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Thomas Kreutzer, Die Neuerschließung der Baurechtsakten im

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Überhaupt muss festgehalten werden, dass eine Stadt o<strong>der</strong> eine Gemeinde zu einem nicht<br />

unbeträchtlichen Anteil rein materiell durch ihre Bausubstanz, durch die in Vergangenheit<br />

und Gegenwart bestehenden Gebäude und Bauwerke aller Art definiert wird. <strong>Die</strong>sem<br />

existentiellen Umstand kann <strong>im</strong> Grunde nur durch eine möglichst vollständige<br />

Überlieferung <strong>der</strong> kommunalen <strong>Baurechtsakten</strong> Rechnung getragen werden, da in ihnen<br />

sämtliche beantragten, genehmigten und durchgeführten baulichen Vorhaben und<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zum Teil schon seit dem späten 18. Jahrhun<strong>der</strong>t dokumentiert sind. 57<br />

Insbeson<strong>der</strong>e für architektur- und städtebaugeschichtlich so bedeutsame Städte wie<br />

Stuttgart scheint es kaum nachvollziehbar, eine wie auch <strong>im</strong>mer geartete Auswahl<br />

vorzunehmen, da gerade das Zusammenwirken von ,bedeutsamen’ und ,weniger<br />

bedeutsamen’ Bauwerken in einem Gesamtensemble und die damit verbundenen<br />

städtebaulichen Wandlungsprozesse von weitergehendem Interesse sind. 58 Über die<br />

Aspekte <strong>der</strong> Architektur- und Städtebaugeschichte hinaus können <strong>Baurechtsakten</strong> - je nach<br />

Erschließungstiefe - auch für restauratorische, umwelttechnische, sozial-, personen-,<br />

topographie-, technik- und unternehmensgeschichtliche sowie in Einzelfällen<br />

politikgeschichtliche Fragestellungen ausgewertet werden, so dass sie <strong>im</strong> allgemeinen zu<br />

den am häufigsten benutzten Beständen eines Stadtarchivs zählen. 59 Doch trotz dieser<br />

Argumente und auch angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass die Umstellung <strong>der</strong> Bauaktenführung<br />

auf EDV in vollem Gange ist und damit das Magazinraumproblem künftig in den<br />

Hintergrund rückt, wird man nicht umhinkönnen, einen gangbaren Weg für Bewertung und<br />

Ausson<strong>der</strong>ung von <strong>Baurechtsakten</strong> zu finden, denn zum einen liegen noch <strong>im</strong>mer Massen<br />

von analogem Schriftgut in den Registraturen <strong>der</strong> Baubehörden, zum an<strong>der</strong>en stehen (nicht<br />

nur) die kommunalen Archive bei <strong>der</strong> Übernahme digitaler Daten vor ganz neuen<br />

Problemen <strong>der</strong> langfristigen Aufbewahrung. Alles in allem wäre es also wünschenswert,<br />

die bisherige Vielfalt <strong>im</strong> Umgang mit <strong>Baurechtsakten</strong> zu überwinden zugunsten einer<br />

archivübergreifenden Diskussion mit dem Ziel eines allgemeingültigen und zugleich<br />

regionale Beson<strong>der</strong>heiten berücksichtigenden Bewertungsmodells, für dessen Erstellung<br />

57 Vgl. dazu auch Hans-Eugen SPECKER, Das Bauwesen <strong>der</strong> Städte. Stadtentwicklung, Befestigungsanlagen<br />

und Bauten, in: Walter BERNHARDT (Hg.), Acht Jahrhun<strong>der</strong>te Stadtgeschichte. Vergangenheit und<br />

Gegenwart <strong>im</strong> Spiegel <strong>der</strong> Kommunalarchive in Baden-Württemberg. Ausstellungskatalog, Sigmaringen<br />

1981, S. 112-32, bes. 112-14.<br />

58 Vgl. Andreas BRUNOLD/Bernhard STERRA (Hg.), Stuttgart. Von <strong>der</strong> Residenz zur mo<strong>der</strong>nen Großstadt.<br />

Architektur und Städtebau <strong>im</strong> Wandel <strong>der</strong> Zeiten, Tübingen/Stuttgart 1994, darin v. a. Bernhard STERRA,<br />

Theodor Fischer und die Stuttgarter Architekturtradition, S. 33-38, bes. 36-38, u. Susanne HAIST,<br />

Weißenhofsiedlung und Kochenhofsiedlung - Kräftemessen zwischen internationaler Avantgarde und<br />

Stuttgarter Traditionalisten, S. 39-55, bes. 55.<br />

59 Vgl. BRAUN, S. 11; BUCHHOLZ, Bedeutung, S. 20; SPECKER, Bauakten, S. 34; NIESS, S. 102. Zu Stuttgart<br />

siehe nächstes Kapitel.<br />

Transferarbeit <strong>Kreutzer</strong>.doc 02.04.2004 12:14

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