Zukunftsland Steiermark - Landentwicklung - Steiermark

Zukunftsland Steiermark - Landentwicklung - Steiermark Zukunftsland Steiermark - Landentwicklung - Steiermark

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1/05<br />

<strong>Zukunftsland</strong><br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Lebendige Zentren<br />

Schöne neue<br />

Energiewelt?<br />

Zukunft-Holzbau<br />

Wasserland<br />

<strong>Steiermark</strong>, was?<br />

Natura 2000


Hinkommen, mitdenken<br />

und mitreden!<br />

Gefährdung des ländlichen Raums. Was tun?<br />

Mittwoch, 19. Jänner 2005, im Minoritensaal/Graz<br />

Vieles, was Jahrhunderte hindurch selbstverständlich war,<br />

scheint nicht mehr zu gelten. Entsiedelte Naturräume werden zu<br />

exklusiven touristischen Destinationen, Agrarindustrien lösen –<br />

global betrachtet – immer mehr die traditionelle bäuerliche<br />

Landwirtschaft ab.<br />

Muss das so sein? Wollen wir diese Entwicklung?<br />

Und wo bleibt da die vielbeschworene „Nachhaltigkeit“?<br />

Nähere Informationen und Anmeldung<br />

unter www.oele-stmk.at<br />

Coverfoto: <strong>Steiermark</strong> Tourismus


Editorial<br />

LR Johann Seitinger<br />

Die Lebenschancen …<br />

künftiger Generationen müssen gewahrt<br />

bleiben. Erreicht wird dies durch<br />

ressourcenschonendes Wirtschaften,<br />

durch Rücksichtnahme auf die Umwelt<br />

und nicht zuletzt durch Vermeidung<br />

sozialer Ungerechtigkeiten.<br />

Das ist das Prinzip der Nachhaltigkeit –<br />

und es bedeutet, über den eigenen<br />

Tellerrand hinauszuschauen und kreative<br />

Lösungen auf die Fragen unserer<br />

Zeit zu entwickeln.<br />

Das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong><br />

unterstützt nachhaltige Entwicklung<br />

in unserem Land mit dem Ziel, die<br />

Lebensqualität der Menschen langfristig<br />

zu sichern und zu erhalten.<br />

Teilen Sie uns mit …<br />

wenn in Ihrem Bereich, verehrte Leserinnen<br />

und Leser, etwas Interessantes geschieht.<br />

Sie können sich hier mit Ihrer<br />

Initiative, mit Ihrem Verein oder Ihrer<br />

Gemeinde einer breiteren Öffentlichkeit<br />

vorstellen. Dieses Magazin berichtet<br />

über diese Aktivitäten ebenso wie über<br />

andere zukunftsträchtige Entwicklungen<br />

im sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Bereich.<br />

Kostenlos anfordern …<br />

können Sie „lebensWert“ unter<br />

Tel. 03332/62922 (Fax DW 4)<br />

beziehungsweise per E-Mail unter<br />

„office@oele-stmk.at“.<br />

Sie bekommen das Magazin<br />

regelmäßig zugesandt.<br />

„Nachhaltige Gemeindeentwicklung“, „Bürgerbeteiligung“, „Eigenverantwortlichkeit“.<br />

Dies sind die Themen, die sich wie ein roter Faden durch<br />

dieses Magazin ziehen. Sie stehen für einen neuen und innovativen Zugang<br />

zu Fragen des ländlichen Raumes. Am Beispiel der Nahversorgung<br />

kann man das leicht erklären: Nahversorgung bedeutet nicht nur, Lebensmittelgeschäfte<br />

und Gewerbebetriebe zu erhalten, sondern die gesamte<br />

Infrastruktur einer Gemeinde zu sichern. Notwendig dafür sind die<br />

entsprechende Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und die Erkenntnis,<br />

dass alle an einem Strang ziehen. Es geht darum, nachhaltig zu<br />

denken und zu handeln. Unsere Kinder sollen auch noch ein lebenswertes<br />

Umfeld vorfinden, sie sollen in einer intakten Umwelt aufwachsen, sie<br />

sollen vor Ort Arbeitsplätze haben und Strukturen, die das Leben lebenswert<br />

machen. Nachhaltige Entwicklung betrifft also unsere Wirtschaft,<br />

die sozialen Strukturen und unsere Umwelt. Das umfasst viele Bereiche –<br />

man kann eigentlich sagen, unser ganzes Leben.<br />

Deshalb unterstützt das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong> innovative<br />

Projekte. Die Spanne geht von Nahversorgungsinitiativen über betriebliche<br />

Unterstützungsmaßnahmen bis zu Sozial- und Umweltschutzprojekten.<br />

Stellvertretend für viele Initiativen seien hier die Wirtschaftsinitiative<br />

Nachhaltigkeit (WIN) nach dem Motto „Zukunftsfähige Betriebe – Zukunftsfähige<br />

Gemeinde“ genannt oder „G’scheit feiern“, die neue steirische<br />

Festkultur mit regionalen Produkten. Besonders möchte ich auf das<br />

Gemeindeentwicklungsprogramm „Lokale Agenda 21“ hinweisen, das<br />

eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, Chancen zu entwickeln und das<br />

Lebensumfeld positiv zu gestalten. Die Menschen vor Ort, die am besten<br />

wissen, wo der Schuh drückt, entwickeln gemeinsam Konzepte und setzen<br />

Ideen um. Seien es Programme zur Verbesserung der Nahversorgung<br />

oder Projekte für Kinder und Jugendliche, seien es Bioenergiekonzepte<br />

oder sei es die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Vereinen – der<br />

Themenvielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt. All das trägt dazu bei, ein<br />

lebenswertes Umfeld im ländlichen Raum zu erhalten.<br />

In diesem Sinn lade ich Sie auch herzlich ein zu der Veranstaltung<br />

„Gefährdung des ländlichen Raums. Was tun?“, die am 19. Jänner im<br />

Grazer Minoritensaal stattfindet.<br />

Ihr Landesrat Johann Seitinger<br />

l e b e n s w e r t 1


impressum<br />

inhalt<br />

Gemeinden &<br />

Regionen<br />

Zukunft &<br />

Entwicklung<br />

Neue Impulse<br />

für steirische<br />

Gemeinden!<br />

Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:<br />

Vierteljährlich erscheinende Druckschrift<br />

über nachhaltige Zukunftsthemen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

müssen nicht mit der Meinung der Redaktion<br />

übereinstimmen.<br />

Die aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit in<br />

den Artikeln gewählte Schreibweise wie Bürger,<br />

Leser etc. bezieht sich selbstverständlich auf<br />

beide Geschlechter.<br />

Herausgeber und Medieninhaber:<br />

Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

8230 Hartberg, Am Ökopark 9<br />

Mitherausgeber:<br />

Ökosoziales Forum <strong>Steiermark</strong><br />

8010 Graz, Reitschulgasse<br />

Redaktion:<br />

Mag. Helmut Römer<br />

Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

8230 Hartberg, Am Ökopark 9<br />

Tel. 03332/62922 (Fax DW 4)<br />

office@oele-stmk.at<br />

Gestaltung:<br />

graphic kerstein werbung&design<br />

8111 Judendorf-Straßengel, Dammweg 10<br />

Tel. 03124/54418<br />

graphic.kerstein@inode.at<br />

Druck:<br />

Medienfabrik Graz<br />

8010 Graz, Hofgasse 15<br />

Tel. 0316/8095-0<br />

office@mfg.at<br />

Das Land lebt<br />

Zukunftsinitiativen in der <strong>Steiermark</strong>:<br />

Von der Nahversorgung<br />

über die Lokale Agenda<br />

bis zur Regionalentwicklung.<br />

Seiten 4–5<br />

Lebendige Zentren<br />

Die Ortskerne erhalten – durch<br />

nachhaltige Konzepte in der<br />

Ortserneuerung.<br />

Seiten 6–7<br />

Was wir von Blattläusen<br />

lernen können<br />

Zusammenarbeit am Beispiel<br />

der Marktgemeinde Pischelsdorf<br />

Seiten 8–9<br />

Jugend-Leben im Enns-<br />

GrimmingLand<br />

Die Jugend weiß, was sie will,<br />

man muss sie nur hören: Jugendinitiativen<br />

in der Region<br />

Liezen.<br />

Seiten 10–11<br />

Schöne neue<br />

Energiewelt?<br />

Die Zukunft unserer Energieversorgung<br />

oder wie sie sein<br />

sollte …<br />

Seiten 12–13<br />

TIPP<br />

„lebensWert“ kann<br />

als PDF unter dem Link<br />

„Zukunftsmagazin“ bei<br />

„www.oele-stmk.at“<br />

heruntergeladen werden.<br />

Gedruckt auf Recycling Naturpapier<br />

2


Wirtschaft &<br />

Nachhaltigkeit<br />

Wasserland<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Umwelt &<br />

Natur<br />

Kurzmeldungen &<br />

verschiedenes<br />

Zukunft-Holzbau<br />

Die Steirische Holzbau-Charta –<br />

ein Bekenntnis zur verstärkten<br />

Nutzung von Holz.<br />

Wasserland <strong>Steiermark</strong>,<br />

was?<br />

Was Sie schon immer über<br />

Wasser wissen wollten …<br />

Natura 2000<br />

Über Naturschutz und die Chancen,<br />

sie sich daraus ergeben.<br />

Seite 25<br />

Die Zukunft meistern<br />

Das EU-Programm Ländliche<br />

Entwicklung 2007–2013<br />

Seite 28<br />

Seiten 14–15<br />

Bauen auf dem<br />

Holzweg?<br />

Vier Vorurteile gegen Bauen<br />

mit Holz – und warum sie nicht<br />

stimmen.<br />

Seiten 16–17<br />

Seiten 22–23<br />

Leben für Gerechtigkeit<br />

DVD-Präsentation<br />

Seite 29<br />

Ideensaltos im Sustainability-Café<br />

Reden über Verantwortung …<br />

Der Junker<br />

Seite 29<br />

Die Erfolgsstory eines steirischen<br />

Jungweines<br />

Seiten 18<br />

Sichere Zukunft lässt<br />

sich trainieren<br />

Nachhaltige Firmenentwicklung<br />

im WIN-Business Training<br />

Seite 19<br />

Wirtschaft, Nachhaltigkeit,<br />

Erfolg<br />

Zwei Beispiele für Unternehmen<br />

der neuen Art<br />

Land unter?<br />

Hochwasserschutz in der<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Seite 24<br />

LIFE Natur Projekt<br />

Lafnitz<br />

<strong>Steiermark</strong>, Burgenland,<br />

Ungarn … Naturschutz, grenzüberschreitend<br />

Seiten 26–27<br />

Agricultur<br />

Rezension<br />

Seite 30<br />

Denken ist schwieriger<br />

als Nicken<br />

Rezension<br />

Seite 31<br />

WINBAU-Konsulentenpool<br />

Auszeichnung für Bauexperten<br />

Seite 32<br />

Seiten 20–21<br />

Klimawandel – die Bedrohung<br />

der Zukunft!<br />

Veranstaltungsserie<br />

Seite 32<br />

l e b e n s w e r t<br />

3


GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Lebensressort <strong>Steiermark</strong><br />

HELMUT RÖMER<br />

Das Land lebt<br />

Zukunftsinitiativen in der <strong>Steiermark</strong> am<br />

Beispiel Unzmarkt-Frauenburg und Hartberg<br />

Es tut sich was in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Überall bilden sich neue Kooperationen,<br />

Landwirte arbeiten mit Gewerbetreibenden<br />

zusammen, Wirtschafts-,<br />

Umwelt- und Sozialprojekte<br />

werden umgesetzt. Die Gemeinden<br />

setzen voll auf Zukunft – und auf<br />

nachhaltige Gemeindeentwicklung.<br />

Unzmarkt-Frauenburg …<br />

im Bezirk Judenburg. Knapp 1300 Einwohner,<br />

ländlich strukturiert, gute<br />

Wohnqualität. Auf den ersten Blick<br />

passt noch alles. Die Betonung liegt auf<br />

„noch“. „Wir müssen alles daransetzen,<br />

unsere Infrastruktur und damit unsere<br />

Lebensqualität zu erhalten“, sagt Bürgermeister<br />

Eberhard Wallner. Noch gibt<br />

es in Unzmarkt-Frauenburg eine funktionierende<br />

Infrastruktur mit Einzelhandel,<br />

Gewerbebetrieben, Post, Gendarmerie<br />

und Ärzten. Es gibt einen Bäcker,<br />

einen Fleischhauer, eine Bankstelle, einige<br />

Gasthäuser und eine Tankstelle.<br />

Eine Tischlerei beschäftigt als größter<br />

Arbeitgeber etwa 20 Mitarbeiter – aber<br />

die meisten Leute sind Pendler. „Es gibt<br />

zu wenig Arbeitsplätze im Ort und wenn<br />

jemand woanders arbeitet, ist die Versuchung<br />

groß, auch dort einzukaufen“,<br />

meint Bürgermeister Wallner. Die Gemeinde<br />

spürt die Konkurrenz der großen<br />

Einkaufszentren rund um die nur<br />

etwa zehn Autominuten entfernte Bezirkshauptstadt<br />

Judenburg und der Abzug<br />

der Kaufkraft gefährdet den Bestand<br />

der einheimischen Betriebe.<br />

Wenn es keine Unternehmen mehr gibt,<br />

verliert die Gemeinde aber generell an<br />

Attraktivität.<br />

Zukunftswerkstatt und was<br />

daraus entstand …<br />

Erfolgsprojekt:<br />

Bürgermeister<br />

Wallner (Bild links)<br />

und sein Team<br />

präsentieren den<br />

Einkaufsgutschein.<br />

Fotos: Gemeinde Unzmarkt-Frauenburg<br />

(4)<br />

Die Zukunftswerkstatt<br />

unter der Leitung<br />

der ÖLE-Regionalbetreuerin<br />

Gudrun Göttfried war<br />

der Startschuss für<br />

die Lokale Agenda in<br />

der Gemeinde.<br />

„Eines war deutlich zu spüren:<br />

Den Menschen hier ist ihre Heimatgemeinde<br />

ein echtes Anliegen.“<br />

Gudrun Göttfried<br />

In Unzmarkt-Frauenburg ist man offensiv<br />

an die Probleme herangegangen.<br />

Seit zwei Jahren setzt die Gemeinde, unterstützt<br />

durch die zuständige Regionalbetreuerin<br />

der ÖLE, eine „Lokale Agenda<br />

21“ um – mit dem Ziel der Sicherung<br />

beziehungsweise Verbesserung der Lebensqualität.<br />

Klingt theoretisch, ist es<br />

aber nicht. Wichtig bei der „Lokalen<br />

Agenda“ ist die Beteiligung der Bevölkerung.<br />

Die Menschen werden eingeladen,<br />

in Arbeitsgruppen gemeinsam mit<br />

der Gemeinde ein verbindliches Leitbild<br />

für die nächsten Jahrzehnte zu erstellen.<br />

Startschuss in Unzmarkt-Frauenburg<br />

war eine Zukunftswerkstatt mit Gemeindeverantwortlichen,<br />

Wirtschaftstreibenden,<br />

Vertretern der Jugend, Vereinsobleuten<br />

der mehr als 20 Vereine und<br />

anderen Aktivbürgern. Ein Schwerpunkt<br />

kristallisierte sich bald heraus – die Infrastruktur<br />

soll erhalten bleiben und<br />

den jungen Leuten sollen Perspektiven<br />

gegeben werden, damit sie in der Gemeinde<br />

bleiben. Drei Arbeitskreise bildeten<br />

sich um die Themenbereiche Wirtschaft,<br />

Umwelt, Soziales und Kultur.<br />

Die ersten Ergebnisse sind schon<br />

sichtbar: Ein Einkaufsgutschein wurde<br />

aufgelegt, mit dem in einheimischen Betrieben<br />

eingekauft werden kann – in<br />

Unzmarkt-Frauenburg gehört es mittlerweile<br />

zum guten Ton, zu festlichen Anlässen<br />

Gutscheine zu schenken. Weiters<br />

gibt es seit heuer die Aktion „Lehrlingsscheck“:<br />

Wenn lokale Unternehmer<br />

4


Trotz der Strukturprobleme hat das<br />

Hartbergerland ein großes Potenzial<br />

- durch die Vernetzung von begeisterungsfähigen<br />

und kreativen<br />

Menschen.<br />

Foto: Römer (1)<br />

Hätte ohne die Unterstützung durch den<br />

Lehrlingsscheck keinen Lehrling aufnehmen<br />

können: Gärtnereibesitzer Teichert<br />

mit Lehrmädchen.<br />

Lehrlinge aufnehmen, werden Ihnen für<br />

die Lehrzeit die Ausbildungskosten ersetzt.<br />

Derzeit wird an einer Hackschnitzelanlage<br />

geplant, um die öffentlichen<br />

Gebäude und die Wohnungen mit umweltfreundlicher<br />

Wärme zu beliefern.<br />

Und ganz besonders stolz sind die Leute<br />

auf die neue Geh- und Radwegbrücke<br />

über die Mur, welche die beiden Ortsteile<br />

Unzmarkt und Frauenburg miteinander<br />

verbindet. Angedacht war der Bau<br />

einer Brücke schon länger und in der Zukunftswerkstatt<br />

wurde die Idee wieder<br />

aufgegriffen. Nach nur viermonatiger<br />

Bauzeit wurde die Brücke im Juli 2004<br />

eröffnet – seitdem hat Unzmarkt-Frauenburg<br />

ein neues Wahrzeichen.<br />

Ihre Meinung ist<br />

uns wichtig!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

roemer@oele-stmk.at<br />

Regionalcluster Hartberg<br />

Cluster gibt es mittlerweile viele, Autocluster,<br />

Holzcluster, Ökoenergiecluster,<br />

ja sogar E-Learning-Cluster. Das Prinzip<br />

ist überall ähnlich. Es geht um die Bildung<br />

von Netzwerken, um intensive Bildung<br />

und Forschung und um fachübergreifende<br />

Zusammenarbeit. In der Wirtschaft<br />

sind Clustermodelle sehr erfolgreich,<br />

nur für Regionen hatte es so etwas<br />

bisher noch nicht gegeben – bis Anfang<br />

2003 im Bezirk Hartberg der erste Regionalcluster<br />

Österreichs entstanden ist.<br />

Die Region Hartberg ist strukturschwach,<br />

viele Bewohner müssen teilweise<br />

bis nach Wien pendeln, die Einkommen<br />

sind unterdurchschnittlich.<br />

Ziel war, bei der Wirtschaft, bei den Konsumenten<br />

und in den Gemeinden das<br />

Bewusstsein für die im Bezirk angebotenen<br />

Waren und Dienstleistungen zu erhöhen<br />

und so die regionale Wirtschaft<br />

zu stärken. Der Erfolg sprengte alle Erwartungen.<br />

Aus dem Regionalcluster ist<br />

eine breite Bewegung geworden, bei der<br />

sich innovative Unternehmerpersönlichkeiten<br />

aus allen Bereichen der Wirtschaft<br />

– also Gewerbetreibende und Anbieter<br />

von Dienstleistungen sowie Landwirte<br />

– mit einer Konsumentenplattform<br />

und Gemeindevertretern vernetzen und<br />

gemeinsam eine nachhaltige Wirtschaftsstrategie<br />

entwickeln.<br />

Kinder- und Jugendinitiativen<br />

Eine besondere Bedeutung für die Zukunft<br />

einer Region haben Kinder und Jugendliche,<br />

denn die Jugendlichen von<br />

heute sind nicht nur die Entscheidungsträger<br />

von morgen, sondern auch die<br />

Konsumenten von heute. Deshalb haben<br />

sich die Leute vom Regionalcluster<br />

eine aktive Jugendarbeit auf die Fahnen<br />

geschrieben. Eine Gruppe von Lehrerinnen<br />

und Lehrern aus dem Hartbergerland<br />

hat beispielsweise gemeinsam mit<br />

dem Umwelt-Bildungs-Zentrum <strong>Steiermark</strong><br />

und dem Regionalcluster die CD-<br />

Rom „Hartberg Rallye“ erarbeitet. Die<br />

Schüler werden darin angeregt, spielerisch<br />

ihr Wissen über das Hartbergerland<br />

sowie über Nachhaltigkeitsthemen<br />

zu erweitern und sich mit den Zusammenhängen<br />

von Nahversorgung, Infrastruktur,<br />

Arbeitsplätzen in der Gemeinde<br />

sowie der Lebensqualität zu beschäftigen.<br />

Über 500 Schüler aus fast allen<br />

Hauptschulen und Polytechnischen<br />

Schulen des Bezirks Hartberg haben<br />

sich an diesem Bewerb beteiligt und<br />

Ende November 2004 wurde an Stefanie<br />

Saurer, eine Schülerin aus Vorau, die<br />

„Regionalcluster-WiffZack-Trophäe“<br />

überreicht.<br />

„Die Auseinandersetzungen<br />

zwischen den städtischen Großräumen<br />

und den ländlichen<br />

Regionen werden schärfer …<br />

… und wir müssen daher noch viel enger<br />

zusammenrücken“, sagt Ferdinand Zisser,<br />

der Geschäftsführer des Entwicklungsförderungsverbandes<br />

Hartberg:<br />

„Konzerne leisten sich eigene Abteilungen,<br />

die für Motivation und Kooperationen<br />

sorgen. Der Regionalcluster soll zu<br />

einer solchen Abteilung für das Hartbergerland<br />

werden.“ 2000 Personen besuchten<br />

bisher die Regionalclusterforen,<br />

regelmäßige Planungs- und Informationsveranstaltungen.<br />

Mehr als 80<br />

Projekte wurden beim „Hartbergerland-<br />

Innovationspreis 2004“ eingereicht und<br />

sieben Siegerprojekte prämiert. Die<br />

„Holzpumpe“ oder „Aufgespritzte Zelluloseschichten<br />

als Schallabsorber“ zeugen<br />

vom Erfindergeist in Hartberg. Generell<br />

sind durch die Aktivitäten des Regionalclusters<br />

ein verstärktes Selbstbewusstsein<br />

und ein neues Verständnis<br />

für die Zusammenhänge der Regionalwirtschaft<br />

mit Nahversorgung und Lebensqualität<br />

spürbar.<br />

l e b e n s We r t<br />

5


GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Land <strong>Steiermark</strong> – Abteilung 16 – Landes und Gemeindeentwicklung<br />

GERNOT AXMANN<br />

Lebendige Zentren<br />

Nachhaltigkeit in der Ortserneuerung<br />

Im Zeitalter der Mega-Einkaufszentren<br />

haben es die klassischen Nahversorger<br />

schwer. Mit den kleinen<br />

Geschäften sterben aber oft auch die<br />

Ortskerne. Es ist also im ureigensten<br />

Interesse der Gemeinden, die Nahversorgungsstrukturen<br />

zu erhalten.<br />

Das größte Problem unserer Dörfer<br />

und Städte ist das Abwandern von<br />

Geschäften an den Rand der Siedlungen.<br />

Den Geschäften folgen nun die<br />

Postämter. Auch die Gasthäuser werden<br />

zugesperrt, da die Gäste keinen Anlass<br />

mehr finden, den Ortskern aufzusuchen.<br />

Dort findet sich nur mehr das Gemeindeamt<br />

(wie oft hat man dort zu tun?) und<br />

das Geldinstitut (Bankomaten gibt es<br />

auch in den Einkaufszentren!). Die Gründe<br />

für den starken wirtschaftlichen<br />

Druck, dem die Handels- und Dienstleistungsunternehmen<br />

in den steirischen<br />

Gemeinden ausgesetzt sind, sind vor allem<br />

bedingt durch eine starke Zunahme<br />

der Verkaufsflächen außerhalb der<br />

Stadtzentren in Verbindung mit der hohen<br />

Mobilität der Konsumenten. Darunter<br />

leidet nicht nur die Angebotsvielfalt.<br />

Durch die drohende Verödung und den<br />

Verlust von Arbeitsplätzen verringert<br />

sich auch die Vitalität und Lebensqualität<br />

der städtischen Zentren.<br />

Neue Unternehmenskonzepte<br />

für Nahversorger<br />

So belebt wie hier in<br />

Straden während des<br />

Straßenspektakels sind<br />

Ortszentren selten. Aber<br />

im Rahmen einer nachhaltigen<br />

Ortserneuerung<br />

mit Maßnahmen zum Erhalt<br />

der Infrastruktur<br />

werden die Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen,<br />

dass die Ortskerne<br />

das bleiben, was sie sein<br />

sollen: die wirtschaftlichen,<br />

sozialen und kulturellen<br />

Zentren der Gemeinden.<br />

Fotos: Gemeinde Straden (2),<br />

Begsteiger (1)<br />

Nahversorger sollen<br />

mit einem attraktiven Angebot<br />

verbunden werden.<br />

In den letzten Jahren hat sich gezeigt,<br />

dass restriktive Maßnahmen etwa im<br />

Rahmen der Raumplanung gegen Einkaufszentren<br />

am Stadtrand allein nicht<br />

ausreichen, um diesem Trend wirksam<br />

entgegenzuwirken. Als Ergänzung dazu<br />

muss daher eine auf Dauer ausgerichtete<br />

wirkungsvolle Strategie entwickelt<br />

werden, um die städtisch geprägten<br />

Ortskerne für den Konsumenten wieder<br />

attraktiv zu machen. Im Idealfall sollen<br />

Nahversorger mit anderen attraktiven<br />

Angeboten verbunden werden: Lebensmittelgeschäft<br />

mit einem kleinen Café,<br />

einer Putzereiübernahmestelle, einem<br />

Postpartner, einer Lotto-Toto-Annahmestelle<br />

und „Shop in shop“ eine<br />

Selbstvermarktungsecke der umliegenden<br />

Bauern. Das Land <strong>Steiermark</strong> unterstützt<br />

in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer<br />

solche Bestrebungen im<br />

Rahmen der Ortserneuerung durch die<br />

Aktion „Lebendige Zentren“. Ziel ist die<br />

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Gemeinden durch eine räumlich<br />

ausgewogene sowie eigenständige und<br />

nachhaltige Entwicklung.<br />

Ein gelungenes Beispiel dafür ist ein<br />

durch die Ortserneuerung gefördertes<br />

Projekt in Straden, welches Mitte November<br />

letzten Jahres eröffnet wurde.<br />

Die Vorgeschichte: Nachdem der letzte<br />

Nahversorger im Ort zugesperrt hatte,<br />

haben sieben Investoren und die Gemeinde<br />

das Gebäude erworben und revitalisiert.<br />

Es wurden 400 m 2 Geschäfts-<br />

6


fläche für verschiedene Wirtschaftstreibende<br />

geschaffen und 15 Wohnungen<br />

sorgen dafür, dass das Zentrum weiterhin<br />

belebt ist. Großzügige Parkflächen<br />

ergänzen die Anlage (17 Parkplätze für<br />

die Wohnungen und 30 öffentliche Parkplätze,<br />

davon 10 als Kurzparkplätze).<br />

Der Stradener Bürgermeister Alfred<br />

Schuster sagte bei der Eröffnung, dass<br />

es heute sehr schwer sei, als Kaufmann<br />

jeder Branche zu bestehen. Er kenne<br />

aber auch die Treue der Bürger und der<br />

Region. „Es liegt ganz bei uns, diesen<br />

Markt zu erhalten“, rief Bürgermeister<br />

Schuster die Bevölkerung auf. Und Direktor<br />

Werner Schmuck von Spar <strong>Steiermark</strong><br />

legte ein Bekenntnis zur Nahversorgung<br />

als wichtigste Aufgabe ab. Diese<br />

Aussagen zeigen, dass hierzulande<br />

das Bewusstsein für eine funktionierende<br />

Nahversorgung sehr ausgeprägt ist,<br />

was für die Zukunft hoffen lässt.<br />

DI Gernot Axmann ist Leiter des Referates<br />

„Revitalisierung und Ortserneuerung“<br />

in der Abteilung 16 (Landes- und Gemeindeentwicklung)<br />

des Amtes der Steiermärkischen<br />

Landesregierung.<br />

E-Mail: gernot.axmann@stmk.gv.at<br />

TIPP<br />

Formulare der Abteilung 15 für<br />

Förderungen im Bereich des<br />

Wohnbaues und der Ortserneuerung<br />

sind unter dem<br />

„www.verwaltung.steiermark.at/<br />

cms/ziel/277576/DE“<br />

herunterzuladen.<br />

Die attraktive Gestaltung der Ortskerne<br />

schafft ein Umfeld, in dem sich gut leben –<br />

und arbeiten – lässt.<br />

Die Aktion<br />

„Lebendige Zentren“<br />

unterstützt die Bemühungen der Gemeinden<br />

und der örtlichen Wirtschaft,<br />

die Ortskerne attraktiver zu gestalten.<br />

Die Höhe der Förderung richtet sich<br />

nach der Eignung des Vorhabens, die<br />

Förderungsziele zu erreichen, nach der<br />

Bedeutung des Vorhabens, der Finanzkraft<br />

des Förderungswerbers, der Möglichkeit<br />

der teilweisen Eigenfinanzierung<br />

sowie nach Maßgabe der vorhandenen<br />

Budgetmittel. Die Auszahlung<br />

von Förderungsmitteln erfolgt aufgrund<br />

der Genehmigung durch die Steiermärkische<br />

Landesregierung, wenn mit der<br />

Zusage der Förderung verbundene Auflagen<br />

und Bedingungen erfüllt sind,<br />

und nach Durchführung der Vorhaben<br />

und Nachweis der Kosten. Zwischenabrechnungen<br />

sind möglich, die Auszahlung<br />

der Förderungsmittel erfolgt aliquot.<br />

Rechnungen werden ab dem Datum<br />

des Ansuchens anerkannt.<br />

ZIELE DER FÖRDERUNG<br />

Initiative<br />

Das Land <strong>Steiermark</strong> unterstützt Vorhaben<br />

und Maßnahmen, die geeignet<br />

sind, nachhaltig die Attraktivität eines<br />

städtisch geprägten Ortskernes für den<br />

Kunden zu erhöhen. Angestrebt wird<br />

ein Mix aus gewerblicher und öffentlicher<br />

Nutzung in Ergänzung mit Wohnnutzung.<br />

FÖRDERUNGSWERBER<br />

• Rechtsträger der Wirtschaft innerhalb<br />

einer steirischen Gemeinde<br />

• steirische Gemeinden<br />

FÖRDERUNGSVORAUSSETZUNGEN<br />

Die förderbaren Maßnahmen sind auf<br />

eine nachhaltige, länger andauernde<br />

positive Auswirkung auf den Ortskern<br />

und seine Betriebe auszurichten. Die<br />

förderbaren Maßnahmen haben auf einem<br />

den Ortskern berücksichtigenden<br />

Konzept zu basieren. Das Örtliche Entwicklungskonzept<br />

ist dabei zu berücksichtigen.<br />

Die Finanzierbarkeit und Realisierbarkeit<br />

der geplanten Maßnahmen ist mittels<br />

eines Finanzplanes zu belegen.<br />

Nicht förderbar sind einmalige Veranstaltungen<br />

sowie seit längerem regelmäßig<br />

veranstaltete Feste, Events u.Ä.<br />

VERFAHREN<br />

Förderungsansuchen sind unter Verwendung<br />

des vom Amt der Steiermärkischen<br />

Landesregierung aufgelegten<br />

Formulars schriftlich an die A15 –<br />

Wohnbauförderung, 8010 Graz, Dietrichsteinplatz<br />

15 unter Anschluss der<br />

erforderlichen Unterlagen einzubringen.<br />

Die A16 prüft die eingelangten Unterlagen<br />

auf ihre Vollständigkeit. Sie kann<br />

vom Förderungswerber ergänzende Informationen<br />

anfordern beziehungsweise<br />

eigenständig Erhebungen durchführen.<br />

FÖRDERUNGSART UND<br />

FÖRDERUNGSHÖHE<br />

Die Förderungshöhe beträgt maximal<br />

10 Prozent der nachgewiesenen Kosten<br />

bis zu einer Höhe von € 100.000,– Förderungsbeitrag<br />

zu den nachgewiesenen<br />

Kosten des Antragstellers im Zuge<br />

von Maßnahmen zugunsten des Ortskernes.<br />

Auf Mittel aus der Ortserneuerung besteht<br />

kein Rechtsanspruch und jede<br />

einzelne Förderung wird durch einen<br />

Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung<br />

gewährt. Mit der Förderung<br />

ist auch keine Haftungsübernahme<br />

des Amtes der Steiermärkischen<br />

Landesregierung verbunden.<br />

l e b e n s We r t<br />

7


GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Gemeinde Pischelsdorf<br />

Was wir von<br />

den Blattläusen<br />

lernen können<br />

HANS MEISTER<br />

Nachhaltigkeit am Beispiel<br />

der Marktgemeinde Pischelsdorf<br />

Nachhaltiges Leben hat auch viel mit<br />

Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten<br />

Bereichen zu tun. Dabei<br />

kann man viel von der Natur lernen.<br />

Die Gemeinde Pischelsdorf zeigt,<br />

dass Kooperationen auch und gerade<br />

auf Gemeindeebene wichtig sind.<br />

Nachhaltigkeit heißt: „Den Bedürfnissen<br />

der Gegenwart zu entsprechen<br />

und dabei nicht die Möglichkeiten<br />

zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen.“<br />

Ein einfacher Satz, dessen<br />

Umsetzung in die Praxis aber sehr<br />

schwer ist, weil die Wünsche immer<br />

groß und die Prioritäten nicht immer<br />

klar sind. Gerade deswegen ist es so<br />

wichtig, dass die Verantwortungsträger<br />

in den Gemeinden möglichst langfristig<br />

vorausdenken und die Nachhaltigkeit<br />

oberste Priorität hat. Nicht unbedingt<br />

das, was am billigsten ist, ist dauerhaft,<br />

sondern das, was einen dauerhaften<br />

Mehrfachnutzen bringt. Wir brauchen<br />

uns dazu nur in der Natur umzuschauen.<br />

Die Natur kennt nur nachhaltige Systeme<br />

und bedient sich dazu oft ungewöhnlicher<br />

Kooperationen. Eines von vielen<br />

solchen Modellen ist die Zusammenarbeit<br />

zwischen Blattläusen und Ameisen.<br />

So machen es die Blattläuse<br />

Die Blattläuse haben zwei große Probleme:<br />

Sie sind erstens ihren Feinden<br />

schutzlos ausgeliefert und sie produzieren<br />

zweitens so viel Müll, dass sie in ihrem<br />

eigenen Müll relativ bald umkommen<br />

würden. Wie das? Blattläuse sind<br />

Feinschmecker und haben es auf die süßen,<br />

zuckerhaltigen Pflanzensäfte abgesehen.<br />

Mit ihren speziellen Mundwerkzeugen<br />

können sie die pflanzlichen<br />

Leitungsbahnen direkt anzapfen. Ihr<br />

Hauptinteresse gilt aber nicht dem Zucker,<br />

sondern dem Stickstoff, der im<br />

Pflanzensaft ebenfalls in geringer Konzentration<br />

enthalten ist. Um ihren Stickstoffbedarf<br />

zu decken, brauchen sie große<br />

Mengen an Pflanzensaft. Als Abfall<br />

fallen dabei große Mengen von Zucker<br />

an, den sie als so genannten „Honigtau“<br />

ausscheiden. Auf der anderen Seite gibt<br />

es die großen und wehrhaften Ameisen,<br />

die ganz versessen auf Zucker sind. Obwohl<br />

die Ameisen die Blattläuse jederzeit<br />

fressen könnten, geht man eine Zusammenarbeit<br />

ein. Die Ameisen betätigen<br />

sich als Müllabfuhr der Blattläuse<br />

und befreien sie von überschüssigem<br />

Pflanzensaft und verschrecken und vertreiben<br />

gleichzeitig die Feinde der Blattläuse.<br />

So ist beiden geholfen!<br />

Reges Vereinsleben:<br />

Die Marktgemeinde<br />

Pischelsdorf zählt fast<br />

2.500 Einwohner in vier<br />

Katastralgemeinden und<br />

hat 38 Vereine ...<br />

Fotos: Gemeinde Pischelsdorf (3),<br />

Begsteiger (1)<br />

Die Natur kennt nur nachhaltige<br />

Systeme und<br />

bedient sich dazu oft ungewöhnlicher<br />

Kooperationen.<br />

Prinzip der Mehrfachnutzung<br />

Man nennt dies das „Prinzip der Mehrfachnutzung“.<br />

Die Natur praktiziert dieses<br />

Prinzip in allen Bereichen. Auch wir<br />

in Pischelsdorf haben diesbezüglich von<br />

der Blattlaus gelernt und versuchen –<br />

wo es geht – dem Prinzip der Mehrfachnutzung<br />

zu entsprechen.<br />

Beispiel Wirtschaftshof<br />

Ein schönes Beispiel dafür ist der neu errichtete<br />

Wirtschaftshof: Altstoffsam-<br />

8


melzentrum und Bauhof unter einem<br />

Dach: Zusammenarbeit, gegenseitige<br />

Ergänzungen, sinnvolle Aufgabenteilung,<br />

eine gemeinsame Infrastruktur.<br />

1 Objekt – 2 Nutzungen.<br />

Beispiel Feuerwehrhaus und<br />

Musikerheim<br />

Auch hier gibt es eine gemeinsame Infrastruktur<br />

für zwei Nutzungen. Das<br />

bringt ein besseres gegenseitiges Kennenlernen<br />

zwischen Feuerwehrmitgliedern<br />

und Musikern und führt da und dort<br />

zu gemeinsamen Problemlösungen bis<br />

hin zur Zusammenarbeit bei Großprojekten.<br />

Der Gemeinde bringt es darüber<br />

hinaus Kosteneinsparung bei Investitionen<br />

und bei laufenden Kosten.<br />

Beispiel Nahwärme<br />

Seit 1989 betreiben heimische Landund<br />

Forstwirte in Pischelsdorf eine<br />

Nahwärmegenossenschaft, die „Bio-<br />

Energie Pischelsdorf“. Aus heimischem<br />

Holz werden 60 Objekte in Pischelsdorf<br />

mit Wärme aus heimischen Wäldern versorgt,<br />

wobei der Großteil der Arbeiten<br />

von heimischen Firmen durchgeführt<br />

wird. Aus etwa 4.000 srm (Schüttraummeter)<br />

Hackschnitzel werden 2,3 Megawatt<br />

Wärme erzeugt und über ein 4 km<br />

langes Netz verteilt.<br />

Das bringt eine jährliche Einsparung<br />

von rund 1200 Tonnen Kohlendioxid und<br />

300. 000 Litern Heizöl. Für eine Klimabündnisgemeinde<br />

wie Pischelsdorf ist<br />

dies ein wichtiges Signal in punkto<br />

Nachhaltigkeit. Dazu kommt eine Wertschöpfung<br />

von rund 250.000 €, die in<br />

der Region bleiben und die nicht zu<br />

Shell, BP oder zu den Saudis wandern.<br />

Auch hier ist das Prinzip der Blattlaus<br />

klar erkennbar: Alle profitieren davon.<br />

Die Mehrfachnutzung eines Gebäudes für<br />

Feuerwehr und Musikverein eröffnet neue<br />

Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen<br />

den Vereinen.<br />

Beispiel Strom aus Hackschnitzeln:<br />

Kraft-Wärme-Koppelung<br />

Am Anfang stand die Vision, den Strombedarf<br />

für die Straßenbeleuchtung mit<br />

selbst erzeugtem Strom aus heimischen<br />

Hackschnitzeln abzudecken. Wir in<br />

Pischelsdorf und hier wieder die „Bio-<br />

Energie Pischelsdorf“ waren die Ersten<br />

in Österreich, die das schwierige Projekt<br />

der automatisierten Gewinnung von<br />

Holzgas aus Hackschnitzeln, um daraus<br />

Strom zu erzeugen, in Angriff nahmen.<br />

Heute erzeugt die „Bio-Energie Pischelsdorf“<br />

– trotz vieler Rückschläge –<br />

300.000 kWh Strom und als Nebenprodukt<br />

650.000 kWh Wärme, mit der zum<br />

Beispiel im Sommer das ganze Fernwärmenetz<br />

betrieben und die gesamte<br />

Warmwasserbereitung geschafft wird.<br />

Heute verbrauchen wir in Pischelsdorf<br />

insgesamt pro Jahr fast 5000 srm Hackschnitzel<br />

aus heimischen Wäldern; das<br />

entspricht 2500 fm (Festmeter) Holz.<br />

Nachhaltige Konzepte<br />

der Regionen<br />

Ihre Meinung ist<br />

uns wichtig!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

roemer@oele-stmk.at<br />

Hackschnitzelheizungen betreiben schon<br />

viele. In Pischelsdorf ist man einen Schritt<br />

weiter gegangen und erzeugt seit 2001 aus<br />

Hackschnitzeln auch Strom.<br />

Nicht das beste Gemeindekonzept<br />

ist entscheidend, sondern<br />

das beste Regionalkonzept.<br />

Das Prinzip der Mehrfachnutzung funktioniert<br />

also. Man braucht dazu die Entschlossenheit,<br />

es anzuwenden, den langen<br />

Atem, es umzusetzen, und die Begeisterung,<br />

es auch anderen begreifbar<br />

zu machen. Das ist nicht immer einfach,<br />

aber es liegt an uns, welchen Stellenwert<br />

wir dem Prinzip der Zusammenarbeit<br />

und der Nachhaltigkeit geben. Es ist<br />

eine Frage der Wertigkeit: Was ist uns<br />

wichtig und wertvoll? Die Entscheidungsfrage,<br />

also wenn es gilt, die endgültige<br />

Entscheidung zu treffen, ist immer<br />

eine Güterabwägung. Was stufen<br />

wir als höherwertiges Gut ein: dass etwas<br />

billig ist, dass es einen mehrfachen<br />

Nutzen bringt, dass es ohne Schwierigkeiten<br />

umzusetzen ist oder dass es eine<br />

nachhaltige positive Wirkung hat?<br />

Wenn wir unsere Regionen etwas von<br />

den globalen Abhängigkeiten entkoppeln<br />

wollen, dann müssen wir nachhaltigen,<br />

regionalen Kooperationen den Vorzug<br />

geben. Nicht das beste Gemeindekonzept<br />

ist entscheidend, sondern das<br />

beste Regionalkonzept. Das entspricht<br />

dem Prinzip der Mehrfachnutzung. Die<br />

Blattläuse und die Ameisen zeigen, wie<br />

es funktioniert. Und niemand soll sich<br />

etwas vormachen, Größe allein ist noch<br />

kein Wert: Denn die Dinosaurier sind<br />

ausgestorben, die großen Wale sind im<br />

Aussterben, während es den Blattläusen<br />

nach wie vor blendend geht.<br />

Ing. Hans Meister ist Vizebürgermeister der<br />

Gemeinde Pischelsdorf und Chefredakteur<br />

der Zeitung „Der fortschrittliche Landwirt“.<br />

E-Mail: gde@pischelsdorf.steiermark.at<br />

l e b e n s We r t<br />

9


GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

FRANZ SUTTNIG<br />

Jugend-Leben im<br />

EnnsGrimmingLand<br />

Die Verantwortlichen des EnnsGrimmingLandes<br />

setzen ganz bewusst<br />

auf das Thema Jugend. Es geht dabei<br />

nicht vordergründig um ein Reservoir<br />

an Wählern irgendwelcher Couleurs,<br />

sondern ganz einfach darum, den in<br />

der Region lebenden jungen Menschen<br />

Zukunftschancen zu eröffnen.<br />

Zwischen Freizeitgestaltung<br />

und Berufchancen:<br />

Die Themen bei den<br />

Workshops waren breit<br />

gestreut; besonders<br />

wichtig ist den Jugendlichen<br />

der Bereich<br />

„Arbeit-Beruf-Lehre“.<br />

Fotos: EnnsGrimmingLand (4)<br />

Sie nehmen den Schnabel ganz<br />

schön voll. Behaupten geradewegs,<br />

wenn schon nicht das ganze Bundesland,<br />

so zumindest doch zehn Enns-<br />

GrimmingLand-Gemeinden im Sturmlauf<br />

einnehmen zu können. So überzogen<br />

ist es aber nicht, das junge Selbstbewusstsein,<br />

wie es beim ersten Hinschauen<br />

den Anschein hat. Vier Mädchen<br />

aus Weißenbach haben tatkräftig<br />

im Oktober mit Boys und Freunden aus<br />

ihren Cliquen ein cooles erstes EGL-Jugendevent<br />

in der Lassinger Seehalle<br />

aufgestellt. Die Rede ist von Katharina<br />

(16), Sabrina (16), Tanja (16) und Kathrin<br />

(17), die uns hier ihre Erlebnisse schildern:<br />

Von der Jugend für die Jugend<br />

„Die Seehalle Lassing war am Samstag,<br />

den 9. Oktober 2004, Schauplatz<br />

des ersten Jugend-Events der 10-Gemeinden-Initiative<br />

»EnnsGrimming-<br />

Land«. Vom Programm und den Mitwirkenden<br />

her haben wir alles selbst konzipiert<br />

und mussten uns mit unseren<br />

Freunden natürlich als Gastgeber voll in<br />

die Vorarbeiten stürzen. Es hat ja am<br />

Plakat geheißen: »Ein Event von Jugend<br />

für Jugend«. Bereits am frühen Nachmittag<br />

öffnete sich die Seehalle für die ersten<br />

Gäste. Ein Wuzzlerturnier mit attraktiven<br />

Preisen fand bei den sportlich Ehrgeizigen<br />

großes Echo. Das Robin-Hood-<br />

Team Planneralm war mit einem Bogen-<br />

Schießstand vertreten. CD1 Liezen hatte<br />

eine Playstation beigestellt und Einrichtungen<br />

wie AVALON-Verein für soziales<br />

Engagement, das Jugendzentrum Liezen,<br />

youth@work Irdning und<br />

ccw.stainach präsentierten ihre Angebote.<br />

Am Abend ging dann mit rund 300<br />

Youngsters-Gästen musikalisch die Post<br />

ab. »10 o’clock midnigh« aus Lassing,<br />

»Reasons« aus Aigen, »Gigalone« aus<br />

Irdning und die Kult-Band »Azrael« heizten<br />

ordentlich ein. Ohne Alkoholexzesse<br />

und ohne Aggressionen traf sich unsere<br />

Altersgruppe an diesem Auftakt-Samstag,<br />

dem sicher weitere folgen werden.<br />

Dass wir noch in der Nacht nach Ende<br />

der Veranstaltung die Spuren des Events<br />

beseitigt und den uns in dankenswerter<br />

Weise von der Gemeinde und der Wirtefamilie<br />

Mündler überlassenen Saal gereinigt<br />

haben, war mehr konditionsstärkend<br />

als lustig, aber eigentlich selbstverständlich.<br />

Den Reinerlös werden wir<br />

jemandem aus dem EnnsGrimmingLand<br />

zukommen lassen, der es dringend<br />

braucht. Für uns vier und unsere Freunde<br />

ist das bestimmt nicht das letzte<br />

Event gewesen, das wir im EnnsGrimmingLand<br />

für unseresgleichen mitorganisieren<br />

werden. Es ist total cool, selbst<br />

so etwas auf die Beine zu stellen.“<br />

Wie es begann: Jugendworkshops<br />

in Donnersbach<br />

und Lassing<br />

Fünf Monate vorher wurden beim Jugendworkshop<br />

in Donnersbach die Weichen<br />

gestellt, die letztlich zu diesem erfolgreichen<br />

„1. EGL-Jugendtag“ in Lassing<br />

geführt haben. Geplant und organisiert<br />

von der Lenkungsgruppe des Enns-<br />

Grimming-Landes, dem rund 30-köpfigen<br />

Arbeitsteam, das dem Netzwerk der<br />

zehn Bürgermeister beigestellt ist, waren<br />

trotz der kurzfristigen Einladung am<br />

6. Mai 2004 rund 80 junge Menschen<br />

zum Workshop in die Donnersbacher<br />

Mehrzweckhalle gekommen. Bei dieser<br />

ersten Gesprächsrunde mit der Jugend<br />

TIPP<br />

www.ennsgrimmingland.at<br />

10


INFO<br />

300 junge Leute kamen Anfang Oktober 2004<br />

zum ersten Jugend-Event nach Lassing.<br />

Das EnnsGrimmingLand<br />

ist der Zusammenschluss<br />

von zehn Gemeinden im Bezirk<br />

Liezen, um eine gemeinsame<br />

Regionalentwicklung<br />

zu betreiben. Ein Schwerpunkt<br />

ist neben der Zusammenarbeit<br />

im wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Bereich<br />

die gemeindeübergreifende<br />

Jugendarbeit.<br />

wurde von den Verantwortlichen des<br />

Enns-Grimming-Landes eine ihrer wichtigsten<br />

Zielgruppen definiert: die im Bereich<br />

der zehn Gemeinden lebenden jungen<br />

Menschen zwischen 14 und etwa 25<br />

Jahren. Im vom örtlichen Donnersbacher<br />

Team um Vizebgm. Karl Zettler und<br />

Traude Kreiner gut vorbereiteten Meeting<br />

gingen die Projektleiterin Gudrun<br />

Gruber von der ÖLE und als Gast der<br />

ÖLE-Koordinator Gerhard Vötsch rasch<br />

und gezielt auf die Intentionen der jungen<br />

Leute ein. Geschickt formulierte Fragen<br />

und Problemkreise animierten die<br />

Jugend zu einer Fülle konkreter und<br />

manchmal für Erwachsene auch überraschender<br />

Aussagen.<br />

Wo drückt diese Generation<br />

der Schuh, was erwartet sie von<br />

den Erwachsenen, wie beurteilt<br />

sie das Zusammenleben der<br />

Generationen, wo würden<br />

sie gerne mittun?<br />

Die Jugendlichen wollen ernst genommen<br />

werden und sind ernst zu nehmen.<br />

Auf die Fragestellungen aus dem vielfältigen<br />

Themenkomplex reagierte das 14-<br />

bis 25-jährige Publikum spontan mit<br />

den Plakatschreibern an den Flipcharts<br />

und hinterließ seine Meinungen und<br />

Vorstellungen. Die umfassende und gezielte<br />

Auswertung der Aussagen und<br />

Vorstellungen wurde unverzüglich von<br />

der Lenkungsgruppe und dem Bürgermeister-Netzwerk<br />

vorgenommen, so<br />

dass sie beim 2. Workshop für die Jugend<br />

am 23. Juni 2004 in Lassing, das<br />

Die Veranstaltung wurde von Jugendlichen<br />

für Jugendliche organisiert. Im Bild die vier<br />

Mitorganisatorinnen Katharina, Sabrina,<br />

Tanja und Katrin.<br />

„Es ist total cool,<br />

selbst so etwas auf die Beine<br />

zu stellen“<br />

unter dem Thema „Wirtschaft“ lief, bereits<br />

zur Verfügung stand. Der hoffnungsvolle<br />

Auftakt in Donnersbach fand<br />

am 23. Juni 2004 in den Clubräumen der<br />

Gemeinde Lassing eine ebenso optimistische<br />

Fortsetzung. Diesmal war das bereits<br />

im Mai geborene „Netzwerk Jugend“<br />

aktiv und setzte sich gemeinsam<br />

mit einer illustren Runde aus den zehn<br />

EnnsGrimmingLand-Gemeinden zu sehr<br />

interessanten Gesprächen zusammen.<br />

Gerhard Vötsch vom ÖLE-Stützpunkt<br />

Bruck/Mur hatte sich des Themenkreises<br />

„Arbeit – Beruf – Lehre“ angenommen.<br />

Das EGL-Jugendnetzwerk erwählte<br />

Thomas Pötsch aus Pürgg/Trautenfels<br />

zum Paten und Gudrun Gruber, die Gesamt-Koordinatorin<br />

des Gemeinden-<br />

Verbundes, nahm sich des Veranstaltungs-Managements<br />

an, das in der Folge<br />

den jungen Leuten Hilfe bei ihren<br />

Event-Plänen geben sollte.<br />

Sich der Stärken und Chancen<br />

bewusst werden …<br />

Bei den Workshops konnte eine Vielzahl<br />

Ideen der Jugendlichen notiert werden,<br />

die wiederum auf Umsetzung warten. So<br />

tauchten im ganz wichtigen Kreis „Arbeit<br />

– Beruf – Lehre“ interessante Fragen<br />

auf wie etwa: Welche Betriebe gibt<br />

es in den zehn Gemeinden und welche<br />

davon könnten Praxisbetriebe sein? Wo<br />

und in welchen Betrieben werden freie<br />

Lehrstellen angeboten? Thomas Pötsch<br />

als Netzwerk-Anlaufstelle skizzierte seine<br />

Vorstellungen des Netzwerk-Denkens<br />

für die einzelnen Gemeinden zur<br />

dort lebenden Zielgruppe Jugend. Im<br />

Grund geht es darum, sich der Stärken<br />

und Chancen bewusst zu werden. Für<br />

Gudrun Gruber war es von Bedeutung,<br />

die ganze Palette der im Gebiet des<br />

Enns-Grimming-Landes agierenden Jugendszene,<br />

der Gruppierungen und Organisationen<br />

auszuloten und in einem<br />

Info-Pool zu sammeln, der dann wieder<br />

als Ideengeber dienen kann. So sollte<br />

das erste EGL-Jugendevent in Zusammenarbeit<br />

mit dem Culturcentrum Wolkenstein<br />

und mit Unterstützung durch<br />

deren Manager Helmut Günther von der<br />

Jugend weitgehend allein geplant, organisiert<br />

und durchgeführt werden – was<br />

zu guter Letzt auch mit Erfolg geschehen<br />

ist!<br />

Franz Suttnig war Gemeindesekretär<br />

von Irdning und ist jetzt im Rahmen des<br />

EnnsGrimmingLandes für die Pressearbeit<br />

zuständig.<br />

E-Mail: franzsuttnig@aon.at<br />

l e b e n s We r t<br />

11


ZUKUNFT & ENTWICKLUNG<br />

Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 13B – Fachstelle für Energie<br />

WOLFGANG JILEK<br />

Schöne neue<br />

Energiewelt?<br />

Das Ende von Öl, Kohle und Gas wird<br />

nicht erst dann kommen, wenn die<br />

Vorräte erschöpft sind. Der Klimawandel<br />

und die steigenden Kosten<br />

werden uns schon vorher dazu zwingen,<br />

den Verbrauch der fossilen<br />

Energieträger drastisch zu senken.<br />

Wir fahren im Urlaub, in der<br />

Freizeit, zum Einkaufen. Unsere Wohnungen<br />

sind wohlig warm, ein Arsenal<br />

von elektrischen Geräten erledigt die<br />

Aufgaben im Haushalt. Am Wochenende<br />

ein Kurzbesuch in London, zumindest<br />

aber in das nahe (40 km) gelegene neue<br />

Einkaufszentrum, wo wir Papayas essen<br />

und aus dem reichhaltigen Angebot<br />

fernöstlicher Läden das Passende aussuchen.<br />

Shopping pur. Selbstverständ-<br />

Derzeit wird weltweit täglich mehr Erdöl verbraucht, als sich in<br />

tausend Jahren gebildet hat, Tendenz steigend ...<br />

Fotos: Fachstelle für Energie (2)<br />

lich. All das braucht Energie, die (selbstverständlich?)<br />

billig zur Verfügung<br />

stand nach der großen, längst vergessenen<br />

Öl- und Energiekrise der 70er Jahre.<br />

Damals durften Autos entweder nur mit<br />

geradem oder nur mit ungeradem Kennzeichen<br />

fahren. Regierungen richteten<br />

Energieberatungsstellen ein, die intensiv<br />

in Anspruch genommen wurden.<br />

Energiepläne entstanden, die den Einsatz<br />

erneuerbarer Energieträger zum<br />

Ziel hatten, bessere Nutzung von Energie<br />

in Heizungsanlagen, Autos, in Industrie<br />

und Gewerbe, bei allem, was Energie<br />

braucht. Der Ölpreis lag bei 40 Dollar<br />

pro Barrel. Vor kurzem lag er über 50<br />

Dollar. Politik und Medien waren bemüht,<br />

uns zu erklären, dass dies nicht<br />

unbedingt mit wirtschaftlichen Konsequenzen<br />

zu verbinden sei. Dass wir andere<br />

Sorgen hätten, harmonisierte Pensionen,<br />

Beschäftigung oder Krankenkassen.<br />

Außerdem würde der Strompreis<br />

dank Liberalisierung sinken, alles<br />

paletti?<br />

Ein PKW, der pro Tag 50 Kilometer fährt, verbraucht<br />

dabei 10.000 kWh/Jahr. Zum Vergleich:<br />

Der jährliche Heizenergieverbrauch eines<br />

modernen Einfamilenhauses (vier Personen)<br />

beträgt 7.500 kWh/Jahr. Foto: Begsteiger<br />

Die Energiezukunft wird<br />

ungemütlich<br />

Energieexperten haben da – weltweit –<br />

so ihre Zweifel, was die zukünftige billige<br />

und gesicherte Versorgung mit Energie<br />

anlangt. In der Tat mehren sich die<br />

Zeichen, die unsere Energiezukunft<br />

höchst ungemütlich aussehen lassen,<br />

sofern sie sich nicht grundlegend ändert.<br />

Der Ölpreis ist nur ein Indikator dafür<br />

und er ist abhängig von lokalen, regionalen<br />

und weltwirtschaftlichen Ereignissen,<br />

von Börsenspekulationen, von<br />

politischen Einflussnahmen und von<br />

Herrn Greenspan. Die Frage der Vorräte<br />

spielt weniger eine Rolle als die nach ihrer<br />

Erschließung (die wegen immer aufwändigerer<br />

Verfahren immer teurer<br />

wird) oder nach der geopolitischen Verteilung.<br />

In China nimmt der Energiebedarf<br />

dank der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

so rasant zu, dass Ressourcen verschiedenster<br />

Art in gigantischen Mengen<br />

benötigt werden, auch Energie.<br />

Oder Stahl, dessen Preis am Weltmarkt<br />

sich in kürzester Zeit verdoppelt hat,<br />

weil jede Chinesin und jeder Chinese<br />

dasselbe Anrecht auf einen hohen Lebensstandard<br />

hat wie wir und dazu noch<br />

einiges aufzuholen ist (der weltweite<br />

Bestand an PKWs müsste dafür in etwa<br />

verdoppelt werden!). Welche Auswir-<br />

12


In Österreich wachsen jährlich 30 Millionen<br />

Kubikmeter Holz zu, wovon derzeit aber nur<br />

zwei Drittel genutzt werden. (im Bild die Biomasse-Anlage<br />

in Hartberg).<br />

Foto: Fachstelle für Energie<br />

kungen das auf die Umwelt hat, können<br />

wir uns ebenso vorstellen, wie dass viel<br />

Energie benötigt wird.<br />

Nach der weltweiten Energiekrise der<br />

70er Jahre hatten sich viele Staaten entschlossen,<br />

Energiesparmaßnahmen zu<br />

setzen und erneuerbare Energie – Sonne,<br />

Biomasse, Wind – verstärkt einzusetzen.<br />

Viel ist von diesen Absichten<br />

nicht übrig geblieben, abgesehen von<br />

positiven Entwicklungen in einigen Bundesländern<br />

bei der Nutzung von Biomasse<br />

und Sonnenenergie. Jetzt werden<br />

alte Pläne wieder hervorgeholt, denn<br />

Experten und politisch Verantwortliche,<br />

die über Legislaturperioden hinaus denken,<br />

sehen einiges Ungemach auf uns<br />

zukommen: Die Kosten fossiler Energieträger<br />

steigen tendenziell, ebenso die<br />

von Strom. Was nicht jedem bewusst ist,<br />

ist die als katastrophal zu bezeichnende<br />

Situation der europäischen Stromversorgung.<br />

In den nächsten Jahrzehnten<br />

sind Investitionen von mehreren 100<br />

TIPP<br />

Wissenswertes über Finanzierungsmodelle,<br />

Contracting und Förderungen<br />

für erneuerbare Energieträger<br />

findet man auf der Homepage der<br />

Energieverwertungsagentur<br />

unter „www.eva.ac.at/themen/<br />

finanzierung_index.htm“.<br />

Unter „www.energie.steiermark.at“<br />

sind Informationen zum Thema<br />

Energie in der <strong>Steiermark</strong> zu finden.<br />

Teuer! – aber Marktstudien gehen bei Photovoltaik-Anlagen<br />

von Preissenkungen um bis zu<br />

75 % in den nächsten 20 Jahren aus.<br />

Foto: Römer<br />

Milliarden Euro notwendig, um den steigenden<br />

Strombedarf zu decken, und<br />

selbst wenn das Geld aufgebracht wird:<br />

Bezahlen wir die künftigen<br />

höheren Strompreise mit niedrigeren<br />

Pensionen? Stellen wir die<br />

neuen Kraftwerke morgen<br />

dorthin, wo wir sie heute keinesfalls<br />

dulden würden?<br />

Natürlich können wir diese Probleme<br />

nicht einfach durch den Einsatz erneuerbarer<br />

Energie lösen, aber einen erheblichen<br />

Teil davon. In den meisten Fällen<br />

kann man eine Wohnung, ein Gebäude<br />

statt mit Erdöl oder Erdgas auch mit Biomasse<br />

erwärmen, das Warmwasser mit<br />

Solarenergie bereiten. Betriebskosten?<br />

Die liegen, wenn man dazu Pellets oder<br />

Hackgut verwendet, in der Regel schon<br />

heute niedriger als bei der Verwendung<br />

fossiler Energieträger. Höhere Investitionen?<br />

Stimmt, denn die Technologie ist<br />

noch nicht so verbreitet, die Stückzahlen<br />

von Pelletskesseln sind – europaweit<br />

gesehen – noch weit unter denen<br />

von Öl- und Gaskesseln, aber sie holen<br />

auf (in einigen Bundesländern wurden<br />

während der letzten Jahre bereits mehr<br />

Pellets- als Ölkessel verkauft).<br />

Förderungen für erneuerbare<br />

Energieträger<br />

Zwar sind Pellets- und Hackschnitzelheizungen<br />

noch teurer als ihre fossilen<br />

Gegenüber, aber sie werden in den<br />

meisten Ländern mittlerweile gestützt<br />

von diversen Förderungsmaßnahmen,<br />

die die Differenz der Investition deutlich<br />

verringern. Das Vorhandensein dieser<br />

Förderungen zeigt zumindest eines:<br />

Man hat erkannt, dass der Einsatz erneuerbarer<br />

Energieträger ein Gebot der<br />

Stunde ist. Biomasseheizungen und Solaranlagen<br />

werden gefördert, in jedem<br />

Bundesland existieren dazu unterschiedliche<br />

Bestimmungen, zusammengefasst<br />

findet man sie unter<br />

„www.eva.ac.at/themen/finanzierung_<br />

index.htm“. Ursprünglich wurden diese<br />

Förderungen aus Gründen des Umweltschutzes<br />

entwickelt, da fossile Energieträger<br />

wegen ihrer Kohlendioxidemissionen<br />

das Klima belasten und uns damit<br />

eine Reihe von Problemen bescheren,<br />

die ohnehin ausführlich in den Medien<br />

diskutiert werden, heute sind erneuerbare<br />

Energieträger für die Versorgungssicherheit<br />

sinnvoller denn je. Die Entwicklung<br />

der Technologien für Biomasse-<br />

und Solarnutzung hat eine weitere<br />

positive Seite: Durch strenge Umweltauflagen<br />

sind die in Österreich entwickelten<br />

Anlagen qualitativ im Spitzenfeld<br />

Europas. Das macht sich in steigenden<br />

Exportzahlen bemerkbar, österreichische<br />

Anlagen sorgen für einen der am<br />

stärksten wachsenden Wirtschaftsbereiche,<br />

Öko-Technologie. Noch sind die<br />

Chancen gegeben, durch einen Umstieg<br />

auf erneuerbare Energie und durch<br />

deutlich effizienteren Energieeinsatz,<br />

allerdings aber auch durch Verzicht auf<br />

einen übertriebenen Komfort die Energiezukunft<br />

in den Griff zu bekommen<br />

und nicht nur die Versorgung sicherzustellen,<br />

sondern auch eine im Sinne des<br />

Umweltschutzes lebenswerte Zukunft<br />

zu erhalten.<br />

DI Wolfgang Jilek ist Energiebeauftragter<br />

des Landes <strong>Steiermark</strong>.<br />

E-Mail: wolfgang.jilek@stmk.gv.at<br />

l e b e n s We r t<br />

13


WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Lebensressort <strong>Steiermark</strong><br />

HELMUT RÖMER<br />

Holz ist einer der wenigen in Österreich<br />

nachhaltig zur Verfügung<br />

stehende Rohstoffe, ein wertvoller<br />

Energieträger und ein moderner Baustoff.<br />

Ende November wurde in Graz<br />

die „Steirische Holzbau-Charta“<br />

unterzeichnet.<br />

Zukunft – Holzbau<br />

Steirische Holzbau-Charta – ein Bekenntnis<br />

zur verstärkten Nutzung von Holz<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist Österreichs<br />

waldreichstes Bundesland mit einem<br />

Flächenanteil von über 60 Prozent.<br />

Durch diesen hohen Waldanteil hat der<br />

Lebensraum Wald für die <strong>Steiermark</strong><br />

eine besondere Bedeutung – auch für<br />

den Arbeitsmarkt und für die Handelsbilanz.<br />

Rund 54.000 Menschen leben in<br />

der <strong>Steiermark</strong> von der Waldbewirtschaftung<br />

und Verarbeitung von Holz.<br />

Dennoch ist in der <strong>Steiermark</strong> der Holzzuwachs<br />

größer als die tatsächliche<br />

Nutzung. „Diesen wertvollen Rohstoff<br />

noch besser zu nutzen ist nicht nur ein<br />

umweltpolitisches, sondern generell ein<br />

gesellschaftliches Anliegen“, sagte Landesrat<br />

Johann Seitinger anlässlich der<br />

Ende November stattgefundenen Enquete<br />

„Zukunft Holzbau“ in der Seifenfabrik<br />

Graz. „Holz ist ein moderner,<br />

nachhaltiger Bau- und Energiestoff und<br />

vermittelt Wärme und Wohlbehagen. In<br />

Zukunft liegen im steirischen Wohnbau<br />

die Schwerpunkte im vermehrten Einsatz<br />

von Holz als Baustoff und in der<br />

weiteren Forcierung von erneuerbaren<br />

Energieträgern“, ist Seitinger überzeugt.<br />

„Die verstärkte Nutzung von<br />

Holz aus heimischen Wäldern<br />

schafft besseres Klima, mehr Lebensqualität,<br />

sichert Arbeitsplätze<br />

und steigert das Wirtschaftswachstum,<br />

insbesondere<br />

im ländlichen Raum.“<br />

Steirische Holzbau-Charta<br />

Der Anteil von Holzbauten<br />

im steirischen Wohnbau<br />

soll auf 20 Prozent<br />

erhöht werden. Im Bild<br />

eine Wohnanlage in<br />

Trofaiach.<br />

Fotos: Begsteiger (2), proHolz (1),<br />

Frankl (1)<br />

Der Holzbau ist auch eine regionale<br />

Chance und trägt dazu bei, die Wertschöpfung<br />

in unserem Land zu steigern.<br />

Holz ist gemeinsam mit Tourismus in der<br />

<strong>Steiermark</strong> ein wichtiger Wirtschaftsträger.<br />

Aus diesem Grund unterstützt auch<br />

Wirtschaftskammer-Präsident Peter<br />

Mühlbacher die Holzbau-Charta. „Die<br />

Steirische Holzwirtschaft erwirtschaftet<br />

einen jährlichen Umsatz von mehr als<br />

vier Milliarden Euro. Aufgrund des hohen<br />

Exportanteiles ist diese Branche einer<br />

der größten Devisenbringer des Landes“,<br />

meint Wirtschaftskammer-Präsident<br />

Peter Mühlbacher. Für Elisabeth<br />

Leitner, Vizepräsidentin der steirischen<br />

Landwirtschaftskammer, steht das Einkommen<br />

für die Waldbauern im Vordergrund.<br />

„Mehr als 35.000 steirische<br />

Forstwirte leben mit ihren Familien von<br />

der Arbeit im Wald, den sie seit Generationen<br />

nachhaltig bewirtschaften. Insbesondere<br />

für die Bergbauern ist der<br />

Wald zur Sicherung ihrer Existenz unverzichtbar“,<br />

führt Vizepräsidentin Leitner<br />

aus. Daher sei es auch für die Landwirtschaftskammer<br />

ein Anliegen, die Holzbau-Charta<br />

mit zu unterzeichnen.<br />

Wirtschaftsfaktor Holz<br />

Mit der Erhöhung des Holzabsatzes soll<br />

aber auch die Professionalisierung und<br />

damit die Wertschöpfung der Betriebe<br />

entlang der „Wertschöpfungskette“<br />

vom Forst über die Sägeindustrie bis zu<br />

den Zimmerern oder Tischlern gesteigert<br />

beziehungsweise verbessert werden.<br />

„Die Initiative von Landesrat Johann<br />

Seitinger, den Holzanteil im Wohnbau<br />

auf 20 Prozent zu steigern, stellt einen<br />

Glücksfall dar. Damit setzt die <strong>Steiermark</strong><br />

eine wesentliche Initialzündung<br />

für die wirtschaftliche Entwicklung, vor<br />

allem der ländlichen Regionen, denn<br />

dort sind die steirischen Holzunternehmer<br />

angesiedelt, dadurch werden Arbeitsplätze<br />

gesichert und neue geschaffen“,<br />

sagte der Obmann von ProHolz, DI<br />

Heinz Gach. Das Ziel der Steirischen<br />

Holzbau-Charta ist es, die Verwendung<br />

von Holz in der <strong>Steiermark</strong> signifikant zu<br />

steigern. Landesrat Seitinger ruft zur Zusammenarbeit<br />

auf: „Wir brauchen starke<br />

Partner, um das Ziel der Steirischen<br />

Holzbau-Charta erreichen zu können.<br />

Architekten, Lobbyisten, Bauunternehmer<br />

und Forscher an den Universitäten<br />

sind aufgerufen, diese Holzbau-Charta<br />

mit zu tragen.“<br />

14


Die Steirische Holzbau-Charta<br />

ist ein Bekenntnis zur verstärkten<br />

Nutzung von Holz.<br />

Das Ziel der Steirischen Holzbau-Charta ist, den<br />

Verbrauch von Holz und Holzprodukten in der<br />

<strong>Steiermark</strong> signifikant zu steigern und die damit<br />

verbundene Wertschöpfung im Land zu erhalten.<br />

Dies kann nur erreicht werden, wenn bei allen<br />

Entscheidungsträgern, insbesondere den Wohnbauträgern<br />

und Gemeindevertretern, Vertrauen<br />

und Bewusstsein geschaffen werden. Alle Beteiligten<br />

sollen ihre Kräfte bündeln und im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten mit konkreten Maßnahmen<br />

zur Steigerung des Holzabsatzes beitragen.<br />

Die Unterzeichneten erklären sich bereit, in ihrem<br />

Entscheidungsbereich den Landesrat in seinen<br />

Bestrebungen nach einem verstärkten Holzeinsatz<br />

durch folgende Bekenntnisse zu unterstützen:<br />

Öffentliches Bekenntnis zu Holz<br />

und Holzprodukten<br />

Bund, Länder und Gemeinden sollen durch öffentlichkeitswirksames<br />

Eintreten für eine stärkere<br />

Holzverwendung Vorbildfunktion entfalten.<br />

Alle davon betroffenen Wirtschaftsbereiche<br />

erklären sich bereit, diese Strategie mitzutragen<br />

und zusammen den steirischen Holzbau<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Nachhaltigkeitskriterien für Bauprojekte<br />

Schon bei der Auftragsvergabe sollen nicht<br />

nur die Investitionskosten, sondern auch alle<br />

mit dem Einsatz von nachhaltigen Baustoffen<br />

verbundenen positiven Effekte mitberücksichtigt<br />

werden.<br />

Unterzeichnung der Steirischen Holzbau-Charta (ProHolz-Obmann<br />

DI Heinz Gach, Vizepräsidentin der Landeskammer für Land- und<br />

Forstwirtschaft Elisabeth Leitner, Landesrat Johann Seitinger und<br />

Wirtschaftskammer-Präsident Peter Mühlbacher, v.l.n.r.).<br />

Bestehende Hemmnisse abbauen<br />

und zukünftige verhindern<br />

Ungerechtfertigte Einschränkungen, die gegen<br />

den Einsatz von Holz abzielen, sollen beseitigt<br />

werden.<br />

Dies könnte durch eine stärkere Beteiligung<br />

der Vertreter der Holzwirtschaft und Wissenschaft<br />

in den entsprechenden Gremien erreicht<br />

werden.<br />

Vorrang für den Einsatz<br />

erneuerbarer Energieträger<br />

Der Einsatz von fossilen Energieträgern soll<br />

bei allen neu zu errichtenden Heizungssystemen<br />

in öffentlichen Gebäuden sowie im gesamten<br />

geförderten Wohnbau vermindert<br />

werden.<br />

Zur Umsetzung dieser Ziele soll eine Steuerungsgruppe,<br />

die sich aus Vertretern der einzelnen Interessengruppen<br />

zusammensetzt, eingerichtet<br />

werden. Die Steuerungsgruppe soll Maßnahmen<br />

definieren, Lösungen suchen, diese umsetzen<br />

und die Zielerreichung kontrollieren.<br />

Die Unterzeichner der Charta erklären sich bereit,<br />

die Strategie zu unterstützen und alle zwei<br />

Jahre die verfügbaren Statistiken zur Verfügung<br />

zu stellen, die eine Evaluierung der Zielerreichung<br />

für die Steuerungsgruppe möglich machen.<br />

l e b e n s We r t<br />

15


WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

ProHolz <strong>Steiermark</strong> – PR<br />

JÜRGEN DOBLER<br />

Bauen auf dem Holzweg?<br />

Was Sie schon immer über Vorurteile gegen<br />

den Holzbau wissen wollten<br />

Die Argumente gegen das Bauen mit<br />

Holz sind so alt, wie sie falsch sind.<br />

Vier Gründe gegen diesen Baustoff<br />

und warum sie nicht stimmen …<br />

1.Holz brennt!<br />

Ja, Gott sei Dank! Denn sonst hätten wir<br />

kein umweltfreundliches, CO 2 -neutrales<br />

Brennholz.<br />

Als Baustoff hingegen bietet Holz gegenüber<br />

allen anderen Baumaterialien<br />

ein berechenbares Brandverhalten.<br />

Weichholz brennt 0,7 mm pro Minute<br />

und Hartholz 0,5 mm pro Minute ab (abhängig<br />

von der Dicke). Durch die Bildung<br />

der Holzkohleschicht schützt sich<br />

Holz selbst und schirmt seinen Kern vor<br />

allzu hoher Temperatur ab und erhält so<br />

im Brandfall seine Tragfähigkeit. Stahl<br />

verliert zum Beispiel ab 350 Grad Celsius<br />

seine Festigkeit (diese Temperatur<br />

ist bei einem Normbrand schon nach<br />

5 Minuten erreicht!) und bricht ohne erkennbare<br />

Vorzeichen zusammen. Holz<br />

hingegen warnt vor dem endgültigen<br />

Zusammenbruch mit Knarren und<br />

Knacksen, wie jeder Feuerwehrmann<br />

bestätigen kann. So musste mancher<br />

Stahlträger mit Holzummantelungen<br />

vor Hitzeeinwirkung für den Brandfall<br />

geschützt werden, um die entsprechende<br />

Brandschutzanforderung zu erfüllen.<br />

Wussten Sie das?<br />

2. Das Barackenimage<br />

Das Vorurteil, Holzhäuser seien Baracken,<br />

stammt aus der Zeit, als die ersten<br />

vorgefertigten Holzbauten zum Einsatz<br />

Holzhäuser sind<br />

winddicht, warm und<br />

schallgedämmt.<br />

kamen. Natürlich geschah dies immer zu<br />

äußerst schwierigen Zeiten, wie Kriegen<br />

oder Naturkatastrophen. Die ersten Lazarettbaracken<br />

wurden während der<br />

Türkenkriege 1788 von Wien nach Slowenien<br />

transportiert und aufgebaut, um<br />

die tausenden Verwundeten aufzunehmen.<br />

Dann in den Nachkriegszeiten, wo<br />

größte Wohnungsnot herrschte und<br />

Aussiedler und Flüchtlinge größten<br />

Wohnbedarf hatten, wurden Baracken<br />

aus dem Boden gestampft. Die Kriterien<br />

waren: leicht zerlegbar, transportierbar,<br />

wieder verwendbar, schnell gebaut mit<br />

vorhandenen Materialien und letztendlich<br />

billig. Die Assoziation Holzbau – Lazarett<br />

– Barackenprovisorium hält in<br />

Mitteleuropa bis in unsere Zeiten an.<br />

Nur das massiv gebaute Haus galt als<br />

vollwertig und dauerhaft. In Ländern,<br />

die von den Weltkriegen verschont wurden,<br />

hat der Holzbau seinen Marktanteil<br />

Holzhäuser bieten höchste Wohnqualität bei<br />

besten Dämmeigenschaften.<br />

Fotos: proHolz, Holzbaupreis 2003 (5)<br />

von bis zu 90 Prozent nie verloren. Nur<br />

hat das moderne Holzhaus mit dieser<br />

Art Baracke aber auch gar nichts mehr<br />

gemeinsam: Holzhäuser sind winddicht,<br />

warm und schallgedämmt.<br />

Holzhäuser<br />

• sind wesentlich besser gedämmt und<br />

somit in der Regel Niedrigenergiehäuser;<br />

• sind keim- und virusfreier als Massivbauten<br />

(Holz baut Keime an der Oberfläche<br />

ab).<br />

Holz<br />

• reguliert Luftfeuchtigkeit, ist atmungsaktiv,<br />

absorbiert Schadstoffe<br />

und riecht gut;<br />

• ist antistatisch, das heißt, Sie bekommen<br />

keinen Schlag am Türgriff;<br />

• erzeugt keine Baufeuchte und muss<br />

nicht trockengewohnt werden;<br />

16


Beim Bauen ist Zeit<br />

im wahrsten Sinn des<br />

Wortes Geld: Durch den<br />

hohen Anteil an vorgefertigten<br />

Bauteilen ist<br />

Holz ein Garant für<br />

schnelles Bauen auch<br />

bei größeren Objekten<br />

wie Firmengebäuden<br />

oder Geschossbauten<br />

(Bild unten).<br />

• wirkt sich äußerst positiv auf die Psyche<br />

des Menschen aus.<br />

Wussten Sie das?<br />

3. Der Schallschutz<br />

In einem Holzhaus ist der Schallschutz<br />

gerade im Einfamilienhausbau kein Problem<br />

mehr. Durch verbund- beziehungsweise<br />

mehrschalige Bauweisen ist es<br />

gelungen, auch im Holzbau Schalldämmwerte<br />

bis zu 60 dB zu erreichen<br />

(gleich wie im Massivbau), wobei natürlich<br />

auch die Planer gefordert sind, Wärme-<br />

und Schallbrücken zu verhindern.<br />

Aber auch im Geschoßwohnbau kommt<br />

es zu einem Aufschwung von Holzbauten,<br />

die, bedingt durch:<br />

• einen hohen Vorfertigungsgrad<br />

• verbunden mit kürzesten Bauzeiten<br />

• bei gleichen Baukosten, aber vielen<br />

Vorteilen für die Bewohner und die<br />

Umwelt<br />

wieder am Bausektor Fuß fassen.<br />

Wussten Sie das?<br />

4. Der notwendige Holzschutz<br />

Im Wohnhausbau kann auf chemischen<br />

Holzschutz grundsätzlich verzichtet<br />

werden, vorausgesetzt es wird richtig<br />

geplant und gebaut. Der Schutz des Holzes<br />

sollte sich primär auf den konstruktiven,<br />

d.h. baulichen Bereich beschränken.<br />

Unter baulichem Holzschutz versteht<br />

man alle konstruktiven Maßnahmen,<br />

die verhindern, dass Holz mit zu<br />

viel bleibender Feuchtigkeit beaufschlagt<br />

wird. Dachüberstände, senkrechte<br />

hinterlüftete Verschalungen,<br />

mindestens 30 cm hohe Sockel im<br />

Spritzwasserbereich, Tropfkanten und<br />

Dampfbremsen verhindern, dass sich<br />

Feuchtigkeit im Bauteil niederschlägt<br />

und nicht wieder austrocknen kann.<br />

Eine angeregnete, hinterlüftete Holzfassade<br />

trocknet unbeschadet wieder ab!<br />

Holz schützt sich auch hier durch den<br />

Aufbau der silbergrauen Patina, die den<br />

besten UV-Filter darstellt, weshalb man<br />

auch Flugzeuge silbergrau spritzt. Tierische<br />

Schädlinge benötigen mehr als<br />

10 %, Pilze mehr als 25 % bis 30 %<br />

Feuchtigkeit um zu überleben. Holz im<br />

beheizten Innenbereich weist jedoch in<br />

der Regel nur 7 % bis 9 %, im Außenbereich<br />

nur 15% Feuchtigkeit auf. Schädlinge<br />

sind deshalb großteils auf falsche<br />

Holzanwendung zurückzuführen (Verwendung<br />

von nassen Bauholz, keine<br />

Isolierung gegen das Erdreich usw.). Die<br />

besten Beispiele für baulichen Holzschutz<br />

sind die jahrhundertealten Holzbauwerke,<br />

die bis heute noch unser<br />

Auge erfreuen und die ohne chemischen<br />

Holzschutz auskommen.<br />

Wussten Sie das?<br />

Sollten für Sie noch immer Gründe dagegen<br />

sprechen, Ihr Haus aus Holz zu bauen,<br />

so wenden Sie sich an pro:Holz <strong>Steiermark</strong>.<br />

Dort erfahren Sie alles Wissenswerte<br />

rund um den Baustoff Holz.<br />

Tel.: 0316/601/528 oder im Internet unter<br />

www.proholz-stmk.at<br />

Sollten Sie Unterstützung bei der Argumentation<br />

in der Planung oder Durchführung von<br />

Holzbauten in Ihrer Gemeinde benötigen,<br />

wenden Sie sich an pro:Holz <strong>Steiermark</strong>.<br />

8021 Graz, Körblergasse 111-113<br />

Tel. 0316/601-528 (Fax DW 1292)<br />

E-Mail: office@proholz-stmk.at<br />

www.proholz-stmk.at<br />

l e b e n s We r t<br />

17


WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Marktgemeinschaft Steirischer Wein<br />

Der Junker<br />

Ein Wein – unwiderstehlich steirisch<br />

ELISABETH JÖBSTL-ARBEITER<br />

1987 wurde der hochwertige Jungwein<br />

als „Junker“ erstmals in Graz<br />

präsentiert. 17 Jahre später ist der<br />

Junker eine Erfolgsmarke, die weit<br />

über unsere Grenzen bekannt ist<br />

und für die Qualität unserer Winzer<br />

steht.<br />

Darf das denn sein? Die Tage<br />

sind müde, das Jahr fast verbraucht, es<br />

wird immer schwerer, Gutes von bloß<br />

Nachgeahmtem zu unterscheiden, und<br />

da kommt der Junker – elegant, frisch,<br />

leicht – und schmeckt dazu noch einfach<br />

unwiderstehlich. Darf das denn sein? Es<br />

darf. Denn zum einen ist der Junker ein<br />

edler, junger Markenwein aus der <strong>Steiermark</strong>,<br />

dessen Erfolge für sich sprechen.<br />

Und zum anderen produzieren<br />

mittlerweile mehr als 300 Weinbauern<br />

den steirischen Junker und unterwerfen<br />

sich dafür den gestrengen Qualitätskriterien<br />

der Marktgemeinschaft Steirischer<br />

Wein. So tragen also nur hochwertige<br />

Produkte den Namen Junker. Und<br />

wie tragen sie ihn? Mit Recht und mit<br />

Stolz.<br />

1,5 Millionen Flaschen Junker<br />

bedeuten Rekord<br />

„Jeder Junkerbauer bürgt mit seinem<br />

Namen am Etikett. Wir kontrollieren<br />

sehr streng und stellen sicher, dass nur<br />

die beste Qualität gefüllt wird“, sagt<br />

Willi Sattler, Sprecher der Marktgemeinschaft<br />

Steirischer Wein, „und trotzdem<br />

kommen wir 2004 auf mehr als 1,5 Millionen<br />

Flaschen.“ Gemeint sind damit natürlich<br />

die eleganten Glasgefäße, anhand<br />

derer man den echten Junker aus<br />

der <strong>Steiermark</strong> von Scharlatanen unterscheiden<br />

kann, und nichts sonst. Denn<br />

einen richtigen Edelmann erkennt man<br />

an seiner Aufmachung. Den Junkerhut<br />

trägt er auf dem Etikett und der Kapsel,<br />

dazu das „R“ der registrierten Marke.<br />

Und schon kann man sicher sein, dass<br />

eine heimische Legende nur darauf wartet,<br />

durch viele Vorzüge zu punkten: Ein<br />

echter Junker ist stets ein Qualitätswein,<br />

der bereits im Jahr der Ernte in die Flasche<br />

kommt. Genau wie beim Humor<br />

liebt es der Junker trocken und weist lediglich<br />

einen Restzucker von vier Gramm<br />

pro Liter auf. Und da im Junker die<br />

schönsten Erinnerungen an den Sommer<br />

stecken, schmeckt er frisch, jugendlich<br />

und fruchtig, das wunderbare Ergebnis<br />

des Ausbaus im Stil der steirischen<br />

Klassik. So bezaubert er nicht nur<br />

durch Qualität und Geschmack, sondern<br />

auch mit Leichtigkeit: Mehr als 12 % vol.<br />

Alkohol weist kein Junker auf.<br />

Der Teufel und der Junker<br />

Einer alten Sage zufolge soll der Teufel<br />

auf der Suche nach einer jungen Seele in<br />

der Südsteiermark Station gemacht haben.<br />

Ein findiger Weinbauer aber trickste<br />

den Teufel mit Hilfe seines köstlichen<br />

Jungweins aus, und schon war der Junker<br />

geboren. Gesichert fest steht allerdings,<br />

dass steirische Weinpioniere den<br />

ersten Jungwein mit dem Namen Junker<br />

1987 in Graz präsentierten. Eine kleine<br />

Gemeinschaft von Winzern hatte sich<br />

zum Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige<br />

Jungweine zu produzieren. 17 Jahre später<br />

kennt und schätzt der gesamte<br />

deutschsprachige Raum den Junker,<br />

und die alljährlichen Präsentationen<br />

des edlen steirischen Jungweins zählen<br />

im In- und Ausland zu den Höhepunkten<br />

der Saison. Allein zur Präsentation des<br />

Junkers im bierverliebten München erschienen<br />

heuer 800 begeisterte Gäste.<br />

Ein Tag im Leben des Junkers<br />

Junker werden ist schwer, dafür sorgen<br />

die rigorosen Qualitätskriterien. Junker<br />

sein aber ist auch nicht leicht. Denn mittlerweile<br />

ist der Junker so beliebt, dass er<br />

den Prosecco bei Geburtstagsfeiern im<br />

Büro abgelöst hat. Bei keiner Jause fehlt<br />

der Junker mehr, bei so gut wie allen<br />

Abendessen findet er sich ein. Und dann<br />

ist er noch gern gesehener Gast bei festlichen<br />

Gelegenheiten wie Bällen, Feiern,<br />

gemütlichen Abenden in Bars oder dem<br />

gemeinsamen Abend zu Hause. Der Junker<br />

weiß um seine Qualität, bringt gerne<br />

Frische und Leichtigkeit zu jedem Anlass<br />

und bleibt dabei vor allem eines: unwiderstehlich.<br />

Und unwiderstehlich steirisch.<br />

Elisabeth Jöbstl-Arbeiter ist Mitarbeiterin der<br />

„Marktgemeinschaft Steirischer Wein“<br />

E-Mail: joebstl@steirischerwein.at<br />

8010 Graz, Hamerlinggasse 3<br />

Hunderte Gäste ließen sich<br />

den heurigen Junker bei den<br />

festlichen Premieren am 10.<br />

November 2004 schmecken.<br />

Auch die Junkerpräsentation<br />

in Graz mit Ehrengästen aus<br />

Politik und Wirtschaft war ein<br />

toller Erfolg.<br />

Fotos: Marktgemeinschaft (2)<br />

Tel. 0316/8050-1438 (Fax DW 1340)<br />

18


2004 war ein gutes Jahr. Nicht zuletzt<br />

deshalb, weil sich 13 Unternehmer<br />

im WIN-Business-Training zu<br />

Nachhaltigkeitsmanagern ausbilden<br />

ließen. Und auch 2005 bietet erneut<br />

eine interessante Chance, Zukunftssicherheit<br />

zu trainieren.<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 19D – Abfall und Stoffflusswirtschaft<br />

Sichere Zukunft lässt<br />

sich trainieren<br />

KURT SCHAUER<br />

WIN-Business-Training führt zu<br />

erfolgversprechender Marktposition<br />

Die Wirtschaftsaussichten sind<br />

nicht gerade rosig, der Wirtschaft geht’s<br />

schlecht, die Jobs sind unsicher, wer<br />

weiß, was kommt? Solche oder ähnliche<br />

Aussagen mehren sich. Die zunehmende<br />

Globalisierung, hoher Konkurrenzdruck<br />

und rasch wechselnde Kundenforderungen<br />

sorgen tatsächlich für schärferen<br />

Wind in der steirischen Wirtschaft.<br />

In dieser Situation unterstützt die „Wirtschafts-Initiative<br />

Nachhaltigkeit“ (WIN)<br />

die Unternehmer mit einem ganz speziellen<br />

Weiterbildungsprogramm, dem<br />

„WIN-Business-Training“. Von der Jungunternehmerin<br />

bis zum KFZ-Betriebschef,<br />

vom Dienstleister bis zum Stahlbauer,<br />

vom regional tätigen Betrieb bis<br />

zum international agierenden Spezialmaschinenbauer<br />

– diese Menschen haben<br />

eines gemeinsam: Durch die Teilnahme<br />

am WIN Business Training stärkten<br />

sie die Einzigartigkeit ihres Unternehmens.<br />

Von März bis September 2004<br />

haben sich 13 Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer und Führungskräfte zu<br />

vier zweitägigen Klausuren im Kulturund<br />

Gemeindezentrum Ebersdorf getroffen<br />

und an ihrem individuellen Zukunftskonzept<br />

gearbeitet.<br />

Lernen, um gut zu leben<br />

Durch das gesamte Programm führten<br />

Dr. Kurt Schauer und Mag. Birgit Neges<br />

von der Wallner & Schauer GmbH. Zur<br />

Vertiefung wurden darüber hinaus in jeder<br />

Klausur Experten eingeladen. Im<br />

ersten Modul des WIN-Business-Training<br />

stimmte Nachhaltigkeits-Experte<br />

Dr. Heinz Peter Wallner mit unternehmerischen<br />

Visionen, Werteverpflichtungen<br />

und strategischen Analysen auf die Arbeit<br />

ein. Prof. Dr. Josef Scheff, Cluster-<br />

Experte und Personalentwickler, arbeitete<br />

in der zweiten Klausur am heißen<br />

Thema Mitarbeiterführung, -einbindung<br />

und -motivation. Das Modul 3 widmete<br />

Wie richte ich mein Unternehmen nachhaltig<br />

erfolgreich aus? Beim WIN Business Training<br />

erfahren Unternehmer, wie es geht …<br />

Foto: Schauer<br />

Ich sehe die nachhaltige und langfristige Orientierung<br />

als einen sehr wichtigen Gegenpol zum<br />

kurzfristigen Denken und Handeln, wie es vordergründig<br />

in internationalen Konzernen der<br />

Fall ist. Im Dialog mit den Vertretern unterschiedlicher<br />

Branchen konnten wir unterschiedliche<br />

Zugänge zu Thema und Lösungsansätzen<br />

erarbeiten.<br />

DI Johann Werl,<br />

Rosendahl Maschinengesellschaft mbH (Pischelsdorf)<br />

sich der Umsetzung der nachhaltigen<br />

Unternehmenskonzepte. Prof. Dr. Martin<br />

Schoiswohl, Experte für Identität und<br />

Marktkommunikation, bearbeitete mit<br />

den Kursteilnehmern die Themen Marketing<br />

und Kommunikation. Unternehmensberater<br />

und Wirtschaftskammerfunktionär<br />

Obmann-Stv. DI Heinz Michalitsch<br />

nahm sich des wichtigen Feldes<br />

der Finanzierung an. Es wurden die Basel-II-Themen<br />

und die Nachfolgeregelung<br />

genau unter die Lupe genommen.<br />

Durch die fachkundige Betreuung und<br />

die intensive Zusammenarbeit der Teilnehmer<br />

miteinander konnten im WIN-<br />

Business-Training mehrere Ziele gleichzeitig<br />

erreicht werden: Im Rahmen der<br />

Klausuren wurde durch Vorträge und<br />

den bewussten Austausch zwischen den<br />

Teilnehmern ein einzigartiges Entwicklungs-<br />

und Lernfeld geschaffen. Alle<br />

konnten die eigenen Ideen und Vorstellungen<br />

während des WIN-Business-Trainings<br />

in einem stimmigen Unternehmens-Zukunftskonzept<br />

niederschreiben<br />

und alle Teilnehmer bearbeiteten während<br />

der Laufzeit des WIN-Business-<br />

Trainings ein Durchbruchsprojekt – Erfolge<br />

wollen sofort gespürt werden. Das<br />

Wichtigste aber ist die Möglichkeit, am<br />

langfristigen wirtschaftlichen Erfolg im<br />

Einklang mit der Umwelt und im Bewusstsein<br />

der sozialen Verantwortung<br />

gegenüber den Mitmenschen zu arbeiten<br />

und damit an der einzigartigen Positionierung<br />

des Unternehmens.<br />

Das WIN-Business-Training für Unternehmer<br />

und Führungskräfte wurde<br />

ermöglicht durch die Kooperation der<br />

Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>, der<br />

Steirischen Wirtschaftsförderung und<br />

dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />

FA 19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft).<br />

WIN-Business-Training 2005<br />

Im März 2005 startet das neue Programm<br />

und richtet sich wieder an<br />

• innovative Unternehmer und an<br />

• Führungskräfte in Unternehmen<br />

aus allen Bereichen der steirischen<br />

Wirtschaft, die an der nachhaltigen<br />

Zukunftssicherung ihres Unternehmens<br />

interessiert sind.<br />

Nähere Informationen unter:<br />

Tel. 0316/814665 oder per E-Mail<br />

von „neges@nachhaltigberaten.at“.<br />

Dr. Kurt Schauer ist Unternehmens- und<br />

Nachhaltigkeitsberater.<br />

E-Mail: schauer@nachhaltigberaten.at<br />

www.nachhaltigberaten.at<br />

l e b e n s We r t<br />

19


WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Unternehmen<br />

DODO KRESSE<br />

Wirtschaft,<br />

Nachhaltigkeit, Erfolg<br />

Während die einen über die Globalisierung<br />

jammern, krempeln die anderen<br />

die Ärmel auf, bilden neue Kooperationen,<br />

entwickeln innovative<br />

Produkte und nutzen die sich bietenden<br />

Chancen.<br />

Viele steirische Unternehmen<br />

haben in den letzten Jahren an<br />

der von Landesrat Seitinger unterstützten<br />

„Betrieblichen Agenda 21“ teilgenommen.<br />

Es ging darum, die Grundsätze<br />

der Nachhaltigkeit, nämlich die Verbindung<br />

von wirtschaftlichem Erfolg mit sozialem<br />

Engagement und Rücksichtnahme<br />

auf die Umwelt, auf den betrieblichen<br />

Alltag umzusetzen. In „lebens-<br />

Wert“ stellen wir in regelmäßiger Reihenfolge<br />

Unternehmen vor, die sich für<br />

diesen Weg entschieden haben.<br />

Nachhaltig wirtschaften<br />

durch zufriedene „Wir“-Kultur<br />

Gummi Kreisel<br />

Nachhaltigkeits-Strategien bringen neben<br />

einem gehörigen Schuss Motivation<br />

die Möglichkeit, neue Perspektiven für<br />

Geschäftsmöglichkeiten zu sehen. Die<br />

Kreisel-Holding (Gummi Kreisel, Paukner<br />

und Reifentechnik) arbeitet mit rund<br />

85 Mitarbeitern in zehn Standorten in<br />

der Oststeiermark. Sie zeichnet sich<br />

durch besondere Innovationsfreudigkeit<br />

und Durchsetzungskraft aus. Man<br />

erkannte auch dort die Zeichen der Zeit<br />

und kam an Bord des großen Schiffs<br />

Nachhaltigkeit. Zukunftssicherung mit<br />

großer Eigenverantwortlichkeit ist das<br />

Motto des Betriebs. Durch die Teilnahme<br />

am Programm „Betriebliche Agenda<br />

Durch Kooperationen und eine nachhaltige<br />

Firmenstrategie kann man auch unter<br />

schwierigen Umständen Erfolg haben.<br />

Fotos: Bergmann (3), SEEG (3)<br />

21“, initiiert vom Nachhaltigkeitsreferat<br />

Seitinger, trainierten die Mitglieder der<br />

Geschäftsführung Mitarbeiter-Motivation,<br />

Zukunftssicherung, Umweltschutz<br />

und Kooperationsanbahnung. Dieser<br />

umfassende Ansatz der Nachhaltigkeit<br />

will Gemeinsamkeit und eine zufriedene<br />

Wir-Kultur hervorbringen. Die neue partizipative<br />

Unternehmensführung brachte<br />

nicht nur der Führungsebene, sondern<br />

allen Mitarbeitern erhebliche Horizonterweiterung.<br />

Etwa wurden erstmals<br />

die Filialleiter in die Strategieentwicklung<br />

mit eingebunden. Die Folge waren<br />

bestens informierte Mitarbeiter, die<br />

durch eigene Gestaltungsmöglichkeiten<br />

engagierter ans Werk gingen. Engagement<br />

und Selbstmotivation wird bei der<br />

Kreisel-Holding groß geschrieben. Daher<br />

führt man die zehn oststeirischen Filialen<br />

als eigenverantwortliche „Profit-<br />

Center“. Das Vertrauen, das den Mitarbeitern<br />

Kreisels entgegengebracht wird,<br />

bringt für jeden Einzelnen höheres<br />

Selbstwertgefühl und somit höheren<br />

Wert für die Gemeinschaft der gesamten<br />

Region.<br />

Verantwortungsübernahme<br />

ist ein sehr wichtiges Thema<br />

der nachhaltigen Entwicklung“,<br />

so Kreisel, „ebenso der bewusste<br />

Umgang mit Ressourcen.<br />

Da man stark dienstleistungsorientiert<br />

ist, zählt für das Unternehmen die Ressource<br />

Mensch besonders. Bezüglich<br />

der gesellschaftlichen Verantwortung<br />

und der Gewinnmaximierung trachtet<br />

man nach einem ausbalancierten Weg –<br />

nach einer Verbindung von Gewinn und<br />

Verantwortung. Auch bei der Konzeption<br />

und Umsetzung des künstlerisch<br />

wertvollen Firmenkalenders, ein Projekt<br />

Kreisels, arbeitete man ausschließlich<br />

mit Menschen der Region und verwendete<br />

regionale Schauplätze. Ehrlichkeit<br />

gegenüber der Gesellschaft, den Kunden,<br />

den Mitarbeitern ist für Kreisel Basis<br />

seiner Arbeit. Das Ausarbeiten gesellschaftlicher<br />

Wert-Ziele innerhalb einer<br />

regionalen „Zukunftskonferenz“<br />

und die selbst initiierte Zukunftswerkstatt<br />

– wobei alle teilnehmenden, großen<br />

Reifenlieferanten eine gemeinsame<br />

Zukunft modellierten – wurden zum weiteren<br />

Meilenstein auf dem Weg Richtung<br />

Nachhaltigkeit.<br />

20


Zufriedene Mitarbeiter sorgen<br />

für zufriedene Kunden.<br />

Bei Gummi Kreisel wird Wert<br />

gelegt auf Themen wie Mitarbeiter-Motivation,<br />

Zukunftssicherung<br />

oder Umweltschutz.<br />

Die Sammlung des Altspeiseöls<br />

in Gastrobetrieben, Großküchen<br />

und Altstoffsammelzentren<br />

erfolgt mit speziellen<br />

SEEG-Containern.<br />

Klare Sicht auf erneuerbare Werte<br />

Bioenergie SEEG<br />

Ganz im Sinne der erneuerbaren Energien<br />

unterstützt das Nachhaltigkeitsreferat<br />

Seitinger das Biodiesel-Unternehmen<br />

SEEG durch die „Betriebliche Agenda<br />

21“. Denn der Einsatz regionaler Energiequellen<br />

fördert die regionale Wirtschaft.<br />

Als weltweit erstes Unternehmen<br />

begann die Bioenergie SEEG gemeinsam<br />

mit der Nahwärme Mureck mit der<br />

Erzeugung von Biodiesel aus Raps und<br />

Altspeiseöl und ist mittlerweile bis weit<br />

über die Landesgrenzen bekannt und<br />

zum internationalen Vorbild geworden.<br />

Im südsteirischen Mureck steht das imposante<br />

Biomasse-Heizwerk und versorgt<br />

die gesamte Stadt mit nachhaltiger<br />

Energie. Man hofft nun allgemein,<br />

dass die Anzahl der Tankstellen, die Biodiesel<br />

als Treibstoff anbieten, steigt. Eigentümer<br />

der SEEG sind etwa 600 Genossenschafter<br />

vorwiegend aus der<br />

Südsteiermark.<br />

Die Südsteirische Energie- und Eiweißerzeugungsgenossenschaft<br />

(SEEG reg.Gen.m.b.H.)<br />

ist ein bäuerliches Unternehmen, welches<br />

sich mit der Produktion von Biodiesel aus<br />

Raps, Altspeiseöl und Tierfett beschäftigt.<br />

Gesellschaftliche Verantwortung<br />

und wirtschaftlicher Erfolg<br />

Innerhalb der vom Nachhaltigkeitsreferat<br />

initiierten „Betrieblichen Agenda 21“<br />

setzte das innovative Unternehmen einen<br />

weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.<br />

In zahlreichen Workshops<br />

wurden strategische Optionen des zukünftigen<br />

Agierens auf einem globalen<br />

Markt diskutiert und erarbeitet sowie<br />

die gesellschaftliche Verantwortung der<br />

SEEG als Vollversorger der Region mit<br />

erneuerbarer Energie definiert. Der<br />

Schwerpunkt lag dabei in der Erarbeitung<br />

von Zielen und Maßnahmen zur<br />

Rohstoff- und Absatzsicherung. Um eine<br />

Rohstoffsicherung zur Produktion von<br />

Biodiesel gewährleisten zu können, bedarf<br />

es weiterer Zusammenarbeit mit<br />

Landwirten regional und überregional.<br />

Abschottungen sind hier auf jeden Fall<br />

zu vermeiden. SEEG wird weiterhin<br />

Landwirte als Rohstofflieferanten zum<br />

vermehrten Rapsanbau motivieren. Zur<br />

Sicherung des Altspeiseöls als Rohstoff<br />

wird SEEG weiterhin die Kommunen und<br />

die Bürger zur vermehrten Sammlung<br />

des verwertbaren Abfalls anregen, um<br />

die Gewinnung eines sinnvollen Produkts<br />

in einem Kreislaufsystem zu gewährleisten.<br />

Die Produktionskapazität<br />

der SEEG liegt derzeit auf<br />

dem Sektor Biodiesel bei fünf<br />

Millionen Liter, beim Rapsöl bei<br />

einer Million Litern, und bei der<br />

Altspeiseölsammlung bei vier<br />

Millionen Litern .<br />

Laufende Schulungen und Besprechungen<br />

erhöhen die Identifikation der Mitarbeiter<br />

mit dem Betrieb.<br />

Bei den Workshops wurde klar, dass die<br />

Mitarbeiter zum besten und wertvollsten<br />

Kapital zählen. Um eine größtmögliche<br />

Identifikation zu erreichen, sollen<br />

die Ziele des Betriebs gemeinsam gestaltet<br />

werden. Laufende Schulungen<br />

und Besprechungen ermöglichen zusätzliche<br />

Identifizierung mit dem Betrieb.<br />

Die Schulungen waren für alle<br />

Teilnehmer auch für deren private Perspektive<br />

wertvoll. „Die BA 21 bedeutete<br />

für die SEEG einen weiteren Schritt in<br />

eine sichere Zukunft“, meinte einer der<br />

Teilnehmer, „wir bekamen dort die Bestätigung,<br />

dass unser Kurs stimmt. Allerdings<br />

wurden wir auch auf Schwächen<br />

hingewiesen, die uns aufgrund der<br />

Betriebsblindheit nicht mehr aufgefallen<br />

waren. Dass es aber sinnvoller ist,<br />

die Stärken zu stärken, als sich auf<br />

Schwächen zu konzentrieren, wurde uns<br />

bald klar. Es herrschte ein produktives<br />

Klima, in dem neue Ideen entstanden<br />

und der allgemeine Output wuchs.“<br />

Dodo Kresse ist freie Journalistin und spezialisiert<br />

auf Nachhaltigkeitsthemen.<br />

E-Mail: dodo.kresse@aon.at<br />

l e b e n s We r t<br />

21


WASSERLAND STEIERMARK<br />

PROJEKTVORSTELLUNG<br />

MARGRET ZORN<br />

Wasserland<br />

<strong>Steiermark</strong>, was?<br />

Eine Initiative stellt sich vor<br />

„<br />

Wollen Sie etwas wissen über den<br />

Wasserkraftausbau der Raab oder<br />

über die Verbesserung des Hochwasserschutzes<br />

der Enns? Oder interessiert<br />

Sie das Thema „Wasser für das<br />

3. Jahrtausend“? Wenn ja, dann sind<br />

Sie richtig bei „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“<br />

…<br />

Die Kriege der Zukunft werden<br />

nicht um Öl, sondern um Wasser geführt.“<br />

Diesen Satz hört man des Öfteren,<br />

wenn man über das Thema „Wasser“<br />

diskutiert. Nun – so arg wird es hoffentlich<br />

nicht werden, aber eines ist<br />

klar: Wasser als unser wohl wichtigster<br />

Rohstoff wird künftig eine noch weit größere<br />

Bedeutung bekommen, als es jetzt<br />

schon hat. Die <strong>Steiermark</strong> verfügt über<br />

einen vielfältigen Wasserreichtum und<br />

diesen gilt es zu schützen und für die<br />

künftigen Generationen zu erhalten. In<br />

diesem Sinn wurde 1999 unter der<br />

Schirmherrschaft der FA 19A (Wasserwirtschaft)<br />

in Kooperation mit dem Umwelt-Bildungs-Zentrum<br />

(UBZ) die Initiative<br />

„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ ins Leben<br />

gerufen.<br />

Das „Wasser-Bewusstsein“<br />

der Menschen wecken<br />

„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ verfolgt folgende<br />

Ziele: Einerseits soll in der steirischen<br />

Bevölkerung das Bewusstsein für<br />

die Wichtigkeit des Wassers geschaffen<br />

werden. Andererseits soll ein öffentliches<br />

Informationsnetzwerk zu Wasserthemen<br />

aufgebaut werden und nicht<br />

zuletzt dient die Initiative der fachübergreifenden<br />

Zusammenarbeit von Wissenschaft<br />

und Forschung, Interessenvertretungen,<br />

Bürgern, Schulen und Gemeinden.<br />

All dies hat den Zweck, dem<br />

Thema „Wasser“ einen größeren Stellenwert<br />

zu geben. Zur Umsetzung der<br />

Preisüberreichung an<br />

eine der Gewinnerklassen<br />

des Wasserprojekt-Wettbewerbes<br />

in steirischen<br />

Schulen anlässlich des<br />

Weltwassertages 2004<br />

durch LR Seitinger.<br />

Fotos: Wasserland <strong>Steiermark</strong> (4),<br />

Römer (1)<br />

Ziele von „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ wurde<br />

vom Wasserland-Team in mehrjähriger<br />

Arbeit ein Informationsnetzwerk<br />

aufgebaut, das alle wasserrelevanten<br />

Daten der <strong>Steiermark</strong> für die breite Öffentlichkeit<br />

transparent macht. Zu diesem<br />

Zweck wurde eine Homepage<br />

„www.wasserland.at“ eingerichtet. Die<br />

Homepage beinhaltet einen Datenbankenverbund,<br />

der Verlinkungen zu allen<br />

derzeit online zugänglichen Datenbanken<br />

mit Bezug zum steirischen Wasser<br />

bietet.<br />

Wasser-Datenbank<br />

Seit kurzem findet man darunter auch<br />

die von der Wasserwirtschaftsabteilung<br />

des Landes <strong>Steiermark</strong> beauftragte und<br />

vom Wasserland-Team erstellte Wasserprojekt-Datenbank.<br />

Diese beinhaltet<br />

im Wesentlichen die Planungs- und Projektsevidenzen<br />

der Fachabteilungen<br />

19A (Wasserwirtschaftliche Planung<br />

und Siedlungswasserwirtschaft) sowie<br />

der Fachabteilung 19B (Schutzwasserwirtschaft<br />

und Bodenwasserhaushalt).<br />

Die darin enthaltenen Studien, Berichte,<br />

Untersuchungen etc. wurden erstmalig<br />

digital nach einer einheitlichen Vorgabe<br />

aufbereitet und können nun ohne Einschränkungen<br />

problemlos im Internet<br />

abgerufen werden. Darüber hinaus finden<br />

sich darin aber auch noch zahlreiche<br />

weitere Dokumente und Texte, etwa<br />

zu Veranstaltungen oder aus Fachpublikationen,<br />

die alle mit dem steirischen<br />

Wasser in Zusammenhang stehen. Die<br />

Wasserprojekt-Datenbank bietet den<br />

Steirern eine unbürokratische, zeit- und<br />

kostensparende Informationsquelle<br />

über vorhandene und in Ausarbeitung<br />

befindliche Projekte der Wasserwirt-<br />

22


Informationsstand am Hoffest der Landwirtschaftlichen Fachschule in Grottenhof-Hardt.<br />

schaftsabteilung. Der Zeitaufwand für<br />

die Aushebung und Sichtung von Datenmaterial<br />

lässt sich dadurch minimieren.<br />

Wasserrelevante Belange können frühzeitig<br />

in die Planungen mit einbezogen<br />

werden, mögliche Konfliktpunkte rechtzeitig<br />

erkannt und Doppelgleisigkeiten<br />

vermieden werden.<br />

Veranstaltungen<br />

und Umweltbildung<br />

Dem Ziel der Bewusstseinsbildung in<br />

der steirischen Bevölkerung dient auch<br />

die Organisation von Veranstaltungen<br />

zum Thema Wasser, die vom Wasserland-Team<br />

unterstützt beziehungsweise<br />

übernommen wird. So wurden bereits<br />

drei Mur-Enqueten durchgeführt und<br />

auch der Wasserlauf am Tummelplatz<br />

im Rahmen des Weltwassertages 2001<br />

wurde vom Wasserland-Team organisiert.<br />

Schon von Beginn an beteiligte<br />

sich „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ bei den<br />

Veranstaltungen zum Weltwassertag.<br />

Und im heurigen Jahr wurde ein „Wasserprojekt“-Wettbewerb<br />

in steirischen<br />

Schulen initiiert und die Preisverleihung<br />

am Weltwassertag vorgenommen.<br />

„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ setzt auch<br />

verstärkt Aktivitäten bei Tagungen, Konferenzen<br />

oder Ausstellungen in steirischen<br />

Gemeinden, um Menschen anzusprechen,<br />

die über Internet nicht erreichbar<br />

sind.<br />

Im Rahmen der Bildungsarbeit in<br />

Schulen wird versucht, die zukünftige<br />

Generation für das Thema Wasser zu<br />

sensibilisieren und Lehrerinnen und<br />

Lehrer als Multiplikatoren für die Schaffung<br />

von Wasserbewusstsein zu gewinnen.<br />

Wasserland <strong>Steiermark</strong> bietet in<br />

Kooperation mit dem UBZ Lehrerseminare<br />

und diverse Workshops zum Thema<br />

Wasser an. Auch die Veranstaltung<br />

von Wassererlebnistagen in Schulen<br />

und in Gemeinden hat sich als wichtiges<br />

Instrument der Bewusstseinsbildung<br />

bei Kindern herauskristallisiert. In Schulen<br />

ersetzt ein solcher Erlebnistag den<br />

regulären Schulunterricht, da er im Freien<br />

– idealerweise an einem Bach oder<br />

Tümpel – abgehalten wird und die Kinder<br />

in Kleingruppen die faszinierende<br />

Welt der Wassertiere oder physikalische<br />

und chemische Wasserphänomene erforschen<br />

können. Das Team von Wasserland<br />

<strong>Steiermark</strong> betreute in den letzten<br />

drei Jahren ca. 4000 steirische Schüler.<br />

Dr. Margret Zorn ist Projektleiterin<br />

der Initiative „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“.<br />

E-Mail: post@wasserland.at<br />

Eine Fülle von Informationen findet man<br />

in der Wasserprojekt-Datenbank auf der<br />

Homepage von Wasserland <strong>Steiermark</strong>.<br />

Großes Interesse beim Lehrerfortbildungs-<br />

Seminar „Bacherkundung“.<br />

Die Projektorganisation<br />

„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ arbeitet interdisziplinär<br />

mit einem neunköpfigen<br />

Team von Experten aus unterschiedlichen<br />

Fachdisziplinen (Geologie, Umweltsystemwissenschaften,<br />

Geographie,<br />

Biologie, Pädagogik). Die Koordination<br />

der Initiative obliegt einem Koordinationssausschuss,<br />

in dem die wesentlichen<br />

Institutionen im Bereich<br />

Wasser in der <strong>Steiermark</strong> vertreten<br />

sind.<br />

Finanziell ermöglicht wird das Projekt<br />

durch die Steirische Wissenschafts-,<br />

Umwelt- und Kulturprojektträger GmbH<br />

(St:WUK), dem Arbeitsmarktservice<br />

<strong>Steiermark</strong> (AMS) und dem Amt der<br />

Steiermärkischen Landesregierung.<br />

Durch diese Institutionen werden die<br />

Personalkosten sichergestellt. Als Projektträger<br />

fungiert das UBZ und die<br />

Kosten der Betriebsmittel werden von<br />

der Fachabteilung 19A (Wasserwirtschaft)<br />

bereitgestellt.<br />

INFO<br />

Wasserland <strong>Steiermark</strong><br />

8010 Graz, Stempfergasse 7<br />

Tel. 0316/877-5801 (Fax DW 2480)<br />

www.wasserland.at<br />

l e b e n s We r t<br />

23


WASSERLAND STEIERMARK<br />

Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 19B – Schutzwasserwirtschaft<br />

Land unter?<br />

Hochwasserschutz in der <strong>Steiermark</strong><br />

Die österreichische Hochwasserkatastrophe<br />

im August 2002 und lokale<br />

Hochwasserereignisse in der <strong>Steiermark</strong><br />

im Sommer 2004 haben wieder<br />

in Erinnerung gerufen, dass es keinen<br />

absoluten Hochwasserschutz<br />

gibt. Aber durch bauliche Schutzmaßnahmen<br />

kann das Risiko minimiert<br />

werden – wie in der Gemeinde<br />

Waldbach.<br />

In der Gemeinde<br />

Waldbach wurde in<br />

den letzten Jahren<br />

eine Anlage errichtet,<br />

die Schutz vor einem<br />

hundertjährigen Hochwasser<br />

bietet.<br />

Fotos: BBL Hartberg (2)<br />

Ort: Gemeinde Waldbach im Bezirk<br />

Hartberg. Zeit: 17. Juni 1970. Das<br />

Ortsgebiet liegt am Zusammenfluss von<br />

Lafnitz und Waldbach. Durch die starken<br />

Regenfälle in den letzten Tagen waren<br />

die Einzugsgebiete beider Flüsse stark<br />

überregnet. Da das Gebiet bewaldet ist,<br />

wird auch viel Treibholz mittransportiert,<br />

welches sich bei den Brücken verkeilt.<br />

Die Folgen sind fatal: Das Wasser<br />

steigt und der gesamte Ortsbereich von<br />

Waldbach wird überflutet. Zum Glück<br />

wird niemand verletzt oder gar getötet,<br />

aber das Hochwasser verursachte sehr<br />

hohe Schäden an Wohnobjekten, Gebäuden,<br />

landwirtschaftlichen Flächen<br />

und Straßen.<br />

Das Naturereignis Hochwasser lässt<br />

sich nicht verhindern. Das letzte Katastrophenhochwasser<br />

in Waldbach ist im<br />

Juni 1970 abgelaufen und hat starke Verwüstungen<br />

in der Gemeinde verursacht.<br />

Aber auch das Hochwasserereignis vom<br />

22. August 1994 hat deutlich gezeigt,<br />

wie gefährdet der Ortsbereich von Waldbach<br />

durch Hochwasser ist. Die Gemeinde<br />

Waldbach, die Wildbach- und Lawinenverbauung<br />

sowie die Bundeswasserbauverwaltung<br />

haben daher ein<br />

Hochwasserschutzkonzept entwickelt,<br />

das zum Ziel hat, für das Ortsgebiet von<br />

Waldbach einen Hochwasserschutz bis<br />

zum 100-jährlichen Hochwasserereignis<br />

(HQ100) zu gewährleisten.<br />

Über die Schutzwasserwirtschaft ...<br />

Schon kleinräumige Starkniederschläge<br />

können bereits erhebliche Hochwasserschäden<br />

an Gebäuden und Gemeindeinfrastrukturen<br />

(Straßen, Brücken) sowie<br />

auf landwirtschaftlichen Flächen<br />

verursachen.<br />

Bei der Umsetzung der Schutzmaßnahmen<br />

wird ein Schutzgrad zumindest<br />

bis zu einem 100-jährlichen Hochwasser<br />

angestrebt. Das 100-jährliche Hochwasser<br />

(= HQ100) ist der Hochwasserabfluss,<br />

der im Mittel alle hundert Jahre<br />

überschritten wird. Da es sich um einen<br />

statistischen Mittelwert handelt, kann<br />

dieser Abfluss innerhalb von hundert<br />

Jahren auch mehrfach auftreten.<br />

Die Strategien für einen nachhaltigen<br />

Hochwasserschutz lauten:<br />

• Freihaltung der natürlichen Hochwasserabfluss-<br />

und Gefahrenbereiche<br />

vor Verbauung und menschlicher<br />

Intensivnutzung<br />

• Passive Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

durch Ablöse von Grundstücken<br />

zur Sicherung von Überflutungsflächen<br />

(Retensionsräume)<br />

• Aktive Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

durch die Abflussverbesserungen<br />

im Flussprofil beziehungsweise<br />

durch die Errichtung von Schutzdämmen<br />

• Technische Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

durch den Bau von Rückhaltebecken<br />

zur Drosselung der Hochwasserspitze<br />

(derzeit über 70 Rückhaltebecken<br />

in der <strong>Steiermark</strong> in Betrieb)<br />

• Optimierung des vorsorgenden<br />

Hochwasserschutzes, zum Beispiel<br />

durch die Verbesserung der Hochwasservorhersage<br />

Alle Hochwasserschutzmaßnahmen stehen<br />

im direkten Zusammenhang mit der<br />

Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit<br />

der steirischen Flüsse und<br />

Bäche (unter Berücksichtigung der Vorgaben<br />

der EU-Wasserrahmenrichtlinie).<br />

In der <strong>Steiermark</strong> werden jährlich<br />

rund 15 Millionen Euro für Hochwasserschutzprojekte<br />

ausgegeben, wobei diese<br />

Finanzmittel vom Bund, dem Land<br />

<strong>Steiermark</strong> und den Interessenten (Gemeinden<br />

bzw. Wasserverbände) aufgebracht<br />

werden.<br />

24


UMWELT & NATUR<br />

Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 13C – Naturschutz<br />

AXEL WEIß<br />

„Das Europäische Unglück“ – so wurde<br />

NATURA 2000 noch vor wenigen<br />

Jahren von einem Funktionär der<br />

Wirtschaftskammer genannt.<br />

Mittlerweile hat sich herumgesprochen,<br />

dass dem nicht so ist, sondern<br />

dieses Netzwerk durchaus positiv zu<br />

bewerten ist.<br />

Natura 2000<br />

Natur bewusst erleben:<br />

Der Erhalt der Naturlandschaft<br />

kommt dem Trend zum<br />

sanften Tourismus entgegen.<br />

Foto: FA 13C<br />

Für NATURA 2000 gelten zwei EU-<br />

Richtlinien: die Vogelschutzrichtlinie<br />

(VS-RL) 1979 über den Schutz wild lebender<br />

Vogelarten und die Fauna-Flora-<br />

Habitat-Richtlinie (FFH-RL) 1992 zur Erhaltung<br />

der natürlichen Lebensräume<br />

sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen.<br />

Auf Grund der beiden genannten<br />

Richtlinien wurden unterschiedliche<br />

Schutzgebiete ausgewiesen, auf welche<br />

ich hier aber nicht näher eingehe. Die<br />

oben genannten Richtlinien und deren<br />

Schutzgebiete bilden das EU-Schutzgebietsnetz,<br />

welches unter dem Sammelbegriff<br />

NATURA 2000 bekannt ist.<br />

Das Auswahlverfahren der zu nennenden<br />

Gebiete erfolgte ausschließlich<br />

nach wissenschaftlichen Kriterien.<br />

Grundeigentümer hatten kein Mitspracherecht,<br />

sehr wohl ist aber eine ausreichende<br />

Information erfolgt. Nun gilt es,<br />

die feststehenden Gebiete zu verordnen<br />

und die Bewirtschaftungspläne zu erstellen.<br />

Jetzt werden natürlich die<br />

Grundeigentümer und Nutzer bei der<br />

Diskussion über die erforderlichen Maßnahmen<br />

stark in den Werdeprozess eingebunden.<br />

Die Maßnahmen dienen der<br />

Wahrung beziehungsweise Wiederherstellung<br />

eines für das Gebiet notwendigen<br />

Erhaltungszustandes. Dazu müssen<br />

die Schutzgüter erhoben und entsprechend<br />

dargestellt werden. Die Maßnahmen<br />

werden in so genannten Managementplänen<br />

(Bewirtschaftungsplänen)<br />

zusammengefasst. Diese sind aber nicht<br />

notwendig, wenn sich die Schutzgüter<br />

ohnehin in einem günstigen Erhaltungszustand<br />

befinden, zum Beispiel durch<br />

artgerechte traditionelle Bewirtschaftung<br />

oder in einem bestehenden strengen<br />

Naturschutzgebiet.<br />

In Österreich sind zirka 17 %<br />

der Gesamtfläche als NATURA-<br />

2000-Gebiete genannt, in der<br />

<strong>Steiermark</strong> sind es 15,1 %.<br />

93 dieser Gebiete in Österreich sind Vogelschutzgebiete<br />

(Stand: Februar 2004)<br />

und davon befinden sich 17 in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Die Gesamtfläche der NATURA-<br />

2000-Gebiete in Europa beträgt 17 %<br />

und ist größer als die Fläche Deutschlands.<br />

Durch die Aufnahme der neuen<br />

Mitgliedsstaaten wird diese noch eine<br />

erhebliche Erweiterung erfahren, so<br />

dass es im Endstadium zirka 28.000<br />

Schutzgebiete europaweit sein werden.<br />

Kostenträger sind in erster Linie die Naturschutzbehörden.<br />

Zusätzlich gibt es<br />

aber auch EU-Mittel für Maßnahmen gemäß<br />

der VS- und FFH-Richtlinie, weiters<br />

Förder- und Ausgleichsprogramme. Der<br />

Einsatz der Mittel erfolgt im Wege des<br />

Vertragsnaturschutzes. Neben Naturschutzaspekten<br />

sollen auch die Anforderungen<br />

von Wirtschaft, Gesellschaft<br />

und Kultur sowie regionale Besonderheiten<br />

berücksichtigt werden.<br />

Chancen im Ökotourismus –<br />

Beispiel Grebenzen<br />

NATURA 2000 ist also durchaus auch ein<br />

Umsetzungsmodell für eine glaubhafte<br />

EU-Politik in den Ländern im Interesse<br />

der Wirtschaft. Mehrere Untersuchungen<br />

in Österreich und Deutschland belegen,<br />

dass im Normalfall einer Vielzahl<br />

von Chancen und Möglichkeiten eine<br />

geringe Anzahl von Risiken und Problemen<br />

gegenübersteht. Als positives Beispiel<br />

führt die europäische Kommission,<br />

Generaldirektion Umwelt, in ihrem Newsletter<br />

vom Dezember 2000 das ÖKO-<br />

Modell Naturpark Grebenzen an: „Naturschutz,<br />

Freizeit, Bildung und Regionalentwicklung<br />

wurden in diesem Ziel-<br />

5b-Gebiet so abgestimmt, dass ein Modell<br />

für einen integrierten Ökotourismus<br />

entstehen konnte. In enger Zusammenarbeit<br />

mit der lokalen Bevölkerung (inklusive<br />

70 Land- und 50 Gewerbebetriebe)<br />

wurde eine breite Palette von Maßnahmen<br />

erarbeitet: Direktverkauf von<br />

Erzeugnissen der biologischen Landwirtschaft,<br />

Restaurants in beziehungsweise<br />

beim Naturpark, Besucherpfade,<br />

spezifische Themenrundwege, Workshops<br />

etc.<br />

Wie man an den vorangegangenen<br />

Auflistungen und Beispielen sieht, bietet<br />

NATURA 2000 durchaus Chancen für<br />

Tourismus und Wirtschaft der betroffenen<br />

Kleinregionen. Es liegt an uns, den<br />

Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern<br />

die Chancen gemeinsam zu nutzen!<br />

Axel Weiß ist Mitarbeiter in der Fachabteilung<br />

13C (Naturschutz) des Amtes der Steiermärkischen<br />

Landesregierung.<br />

E-Mail: axel.weiss@stmk.gv.at<br />

l e b e n s We r t<br />

25


UMWELT & NATUR<br />

Weideverein Ramsargebiet Lafnitztal<br />

MARIA ESTELLA DÜRNECKER<br />

LIFE-Natur-Projekt<br />

Lafnitz<br />

Die <strong>Steiermark</strong> und das Burgenland<br />

werden gemeinsam mit Ungarn bis<br />

Ende Oktober 2007 Maßnahmen setzen,<br />

um Lebensräume der Lafnitz zu<br />

renaturieren, miteinander zu vernetzen<br />

und für wild lebende Pflanzen<br />

und Tiere aufzuwerten.<br />

Die Lafnitz zu einem europäischen<br />

Musterfluss zu entwickeln, das ist<br />

das große Ziel des neuen LIFE-Natur-<br />

Projektes „Lafnitz – Lebensraumvernetzung<br />

eines alpin-pannonischen Flusses“.<br />

Es geht darum, die Lebensräume<br />

des Flusses zu vernetzen und für wild lebende<br />

Pflanzen und Tiere aufzuwerten.<br />

Bis Ende Oktober 2007 werden die <strong>Steiermark</strong><br />

und das Burgenland gemeinsam<br />

mit Ungarn Maßnahmen setzen, um den<br />

Lebensraum der Lafnitz wieder in den<br />

ursprünglichen Zustand zu versetzen.<br />

Der Abschnitt des Mittellaufs zählt heute<br />

zu den österreichweit letzten weitgehend<br />

naturnah erhaltenen Mäanderflüssen,<br />

er wurde 2002 zum „Ramsar-Gebiet“<br />

erklärt. Das Projektgebiet umfasst<br />

die gesamte Lafnitz von der Quelle im<br />

Wechselmassiv bis zur Mündung in die<br />

Raab. Trotz des generell positiven Erscheinungsbildes<br />

der Lafnitz sind in vielen<br />

Gewässerabschnitten die Lebensräume<br />

der Tier- und Pflanzenwelt erheblich<br />

eingeschränkt. So werden durch Unterbrechungen<br />

des Flusses wie Wehroder<br />

Stauanlagen die natürlichen<br />

Fischwanderungen und der genetische<br />

Austausch zwischen den Fischpopulationen<br />

verhindert. Zusätzlich gehen durch<br />

Regulierungsmaßnahmen wertvolle<br />

Flusslebensräume verloren.<br />

Artenvielfalt erhalten<br />

Das generelle Ziel des LIFE-Projektes ist<br />

die Wiederherstellung, Verbesserung<br />

und langfristige Sicherung einer typspezifischen<br />

Flusslandschaft durch Rückgewinnung,<br />

Verbindung und Erhaltung von<br />

naturnahen Flusslebensräumen. Dies<br />

umfasst den Erhalt von seltenen und gefährdeten<br />

Tier- beziehungsweise Pflanzenarten<br />

als auch Lebensraumtypen.<br />

Der Erhalt der Artenvielfalt, insbesondere<br />

der Fischfauna, ist Basis des Projektes.<br />

Die Projektsmaßnahmen umfassen<br />

unterschiedlichste Aktivitäten wie etwa<br />

Detailplanungen, den Erwerb oder die<br />

Pacht von Land und/oder Rechten, wissenschaftliches<br />

Monitoring oder die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Den Schwerpunkt<br />

der Projektmaßnahmen bildet die Sektion<br />

Naturraum – Management, die mehr<br />

als 30 Einzelmaßnahmen unterschiedlicher<br />

Art und Größe beinhaltet. Dazu gehören<br />

etwa die Errichtung von Fischpässen<br />

oder die Anbindung von ausgetrockneten<br />

Augewässern und Seitenbächen.<br />

Aus flussbaulicher Sicht wird außerdem<br />

durch die geplanten Maßnahmen ein<br />

wesentlicher Beitrag zum passiven<br />

Hochwasserschutz durch Aktivierung<br />

von zusätzlichen Retentionsräumen geleistet.<br />

Eine Sohlstufe ist unüberwindlich für Fische<br />

(Bild ganz unten). Durch Stein-Sohlrampen<br />

(Bild ganz oben) oder die Umgehung von<br />

Sohlstufen (Bild Mitte) wird der Lebensraum<br />

erweitert und wieder hergestellt.<br />

Fotos: BBL Hartberg (3), Euronatur (1)<br />

26


Der Erhalt der Artenvielfalt,<br />

insbesondere der Fischfauna,<br />

ist Basis des Projektes<br />

Projektträger ist der „Weideverein<br />

Ramsargebiet Lafnitztal“. Er erstreckt<br />

seine Tätigkeit grenzüberschreitend auf<br />

die Region Lafnitztal. Sein Ziel ist die<br />

nachhaltige Nutzung und Entwicklung<br />

des Lafnitztales gemäß den Zielen der<br />

Ramsar-Konvention. Als Projektpartner<br />

fungieren die Abteilungen Wasserwirtschaft<br />

und Naturschutz der Ämter der<br />

Burgenländischen und der Steirischen<br />

Landesregierung, Wasserverbände sowie<br />

Gemeinden und E-Werke. Einen weiteren<br />

Projektpartner stellt das Bundesministerium<br />

für Land und Forstwirtschaft,<br />

Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

dar, welches wesentliche finanzielle<br />

Mittel zur Verfügung stellt. Von ungarischer<br />

Seite fungieren die Direktion für<br />

Wasserwesen in Szombathely und der<br />

Nationalpark Örseg als Projektspartner.<br />

Von den Projektkosten, welche mehr als<br />

4,5 Millionen Euro betragen, werden 2<br />

Millionen Euro aus dem EU-Finanzierungsinstrument<br />

LIFE bereitgestellt.<br />

Die Lafnitz ist einer der letzten naturbelassenen<br />

Mäanderflüsse Österreichs.<br />

Foto: Weideverein Ramsargebiet Lafnitztal<br />

in den Anhängen der beiden Richtlinien<br />

angeführt sind, dauerhaft geschützt<br />

werden. In den letzten Jahren ging es dabei<br />

vor allem um die Auswahl geeigneter<br />

Gebiete. In Zukunft werden vor allem die<br />

mit der Schutzgebietsausweisung verbundenen<br />

Verpflichtungen im Vordergrund<br />

stehen, um den Fortbestand der<br />

zu schützenden Lebensräume und Arten<br />

in den Natura-2000-Gebieten zu sichern.<br />

Das Finanzierungsinstrument<br />

LIFE-Natur dient dazu, den Mitgliedsstaaten<br />

für ausgewählte Naturschutzprojekte<br />

in Natura-2000-Gebieten Mittel<br />

zur Verfügung zu stellen. Aus EU-Mitteln<br />

werden bis zu 50 % der förderfähigen<br />

Kosten finanziert. Die Restsumme<br />

muss auf nationaler Ebene aufgebracht<br />

werden.<br />

DI Maria Estella Dürnecker ist mit der Projektleitung<br />

von LIFE-Natur Lafnitz beauftragt.<br />

E-Mail: maria.estella.duernecker@gmx.at<br />

Das LIFE-Natur-Projekt<br />

Lafnitz in Zahlen:<br />

• Das derzeit fünftgrößte LIFE-Natur-<br />

Projekt in Europa.<br />

• Drei Länder – eine Region: <strong>Steiermark</strong>,<br />

Burgenland, Ungarn verfolgen<br />

das Ziel, die Lafnitz zu einem europäischen<br />

Musterfluss zu entwickeln.<br />

• Ziel: Fließkontinuum (= Durchgängigkeit)<br />

auf der gesamten Fließstrecke<br />

wiederherzustellen.<br />

• 110 km Lauflänge in Österreich und<br />

2,2 km in Ungarn.<br />

• Quelle im „Lafnitzeck“ zwischen<br />

Wechsel und Masenberg – Mündung<br />

in die Raab bei Szentgotthárd/St.<br />

Gotthard<br />

• 75 Prozent der Fließstrecke weisen<br />

heute noch ausgeprägte Mäanderschlingen<br />

auf und der Mittellauf<br />

zählt zu den österreichweit letzten<br />

weitgehend naturnahe erhaltenen<br />

Mäanderflüssen.<br />

• 2002 wurde das Lafnitztal zum<br />

Ramsar-Gebiet erklärt.<br />

Was bedeutet „LIFE-Natur“?<br />

Die Europäische Union möchte die Naturschutzbemühungen<br />

europaweit bündeln<br />

und koordinieren. Daher wurde ein<br />

europaweites Schutzgebietsnetzwerk<br />

mit dem Namen „Natura 2000“ ins Leben<br />

gerufen. Rechtliche Grundlage für<br />

dieses Vorhaben sind die Fauna-Flora-<br />

Habitat-Richtlinie (kurz FFH-Richtlinie)<br />

und die Vogelschutz- Richtlinie. In den<br />

Natura-2000-Gebieten sollen schützenswerte<br />

Lebensräume und Arten, die<br />

INFO<br />

Weitere Informationen<br />

unter der Tel. 03359/2549-19.<br />

Ihre Meinung ist<br />

uns wichtig!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

roemer@oele-stmk.at<br />

l e b e n s We r t<br />

27


MELDUNGEN<br />

ANITA MOGG<br />

Die Zukunft meistern<br />

Programm Ländliche Entwicklung<br />

von 2007 bis 2013<br />

Unter dem Titel „LE07-13“ wird derzeit<br />

das österreichische Programm für die<br />

ländliche Entwicklung erarbeitet. Eines<br />

ist schon jetzt klar: Die Zukunft des<br />

ländlichen Raumes wird nachhaltig<br />

sein.<br />

Eine nachhaltige Regionalentwicklung<br />

und die Förderung der Landwirtschaft:<br />

Dies sind die Kernpunkte des<br />

künftigen EU-Programms für die<br />

Ländliche Entwicklung.<br />

Foto: Römer<br />

„Wir brauchen ein Programm für die<br />

Stärkung der Lebensqualität im ländlichen<br />

Raum!“, sagte Landwirtschaftsminister<br />

DI Josef Pröll bereits im November<br />

2004 anlässlich der Österreich-Konferenz<br />

über die Zukunft des ländlichen<br />

Raums in Waidhofen an der Ybbs. Rund<br />

420 Teilnehmer diskutierten die Gestaltung<br />

des neuen Ländlichen Entwicklungsprogramms<br />

von 2007 bis 2013 (LE<br />

07-13). Um eine nachhaltige Entwicklung<br />

in den ländlichen Gebieten zu gewährleisten,<br />

wird es im kommenden<br />

Programm eine Konzentration auf drei<br />

so genannte „prioritäre Achsen“ geben:<br />

• Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Land- und Forstwirtschaft<br />

• Nachhaltige Bewirtschaftung von<br />

land- und forstwirtschaftlichen Flächen<br />

• Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft<br />

und Lebensqualität im ländlichen<br />

Raum<br />

Während die erste Achse die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der land- und forstwirtschaftlichen<br />

Betriebe und die Umstrukturierungen<br />

innerhalb der Betriebe beinhaltet,<br />

ist die zweite Achse unter dem<br />

Titel „Landmanagement“ zusammengefasst.<br />

Hierbei handelt es sich vor allem<br />

um die Ausgleichszulage für die benachteiligten<br />

Gebiete und das Agrarumweltprogramm<br />

ÖPUL. Die EU-Kommission<br />

wird den Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen<br />

(Stichwort Natura 2000) verstärkte<br />

Bedeutung beimessen. In der<br />

dritten Achse sind jene Maßnahmen zusammengefasst,<br />

die über den unmittelbaren<br />

Bereich der Land- und Forstwirtschaft<br />

hinausgehen. Gemeint sind hier<br />

die lokalen Entwicklungsinitiativen.<br />

Die so genannte vierte Achse, die<br />

LEADER-Achse, ergänzt die drei prioritären<br />

Achsen. Um LEADER genügend<br />

Spielraum für innovative Ansätze zu lassen,<br />

wird es keine vorgegebenen Maßnahmen<br />

geben. Die LEADER-Aktionen<br />

werden den drei prioritären Achsen zugeordnet.<br />

Mit der Auftaktkonferenz für<br />

die Programmplanung in Waidhofen an<br />

der Ybbs sind in weiterer Folge auch die<br />

Bundesländer, so auch die <strong>Steiermark</strong>,<br />

miteingebunden. Hofrat DI Georg Zöhrer,<br />

Abteilungsleiter für „Agrarrecht und<br />

Ländliche Entwicklung“, sagt: „Wir haben<br />

in den letzten Jahren über die Ländlichen<br />

Entwicklungsprogramme viel in<br />

der <strong>Steiermark</strong> bewirkt, wir werden auch<br />

in Zukunft die Nase vorn haben!“. Der<br />

Meinungsforscher Rudolf Bretschneider<br />

stellt der Landwirtschaft ein gutes Zeugnis<br />

aus: „Die Bevölkerung in Österreich<br />

schätzt den Bauernstand.“ 65 Prozent<br />

der befragten Personen hätten angegeben,<br />

dass für den Erhalt des ländlichen<br />

Raums die Sicherung der bäuerlichen<br />

Landwirtschaft vorrangig sei. 50 Prozent<br />

hätten gemeint, für die Landschaftspflege<br />

müsse man Geld zur Verfügung stellen,<br />

um den ländlichen Raum abzusichern.<br />

DI Anita Mogg ist Referatsleiterin in der<br />

Fachabteilung 10A (Agrarrecht und ländliche<br />

Entwicklung).<br />

E-Mail: anita.mogg@stmk.gv.at<br />

Fachabteilung für Agrarrecht<br />

und ländliche Entwicklung<br />

8052 Graz, Krottendorferstraße 94<br />

Tel. 0316/877-6943 (Fax DW 6900)<br />

E-Mail: fa10a@stmk.gv.at<br />

Begriffe in Zusammenhang<br />

mit dem Ländlichen Entwicklungsprogramm:<br />

LE 07-13: Ländliches Entwicklungsprogramm<br />

2007–2013<br />

ÖPUL: Österreichisches Programm<br />

für Umweltgerechte Landwirtschaft<br />

GAP: Gemeinsame Agrarpolitik der EU<br />

Modulation: Umschichtung von<br />

Geldern aus der Marktordnung in die<br />

Förderung der Ländlichen Entwicklung<br />

Cross compliance: Bewirtschaftungsauflagen,<br />

um den guten landwirtschaftlichen<br />

und ökologischen Zustand zu<br />

erhalten<br />

ELER: Europäischer Landwirtschaftsfonds<br />

für die Entwicklung des ländlichen<br />

Raums<br />

Natura 2000: Befasst sich mit der<br />

Erhaltung und nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

der in der EU vorkommenden<br />

gefährdeten Lebensräume und Arten<br />

LEADER: Liaison entre Actions de<br />

Developpement de l´Economie Rurale;<br />

Verbindung zwischen Aktionen zur<br />

Entwicklung der Wirtschaft im ländlichen<br />

Raum<br />

28


NEUIGKEITEN<br />

DVD „Leben für Gerechtigkeit –<br />

Menschenrechte in Guatemala“<br />

Ideensaltos im<br />

Sustainability-Café<br />

Ende November 2004 stellten das Welthaus<br />

der Diözese Graz-Seckau und die<br />

Solidarität mit Lateinamerika in der<br />

<strong>Steiermark</strong> die DVD „Leben für Gerechtigkeit<br />

– Menschenrechte in Guatemala“<br />

der Öffentlichkeit vor. Die DVD bildet<br />

den Abschluss des Medienprojektes Guatemala,<br />

mit dem innerhalb eines Jahres<br />

insgesamt acht Filme, ein Journal Panorama<br />

und etliche Beiträge in den Printmedien<br />

platziert werden konnten, mit<br />

denen mehr als fünf Millionen Medienkontakte<br />

(Summe aus Sehern, Hörern<br />

und Lesern) in Österreich realisiert werden<br />

konnten. Durch die Unterschiedlichkeit<br />

der Beiträge wurden auch Menschen<br />

erreicht, die nicht viel mit Entwicklungszusammenarbeit<br />

zu tun haben.<br />

Landesrat Univ.-Prof. DDr. Gerald<br />

Schöpfer betonte, dass trotz des budgetären<br />

Sparkurses in der <strong>Steiermark</strong> das<br />

Budget für Entwicklungszusammenarbeit<br />

im kommenden Jahr erhöht werde.<br />

Ministerialrat Mag. Manfred Wirtitsch<br />

vom Unterrichtsministerium zeigte auf,<br />

dass mit solchen Produktionen im Rahmen<br />

des Schwerpunktes Politische Bildung<br />

Schülerinnen und Schülern das<br />

Thema Menschenrechte näher gebracht<br />

wird.<br />

Guatemala ist ein Schwerpunktland<br />

Steirischer Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Vom Welthaus der Diözese Graz-<br />

Seckau, aber auch von privaten Gruppen<br />

werden mit Unterstützung durch das<br />

Land <strong>Steiermark</strong> und durch das Außenministerium<br />

viele Projekte in diesem<br />

mittelamerikanischen Land realisiert.<br />

Sie versuchen, die Situation der Menschen<br />

in einem Land zu verbessern, das<br />

jahrelang unter einem brutalen Bürgerkrieg<br />

gelitten hat und in dem auch heute<br />

die Einhaltung der Menschenrechte keine<br />

Selbstverständlichkeit ist. „Menschenrechte,<br />

wie wir sie kennen, gibt es<br />

für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung<br />

in diesem Land nicht“, betonten<br />

Mag. Dietmar Schreiner, Geschäftsführer<br />

vom Welthaus, Ernestine Delgado,<br />

Vorsitzende der Solidarität mit Lateinamerika<br />

in der <strong>Steiermark</strong> und Dr.<br />

Michael Schaller als Koordinator des<br />

Projektes. Auf der DVD werden insgesamt<br />

zehn Artikel der UNO-Menschenrechtserklärung<br />

mit Bildern aus Guatemala<br />

erläutert, außerdem werden Menschenrechtsaktivisten<br />

interviewt. Das<br />

Begleitheft zur DVD bietet ausführliche<br />

Hintergrundinformationen zu Guatemala<br />

und zu den Menschenrechten und es<br />

zeigt auf, wie diese Themen im Unterricht<br />

oder in der außerschulischen Jugendarbeit<br />

aufbereitet werden können.<br />

Die DVD kann im Welthaus und in den<br />

regionalen Mediatheken des Welthauses<br />

entlehnt werden.<br />

Michael Schaller<br />

Kontakt: Welthaus der Diözese Graz-Seckau<br />

8010 Graz, Grabenstraße 39<br />

Tel. 0316/324556<br />

E-Mail: graz@welthaus.at<br />

Internet: http://graz.welthaus.at<br />

Solidarität mit<br />

den Menschen aus<br />

Lateinamerika:<br />

Mag. Schreiner, Geschäftsführer<br />

Welthaus;<br />

LR Dr. Schöpfer;<br />

MR Mag. Wirtitsch,<br />

Unterrichtsministerium;<br />

HR Mag. Fluch,<br />

Land <strong>Steiermark</strong>;<br />

Ernestine Delgado<br />

und der Projektkoordinator<br />

Dr. Schaller.<br />

(v.l.n.r.)<br />

Beim zweiten österreichischen Sustanibility-Café<br />

Anfang Dezember in<br />

Graz wurde versucht, Antworten auf<br />

Fragen zu geben, die viel zu selten<br />

gestellt werden.<br />

Liegen Glück und Erfolg unserer Gesellschaft<br />

in unserer Verantwortung oder ist<br />

das nicht unser Kaffee? Tragen wir Verantwortung<br />

für unsere Sprache, für unsere<br />

Laune und unser T-Shirt? Verantwortung<br />

für die Abfischung der Meere,<br />

Verantwortung für die Psyche der Mitar-<br />

Die Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung<br />

und Wissenschaft diskutierten über Themen<br />

wie Verantwortung und Nachhaltigkeit.<br />

Foto: Schauer<br />

beiter, Verantwortung für die Zukunft?<br />

Die Idee war seltsam. Wieso sollten sich<br />

Leute auf den Weg machen, um intellektuelle<br />

Gratis-Arbeit zu leisten? Für wen<br />

und für was? Doch wie das so mit seltsamen<br />

Ideen ist – entweder sie versickern<br />

ungelebt in der Wüste trockener Strukturen<br />

oder sie fallen auf fruchtbare Erde<br />

und entwickeln üppige Blüten. Mit der<br />

Idee des Sustainability-Cafés von Dr.<br />

Heinz Peter Wallner, Sachbuchautor,<br />

Zukunftsdenker und Nachhaltigkeitsberater,<br />

geschah Zweiteres. Bereits letztes<br />

Jahr besuchten Strategen aus der Wirtschaft<br />

und Unternehmen, der Wissenschaft,<br />

der Verwaltung, dem Medienbereich,<br />

von NGOs, der Politik, aus Gemeinden,<br />

Magistraten und Denkwerkstätten<br />

diesen Event. In Graz waren die<br />

60 Teilnehmer nach kürzester Zeit in hitzige<br />

Debatten verstrickt. Die Veranstalter<br />

Wallner & Schauer GmbH und die<br />

Sponsoren WirtschaftsInitiative Nach-<br />

l e b e n s We r t<br />

29


NEUIGKEITEN<br />

REZENSIONEN<br />

haltigkeit (WIN) und AEVG freuten sich<br />

über den Erfolg. Die Impuls-Referate,<br />

die Vorträge von Experten haben auch<br />

ihren Reiz, aber erst, „wenn sich die Leute<br />

selbständig zu vernetzen beginnen<br />

und nicht mehr willenlos berieseln lassen,<br />

kann echte Wissensaufnahme, die<br />

auch Spaß macht, entstehen“, meinte<br />

einer der Besucher.<br />

Gegenwarts-Gedanken<br />

zum Mitnehmen<br />

Für viele ist das Sustainability-Café ein<br />

Ort der Inspiration und erfrischenden<br />

Kontaktaufnahme mit Gleich- oder Andersgesinnten.<br />

Die Gäste werden gebeten,<br />

in lockerer Kaffeehaus-Atmosphäre<br />

nicht nur zu plaudern, sondern Ideen zu<br />

erschaffen und sie mit möglichst vielen<br />

Menschen zu verlinken. Dieses Vernetzen<br />

ist möglich, indem etwa sechs bis<br />

acht Menschen an einem Tisch sitzen,<br />

um 20 Minuten lang miteinander ihre<br />

Ideen zu einem bestimmten Thema – in<br />

unserem Fall eben „Verantwortung“ –<br />

mitzuteilen, weiterzuentwickeln und die<br />

wichtigsten Stichworte auf dem Packpapier,<br />

das auf die Tischplatten geklebt<br />

wurde, zu notieren. Hatte sich ein Tisch<br />

mehr in Richtung „Politische Verantwortung“<br />

und „Persönliche Verantwortung“<br />

entwickelt, so hatte ein anderer den Fokus<br />

auf „Verantwortung für die Generationen<br />

nach uns“ gelegt. Sobald der<br />

Gong ertönt, ist es Zeit, zum nächsten<br />

Tisch zu ‚reisen‘, aber nicht für alle. Einer<br />

bleibt: der oder die GastgeberIn. Die<br />

Aufgabe des Gastgebers ist eine verantwortungsvolle<br />

Tätigkeit und bedarf der<br />

Fähigkeit, zu strukturieren, zu filtern<br />

und Prioritäten zu setzen. Denn er oder<br />

sie gibt den neu Hinzugekommenen einen<br />

kurzen Abriss der vergangenen Runde.<br />

Dreimal werden die Tische gewechselt,<br />

um möglichst viele Verlinkungen<br />

und Denkanstöße zu erhalten. Eines<br />

steht für viele bereits heute fest – der<br />

Termin fürs Sustainability-Café 2005 ist<br />

ein Fixpunkt im neuen Kalender.<br />

Unter „www.nachhaltigberaten.at“<br />

kann man Dokumentationen zum<br />

Sustainability-Café anfordern.<br />

Dodo Kresse<br />

Klimawandel<br />

Biomasse als Chance<br />

gegen Klimakollaps und<br />

globale Erwärmung<br />

August Raggam ist einer der Vordenker<br />

der ökosozialen Idee in Österreich und<br />

plädiert in diesem Buch für ein Umdenken<br />

in der Energiepolitik: Dominieren<br />

weiterhin die nicht nachhaltigen Energiesysteme<br />

wie fossile Energie oder<br />

Atomenergie, so ist ein weltweites Ansteigen<br />

der Naturkatastrophen zu befürchten<br />

– ebenso wie dass weite Landstriche<br />

der Erde unbewohnbar werden.<br />

Die Klimakapriolen seien nur Vorboten<br />

von drohenden Anspringreaktionen,<br />

die das Leben auf der Erde unmöglich<br />

machen. Dazu zählt das Schmelzen des<br />

Grönland- und Antarktiseises sowie die<br />

Kohlendioxid- und Methangasfreisetzung<br />

aus dem Meer. Dies alles sei nur<br />

durch einen raschen und vollständigen<br />

Umstieg, sowohl auf erneuerbare Energien<br />

als auch durch eine neue humusaufbauende<br />

Kreislaufwirtschaft, zu vermeiden.<br />

Aus den derzeit nicht genutzten<br />

Nutzpflanzen der Erde könnte, so Raggam,<br />

etwa der fünffache heutige Weltenergiebedarf<br />

abgedeckt werden. Dieses<br />

Buch liefert allen, die an einer lebenswerten<br />

Zukunft interessiert sind, jene<br />

Argumente, die für Reformen dienlich<br />

sind.<br />

Klimawandel – Biomasse als Chance gegen<br />

Klimakollaps und globale Erwärmung<br />

von August Raggam, ISBN 3-9501869-0-5,<br />

herausgegeben und vertrieben vom<br />

Ökosozialen Forum Österreich, 1010 Wien,<br />

Franz-Josefs-Kai 13,Tel. 01/5330797-0<br />

Agricultur<br />

Menschen schaffen<br />

Landschaft<br />

Kultur war und ist vor allem auch immer<br />

„Agricultur“ – symbolträchtiger Ausdruck<br />

für die enge Verwobenheit von<br />

Mensch, Landschaft und Natur. Landschaft<br />

wird von Menschen am Land geschaffen,<br />

von unseren Essgewohnheiten,<br />

der Art der Lebensmittelherstellung<br />

und dem Stellenwert, den wir Umwelt<br />

und Natur einräumen. Agricultur ist Lebenskultur.<br />

Wie die Arbeit derer, die am<br />

Land leben, das Land formt, prägt und<br />

verändert, zeigt der äußerst sehenswerte<br />

Bildband „Agricultur“, erschienen im<br />

Leopold Stocker Verlag.<br />

Die einfühlsamen Texte stammen von<br />

Hans Meister, einem der bekanntesten<br />

Agrarjournalisten Österreichs, der sich<br />

durch zahlreiche Veröffentlichungen in<br />

Rundfunk und Fernsehen sowie als<br />

Buchautor einen Namen gemacht hat.<br />

Die Bilder hat Gery Wolf fotografiert, ein<br />

vielfach ausgezeichneter Fotograf von<br />

internationalem Rang, der schon mehrere<br />

Bildbände zu österreichischen und<br />

anderen europäischen Regionen veröffentlicht<br />

hat. Das Buch eröffnet neue<br />

Sichtweisen auf Land und Landwirtschaft,<br />

auf die Menschen im ländlichen<br />

Raum und ihre Arbeit. Oder wenn im<br />

Buch die Frage gestellt wird, „wer uns<br />

die Geschichten der Menschen berichtet,<br />

die dieses Land prägen“, so stellt<br />

der Bildband gleichzeitig die Antwort<br />

darauf dar.<br />

Agricultur<br />

von Hans Meister und Gery Wolf<br />

Leopold Stocker Verlag<br />

ISBN 3-7020-1000-9<br />

30


HANS PUTZER<br />

Denken ist schwieriger als Nicken<br />

Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler ist eine der Leitfiguren<br />

im Kampf gegen die Globalisierung. In seinem neuen Buch<br />

prangert er die Praktiken der weltweiten Privatisierung und<br />

der Weltbank an.<br />

Wenn Finanzminister Karl-Heinz Grasser<br />

besonders smart sein will, und wann will<br />

er das nicht, ergeht er sich in Sprüchen<br />

wie „Die Globalisierung hat keine Adresse,<br />

sie findet einfach statt“. Darauf folgen<br />

dann meist ein paar Unverbindlichkeiten<br />

wie „Wir müssen die Globalisierung<br />

als Chance sehen“, um dann spätestens<br />

zu jenem Zeitpunkt das Thema<br />

zu wechseln, zu dem er meint, die überwiegende<br />

Zuhörerschaft davon überzeugt<br />

zu haben, dass die aktuellen weltweiten<br />

wirtschaftlichen Entwicklungen<br />

gleich einem Gesetz Gottes unabwendbar<br />

und unabdingbar sind. Und weil es<br />

halt gerade auch so chic ist, hier vermeintlich<br />

wissend zu nicken, braucht er<br />

sich um seine zustimmenden Adoranten<br />

und Adorantinnen nicht weiter zu sorgen.<br />

Nicht dass es auch hierzulande an<br />

kritischen Stimmen gegen die (Auswüchse<br />

[?] der) Globalisierung mangelt.<br />

Doch die einen – Stichwort: VolxTheaterKarawane<br />

– desavouieren ihre Anliegen<br />

durch ihre mangelhafte, möglicherweise<br />

auch gar nicht vorhandene Distanz<br />

zu diversen gewaltbereiten Gruppierungen,<br />

und die anderen – Stichwort:<br />

Ökosoziale Marktwirtschaft – bleiben<br />

auf ihrem hartnäckig durchgetragenen<br />

Weg (leider) oft zu wenig gehört. Dabei<br />

gewinnt Josef Rieglers Denken täglich<br />

mehr an Bedeutung.<br />

Einer, der zumindest im deutsch- und<br />

französischsprachigen Raum gehört<br />

wird, ist der renommierte Schweizer Publizist<br />

Jean Ziegler, zur Zeit Sonderberichterstatter<br />

der UN-Menschenrechtskommission<br />

für das Recht auf Nahrung.<br />

Schon sein vorletztes Buch „Wie kommt<br />

der Hunger in die Welt?“ (2000) hat in<br />

eindrucksvoller und kaum zu widersprechender<br />

Weise dargelegt, dass es der<br />

Welt nicht an Lebensmitteln mangelt,<br />

sondern an gerechten Verteilungsstrukturen.<br />

Nur am Rande dazu: Dieses Buch<br />

sollten vor allem auch jene heimischen<br />

Agrarpolitiker lesen, die mit dem Brustton<br />

der falschen Überzeugung durchs<br />

Land ziehend den Bäuerinnen und Bauern<br />

erzählen, ein global steigender Bedarf<br />

an Lebensmitteln brächte zusätzliche<br />

Erwerbschancen für die Landwirtschaft<br />

hierzulande. Um es in Zahlen zu<br />

fassen, und das sind auch von der UNO<br />

anerkannte Fakten, die derzeitige Lebensmittelproduktion<br />

reicht aus, um<br />

rund 12 Milliarden Menschen zu ernähren.<br />

„Jeden Tag sterben 100.000<br />

Menschen an Hunger und Unterernährung.<br />

Dabei könnte die<br />

moderne Landwirtschaft 12 Milliarden<br />

Menschen ernähren, also<br />

doppelt so viele wie derzeit auf<br />

der Erde leben.“<br />

Jean Ziegler<br />

Diese Berechnung ist auch eine der<br />

Kernaussagen von Zieglers letztem<br />

Buch „Die neuen Herrscher der Welt“.<br />

Gemeint sind damit die „kapitalistischen<br />

Oligarchien“, die mittlerweile die<br />

ganze Welt beherrschen. Gut, einerseits<br />

sind diese höchst erfolgreich: Verdoppelung<br />

des Weltsozialproduktes und<br />

Verdreifachung des Welthandelsvolumens<br />

in einem Jahrzehnt; Verdoppelung<br />

des globalen Energieverbrauchs im<br />

Vierjahresrhythmus. Ziegler: „Zum ersten<br />

Mal in ihrer Geschichte genießt die<br />

Menschheit einen Überfluss an Gütern.<br />

Der Planet bricht schier unter seinen<br />

Schätzen zusammen. Die verfügbaren<br />

Güter übertreffen um ein Vieltausendfaches<br />

die nicht einschränkbaren Bedürfnisse<br />

der Menschen.“ – Aber andererseits:<br />

„Die vier apokalyptischen Reiter<br />

der Unterentwicklung [...] Hunger, Durst,<br />

Seuche und Krieg [...] zerstören jedes<br />

Jahr mehr Männer, Frauen und Kinder,<br />

als es das Gemetzel des Zweiten Weltkriegs<br />

in sechs Jahren getan hat. Für die<br />

Menschen der Dritten Welt ist der ,Dritte<br />

Weltkrieg‘ in vollem Gange.“ Mit unzähligen<br />

Beispielen – der Besitz der fünfzehn<br />

vermögendsten Menschen der<br />

Welt übertrifft beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt<br />

aller afrikanischer<br />

Staaten südlich der Sahara, Südafrika<br />

ausgenommen – illustriert Ziegler die<br />

Logik der Globalisierung, die ständig<br />

reicher werdenden „Wohlstandsinseln“<br />

inmitten des Meeres des Völkerelends“<br />

gebiert. Keines der Klischees über die<br />

Erfolgsgeschichte „Globalisierung“<br />

bleibt unangetastet.<br />

Und Ziegler meint auch, die Antwort<br />

gefunden zu haben. Auch die Welt muss<br />

sich – und der Prozess wird kein einfacher<br />

sein – wie unsere gewachsenen nationalstaatlichen<br />

Demokratien dazu verpflichten,<br />

Wirtschaft mit sozialer Verantwortung,<br />

Gewinn mit dem „Prinzip<br />

Großmut“ zu verbinden. Den großen<br />

französischen Schriftsteller Georges<br />

Bernanos zitierend beginnt Ziegler, ein<br />

wahrhaft prophetischer Geist mit dem<br />

dazu unbedingt notwendigen „heiligen<br />

Zorn“, das letzte Kapitel mit dem Satz<br />

„Gott hat keine anderen Hände als unsere“.<br />

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen<br />

als: unbedingt Jean Zieglers „Die<br />

neuen Herrscher der Welt“ lesen.<br />

Mag. Hans Putzer ist Chefredakteur<br />

der Wochenzeitung „Neues Land“.<br />

E-Mail: hans.putzer@stbb.at<br />

l e b e n s We r t<br />

31


MELDUNGEN<br />

WINBAU-Konsulentenpool<br />

auf Expansionskurs<br />

Auszeichnung für zwölf weitere Experten<br />

für nachhaltiges Bauen<br />

Zwölf neue Absolventinnen und Absolventen<br />

des WINBAU-Lehrgangs „Nachhaltiges<br />

Bauen“ erhielten am 27.11.2004<br />

in der Bauakademie Übelbach ihre Diplome.<br />

Mit Abschluss der Ausbildung<br />

sind die Teilnehmer dazu qualifiziert,<br />

dem WINBAU-Konsulentenpool beizutreten,<br />

der nachhaltige Beratungen für<br />

steirische Bauherren anbietet. „Jetzt<br />

können wir noch mehr Gemeinden bei<br />

der Umsetzung ihrer nachhaltigen Bauprojekte<br />

unterstützen“, freut sich Hofrat<br />

Wilhelm Himmel, Leiter der Fachabteilung<br />

19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft)<br />

über den Zuwachs im WINBAU-<br />

Konsulentenpool. „Das Besondere an<br />

den WINBAU-Konsulenten ist, dass es<br />

sich um Expertinnen und Experten aus<br />

der Baubranche handelt, die sich durch<br />

den Kurs umfassendes Wissen zum Thema<br />

Nachhaltigkeit angeeignet haben“,<br />

so Himmel weiter.<br />

„WINBAU-Konsulenten kommt die<br />

Aufgabe zu, Gemeinden bei der Planung<br />

und Umsetzung von Sanierungen oder<br />

Neubauten zu beraten. Die Berücksichtigung<br />

von nachhaltigen Aspekten ist<br />

dabei von großer Bedeutung, denn nur<br />

so können wir die gesteckten Umweltziele<br />

wie CO 2 -Reduktion und Reduktion<br />

der Abfallmengen erreichen“, betont<br />

Umweltlandesrat Johann Seitinger: „Die<br />

BauherrInnen tun damit aber nicht nur<br />

der Umwelt etwas Gutes, sondern auch<br />

sich selbst. Umfassende, vorausschauende<br />

Planung sichert nicht nur Qualität<br />

Die erfolgreichen Teilnehmer des Lehrganges:<br />

Die WINBAU-Konsulenten unterstützen<br />

Bauherren bei der Planung und Umsetzung<br />

von ökologischem Bauen.<br />

Foto: WIN-Bau<br />

und Wohlbefinden, sondern trägt auch<br />

zur Kostenreduktion bei.“ Als besonderen<br />

Anreiz gibt es eine Förderung vom<br />

Land <strong>Steiermark</strong>, denn WINBAU-Beratungsleistungen<br />

werden für Bauherren<br />

mit bis zu 50 % (Obergrenze 2.500 Euro<br />

pro Projekt) gefördert. Die ersten Beratungsprojekte<br />

mit WINBAU-Konsulenten<br />

werden bereits durchgeführt und<br />

das Angebot wird sehr positiv aufgenommen.<br />

Klimawandel – die Bedrohung der Zukunft!<br />

Veranstaltungsserie über die Folgen des Klimawandels<br />

Umweltkatastrophen, steigende Armut<br />

und der Kampf um Energieressourcen<br />

sind das Konfliktpotenzial der Zukunft –<br />

Europa und die USA könnten zu regelrechten<br />

„Festungen“ werden, um Millionen<br />

von Migranten abzuhalten, die aus<br />

ihren umweltzerstörten Heimatregionen<br />

herbeiströmen. Dürre, Stürme und<br />

Hochwasser richten aber auch bei uns in<br />

immer kürzeren Abständen schwere<br />

Schäden an. Laut einer Studie des US-<br />

Verteidigungsministeriums Pentagon<br />

stellt der weltweite Klimawandel eine<br />

weitaus größere Bedrohung für die internationale<br />

Stabilität dar als der internationale<br />

Terrorismus. Betroffen sind<br />

die Landwirtschaft, die regionale Wirtschaft,<br />

der Tourismus, die Stromerzeuger,<br />

aber auch die Gesundheit der Bevölkerung<br />

– der Zeitdruck, Öl, Gas, Kohle<br />

und Kernenergie durch erneuerbare<br />

Energien zu ersetzen, steigt auch bei<br />

uns. Gelingen kann dies nur, wenn das<br />

Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels<br />

in einer breiten Öffentlichkeit<br />

verankert ist und zu einem groß angelegten<br />

Umdenken führt.<br />

Das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong><br />

möchte in Kooperation mit der<br />

Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft<br />

aufrütteln, anregen und bewegen<br />

– für uns und unsere Nachwelt. In einer<br />

Reihe von Regionalveranstaltungen informieren<br />

daher Landesrat Johann Seitinger,<br />

Kammeramtsdirektor DI Dr.<br />

Heinz Kopetz und der Landesenergiebeauftragte<br />

DI Wolfgang Jilek über den Klimawandel,<br />

seine Ursachen und seine<br />

Folgen. Was bedeutet der Klimawandel<br />

für die Natur? Welche Maßnahmen zum<br />

Klimaschutz ergreift das Land <strong>Steiermark</strong>?<br />

Welchen Beitrag können Gesetzgebung,<br />

Raumplanung und Verwaltung<br />

leisten, um die drohenden Gefahren abzuwenden?<br />

Was kann jeder Einzelne<br />

zum Klimaschutz beitragen?<br />

TIPP<br />

• 31. Jänner 2005 (Beginn<br />

19 Uhr) in der Höheren Bundeslehr-<br />

und Forschungsanstalt<br />

für Landwirtschaft<br />

Raumberg-Gumpenstein<br />

(Grimmingsaal), Raumberg<br />

38, 8952 Irdning (für den<br />

Bezirk Liezen)<br />

• 16. Februar 2005 (Beginn<br />

19 Uhr) im Sitzungssaal der<br />

Gemeinde Merkendorf,<br />

Merkendorf 133, 8344 Bad<br />

Gleichenberg (für die Bezirke<br />

Radkersburg, Fürstenfeld<br />

und Leibnitz)<br />

Zu diesen Veranstaltungen sind alle<br />

Interessierten sehr herzlich eingeladen<br />

– Klimaschutz geht jeden an!<br />

Anmeldungen unter der Telefonnummer<br />

0316/8050-1305,<br />

per Fax unter 0316/8050-1509<br />

oder per E-Mail an<br />

„schister@lfi-steiermark.at“.<br />

32


MELDUNGEN<br />

WINBAU-Konsulentenpool<br />

auf Expansionskurs<br />

Auszeichnung für zwölf weitere Experten<br />

für nachhaltiges Bauen<br />

Zwölf neue Absolventinnen und Absolventen<br />

des WINBAU-Lehrgangs „Nachhaltiges<br />

Bauen“ erhielten am 27.11.2004<br />

in der Bauakademie Übelbach ihre Diplome.<br />

Mit Abschluss der Ausbildung<br />

sind die Teilnehmer dazu qualifiziert,<br />

dem WINBAU-Konsulentenpool beizutreten,<br />

der nachhaltige Beratungen für<br />

steirische Bauherren anbietet. „Jetzt<br />

können wir noch mehr Gemeinden bei<br />

der Umsetzung ihrer nachhaltigen Bauprojekte<br />

unterstützen“, freut sich Hofrat<br />

Wilhelm Himmel, Leiter der Fachabteilung<br />

19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft)<br />

über den Zuwachs im WINBAU-<br />

Konsulentenpool. „Das Besondere an<br />

den WINBAU-Konsulenten ist, dass es<br />

sich um Expertinnen und Experten aus<br />

der Baubranche handelt, die sich durch<br />

den Kurs umfassendes Wissen zum Thema<br />

Nachhaltigkeit angeeignet haben“,<br />

so Himmel weiter.<br />

„WINBAU-Konsulenten kommt die<br />

Aufgabe zu, Gemeinden bei der Planung<br />

und Umsetzung von Sanierungen oder<br />

Neubauten zu beraten. Die Berücksichtigung<br />

von nachhaltigen Aspekten ist<br />

dabei von großer Bedeutung, denn nur<br />

so können wir die gesteckten Umweltziele<br />

wie CO 2 -Reduktion und Reduktion<br />

der Abfallmengen erreichen“, betont<br />

Umweltlandesrat Johann Seitinger: „Die<br />

BauherrInnen tun damit aber nicht nur<br />

der Umwelt etwas Gutes, sondern auch<br />

sich selbst. Umfassende, vorausschauende<br />

Planung sichert nicht nur Qualität<br />

Die erfolgreichen Teilnehmer des Lehrganges:<br />

Die WINBAU-Konsulenten unterstützen<br />

Bauherren bei der Planung und Umsetzung<br />

von ökologischem Bauen.<br />

Foto: WIN-Bau<br />

und Wohlbefinden, sondern trägt auch<br />

zur Kostenreduktion bei.“ Als besonderen<br />

Anreiz gibt es eine Förderung vom<br />

Land <strong>Steiermark</strong>, denn WINBAU-Beratungsleistungen<br />

werden für Bauherren<br />

mit bis zu 50 % (Obergrenze 2.500 Euro<br />

pro Projekt) gefördert. Die ersten Beratungsprojekte<br />

mit WINBAU-Konsulenten<br />

werden bereits durchgeführt und<br />

das Angebot wird sehr positiv aufgenommen.<br />

Klimawandel – die Bedrohung der Zukunft!<br />

Veranstaltungsserie über die Folgen des Klimawandels<br />

Umweltkatastrophen, steigende Armut<br />

und der Kampf um Energieressourcen<br />

sind das Konfliktpotenzial der Zukunft –<br />

Europa und die USA könnten zu regelrechten<br />

„Festungen“ werden, um Millionen<br />

von Migranten abzuhalten, die aus<br />

ihren umweltzerstörten Heimatregionen<br />

herbeiströmen. Dürre, Stürme und<br />

Hochwasser richten aber auch bei uns in<br />

immer kürzeren Abständen schwere<br />

Schäden an. Laut einer Studie des US-<br />

Verteidigungsministeriums Pentagon<br />

stellt der weltweite Klimawandel eine<br />

weitaus größere Bedrohung für die internationale<br />

Stabilität dar als der internationale<br />

Terrorismus. Betroffen sind<br />

die Landwirtschaft, die regionale Wirtschaft,<br />

der Tourismus, die Stromerzeuger,<br />

aber auch die Gesundheit der Bevölkerung<br />

– der Zeitdruck, Öl, Gas, Kohle<br />

und Kernenergie durch erneuerbare<br />

Energien zu ersetzen, steigt auch bei<br />

uns. Gelingen kann dies nur, wenn das<br />

Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels<br />

in einer breiten Öffentlichkeit<br />

verankert ist und zu einem groß angelegten<br />

Umdenken führt.<br />

Das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong><br />

möchte in Kooperation mit der<br />

Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft<br />

aufrütteln, anregen und bewegen<br />

– für uns und unsere Nachwelt. In einer<br />

Reihe von Regionalveranstaltungen informieren<br />

daher Landesrat Johann Seitinger,<br />

Kammeramtsdirektor DI Dr.<br />

Heinz Kopetz und der Landesenergiebeauftragte<br />

DI Wolfgang Jilek über den Klimawandel,<br />

seine Ursachen und seine<br />

Folgen. Was bedeutet der Klimawandel<br />

für die Natur? Welche Maßnahmen zum<br />

Klimaschutz ergreift das Land <strong>Steiermark</strong>?<br />

Welchen Beitrag können Gesetzgebung,<br />

Raumplanung und Verwaltung<br />

leisten, um die drohenden Gefahren abzuwenden?<br />

Was kann jeder Einzelne<br />

zum Klimaschutz beitragen?<br />

TIPP<br />

• 31. Jänner 2005 (Beginn<br />

19 Uhr) in der Höheren Bundeslehr-<br />

und Forschungsanstalt<br />

für Landwirtschaft<br />

Raumberg-Gumpenstein<br />

(Grimmingsaal), Raumberg<br />

38, 8952 Irdning (für den<br />

Bezirk Liezen)<br />

• 16. Februar 2005 (Beginn<br />

19 Uhr) im Sitzungssaal der<br />

Gemeinde Merkendorf,<br />

Merkendorf 133, 8344 Bad<br />

Gleichenberg (für die Bezirke<br />

Radkersburg, Fürstenfeld<br />

und Leibnitz)<br />

Zu diesen Veranstaltungen sind alle<br />

Interessierten sehr herzlich eingeladen<br />

– Klimaschutz geht jeden an!<br />

Anmeldungen unter der Telefonnummer<br />

0316/8050-1305,<br />

per Fax unter 0316/8050-1509<br />

oder per E-Mail an<br />

„schister@lfi-steiermark.at“.<br />

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GZ 02Z034178 M<br />

P.b.b. Verlagspostamt 8230 Hartberg

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