140 Jahre Saatgutprüfung in Augustenberg, Karlsruhe - Baden ...
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Aus den Landesanstalten<br />
Dr. Andrea Jonitz, Prof. Dr. Norbert Leist<br />
<strong>140</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Saatgutprüfung</strong> <strong>in</strong> <strong>Augustenberg</strong>, <strong>Karlsruhe</strong><br />
Der Anbauerfolg e<strong>in</strong>es Landwirts hängt heute wie vor <strong>140</strong> <strong>Jahre</strong>n vom E<strong>in</strong>satz qualitativ hochwertigen<br />
Saatguts ab. Aufgrund der Zustände <strong>in</strong> der Landwirtschaft um 1850 (SCHMIDT 1997, STEINER 2001, JONITZ<br />
und LEIST 2009) waren Ernährungssicherung und Verbraucherschutz die Triebfedern für den<br />
Centralausschuss des landwirtschaftlichen Vere<strong>in</strong>s im Großherzogtum <strong>Baden</strong>, um am 16. Januar 1872<br />
die Errichtung der weltweit dritten Samenprüfungs-Anstalt zu beschließen. Dr. Leopold Just, Dozent<br />
für Agriculturchemie und Pflanzenphysiologie am Polytechnicum <strong>in</strong> <strong>Karlsruhe</strong> wurde als Vorstand<br />
bestimmt mit dem Ziel „landwirtschaftliche Sämereien auf ihre Re<strong>in</strong>heit und Keimfähigkeit zu<br />
untersuchen und die Landwirte beim Bezug von Sämereien vor Schaden, der ihnen durch<br />
nichtkeimfähige oder verfälschte Ware erwachsen kann, zu bewahren“. 1878 beteiligten sich bereits 24<br />
Saatgutprüfstellen an der Erstellung e<strong>in</strong>heitlicher Prüfmethoden.<br />
Den Forderungen der Zeit entsprechend befassten<br />
sich Just und se<strong>in</strong>e Nachfolger nicht<br />
nur mit der <strong>Saatgutprüfung</strong> im engeren S<strong>in</strong>ne,<br />
sondern mit allen aus der Landwirtschaft an sie<br />
herangetragenen Problemen, dem Versuchswesen,<br />
neuen Kulturarten, Pflanzenkrankheiten und<br />
Pflanzenschutz, wobei Rebe und Tabak damals an<br />
erster Stelle standen.<br />
Unter dem Großherzog von <strong>Baden</strong>, der von den<br />
hervorragenden Arbeiten zum Wohle der Landwirtschaft<br />
überzeugt war, übernahm der Staat <strong>Baden</strong><br />
am 8. Mai 1884 die Samenprüfungsanstalt von<br />
der privaten Trägerschaft und benannte sie „Pflanzenphysiologische<br />
Versuchsanstalt“. 1901 erfolgte<br />
so dann die Zusammenlegung derselben mit der<br />
landwirtschaftlichen Chemie <strong>in</strong> <strong>Karlsruhe</strong> als<br />
„Großherzoglich badische landwirtschaftliche<br />
Versuchsanstalt“ im Schloss Augustenburg und<br />
1907 im bekannten Neubau auf dem <strong>Augustenberg</strong>,<br />
wobei die Saatgutprüfstelle wegen ihrer vielfältigen,<br />
weit über das Saatgut h<strong>in</strong>ausgehenden<br />
Untersuchungen 1918 <strong>in</strong> „Botanische Abteilung“<br />
umbenannt wurde.<br />
Beg<strong>in</strong>nend mit der maßgeblichen Beteiligung an<br />
der Gründung des VDLUFA (1888) und dem<br />
Vorläufer der Fachgruppe Saatgut (1893) war die<br />
Mitgliedschaft und Mitarbeit des Referates Saatgut<br />
<strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen Vere<strong>in</strong>igung für <strong>Saatgutprüfung</strong>,<br />
der ISTA, ab 1926 stets selbstverständlich.<br />
So hatte Bernhard Schmidt für 15 <strong>Jahre</strong> den Vorsitz<br />
<strong>in</strong> der Fachgruppe Saatgut des VDLUFA <strong>in</strong>ne,<br />
gefolgt von Leist, der 25 <strong>Jahre</strong> im Vorstand aktiv<br />
Name<br />
Dienstzeit<br />
Prof. Dr. Leopold Just 1872 - 1891<br />
Prof. Dr. Ludwig Kle<strong>in</strong> 1891 - 1901<br />
Dr. Claus v. Wahl 1901 - 1929<br />
Dr. Georg Claus 1929 - 1943<br />
Prof. Dr. Hans Kummer 1943 - 1968<br />
Dr. Bernhard Schmidt 1968 - 1991<br />
Prof. Dr. Norbert Leist 1992 - 2007<br />
Dr. Andrea Jonitz 2007 -<br />
Tabelle 1<br />
Vorstände der<br />
Saatgutprüfstelle und ihre<br />
Dienstzeiten<br />
Der erste Vorstand der<br />
Saatgutprüfstelle<br />
Prof. Dr. Leopold Just<br />
Land<strong>in</strong>fo 4 | 2013<br />
87
Verwaltung aktuell<br />
Tabelle 2<br />
Anzahl der<br />
Untersuchungsproben<br />
Jahr<br />
Probenzahl<br />
1934 401<br />
1940 1.248<br />
1944 3.220<br />
1945 423<br />
1950 3.787<br />
1960 4.407<br />
1970 2.946<br />
1973 7.424<br />
1980 9.330<br />
1990 11.782<br />
2000 7.172<br />
2010 8.912<br />
war und Frau Jonitz, die seit 2007 diese Funktion<br />
übernommen hat.<br />
Ebenso war Bernhard Schmidt von 1986-1992 <strong>in</strong><br />
der ISTA im Vorstand und zugleich als Mitglied <strong>in</strong><br />
den Komitees für Re<strong>in</strong>heit, Gesundheit und Vergleichsuntersuchungen<br />
aktiv.<br />
Norbert Leist arbeitete <strong>in</strong> den Komitees für Re<strong>in</strong>heit,<br />
Echtheit, Gehölz- und Blumensaatgut sowie<br />
im Vorschriften Komitee. Auf se<strong>in</strong>e Initiative h<strong>in</strong><br />
wurde <strong>in</strong> der ISTA 2001 das heutige GVO Komitee<br />
gegründet und bis 2007 von ihm geleitet. Höhepunkt<br />
war se<strong>in</strong>e Präsidentschaft der ISTA von<br />
2000-2004.<br />
Herr Ra<strong>in</strong>er Knoblauch, Biologielaborant, baute<br />
als Leiter das Echtheitskomitee von 2001 bis 2007<br />
mit neuen Impulsen auf und gehörte diesem bis<br />
2013 als Mitglied an. Frau Stefanie Krämer, Biologielaborant<strong>in</strong><br />
ist seit 2004 Leiter<strong>in</strong> des Tetrazolium<br />
Komitees und zugleich Mitglied <strong>in</strong> den Komitees<br />
für Gehölz-und Blumensaatgut. Schließlich ist<br />
Frau Andrea Jonitz seit 2007 Mitglied <strong>in</strong> den Komitees<br />
für Re<strong>in</strong>heit und Keimfähigkeit und seit<br />
2010 im GVO Komitee, hier zuständig für die<br />
regelmäßigen Proficiency Tests.<br />
Zusätzlich sei das Deutsche Maiskomitee (DMK)<br />
genannt <strong>in</strong> dem sich aufgrund der Bedeutung für<br />
das Bundesland <strong>Baden</strong>-Württemberg alle Leiter<br />
der Saatgutprüfstelle bis heute <strong>in</strong> leitenden Positionen<br />
engagieren. Die Ausbildung und Fortbildung<br />
von Biologielaboranten sowie Stipendiaten<br />
und Gastwissenschaftlern aus aller Welt am <strong>Augustenberg</strong><br />
(1995 – 2005: 64) ist besonders zu erwähnen.<br />
Die fruchtbare Zusammenarbeit mit Universitäten,<br />
Kolleganstalten im In- und Ausland und der<br />
Saatgutwirtschaft zeigt anhand von 62 Diplom-,<br />
15 Staatsexamensarbeiten und 5 Promotionen <strong>in</strong><br />
den letzten 50 <strong>Jahre</strong>n, dass hier Forschung und<br />
Lehre zum Wohle der Landwirtschaft betrieben<br />
wird. Oftmals mit Preisgeldern ausgezeichnete<br />
Arbeiten mündeten <strong>in</strong> Publikationen und Vorträge<br />
über die Kulturarten Hafer und Mais, Samenmorphologie,<br />
Besatz im Saatgut, Keimfähigkeit,<br />
Lebensfähigkeit mittels Tetrazolium, Triebkraft,<br />
Echtheit, Elektrophorese, Gesundheit, GVO Untersuchungen<br />
mittels PCR sowie Besonderheiten<br />
der Samenbiologie.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1973 wurde sodann die Saatgutuntersuchung<br />
von Württemberg und <strong>Baden</strong> <strong>in</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
zusammengeführt (Tab. 1). Dies bedeutete neben<br />
e<strong>in</strong>em erhöhten Untersuchungsvolumen auch die<br />
E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> neue Arbeitsfelder wie die Untersuchung<br />
von Gehölzsaatgut.<br />
Das Artenspektrum umfasst seit jeher sowohl<br />
landwirtschaftliche und gärtnerische Kulturarten<br />
als auch Gehölze, Heil-, Zier- und Gewürzpflanzen,<br />
die mit dem gesamten Methodenspektrum<br />
der ISTA bearbeitet werden können. Dafür bei<br />
der ISTA akkreditiert ist die Saatgutprüfstelle seit<br />
1999.<br />
Arbeitsgebiete über die <strong>Jahre</strong><br />
Berichtete Leopold Just <strong>in</strong> den frühen <strong>Jahre</strong>n über<br />
Ambrosia artemisiifolia <strong>in</strong> Saatgut, bearbeitete Probleme<br />
mit Orobanche, Cuscuta, Hederich, Flughafer<br />
und Wachtelweizen, so waren es 1936 der Le<strong>in</strong>lolch<br />
und das Unkrautlieschgras und 1977 wieder<br />
der Flughafer. Hier gelang es die Probleme bezüglich<br />
der Beurteilung und Bewertung von „Auskreuzungen“<br />
(Bastarden, Fatuoiden) durch <strong>in</strong>tensive<br />
mehrjährige Arbeiten mit modernen Methoden<br />
auf genetischer und biochemischer Basis<br />
endgültig zu lösen.<br />
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Verwaltung aktuell<br />
Neben Hafer und Gemüse galt die besondere Aufmerksamkeit<br />
dem Hybridsaatmais als der Sonderkultur<br />
<strong>in</strong> Südbaden, wovon über 30 Arbeiten berichten.<br />
Gab es bis 1958 <strong>in</strong> der hiesigen Saatmaisvermehrung<br />
vor allem den „Gelben badischen<br />
Landmais“, so traten mit der E<strong>in</strong>führung der<br />
Hybrid-Saatgut Vermehrung neue Probleme auf.<br />
Diese konnten dank guter Personalausstattung ab<br />
1977 umfangreich bearbeitet werden. E<strong>in</strong>e Ernteund<br />
Aufbereitungsbegleitende Probenahme gefolgt<br />
von Laboruntersuchungen über die ganze<br />
Methodenpalette wurde über vier <strong>Jahre</strong> an mehr<br />
als zehn Hybridsorten durchgeführt. Dadurch gelang<br />
es die qualitätsrelevanten Bearbeitungsschritte<br />
und die Ursachen für Qualitätsm<strong>in</strong>derung zu<br />
erkennen sowie Handlungsanleitungen zur Verbesserung<br />
der Saatgutqualität abzuleiten und damit<br />
Empfehlungen für den geplanten Bau e<strong>in</strong>es<br />
neuen Mais-Aufbereitungswerkes zu geben.<br />
Neben anderem wurde 1978 geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
Saatgutlaboren von Speyer, München und den Firmenlaboren<br />
von KWS und Strube e<strong>in</strong> Kalttest für<br />
die Triebkraftprüfung bei Mais entwickelt, sowie<br />
1987 die Feststellung der genetischen Qualität bei<br />
Hybridsaatmais mittels Elektrophorese der Kornprote<strong>in</strong>e<br />
ermöglicht. Das Jahr 2008 forderte jüngst<br />
e<strong>in</strong>en unerwarteten E<strong>in</strong>satz, als Beizmittel durch<br />
widrige Umstände bei der Aussaat Hybridmais<br />
solche Probleme auslösten, dass die <strong>Saatgutprüfung</strong><br />
gefragt war den Heubachtest zur Kontrolle<br />
der Beizqualität e<strong>in</strong>zuführen.<br />
Auch am Thema Keimfähigkeit wurde seit 1872<br />
bis heute ununterbrochen gearbeitet, so zum Beispiel<br />
über die Wirkung der Wärme auf die Keimfähigkeit<br />
der Samen 1876 und Keimfähigkeitsverluste<br />
bei Hybridsaatmais 1978. Für den Zwiebelanbau<br />
wurde 2004 e<strong>in</strong> Triebkrafttest etabliert,<br />
woraufh<strong>in</strong> der Verband Dt. Speisezwiebel e.V.<br />
<strong>Augustenberg</strong> als Referenzlabor benannte. In<br />
mehreren Arbeiten wurde ab 2005 dem E<strong>in</strong>fluss<br />
von Insektiziden auf die Lagerfähigkeit des Saatguts<br />
verschiedener Kulturpflanzen nachgegangen.<br />
Re<strong>in</strong>heitsuntersuchung von<br />
Getreidesaatgut,<br />
LTZ <strong>Augustenberg</strong><br />
Keimfähigkeitsprüfung bei<br />
Maissaatgut,<br />
LTZ <strong>Augustenberg</strong><br />
Sortenbestimmung durch<br />
Elektrophorese der<br />
Samenprote<strong>in</strong>e,<br />
LTZ <strong>Augustenberg</strong><br />
Nachdem 2002 e<strong>in</strong> Forstvermehrungsgutgesetz<br />
erlassen worden war, wurde <strong>Augustenberg</strong> als drittes<br />
Labor für diese Untersuchungen akkreditiert<br />
und zugleich gefragt, se<strong>in</strong>e Erfahrungen <strong>in</strong> der<br />
Prüfung der Lebensfähigkeit mittels Tetrazoliumsalzen<br />
auf Veranstaltungen der Klenganstalten<br />
national wie <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Nach der<br />
Übernahme der Gehölzsaatgutprüfung von der<br />
Universität Hohenheim 1973, wurden zahlreiche<br />
Arbeiten zu mehr als 25 verschiedenen Arten<br />
durchgeführt. So entstanden während der neunjährigen<br />
Leitung des Tetrazolium Komitees durch<br />
Norbert Leist, heute Stefanie Krämer, zwei ISTA<br />
Handbücher mit <strong>in</strong>zwischen über 250 Arten.<br />
Weltweit wurden 10 e<strong>in</strong>wöchige Workshops zum<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g der Methode durchgeführt und 11 umfangreiche<br />
Diplomarbeiten sowie zahlreiche R<strong>in</strong>gversuche<br />
wurden angefertigt.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt liegt auf der Gesundheitsprüfung<br />
von Saatgut, die seit jeher aber <strong>in</strong>sbesondere<br />
nach der Novellierung des Pflanzen-<br />
Land<strong>in</strong>fo 4 | 2013<br />
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Verwaltung aktuell<br />
Dr. Andrea Jonitz<br />
LTZ <strong>Augustenberg</strong><br />
Tel. 0721/ 9468 150<br />
andrea.jonitz@ltz.bwl.de<br />
Prof. Dr. Norbert Leist<br />
Bad Schönborn<br />
Tel. 07253/ 33434<br />
norbert.leist@partner.kit.<br />
edu<br />
schutzgesetzes 2001, sowie der Ausweitung des<br />
ökologischen Landbaus <strong>in</strong>tensiv verfolgt wurde<br />
und <strong>in</strong> über 20 Arbeiten zur Gesundheitsprüfung<br />
dokumentiert ist. Darunter fanden sich wegweisende<br />
Arbeiten über die Verbreitung der Getreidekrankheiten<br />
<strong>in</strong> <strong>Baden</strong> sowie über Pathogene und<br />
fakultativ pathogene samenbürtige Pilze auf Saatgetreide<br />
aus <strong>Baden</strong>-Württemberg, ihre Biologie,<br />
die Befallssituation und Konsequenzen. Gerade<br />
im Ökologischen Landbau ist die Bestimmung des<br />
Gesundheitszustandes ebenso wie bei Partien von<br />
Gemüsesaatgut äußerst dr<strong>in</strong>gend und drängend.<br />
So s<strong>in</strong>d im Referat Saatgut heute 31 Arten von<br />
Kulturpflanzen und 70 pilzliche Pathogene mit<br />
Standardarbeitsanweisungen im akkreditierten<br />
Bereich untersuchbar.<br />
Besondere Beachtung verdient der mit dem züchterischen<br />
Fortschritt e<strong>in</strong>hergehende stetige Ausbau<br />
der Echtheitsprüfung von Art, Sorte und Hybriden,<br />
e<strong>in</strong> Gebiet, auf dem das Labor nach E<strong>in</strong>führung<br />
der Rout<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Prote<strong>in</strong>-Analytik 1987<br />
europaweit als Kompetenzzentrum gesehen wird.<br />
Waren es bei Leopold Just die Herkunft von Rotklee<br />
und Luzerne, später die Unterscheidung von<br />
Raps und Rübsen, so führte die Bearbeitung des<br />
Flughaferproblems von der Morphologie zur Methode<br />
der Elektrophorese.<br />
E<strong>in</strong>en weiteren Meilenste<strong>in</strong> stellt der erfolgreiche<br />
Aufbau e<strong>in</strong>es DNA Labors 2001 dar, das als 3.<br />
ISTA Labor weltweit für GVO Untersuchungen<br />
akkreditiert wurde. Regelmäßig werden hier die<br />
Inzuchtl<strong>in</strong>ien zur Produktion von Hybridsaatmais<br />
sowie stichprobenartig das importierte Mais- und<br />
Rapssaatgut im Rahmen des Saatgutmonitor<strong>in</strong>gs<br />
auf den Gehalt an gentechnisch veränderten Samen<br />
untersucht.<br />
Der von der ISTA für die GVO Untersuchung<br />
neu e<strong>in</strong>geführte „performance based approach“<br />
<strong>in</strong> dem jedes Labor se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit <strong>in</strong><br />
Vergleichsuntersuchungen nachweisen muss, bedarf<br />
der regelmäßigen Durchführung solcher<br />
R<strong>in</strong>gversuche. Hier übernahm <strong>Augustenberg</strong> von<br />
der 4. Runde an die Verantwortung für die gesamte<br />
Probenvorbereitung und den Versand. Das bedeutet<br />
die Organisation von bislang 15 ISTA<br />
GVO Vergleichsuntersuchungen mit jeweils bis zu<br />
30 E<strong>in</strong>zelproben für 60-80 Labore weltweit.<br />
Ausblick<br />
Nachdem das Land <strong>Baden</strong> 1884 die <strong>Saatgutprüfung</strong><br />
vom privaten landwirtschaftlichen Vere<strong>in</strong><br />
übernommen hatte, erkennen wir heute den Trend<br />
zur Privatisierung und Aufgabenreduzierung. Die<br />
Verantwortung für e<strong>in</strong>es unserer höchsten Güter,<br />
das Saatgut, wird nicht mehr unbed<strong>in</strong>gt beim Staat<br />
gesehen, sondern zunehmend <strong>in</strong> der privaten<br />
Hand. Interessanterweise wird gleichzeitig jedoch<br />
die Lebensmittelkontrolle stark ausgeweitet. Bisher<br />
hat die Saatgutprüfstelle <strong>Augustenberg</strong> die<br />
Belange aller an der Saatgutwirtschaft Beteiligten<br />
zuverlässig und zufriedenstellend bearbeitet und<br />
sich an nationalen sowie <strong>in</strong>ternationalen Aufgaben<br />
erfolgreich beteiligt. Die Zukunft der <strong>Saatgutprüfung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg wird davon abhängen,<br />
ob die agrarpolitischen Ziele des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
konsequent umgesetzt werden<br />
können (HABER, 2009):<br />
Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen<br />
Landwirtschaft durch anwendungsorientierte<br />
Forschungsarbeiten und Sicherung des vorbeugenden<br />
Verbraucherschutzes sowie die Weiterentwicklung<br />
e<strong>in</strong>er nachhaltigen landwirtschaftlichen<br />
Produktion und e<strong>in</strong>e Fortführung der<br />
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Möge<br />
die <strong>Saatgutprüfung</strong> auf dem <strong>Augustenberg</strong> weiterh<strong>in</strong><br />
erfolgreich zum Wohle der Landwirtschaft<br />
beitragen.<br />
Literaturangaben<br />
HABER, N., 2009: LTZ <strong>Augustenberg</strong> – 150 <strong>Jahre</strong><br />
Agrarforschung <strong>in</strong> <strong>Karlsruhe</strong> – <strong>Augustenberg</strong>:<br />
E<strong>in</strong>führung. Festschrift: 150 <strong>Jahre</strong> Agrarforschung<br />
auf dem <strong>Augustenberg</strong> 1859 - 2009. Landwirtschaftliches<br />
Technologiezentrum <strong>Augustenberg</strong>,<br />
Neßlerstrasse 23-31, 76227 <strong>Karlsruhe</strong><br />
JONITZ, A., LEIST, N., 2009: Saatgutuntersuchung<br />
und angewandte Botanik. Festschrift: 150 <strong>Jahre</strong><br />
Agrarforschung auf dem <strong>Augustenberg</strong> 1859 -<br />
2009. Landwirtschaftliches Technologiezentrum<br />
<strong>Augustenberg</strong>, Neßlerstrasse 23-31, 76227 <strong>Karlsruhe</strong><br />
SCHMIDT, B., 1997: Zur Entwicklung der <strong>Saatgutprüfung</strong><br />
an der Landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalt<br />
<strong>Augustenberg</strong> im Verlauf ihrer<br />
125-jährigen Geschichte. Festschrift <strong>Saatgutprüfung</strong><br />
1872-1997. Staatlich Landwirtschaftliche<br />
Untersuchungs- und Forschungsanstalt <strong>Augustenberg</strong>,<br />
Neßlerstrasse 23, 76227 <strong>Karlsruhe</strong><br />
STEINER, A.M., 2001: Saatgut und Saatgutqualität<br />
als Grundlage von Nahrungsmittelversorgung<br />
und Lebensqualität. ALVA-Tagung 2001: Wolfpass<strong>in</strong>g,<br />
AT, Tagungsbericht •<br />
90<br />
Land<strong>in</strong>fo 4 | 2013