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Gartenbau und Sonderkulturen<br />

das Extraktionsmittel übertragen. Die Führung<br />

endete mit einer überzeugenden Verkostung der<br />

wunderbar aromatischen Urtinkturen.<br />

Bepackt mit Regenschirmen und wetterfester<br />

Kleidung versammelten wir uns am Nachmittag<br />

zur Führung über die Felder von Samuel Widmer<br />

und Eva Keller. Der 2,2 ha große biologisch-dynamische<br />

Saatgutbetrieb liegt wenige Kilometer südlich<br />

vom Bodensee in Andwil/TG (Schweiz).<br />

Wichtigster Betriebszweig ist der Anbau von zahlreichen<br />

Wildblumenkulturen. Das fertig gereinigte<br />

Wildblumensaatgut wird an die Otto Hauenstein<br />

Samen AG geliefert. Außerdem wachsen hier Gemüsesamen<br />

für die Sativa Rheinau AG und für die<br />

Bingenheimer Saatgut AG. In Zusammenarbeit<br />

mit Kultursaat e. V., Verein zur Züchtungsforschung<br />

und Kulturpflanzenerhaltung auf biologisch-dynamischer<br />

Grundlage, laufen Züchtungsprojekte<br />

an Chicorée und Pastinaken. Einige Heilpflanzen-,<br />

Tee- und Gewürzkräuterkulturen runden<br />

den Anbau ab.<br />

Anschließend wärmten wir uns im Gasthaus Löwen<br />

in Sommeri auf, wo sich die Exkursionsteilnehmer<br />

am indischen Buffet stärken konnten.<br />

Nach dem Essen sprach Frau Dr. med. Edith Jacober-Frischknecht<br />

aus St. Gallen über das berühmte<br />

botanische Lehrgedicht des Reichenauer<br />

Mönchs, Dichters und Botanikers Walahfrid Strabo<br />

(808-849 n. Chr.). Das „Liber de cultura hortorum“<br />

(lat.: „Buch über die Gartenkultur“), auch<br />

bekannt <strong>als</strong> „Hortulus“, entstand im Jahr 827 n.<br />

Chr. und gehört zusammen mit der Landgüterverordnung<br />

von Karl dem Großen „Capitulare de<br />

villis vel curtis imperii“ (812 n. Chr.) zu den bedeutendsten<br />

botanischen Werken des Mittelalters. Es<br />

schildert in eleganten Versen über 20 der wichtigsten<br />

Heilpflanzen des frühen Mittelalters sowie<br />

deren Anbau und Anwendungsmöglichkeiten und<br />

war für Jahrhunderte Grundlage für Kräuter- und<br />

Klostergärten.<br />

Nach einer Übernachtung in verschiedenen Hotels<br />

der Umgebung freuten wir uns am Morgen<br />

des 02. Juni 2013 auf eine Führung mit dem Botaniker<br />

Walter Dietl durch das in Sichtweite der<br />

Insel Reichenau gelegene Gottlieber Ried bei<br />

Gottlieben/TG (397 m NN). In den Schilf- und<br />

Feuchtwiesenzonen finden sich charakteristische<br />

Artenkombinationen mit teils sehr seltenen Arten.<br />

So wachsen im Hochstaudenried (Filipendulion),<br />

welches sich durch nährstoffreiche feucht-nasse<br />

Bedingungen auszeichnet, beispielsweise Valeriana<br />

officinalis L. (Echter Arznei-Baldrian), Iris pseudacorus<br />

L. (Gelbe Schwertlilie, Sumpf-Schwertlilie) und<br />

Filipendula ulmaria L. (Wiesenspierstaude, Mädesüß).<br />

Auf den feucht-wechselnassen und nährstoffarmen<br />

Pfeifengraswiesen (Molinion) konnten<br />

Arten wie beispielsweise Molinia caerulea L.<br />

(Blaues Pfeifengras, Besenried), Sanguisorba officinalis<br />

L. (Großer Wiesenknopf), Iris sibirica L. (Sibirische<br />

Schwertlilie) und Allium suaveolens Jacq.<br />

(Wohlriechender Lauch) bewundert werden. Inspiriert<br />

und von den Eindrücken des Rieds verzaubert<br />

traten die Teilnehmer gegen Mittag den<br />

Heimweg an.<br />

Am 06.12.2013 findet die Wintertagung des Netzwerkes<br />

Kräuter BW in Kooperation mit der Universität<br />

Hohenheim zum Thema „Nachhaltigkeit,<br />

Inkulturnahme und Wildsammlung von Heil-,<br />

Kosmetik- und Gewürzpflanzen“ statt. Mit vielen<br />

interessanten Vorträgen und Best-Practice-Beispielen<br />

ist dieser Tag eine gute Gelegenheit, das<br />

Netzwerk Kräuter BW und seine Aktivitäten näher<br />

kennen zu lernen. •<br />

Kontakt<br />

Für das Netzwerk Kräuter BW: www.netzwerkkraeuter.de,<br />

info@netzwerk-kraeuter.de<br />

Für Hortus officinarum: www.hortus-officinarum.ch,<br />

hortus-officinarum@bluewin.ch<br />

Exkursionsteilnehmer bei der<br />

Besichtigung der Felder von<br />

Samuel Widmer und Eva<br />

Keller<br />

Bild: Michael Straub<br />

Tanja Paeslack<br />

Netzwerk Kräuter BW<br />

Tel. 0176 75583686<br />

tanja.paeslack@<br />

googlemail.com<br />

Landinfo 4 | 2013<br />

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