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27.04.2014 Aufrufe

Pflanzen- und Tierproduktion Raupe des Buchsbaumzünsler Bilder: LTZ Falter von Cydalima perspectalis Stark vom Buchsbaumzünsler geschädigter Buchs Der Buchsbaumzünsler Cydalima perspectalis (Synonyme Diaphania perspectalis, Glyphodes perspectalis) sorgt in den Befallsgebieten in ganz Baden- Württemberg für Furore (ALBERT und LEHNEIS, 2010, 2012). Er ist ein gefährlicher Schädling am Buchsbaum; seine Raupen fressen die Blätter und auch die grüne Rinde der Bäume. Aufgrund seiner 3 bis 4 Generationen pro Jahr kann er am Buchs schnell hohe Dichten erreichen. Über 400 Raupen wurden schon an einer einzigen Buchspyramide gezählt. Durch den Fraß an der grünen Rinde der Bäume ist er in der Lage, Buchsbäume zum Absterben zu bringen. Weniger stark befallene Buchsbäume können sich wieder erholen. Er wurde im Jahr 2007 amtlich am Oberrhein festgestellt, aber wohl schon früher mit Pflanzenmaterial aus China oder den Niederlanden nach Baden- Württemberg verbracht. Fraßpflanzen sind in Ostasien Buxus sinica, in Japan Buxus microphylla und B. sempervirens. B. microphylla ist die besser geeignete Nahrungsquelle. In Europa wird an Buxus sempervirens und B. microphylla gefressen. Nach chinesischen Angaben reduziert nur die Anwendung von Bacillus-thuringiensis-Präparaten den Schädling nachhaltig. Im Haus- und Kleingarten sollte eine Bekämpfung der Raupen durch Absammeln oder mit dem Bacillus-thuringiensis-Präparat Dipel ES, den Bioziden Schädlingsfrei Neem’, ‚NeemAzal-T/S’, „Bayer Garten Bio- Schädlingsfrei Neem“ oder bei sehr starkem Befall mit ‚Bayer Garten Schädlingsfrei Calypso’ oder vergleichbaren Präparaten erfolgen. Im Öffentlichen Grün ist eine Bekämpfung nur mit Dipel ES möglich. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist stets auf die Zulassungssituation zu achten. Ebenfalls auf Buchs wurde die Buchsbaumspinnmilbe (Eurytetranychus buxi) im Jahr 2003 erstmals in Baden-Württemberg auf Buchsbäumen entdeckt. Die Art kann Buchsbäume bei hohen Temperaturen und unzureichender Wasserversorgung schnell bis zum Absterben schädigen. Als wärmeliebendes Tier hält sich die Milbe vorzugsweise an sonnigen Plätzen auf südlich und südwestlich exponierten Blättern auf. Die Gemeine Gewächshausspinnmilbe Tetranychus urticae kann Buchs ebenfalls stark schädigen. Häufiger wurden vom staatlichen Pflanzengesundheitsdienst in Baden-Württemberg schon Larven des Asiatischen Laubholzbockkäfers (Anoplophora glabripennis) in Verpackungsholz aus Ostasien gefunden. Das Holz muss nach Befallsfeststellung umgehend verbrannt werden. Bisher konnte wohl aufgrund der Überwachung der Einfuhren im Rahmen der amtlichen Kontrollen ein Befall an gesunden Laubhölzern, wie er in Bayern und Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren auftrat, in Baden-Württemberg noch verhindert werden. Ein Befall durch den Citrusbockkäfer (Anoplophora chinensis) und seine Larven, die mit Fächerahornbäumchen (Acer palmatum) von Discountern und Gartenmärken in Deutschland verbreitet wurden, wurde bisher in Baden-Württemberg noch nicht bestätigt. Die Andromeda-Gitterwanze (Stephanitis takeyai) wurde im Jahr 2003 (HOMMES 2004) erstmals bei Bremen entdeckt und stammt ursprünglich aus Japan. In Italien war sie schon im Jahr 2000 festgestellt worden. Sie wanderte hierher von Norden zu und wurde 2007 erstmals in Baden-Württemberg bei Mannheim und Calw gefunden. Sie befällt die Lavendelheide (Pieris japonica), auch Schattenglöckchen genannt, und kann durch ihre Saugtätigkeit an den Blättern die Pflanzen stark schädigen und sogar abtöten. Die verwandte Platanen-Netzwanze (Corythucha ciliata) stammt ursprünglich aus den USA und wurde erstmals in den frühen 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts in Italien bei Padua entdeckt. Von dort aus hat sich die Art in den 70-er Jahren schnell bis nach Deutschland verbreitet. Sie ist 58 Landinfo 4 | 2013

Pflanzen- und Tierproduktion kein eigentlicher Pflanzenschädling, obwohl befallene Platanen die Blätter wesentlich früher verlieren können als befallsfreie Pflanzen. Die Netzwanze gibt aber einen Kot ab, der den Lack von geparkten Fahrzeugen durch nicht entfernbare Verfärbungen schädigen kann. Es hat außerdem Fälle gegeben, in denen Personen von schwärmenden Netzwanzen in der Nähe von Platanen durch „Probe“-Stiche belästigt wurden. Die Amerikanische Eichennetzwanze (Corythucha arcuata) ist nach Norditalien verschleppt und dort erstmals im Jahr 2000 gefunden worden. Sie befällt ausschließlich Quercus-Arten. Da sie schon in die Schweiz eingewandert ist, kann mit ihrem Auftreten auch in Baden-Württemberg gerechnet werden. Ihre Bekämpfung ist genauso schwierig wie die der Platanen-Netzwanze. Die Zwiebelblattlaus (Neotoxoptera formosana) stammt ursprünglich aus Asien und ist mittlerweile auch in Australien, Neuseeland, Nordamerika und Hawaii zu finden (BLACKMAN und EASTOP 1984). In Europa war sie bisher nur aus Großbritannien und Westfrankreich bekannt. Im Jahr 2007 wurde sie erstmals bei Heilbronn nachgewiesen. Sie hat temperaturabhängig mindestens 5 Generationen pro Jahr und befällt alle oberirdischen Pflanzenteile von Allium-Arten. Durch die sehr hohe Befallsdichte führt ein Befall schnell zum Absterben der betroffenen Pflanzen. Im Unterschied zu den meisten Blattläusen saugt sie auch an Zwiebeln im Winterlager. Sie kann den ‚Garlic latent carlavirus’ übertragen. Auf welche Weise die Blattlaus nach Baden-Württemberg kam, ist nicht bekannt. Nachgewiesen werden konnte aber die Verteilung innerhalb des Landes mittels befallener Zwiebeln. Von hier aus kann der Langstreckenflieger sich bis zu 80 km/Jahr um den Befallsherd herum ausbreiten. An dieser Stelle kann auch ein Nützling angeführt werden, der wegen seiner Blattlausbekämpfung von einigen Obstbauern sehr begrüßt wird, den Winzer und auch viele Bürger aber nicht mögen. Die Rede ist vom Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis), einem sehr aktiven Blattlausgegenspieler besonders an Obst-, Stadt- und Nadelbäumen. Tritt er in Massen auf, kann er aber zum Lästling werden. Aus den USA gibt es Hinweise, dass Reste von Käfern und Larven in der Maische den Geschmack des erzeugten Weins negativ verändern können. Es gibt Schädlinge, die selbständig aus wärmeren Regionen nach Baden-Württemberg einwandern. Sie stammen entweder aus dem Mittelmeerraum wie die Zitronenblattlaus (Aphis spiraecola) (= A. citricola), die Maulbeerschildlaus (Pseudaulacaspis pentagona), der Schnellkäfer (Agriotes sordidus), der Dickmaulrüsselkäfer Otiorhynchus apenninus (= O. salicicola) und viele Wanderfalter wie Autographa gamma (Gamma-Eule) und Helicoverpa armigera (Baumwollkapselwurm). Es gibt aber auch Schädlinge, die wie Otiorhynchus smreczynskii und die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) aus dem östlichen und südöstlichen Europa zugewandert sind. Bei einigen Arten wie der Zypressen-Blattlaus (Cinara cupressivora), die im Jahr 2007 und teilweise auch im Jahr 2008 Schäden an Thuja und anderen Zypressengewächsen anrichtete (ALBERT und ZÜHLKE 2009), ist die ursprüngliche Herkunft nicht eindeutig belegt. In Ostafrika hat sie in den letzten 20 Jahren verheerende Schäden in Zypressenwäldern angerichtet. Sie wird zu den weltweit 100 schädlichsten Neozoen gerechnet. Bisher war die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) nur im Rheingraben bekannt. Sie ist von Süden (Schweiz und/oder Frankreich) herkommend im Rheingraben bis Mannheim und in die Gegend von Heidelberg vorgedrungen. 2012 wurde ein sehr starker Befall auch in Heilbronn-Horkheim an den Neckar - Kanalschleusen gefunden. Aufgrund dieses starken Befalls ist ein Erstbefall bereits im Jahr 2011 oder früher mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Sie legt ihre Eier in die grüne Fruchthülle (Exokarp) von Walnüssen ab. Ihre Larven leben dann in der Fruchthülle. Dies führt zu einer Schwarzverfärbung der Fruchthülle. Sie löst sich später schlecht von der Nuss, die dann unschöne schwarze Stellen aufweist. Nur mit dem Hochdruckreiniger können die Nüsse von anhaftenden Schalen und den schwarzen Flecken gesäubert werden. Gereinigte, ehemals befallene Früchte sind nicht lange lagerfähig, da sie ab ca. 3 Monate nach der Ernte beginnen, bitter zu schmecken. Auch sind sie nach Erkenntnissen aus Südbaden nicht keimfähig. Es können aufgrund von nachfolgendem Pilz- oder Bakterienbefall auch Fäulniserreger in die Nuss eindringen. Solche Nüsse sind nicht mehr zu vermarkten. Die Walnussfruchtfliege wurde vor einigen Jahren aus den USA nach Italien verschleppt und dort 1986 entdeckt. Eine effektive Bekämpfungsmöglichkeit der Fruchtfliege wird zur Zeit erprobt. Die Amerikanische Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cingulata) wurde erstmals in Süddeutschland im Jahr 2003 in der Gegend von Bingen/Mainz in größeren Zahlen nachgewiesen. Mittlerweile ist sie in vielen Anbaugebieten in Deutschland gefunden Landinfo 4 | 2013 59

Pflanzen- und Tierproduktion<br />

Raupe des Buchsbaumzünsler<br />

Bilder: LTZ<br />

Falter von Cydalima perspectalis<br />

Stark vom Buchsbaumzünsler geschädigter Buchs<br />

Der Buchsbaumzünsler<br />

Cydalima perspectalis<br />

(Synonyme Diaphania perspectalis,<br />

Glyphodes perspectalis)<br />

sorgt in den Befallsgebieten<br />

in ganz Baden-<br />

Württemberg für Furore<br />

(ALBERT und LEHNEIS,<br />

2010, 2012). Er ist ein gefährlicher<br />

Schädling am<br />

Buchsbaum; seine Raupen<br />

fressen die Blätter<br />

und auch die grüne Rinde<br />

der Bäume. Aufgrund<br />

seiner 3 bis 4 Generationen<br />

pro Jahr kann er am<br />

Buchs schnell hohe<br />

Dichten erreichen. Über<br />

400 Raupen wurden<br />

schon an einer einzigen<br />

Buchspyramide gezählt.<br />

Durch den Fraß an der<br />

grünen Rinde der Bäume<br />

ist er in der Lage, Buchsbäume<br />

zum Absterben<br />

zu bringen. Weniger stark<br />

befallene Buchsbäume<br />

können sich wieder erholen.<br />

Er wurde im Jahr<br />

2007 amtlich am Oberrhein<br />

festgestellt, aber<br />

wohl schon früher mit<br />

Pflanzenmaterial aus<br />

China oder den Niederlanden<br />

nach Baden-<br />

Württemberg verbracht.<br />

Fraßpflanzen sind in<br />

Ostasien Buxus sinica, in<br />

Japan Buxus microphylla<br />

und B. sempervirens. B. microphylla<br />

ist die besser geeignete<br />

Nahrungsquelle.<br />

In Europa wird an Buxus<br />

sempervirens und B. microphylla<br />

gefressen. Nach<br />

chinesischen Angaben<br />

reduziert nur die Anwendung<br />

von Bacillus-thuringiensis-Präparaten<br />

den<br />

Schädling nachhaltig. Im<br />

Haus- und Kleingarten<br />

sollte eine Bekämpfung<br />

der Raupen durch Absammeln<br />

oder mit dem<br />

Bacillus-thuringiensis-Präparat<br />

Dipel ES, den Bioziden<br />

Schädlingsfrei<br />

Neem’, ‚NeemAzal-T/S’, „Bayer Garten Bio-<br />

Schädlingsfrei Neem“ oder bei sehr starkem Befall<br />

mit ‚Bayer Garten Schädlingsfrei Calypso’ oder<br />

vergleichbaren Präparaten erfolgen. Im Öffentlichen<br />

Grün ist eine Bekämpfung nur mit Dipel ES<br />

möglich. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />

ist stets auf die Zulassungssituation zu<br />

achten.<br />

Ebenfalls auf Buchs wurde die Buchsbaumspinnmilbe<br />

(Eurytetranychus buxi) im Jahr 2003<br />

erstm<strong>als</strong> in Baden-Württemberg auf Buchsbäumen<br />

entdeckt. Die Art kann Buchsbäume bei hohen<br />

Temperaturen und unzureichender Wasserversorgung<br />

schnell bis zum Absterben schädigen.<br />

Als wärmeliebendes Tier hält sich die Milbe vorzugsweise<br />

an sonnigen Plätzen auf südlich und<br />

südwestlich exponierten Blättern auf. Die Gemeine<br />

Gewächshausspinnmilbe Tetranychus urticae<br />

kann Buchs ebenfalls stark schädigen.<br />

Häufiger wurden vom staatlichen Pflanzengesundheitsdienst<br />

in Baden-Württemberg schon<br />

Larven des Asiatischen Laubholzbockkäfers<br />

(Anoplophora glabripennis) in Verpackungsholz aus<br />

Ostasien gefunden. Das Holz muss nach Befallsfeststellung<br />

umgehend verbrannt werden. Bisher<br />

konnte wohl aufgrund der Überwachung der Einfuhren<br />

im Rahmen der amtlichen Kontrollen ein<br />

Befall an gesunden Laubhölzern, wie er in Bayern<br />

und Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren<br />

auftrat, in Baden-Württemberg noch verhindert<br />

werden.<br />

Ein Befall durch den Citrusbockkäfer (Anoplophora<br />

chinensis) und seine Larven, die mit Fächerahornbäumchen<br />

(Acer palmatum) von Discountern<br />

und Gartenmärken in Deutschland verbreitet<br />

wurden, wurde bisher in Baden-Württemberg<br />

noch nicht bestätigt.<br />

Die Andromeda-Gitterwanze (Stephanitis takeyai)<br />

wurde im Jahr 2003 (HOMMES 2004) erstm<strong>als</strong> bei<br />

Bremen entdeckt und stammt ursprünglich aus<br />

Japan. In Italien war sie schon im Jahr 2000 festgestellt<br />

worden. Sie wanderte hierher von Norden<br />

zu und wurde 2007 erstm<strong>als</strong> in Baden-Württemberg<br />

bei Mannheim und Calw gefunden. Sie befällt<br />

die Lavendelheide (Pieris japonica), auch Schattenglöckchen<br />

genannt, und kann durch ihre Saugtätigkeit<br />

an den Blättern die Pflanzen stark schädigen<br />

und sogar abtöten.<br />

Die verwandte Platanen-Netzwanze (Corythucha<br />

ciliata) stammt ursprünglich aus den USA und<br />

wurde erstm<strong>als</strong> in den frühen 60-er Jahren des<br />

letzten Jahrhunderts in Italien bei Padua entdeckt.<br />

Von dort aus hat sich die Art in den 70-er Jahren<br />

schnell bis nach Deutschland verbreitet. Sie ist<br />

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