45. Pflanzenbauliche Vortragstagung in Sindelfingen am 21-11 ...
45. Pflanzenbauliche Vortragstagung in Sindelfingen am 21-11 ...
45. Pflanzenbauliche Vortragstagung in Sindelfingen am 21-11 ...
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De<br />
Kurzfassung der Referate<br />
von der <strong>45.</strong> <strong>Pflanzenbauliche</strong>n <strong>Vortragstagung</strong> <strong>in</strong> S<strong>in</strong>delf<strong>in</strong>gen<br />
<strong>am</strong> Donnerstag, den <strong>21</strong>. November 2013<br />
Progr<strong>am</strong>m:<br />
9.30 Uhr Begrüßung, Eröffnung und Leitung<br />
DR. WILFRIED HERMANN<br />
Universität Hohenheim, Ih<strong>in</strong>ger Hof<br />
9.40 Uhr Vielfalt und Regionalität – Erfolgsfaktoren für die Landwirtschaft<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
MDG JOACHIM HAUCK<br />
M<strong>in</strong>isterium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz<br />
Baden-Württemberg<br />
10.00 Uhr Regionale Lebensmittel – e<strong>in</strong> Markt mit Zukunft<br />
CARINA FAIGLE<br />
Market<strong>in</strong>ggesellschaft Baden-Württemberg, Stuttgart<br />
10.30 Uhr Alte Getreidearten – mehr Biodiversität, aber wie reetablieren?<br />
DR. FRIEDRICH LONGIN<br />
Universität Hohenheim, Landessaatzuchtanstalt<br />
-Chancen und Herausforderungen aus Sicht des Landwirtes<br />
GEORG SCHULE-Schilddorf<br />
Landesversuchsbetrieb Maßhalderbuch<br />
-Chancen und Herausforderungen aus Sicht des Verarbeiters<br />
HEINZ KÜNKELE<br />
SchapfenMühle, Ulm<br />
<strong>11</strong>.00 Uhr Kalkversorgung der Böden – mehr als nur e<strong>in</strong>e Frage des pH-Wertes<br />
DR. FRED FÜRSTENFELD<br />
Bodengesundheitsdienst GmbH, Ochsenfurt<br />
<strong>11</strong>.40 Uhr Podiumsdiskussion und Diskussion mit dem Publikum<br />
12.30 Uhr Mittagspause<br />
14.00 Uhr GAP-Reform – e<strong>in</strong>zelbetriebliche Konsequenzen und Anpassungsstrategien<br />
PROF. DR. ENNO BAHRS<br />
Universität Hohenheim, Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre<br />
14.30 Uhr Diskussion mit dem Publikum<br />
14.45 Uhr Schlusswort<br />
DR. WILFRIED HERMANN<br />
Schutzgebühr (Selbstkostenpreis): 1 €
Regionale Lebensmittel – e<strong>in</strong> Markt mit Zukunft<br />
Car<strong>in</strong>a Faigle<br />
MBW Market<strong>in</strong>ggesellschaft mbH<br />
Die MBW Market<strong>in</strong>ggesellschaft wurde 1994 zur Durchführung von Absatzförderungsmaßnahmen<br />
für Produkte der baden-württembergischen Land- und Ernährungswirtschaft<br />
zur Verbesserung der Marktstellung gegründet.<br />
E<strong>in</strong>e Marktforschungsumfrage der MBW im Jahr 2012 ergab, dass die Bedeutung regionaler<br />
Produkte für den Verbraucher <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen ist.<br />
H<strong>in</strong>ter dem Genießerland Baden-Württemberg steht e<strong>in</strong>e Region, die wie kaum e<strong>in</strong>e<br />
andere <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e überwältigende Vielfalt kul<strong>in</strong>arischer Spezialitäten bietet.<br />
Das Geme<strong>in</strong>schaftsmarket<strong>in</strong>g Baden-Württemberg vere<strong>in</strong>t drei Regionalkonzepte.<br />
Zum ersten: die Unterstützung der heimischen Ernährungswirtschaft durch Absatzfördermaßnahmen<br />
für <strong>in</strong> Baden-Württemberg hergestellte Lebensmittel. Dies erfolgt unter<br />
dem Slogan „Schmeck den Süden - Baden-Württemberg“ geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> mit den <strong>in</strong> der<br />
Fördergeme<strong>in</strong>schaft für Qualitätsprodukte aus Baden-Württemberg gebündelten mittelständischen<br />
Unternehmen. Bei diesen handelt es sich durchweg um bekannte Markenhersteller.<br />
Zum zweiten: die Stärkung regionaler Wertschöpfung mit Qualität und Herkunft der<br />
Rohstoffe aus der Region. So sollen Verbraucher beispielsweise ökologisch erzeugte<br />
Lebensmittel aus heimischen Rohstoffen e<strong>in</strong>deutig und verlässlich erkennen können.<br />
Mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg und dem Biozeichen Baden-<br />
Württemberg, besteht e<strong>in</strong> verlässlicher Wegweiser für Verbraucher. Diese staatlich getragenen<br />
Gütezeichen gewährleisten die regionale Wertschöpfung vom Rohstoff über<br />
die Verarbeitung und stellen e<strong>in</strong> wichtiges Profilierungs- und Differenzierungskriterium<br />
besonders für den Handel dar.<br />
Zum dritten: Absatzfördermaßnahmen von EU-weit geschützten Spezialitäten aus Baden-Württemberg<br />
wie beispielsweise Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschwe<strong>in</strong>efleisch,<br />
Allgäuer Bergkäse und Schwäbische Spätzle/Knöpfle. Diese kul<strong>in</strong>arischen Botschafter<br />
aus Baden-Württemberg ermöglichen e<strong>in</strong>e Positionierung im Hochpreissegment, fördern<br />
das Image ganzer Regionen und dienen auch als touristische Botschaft.<br />
Die MBW Market<strong>in</strong>ggesellschaft unterstützt die baden-württembergische Wirtschaft dabei<br />
auf vielfältige Weise: Sie stellt regelmäßige und e<strong>in</strong>heitliche Kontrollen für das Qualitätszeichen<br />
BW und das Bio-Zeichen BW sicher, d<strong>am</strong>it die Bestimmungen e<strong>in</strong>gehalten<br />
werden und somit Missbrauch vorgebeugt wird. Sie unterstützt die bundesweite Vermarktung<br />
heimischer Produkte <strong>in</strong> Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der „Fördergeme<strong>in</strong>schaft für<br />
Qualitätsprodukte aus Baden-Württemberg“ (FBW), die etwa 80 mittelständische Unternehmen<br />
vertritt. Sie ermöglicht die Durchführung von Aktionen im E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong><br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den LandFrauenverbänden: Im Rahmen des Projektes „Fachfrauen<br />
<strong>in</strong> der Verkaufsförderung für baden-württembergische Produkte“ werden Verbrauchern<br />
fachkundige Informationen zu regionaler Produktion, Warenkunde und Zuberei-<br />
- 2 -
tung vermittelt. Sie organisiert auf Verbraucher- und Fachmessen Geme<strong>in</strong>schaftsauftritte<br />
der baden-württembergischen Lebensmittelwirtschaft, die dort unter dem Dach Baden-Württembergs<br />
regionale Produkte präsentieren kann. Die Internationale Grüne<br />
Woche und die BioFach s<strong>in</strong>d bekannte Beispiele. Sie <strong>in</strong>formiert die Verbraucher durch<br />
die Homepage „Schmeck den Süden“, die unter anderem Wissenswertes über Gutes<br />
aus dem Ländle und lokale Spezialitäten präsentiert, Rezepte vorstellt und über Veranstaltungen<br />
vor Ort <strong>in</strong>formiert. Außerdem unterstützt sie die heimische Gastronomie bei<br />
der Gestaltung e<strong>in</strong>es authentisch-regionalen Angebotes auf der Speisekarte.<br />
- 3 -
Alte Getreidearten – mehr Biodiversität, aber wie reetablieren?<br />
Dr. Friedrich Long<strong>in</strong><br />
Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim<br />
Produkte und Spezialitäten aus „der guten alten Zeit“ s<strong>in</strong>d heutzutage voll im Trend.<br />
Wer sich mit offenen Augen <strong>in</strong> der Welt des Konsums bewegt, wird e<strong>in</strong>e Vielzahl solcher<br />
Produkte entdecken. Und auch im Bereich der Backwaren hat dieser Trend E<strong>in</strong>zug<br />
gehalten. Heute werden mehr und mehr Spezialitäten angeboten, die nach althergebrachten<br />
Verfahren oder Rezepturen hergestellt werden oder ursprüngliche und traditionsreiche<br />
Zutaten enthalten. Zu diesen traditionellen Rohstoffen zählen die Getreidearten<br />
E<strong>in</strong>korn und Emmer, die heute auch als Urgetreide bezeichnet werden: zwei echte<br />
und besondere Raritäten. Verdrängt durch den ertragreicheren und e<strong>in</strong>facher zu verarbeitenden<br />
Weichweizen sowie veränderter Ernährungsgewohnheiten der Menschen<br />
wären diese wertvollen Weizenarten fast ganz von der Erde verschwunden. Lange Zeit<br />
gab es so auch <strong>in</strong> unserem Kulturkreis ke<strong>in</strong>en nennenswerten Anbau von E<strong>in</strong>korn und<br />
Emmer mehr. Mit dem wiedererwachten Traditionsbewusstse<strong>in</strong>, dem Interesse an den<br />
Werten unserer Vorfahren und dem Wunsch der Konsumenten, puren Genuss zu erleben,<br />
wurden die aromatischen Getreidearten jedoch wiederentdeckt.<br />
Anbaueigenschaften<br />
E<strong>in</strong> erfolgreicher Anbau von E<strong>in</strong>korn und Emmer erfordert aber etwas Wissen zu den<br />
Arten und landwirtschaftliches Geschick. Die Halme beider Getreidearten s<strong>in</strong>d sehr<br />
lang, sodass ihre Standfestigkeit eher ger<strong>in</strong>g ist. Das vorrangigste Ziel im Anbau muss<br />
somit dem Erhalt der Standfestigkeit gewidmet se<strong>in</strong>, sei es durch reduzierte Düngung,<br />
Halmverkürzer oder dünnere Aussaat. Beide Arten eignen sich wie der D<strong>in</strong>kel gut für<br />
den Anbau auf mageren Böden, <strong>in</strong> höheren Lagen oder „abtragend“ <strong>in</strong> der Fruchtfolge.<br />
Die Kopplung verschiedener Merkmale macht E<strong>in</strong>korn und Emmer sehr attraktiv für den<br />
ökologischen Landbau: natürliche Resistenzen, die ger<strong>in</strong>gen Anbauansprüche, der natürliche<br />
Saatgutschutz durch die Spelze sowie der gute Strohertrag. Verzicht auf Pflanzenschutzmittel<br />
kann vor allem Probleme mit Unkraut bewirken. Diesem kann beim<br />
E<strong>in</strong>korn entgegen gewirkt werden, wenn sofort nach der Saat das Feld gewalzt und<br />
somit e<strong>in</strong> gleichmäßigerer Feldaufgang erreicht wird.<br />
Im Vergleich zu modernen Weichweizensorten ist der Ertrag von Emmer etwa um die<br />
Hälfte ger<strong>in</strong>ger. Bei E<strong>in</strong>korn liegt er im Mittel noch e<strong>in</strong>mal 20 Prozent darunter. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
s<strong>in</strong>d durch Züchtungsforschung vor allem für Emmer schnelle und große Ertragssteigerungen<br />
<strong>in</strong> Testsorten bereits zu erkennen.<br />
- 4 -
Verarbeitungseigenschaften<br />
Emmer und E<strong>in</strong>korn werden heutzutage zu Mehl, Brot, Gebäck, Müsli oder Nudeln verarbeitet.<br />
Etwas anspruchsvoller <strong>in</strong> ihrer Verarbeitung s<strong>in</strong>d die beiden wertvollen Getreide<br />
aufgrund ihrer, als sehr mäßig zu bezeichnenden, Klebereigenschaften. Wird die<br />
relativ schmale Toleranzbreite bei der Herstellung von Gebäcken aus Urgetreide berücksichtigt<br />
und der entsprechende Teig schonend hergestellt, entstehen unvergleichlich<br />
aromatische Backspezialitäten, die Verbraucher überraschen und dann immer wieder<br />
gerne von ihnen gewählt werden.<br />
Die sogenannten Urgetreide s<strong>in</strong>d aber nicht nur aufgrund ihres aromatischen Geschmacks<br />
<strong>in</strong>teressant, sondern auch weil sie durch ihre wertvollen Inhalte an Vit<strong>am</strong><strong>in</strong>en,<br />
M<strong>in</strong>eralien und Spurenelementen e<strong>in</strong>e ausgewogene und gesunde Ernährungsweise<br />
unterstützen. Herausragende Eigenschaften für die Ernährungsphysiologie besitzt<br />
E<strong>in</strong>korn beispielsweise durch se<strong>in</strong>en hohen Anteil an Gelbpigmenten, die zu der<br />
F<strong>am</strong>ilie der ß-Carot<strong>in</strong>oide gehören. Carot<strong>in</strong>oide zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen,<br />
denen <strong>in</strong> den vergangenen Jahren durch e<strong>in</strong>e Vielzahl von Studien positive Eigenschaften<br />
für die Gesundheitsprävention belegt wurden. Auch bei weiteren sekundären<br />
Inhaltstoffen (Alkylresorc<strong>in</strong>ole, Tocopherol, Tocotrienol, Phytosterol) sondert sich<br />
E<strong>in</strong>korn deutlich positiv von den anderen Getreidearten ab.<br />
Der Gelbpigmentgehalt <strong>in</strong> Emmer und E<strong>in</strong>korn steht auch <strong>in</strong> engem Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit dem besonderen Farb-, Geschmacks- und Aromaprofil <strong>in</strong> Backwaren und anderen<br />
Lebensmitteln. Emmer hat nicht dieselben Gelbpigmentgehalte wie E<strong>in</strong>korn, schmeckt<br />
aber immer noch deutlich aromatischer als Weizen. Lebensmittel, die mit E<strong>in</strong>korn hergestellt<br />
werden, haben aufgrund des hohen Gelbpigmentgehaltes e<strong>in</strong>e charakteristisch<br />
gelbliche bzw. dunkle Färbung.<br />
Insges<strong>am</strong>t tragen Getreideprodukte e<strong>in</strong>en erheblichen Anteil zur M<strong>in</strong>eralstoff- und Spurenelemente-Versorgung<br />
beim Menschen bei. E<strong>in</strong>korn und Emmer weisen hier ebenfalls<br />
deutlich höhere Werte auf als Weichweizen, <strong>in</strong>sbesondere bei Rohasche, Z<strong>in</strong>k und<br />
Magnesium. Besonders E<strong>in</strong>korn zeichnet sich mit sichtbar höheren Werten zum Beispiel<br />
bei Selen und Z<strong>in</strong>k aus. Z<strong>in</strong>k ist Kofaktor zahlreicher Enzymsysteme und an vielen<br />
Körperfunktionen beteiligt wie z.B. der Immunabwehr. Selen ist Bestandteil e<strong>in</strong>iger Enzyme<br />
und hat e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle bei der Entgiftung des Körpers. Aufgrund der hohen<br />
Werte beim Gelbpigmentgehalt und bei den M<strong>in</strong>eralstoffen haben Emmer und E<strong>in</strong>korn<br />
e<strong>in</strong>en attraktiven Zusatznutzen für die Gesundheitsförderung, sodass sie auch als „natürliche,<br />
funktionelle Lebensmittel“ bezeichnet werden können.<br />
- 5 -
E<strong>in</strong>korn und Emmer, e<strong>in</strong> Praxisbericht<br />
Georg Schulze-Schilddorf<br />
Staatsdomäne Maßhalderbuch (JVA Rottenburg)<br />
Die wichtigste Richtschnur für den Praktiker, der Interesse <strong>am</strong> Anbau alter Getreidesorten<br />
hat, ist die Vermarktung. Man muss erst se<strong>in</strong>e Nische entdecken, zum Beispiel e<strong>in</strong>en<br />
Bäcker, mit dem man direkt kooperieren kann und der Verständnis für die Unwägbarkeiten<br />
bei alten Getreidesorten aufbr<strong>in</strong>gt, und dann kann man erst alle anderen Faktoren<br />
<strong>in</strong> Betracht ziehen, die e<strong>in</strong>en Anbau hoffentlich erfolgreich gestalten.<br />
Steht die Vermarktung, dann sollte man bei der benötigten Fläche e<strong>in</strong>en Sicherheitsaufschlag<br />
machen, denn bei Emmer kann der Ertrag zwischen 15 und etwas über 20<br />
dz/ha schwanken, bei E<strong>in</strong>korn noch mehr (10 bis 20 dz/ha). Wenn der Ertrag gut ausfällt,<br />
sollte man <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, den Überschuss e<strong>in</strong> Jahr zu überlagern und im Folgejahr<br />
mit zu vermarkten. Es kann auch durchaus vorkommen, dass der Bäcker nur die<br />
Hälfte der garantierten Menge benötigt, dann muss man wiederum so flexibel se<strong>in</strong>, die<br />
andere Hälfte e<strong>in</strong>zulagern für das nächste Jahr. Man sieht daraus, diese Nischen s<strong>in</strong>d<br />
ke<strong>in</strong> verlässliches Standbe<strong>in</strong>, sondern e<strong>in</strong>e schöne Ergänzung, die die Artenvielfalt auf<br />
dem Betrieb erhöht und ehrlich gesagt, jeden begeisterten Ackerbauern fasz<strong>in</strong>iert.<br />
Denn es gibt nur wenige Feldfrüchte, die e<strong>in</strong>en so erhabenen Anblick bieten wie e<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>kornfeld im Juni, das durch den W<strong>in</strong>d bewegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wunderschönen glitzernden<br />
Hellgrün leuchtet.<br />
Der Anbau ist <strong>in</strong>des nicht so ganz e<strong>in</strong>fach. Die Getreidearten Emmer und E<strong>in</strong>korn s<strong>in</strong>d<br />
für Stickstoff zwar auch dankbar, gehen aber sehr schnell <strong>in</strong>s Lager. Im ökologischen<br />
Anbau sollten sie nicht zu nahe nach dem Kleegras gestellt werden. Da das Tausendkorngewicht<br />
recht niedrig ist, muss man erstaunlich wenig säen, vor allem beim E<strong>in</strong>korn.<br />
Die Jugendentwicklung ist beim Emmer schon ziemlich verzögert, aber beim E<strong>in</strong>korn<br />
muss man entgegen aller Alarmglocken die Ruhe bewahren und die Ernte abwarten,<br />
auch wenn im Juni mehr Boden als Getreide zu sehen ist… Die Ernte kann normal mit<br />
dem Mähdrescher erfolgen, auch wenn es <strong>in</strong>s Lager gegangen ist, liegen die Halme<br />
meist wegen dem langen Stroh nicht im Nassen. Der Strohanteil ist recht hoch, das<br />
Stroh <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t auch ziemlich zäh. Geschnitten lässt es sich zwar e<strong>in</strong>streuen, sollte<br />
aber noch besser durch die Strohmühle gehen.<br />
Trocknung und Lagerung ist wie beim D<strong>in</strong>kel. Beim Transport kann man <strong>in</strong> der Regel<br />
den Hänger nicht überladen, denn vor allem das E<strong>in</strong>korn ist extrem leicht im Spelz.<br />
- 6 -
Alte Getreidearten –<br />
Chancen und Herausforderungen aus Sicht e<strong>in</strong>es Verarbeiters<br />
He<strong>in</strong>z Künkele<br />
SchapfenMühle GmbH & CoKG<br />
Als Geschäftsführer und Inhaber des ältesten produzierenden Unternehmens der<br />
SchapfenMühle <strong>in</strong> Ulm liegt es nahe auch alte Getreidearten zu verarbeiten.<br />
So habe ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en ersten Stunden als Sohn und Mitarbeiter <strong>in</strong> der alten Mühle an<br />
verschiedenen Holzsilos den Aufdruck „Kernen“ an den Ausläufen entdecken können.<br />
Ich wurde se<strong>in</strong>erzeit von me<strong>in</strong>em Vater über die Geschichte der „Kernen“, dem D<strong>in</strong>kel<br />
aufgeklärt.<br />
Es hat mich nicht mehr losgelassen und so habe ich bald darauf mit der Landwirtschaft<br />
bzw. mit Züchtern von D<strong>in</strong>kel Kontakt aufgenommen und versucht den Anbau von D<strong>in</strong>kel<br />
neu zu beleben. Der Durchbruch k<strong>am</strong> dann mit dem Neubau der neuen Mühle <strong>in</strong>mitten<br />
der Felder der Landwirtschaft auf der Schwäbischen Alb. Es k<strong>am</strong> dazu, dass ich<br />
bald erkannt habe, dass unsere neue Mühle nicht <strong>in</strong> der Lage ist mit den Großmühlen<br />
bei der Bedienung der Großkundenbetreuung mithalten zu können.<br />
So verlagerte ich mich auf die Produktion von Nischenprodukten. D<strong>in</strong>kel war ganz oben<br />
an.<br />
1985 hatten wir e<strong>in</strong>e Verarbeitung von ca. 200 to D<strong>in</strong>kel zu D<strong>in</strong>kelmehl pro Jahr und<br />
verkauften diese überwiegend an unseren Kunden „Drogeriemarkt Müller“ im 1kg Paket<br />
mit weiteren Naturkostartikeln.<br />
Dieses zarte Pflänzchen wurde von uns gehegt und gepflegt. Mit Handzetteln und Verarbeitung<br />
und Rezeptblättern. Es k<strong>am</strong> uns <strong>in</strong> den kommenden Jahren entgegen, dass<br />
die Hl. Hildegard von B<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den Medien und ihre Vorliebe zu der gesunden Kraft im<br />
D<strong>in</strong>kel publiziert wurde. Wir haben auch immer der Sorte Franckenkorn den Vorzug im<br />
Anbau gegeben, was wir auch <strong>in</strong> der Öffentlichkeit ausgelobt haben.<br />
In unseren Anbauverträgen mit unseren Landwirten haben wir das heute noch stehen.<br />
Klare L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Sortenauswahl und die Aussage der D<strong>in</strong>kelspezialist haben e<strong>in</strong>en<br />
Großteil des Erfolges gebracht.<br />
So verkaufen wir heute ca. 100 verschiedene Artikel, die aus dem Rohstoff D<strong>in</strong>kel gemacht<br />
werden. Die Artikel aus unserer Schälmühle s<strong>in</strong>d z.B. D<strong>in</strong>kelflocken, D<strong>in</strong>kelgrütze,<br />
D<strong>in</strong>kelreis. Aus unserer Mehlmühle kommen D<strong>in</strong>kelmehle, Schrote <strong>in</strong> diversen<br />
Ausmahlungen und Geb<strong>in</strong>den – aus unserem Lebensmittele<strong>in</strong>zelhandelssortiment wieder<br />
Mehle, Kuchen, Brote. In unserem Sortiment an Backmischungen für die Bäckereien<br />
gibt es z.B. Schwabenkorn, e<strong>in</strong> Brot mit langer Frischhaltung, D<strong>in</strong>keljoghurtbrötchen,<br />
D<strong>in</strong>kel<strong>am</strong>erikaner usw.<br />
Viel Kle<strong>in</strong>arbeit hat uns von den 200 to im Jahr 1985 auf ca. 20.000 to D<strong>in</strong>kelverarbeitung<br />
im Jahr 2012 gebracht.<br />
- 7 -
Die Schlagworte Nachhaltigkeit und Regionalität haben uns ehrlicher Weise unterstützt,<br />
wobei ich nicht verhehlen möchte, dass mit diesen Worten im Markt auch viel Sch<strong>in</strong>dluder<br />
betrieben wird.<br />
Allergrößten Wert legen wir auf die Re<strong>in</strong>heit des D<strong>in</strong>kels und haben uns an diversen<br />
Forschungsarbeiten wie allergenes Potential bei D<strong>in</strong>kel gegenüber Weizen oder an der<br />
Untersuchung und Feststellung von Weizenanteilen im D<strong>in</strong>kel e<strong>in</strong>gebracht und f<strong>in</strong>anziell<br />
beteiligt.<br />
Wichtig war und ist auch unsere Wertekette als Symbol unseres Tuns:<br />
Anbau zus<strong>am</strong>men mit der Landwirtschaft<br />
Eigene Schälung<br />
Verarbeitung <strong>in</strong> unseren Produktionsanlagen<br />
Verpackung <strong>in</strong> verschiedenen Geb<strong>in</strong>degrößen<br />
Verkauf durch qualifizierte Außendienstmitarbeiter<br />
Wir als mittelständisches F<strong>am</strong>ilienunternehmen benötigen Innovationskraft für neue /<br />
alte Rohstoffe – um Artikel als Nischenprodukte <strong>am</strong> Markt zu platzieren und danach<br />
den notwendigen Deckungsbeitrag für unseren Betrieb zu erwirtschaften. Um Massenware<br />
zu produzieren s<strong>in</strong>d wir zu kle<strong>in</strong>.<br />
Neue / alte Rohstoffe für unsere Kunden s<strong>in</strong>d bereits <strong>in</strong> der Pipel<strong>in</strong>e:<br />
Gerste für Brot – Emmer – E<strong>in</strong>korn,… um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen.<br />
Wir versorgen den Endverbraucher mit gesunden Nahrungsmitteln und das schon seit<br />
über 550 Jahren.<br />
- 8 -
Kalkversorgung der Böden – mehr als nur pH-Wert<br />
Dr. Fred Fürstenfeld<br />
Bodengesundheitsdienst Ochsenfurt<br />
Der Ca-Bedarf von Pflanzen beträgt 30–70 kg Ca/ha – er ist vergleichsweise niedrig. In<br />
ackerbaulich genutzten Böden kommt Calcium-Mangel daher praktisch nicht vor.<br />
Zentrale Bedeutung hat Kalzium deshalb als Bodennährstoff. Die Kalkversorgung bee<strong>in</strong>flusst<br />
nahezu alle Prozesse im Boden. Diese s<strong>in</strong>d chemische, biologische und vor<br />
allem auch physikalische Prozesse. Stellvertretend sollen hier die E<strong>in</strong>flüsse des Kalziums<br />
auf andere Nährstoffe und die Bodenentwicklungen erwähnt werden.<br />
Kalkversorgung und Nährstoffwechselwirkungen<br />
Neue Untersuchungen zeigen, dass mit steigenden Gehalten der EUF-Ca2-Fraktion<br />
(Kalkstatus des Bodens) die wasserlöslichen Bor-Gehalte ansteigen. Vergleichbare Ergebnisse<br />
wurden auch vom DLR Bad Kreuznach bei pH-Werten/CAT-Bor berichtet.<br />
Bestätigung erhalten wir auch aus der Praxis. Es gibt ke<strong>in</strong>en Bormangel bei Zuckerrüben<br />
im Bereich der Carbokalk-Mieten aus dem Vorjahr. Die verbreitete Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>er<br />
negativen Wirkung hoher Kalkgehalte im Boden auf die B-Verfügbarkeit sollte deshalb<br />
neu diskutiert werden.<br />
Die Auswertung von Massendaten aus der EUF-Bodenuntersuchung hat gezeigt, dass<br />
mit steigenden EUF-Ca2-Gehalten im Boden die K-Gehalte <strong>in</strong> der Zuckerrübe abnehmen.<br />
Inwieweit das Niveau der K-Gehalte im Boden die Abnahme der Kali-Gehalte <strong>in</strong><br />
der Rübe puffern oder verstärken, müssen weitere Untersuchungen und Auswertungen<br />
zeigen.<br />
Kalkversorgung und Bodenentwicklung<br />
Stellvertretend soll hier die Bodenentwicklung <strong>am</strong> Beispiel der Lößböden angesprochen<br />
werden. E<strong>in</strong>e optimale Kalkversorgung ist unerlässlich für e<strong>in</strong>e langfristige (nachhaltige)<br />
Stabilisierung des Ertragspotenzials der Böden. Stichworte s<strong>in</strong>d hier: Verschlämmung,<br />
Erosion und Nährstoffverfügbarkeit. Kalzium ist für die Flockung der Tonm<strong>in</strong>erale wichtig.<br />
Nur <strong>in</strong> entkalkten Böden können die Tonm<strong>in</strong>erale <strong>in</strong> den Grobporen mit dem Wasser<br />
<strong>in</strong> tiefere Bodenschichten verlagert werden. Bei diesem Prozess entstehen Al- und<br />
Bt-Horizonte. Ist der Bearbeitungshorizont im Al-Bereich (Weißlehmböden, erodierte<br />
Parabraunerden), s<strong>in</strong>kt die Regen<strong>in</strong>filtration, steigt die Verschlämmungsneigung und<br />
die Erosionsgefährdung. Die EUF-Ca2-Werte liegen hier unter 40 mg Ca/100 g Boden,<br />
d. h. diese Böden s<strong>in</strong>d kalkbedürftig. Weißlehmböden haben pH-Werte zwischen 6,5<br />
und 7,1, obwohl diese entkalkt und somit kalkbedürftig s<strong>in</strong>d. Bei diesen Böden ist e<strong>in</strong><br />
zusätzlicher HCl-Test auf freien Kalk s<strong>in</strong>nvoll.<br />
- 9 -
Ergebnisse der EUF-Bodenuntersuchung aus Baden-Württemberg<br />
Die untersuchten Böden (Bodenpunkte 55–90) zeigten e<strong>in</strong>en schlagspezifischen Kalkbedarf<br />
zwischen 0–3.500 kg CaO/ha. Im Mittel wurden 610 kg CaO/ha als Düngerbedarf<br />
ausgewiesen.<br />
Im Vortrag werden weitere Ergebnisse dargestellt.<br />
- 10 -
Kontaktdaten<br />
DR. WILFRIED HERMANN<br />
Versuchsstation für Pflanzenbau und Pflanzenschutz<br />
Ih<strong>in</strong>ger Hof<br />
71272 Renn<strong>in</strong>gen<br />
Email: wilfried.hermann@uni-hohenheim.de<br />
CARINA FAIGLE<br />
MBW Market<strong>in</strong>ggesellschaft mbH<br />
Leuschnerstr. <strong>45.</strong><br />
70176 Stuttgart<br />
Email: faigle@mbw-net.de<br />
FRIEDRICH LONGIN<br />
Landessaatzuchtanstalt Hohenheim<br />
Fruwirthstr. <strong>21</strong><br />
70599 Stuttgart<br />
Email: friedrich.long<strong>in</strong>@uni-hohenheim.de<br />
GEORG SCHULZE-SCHILDORF<br />
Staatsdomäne Maßhalderbuch (JVA Rottenburg)<br />
Maßhalerbuch<br />
72531 Hohenste<strong>in</strong><br />
Email: Georg.Schulze-Schilddorf@jvarottenburg.justiz.bwl.de<br />
HEINZ KÜNKELE<br />
Schapfen Mühle<br />
Franzenhauserweg <strong>21</strong><br />
89081 Ulm<br />
Email: h.kuenkele@schapfenmuehle.de<br />
DR. FRED FÜRSTENFELD<br />
BGD-Bodengesundheitsdienst GmbH<br />
Marktbreiter Straße 74<br />
97199 Ochsenfurt<br />
Email: Fred.Fuerstenfeld@bodengesundheitsdienst.de<br />
PROF. DR. ENNO BAHRS<br />
Universität Hohenheim - Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre<br />
Schloß-Osthof-Südflügel<br />
70593 Stuttgart<br />
eMail: bahrs@uni-hohenheim.de<br />
- <strong>11</strong> -
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Landwirtschaftliches Technologiezentrum<br />
Augustenberg (LTZ)<br />
Neßlerstr. 23-31<br />
76227 Karlsruhe<br />
Bearbeitung:<br />
LTZ Augustenberg<br />
Brigitte Fasler<br />
Direktionsassistenz<br />
Tel.: 07<strong>21</strong> / 9468-0<br />
Fax: 07<strong>21</strong> / 9468-209<br />
Email: poststelle@ltz.bwl.de<br />
Internet: www.ltz-augustenberg.de<br />
Auflage: 250 Ex.<br />
Druck: MLR<br />
Stand: <strong>11</strong>/2013<br />
- 12 -
GAP-Reform –<br />
e<strong>in</strong>zelbetriebliche Konsequenzen und<br />
Anpassungsstrategien<br />
<strong>45.</strong> <strong>Pflanzenbauliche</strong> <strong>Vortragstagung</strong>,<br />
<strong>21</strong>.<strong>11</strong>.2013, S<strong>in</strong>delf<strong>in</strong>gen<br />
Prof. Dr. Enno Bahrs<br />
Landwirtschaftliche Betriebslehre<br />
Universität Hohenheim<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Vortragsaufbau<br />
1. E<strong>in</strong>leitung<br />
2. Bedeutende Aspekte der GAP-Reform<br />
1. Europäisch<br />
2. National und regional (u. a. Baden-Württemberg)<br />
3. Betriebs<strong>in</strong>dividuell<br />
3. Schlussbemerkungen<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Wichtige europäische<br />
Aspekte der GAP-Reform<br />
1. Ger<strong>in</strong>ges nom<strong>in</strong>ales Ges<strong>am</strong>tvolumen der 1. und 2. Säule <strong>in</strong><br />
der Summe für alle EU-Mitgliedsländer aufgrund von<br />
Haushaltskürzungen und Umverteilung <strong>in</strong> andere EU-ML<br />
2. Höhere Auflagen für den Erhalt der DZ – „Begrünung der DZ“<br />
(Green<strong>in</strong>g). D<strong>am</strong>it nimmt die effektive E<strong>in</strong>kommenswirkung<br />
der durchschnittlich reduzierten DZ (gilt somit nicht für jedes<br />
EU-ML) <strong>in</strong> Europa ab<br />
3. Annäherung der Hektarprämien im (<strong>in</strong>ter-) nationalen<br />
Vergleich<br />
4. Entkopplung wurde <strong>in</strong> der Summe nicht ausgeweitet,<br />
gegenläufige Trends erkennbar<br />
5. Stärkere Renationalisierung der Agrarpolitik, z. T. verbunden<br />
mit e<strong>in</strong>er Umverteilung von groß nach kle<strong>in</strong><br />
6. Abschaffung ZR-Quote<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Nationale und<br />
regionale Aspekte der GAP-Reform<br />
• E<strong>in</strong>kommenswirkung der DZ nimmt auch <strong>in</strong> BW aufgrund<br />
des Green<strong>in</strong>gs ab (sofern Pachtpreise nicht nach unten gehen)<br />
• Umverteilung auf kle<strong>in</strong>ere Betriebe (6,9% d. DZ) –<br />
BW, BY, HE, RP, NRW, NI profitieren davon<br />
• Umverteilung aufgrund Junglandwirteprämie effektiv<br />
e<strong>in</strong>e Umverteilung von alt nach jung sowie von<br />
groß nach kle<strong>in</strong>, weil Prämie auf die ersten 90 ha begrenzt<br />
s<strong>in</strong>d sowie<br />
vom Ackerbau <strong>in</strong> Futterbau und Veredlung, weil Ackerbau<br />
e<strong>in</strong>e größere durchschnittliche Betriebsgröße aufweist<br />
• Umverteilung von 1. auf 2. Säule (4,5% d. DZ)<br />
• Angleichung auf bundese<strong>in</strong>heitliche (Basis-)Prämie<br />
• Ausgestaltung der Green<strong>in</strong>gauflagen (noch E<strong>in</strong>iges offen)<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Nationale und<br />
regionale Aspekte der GAP-Reform<br />
1. Ca. 5,2% ger<strong>in</strong>geres Volumen für DZ und ELER<br />
<br />
In der Summe ca. 6,2 Mrd. Euro jährlich, davon ca. 4,8 Mrd. Euro nach<br />
Abzug der 4,5% für 2. Säule (ca. 225 Mio. Euro der DZ)). D<strong>am</strong>it wird<br />
die Kürzung der 2. Säule durch die 4,5% überkompensiert – zukünftig<br />
mehr Mittel <strong>in</strong> 2. Säule.<br />
2. Durch die nationale Umsetzung bei den DZ profitieren BW, BB,<br />
HE, RP, SL <strong>in</strong> relativer und absoluter Form.*<br />
<br />
<br />
BW gew<strong>in</strong>nt im Durchschnitt der Basis-, Green<strong>in</strong>g- und Zusatzprämien<br />
ca. 10 Euro/ha, HS, RP und SL gew<strong>in</strong>nen ca. 15 Euro/ha. Betriebe mit<br />
hohem Flächenumfang verlieren jedoch. Z. B.: BW 300 ha LF ca. 15<br />
bis 20 Euro/ha<br />
Die stärksten absoluten Verlierer <strong>in</strong> der Summe aus Basis-, Green<strong>in</strong>gund<br />
Zusatzprämien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne nördliche und östliche Bundesländer<br />
mit ca. 50 Euro/ha weniger im Durchschnitt im Vergleich zu 2012.<br />
*Zahlenangaben s<strong>in</strong>d noch ohne Gewähr<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Betriebs<strong>in</strong>dividuelle<br />
Aspekte der GAP-Reform<br />
1. E<strong>in</strong>zelbetrieblich kaum bee<strong>in</strong>flussbar s<strong>in</strong>d die zuvor<br />
beschriebenen <strong>in</strong>ternationalen und nationalen<br />
Verteilungsmuster bei den Direktzahlungen<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Betriebsteilung s<strong>in</strong>nvoll?<br />
1. Durch e<strong>in</strong>e Betriebsteilung können<br />
Die Zuschläge für die 46 ha optimiert werden (max. 1.980 Euro/Jahr)<br />
Junglandwirteprämien (vorgezogen) genutzt werden<br />
(max. 4.500 Euro/Jahr)<br />
2. Aber Zusatzkosten für<br />
Adm<strong>in</strong>istration der Betriebsteilung für<br />
•Steuerberater<br />
•Eigene Zeit (Betriebsteilung muss nicht nur für das FA<br />
gelebt werden)<br />
Sozialversicherungskosten – die s<strong>in</strong>d abhängig von<br />
•Leiter des neuen Betriebs vorher bei LKK/LPK befreit und<br />
ist jetzt zu versichern<br />
•Leiter des neuen Betriebs vorher als MiFa beitragspflichtig<br />
•Leiter des neuen Betriebs bleibt bei LKK/LPK befreit<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Betriebs<strong>in</strong>dividuelle<br />
Aspekte der GAP-Reform<br />
1. E<strong>in</strong>zelbetrieblich kaum bee<strong>in</strong>flussbar s<strong>in</strong>d die zuvor<br />
beschriebenen <strong>in</strong>ternationalen und nationalen<br />
Verteilungsmuster bei den Direktzahlungen<br />
2. E<strong>in</strong>zelbetrieblich bee<strong>in</strong>flussbar s<strong>in</strong>d die mit der EU-<br />
Agrarreform verbundenen Anpassungsmechanismen<br />
beim Green<strong>in</strong>g sowie <strong>in</strong> der zweiten Säule (AUKM).<br />
1. Anpassungsmaßnahmen Green<strong>in</strong>gauflagen bereits<br />
absehbar<br />
2. Anpassungsmaßnahmen AUKM aufgrund bislang nicht<br />
abgeschlossener Progr<strong>am</strong>mgestaltung weniger gut<br />
absehbar<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Betriebliche<br />
Anpassungsmaßnahmen Green<strong>in</strong>g<br />
1. Neben (bundeslandspezifischer und<br />
e<strong>in</strong>zelbetrieblicher) Grünlanderhaltungspflicht:<br />
5% ökologische Vorrangflächen – Katalog verschiedenster<br />
Möglichkeiten<br />
M<strong>in</strong>destens drei Kulturarten pro Betrieb ab 30 ha<br />
Ackerfläche (siehe jedoch z. B. Ausnahmen für Betriebe mit<br />
vorwiegender Dauergrünlandbewirtschaftung)<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Betriebliche<br />
Anpassungsmaßnahmen Green<strong>in</strong>g –<br />
Zwischenfruchtanbau, Legum<strong>in</strong>osen<br />
oder KUP oder…?<br />
1. Wer sowieso 15 bis 20% der Ackerfläche ZF oder<br />
Legum<strong>in</strong>osen anbaut (z. B. im Rahmen des<br />
Hackfruchtanbaus), hat die Auflagen der<br />
ökologischen Vorrangflächen auf den ersten Blick<br />
erfüllt – Aber:<br />
S<strong>in</strong>d synth PSM und synth. Dünger zum<strong>in</strong>dest partiell auf<br />
diesen Flächen tabu? Folge: Ertragse<strong>in</strong>bußen<br />
Inwieweit s<strong>in</strong>d die ZF wirtschaftlich nutzbar (Futter,<br />
Gärsubstrat)?<br />
…<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre
Schlussbemerkungen<br />
1. Die EU-Agrarreform kann <strong>in</strong>sbesondere für flächenstarke<br />
Unternehmen zu empf<strong>in</strong>dlichen Reduktionen<br />
e<strong>in</strong>kommenswirks<strong>am</strong>er Leistungen führen (<strong>in</strong> der<br />
Basisprämie).<br />
2. Baden-Württemberg profitiert im Vergleich mit anderen<br />
Bundesländern<br />
3. Das Green<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der ersten Säule kann zu effektiven<br />
E<strong>in</strong>kommensreduktionen führen. Auf das Green<strong>in</strong>g zu<br />
verzichten, wird <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e Option se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>ige<br />
Betriebe haben (weitgehend) volle Mitnahmeeffekte.<br />
4. Die Anpassungsmaßnahmen können ger<strong>in</strong>g bis erheblich se<strong>in</strong>.<br />
Betriebs<strong>in</strong>dividuelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen sowie die Konkretisierung<br />
der Green<strong>in</strong>gmaßnahmen bestimmen das Maß.<br />
5. Hauptprofiteur der GAP-Reform ist der<br />
Flächenarme Junglandwirt, der extensiv wirtschaftet!<br />
E. Bahrs, Landwirtschaftliche Betriebslehre