Sport-Info Heft 37 1-2011.pdf - Lehrer.uni-karlsruhe.de
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AUS DEN SCHULEN<br />
„Klasse Mobil“ - eine Klasse macht sich auf <strong>de</strong>n Weg<br />
Frau Anja Wolf-Sichelschmidt /Herr Horst Krög, Theodor-Heuss-Realschule Walldorf<br />
Motive und Vorüberlegungen<br />
Die Lebensrealität unserer Schülerinnen<br />
und Schüler, sowie auch unserer<br />
gesamten Gesellschaft hat sich<br />
innerhalb <strong>de</strong>r letzten Jahre radikal verän<strong>de</strong>rt.<br />
Die Medienflut, zunehmen<strong>de</strong><br />
Scheidungsraten und <strong>de</strong>r Leistungsdruck<br />
unserer <strong>Info</strong>rmationsgesellschaft<br />
spiegeln sich in physischen und<br />
psychischen Problemen wi<strong>de</strong>r, mit <strong>de</strong>nen<br />
unsere Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zu<br />
kämpfen haben. In zunehmen<strong>de</strong>m Maße<br />
wer<strong>de</strong>n auch <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong><br />
mit diesen Schwierigkeiten konfrontiert,<br />
müssen täglich darauf reagieren<br />
und Antworten und Wege fin<strong>de</strong>n, um<br />
mit diesen neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
adäquat umzugehen.<br />
Immer mehr Schülerinnen und Schüler<br />
haben beispielsweise Konzentrationsprobleme<br />
und Schwierigkeiten, sich im<br />
sozialen Umfeld angemessen zu verhalten.<br />
Oft gehen diese Defizite einher<br />
mit Essstörungen, mangeln<strong>de</strong>r körperlicher<br />
Koordinationsfähigkeit und an<strong>de</strong>ren<br />
Teilleistungsstörungen.<br />
Aus <strong>de</strong>n oben kurz skizzierten Beobachtungen<br />
und Erfahrungen heraus,<br />
haben wir vor zwei Jahren Überlegungen<br />
angestellt, in einer unserer Eingangsklassen<br />
gezielt bewegungs– und<br />
ernährungsorientierte Unterstützungsmaßnahmen<br />
zu initiieren. Die Erkenntnisse<br />
<strong>de</strong>r neurobiologischen Forschung<br />
<strong>de</strong>r letzten Jahre, die einen engen Zusammenhang<br />
zwischen körperlicher<br />
Bewegung und kognitiver Leistung sowie<br />
höhere Konzentrationsfähigkeit belegen,<br />
sowie Veröffentlichungen und<br />
Pilotprojekte, welche die Implementierung<br />
von Bewegungseinheiten in <strong>de</strong>r<br />
Schule for<strong>de</strong>rn, haben uns in unserem<br />
Bestreben, ein eigenes Konzept zu erarbeiten<br />
bestärkt.<br />
Vorbereiten<strong>de</strong> Maßnahmen<br />
Zunächst einmal versuchten wir, nach<br />
theoretischen Vorüberlegungen, unser<br />
Konzept auf eine breite Basis zu stel-<br />
len. Wir wollten damit erreichen, möglichst<br />
viele innerschulische und außerschulische<br />
Kooperationspartner für unsere<br />
I<strong>de</strong>e zu gewinnen. Unserer Ansicht<br />
nach ist eine interdisziplinäre Herangehensweise<br />
nicht nur fachlich,<br />
son<strong>de</strong>rn auch ökonomisch und praktisch<br />
von Vorteil (siehe Abb 1) An diesem<br />
Punkt <strong>de</strong>r Planung erfuhren wir<br />
fast ausnahmslos positive und motivieren<strong>de</strong><br />
Rückmeldungen.<br />
Die Zustimmung <strong>de</strong>r Schulleitung<br />
sollte dabei naturgemäß an erster Stelle<br />
stehen. In Absprache mit dieser verfassten<br />
wir einen Antrag an das Staatliche<br />
Schulamt mit <strong>de</strong>r Bitte um die Genehmigung<br />
<strong>de</strong>s Konzeptes bzw. einer<br />
Pilotklasse und zweier zusätzlicher<br />
<strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>n pro Woche. Um <strong>de</strong>n organisatorischen<br />
Aufwand möglichst<br />
gering zu halten und Grundsatzdiskussionen<br />
zu vermei<strong>de</strong>n, bot es sich an,<br />
Vorabinformationen an die Gesprächspartner<br />
zu versen<strong>de</strong>n (siehe Abb 2) So<br />
konnten sich die angesprochenen Personen<br />
einerseits schnell einen Überblick<br />
über Inhalte und Zielsetzung verschaffen<br />
und wir uns lange Erklärungen<br />
am Telefon ersparen.<br />
Nach <strong>de</strong>n ersten Sondierungsgesprächen<br />
mit möglichen Kooperationspartnern<br />
kam für uns die erste Ernüchterungsphase.<br />
Es zeigte sich, dass von<br />
einigen die Be<strong>de</strong>utung unseres Konzeptes<br />
zwar als wichtig und notwendig<br />
eingestuft wur<strong>de</strong>, sie eine konkrete<br />
Unterstützung aber aus personellen, finanziellen<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n ablehnten.<br />
Ungeachtet <strong>de</strong>r Absagen<br />
planten wir innerschulisch weiter und<br />
verstärkten die Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>n verbliebenen Kooperationspartnern.<br />
Kooperationspartner Eltern<br />
Der nächste Schritt, <strong>de</strong>r uns wichtig erschien,<br />
war eine uneingeschränkte<br />
Mitarbeit und Zustimmung <strong>de</strong>r Elternschaft.<br />
Unserer Ansicht nach ist eine<br />
erfolgversprechen<strong>de</strong> Arbeit nur dann<br />
möglich, wenn bestimmte bewegungs-<br />
und ernährungsorientierte Inhalte<br />
von <strong>de</strong>n Eltern nicht nur akzeptiert,<br />
son<strong>de</strong>rn auch aktiv im Familienleben<br />
mitgetragen und geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei einem Tag <strong>de</strong>r offenen Tür<br />
stellten wir <strong>de</strong>shalb unser Konzept <strong>de</strong>n<br />
Eltern vor und verteilten Flyer mit <strong>de</strong>n<br />
wichtigsten Aspekten. Gleichzeitig<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hinweis über die Einrichtung<br />
einer Pilotklasse gegeben, in welche<br />
die Eltern ihre Kin<strong>de</strong>r bei Interesse<br />
anmel<strong>de</strong>n konnten. Am Tag <strong>de</strong>r Einschulung<br />
lag also, neben <strong>de</strong>n normalen<br />
Erfassungslisten, für die Eltern eine geson<strong>de</strong>rte<br />
Liste „Klasse Mobil“ aus.<br />
Bald war klar, dass eine solche Klasse<br />
gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong> und ab <strong>de</strong>m SJ<br />
2010/11 an <strong>de</strong>n Start gehen konnte.<br />
Konkrete Planung und Umsetzung<br />
In <strong>de</strong>n letzten zwei Monaten vor <strong>de</strong>n<br />
Sommerferien ging es an die konkrete<br />
Umsetzung und Planung bezüglich<br />
Stun<strong>de</strong>ntafel, <strong>Lehrer</strong>team in <strong>de</strong>r „Klasse<br />
Mobil“, erste Unterrichtswoche,<br />
Schullandheimaufenthalt in <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>schule<br />
Schöneck, Elternabend und<br />
vieles an<strong>de</strong>res mehr. Beim <strong>Lehrer</strong>team<br />
haben wir angestrebt – neben <strong>de</strong>n<br />
Klassenlehrern – möglichst viele Fachlehrer<br />
in die Klasse zu bekommen, die<br />
entwe<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong> studiert haben o<strong>de</strong>r<br />
unterrichten.<br />
Alle Kolleginnen und Kollegen wur<strong>de</strong>n<br />
ausführlich über das Konzept „Klasse<br />
mobil“ unterrichtet und waren sehr<br />
motiviert dieses fächerübergreifend<br />
mitzutragen.<br />
Am Tag <strong>de</strong>r Einschulung fand zeitgleich<br />
<strong>de</strong>r erste Elternabend statt. Hier wur<strong>de</strong><br />
das Konzept nochmals ausführlich erläutert,<br />
zu Fragen Stellung genommen<br />
und die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Eltern<br />
als ein wichtiger Bestandteil hervorgehoben.<br />
Die Abstimmung über<br />
<strong>de</strong>n En<strong>de</strong> November geplanten Schullandheimaufenthalt<br />
verlief mit einem<br />
einstimmigem Votum positiv. Weitere<br />
12 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 1/2011