gesamte Ausgabe als Download - Infodienst - Landwirtschaft ...
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Schwerpunktthema<br />
bereits den Tagesbedarf an Vitamin B 12<br />
. Aus der<br />
Gruppe der Miner<strong>als</strong>toffe ist Fleisch ein guter Lieferant<br />
für Zink, Selen und vor allem Eisen. Letzteres<br />
ist aus Fleisch besonders gut bioverfügbar.<br />
Für Kleinkinder empfehlen Experten für Kinderernährung<br />
deshalb fünfmal die Woche eine kleine<br />
Menge Fleisch (20-30 g), um den hohen Eisenbedarf<br />
beim Wachstum zu decken. Als potentiell<br />
negative Inhaltsstoffe sind vor allem Cholesterin<br />
und Purine zu nennen. Cholesterin ist lebensnotwendiger<br />
Baustein der Zellwände und wird im<br />
Körper in ausreichenden Mengen selbst produziert.<br />
Bei viel Cholesterin im Essen sinkt diese<br />
Eigenproduktion. Zu viel Cholesterin kann je<br />
nach individueller Veranlagung und der Zusammensetzung<br />
der übrigen Kost zu einem Anstieg<br />
des Blutspiegels beitragen und gilt <strong>als</strong> Risikofaktor<br />
für Herz-Kreislauferkrankungen. Für die Praxis<br />
wichtig: Cholesterin kommt nicht nur in fetten<br />
Produkten vor. Es ist besonders reichlich in den<br />
stoffwechselaktiven Innereien enthalten. Auch<br />
Purine kommen <strong>als</strong> Bestandteile der Zellkerne in<br />
allen Fleischteilen vor. Gesunde haben damit keine<br />
Probleme, Menschen mit hohen Harnsäurewerten<br />
im Blut oder mit Gicht sollten Fleisch nur<br />
in kleinen Mengen essen.<br />
Empfehlenswerte Mengen<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt<br />
300-600 Gramm Fleisch und Wurst in der<br />
Woche. Das entspricht z.B. 3 Portionen Fleisch (à<br />
150 g) und 3 Portionen fettarmer Wurst (à 30 g) in<br />
der Woche. Natürlich kann man diese Menge auch<br />
anders verteilen. Wer diese Menge einhält, profitiert<br />
von den wertvollen Nährstoffen im Fleisch<br />
wie Eiweiß, B-Vitaminen, Eisen und Zink, ohne<br />
sich mit zu vielen Begleitstoffen wie Fett, Cholesterin<br />
und Purinen zu belasten.<br />
Der tatsächliche durchschnittliche Verbrauch in<br />
Deutschland liegt laut Agrarstatistik im Durchschnitt<br />
seit Jahren auf einem ziemlich konstanten<br />
hohen Niveau: Rind- und Kalbfleisch zusammen<br />
bei ca. 8,5 kg, Schweinefleisch bei knapp 40 kg und<br />
Geflügelfleisch bei etwa 11 kg pro Kopf und Jahr.<br />
(DGE, Ernährungsbericht 2012). Genaue Zahlen<br />
ermittelte die Nationale Verzehrsstudie (NVS) in<br />
den Jahren 2005 bis 2007 bei fast 20.000 Menschen.<br />
Eine Unterstichprobe führte sogar ein genaues<br />
Wiegeprotokoll des Essens. Danach verzehren<br />
Männer mit 103 g täglich doppelt so viel<br />
Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie<br />
Frauen mit nur 53 g. Bei den Männern sinkt der<br />
Verzehr von Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnissen<br />
ab der Altersgruppe von 19 bis 24 Jah-<br />
ren. Bei Frauen ist<br />
der Anteil an Personen,<br />
die in den letzten<br />
vier Wochen vor<br />
der Befragung kein<br />
Fleisch verzehrt haben<br />
mit 3,4 % mehr <strong>als</strong><br />
doppelt so hoch wie bei<br />
den Männern (NVS 2010).<br />
Das Bild von grillenden Männern<br />
und Salat knabbernden Frauen scheint<br />
sich damit zu bestätigen.<br />
Groß ist auch der Unterschied im Fleischverbrauch<br />
zwischen den sozialen Schichten. Sowohl<br />
die Nationale Verzehrsstudie <strong>als</strong> auch die Ernährungsstudie<br />
der Techniker Krankenkasse „Iss was<br />
Deutschland“ (2013) stellen fest: Je geringer der<br />
Bildungsstand und das Einkommen, desto mehr<br />
Wurst kommt aufs Brot und desto mehr Fleisch<br />
wird gegessen. Männer der Oberschicht essen 20<br />
Prozent weniger Fleisch <strong>als</strong> die männlichen Befragten<br />
der Unterschicht. Im Schnitt isst die Hälfte<br />
der Bevölkerung jeden Tag Wurst oder Fleisch.<br />
Vor allem in Haushalten mit einem Monatseinkommen<br />
von maximal 1.500 Euro gehört das tägliche<br />
Stück Fleisch zum Essen dazu. Diese Entwicklung<br />
zeigt sich auch schon bei den Kindern.<br />
Das Forschungsinstitut für Kinderernährung ermittelte,<br />
dass bereits Kleinkinder insgesamt zu<br />
viel Fleisch essen und Kinder aus der unteren<br />
sozialen Schicht am meisten davon bekommen.<br />
Weniger Fleisch - mehr Klimaschutz<br />
Essen und Trinken ist, neben der Energievergeudung,<br />
der Luftverschmutzung, der Belastung<br />
durch den Autoverkehr, für etwa 20 Prozent der<br />
Klimabelastung verantwortlich. Etwa die Hälfte<br />
der <strong>gesamte</strong>n ernährungsbedingten Emissionen<br />
stammt aus der <strong>Landwirtschaft</strong>, das meiste davon<br />
aus der Produktion Lebensmittel tierischer Herkunft.<br />
Nur 8 % entfallen auf die Erzeugung<br />
pflanzlicher Lebensmittel. Einer der Grundsätze<br />
für nachhaltige Ernährung ist deshalb die Bevorzugung<br />
pflanzlicher Lebensmittel und die Einschränkung<br />
von Fleisch und anderen tierischen<br />
Lebensmitteln. Denn diese Produkte haben über<br />
die <strong>gesamte</strong> Nahrungskette gemessen durch die<br />
Veredelungsverluste den größten CO 2<br />
-Fußabdruck.<br />
Andererseits können nur Wiederkäuer<br />
Gras der Grünlandflächen zur Produktion hochwertiger<br />
Lebensmittel wie Fleisch und Milch nutzen.<br />
Es geht deshalb auch bei der Frage Klimaschutz<br />
und Fleischverzehr nicht um entwederoder<br />
sondern um einen bewussten Konsum in<br />
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Landinfo 4 | 2013