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Beratung und Bildung Hans-Jörg Schleifer Ausbildertagung zum Thema „Drei Jahre Verordnung „Milchtechnologe/ Milchtechnologin“ Zur diesjährigen Ausbildertagung trafen sich auf Einladung der milchwirtschaftlichen Ausbildungsberatung am 10. und 11. April über 30 Ausbilderinnen und Ausbilder aus Nordrhein- Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg Milchwirtschaft Wangen im Allgäu (LAZBW). Teilnehmer der Ausbildertagung 2013 Bild: LAZBW Im Mittelpunkt der Tagung stand die Verordnung über die Berufsausbildung zum Milchtechnologen/zur Milchtechnologin, welche im April 2010 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde. Da nun der erste komplette Jahrgang nach dieser Verordnung geprüft wird, haben die Ausbilder und Ausbilderinnen der Betriebe und des LAZBW sowie die Lehrkräfte der Berufsschule (Friedrich- Schiedel-Schule) Ihre Erfahrungen ausgetauscht. Hans-Jörg Schleifer LAZBW Wangen Tel. 07522/ 9312-160 hans-joerg.schleifer@ lazbw.bwl.de Für die Ausbilder und Ausbilderinnen hat sich an den fachlichen Anforderungen gegenüber dem Molkereifachmann nichts Wesentliches geändert. Allerdings fordert die neue Verordnung wesentlich mehr Prozessorientierung und Handlungskompetenz. Dies bedeutet nach der Definition der Kultusministerkonferenz „die Fähigkeit des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht, durchdacht, sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten“, so fordert sie von den Auszubildenden ein hohes Maß an Selbstständigkeit, Selbstdisziplin und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Von einem Milchtechnologen bzw. einer Milchtechnologin wird erwartet, einen Produktionsprozess von Anfang an bis zum Endprodukt zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren. Darüber hinaus muss das Endprodukt bewertet und das eigene Handeln im Prozess beurteilt werden. Mit diesen gestiegenen Anforderungen, so waren sich die Ausbilderinnen und Ausbilder und alle Lehrkräfte einig, sind einige Hürden für ein erfolgreiches Ablegen der Prüfung hinzugekommen. Eindrucksvoll demonstrierten die Lehrkräfte der Berufsschule anhand eines überdimensionalen Plakats beispielhaft die Umsetzung der Handlungsorientierung im Unterricht. Mit der Reform der Ausbildungsverordnung wurde auch der Rahmenlehrplan geändert, mit der Folge, dass es keine klassische Fächeraufteilung mehr gibt. Vielmehr werden nun alle Inhalte des Unterrichts in 12 sogenannte Handlungsfelder aufgeteilt, mit dem Ziel einer stärkeren Vernetzung der Bildungsbausteine und somit einer leichteren Wissensvermittlung und Handlungsorientierung. Mehrere Lehrkräfte unterrichten gemeinsam innerhalb eines Lernfeldes. Dies erhöht zwar den Zeitaufwand für Kommunikation und Koordination. Doch die gestiegene Qualität rechtfertige dies, so die einhellige Meinung der Lehrkräfte. Weitere Themen waren: Änderungen der Ausbildungsnachweise, die aktuelle Unterrichtssituation an der Friedrich-Schiedel-Schule insgesamt und deren künftige organisatorische Entwicklung sowie die geplante Neuordnung des Berufs „Milchwirtschaftlicher Laborant/Milchwirtschaftliche Laborantin“. Auch hier wird nach den Entwürfen der Verordnung und des Rahmenlehrplans ebenfalls die Handlungskompetenz im Vordergrund stehen. Wird der Zeitplan der Neuordnung eingehalten, so tritt die Verordnung zum neuen Ausbildungsjahr (1. August 2013) in Kraft. • 86 Landinfo 4 | 2013
Aus den Landesanstalten Dr. Andrea Jonitz, Prof. Dr. Norbert Leist 140 Jahre Saatgutprüfung in Augustenberg, Karlsruhe Der Anbauerfolg eines Landwirts hängt heute wie vor 140 Jahren vom Einsatz qualitativ hochwertigen Saatguts ab. Aufgrund der Zustände in der Landwirtschaft um 1850 (SCHMIDT 1997, STEINER 2001, JONITZ und LEIST 2009) waren Ernährungssicherung und Verbraucherschutz die Triebfedern für den Centralausschuss des landwirtschaftlichen Vereins im Großherzogtum Baden, um am 16. Januar 1872 die Errichtung der weltweit dritten Samenprüfungs-Anstalt zu beschließen. Dr. Leopold Just, Dozent für Agriculturchemie und Pflanzenphysiologie am Polytechnicum in Karlsruhe wurde als Vorstand bestimmt mit dem Ziel „landwirtschaftliche Sämereien auf ihre Reinheit und Keimfähigkeit zu untersuchen und die Landwirte beim Bezug von Sämereien vor Schaden, der ihnen durch nichtkeimfähige oder verfälschte Ware erwachsen kann, zu bewahren“. 1878 beteiligten sich bereits 24 Saatgutprüfstellen an der Erstellung einheitlicher Prüfmethoden. Den Forderungen der Zeit entsprechend befassten sich Just und seine Nachfolger nicht nur mit der Saatgutprüfung im engeren Sinne, sondern mit allen aus der Landwirtschaft an sie herangetragenen Problemen, dem Versuchswesen, neuen Kulturarten, Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz, wobei Rebe und Tabak damals an erster Stelle standen. Unter dem Großherzog von Baden, der von den hervorragenden Arbeiten zum Wohle der Landwirtschaft überzeugt war, übernahm der Staat Baden am 8. Mai 1884 die Samenprüfungsanstalt von der privaten Trägerschaft und benannte sie „Pflanzenphysiologische Versuchsanstalt“. 1901 erfolgte so dann die Zusammenlegung derselben mit der landwirtschaftlichen Chemie in Karlsruhe als „Großherzoglich badische landwirtschaftliche Versuchsanstalt“ im Schloss Augustenburg und 1907 im bekannten Neubau auf dem Augustenberg, wobei die Saatgutprüfstelle wegen ihrer vielfältigen, weit über das Saatgut hinausgehenden Untersuchungen 1918 in „Botanische Abteilung“ umbenannt wurde. Beginnend mit der maßgeblichen Beteiligung an der Gründung des VDLUFA (1888) und dem Vorläufer der Fachgruppe Saatgut (1893) war die Mitgliedschaft und Mitarbeit des Referates Saatgut in der internationalen Vereinigung für Saatgutprüfung, der ISTA, ab 1926 stets selbstverständlich. So hatte Bernhard Schmidt für 15 Jahre den Vorsitz in der Fachgruppe Saatgut des VDLUFA inne, gefolgt von Leist, der 25 Jahre im Vorstand aktiv Name Dienstzeit Prof. Dr. Leopold Just 1872 - 1891 Prof. Dr. Ludwig Klein 1891 - 1901 Dr. Claus v. Wahl 1901 - 1929 Dr. Georg Claus 1929 - 1943 Prof. Dr. Hans Kummer 1943 - 1968 Dr. Bernhard Schmidt 1968 - 1991 Prof. Dr. Norbert Leist 1992 - 2007 Dr. Andrea Jonitz 2007 - Tabelle 1 Vorstände der Saatgutprüfstelle und ihre Dienstzeiten Der erste Vorstand der Saatgutprüfstelle Prof. Dr. Leopold Just Landinfo 4 | 2013 87
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Aus den Landesanstalten<br />
Dr. Andrea Jonitz, Prof. Dr. Norbert Leist<br />
140 Jahre Saatgutprüfung in Augustenberg, Karlsruhe<br />
Der Anbauerfolg eines Landwirts hängt heute wie vor 140 Jahren vom Einsatz qualitativ hochwertigen<br />
Saatguts ab. Aufgrund der Zustände in der <strong>Landwirtschaft</strong> um 1850 (SCHMIDT 1997, STEINER 2001, JONITZ<br />
und LEIST 2009) waren Ernährungssicherung und Verbraucherschutz die Triebfedern für den<br />
Centralausschuss des landwirtschaftlichen Vereins im Großherzogtum Baden, um am 16. Januar 1872<br />
die Errichtung der weltweit dritten Samenprüfungs-Anstalt zu beschließen. Dr. Leopold Just, Dozent<br />
für Agriculturchemie und Pflanzenphysiologie am Polytechnicum in Karlsruhe wurde <strong>als</strong> Vorstand<br />
bestimmt mit dem Ziel „landwirtschaftliche Sämereien auf ihre Reinheit und Keimfähigkeit zu<br />
untersuchen und die Landwirte beim Bezug von Sämereien vor Schaden, der ihnen durch<br />
nichtkeimfähige oder verfälschte Ware erwachsen kann, zu bewahren“. 1878 beteiligten sich bereits 24<br />
Saatgutprüfstellen an der Erstellung einheitlicher Prüfmethoden.<br />
Den Forderungen der Zeit entsprechend befassten<br />
sich Just und seine Nachfolger nicht<br />
nur mit der Saatgutprüfung im engeren Sinne,<br />
sondern mit allen aus der <strong>Landwirtschaft</strong> an sie<br />
herangetragenen Problemen, dem Versuchswesen,<br />
neuen Kulturarten, Pflanzenkrankheiten und<br />
Pflanzenschutz, wobei Rebe und Tabak dam<strong>als</strong> an<br />
erster Stelle standen.<br />
Unter dem Großherzog von Baden, der von den<br />
hervorragenden Arbeiten zum Wohle der <strong>Landwirtschaft</strong><br />
überzeugt war, übernahm der Staat Baden<br />
am 8. Mai 1884 die Samenprüfungsanstalt von<br />
der privaten Trägerschaft und benannte sie „Pflanzenphysiologische<br />
Versuchsanstalt“. 1901 erfolgte<br />
so dann die Zusammenlegung derselben mit der<br />
landwirtschaftlichen Chemie in Karlsruhe <strong>als</strong><br />
„Großherzoglich badische landwirtschaftliche<br />
Versuchsanstalt“ im Schloss Augustenburg und<br />
1907 im bekannten Neubau auf dem Augustenberg,<br />
wobei die Saatgutprüfstelle wegen ihrer vielfältigen,<br />
weit über das Saatgut hinausgehenden<br />
Untersuchungen 1918 in „Botanische Abteilung“<br />
umbenannt wurde.<br />
Beginnend mit der maßgeblichen Beteiligung an<br />
der Gründung des VDLUFA (1888) und dem<br />
Vorläufer der Fachgruppe Saatgut (1893) war die<br />
Mitgliedschaft und Mitarbeit des Referates Saatgut<br />
in der internationalen Vereinigung für Saatgutprüfung,<br />
der ISTA, ab 1926 stets selbstverständlich.<br />
So hatte Bernhard Schmidt für 15 Jahre den Vorsitz<br />
in der Fachgruppe Saatgut des VDLUFA inne,<br />
gefolgt von Leist, der 25 Jahre im Vorstand aktiv<br />
Name<br />
Dienstzeit<br />
Prof. Dr. Leopold Just 1872 - 1891<br />
Prof. Dr. Ludwig Klein 1891 - 1901<br />
Dr. Claus v. Wahl 1901 - 1929<br />
Dr. Georg Claus 1929 - 1943<br />
Prof. Dr. Hans Kummer 1943 - 1968<br />
Dr. Bernhard Schmidt 1968 - 1991<br />
Prof. Dr. Norbert Leist 1992 - 2007<br />
Dr. Andrea Jonitz 2007 -<br />
Tabelle 1<br />
Vorstände der<br />
Saatgutprüfstelle und ihre<br />
Dienstzeiten<br />
Der erste Vorstand der<br />
Saatgutprüfstelle<br />
Prof. Dr. Leopold Just<br />
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