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P1.5.3.3 Freie Drehschwingungen - LD DIDACTIC

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YS 2013-05<br />

Mechanik<br />

Schwingungslehre<br />

Drehpendel nach Pohl<br />

<strong>LD</strong><br />

Handblätter<br />

Physik<br />

<strong>P1.5.3.3</strong><br />

<strong>Freie</strong> <strong>Drehschwingungen</strong><br />

Aufzeichnung und Auswertung mit CASSY<br />

Versuchsziele<br />

Aufnahme der Amplitude eines Drehpendels in Abhängigkeit von der Zeit.<br />

Bestimmung der Dämpfungskonstanten.<br />

Untersuchung des Übergangs vom schwach gedämpften Fall zum aperiodischen Grenzfall und zum Kriechfall.<br />

Grundlagen<br />

Schwingungen und Wellen sind sowohl in Natur als auch in<br />

der Technik von großer Bedeutung. Die Untersuchung der<br />

damit verbundenen Phänomene ist deswegen von der experimentellen<br />

und der theoretischen Seite notwendig. Es ergibt<br />

sich dadurch der Zugang zum Verständnis der fundamentalen<br />

Modelle und Gesetze der Physik.<br />

<strong>Drehschwingungen</strong> stellen einen Spezialfall der mechanischen<br />

Schwingungen dar. An ihnen lassen sich aber alle<br />

Untersuchungen der wichtigen Phänomene durchführen.<br />

Im vorliegenden Versuch werden freie <strong>Drehschwingungen</strong> bei<br />

unterschiedlich starken Dämpfungen untersucht.<br />

Die physikalische Größe, die den Zustand des Systems zum<br />

gegebenen Zeitpunkt t vollständig beschreibt ist der Auslenkwinkel<br />

aus der Ruhelage (bei ).<br />

Die Wirkung der Spiralfeder auf das Drehpendel ist durch das<br />

Hookesche Gesetz gegeben:<br />

( )<br />

Dabei ist D die Federkonstante und das durch die Feder<br />

verursachte Drehmoment auf das Drehpendel.<br />

Zusätzlich wird durch die Wirbelstrombremse ein Drehmoment<br />

auf das Pendel ausgeübt:<br />

̇ .<br />

Dabei ist k die Reibungskonstante und ̇ die erste zeitliche<br />

Ableitung des Auslenkwinkels, also die Winkelgeschwindigkeit.<br />

Abb. 1: Versuchsaufbau zu freien <strong>Drehschwingungen</strong> mit Dämpfung<br />

1


̇<br />

̇<br />

<strong>P1.5.3.3</strong><br />

<strong>LD</strong> Handblätter Physik<br />

Geräte<br />

1 Drehpendel ................................................. 346 00<br />

1 DC-Netzgerät 0...16 V/0...5 A ..................... 521 545<br />

1 Sensor-CASSY 2 ........................................ 524 013<br />

1 Drehbewegungssensor S ........................... 524 082<br />

1 CASSY Lab 2 ............................................. 524 220<br />

1 Vielfach-Messgerät <strong>LD</strong>analog 20 ................ 531 120<br />

1 Experimentierkabel, 100 cm, blau .............. 500 442<br />

1 Experimentierkabel, 100 cm, rot/blau, Paar 501 46<br />

1 PC mit Windows XP/Vista/7/8<br />

Sicherheitshinweis<br />

Maximale Stromstärke am Elektromagneten für die<br />

Wirbelstrombremse beachten:<br />

I max = 1 A (kurzzeitig 2 A)<br />

Sowohl mathematisch als auch physikalisch werden folgende<br />

drei Fälle unterschieden:<br />

Schwingfall<br />

Die Dämpfung ist gering. In diesem Fall lautet die allgemeine<br />

Lösung der Gleichung (1)<br />

( ) ( )<br />

Die Konstanten A und B werden durch die Vorgabe des Wertes<br />

für den Startwinkel ( ) sowie für die Startwinkelgeschwindigkeit<br />

̇ ( ) ̇ festgelegt und ergeben sich dann zu<br />

Aus Gleichung (2) folgt,<br />

dass die Amplitude zeitlich um den Faktor<br />

-<br />

[<br />

]<br />

abnimmt, d.h.<br />

sie halbiert sich nach der Halbwertszeit<br />

und dass das Dämpfungsverhältnis zweier aufeinander folgenden<br />

Amplituden konstant ist<br />

-<br />

Dabei ist die Periodendauer der gedämpften Schwingung.<br />

Der Exponent<br />

Die Summe dieser beiden Drehmomente ergibt (da entgegengesetzt)<br />

das negative Gesamtdrehmoment<br />

für das nach Newton gilt:<br />

Dabei ist I das Trägheitsmoment des Drehpendels und ̈<br />

die Winkelbeschleunigung.<br />

Daraus folgt:<br />

̈ ( )<br />

̈ ̇ ( ) ( )<br />

Gleichung (1) ist die Bewegungsgleichung, die die freie, gedämpfte<br />

Schwingung beschreibt. Dabei handelt es sich um<br />

eine gewöhnliche, homogene lineare Differentialgleichung<br />

zweiter Ordnung, deren Lösung eindeutig und wohl bekannt<br />

ist.<br />

Um die Formeln übersichtlicher zu gestalten, werden folgende<br />

Größen eingeführt:<br />

<br />

<br />

<br />

Dämpfungskonstante<br />

Eigenfrequenz des ungedämpften Drehpendels<br />

Frequenz des gedämpften Drehpendels<br />

√<br />

wird als logarithmisches Dämpfungsdekrement bezeichnet.<br />

Aperiodischer Grenzfall<br />

Im Fall einer genügend großen Dämpfung bewegt sich das<br />

Pendel schnell in die Position der Ruhelage aus dem ausgelenkten<br />

Zustand ohne die Position der Ruhelage zu passieren.<br />

In diesem Fall lautet die Lösung der Gleichung (1)<br />

mit den Konstanten<br />

( ) ( )<br />

Es handelt sich hierbei nicht mehr um einen periodischen<br />

Vorgang, damit erscheint die Kreisfrequenz nicht in der<br />

Lösung (3) (daher der Bezeichnung „aperiodisch“). Von allen<br />

aperiodischen Fällen (einschließlich Kriechfällen, s.u.)<br />

braucht das Pendel bei geringster Dämpfung die kürzeste<br />

Zeit zum Erreichen der Ruhelage (daher die Bezeichnung<br />

„Grenzfall“ .<br />

Kriechfall<br />

Bei sehr großen Dämpfungen nähert sich das Pendel asymptotisch<br />

und langsam der Ruhelage. In diesem Fall lautet die<br />

allgemeine Lösung von (1)<br />

mit √ - .<br />

( ) ( )<br />

√<br />

(existiert nur für ).<br />

2


<strong>P1.5.3.3</strong><br />

<strong>LD</strong> Handblätter Physik<br />

Versuchsaufbau<br />

<br />

<br />

<br />

Versuch gemäß Abb. 1 aufbauen.<br />

Stativstange in den Drehbewegungssensor einschrauben.<br />

Vorsichtig die Welle des Drehbewegungssensors S in die<br />

dafür vorgesehene Buchse des Pendelkörpers stecken (s.<br />

Abb. 2, links). Dabei den Pendelkörper nicht halten, um<br />

eine dadurch mögliche Unwucht zu vermeiden. Zur<br />

schlupffreien Verbindung der beiden Achsen soll der O-<br />

Ring auf der Achse des Drehbewegungssensors S ganz<br />

eingesteckt sein (Abb. 2 rechts).<br />

Den Drehbewegungssensor S an das Sensor-CASSY 2<br />

anschließen.<br />

<br />

<br />

<br />

Netzgerät und Messgerät an den Elektromagneten für<br />

Wirbelstrombremse gemäß in Abb.4 anschließen.<br />

Netzgerät noch nicht einschalten!<br />

Drehpendel so einstellen, dass die Zeiger für Phasenlage<br />

des Erregers und des Pendelskörpers aufeinander zeigen.<br />

Dazu ggf. das Antriebsrad des Erregermotors etwas<br />

drehen.<br />

Abb. 2: Anbringen des Drehbewegungssensors S an das Drehpendel<br />

<br />

Die Stativstange des Drehbewegungssensors S vorsichtig<br />

so auf den Tisch legen (s. Abb. 3), dass sich die beiden<br />

Achsen ohne mechanische Belastung in gerader Verlängerung<br />

befinden.<br />

Abb. 4: Anschluss der Wirbelstrombremse<br />

Abb. 3: Drehbewegungssensors S am Drehpendel<br />

3


<strong>P1.5.3.3</strong><br />

<strong>LD</strong> Handblätter Physik<br />

Versuchsdurchführung<br />

Sicherheitshinweis<br />

Maximale Stromstärke am Elektromagneten für die Wirbelstrombremse<br />

beachten:<br />

I max = 1 A (kurzzeitig 2 A)<br />

a) Schwingfall / Bestimmung der Dämpfungskonstanten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Einstellungen in CASSY Lab 2 laden. Die Messung noch<br />

nicht starten!<br />

Das Netzgerät einschalten.<br />

Die Stromstärke auf dem Messgerät beobachten. Eine<br />

Stromstärke von ca. 0,3 A einstellen und notieren.<br />

Wenn der Pendelkörper in Ruhe ist, in CASSY Lab 2 den<br />

Auslenkwinkel mit → 0 ← kalibrieren.<br />

Messung in CASSY Lab 2 mit starten.<br />

<br />

Den Pendelkörper bis zum Anschlag auslenken. Darauf<br />

achten, dass der Zeiger für die Auslenkung nicht die Begrenzungsfeder<br />

berührt. Pendelkörper festhalten!<br />

Hinweis: Der Pendelkörper soll zum Start stets auf die Seite<br />

mit positiven Auslenkwinkels ausgelenkt werden!<br />

<br />

<br />

Pendelkörper schwingen lassen bis er zur Ruhe kommt.<br />

Wenn der Pendelkörper wieder in Ruhe ist, Messung in<br />

CASSY Lab 2 mit<br />

stoppen.<br />

Die Messung mit größeren Stromstärken (bis ca. 1,4 A)<br />

wiederholen.<br />

b) Untersuchung des Übergangs vom Schwingfall über<br />

den aperiodischen Grenzfall zum Kriechfall<br />

Aperiodischer Grenzfall<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Stromstärke auf ca. 1,5 A stellen.<br />

Den Pendelkörper bis zum Anschlag auslenken und los<br />

lassen. Der Pendelkörper soll sich möglichst schnell der<br />

Ruhelage nähern ohne die Ruhelage zu passieren.<br />

Ggf. – d.h. im Schwingfall - die Stromstärke etwas erhöhen.<br />

Nachdem die Stromstärke eingestellt ist, diese notieren.<br />

Die Messung wie oben beschrieben wiederholen.<br />

Hinweis: Nach Aufnahme der Kurve das Netzgerät ausschalten,<br />

um den Elektromagneten für die Wirbelstrombremse<br />

abkühlen zu lassen.<br />

Kriechfall<br />

<br />

<br />

<br />

Das Netzgerät einschalten und die Stromstärke auf<br />

ca. 2 A einstellen.<br />

Die Messung wie oben beschrieben wiederholen.<br />

Nach Aufnahme der Kurve das Netzgerät sofort ausschalten,<br />

um eine Überhitzung des Eelektromagneten für die<br />

Wirbelstrombremse zu vermeiden.<br />

4


<strong>P1.5.3.3</strong><br />

<strong>LD</strong> Handblätter Physik<br />

Messsbeispiel<br />

Schwingfall<br />

In den Abbildungen 5 bis 7 sind Messbeispiele für den<br />

Schwingfall dargestellt. Die Abszissenachsen (Zeitachse)<br />

sind unterschiedlich skaliert.<br />

Die Messwerte werden mit einer Anpassung gemäß Gleichung<br />

(2) angefittet:<br />

( ) ( )<br />

Die entsprechende Stromstärken sowie Fitparameter sind in<br />

folgender Tabelle dargestellt.<br />

Tab. 1: Fitparameter für Schwingfälle.<br />

I A B<br />

A ° °<br />

0,30 0,13 196,4 138,6 -57,3<br />

0,64 0,50 193,7 138,7 -37,4<br />

1,34 2,10 158,0 130,0 26,7<br />

Abb. 3: Schwingfall mit I = 0,3 A.<br />

Aperiodischer Grenzfall:<br />

Abbildung 8 zeigt das Messbeispiel für den aperiodischen<br />

Grenzfall.<br />

Die Messwerte werden mit einer Anpassung gemäß Gleichung<br />

(3) angefittet:<br />

( ) ( )<br />

In diesem Fall gibt es einen Parameter weniger, da die Differenz<br />

( -<br />

) verschwindet.<br />

Tab.2: Fitparameter für den aperiodischen Grenzfall.<br />

I A B<br />

A °<br />

Abb. 4: Schwingfall mit I = 0,64 A.<br />

1,6 4,2 131,5 433,2<br />

Kriechfall<br />

Abb. 9 zeigt ein Messbeispiel für den Kriechfall. Bei einer so<br />

h h Dämp „k ht“ der Pendelkörper aus der Auslenkposition<br />

langsam in die Ruhelage ohne die Ruhelage zu<br />

passieren.<br />

Die Messwerte werden mit einer Anpassung gemäß Gleichung<br />

(4) angefittet:<br />

( ) ( )<br />

ist hier nicht mehr die Dämpfungskonstante. In der Gleichung<br />

gibt es zwei fallende Exponentialfunktionen mit den<br />

Exponenten -( ) und - . Das langsame Kriechen<br />

wird durch den kleineren Exponenten bestimmt.<br />

Abb. 5: Schwingfall mit I = 1,35 A.<br />

Tab.3: Fitparameter für einen Kriechfall.<br />

I A B<br />

A ° °<br />

1,9 1,41 0,16 -145,9 283,2<br />

5


<strong>P1.5.3.3</strong><br />

<strong>LD</strong> Handblätter Physik<br />

Abb. 6: Aperiodischer Grenzfall mit I = 1,6 A Abb. 9: Kriechfall mit I = 1,9 A.<br />

Bemerkungen<br />

In den Tabellen 1 und 2 ist zu sehen, dass die Dämpfungskonstante<br />

eine schnell wachsende Funktion des an den<br />

Elektromagneten der Wirbelstrombremse angelegten Stroms<br />

ist. Der exponentielle Abfall der Amplitude ist eine Folge der<br />

Dämpfung, die der Winkelgeschwindigkeit proportional ist.<br />

Bei sehr langsamer Drehbewegung ist diese Dämpfung von<br />

der Größenordnung der mechanischen Reibung (sehr gering)<br />

und Gleichung (1) bekommt einen zusätlichen Term. Dieser<br />

Effekt wird in der geringen Phasenverschiebung zwischen der<br />

Fitkurve und den Messwerten in Abb. 5 und Abb. 6 bei kleinen<br />

Amplituden (große t-Werte) deutlich.<br />

Abbildungen 8 und 9 haben dieselbe Skalierung der Zeitachse<br />

und können direkt verglichen werden. Der Unterschied<br />

zwischen dem aperiodischen Grenzfall und dem Kriechfall<br />

besteht darin, dass das Pendel eine kleinere Zeit<br />

braucht, bis es wieder in Ruhe, d.h. bis der Auslenkwinkel<br />

wieder 0 ist.<br />

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