Rebschutzdienst Heilbronn - Weinbauberatung Mitteilung Nr. 10 ...
Rebschutzdienst Heilbronn - Weinbauberatung Mitteilung Nr. 10 ...
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<strong>Rebschutzdienst</strong> <strong>Heilbronn</strong> - <strong>Weinbauberatung</strong><br />
<strong>Mitteilung</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>10</strong> vom 19. Juni 2013<br />
Frühsommerliche Temperaturen ab 4. Juni und Sahara-Wetter ab 17. Juni haben dazu geführt, dass<br />
die Reben in ihrer Entwicklung aufgeholt haben. Insgesamt sind die Entwicklungsunterschiede von<br />
frühen und späten Lagen nicht so ausgeprägt wie in anderen Jahren. Gegenüber dem Durchschnitt<br />
der letzten <strong>10</strong> Jahre beträgt der Entwicklungsrückstand derzeit ca. <strong>10</strong> Tage. Dies ist für den<br />
Jahrgang aber noch lange nicht von Nachteil. Die Rebblüte hat in sehr warmen Lagen bzw. bei früh<br />
blühenden Sorten wie z.B. Samtrot oder Regent am 18./19. Juni begonnen. Im Weinjahrgang 2006<br />
war die Vegetationsentwicklung ähnlich. Innerhalb einer Woche war dann die Blüte bei<br />
hochsommerlichen Temperaturen beendet. Es wird spannend sein zu beobachten, inwieweit der<br />
Entwicklungsbeschleuniger „Hitze“ in die ab 21. Juni prognostizierte Kühlphase nachwirkt und die<br />
Blüte beeinflusst. Mit einer leichten Verzögerung wird in späteren Lagen zu rechnen sein. Dennoch<br />
dürfte überwiegend in der letzten Juniwoche das Stadium Abgehende Blüte erreicht werden.<br />
Extreme Hitze bedeutet immer wieder auch die Gefahr von heftigen Gewittern und damit günstigen<br />
Bedingungen für die Verbreitung der Peronspora. Zum Donnerstag hin sind aus Südwesten<br />
unwetterartige Schauer und Gewitter angekündigt. Auch danach sind vermehrt schauerartige<br />
gewittrige Niederschläge gemeldet. Liegt hier die letzte Spritzung länger als 8 Tage zurück, sollte vor<br />
den angekündigten Unwettern behandelt werden. Vielfach wurde zu Beginn der Berichtswoche<br />
behandelt, so dass ausreichender Schutz gegeben ist. Falls aus Termingründen während der<br />
Rebblüte eine Behandlung ansteht, ist dies problemlos möglich. In der hoch sensiblen Blütephase<br />
bis Erbsengröße der Beeren besteht generell die größte Gefahr für Oidium- und<br />
Peronsoprainfektionen.<br />
Entblätterung<br />
Eine teilweise Entblätterung der Traubenzone zwischen den Stadien „Abgehende Blüte“ bis<br />
„Erbsengröße der Beeren“ hat sich bewährt. Die Erfolge hinsichtlich Gesunderhaltung der Trauben<br />
sind beeindruckend. Auch die lichtscheuen Ohrenzwicker fühlen sich nicht wohl, wenn die<br />
Traubenzone locker ist. Rote Sorten dabei etwas mehr, weiße Sorten und Trollinger besonders auf<br />
der West- und Südseite etwas verhaltener entblättern.<br />
GIBB 3 und Regalis<br />
Es ist anzunehmen, dass es bei zügig verlaufender Rebblüte zu einem guten Fruchtansatz und<br />
damit zu kompakten Trauben kommen wird. Deshalb macht es Sinn, sich Gedanken über die<br />
Möglichkeit zu machen, wie verhindert werden kann, dass es im Herbst durch zu kompakte Trauben<br />
und dadurch zu Fäulnis und Essigbildung kommen kann. Regalis ist für Riesling- und Sauvignon<br />
Blanc - Anlagen zur vorbeugenden Fäulnisvermeidung genehmigt.<br />
Der Bio-Wachstumsregulator GIBB 3 ist allgemein zugelassen und wird speziell zum Einsatz in<br />
wüchsigen Weinbergen bei den Sorten Spätburgunder, Schwarzriesling, Samtrot, Grau- und<br />
Weissburgunder sowie beim Portugieser empfohlen. Der Zeitpunkt für einen Einsatz beider Mittel<br />
liegt in der Zeit der Vollblüte. Da die Auswirkungen auf das Ertragsniveau beim Einsatz von<br />
Biowachstumsregulatoren nie exakt vorherzusagen sind, wird besonders bei größeren Betrieben<br />
empfohlen, eine Risikoabwägung vorzunehmen. Bei der Befürchtung eines Minderertrages ist dabei<br />
auch zu bedenken, dass starke Fäulnis im Herbst einerseits den Zeitaufwand bei der Handlese enorm<br />
erhöht und der Mengenertrag durch Verwerfen fauler Traubenanteile ebenfalls leidet. Der Einsatz der<br />
Biowachstumsregulatoren ist eine Sondermaßnahme in die Traubenzone und lässt sich nicht mit<br />
einer Standardbehandlung kombinieren.<br />
Peronospora<br />
Bisher wurden nur vereinzelt Ölflecken gemeldet. Aber auch von wenigen sporulierenden Ölflecken<br />
kann bei kräftigen Gewitterniederschlägen mit Windturbulenzen eine stärkere Ausbreitung der<br />
Peronospora ausgehen. Bei Spritzungen im Abstand von 1-2 Tagen nach gewittrigen Regenfällen<br />
und damit bei vermuteten Peronosporainfektionen sollte ein kurativ wirkendes Peronosporamittel<br />
(z.B. Forum Gold, Pergado, Melody Combi, Aktuan, Sanvino, Vincare, VinoStar, Ridomil Gold<br />
Combi, Fantic F) eingesetzt werden. Besonders in der sensiblen Blühphase haben diese Mittel ihren<br />
Einsatzschwerpunkt.<br />
Das anhaltend starke Wachstum macht weiterhin den Einsatz eines Mittels mit systemischer<br />
Komponente auf Basis der Phosphorigen Säure sinnvoll (Veriphos, Profiler oder Blattdünger mit<br />
phosphoriger Säure). Außer bei Profiler ist hierbei immer die Kombination mit einem Kontaktfungizid<br />
oder ggf. mit einem tiefenwirksamen Mitteln zu wählen.<br />
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Oidium<br />
Der witterungsbedingte Infektionsdruck ist zur Zeit extrem hoch. Jetzt ist auch die Phase erreicht,<br />
in der Stielgerüst und frisch verblühte Beerchen extrem anfällig sind. Diese Phase dauert noch ca. 3<br />
Wochen, danach nimmt die Gefahr von Neuinfektionen an den Trauben drastisch ab. Zum Einsatz<br />
kommt daher eines der folgenden organischen Mittel: Dynali, Vegas, Vivando, Talendo, Luna<br />
Experience oder Collis. Auf den dringend notwendigen Wirkstoffgruppenwechsel bei jeder Spritzung<br />
zur Vermeidung von Resistenzbildung muss intensiv hingewiesen werden.<br />
Kontrollen<br />
Während der Rebblüte erfolgen wieder Kontrollen der Spritzbrühe auf bienengefährliche<br />
Pflanzenschutzmittel.<br />
Schwarzholzkrankheit<br />
Das Entfernen der Brennessel als Wirtspflanze veranlasst die Überträgerzikaden der<br />
Schwarzholzkrankheit in umliegende Weinberge zu fliegen. Daher sollten nun in Weinbergsnähe<br />
keine Brennesseln an warmen Plätzen, wie z.B. Mauern, Böschungen oder am Wegrandbereich<br />
abgemäht oder gemulcht werden.<br />
Pflanzenschutz bei Tafeltrauben<br />
Beachten sie hierzu unbedingt die Zulassungsvoraussetzungen auf der Packungsbeilage. Für<br />
Tafeltrauben dürfen ausschließlich nur Mittel verwendet werden, die ausdrücklich dafür zugelassen<br />
sind.<br />
Umstrukturierung<br />
Nach erfolgter Pflanzung sollten schnellstmöglich die Pfropfrebenrechnungen an das<br />
Landwirtschaftsamt gefaxt oder geschickt werden. Falls eine Fläche beantragt aber nicht gepflanzt<br />
wurde, sollte dies dem Amt ebenfalls mitgeteilt werden. Gleiches gilt auch für die<br />
Schlauchrechnungen bei der Förderung der Tropfbewässerung.<br />
Mittelmenge<br />
Ausgehend von der momentanen Entwicklung ist in wüchsigen Anlagen der 3 bis 3,5 fache<br />
Basisaufwand zu verwenden. Minimalschnittanlagen müssen ganzjährig mit der vollen<br />
Aufwandmenge, also 4-fach Basis, behandelt werden. Bei Schlauchbehandlungen wird die Brühe auf<br />
1-fache Konzentration eingestellt.<br />
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum<br />
Bienenschutz, sind immer zu beachten.<br />
Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet unter www.landwirtschaft-bw.info abgerufen<br />
werden.<br />
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 26.Juni 2013. Ende der <strong>Mitteilung</strong>.