsächlich<br />

leistungsför<strong>de</strong>rnd wirkt.<br />

Inhaltlich gehört eine breit angelegte<br />

athletische Ausbildung, die man auch<br />

als „Körperschule“ verstehen könnte,<br />

mit stets ausreichend hohem koordinativen,<br />

an komplexen Ganzkörperanfor<strong>de</strong>rungen<br />

orientiertem Anspruch genauso<br />

dazu wie eine rechtzeitige technische<br />

Ausbildung späterer Trainingsübungen<br />

unter Belastungsgesichtspunkten.<br />

Dazu gehören nicht nur Laufen,<br />

Springen, Werfen usw. als Grundfertigkeiten,<br />

son<strong>de</strong>rn genauso zentral<br />

auch die altersgerechte, soli<strong>de</strong> bewegungstechnische<br />

Ausbildung von Langhantelübungen.<br />

Die Langhantelübungen<br />

sind nicht, wie oft in <strong>de</strong>r Literatur<br />

beschrieben, als Leistungsreserve<br />

im Maximalkrafttraining zu verstehen,<br />

son<strong>de</strong>rn dienen als Mittel zum<br />

Zweck für eine qualitativ hochwertige<br />

athletische Ausbildung.<br />

Die Belastungsgestaltung in einem solchen<br />

Training orientiert sich nicht an<br />

<strong>de</strong>m Vorgehen mit erwachsenen, ausgereiften<br />

<strong>Sport</strong>lern, son<strong>de</strong>rn dient immer<br />

unserem Anspruch an Nachwuchstraining<br />

als Lerntraining: es geht<br />

um Lernfortschritte und stets gute Bewegungsqualität<br />

auf je<strong>de</strong>r Lernstufe.<br />

Dafür sind ausreichend viele Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

in <strong>de</strong>r Summe nötig, aber<br />

eben nicht in <strong>de</strong>r einzelnen „Serie“, Ermüdungen<br />

und damit schlechte o<strong>de</strong>r<br />

gar ungesun<strong>de</strong> Ausführungen dürfen<br />

hier nicht vorkommen. Qualität kommt<br />

weit vor Umfang und Belastungsintensität<br />

im Sinne hoher Gewichte, wie<br />

man sie gern, aber unreflektiert mit<br />

Krafttraining in Verbindung bringt. Die<br />

Praxis für das Training mit Kin<strong>de</strong>rn zielt<br />

nicht auf Maximalkraft, son<strong>de</strong>rn hat die<br />

Hauptschwerpunkte Mobilisation,<br />

Stabilisation und Explosivität – und<br />

zwar für je<strong>de</strong> Kraftübung in dieser Reihenfolge.<br />

Vor diesem Hintergrund habe ich gemeinsam<br />

mit meinem Kollegen Klaus<br />

Oltmanns unsere eigenen Erfahrungen<br />

als Trainer und Trainerausbil<strong>de</strong>r, zu<br />

einem Praxiskonzept für ein mo<strong>de</strong>rnes<br />

Krafttraining schon im Kin<strong>de</strong>salter zusammengefasst<br />

und in ein trainingspraktisches<br />

System (Kin<strong>de</strong>r lernen<br />

Krafttraining, OLTMANNS/ZAWIE-<br />

JA, Philippka Verlag Münster 2011)<br />

übertragen. Wichtig waren uns auch<br />

Erfor<strong>de</strong>rnisse innerhalb <strong>de</strong>s langfristigen<br />

Leistungsaufbaus, die an die frühen<br />

Trainingsetappen, schwerpunktmäßig<br />

im Kin<strong>de</strong>salter, gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu gehört eine koordinativ breite motorische<br />

und athletische Basisausbildung<br />

genauso wie eine mo<strong>de</strong>rate, altersgemäße<br />

Belastungsgestaltung und<br />

vor allem ein Verständnis <strong>de</strong>s Nachwuchskrafttrainings<br />

als „Lerntraining“.<br />

LEITARTIKEL<br />

1/2011 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 5

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