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Pflanzen- und Tierproduktion<br />
Dr. Reinhard Albert, Klaus Schrameyer<br />
Neue Schädlinge in Baden-Württemberg (Teil 1)<br />
In Baden-Württemberg treten in den letzten Jahren vermehrt nicht heimische Milben- und Insektenarten<br />
auf. Sie gelangen auf zwei Wegen ins Land. Entweder werden sie auf Pflanzenmaterial, in<br />
Verpackungsholz oder in anderem Importmaterial eingeschleppt oder sie wandern aktiv ein. Alle diese<br />
Tiere werden Neozoen genannt (KINZELBACH 1972), wenn sie sich im Freiland, im Gewächshaus (ALBERT<br />
1996) oder auch im Privathaushalt dauerhaft etabliert haben. Neozoen, die Kulturpflanzen schädigen<br />
oder die einheimische Arten gefährden oder verdrängen, kann man nach angelsächsischem<br />
Sprachgebrauch auch „invasive Arten“ nennen (KINZELBACH 2000). In den letzten Jahren traten viele<br />
bisher nicht heimische Arten erstm<strong>als</strong> in Baden-Württemberg auf. Außerdem wurden viele bekannte<br />
Schädlinge durch die Besetzung neuer Lebensräume oder einer stärkeren Schädigung der<br />
Kulturpflanzen zunehmend zu einem Problem. Andere Neozoen sind nicht <strong>als</strong> Schädlinge anzusehen,<br />
können aber durch ihre große Zahl mitunter auffällig oder, wenn sie in Wohnungen eindringen, auch<br />
durchaus lästig werden. Einige besonders schädliche oder auffällige invasive Arten werden hier<br />
vorgestellt.<br />
Neubürger im Detail<br />
Unter den eingeschleppten invasiven Arten ist<br />
besonders der Westliche Maiswurzelbohrer<br />
(Diabrotica virgifera virgifera) zu nennen. Der<br />
Käfer, der in den USA der „1- Milliarde Dollar-<br />
Käfer“ wegen der hohen Schadens- und Bekämpfungskosten<br />
genannt wird, wurde in den frühen<br />
90-er Jahren in die Gegend von Belgrad verschleppt<br />
und verbreitete sich auf dem Balkan und<br />
in angrenzenden Ländern. Punktuell trat er auch<br />
in der Nähe von Flughäfen in Frankreich, den<br />
Niederlanden und in Großbritannien auf. Er wurde<br />
erstm<strong>als</strong> im Jahr 2007 in Deutschland in der<br />
Gegend von Lahr (Oberrhein) mit Pheromonfallen<br />
nachgewiesen und war bei Salem (Bodenseeregion)<br />
in so großer Zahl vorhanden, dass die Einschleppung<br />
schon früher erfolgt sein musste.<br />
Hierher wurde er wohl mit Lastwagen oder Flugzeugen<br />
unbeabsichtigt transportiert (GLAS et al.<br />
2008). Seit dem Jahr 2007 tritt er regelmäßig in<br />
Baden-Württemberg auf. Sein mit Pheromonfallen<br />
nachgewiesenes Auftreten reicht im Rheingraben<br />
von der Schweizer Grenze bis in den Kreis<br />
Rastatt. Sein Befall kann durch den Fraß der Larven<br />
an den Wurzeln und dem der Käfer an Blättern<br />
und besonders an der Seide sowie dem<br />
milchreifen Korn zu hohen Ertragsausfällen<br />
von bis zu 80%, im Extremfall<br />
von 100% führen. In Baden-<br />
Württemberg tritt er bisher<br />
nicht schädigend auf. Hohe<br />
Kosten entstanden aber<br />
dadurch, dass er in mehreren<br />
Jahren aufgrund<br />
einer EU-Vorschrift<br />
aufwändig bekämpft<br />
werden musste. Nach<br />
der empfohlenen Beizung<br />
des Maissaatgutes<br />
mit dem Insektizid<br />
Poncho Pro (Clothianidin)<br />
kam es im Jahr 2008 zu<br />
Bienenvergiftungen am Oberrhein,<br />
bei dem in fast 12.000 Bienenvölkern Verluste<br />
auftraten. Im Maisanbau ist der regelmäßige<br />
Fruchtwechsel die beste, weil wirksamste und damit<br />
umweltfreundlichste Bekämpfungsmethode.<br />
Westlicher<br />
Maiswurzelbohrer<br />
(Diabrotica virgifera virgifera)<br />
Landinfo 4 | 2013<br />
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