Zukunftsland Steiermark - Landentwicklung - Steiermark
Zukunftsland Steiermark - Landentwicklung - Steiermark Zukunftsland Steiermark - Landentwicklung - Steiermark
1/05 Zukunftsland Steiermark Lebendige Zentren Schöne neue Energiewelt? Zukunft-Holzbau Wasserland Steiermark, was? Natura 2000
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- Seite 34 und 35: MELDUNGEN WINBAU-Konsulentenpool au
- Seite 36: GZ 02Z034178 M P.b.b. Verlagspostam
1/05<br />
<strong>Zukunftsland</strong><br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Lebendige Zentren<br />
Schöne neue<br />
Energiewelt?<br />
Zukunft-Holzbau<br />
Wasserland<br />
<strong>Steiermark</strong>, was?<br />
Natura 2000
Hinkommen, mitdenken<br />
und mitreden!<br />
Gefährdung des ländlichen Raums. Was tun?<br />
Mittwoch, 19. Jänner 2005, im Minoritensaal/Graz<br />
Vieles, was Jahrhunderte hindurch selbstverständlich war,<br />
scheint nicht mehr zu gelten. Entsiedelte Naturräume werden zu<br />
exklusiven touristischen Destinationen, Agrarindustrien lösen –<br />
global betrachtet – immer mehr die traditionelle bäuerliche<br />
Landwirtschaft ab.<br />
Muss das so sein? Wollen wir diese Entwicklung?<br />
Und wo bleibt da die vielbeschworene „Nachhaltigkeit“?<br />
Nähere Informationen und Anmeldung<br />
unter www.oele-stmk.at<br />
Coverfoto: <strong>Steiermark</strong> Tourismus
Editorial<br />
LR Johann Seitinger<br />
Die Lebenschancen …<br />
künftiger Generationen müssen gewahrt<br />
bleiben. Erreicht wird dies durch<br />
ressourcenschonendes Wirtschaften,<br />
durch Rücksichtnahme auf die Umwelt<br />
und nicht zuletzt durch Vermeidung<br />
sozialer Ungerechtigkeiten.<br />
Das ist das Prinzip der Nachhaltigkeit –<br />
und es bedeutet, über den eigenen<br />
Tellerrand hinauszuschauen und kreative<br />
Lösungen auf die Fragen unserer<br />
Zeit zu entwickeln.<br />
Das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong><br />
unterstützt nachhaltige Entwicklung<br />
in unserem Land mit dem Ziel, die<br />
Lebensqualität der Menschen langfristig<br />
zu sichern und zu erhalten.<br />
Teilen Sie uns mit …<br />
wenn in Ihrem Bereich, verehrte Leserinnen<br />
und Leser, etwas Interessantes geschieht.<br />
Sie können sich hier mit Ihrer<br />
Initiative, mit Ihrem Verein oder Ihrer<br />
Gemeinde einer breiteren Öffentlichkeit<br />
vorstellen. Dieses Magazin berichtet<br />
über diese Aktivitäten ebenso wie über<br />
andere zukunftsträchtige Entwicklungen<br />
im sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen<br />
Bereich.<br />
Kostenlos anfordern …<br />
können Sie „lebensWert“ unter<br />
Tel. 03332/62922 (Fax DW 4)<br />
beziehungsweise per E-Mail unter<br />
„office@oele-stmk.at“.<br />
Sie bekommen das Magazin<br />
regelmäßig zugesandt.<br />
„Nachhaltige Gemeindeentwicklung“, „Bürgerbeteiligung“, „Eigenverantwortlichkeit“.<br />
Dies sind die Themen, die sich wie ein roter Faden durch<br />
dieses Magazin ziehen. Sie stehen für einen neuen und innovativen Zugang<br />
zu Fragen des ländlichen Raumes. Am Beispiel der Nahversorgung<br />
kann man das leicht erklären: Nahversorgung bedeutet nicht nur, Lebensmittelgeschäfte<br />
und Gewerbebetriebe zu erhalten, sondern die gesamte<br />
Infrastruktur einer Gemeinde zu sichern. Notwendig dafür sind die<br />
entsprechende Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und die Erkenntnis,<br />
dass alle an einem Strang ziehen. Es geht darum, nachhaltig zu<br />
denken und zu handeln. Unsere Kinder sollen auch noch ein lebenswertes<br />
Umfeld vorfinden, sie sollen in einer intakten Umwelt aufwachsen, sie<br />
sollen vor Ort Arbeitsplätze haben und Strukturen, die das Leben lebenswert<br />
machen. Nachhaltige Entwicklung betrifft also unsere Wirtschaft,<br />
die sozialen Strukturen und unsere Umwelt. Das umfasst viele Bereiche –<br />
man kann eigentlich sagen, unser ganzes Leben.<br />
Deshalb unterstützt das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong> innovative<br />
Projekte. Die Spanne geht von Nahversorgungsinitiativen über betriebliche<br />
Unterstützungsmaßnahmen bis zu Sozial- und Umweltschutzprojekten.<br />
Stellvertretend für viele Initiativen seien hier die Wirtschaftsinitiative<br />
Nachhaltigkeit (WIN) nach dem Motto „Zukunftsfähige Betriebe – Zukunftsfähige<br />
Gemeinde“ genannt oder „G’scheit feiern“, die neue steirische<br />
Festkultur mit regionalen Produkten. Besonders möchte ich auf das<br />
Gemeindeentwicklungsprogramm „Lokale Agenda 21“ hinweisen, das<br />
eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, Chancen zu entwickeln und das<br />
Lebensumfeld positiv zu gestalten. Die Menschen vor Ort, die am besten<br />
wissen, wo der Schuh drückt, entwickeln gemeinsam Konzepte und setzen<br />
Ideen um. Seien es Programme zur Verbesserung der Nahversorgung<br />
oder Projekte für Kinder und Jugendliche, seien es Bioenergiekonzepte<br />
oder sei es die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Vereinen – der<br />
Themenvielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt. All das trägt dazu bei, ein<br />
lebenswertes Umfeld im ländlichen Raum zu erhalten.<br />
In diesem Sinn lade ich Sie auch herzlich ein zu der Veranstaltung<br />
„Gefährdung des ländlichen Raums. Was tun?“, die am 19. Jänner im<br />
Grazer Minoritensaal stattfindet.<br />
Ihr Landesrat Johann Seitinger<br />
l e b e n s w e r t 1
impressum<br />
inhalt<br />
Gemeinden &<br />
Regionen<br />
Zukunft &<br />
Entwicklung<br />
Neue Impulse<br />
für steirische<br />
Gemeinden!<br />
Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:<br />
Vierteljährlich erscheinende Druckschrift<br />
über nachhaltige Zukunftsthemen.<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />
müssen nicht mit der Meinung der Redaktion<br />
übereinstimmen.<br />
Die aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit in<br />
den Artikeln gewählte Schreibweise wie Bürger,<br />
Leser etc. bezieht sich selbstverständlich auf<br />
beide Geschlechter.<br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
8230 Hartberg, Am Ökopark 9<br />
Mitherausgeber:<br />
Ökosoziales Forum <strong>Steiermark</strong><br />
8010 Graz, Reitschulgasse<br />
Redaktion:<br />
Mag. Helmut Römer<br />
Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
8230 Hartberg, Am Ökopark 9<br />
Tel. 03332/62922 (Fax DW 4)<br />
office@oele-stmk.at<br />
Gestaltung:<br />
graphic kerstein werbung&design<br />
8111 Judendorf-Straßengel, Dammweg 10<br />
Tel. 03124/54418<br />
graphic.kerstein@inode.at<br />
Druck:<br />
Medienfabrik Graz<br />
8010 Graz, Hofgasse 15<br />
Tel. 0316/8095-0<br />
office@mfg.at<br />
Das Land lebt<br />
Zukunftsinitiativen in der <strong>Steiermark</strong>:<br />
Von der Nahversorgung<br />
über die Lokale Agenda<br />
bis zur Regionalentwicklung.<br />
Seiten 4–5<br />
Lebendige Zentren<br />
Die Ortskerne erhalten – durch<br />
nachhaltige Konzepte in der<br />
Ortserneuerung.<br />
Seiten 6–7<br />
Was wir von Blattläusen<br />
lernen können<br />
Zusammenarbeit am Beispiel<br />
der Marktgemeinde Pischelsdorf<br />
Seiten 8–9<br />
Jugend-Leben im Enns-<br />
GrimmingLand<br />
Die Jugend weiß, was sie will,<br />
man muss sie nur hören: Jugendinitiativen<br />
in der Region<br />
Liezen.<br />
Seiten 10–11<br />
Schöne neue<br />
Energiewelt?<br />
Die Zukunft unserer Energieversorgung<br />
oder wie sie sein<br />
sollte …<br />
Seiten 12–13<br />
TIPP<br />
„lebensWert“ kann<br />
als PDF unter dem Link<br />
„Zukunftsmagazin“ bei<br />
„www.oele-stmk.at“<br />
heruntergeladen werden.<br />
Gedruckt auf Recycling Naturpapier<br />
2
Wirtschaft &<br />
Nachhaltigkeit<br />
Wasserland<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Umwelt &<br />
Natur<br />
Kurzmeldungen &<br />
verschiedenes<br />
Zukunft-Holzbau<br />
Die Steirische Holzbau-Charta –<br />
ein Bekenntnis zur verstärkten<br />
Nutzung von Holz.<br />
Wasserland <strong>Steiermark</strong>,<br />
was?<br />
Was Sie schon immer über<br />
Wasser wissen wollten …<br />
Natura 2000<br />
Über Naturschutz und die Chancen,<br />
sie sich daraus ergeben.<br />
Seite 25<br />
Die Zukunft meistern<br />
Das EU-Programm Ländliche<br />
Entwicklung 2007–2013<br />
Seite 28<br />
Seiten 14–15<br />
Bauen auf dem<br />
Holzweg?<br />
Vier Vorurteile gegen Bauen<br />
mit Holz – und warum sie nicht<br />
stimmen.<br />
Seiten 16–17<br />
Seiten 22–23<br />
Leben für Gerechtigkeit<br />
DVD-Präsentation<br />
Seite 29<br />
Ideensaltos im Sustainability-Café<br />
Reden über Verantwortung …<br />
Der Junker<br />
Seite 29<br />
Die Erfolgsstory eines steirischen<br />
Jungweines<br />
Seiten 18<br />
Sichere Zukunft lässt<br />
sich trainieren<br />
Nachhaltige Firmenentwicklung<br />
im WIN-Business Training<br />
Seite 19<br />
Wirtschaft, Nachhaltigkeit,<br />
Erfolg<br />
Zwei Beispiele für Unternehmen<br />
der neuen Art<br />
Land unter?<br />
Hochwasserschutz in der<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Seite 24<br />
LIFE Natur Projekt<br />
Lafnitz<br />
<strong>Steiermark</strong>, Burgenland,<br />
Ungarn … Naturschutz, grenzüberschreitend<br />
Seiten 26–27<br />
Agricultur<br />
Rezension<br />
Seite 30<br />
Denken ist schwieriger<br />
als Nicken<br />
Rezension<br />
Seite 31<br />
WINBAU-Konsulentenpool<br />
Auszeichnung für Bauexperten<br />
Seite 32<br />
Seiten 20–21<br />
Klimawandel – die Bedrohung<br />
der Zukunft!<br />
Veranstaltungsserie<br />
Seite 32<br />
l e b e n s w e r t<br />
3
GEMEINDEN & REGIONEN<br />
Lebensressort <strong>Steiermark</strong><br />
HELMUT RÖMER<br />
Das Land lebt<br />
Zukunftsinitiativen in der <strong>Steiermark</strong> am<br />
Beispiel Unzmarkt-Frauenburg und Hartberg<br />
Es tut sich was in der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Überall bilden sich neue Kooperationen,<br />
Landwirte arbeiten mit Gewerbetreibenden<br />
zusammen, Wirtschafts-,<br />
Umwelt- und Sozialprojekte<br />
werden umgesetzt. Die Gemeinden<br />
setzen voll auf Zukunft – und auf<br />
nachhaltige Gemeindeentwicklung.<br />
Unzmarkt-Frauenburg …<br />
im Bezirk Judenburg. Knapp 1300 Einwohner,<br />
ländlich strukturiert, gute<br />
Wohnqualität. Auf den ersten Blick<br />
passt noch alles. Die Betonung liegt auf<br />
„noch“. „Wir müssen alles daransetzen,<br />
unsere Infrastruktur und damit unsere<br />
Lebensqualität zu erhalten“, sagt Bürgermeister<br />
Eberhard Wallner. Noch gibt<br />
es in Unzmarkt-Frauenburg eine funktionierende<br />
Infrastruktur mit Einzelhandel,<br />
Gewerbebetrieben, Post, Gendarmerie<br />
und Ärzten. Es gibt einen Bäcker,<br />
einen Fleischhauer, eine Bankstelle, einige<br />
Gasthäuser und eine Tankstelle.<br />
Eine Tischlerei beschäftigt als größter<br />
Arbeitgeber etwa 20 Mitarbeiter – aber<br />
die meisten Leute sind Pendler. „Es gibt<br />
zu wenig Arbeitsplätze im Ort und wenn<br />
jemand woanders arbeitet, ist die Versuchung<br />
groß, auch dort einzukaufen“,<br />
meint Bürgermeister Wallner. Die Gemeinde<br />
spürt die Konkurrenz der großen<br />
Einkaufszentren rund um die nur<br />
etwa zehn Autominuten entfernte Bezirkshauptstadt<br />
Judenburg und der Abzug<br />
der Kaufkraft gefährdet den Bestand<br />
der einheimischen Betriebe.<br />
Wenn es keine Unternehmen mehr gibt,<br />
verliert die Gemeinde aber generell an<br />
Attraktivität.<br />
Zukunftswerkstatt und was<br />
daraus entstand …<br />
Erfolgsprojekt:<br />
Bürgermeister<br />
Wallner (Bild links)<br />
und sein Team<br />
präsentieren den<br />
Einkaufsgutschein.<br />
Fotos: Gemeinde Unzmarkt-Frauenburg<br />
(4)<br />
Die Zukunftswerkstatt<br />
unter der Leitung<br />
der ÖLE-Regionalbetreuerin<br />
Gudrun Göttfried war<br />
der Startschuss für<br />
die Lokale Agenda in<br />
der Gemeinde.<br />
„Eines war deutlich zu spüren:<br />
Den Menschen hier ist ihre Heimatgemeinde<br />
ein echtes Anliegen.“<br />
Gudrun Göttfried<br />
In Unzmarkt-Frauenburg ist man offensiv<br />
an die Probleme herangegangen.<br />
Seit zwei Jahren setzt die Gemeinde, unterstützt<br />
durch die zuständige Regionalbetreuerin<br />
der ÖLE, eine „Lokale Agenda<br />
21“ um – mit dem Ziel der Sicherung<br />
beziehungsweise Verbesserung der Lebensqualität.<br />
Klingt theoretisch, ist es<br />
aber nicht. Wichtig bei der „Lokalen<br />
Agenda“ ist die Beteiligung der Bevölkerung.<br />
Die Menschen werden eingeladen,<br />
in Arbeitsgruppen gemeinsam mit<br />
der Gemeinde ein verbindliches Leitbild<br />
für die nächsten Jahrzehnte zu erstellen.<br />
Startschuss in Unzmarkt-Frauenburg<br />
war eine Zukunftswerkstatt mit Gemeindeverantwortlichen,<br />
Wirtschaftstreibenden,<br />
Vertretern der Jugend, Vereinsobleuten<br />
der mehr als 20 Vereine und<br />
anderen Aktivbürgern. Ein Schwerpunkt<br />
kristallisierte sich bald heraus – die Infrastruktur<br />
soll erhalten bleiben und<br />
den jungen Leuten sollen Perspektiven<br />
gegeben werden, damit sie in der Gemeinde<br />
bleiben. Drei Arbeitskreise bildeten<br />
sich um die Themenbereiche Wirtschaft,<br />
Umwelt, Soziales und Kultur.<br />
Die ersten Ergebnisse sind schon<br />
sichtbar: Ein Einkaufsgutschein wurde<br />
aufgelegt, mit dem in einheimischen Betrieben<br />
eingekauft werden kann – in<br />
Unzmarkt-Frauenburg gehört es mittlerweile<br />
zum guten Ton, zu festlichen Anlässen<br />
Gutscheine zu schenken. Weiters<br />
gibt es seit heuer die Aktion „Lehrlingsscheck“:<br />
Wenn lokale Unternehmer<br />
4
Trotz der Strukturprobleme hat das<br />
Hartbergerland ein großes Potenzial<br />
- durch die Vernetzung von begeisterungsfähigen<br />
und kreativen<br />
Menschen.<br />
Foto: Römer (1)<br />
Hätte ohne die Unterstützung durch den<br />
Lehrlingsscheck keinen Lehrling aufnehmen<br />
können: Gärtnereibesitzer Teichert<br />
mit Lehrmädchen.<br />
Lehrlinge aufnehmen, werden Ihnen für<br />
die Lehrzeit die Ausbildungskosten ersetzt.<br />
Derzeit wird an einer Hackschnitzelanlage<br />
geplant, um die öffentlichen<br />
Gebäude und die Wohnungen mit umweltfreundlicher<br />
Wärme zu beliefern.<br />
Und ganz besonders stolz sind die Leute<br />
auf die neue Geh- und Radwegbrücke<br />
über die Mur, welche die beiden Ortsteile<br />
Unzmarkt und Frauenburg miteinander<br />
verbindet. Angedacht war der Bau<br />
einer Brücke schon länger und in der Zukunftswerkstatt<br />
wurde die Idee wieder<br />
aufgegriffen. Nach nur viermonatiger<br />
Bauzeit wurde die Brücke im Juli 2004<br />
eröffnet – seitdem hat Unzmarkt-Frauenburg<br />
ein neues Wahrzeichen.<br />
Ihre Meinung ist<br />
uns wichtig!<br />
Schreiben Sie uns:<br />
roemer@oele-stmk.at<br />
Regionalcluster Hartberg<br />
Cluster gibt es mittlerweile viele, Autocluster,<br />
Holzcluster, Ökoenergiecluster,<br />
ja sogar E-Learning-Cluster. Das Prinzip<br />
ist überall ähnlich. Es geht um die Bildung<br />
von Netzwerken, um intensive Bildung<br />
und Forschung und um fachübergreifende<br />
Zusammenarbeit. In der Wirtschaft<br />
sind Clustermodelle sehr erfolgreich,<br />
nur für Regionen hatte es so etwas<br />
bisher noch nicht gegeben – bis Anfang<br />
2003 im Bezirk Hartberg der erste Regionalcluster<br />
Österreichs entstanden ist.<br />
Die Region Hartberg ist strukturschwach,<br />
viele Bewohner müssen teilweise<br />
bis nach Wien pendeln, die Einkommen<br />
sind unterdurchschnittlich.<br />
Ziel war, bei der Wirtschaft, bei den Konsumenten<br />
und in den Gemeinden das<br />
Bewusstsein für die im Bezirk angebotenen<br />
Waren und Dienstleistungen zu erhöhen<br />
und so die regionale Wirtschaft<br />
zu stärken. Der Erfolg sprengte alle Erwartungen.<br />
Aus dem Regionalcluster ist<br />
eine breite Bewegung geworden, bei der<br />
sich innovative Unternehmerpersönlichkeiten<br />
aus allen Bereichen der Wirtschaft<br />
– also Gewerbetreibende und Anbieter<br />
von Dienstleistungen sowie Landwirte<br />
– mit einer Konsumentenplattform<br />
und Gemeindevertretern vernetzen und<br />
gemeinsam eine nachhaltige Wirtschaftsstrategie<br />
entwickeln.<br />
Kinder- und Jugendinitiativen<br />
Eine besondere Bedeutung für die Zukunft<br />
einer Region haben Kinder und Jugendliche,<br />
denn die Jugendlichen von<br />
heute sind nicht nur die Entscheidungsträger<br />
von morgen, sondern auch die<br />
Konsumenten von heute. Deshalb haben<br />
sich die Leute vom Regionalcluster<br />
eine aktive Jugendarbeit auf die Fahnen<br />
geschrieben. Eine Gruppe von Lehrerinnen<br />
und Lehrern aus dem Hartbergerland<br />
hat beispielsweise gemeinsam mit<br />
dem Umwelt-Bildungs-Zentrum <strong>Steiermark</strong><br />
und dem Regionalcluster die CD-<br />
Rom „Hartberg Rallye“ erarbeitet. Die<br />
Schüler werden darin angeregt, spielerisch<br />
ihr Wissen über das Hartbergerland<br />
sowie über Nachhaltigkeitsthemen<br />
zu erweitern und sich mit den Zusammenhängen<br />
von Nahversorgung, Infrastruktur,<br />
Arbeitsplätzen in der Gemeinde<br />
sowie der Lebensqualität zu beschäftigen.<br />
Über 500 Schüler aus fast allen<br />
Hauptschulen und Polytechnischen<br />
Schulen des Bezirks Hartberg haben<br />
sich an diesem Bewerb beteiligt und<br />
Ende November 2004 wurde an Stefanie<br />
Saurer, eine Schülerin aus Vorau, die<br />
„Regionalcluster-WiffZack-Trophäe“<br />
überreicht.<br />
„Die Auseinandersetzungen<br />
zwischen den städtischen Großräumen<br />
und den ländlichen<br />
Regionen werden schärfer …<br />
… und wir müssen daher noch viel enger<br />
zusammenrücken“, sagt Ferdinand Zisser,<br />
der Geschäftsführer des Entwicklungsförderungsverbandes<br />
Hartberg:<br />
„Konzerne leisten sich eigene Abteilungen,<br />
die für Motivation und Kooperationen<br />
sorgen. Der Regionalcluster soll zu<br />
einer solchen Abteilung für das Hartbergerland<br />
werden.“ 2000 Personen besuchten<br />
bisher die Regionalclusterforen,<br />
regelmäßige Planungs- und Informationsveranstaltungen.<br />
Mehr als 80<br />
Projekte wurden beim „Hartbergerland-<br />
Innovationspreis 2004“ eingereicht und<br />
sieben Siegerprojekte prämiert. Die<br />
„Holzpumpe“ oder „Aufgespritzte Zelluloseschichten<br />
als Schallabsorber“ zeugen<br />
vom Erfindergeist in Hartberg. Generell<br />
sind durch die Aktivitäten des Regionalclusters<br />
ein verstärktes Selbstbewusstsein<br />
und ein neues Verständnis<br />
für die Zusammenhänge der Regionalwirtschaft<br />
mit Nahversorgung und Lebensqualität<br />
spürbar.<br />
l e b e n s We r t<br />
5
GEMEINDEN & REGIONEN<br />
Land <strong>Steiermark</strong> – Abteilung 16 – Landes und Gemeindeentwicklung<br />
GERNOT AXMANN<br />
Lebendige Zentren<br />
Nachhaltigkeit in der Ortserneuerung<br />
Im Zeitalter der Mega-Einkaufszentren<br />
haben es die klassischen Nahversorger<br />
schwer. Mit den kleinen<br />
Geschäften sterben aber oft auch die<br />
Ortskerne. Es ist also im ureigensten<br />
Interesse der Gemeinden, die Nahversorgungsstrukturen<br />
zu erhalten.<br />
Das größte Problem unserer Dörfer<br />
und Städte ist das Abwandern von<br />
Geschäften an den Rand der Siedlungen.<br />
Den Geschäften folgen nun die<br />
Postämter. Auch die Gasthäuser werden<br />
zugesperrt, da die Gäste keinen Anlass<br />
mehr finden, den Ortskern aufzusuchen.<br />
Dort findet sich nur mehr das Gemeindeamt<br />
(wie oft hat man dort zu tun?) und<br />
das Geldinstitut (Bankomaten gibt es<br />
auch in den Einkaufszentren!). Die Gründe<br />
für den starken wirtschaftlichen<br />
Druck, dem die Handels- und Dienstleistungsunternehmen<br />
in den steirischen<br />
Gemeinden ausgesetzt sind, sind vor allem<br />
bedingt durch eine starke Zunahme<br />
der Verkaufsflächen außerhalb der<br />
Stadtzentren in Verbindung mit der hohen<br />
Mobilität der Konsumenten. Darunter<br />
leidet nicht nur die Angebotsvielfalt.<br />
Durch die drohende Verödung und den<br />
Verlust von Arbeitsplätzen verringert<br />
sich auch die Vitalität und Lebensqualität<br />
der städtischen Zentren.<br />
Neue Unternehmenskonzepte<br />
für Nahversorger<br />
So belebt wie hier in<br />
Straden während des<br />
Straßenspektakels sind<br />
Ortszentren selten. Aber<br />
im Rahmen einer nachhaltigen<br />
Ortserneuerung<br />
mit Maßnahmen zum Erhalt<br />
der Infrastruktur<br />
werden die Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen,<br />
dass die Ortskerne<br />
das bleiben, was sie sein<br />
sollen: die wirtschaftlichen,<br />
sozialen und kulturellen<br />
Zentren der Gemeinden.<br />
Fotos: Gemeinde Straden (2),<br />
Begsteiger (1)<br />
Nahversorger sollen<br />
mit einem attraktiven Angebot<br />
verbunden werden.<br />
In den letzten Jahren hat sich gezeigt,<br />
dass restriktive Maßnahmen etwa im<br />
Rahmen der Raumplanung gegen Einkaufszentren<br />
am Stadtrand allein nicht<br />
ausreichen, um diesem Trend wirksam<br />
entgegenzuwirken. Als Ergänzung dazu<br />
muss daher eine auf Dauer ausgerichtete<br />
wirkungsvolle Strategie entwickelt<br />
werden, um die städtisch geprägten<br />
Ortskerne für den Konsumenten wieder<br />
attraktiv zu machen. Im Idealfall sollen<br />
Nahversorger mit anderen attraktiven<br />
Angeboten verbunden werden: Lebensmittelgeschäft<br />
mit einem kleinen Café,<br />
einer Putzereiübernahmestelle, einem<br />
Postpartner, einer Lotto-Toto-Annahmestelle<br />
und „Shop in shop“ eine<br />
Selbstvermarktungsecke der umliegenden<br />
Bauern. Das Land <strong>Steiermark</strong> unterstützt<br />
in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer<br />
solche Bestrebungen im<br />
Rahmen der Ortserneuerung durch die<br />
Aktion „Lebendige Zentren“. Ziel ist die<br />
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Gemeinden durch eine räumlich<br />
ausgewogene sowie eigenständige und<br />
nachhaltige Entwicklung.<br />
Ein gelungenes Beispiel dafür ist ein<br />
durch die Ortserneuerung gefördertes<br />
Projekt in Straden, welches Mitte November<br />
letzten Jahres eröffnet wurde.<br />
Die Vorgeschichte: Nachdem der letzte<br />
Nahversorger im Ort zugesperrt hatte,<br />
haben sieben Investoren und die Gemeinde<br />
das Gebäude erworben und revitalisiert.<br />
Es wurden 400 m 2 Geschäfts-<br />
6
fläche für verschiedene Wirtschaftstreibende<br />
geschaffen und 15 Wohnungen<br />
sorgen dafür, dass das Zentrum weiterhin<br />
belebt ist. Großzügige Parkflächen<br />
ergänzen die Anlage (17 Parkplätze für<br />
die Wohnungen und 30 öffentliche Parkplätze,<br />
davon 10 als Kurzparkplätze).<br />
Der Stradener Bürgermeister Alfred<br />
Schuster sagte bei der Eröffnung, dass<br />
es heute sehr schwer sei, als Kaufmann<br />
jeder Branche zu bestehen. Er kenne<br />
aber auch die Treue der Bürger und der<br />
Region. „Es liegt ganz bei uns, diesen<br />
Markt zu erhalten“, rief Bürgermeister<br />
Schuster die Bevölkerung auf. Und Direktor<br />
Werner Schmuck von Spar <strong>Steiermark</strong><br />
legte ein Bekenntnis zur Nahversorgung<br />
als wichtigste Aufgabe ab. Diese<br />
Aussagen zeigen, dass hierzulande<br />
das Bewusstsein für eine funktionierende<br />
Nahversorgung sehr ausgeprägt ist,<br />
was für die Zukunft hoffen lässt.<br />
DI Gernot Axmann ist Leiter des Referates<br />
„Revitalisierung und Ortserneuerung“<br />
in der Abteilung 16 (Landes- und Gemeindeentwicklung)<br />
des Amtes der Steiermärkischen<br />
Landesregierung.<br />
E-Mail: gernot.axmann@stmk.gv.at<br />
TIPP<br />
Formulare der Abteilung 15 für<br />
Förderungen im Bereich des<br />
Wohnbaues und der Ortserneuerung<br />
sind unter dem<br />
„www.verwaltung.steiermark.at/<br />
cms/ziel/277576/DE“<br />
herunterzuladen.<br />
Die attraktive Gestaltung der Ortskerne<br />
schafft ein Umfeld, in dem sich gut leben –<br />
und arbeiten – lässt.<br />
Die Aktion<br />
„Lebendige Zentren“<br />
unterstützt die Bemühungen der Gemeinden<br />
und der örtlichen Wirtschaft,<br />
die Ortskerne attraktiver zu gestalten.<br />
Die Höhe der Förderung richtet sich<br />
nach der Eignung des Vorhabens, die<br />
Förderungsziele zu erreichen, nach der<br />
Bedeutung des Vorhabens, der Finanzkraft<br />
des Förderungswerbers, der Möglichkeit<br />
der teilweisen Eigenfinanzierung<br />
sowie nach Maßgabe der vorhandenen<br />
Budgetmittel. Die Auszahlung<br />
von Förderungsmitteln erfolgt aufgrund<br />
der Genehmigung durch die Steiermärkische<br />
Landesregierung, wenn mit der<br />
Zusage der Förderung verbundene Auflagen<br />
und Bedingungen erfüllt sind,<br />
und nach Durchführung der Vorhaben<br />
und Nachweis der Kosten. Zwischenabrechnungen<br />
sind möglich, die Auszahlung<br />
der Förderungsmittel erfolgt aliquot.<br />
Rechnungen werden ab dem Datum<br />
des Ansuchens anerkannt.<br />
ZIELE DER FÖRDERUNG<br />
Initiative<br />
Das Land <strong>Steiermark</strong> unterstützt Vorhaben<br />
und Maßnahmen, die geeignet<br />
sind, nachhaltig die Attraktivität eines<br />
städtisch geprägten Ortskernes für den<br />
Kunden zu erhöhen. Angestrebt wird<br />
ein Mix aus gewerblicher und öffentlicher<br />
Nutzung in Ergänzung mit Wohnnutzung.<br />
FÖRDERUNGSWERBER<br />
• Rechtsträger der Wirtschaft innerhalb<br />
einer steirischen Gemeinde<br />
• steirische Gemeinden<br />
FÖRDERUNGSVORAUSSETZUNGEN<br />
Die förderbaren Maßnahmen sind auf<br />
eine nachhaltige, länger andauernde<br />
positive Auswirkung auf den Ortskern<br />
und seine Betriebe auszurichten. Die<br />
förderbaren Maßnahmen haben auf einem<br />
den Ortskern berücksichtigenden<br />
Konzept zu basieren. Das Örtliche Entwicklungskonzept<br />
ist dabei zu berücksichtigen.<br />
Die Finanzierbarkeit und Realisierbarkeit<br />
der geplanten Maßnahmen ist mittels<br />
eines Finanzplanes zu belegen.<br />
Nicht förderbar sind einmalige Veranstaltungen<br />
sowie seit längerem regelmäßig<br />
veranstaltete Feste, Events u.Ä.<br />
VERFAHREN<br />
Förderungsansuchen sind unter Verwendung<br />
des vom Amt der Steiermärkischen<br />
Landesregierung aufgelegten<br />
Formulars schriftlich an die A15 –<br />
Wohnbauförderung, 8010 Graz, Dietrichsteinplatz<br />
15 unter Anschluss der<br />
erforderlichen Unterlagen einzubringen.<br />
Die A16 prüft die eingelangten Unterlagen<br />
auf ihre Vollständigkeit. Sie kann<br />
vom Förderungswerber ergänzende Informationen<br />
anfordern beziehungsweise<br />
eigenständig Erhebungen durchführen.<br />
FÖRDERUNGSART UND<br />
FÖRDERUNGSHÖHE<br />
Die Förderungshöhe beträgt maximal<br />
10 Prozent der nachgewiesenen Kosten<br />
bis zu einer Höhe von € 100.000,– Förderungsbeitrag<br />
zu den nachgewiesenen<br />
Kosten des Antragstellers im Zuge<br />
von Maßnahmen zugunsten des Ortskernes.<br />
Auf Mittel aus der Ortserneuerung besteht<br />
kein Rechtsanspruch und jede<br />
einzelne Förderung wird durch einen<br />
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung<br />
gewährt. Mit der Förderung<br />
ist auch keine Haftungsübernahme<br />
des Amtes der Steiermärkischen<br />
Landesregierung verbunden.<br />
l e b e n s We r t<br />
7
GEMEINDEN & REGIONEN<br />
Gemeinde Pischelsdorf<br />
Was wir von<br />
den Blattläusen<br />
lernen können<br />
HANS MEISTER<br />
Nachhaltigkeit am Beispiel<br />
der Marktgemeinde Pischelsdorf<br />
Nachhaltiges Leben hat auch viel mit<br />
Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen zu tun. Dabei<br />
kann man viel von der Natur lernen.<br />
Die Gemeinde Pischelsdorf zeigt,<br />
dass Kooperationen auch und gerade<br />
auf Gemeindeebene wichtig sind.<br />
Nachhaltigkeit heißt: „Den Bedürfnissen<br />
der Gegenwart zu entsprechen<br />
und dabei nicht die Möglichkeiten<br />
zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen.“<br />
Ein einfacher Satz, dessen<br />
Umsetzung in die Praxis aber sehr<br />
schwer ist, weil die Wünsche immer<br />
groß und die Prioritäten nicht immer<br />
klar sind. Gerade deswegen ist es so<br />
wichtig, dass die Verantwortungsträger<br />
in den Gemeinden möglichst langfristig<br />
vorausdenken und die Nachhaltigkeit<br />
oberste Priorität hat. Nicht unbedingt<br />
das, was am billigsten ist, ist dauerhaft,<br />
sondern das, was einen dauerhaften<br />
Mehrfachnutzen bringt. Wir brauchen<br />
uns dazu nur in der Natur umzuschauen.<br />
Die Natur kennt nur nachhaltige Systeme<br />
und bedient sich dazu oft ungewöhnlicher<br />
Kooperationen. Eines von vielen<br />
solchen Modellen ist die Zusammenarbeit<br />
zwischen Blattläusen und Ameisen.<br />
So machen es die Blattläuse<br />
Die Blattläuse haben zwei große Probleme:<br />
Sie sind erstens ihren Feinden<br />
schutzlos ausgeliefert und sie produzieren<br />
zweitens so viel Müll, dass sie in ihrem<br />
eigenen Müll relativ bald umkommen<br />
würden. Wie das? Blattläuse sind<br />
Feinschmecker und haben es auf die süßen,<br />
zuckerhaltigen Pflanzensäfte abgesehen.<br />
Mit ihren speziellen Mundwerkzeugen<br />
können sie die pflanzlichen<br />
Leitungsbahnen direkt anzapfen. Ihr<br />
Hauptinteresse gilt aber nicht dem Zucker,<br />
sondern dem Stickstoff, der im<br />
Pflanzensaft ebenfalls in geringer Konzentration<br />
enthalten ist. Um ihren Stickstoffbedarf<br />
zu decken, brauchen sie große<br />
Mengen an Pflanzensaft. Als Abfall<br />
fallen dabei große Mengen von Zucker<br />
an, den sie als so genannten „Honigtau“<br />
ausscheiden. Auf der anderen Seite gibt<br />
es die großen und wehrhaften Ameisen,<br />
die ganz versessen auf Zucker sind. Obwohl<br />
die Ameisen die Blattläuse jederzeit<br />
fressen könnten, geht man eine Zusammenarbeit<br />
ein. Die Ameisen betätigen<br />
sich als Müllabfuhr der Blattläuse<br />
und befreien sie von überschüssigem<br />
Pflanzensaft und verschrecken und vertreiben<br />
gleichzeitig die Feinde der Blattläuse.<br />
So ist beiden geholfen!<br />
Reges Vereinsleben:<br />
Die Marktgemeinde<br />
Pischelsdorf zählt fast<br />
2.500 Einwohner in vier<br />
Katastralgemeinden und<br />
hat 38 Vereine ...<br />
Fotos: Gemeinde Pischelsdorf (3),<br />
Begsteiger (1)<br />
Die Natur kennt nur nachhaltige<br />
Systeme und<br />
bedient sich dazu oft ungewöhnlicher<br />
Kooperationen.<br />
Prinzip der Mehrfachnutzung<br />
Man nennt dies das „Prinzip der Mehrfachnutzung“.<br />
Die Natur praktiziert dieses<br />
Prinzip in allen Bereichen. Auch wir<br />
in Pischelsdorf haben diesbezüglich von<br />
der Blattlaus gelernt und versuchen –<br />
wo es geht – dem Prinzip der Mehrfachnutzung<br />
zu entsprechen.<br />
Beispiel Wirtschaftshof<br />
Ein schönes Beispiel dafür ist der neu errichtete<br />
Wirtschaftshof: Altstoffsam-<br />
8
melzentrum und Bauhof unter einem<br />
Dach: Zusammenarbeit, gegenseitige<br />
Ergänzungen, sinnvolle Aufgabenteilung,<br />
eine gemeinsame Infrastruktur.<br />
1 Objekt – 2 Nutzungen.<br />
Beispiel Feuerwehrhaus und<br />
Musikerheim<br />
Auch hier gibt es eine gemeinsame Infrastruktur<br />
für zwei Nutzungen. Das<br />
bringt ein besseres gegenseitiges Kennenlernen<br />
zwischen Feuerwehrmitgliedern<br />
und Musikern und führt da und dort<br />
zu gemeinsamen Problemlösungen bis<br />
hin zur Zusammenarbeit bei Großprojekten.<br />
Der Gemeinde bringt es darüber<br />
hinaus Kosteneinsparung bei Investitionen<br />
und bei laufenden Kosten.<br />
Beispiel Nahwärme<br />
Seit 1989 betreiben heimische Landund<br />
Forstwirte in Pischelsdorf eine<br />
Nahwärmegenossenschaft, die „Bio-<br />
Energie Pischelsdorf“. Aus heimischem<br />
Holz werden 60 Objekte in Pischelsdorf<br />
mit Wärme aus heimischen Wäldern versorgt,<br />
wobei der Großteil der Arbeiten<br />
von heimischen Firmen durchgeführt<br />
wird. Aus etwa 4.000 srm (Schüttraummeter)<br />
Hackschnitzel werden 2,3 Megawatt<br />
Wärme erzeugt und über ein 4 km<br />
langes Netz verteilt.<br />
Das bringt eine jährliche Einsparung<br />
von rund 1200 Tonnen Kohlendioxid und<br />
300. 000 Litern Heizöl. Für eine Klimabündnisgemeinde<br />
wie Pischelsdorf ist<br />
dies ein wichtiges Signal in punkto<br />
Nachhaltigkeit. Dazu kommt eine Wertschöpfung<br />
von rund 250.000 €, die in<br />
der Region bleiben und die nicht zu<br />
Shell, BP oder zu den Saudis wandern.<br />
Auch hier ist das Prinzip der Blattlaus<br />
klar erkennbar: Alle profitieren davon.<br />
Die Mehrfachnutzung eines Gebäudes für<br />
Feuerwehr und Musikverein eröffnet neue<br />
Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen<br />
den Vereinen.<br />
Beispiel Strom aus Hackschnitzeln:<br />
Kraft-Wärme-Koppelung<br />
Am Anfang stand die Vision, den Strombedarf<br />
für die Straßenbeleuchtung mit<br />
selbst erzeugtem Strom aus heimischen<br />
Hackschnitzeln abzudecken. Wir in<br />
Pischelsdorf und hier wieder die „Bio-<br />
Energie Pischelsdorf“ waren die Ersten<br />
in Österreich, die das schwierige Projekt<br />
der automatisierten Gewinnung von<br />
Holzgas aus Hackschnitzeln, um daraus<br />
Strom zu erzeugen, in Angriff nahmen.<br />
Heute erzeugt die „Bio-Energie Pischelsdorf“<br />
– trotz vieler Rückschläge –<br />
300.000 kWh Strom und als Nebenprodukt<br />
650.000 kWh Wärme, mit der zum<br />
Beispiel im Sommer das ganze Fernwärmenetz<br />
betrieben und die gesamte<br />
Warmwasserbereitung geschafft wird.<br />
Heute verbrauchen wir in Pischelsdorf<br />
insgesamt pro Jahr fast 5000 srm Hackschnitzel<br />
aus heimischen Wäldern; das<br />
entspricht 2500 fm (Festmeter) Holz.<br />
Nachhaltige Konzepte<br />
der Regionen<br />
Ihre Meinung ist<br />
uns wichtig!<br />
Schreiben Sie uns:<br />
roemer@oele-stmk.at<br />
Hackschnitzelheizungen betreiben schon<br />
viele. In Pischelsdorf ist man einen Schritt<br />
weiter gegangen und erzeugt seit 2001 aus<br />
Hackschnitzeln auch Strom.<br />
Nicht das beste Gemeindekonzept<br />
ist entscheidend, sondern<br />
das beste Regionalkonzept.<br />
Das Prinzip der Mehrfachnutzung funktioniert<br />
also. Man braucht dazu die Entschlossenheit,<br />
es anzuwenden, den langen<br />
Atem, es umzusetzen, und die Begeisterung,<br />
es auch anderen begreifbar<br />
zu machen. Das ist nicht immer einfach,<br />
aber es liegt an uns, welchen Stellenwert<br />
wir dem Prinzip der Zusammenarbeit<br />
und der Nachhaltigkeit geben. Es ist<br />
eine Frage der Wertigkeit: Was ist uns<br />
wichtig und wertvoll? Die Entscheidungsfrage,<br />
also wenn es gilt, die endgültige<br />
Entscheidung zu treffen, ist immer<br />
eine Güterabwägung. Was stufen<br />
wir als höherwertiges Gut ein: dass etwas<br />
billig ist, dass es einen mehrfachen<br />
Nutzen bringt, dass es ohne Schwierigkeiten<br />
umzusetzen ist oder dass es eine<br />
nachhaltige positive Wirkung hat?<br />
Wenn wir unsere Regionen etwas von<br />
den globalen Abhängigkeiten entkoppeln<br />
wollen, dann müssen wir nachhaltigen,<br />
regionalen Kooperationen den Vorzug<br />
geben. Nicht das beste Gemeindekonzept<br />
ist entscheidend, sondern das<br />
beste Regionalkonzept. Das entspricht<br />
dem Prinzip der Mehrfachnutzung. Die<br />
Blattläuse und die Ameisen zeigen, wie<br />
es funktioniert. Und niemand soll sich<br />
etwas vormachen, Größe allein ist noch<br />
kein Wert: Denn die Dinosaurier sind<br />
ausgestorben, die großen Wale sind im<br />
Aussterben, während es den Blattläusen<br />
nach wie vor blendend geht.<br />
Ing. Hans Meister ist Vizebürgermeister der<br />
Gemeinde Pischelsdorf und Chefredakteur<br />
der Zeitung „Der fortschrittliche Landwirt“.<br />
E-Mail: gde@pischelsdorf.steiermark.at<br />
l e b e n s We r t<br />
9
GEMEINDEN & REGIONEN<br />
Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
FRANZ SUTTNIG<br />
Jugend-Leben im<br />
EnnsGrimmingLand<br />
Die Verantwortlichen des EnnsGrimmingLandes<br />
setzen ganz bewusst<br />
auf das Thema Jugend. Es geht dabei<br />
nicht vordergründig um ein Reservoir<br />
an Wählern irgendwelcher Couleurs,<br />
sondern ganz einfach darum, den in<br />
der Region lebenden jungen Menschen<br />
Zukunftschancen zu eröffnen.<br />
Zwischen Freizeitgestaltung<br />
und Berufchancen:<br />
Die Themen bei den<br />
Workshops waren breit<br />
gestreut; besonders<br />
wichtig ist den Jugendlichen<br />
der Bereich<br />
„Arbeit-Beruf-Lehre“.<br />
Fotos: EnnsGrimmingLand (4)<br />
Sie nehmen den Schnabel ganz<br />
schön voll. Behaupten geradewegs,<br />
wenn schon nicht das ganze Bundesland,<br />
so zumindest doch zehn Enns-<br />
GrimmingLand-Gemeinden im Sturmlauf<br />
einnehmen zu können. So überzogen<br />
ist es aber nicht, das junge Selbstbewusstsein,<br />
wie es beim ersten Hinschauen<br />
den Anschein hat. Vier Mädchen<br />
aus Weißenbach haben tatkräftig<br />
im Oktober mit Boys und Freunden aus<br />
ihren Cliquen ein cooles erstes EGL-Jugendevent<br />
in der Lassinger Seehalle<br />
aufgestellt. Die Rede ist von Katharina<br />
(16), Sabrina (16), Tanja (16) und Kathrin<br />
(17), die uns hier ihre Erlebnisse schildern:<br />
Von der Jugend für die Jugend<br />
„Die Seehalle Lassing war am Samstag,<br />
den 9. Oktober 2004, Schauplatz<br />
des ersten Jugend-Events der 10-Gemeinden-Initiative<br />
»EnnsGrimming-<br />
Land«. Vom Programm und den Mitwirkenden<br />
her haben wir alles selbst konzipiert<br />
und mussten uns mit unseren<br />
Freunden natürlich als Gastgeber voll in<br />
die Vorarbeiten stürzen. Es hat ja am<br />
Plakat geheißen: »Ein Event von Jugend<br />
für Jugend«. Bereits am frühen Nachmittag<br />
öffnete sich die Seehalle für die ersten<br />
Gäste. Ein Wuzzlerturnier mit attraktiven<br />
Preisen fand bei den sportlich Ehrgeizigen<br />
großes Echo. Das Robin-Hood-<br />
Team Planneralm war mit einem Bogen-<br />
Schießstand vertreten. CD1 Liezen hatte<br />
eine Playstation beigestellt und Einrichtungen<br />
wie AVALON-Verein für soziales<br />
Engagement, das Jugendzentrum Liezen,<br />
youth@work Irdning und<br />
ccw.stainach präsentierten ihre Angebote.<br />
Am Abend ging dann mit rund 300<br />
Youngsters-Gästen musikalisch die Post<br />
ab. »10 o’clock midnigh« aus Lassing,<br />
»Reasons« aus Aigen, »Gigalone« aus<br />
Irdning und die Kult-Band »Azrael« heizten<br />
ordentlich ein. Ohne Alkoholexzesse<br />
und ohne Aggressionen traf sich unsere<br />
Altersgruppe an diesem Auftakt-Samstag,<br />
dem sicher weitere folgen werden.<br />
Dass wir noch in der Nacht nach Ende<br />
der Veranstaltung die Spuren des Events<br />
beseitigt und den uns in dankenswerter<br />
Weise von der Gemeinde und der Wirtefamilie<br />
Mündler überlassenen Saal gereinigt<br />
haben, war mehr konditionsstärkend<br />
als lustig, aber eigentlich selbstverständlich.<br />
Den Reinerlös werden wir<br />
jemandem aus dem EnnsGrimmingLand<br />
zukommen lassen, der es dringend<br />
braucht. Für uns vier und unsere Freunde<br />
ist das bestimmt nicht das letzte<br />
Event gewesen, das wir im EnnsGrimmingLand<br />
für unseresgleichen mitorganisieren<br />
werden. Es ist total cool, selbst<br />
so etwas auf die Beine zu stellen.“<br />
Wie es begann: Jugendworkshops<br />
in Donnersbach<br />
und Lassing<br />
Fünf Monate vorher wurden beim Jugendworkshop<br />
in Donnersbach die Weichen<br />
gestellt, die letztlich zu diesem erfolgreichen<br />
„1. EGL-Jugendtag“ in Lassing<br />
geführt haben. Geplant und organisiert<br />
von der Lenkungsgruppe des Enns-<br />
Grimming-Landes, dem rund 30-köpfigen<br />
Arbeitsteam, das dem Netzwerk der<br />
zehn Bürgermeister beigestellt ist, waren<br />
trotz der kurzfristigen Einladung am<br />
6. Mai 2004 rund 80 junge Menschen<br />
zum Workshop in die Donnersbacher<br />
Mehrzweckhalle gekommen. Bei dieser<br />
ersten Gesprächsrunde mit der Jugend<br />
TIPP<br />
www.ennsgrimmingland.at<br />
10
INFO<br />
300 junge Leute kamen Anfang Oktober 2004<br />
zum ersten Jugend-Event nach Lassing.<br />
Das EnnsGrimmingLand<br />
ist der Zusammenschluss<br />
von zehn Gemeinden im Bezirk<br />
Liezen, um eine gemeinsame<br />
Regionalentwicklung<br />
zu betreiben. Ein Schwerpunkt<br />
ist neben der Zusammenarbeit<br />
im wirtschaftlichen<br />
und kulturellen Bereich<br />
die gemeindeübergreifende<br />
Jugendarbeit.<br />
wurde von den Verantwortlichen des<br />
Enns-Grimming-Landes eine ihrer wichtigsten<br />
Zielgruppen definiert: die im Bereich<br />
der zehn Gemeinden lebenden jungen<br />
Menschen zwischen 14 und etwa 25<br />
Jahren. Im vom örtlichen Donnersbacher<br />
Team um Vizebgm. Karl Zettler und<br />
Traude Kreiner gut vorbereiteten Meeting<br />
gingen die Projektleiterin Gudrun<br />
Gruber von der ÖLE und als Gast der<br />
ÖLE-Koordinator Gerhard Vötsch rasch<br />
und gezielt auf die Intentionen der jungen<br />
Leute ein. Geschickt formulierte Fragen<br />
und Problemkreise animierten die<br />
Jugend zu einer Fülle konkreter und<br />
manchmal für Erwachsene auch überraschender<br />
Aussagen.<br />
Wo drückt diese Generation<br />
der Schuh, was erwartet sie von<br />
den Erwachsenen, wie beurteilt<br />
sie das Zusammenleben der<br />
Generationen, wo würden<br />
sie gerne mittun?<br />
Die Jugendlichen wollen ernst genommen<br />
werden und sind ernst zu nehmen.<br />
Auf die Fragestellungen aus dem vielfältigen<br />
Themenkomplex reagierte das 14-<br />
bis 25-jährige Publikum spontan mit<br />
den Plakatschreibern an den Flipcharts<br />
und hinterließ seine Meinungen und<br />
Vorstellungen. Die umfassende und gezielte<br />
Auswertung der Aussagen und<br />
Vorstellungen wurde unverzüglich von<br />
der Lenkungsgruppe und dem Bürgermeister-Netzwerk<br />
vorgenommen, so<br />
dass sie beim 2. Workshop für die Jugend<br />
am 23. Juni 2004 in Lassing, das<br />
Die Veranstaltung wurde von Jugendlichen<br />
für Jugendliche organisiert. Im Bild die vier<br />
Mitorganisatorinnen Katharina, Sabrina,<br />
Tanja und Katrin.<br />
„Es ist total cool,<br />
selbst so etwas auf die Beine<br />
zu stellen“<br />
unter dem Thema „Wirtschaft“ lief, bereits<br />
zur Verfügung stand. Der hoffnungsvolle<br />
Auftakt in Donnersbach fand<br />
am 23. Juni 2004 in den Clubräumen der<br />
Gemeinde Lassing eine ebenso optimistische<br />
Fortsetzung. Diesmal war das bereits<br />
im Mai geborene „Netzwerk Jugend“<br />
aktiv und setzte sich gemeinsam<br />
mit einer illustren Runde aus den zehn<br />
EnnsGrimmingLand-Gemeinden zu sehr<br />
interessanten Gesprächen zusammen.<br />
Gerhard Vötsch vom ÖLE-Stützpunkt<br />
Bruck/Mur hatte sich des Themenkreises<br />
„Arbeit – Beruf – Lehre“ angenommen.<br />
Das EGL-Jugendnetzwerk erwählte<br />
Thomas Pötsch aus Pürgg/Trautenfels<br />
zum Paten und Gudrun Gruber, die Gesamt-Koordinatorin<br />
des Gemeinden-<br />
Verbundes, nahm sich des Veranstaltungs-Managements<br />
an, das in der Folge<br />
den jungen Leuten Hilfe bei ihren<br />
Event-Plänen geben sollte.<br />
Sich der Stärken und Chancen<br />
bewusst werden …<br />
Bei den Workshops konnte eine Vielzahl<br />
Ideen der Jugendlichen notiert werden,<br />
die wiederum auf Umsetzung warten. So<br />
tauchten im ganz wichtigen Kreis „Arbeit<br />
– Beruf – Lehre“ interessante Fragen<br />
auf wie etwa: Welche Betriebe gibt<br />
es in den zehn Gemeinden und welche<br />
davon könnten Praxisbetriebe sein? Wo<br />
und in welchen Betrieben werden freie<br />
Lehrstellen angeboten? Thomas Pötsch<br />
als Netzwerk-Anlaufstelle skizzierte seine<br />
Vorstellungen des Netzwerk-Denkens<br />
für die einzelnen Gemeinden zur<br />
dort lebenden Zielgruppe Jugend. Im<br />
Grund geht es darum, sich der Stärken<br />
und Chancen bewusst zu werden. Für<br />
Gudrun Gruber war es von Bedeutung,<br />
die ganze Palette der im Gebiet des<br />
Enns-Grimming-Landes agierenden Jugendszene,<br />
der Gruppierungen und Organisationen<br />
auszuloten und in einem<br />
Info-Pool zu sammeln, der dann wieder<br />
als Ideengeber dienen kann. So sollte<br />
das erste EGL-Jugendevent in Zusammenarbeit<br />
mit dem Culturcentrum Wolkenstein<br />
und mit Unterstützung durch<br />
deren Manager Helmut Günther von der<br />
Jugend weitgehend allein geplant, organisiert<br />
und durchgeführt werden – was<br />
zu guter Letzt auch mit Erfolg geschehen<br />
ist!<br />
Franz Suttnig war Gemeindesekretär<br />
von Irdning und ist jetzt im Rahmen des<br />
EnnsGrimmingLandes für die Pressearbeit<br />
zuständig.<br />
E-Mail: franzsuttnig@aon.at<br />
l e b e n s We r t<br />
11
ZUKUNFT & ENTWICKLUNG<br />
Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 13B – Fachstelle für Energie<br />
WOLFGANG JILEK<br />
Schöne neue<br />
Energiewelt?<br />
Das Ende von Öl, Kohle und Gas wird<br />
nicht erst dann kommen, wenn die<br />
Vorräte erschöpft sind. Der Klimawandel<br />
und die steigenden Kosten<br />
werden uns schon vorher dazu zwingen,<br />
den Verbrauch der fossilen<br />
Energieträger drastisch zu senken.<br />
Wir fahren im Urlaub, in der<br />
Freizeit, zum Einkaufen. Unsere Wohnungen<br />
sind wohlig warm, ein Arsenal<br />
von elektrischen Geräten erledigt die<br />
Aufgaben im Haushalt. Am Wochenende<br />
ein Kurzbesuch in London, zumindest<br />
aber in das nahe (40 km) gelegene neue<br />
Einkaufszentrum, wo wir Papayas essen<br />
und aus dem reichhaltigen Angebot<br />
fernöstlicher Läden das Passende aussuchen.<br />
Shopping pur. Selbstverständ-<br />
Derzeit wird weltweit täglich mehr Erdöl verbraucht, als sich in<br />
tausend Jahren gebildet hat, Tendenz steigend ...<br />
Fotos: Fachstelle für Energie (2)<br />
lich. All das braucht Energie, die (selbstverständlich?)<br />
billig zur Verfügung<br />
stand nach der großen, längst vergessenen<br />
Öl- und Energiekrise der 70er Jahre.<br />
Damals durften Autos entweder nur mit<br />
geradem oder nur mit ungeradem Kennzeichen<br />
fahren. Regierungen richteten<br />
Energieberatungsstellen ein, die intensiv<br />
in Anspruch genommen wurden.<br />
Energiepläne entstanden, die den Einsatz<br />
erneuerbarer Energieträger zum<br />
Ziel hatten, bessere Nutzung von Energie<br />
in Heizungsanlagen, Autos, in Industrie<br />
und Gewerbe, bei allem, was Energie<br />
braucht. Der Ölpreis lag bei 40 Dollar<br />
pro Barrel. Vor kurzem lag er über 50<br />
Dollar. Politik und Medien waren bemüht,<br />
uns zu erklären, dass dies nicht<br />
unbedingt mit wirtschaftlichen Konsequenzen<br />
zu verbinden sei. Dass wir andere<br />
Sorgen hätten, harmonisierte Pensionen,<br />
Beschäftigung oder Krankenkassen.<br />
Außerdem würde der Strompreis<br />
dank Liberalisierung sinken, alles<br />
paletti?<br />
Ein PKW, der pro Tag 50 Kilometer fährt, verbraucht<br />
dabei 10.000 kWh/Jahr. Zum Vergleich:<br />
Der jährliche Heizenergieverbrauch eines<br />
modernen Einfamilenhauses (vier Personen)<br />
beträgt 7.500 kWh/Jahr. Foto: Begsteiger<br />
Die Energiezukunft wird<br />
ungemütlich<br />
Energieexperten haben da – weltweit –<br />
so ihre Zweifel, was die zukünftige billige<br />
und gesicherte Versorgung mit Energie<br />
anlangt. In der Tat mehren sich die<br />
Zeichen, die unsere Energiezukunft<br />
höchst ungemütlich aussehen lassen,<br />
sofern sie sich nicht grundlegend ändert.<br />
Der Ölpreis ist nur ein Indikator dafür<br />
und er ist abhängig von lokalen, regionalen<br />
und weltwirtschaftlichen Ereignissen,<br />
von Börsenspekulationen, von<br />
politischen Einflussnahmen und von<br />
Herrn Greenspan. Die Frage der Vorräte<br />
spielt weniger eine Rolle als die nach ihrer<br />
Erschließung (die wegen immer aufwändigerer<br />
Verfahren immer teurer<br />
wird) oder nach der geopolitischen Verteilung.<br />
In China nimmt der Energiebedarf<br />
dank der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
so rasant zu, dass Ressourcen verschiedenster<br />
Art in gigantischen Mengen<br />
benötigt werden, auch Energie.<br />
Oder Stahl, dessen Preis am Weltmarkt<br />
sich in kürzester Zeit verdoppelt hat,<br />
weil jede Chinesin und jeder Chinese<br />
dasselbe Anrecht auf einen hohen Lebensstandard<br />
hat wie wir und dazu noch<br />
einiges aufzuholen ist (der weltweite<br />
Bestand an PKWs müsste dafür in etwa<br />
verdoppelt werden!). Welche Auswir-<br />
12
In Österreich wachsen jährlich 30 Millionen<br />
Kubikmeter Holz zu, wovon derzeit aber nur<br />
zwei Drittel genutzt werden. (im Bild die Biomasse-Anlage<br />
in Hartberg).<br />
Foto: Fachstelle für Energie<br />
kungen das auf die Umwelt hat, können<br />
wir uns ebenso vorstellen, wie dass viel<br />
Energie benötigt wird.<br />
Nach der weltweiten Energiekrise der<br />
70er Jahre hatten sich viele Staaten entschlossen,<br />
Energiesparmaßnahmen zu<br />
setzen und erneuerbare Energie – Sonne,<br />
Biomasse, Wind – verstärkt einzusetzen.<br />
Viel ist von diesen Absichten<br />
nicht übrig geblieben, abgesehen von<br />
positiven Entwicklungen in einigen Bundesländern<br />
bei der Nutzung von Biomasse<br />
und Sonnenenergie. Jetzt werden<br />
alte Pläne wieder hervorgeholt, denn<br />
Experten und politisch Verantwortliche,<br />
die über Legislaturperioden hinaus denken,<br />
sehen einiges Ungemach auf uns<br />
zukommen: Die Kosten fossiler Energieträger<br />
steigen tendenziell, ebenso die<br />
von Strom. Was nicht jedem bewusst ist,<br />
ist die als katastrophal zu bezeichnende<br />
Situation der europäischen Stromversorgung.<br />
In den nächsten Jahrzehnten<br />
sind Investitionen von mehreren 100<br />
TIPP<br />
Wissenswertes über Finanzierungsmodelle,<br />
Contracting und Förderungen<br />
für erneuerbare Energieträger<br />
findet man auf der Homepage der<br />
Energieverwertungsagentur<br />
unter „www.eva.ac.at/themen/<br />
finanzierung_index.htm“.<br />
Unter „www.energie.steiermark.at“<br />
sind Informationen zum Thema<br />
Energie in der <strong>Steiermark</strong> zu finden.<br />
Teuer! – aber Marktstudien gehen bei Photovoltaik-Anlagen<br />
von Preissenkungen um bis zu<br />
75 % in den nächsten 20 Jahren aus.<br />
Foto: Römer<br />
Milliarden Euro notwendig, um den steigenden<br />
Strombedarf zu decken, und<br />
selbst wenn das Geld aufgebracht wird:<br />
Bezahlen wir die künftigen<br />
höheren Strompreise mit niedrigeren<br />
Pensionen? Stellen wir die<br />
neuen Kraftwerke morgen<br />
dorthin, wo wir sie heute keinesfalls<br />
dulden würden?<br />
Natürlich können wir diese Probleme<br />
nicht einfach durch den Einsatz erneuerbarer<br />
Energie lösen, aber einen erheblichen<br />
Teil davon. In den meisten Fällen<br />
kann man eine Wohnung, ein Gebäude<br />
statt mit Erdöl oder Erdgas auch mit Biomasse<br />
erwärmen, das Warmwasser mit<br />
Solarenergie bereiten. Betriebskosten?<br />
Die liegen, wenn man dazu Pellets oder<br />
Hackgut verwendet, in der Regel schon<br />
heute niedriger als bei der Verwendung<br />
fossiler Energieträger. Höhere Investitionen?<br />
Stimmt, denn die Technologie ist<br />
noch nicht so verbreitet, die Stückzahlen<br />
von Pelletskesseln sind – europaweit<br />
gesehen – noch weit unter denen<br />
von Öl- und Gaskesseln, aber sie holen<br />
auf (in einigen Bundesländern wurden<br />
während der letzten Jahre bereits mehr<br />
Pellets- als Ölkessel verkauft).<br />
Förderungen für erneuerbare<br />
Energieträger<br />
Zwar sind Pellets- und Hackschnitzelheizungen<br />
noch teurer als ihre fossilen<br />
Gegenüber, aber sie werden in den<br />
meisten Ländern mittlerweile gestützt<br />
von diversen Förderungsmaßnahmen,<br />
die die Differenz der Investition deutlich<br />
verringern. Das Vorhandensein dieser<br />
Förderungen zeigt zumindest eines:<br />
Man hat erkannt, dass der Einsatz erneuerbarer<br />
Energieträger ein Gebot der<br />
Stunde ist. Biomasseheizungen und Solaranlagen<br />
werden gefördert, in jedem<br />
Bundesland existieren dazu unterschiedliche<br />
Bestimmungen, zusammengefasst<br />
findet man sie unter<br />
„www.eva.ac.at/themen/finanzierung_<br />
index.htm“. Ursprünglich wurden diese<br />
Förderungen aus Gründen des Umweltschutzes<br />
entwickelt, da fossile Energieträger<br />
wegen ihrer Kohlendioxidemissionen<br />
das Klima belasten und uns damit<br />
eine Reihe von Problemen bescheren,<br />
die ohnehin ausführlich in den Medien<br />
diskutiert werden, heute sind erneuerbare<br />
Energieträger für die Versorgungssicherheit<br />
sinnvoller denn je. Die Entwicklung<br />
der Technologien für Biomasse-<br />
und Solarnutzung hat eine weitere<br />
positive Seite: Durch strenge Umweltauflagen<br />
sind die in Österreich entwickelten<br />
Anlagen qualitativ im Spitzenfeld<br />
Europas. Das macht sich in steigenden<br />
Exportzahlen bemerkbar, österreichische<br />
Anlagen sorgen für einen der am<br />
stärksten wachsenden Wirtschaftsbereiche,<br />
Öko-Technologie. Noch sind die<br />
Chancen gegeben, durch einen Umstieg<br />
auf erneuerbare Energie und durch<br />
deutlich effizienteren Energieeinsatz,<br />
allerdings aber auch durch Verzicht auf<br />
einen übertriebenen Komfort die Energiezukunft<br />
in den Griff zu bekommen<br />
und nicht nur die Versorgung sicherzustellen,<br />
sondern auch eine im Sinne des<br />
Umweltschutzes lebenswerte Zukunft<br />
zu erhalten.<br />
DI Wolfgang Jilek ist Energiebeauftragter<br />
des Landes <strong>Steiermark</strong>.<br />
E-Mail: wolfgang.jilek@stmk.gv.at<br />
l e b e n s We r t<br />
13
WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />
Lebensressort <strong>Steiermark</strong><br />
HELMUT RÖMER<br />
Holz ist einer der wenigen in Österreich<br />
nachhaltig zur Verfügung<br />
stehende Rohstoffe, ein wertvoller<br />
Energieträger und ein moderner Baustoff.<br />
Ende November wurde in Graz<br />
die „Steirische Holzbau-Charta“<br />
unterzeichnet.<br />
Zukunft – Holzbau<br />
Steirische Holzbau-Charta – ein Bekenntnis<br />
zur verstärkten Nutzung von Holz<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist Österreichs<br />
waldreichstes Bundesland mit einem<br />
Flächenanteil von über 60 Prozent.<br />
Durch diesen hohen Waldanteil hat der<br />
Lebensraum Wald für die <strong>Steiermark</strong><br />
eine besondere Bedeutung – auch für<br />
den Arbeitsmarkt und für die Handelsbilanz.<br />
Rund 54.000 Menschen leben in<br />
der <strong>Steiermark</strong> von der Waldbewirtschaftung<br />
und Verarbeitung von Holz.<br />
Dennoch ist in der <strong>Steiermark</strong> der Holzzuwachs<br />
größer als die tatsächliche<br />
Nutzung. „Diesen wertvollen Rohstoff<br />
noch besser zu nutzen ist nicht nur ein<br />
umweltpolitisches, sondern generell ein<br />
gesellschaftliches Anliegen“, sagte Landesrat<br />
Johann Seitinger anlässlich der<br />
Ende November stattgefundenen Enquete<br />
„Zukunft Holzbau“ in der Seifenfabrik<br />
Graz. „Holz ist ein moderner,<br />
nachhaltiger Bau- und Energiestoff und<br />
vermittelt Wärme und Wohlbehagen. In<br />
Zukunft liegen im steirischen Wohnbau<br />
die Schwerpunkte im vermehrten Einsatz<br />
von Holz als Baustoff und in der<br />
weiteren Forcierung von erneuerbaren<br />
Energieträgern“, ist Seitinger überzeugt.<br />
„Die verstärkte Nutzung von<br />
Holz aus heimischen Wäldern<br />
schafft besseres Klima, mehr Lebensqualität,<br />
sichert Arbeitsplätze<br />
und steigert das Wirtschaftswachstum,<br />
insbesondere<br />
im ländlichen Raum.“<br />
Steirische Holzbau-Charta<br />
Der Anteil von Holzbauten<br />
im steirischen Wohnbau<br />
soll auf 20 Prozent<br />
erhöht werden. Im Bild<br />
eine Wohnanlage in<br />
Trofaiach.<br />
Fotos: Begsteiger (2), proHolz (1),<br />
Frankl (1)<br />
Der Holzbau ist auch eine regionale<br />
Chance und trägt dazu bei, die Wertschöpfung<br />
in unserem Land zu steigern.<br />
Holz ist gemeinsam mit Tourismus in der<br />
<strong>Steiermark</strong> ein wichtiger Wirtschaftsträger.<br />
Aus diesem Grund unterstützt auch<br />
Wirtschaftskammer-Präsident Peter<br />
Mühlbacher die Holzbau-Charta. „Die<br />
Steirische Holzwirtschaft erwirtschaftet<br />
einen jährlichen Umsatz von mehr als<br />
vier Milliarden Euro. Aufgrund des hohen<br />
Exportanteiles ist diese Branche einer<br />
der größten Devisenbringer des Landes“,<br />
meint Wirtschaftskammer-Präsident<br />
Peter Mühlbacher. Für Elisabeth<br />
Leitner, Vizepräsidentin der steirischen<br />
Landwirtschaftskammer, steht das Einkommen<br />
für die Waldbauern im Vordergrund.<br />
„Mehr als 35.000 steirische<br />
Forstwirte leben mit ihren Familien von<br />
der Arbeit im Wald, den sie seit Generationen<br />
nachhaltig bewirtschaften. Insbesondere<br />
für die Bergbauern ist der<br />
Wald zur Sicherung ihrer Existenz unverzichtbar“,<br />
führt Vizepräsidentin Leitner<br />
aus. Daher sei es auch für die Landwirtschaftskammer<br />
ein Anliegen, die Holzbau-Charta<br />
mit zu unterzeichnen.<br />
Wirtschaftsfaktor Holz<br />
Mit der Erhöhung des Holzabsatzes soll<br />
aber auch die Professionalisierung und<br />
damit die Wertschöpfung der Betriebe<br />
entlang der „Wertschöpfungskette“<br />
vom Forst über die Sägeindustrie bis zu<br />
den Zimmerern oder Tischlern gesteigert<br />
beziehungsweise verbessert werden.<br />
„Die Initiative von Landesrat Johann<br />
Seitinger, den Holzanteil im Wohnbau<br />
auf 20 Prozent zu steigern, stellt einen<br />
Glücksfall dar. Damit setzt die <strong>Steiermark</strong><br />
eine wesentliche Initialzündung<br />
für die wirtschaftliche Entwicklung, vor<br />
allem der ländlichen Regionen, denn<br />
dort sind die steirischen Holzunternehmer<br />
angesiedelt, dadurch werden Arbeitsplätze<br />
gesichert und neue geschaffen“,<br />
sagte der Obmann von ProHolz, DI<br />
Heinz Gach. Das Ziel der Steirischen<br />
Holzbau-Charta ist es, die Verwendung<br />
von Holz in der <strong>Steiermark</strong> signifikant zu<br />
steigern. Landesrat Seitinger ruft zur Zusammenarbeit<br />
auf: „Wir brauchen starke<br />
Partner, um das Ziel der Steirischen<br />
Holzbau-Charta erreichen zu können.<br />
Architekten, Lobbyisten, Bauunternehmer<br />
und Forscher an den Universitäten<br />
sind aufgerufen, diese Holzbau-Charta<br />
mit zu tragen.“<br />
14
Die Steirische Holzbau-Charta<br />
ist ein Bekenntnis zur verstärkten<br />
Nutzung von Holz.<br />
Das Ziel der Steirischen Holzbau-Charta ist, den<br />
Verbrauch von Holz und Holzprodukten in der<br />
<strong>Steiermark</strong> signifikant zu steigern und die damit<br />
verbundene Wertschöpfung im Land zu erhalten.<br />
Dies kann nur erreicht werden, wenn bei allen<br />
Entscheidungsträgern, insbesondere den Wohnbauträgern<br />
und Gemeindevertretern, Vertrauen<br />
und Bewusstsein geschaffen werden. Alle Beteiligten<br />
sollen ihre Kräfte bündeln und im Rahmen<br />
ihrer Möglichkeiten mit konkreten Maßnahmen<br />
zur Steigerung des Holzabsatzes beitragen.<br />
Die Unterzeichneten erklären sich bereit, in ihrem<br />
Entscheidungsbereich den Landesrat in seinen<br />
Bestrebungen nach einem verstärkten Holzeinsatz<br />
durch folgende Bekenntnisse zu unterstützen:<br />
Öffentliches Bekenntnis zu Holz<br />
und Holzprodukten<br />
Bund, Länder und Gemeinden sollen durch öffentlichkeitswirksames<br />
Eintreten für eine stärkere<br />
Holzverwendung Vorbildfunktion entfalten.<br />
Alle davon betroffenen Wirtschaftsbereiche<br />
erklären sich bereit, diese Strategie mitzutragen<br />
und zusammen den steirischen Holzbau<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Nachhaltigkeitskriterien für Bauprojekte<br />
Schon bei der Auftragsvergabe sollen nicht<br />
nur die Investitionskosten, sondern auch alle<br />
mit dem Einsatz von nachhaltigen Baustoffen<br />
verbundenen positiven Effekte mitberücksichtigt<br />
werden.<br />
Unterzeichnung der Steirischen Holzbau-Charta (ProHolz-Obmann<br />
DI Heinz Gach, Vizepräsidentin der Landeskammer für Land- und<br />
Forstwirtschaft Elisabeth Leitner, Landesrat Johann Seitinger und<br />
Wirtschaftskammer-Präsident Peter Mühlbacher, v.l.n.r.).<br />
Bestehende Hemmnisse abbauen<br />
und zukünftige verhindern<br />
Ungerechtfertigte Einschränkungen, die gegen<br />
den Einsatz von Holz abzielen, sollen beseitigt<br />
werden.<br />
Dies könnte durch eine stärkere Beteiligung<br />
der Vertreter der Holzwirtschaft und Wissenschaft<br />
in den entsprechenden Gremien erreicht<br />
werden.<br />
Vorrang für den Einsatz<br />
erneuerbarer Energieträger<br />
Der Einsatz von fossilen Energieträgern soll<br />
bei allen neu zu errichtenden Heizungssystemen<br />
in öffentlichen Gebäuden sowie im gesamten<br />
geförderten Wohnbau vermindert<br />
werden.<br />
Zur Umsetzung dieser Ziele soll eine Steuerungsgruppe,<br />
die sich aus Vertretern der einzelnen Interessengruppen<br />
zusammensetzt, eingerichtet<br />
werden. Die Steuerungsgruppe soll Maßnahmen<br />
definieren, Lösungen suchen, diese umsetzen<br />
und die Zielerreichung kontrollieren.<br />
Die Unterzeichner der Charta erklären sich bereit,<br />
die Strategie zu unterstützen und alle zwei<br />
Jahre die verfügbaren Statistiken zur Verfügung<br />
zu stellen, die eine Evaluierung der Zielerreichung<br />
für die Steuerungsgruppe möglich machen.<br />
l e b e n s We r t<br />
15
WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />
ProHolz <strong>Steiermark</strong> – PR<br />
JÜRGEN DOBLER<br />
Bauen auf dem Holzweg?<br />
Was Sie schon immer über Vorurteile gegen<br />
den Holzbau wissen wollten<br />
Die Argumente gegen das Bauen mit<br />
Holz sind so alt, wie sie falsch sind.<br />
Vier Gründe gegen diesen Baustoff<br />
und warum sie nicht stimmen …<br />
1.Holz brennt!<br />
Ja, Gott sei Dank! Denn sonst hätten wir<br />
kein umweltfreundliches, CO 2 -neutrales<br />
Brennholz.<br />
Als Baustoff hingegen bietet Holz gegenüber<br />
allen anderen Baumaterialien<br />
ein berechenbares Brandverhalten.<br />
Weichholz brennt 0,7 mm pro Minute<br />
und Hartholz 0,5 mm pro Minute ab (abhängig<br />
von der Dicke). Durch die Bildung<br />
der Holzkohleschicht schützt sich<br />
Holz selbst und schirmt seinen Kern vor<br />
allzu hoher Temperatur ab und erhält so<br />
im Brandfall seine Tragfähigkeit. Stahl<br />
verliert zum Beispiel ab 350 Grad Celsius<br />
seine Festigkeit (diese Temperatur<br />
ist bei einem Normbrand schon nach<br />
5 Minuten erreicht!) und bricht ohne erkennbare<br />
Vorzeichen zusammen. Holz<br />
hingegen warnt vor dem endgültigen<br />
Zusammenbruch mit Knarren und<br />
Knacksen, wie jeder Feuerwehrmann<br />
bestätigen kann. So musste mancher<br />
Stahlträger mit Holzummantelungen<br />
vor Hitzeeinwirkung für den Brandfall<br />
geschützt werden, um die entsprechende<br />
Brandschutzanforderung zu erfüllen.<br />
Wussten Sie das?<br />
2. Das Barackenimage<br />
Das Vorurteil, Holzhäuser seien Baracken,<br />
stammt aus der Zeit, als die ersten<br />
vorgefertigten Holzbauten zum Einsatz<br />
Holzhäuser sind<br />
winddicht, warm und<br />
schallgedämmt.<br />
kamen. Natürlich geschah dies immer zu<br />
äußerst schwierigen Zeiten, wie Kriegen<br />
oder Naturkatastrophen. Die ersten Lazarettbaracken<br />
wurden während der<br />
Türkenkriege 1788 von Wien nach Slowenien<br />
transportiert und aufgebaut, um<br />
die tausenden Verwundeten aufzunehmen.<br />
Dann in den Nachkriegszeiten, wo<br />
größte Wohnungsnot herrschte und<br />
Aussiedler und Flüchtlinge größten<br />
Wohnbedarf hatten, wurden Baracken<br />
aus dem Boden gestampft. Die Kriterien<br />
waren: leicht zerlegbar, transportierbar,<br />
wieder verwendbar, schnell gebaut mit<br />
vorhandenen Materialien und letztendlich<br />
billig. Die Assoziation Holzbau – Lazarett<br />
– Barackenprovisorium hält in<br />
Mitteleuropa bis in unsere Zeiten an.<br />
Nur das massiv gebaute Haus galt als<br />
vollwertig und dauerhaft. In Ländern,<br />
die von den Weltkriegen verschont wurden,<br />
hat der Holzbau seinen Marktanteil<br />
Holzhäuser bieten höchste Wohnqualität bei<br />
besten Dämmeigenschaften.<br />
Fotos: proHolz, Holzbaupreis 2003 (5)<br />
von bis zu 90 Prozent nie verloren. Nur<br />
hat das moderne Holzhaus mit dieser<br />
Art Baracke aber auch gar nichts mehr<br />
gemeinsam: Holzhäuser sind winddicht,<br />
warm und schallgedämmt.<br />
Holzhäuser<br />
• sind wesentlich besser gedämmt und<br />
somit in der Regel Niedrigenergiehäuser;<br />
• sind keim- und virusfreier als Massivbauten<br />
(Holz baut Keime an der Oberfläche<br />
ab).<br />
Holz<br />
• reguliert Luftfeuchtigkeit, ist atmungsaktiv,<br />
absorbiert Schadstoffe<br />
und riecht gut;<br />
• ist antistatisch, das heißt, Sie bekommen<br />
keinen Schlag am Türgriff;<br />
• erzeugt keine Baufeuchte und muss<br />
nicht trockengewohnt werden;<br />
16
Beim Bauen ist Zeit<br />
im wahrsten Sinn des<br />
Wortes Geld: Durch den<br />
hohen Anteil an vorgefertigten<br />
Bauteilen ist<br />
Holz ein Garant für<br />
schnelles Bauen auch<br />
bei größeren Objekten<br />
wie Firmengebäuden<br />
oder Geschossbauten<br />
(Bild unten).<br />
• wirkt sich äußerst positiv auf die Psyche<br />
des Menschen aus.<br />
Wussten Sie das?<br />
3. Der Schallschutz<br />
In einem Holzhaus ist der Schallschutz<br />
gerade im Einfamilienhausbau kein Problem<br />
mehr. Durch verbund- beziehungsweise<br />
mehrschalige Bauweisen ist es<br />
gelungen, auch im Holzbau Schalldämmwerte<br />
bis zu 60 dB zu erreichen<br />
(gleich wie im Massivbau), wobei natürlich<br />
auch die Planer gefordert sind, Wärme-<br />
und Schallbrücken zu verhindern.<br />
Aber auch im Geschoßwohnbau kommt<br />
es zu einem Aufschwung von Holzbauten,<br />
die, bedingt durch:<br />
• einen hohen Vorfertigungsgrad<br />
• verbunden mit kürzesten Bauzeiten<br />
• bei gleichen Baukosten, aber vielen<br />
Vorteilen für die Bewohner und die<br />
Umwelt<br />
wieder am Bausektor Fuß fassen.<br />
Wussten Sie das?<br />
4. Der notwendige Holzschutz<br />
Im Wohnhausbau kann auf chemischen<br />
Holzschutz grundsätzlich verzichtet<br />
werden, vorausgesetzt es wird richtig<br />
geplant und gebaut. Der Schutz des Holzes<br />
sollte sich primär auf den konstruktiven,<br />
d.h. baulichen Bereich beschränken.<br />
Unter baulichem Holzschutz versteht<br />
man alle konstruktiven Maßnahmen,<br />
die verhindern, dass Holz mit zu<br />
viel bleibender Feuchtigkeit beaufschlagt<br />
wird. Dachüberstände, senkrechte<br />
hinterlüftete Verschalungen,<br />
mindestens 30 cm hohe Sockel im<br />
Spritzwasserbereich, Tropfkanten und<br />
Dampfbremsen verhindern, dass sich<br />
Feuchtigkeit im Bauteil niederschlägt<br />
und nicht wieder austrocknen kann.<br />
Eine angeregnete, hinterlüftete Holzfassade<br />
trocknet unbeschadet wieder ab!<br />
Holz schützt sich auch hier durch den<br />
Aufbau der silbergrauen Patina, die den<br />
besten UV-Filter darstellt, weshalb man<br />
auch Flugzeuge silbergrau spritzt. Tierische<br />
Schädlinge benötigen mehr als<br />
10 %, Pilze mehr als 25 % bis 30 %<br />
Feuchtigkeit um zu überleben. Holz im<br />
beheizten Innenbereich weist jedoch in<br />
der Regel nur 7 % bis 9 %, im Außenbereich<br />
nur 15% Feuchtigkeit auf. Schädlinge<br />
sind deshalb großteils auf falsche<br />
Holzanwendung zurückzuführen (Verwendung<br />
von nassen Bauholz, keine<br />
Isolierung gegen das Erdreich usw.). Die<br />
besten Beispiele für baulichen Holzschutz<br />
sind die jahrhundertealten Holzbauwerke,<br />
die bis heute noch unser<br />
Auge erfreuen und die ohne chemischen<br />
Holzschutz auskommen.<br />
Wussten Sie das?<br />
Sollten für Sie noch immer Gründe dagegen<br />
sprechen, Ihr Haus aus Holz zu bauen,<br />
so wenden Sie sich an pro:Holz <strong>Steiermark</strong>.<br />
Dort erfahren Sie alles Wissenswerte<br />
rund um den Baustoff Holz.<br />
Tel.: 0316/601/528 oder im Internet unter<br />
www.proholz-stmk.at<br />
Sollten Sie Unterstützung bei der Argumentation<br />
in der Planung oder Durchführung von<br />
Holzbauten in Ihrer Gemeinde benötigen,<br />
wenden Sie sich an pro:Holz <strong>Steiermark</strong>.<br />
8021 Graz, Körblergasse 111-113<br />
Tel. 0316/601-528 (Fax DW 1292)<br />
E-Mail: office@proholz-stmk.at<br />
www.proholz-stmk.at<br />
l e b e n s We r t<br />
17
WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />
Marktgemeinschaft Steirischer Wein<br />
Der Junker<br />
Ein Wein – unwiderstehlich steirisch<br />
ELISABETH JÖBSTL-ARBEITER<br />
1987 wurde der hochwertige Jungwein<br />
als „Junker“ erstmals in Graz<br />
präsentiert. 17 Jahre später ist der<br />
Junker eine Erfolgsmarke, die weit<br />
über unsere Grenzen bekannt ist<br />
und für die Qualität unserer Winzer<br />
steht.<br />
Darf das denn sein? Die Tage<br />
sind müde, das Jahr fast verbraucht, es<br />
wird immer schwerer, Gutes von bloß<br />
Nachgeahmtem zu unterscheiden, und<br />
da kommt der Junker – elegant, frisch,<br />
leicht – und schmeckt dazu noch einfach<br />
unwiderstehlich. Darf das denn sein? Es<br />
darf. Denn zum einen ist der Junker ein<br />
edler, junger Markenwein aus der <strong>Steiermark</strong>,<br />
dessen Erfolge für sich sprechen.<br />
Und zum anderen produzieren<br />
mittlerweile mehr als 300 Weinbauern<br />
den steirischen Junker und unterwerfen<br />
sich dafür den gestrengen Qualitätskriterien<br />
der Marktgemeinschaft Steirischer<br />
Wein. So tragen also nur hochwertige<br />
Produkte den Namen Junker. Und<br />
wie tragen sie ihn? Mit Recht und mit<br />
Stolz.<br />
1,5 Millionen Flaschen Junker<br />
bedeuten Rekord<br />
„Jeder Junkerbauer bürgt mit seinem<br />
Namen am Etikett. Wir kontrollieren<br />
sehr streng und stellen sicher, dass nur<br />
die beste Qualität gefüllt wird“, sagt<br />
Willi Sattler, Sprecher der Marktgemeinschaft<br />
Steirischer Wein, „und trotzdem<br />
kommen wir 2004 auf mehr als 1,5 Millionen<br />
Flaschen.“ Gemeint sind damit natürlich<br />
die eleganten Glasgefäße, anhand<br />
derer man den echten Junker aus<br />
der <strong>Steiermark</strong> von Scharlatanen unterscheiden<br />
kann, und nichts sonst. Denn<br />
einen richtigen Edelmann erkennt man<br />
an seiner Aufmachung. Den Junkerhut<br />
trägt er auf dem Etikett und der Kapsel,<br />
dazu das „R“ der registrierten Marke.<br />
Und schon kann man sicher sein, dass<br />
eine heimische Legende nur darauf wartet,<br />
durch viele Vorzüge zu punkten: Ein<br />
echter Junker ist stets ein Qualitätswein,<br />
der bereits im Jahr der Ernte in die Flasche<br />
kommt. Genau wie beim Humor<br />
liebt es der Junker trocken und weist lediglich<br />
einen Restzucker von vier Gramm<br />
pro Liter auf. Und da im Junker die<br />
schönsten Erinnerungen an den Sommer<br />
stecken, schmeckt er frisch, jugendlich<br />
und fruchtig, das wunderbare Ergebnis<br />
des Ausbaus im Stil der steirischen<br />
Klassik. So bezaubert er nicht nur<br />
durch Qualität und Geschmack, sondern<br />
auch mit Leichtigkeit: Mehr als 12 % vol.<br />
Alkohol weist kein Junker auf.<br />
Der Teufel und der Junker<br />
Einer alten Sage zufolge soll der Teufel<br />
auf der Suche nach einer jungen Seele in<br />
der Südsteiermark Station gemacht haben.<br />
Ein findiger Weinbauer aber trickste<br />
den Teufel mit Hilfe seines köstlichen<br />
Jungweins aus, und schon war der Junker<br />
geboren. Gesichert fest steht allerdings,<br />
dass steirische Weinpioniere den<br />
ersten Jungwein mit dem Namen Junker<br />
1987 in Graz präsentierten. Eine kleine<br />
Gemeinschaft von Winzern hatte sich<br />
zum Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige<br />
Jungweine zu produzieren. 17 Jahre später<br />
kennt und schätzt der gesamte<br />
deutschsprachige Raum den Junker,<br />
und die alljährlichen Präsentationen<br />
des edlen steirischen Jungweins zählen<br />
im In- und Ausland zu den Höhepunkten<br />
der Saison. Allein zur Präsentation des<br />
Junkers im bierverliebten München erschienen<br />
heuer 800 begeisterte Gäste.<br />
Ein Tag im Leben des Junkers<br />
Junker werden ist schwer, dafür sorgen<br />
die rigorosen Qualitätskriterien. Junker<br />
sein aber ist auch nicht leicht. Denn mittlerweile<br />
ist der Junker so beliebt, dass er<br />
den Prosecco bei Geburtstagsfeiern im<br />
Büro abgelöst hat. Bei keiner Jause fehlt<br />
der Junker mehr, bei so gut wie allen<br />
Abendessen findet er sich ein. Und dann<br />
ist er noch gern gesehener Gast bei festlichen<br />
Gelegenheiten wie Bällen, Feiern,<br />
gemütlichen Abenden in Bars oder dem<br />
gemeinsamen Abend zu Hause. Der Junker<br />
weiß um seine Qualität, bringt gerne<br />
Frische und Leichtigkeit zu jedem Anlass<br />
und bleibt dabei vor allem eines: unwiderstehlich.<br />
Und unwiderstehlich steirisch.<br />
Elisabeth Jöbstl-Arbeiter ist Mitarbeiterin der<br />
„Marktgemeinschaft Steirischer Wein“<br />
E-Mail: joebstl@steirischerwein.at<br />
8010 Graz, Hamerlinggasse 3<br />
Hunderte Gäste ließen sich<br />
den heurigen Junker bei den<br />
festlichen Premieren am 10.<br />
November 2004 schmecken.<br />
Auch die Junkerpräsentation<br />
in Graz mit Ehrengästen aus<br />
Politik und Wirtschaft war ein<br />
toller Erfolg.<br />
Fotos: Marktgemeinschaft (2)<br />
Tel. 0316/8050-1438 (Fax DW 1340)<br />
18
2004 war ein gutes Jahr. Nicht zuletzt<br />
deshalb, weil sich 13 Unternehmer<br />
im WIN-Business-Training zu<br />
Nachhaltigkeitsmanagern ausbilden<br />
ließen. Und auch 2005 bietet erneut<br />
eine interessante Chance, Zukunftssicherheit<br />
zu trainieren.<br />
WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />
Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 19D – Abfall und Stoffflusswirtschaft<br />
Sichere Zukunft lässt<br />
sich trainieren<br />
KURT SCHAUER<br />
WIN-Business-Training führt zu<br />
erfolgversprechender Marktposition<br />
Die Wirtschaftsaussichten sind<br />
nicht gerade rosig, der Wirtschaft geht’s<br />
schlecht, die Jobs sind unsicher, wer<br />
weiß, was kommt? Solche oder ähnliche<br />
Aussagen mehren sich. Die zunehmende<br />
Globalisierung, hoher Konkurrenzdruck<br />
und rasch wechselnde Kundenforderungen<br />
sorgen tatsächlich für schärferen<br />
Wind in der steirischen Wirtschaft.<br />
In dieser Situation unterstützt die „Wirtschafts-Initiative<br />
Nachhaltigkeit“ (WIN)<br />
die Unternehmer mit einem ganz speziellen<br />
Weiterbildungsprogramm, dem<br />
„WIN-Business-Training“. Von der Jungunternehmerin<br />
bis zum KFZ-Betriebschef,<br />
vom Dienstleister bis zum Stahlbauer,<br />
vom regional tätigen Betrieb bis<br />
zum international agierenden Spezialmaschinenbauer<br />
– diese Menschen haben<br />
eines gemeinsam: Durch die Teilnahme<br />
am WIN Business Training stärkten<br />
sie die Einzigartigkeit ihres Unternehmens.<br />
Von März bis September 2004<br />
haben sich 13 Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer und Führungskräfte zu<br />
vier zweitägigen Klausuren im Kulturund<br />
Gemeindezentrum Ebersdorf getroffen<br />
und an ihrem individuellen Zukunftskonzept<br />
gearbeitet.<br />
Lernen, um gut zu leben<br />
Durch das gesamte Programm führten<br />
Dr. Kurt Schauer und Mag. Birgit Neges<br />
von der Wallner & Schauer GmbH. Zur<br />
Vertiefung wurden darüber hinaus in jeder<br />
Klausur Experten eingeladen. Im<br />
ersten Modul des WIN-Business-Training<br />
stimmte Nachhaltigkeits-Experte<br />
Dr. Heinz Peter Wallner mit unternehmerischen<br />
Visionen, Werteverpflichtungen<br />
und strategischen Analysen auf die Arbeit<br />
ein. Prof. Dr. Josef Scheff, Cluster-<br />
Experte und Personalentwickler, arbeitete<br />
in der zweiten Klausur am heißen<br />
Thema Mitarbeiterführung, -einbindung<br />
und -motivation. Das Modul 3 widmete<br />
Wie richte ich mein Unternehmen nachhaltig<br />
erfolgreich aus? Beim WIN Business Training<br />
erfahren Unternehmer, wie es geht …<br />
Foto: Schauer<br />
Ich sehe die nachhaltige und langfristige Orientierung<br />
als einen sehr wichtigen Gegenpol zum<br />
kurzfristigen Denken und Handeln, wie es vordergründig<br />
in internationalen Konzernen der<br />
Fall ist. Im Dialog mit den Vertretern unterschiedlicher<br />
Branchen konnten wir unterschiedliche<br />
Zugänge zu Thema und Lösungsansätzen<br />
erarbeiten.<br />
DI Johann Werl,<br />
Rosendahl Maschinengesellschaft mbH (Pischelsdorf)<br />
sich der Umsetzung der nachhaltigen<br />
Unternehmenskonzepte. Prof. Dr. Martin<br />
Schoiswohl, Experte für Identität und<br />
Marktkommunikation, bearbeitete mit<br />
den Kursteilnehmern die Themen Marketing<br />
und Kommunikation. Unternehmensberater<br />
und Wirtschaftskammerfunktionär<br />
Obmann-Stv. DI Heinz Michalitsch<br />
nahm sich des wichtigen Feldes<br />
der Finanzierung an. Es wurden die Basel-II-Themen<br />
und die Nachfolgeregelung<br />
genau unter die Lupe genommen.<br />
Durch die fachkundige Betreuung und<br />
die intensive Zusammenarbeit der Teilnehmer<br />
miteinander konnten im WIN-<br />
Business-Training mehrere Ziele gleichzeitig<br />
erreicht werden: Im Rahmen der<br />
Klausuren wurde durch Vorträge und<br />
den bewussten Austausch zwischen den<br />
Teilnehmern ein einzigartiges Entwicklungs-<br />
und Lernfeld geschaffen. Alle<br />
konnten die eigenen Ideen und Vorstellungen<br />
während des WIN-Business-Trainings<br />
in einem stimmigen Unternehmens-Zukunftskonzept<br />
niederschreiben<br />
und alle Teilnehmer bearbeiteten während<br />
der Laufzeit des WIN-Business-<br />
Trainings ein Durchbruchsprojekt – Erfolge<br />
wollen sofort gespürt werden. Das<br />
Wichtigste aber ist die Möglichkeit, am<br />
langfristigen wirtschaftlichen Erfolg im<br />
Einklang mit der Umwelt und im Bewusstsein<br />
der sozialen Verantwortung<br />
gegenüber den Mitmenschen zu arbeiten<br />
und damit an der einzigartigen Positionierung<br />
des Unternehmens.<br />
Das WIN-Business-Training für Unternehmer<br />
und Führungskräfte wurde<br />
ermöglicht durch die Kooperation der<br />
Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong>, der<br />
Steirischen Wirtschaftsförderung und<br />
dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />
FA 19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft).<br />
WIN-Business-Training 2005<br />
Im März 2005 startet das neue Programm<br />
und richtet sich wieder an<br />
• innovative Unternehmer und an<br />
• Führungskräfte in Unternehmen<br />
aus allen Bereichen der steirischen<br />
Wirtschaft, die an der nachhaltigen<br />
Zukunftssicherung ihres Unternehmens<br />
interessiert sind.<br />
Nähere Informationen unter:<br />
Tel. 0316/814665 oder per E-Mail<br />
von „neges@nachhaltigberaten.at“.<br />
Dr. Kurt Schauer ist Unternehmens- und<br />
Nachhaltigkeitsberater.<br />
E-Mail: schauer@nachhaltigberaten.at<br />
www.nachhaltigberaten.at<br />
l e b e n s We r t<br />
19
WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />
Unternehmen<br />
DODO KRESSE<br />
Wirtschaft,<br />
Nachhaltigkeit, Erfolg<br />
Während die einen über die Globalisierung<br />
jammern, krempeln die anderen<br />
die Ärmel auf, bilden neue Kooperationen,<br />
entwickeln innovative<br />
Produkte und nutzen die sich bietenden<br />
Chancen.<br />
Viele steirische Unternehmen<br />
haben in den letzten Jahren an<br />
der von Landesrat Seitinger unterstützten<br />
„Betrieblichen Agenda 21“ teilgenommen.<br />
Es ging darum, die Grundsätze<br />
der Nachhaltigkeit, nämlich die Verbindung<br />
von wirtschaftlichem Erfolg mit sozialem<br />
Engagement und Rücksichtnahme<br />
auf die Umwelt, auf den betrieblichen<br />
Alltag umzusetzen. In „lebens-<br />
Wert“ stellen wir in regelmäßiger Reihenfolge<br />
Unternehmen vor, die sich für<br />
diesen Weg entschieden haben.<br />
Nachhaltig wirtschaften<br />
durch zufriedene „Wir“-Kultur<br />
Gummi Kreisel<br />
Nachhaltigkeits-Strategien bringen neben<br />
einem gehörigen Schuss Motivation<br />
die Möglichkeit, neue Perspektiven für<br />
Geschäftsmöglichkeiten zu sehen. Die<br />
Kreisel-Holding (Gummi Kreisel, Paukner<br />
und Reifentechnik) arbeitet mit rund<br />
85 Mitarbeitern in zehn Standorten in<br />
der Oststeiermark. Sie zeichnet sich<br />
durch besondere Innovationsfreudigkeit<br />
und Durchsetzungskraft aus. Man<br />
erkannte auch dort die Zeichen der Zeit<br />
und kam an Bord des großen Schiffs<br />
Nachhaltigkeit. Zukunftssicherung mit<br />
großer Eigenverantwortlichkeit ist das<br />
Motto des Betriebs. Durch die Teilnahme<br />
am Programm „Betriebliche Agenda<br />
Durch Kooperationen und eine nachhaltige<br />
Firmenstrategie kann man auch unter<br />
schwierigen Umständen Erfolg haben.<br />
Fotos: Bergmann (3), SEEG (3)<br />
21“, initiiert vom Nachhaltigkeitsreferat<br />
Seitinger, trainierten die Mitglieder der<br />
Geschäftsführung Mitarbeiter-Motivation,<br />
Zukunftssicherung, Umweltschutz<br />
und Kooperationsanbahnung. Dieser<br />
umfassende Ansatz der Nachhaltigkeit<br />
will Gemeinsamkeit und eine zufriedene<br />
Wir-Kultur hervorbringen. Die neue partizipative<br />
Unternehmensführung brachte<br />
nicht nur der Führungsebene, sondern<br />
allen Mitarbeitern erhebliche Horizonterweiterung.<br />
Etwa wurden erstmals<br />
die Filialleiter in die Strategieentwicklung<br />
mit eingebunden. Die Folge waren<br />
bestens informierte Mitarbeiter, die<br />
durch eigene Gestaltungsmöglichkeiten<br />
engagierter ans Werk gingen. Engagement<br />
und Selbstmotivation wird bei der<br />
Kreisel-Holding groß geschrieben. Daher<br />
führt man die zehn oststeirischen Filialen<br />
als eigenverantwortliche „Profit-<br />
Center“. Das Vertrauen, das den Mitarbeitern<br />
Kreisels entgegengebracht wird,<br />
bringt für jeden Einzelnen höheres<br />
Selbstwertgefühl und somit höheren<br />
Wert für die Gemeinschaft der gesamten<br />
Region.<br />
Verantwortungsübernahme<br />
ist ein sehr wichtiges Thema<br />
der nachhaltigen Entwicklung“,<br />
so Kreisel, „ebenso der bewusste<br />
Umgang mit Ressourcen.<br />
Da man stark dienstleistungsorientiert<br />
ist, zählt für das Unternehmen die Ressource<br />
Mensch besonders. Bezüglich<br />
der gesellschaftlichen Verantwortung<br />
und der Gewinnmaximierung trachtet<br />
man nach einem ausbalancierten Weg –<br />
nach einer Verbindung von Gewinn und<br />
Verantwortung. Auch bei der Konzeption<br />
und Umsetzung des künstlerisch<br />
wertvollen Firmenkalenders, ein Projekt<br />
Kreisels, arbeitete man ausschließlich<br />
mit Menschen der Region und verwendete<br />
regionale Schauplätze. Ehrlichkeit<br />
gegenüber der Gesellschaft, den Kunden,<br />
den Mitarbeitern ist für Kreisel Basis<br />
seiner Arbeit. Das Ausarbeiten gesellschaftlicher<br />
Wert-Ziele innerhalb einer<br />
regionalen „Zukunftskonferenz“<br />
und die selbst initiierte Zukunftswerkstatt<br />
– wobei alle teilnehmenden, großen<br />
Reifenlieferanten eine gemeinsame<br />
Zukunft modellierten – wurden zum weiteren<br />
Meilenstein auf dem Weg Richtung<br />
Nachhaltigkeit.<br />
20
Zufriedene Mitarbeiter sorgen<br />
für zufriedene Kunden.<br />
Bei Gummi Kreisel wird Wert<br />
gelegt auf Themen wie Mitarbeiter-Motivation,<br />
Zukunftssicherung<br />
oder Umweltschutz.<br />
Die Sammlung des Altspeiseöls<br />
in Gastrobetrieben, Großküchen<br />
und Altstoffsammelzentren<br />
erfolgt mit speziellen<br />
SEEG-Containern.<br />
Klare Sicht auf erneuerbare Werte<br />
Bioenergie SEEG<br />
Ganz im Sinne der erneuerbaren Energien<br />
unterstützt das Nachhaltigkeitsreferat<br />
Seitinger das Biodiesel-Unternehmen<br />
SEEG durch die „Betriebliche Agenda<br />
21“. Denn der Einsatz regionaler Energiequellen<br />
fördert die regionale Wirtschaft.<br />
Als weltweit erstes Unternehmen<br />
begann die Bioenergie SEEG gemeinsam<br />
mit der Nahwärme Mureck mit der<br />
Erzeugung von Biodiesel aus Raps und<br />
Altspeiseöl und ist mittlerweile bis weit<br />
über die Landesgrenzen bekannt und<br />
zum internationalen Vorbild geworden.<br />
Im südsteirischen Mureck steht das imposante<br />
Biomasse-Heizwerk und versorgt<br />
die gesamte Stadt mit nachhaltiger<br />
Energie. Man hofft nun allgemein,<br />
dass die Anzahl der Tankstellen, die Biodiesel<br />
als Treibstoff anbieten, steigt. Eigentümer<br />
der SEEG sind etwa 600 Genossenschafter<br />
vorwiegend aus der<br />
Südsteiermark.<br />
Die Südsteirische Energie- und Eiweißerzeugungsgenossenschaft<br />
(SEEG reg.Gen.m.b.H.)<br />
ist ein bäuerliches Unternehmen, welches<br />
sich mit der Produktion von Biodiesel aus<br />
Raps, Altspeiseöl und Tierfett beschäftigt.<br />
Gesellschaftliche Verantwortung<br />
und wirtschaftlicher Erfolg<br />
Innerhalb der vom Nachhaltigkeitsreferat<br />
initiierten „Betrieblichen Agenda 21“<br />
setzte das innovative Unternehmen einen<br />
weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.<br />
In zahlreichen Workshops<br />
wurden strategische Optionen des zukünftigen<br />
Agierens auf einem globalen<br />
Markt diskutiert und erarbeitet sowie<br />
die gesellschaftliche Verantwortung der<br />
SEEG als Vollversorger der Region mit<br />
erneuerbarer Energie definiert. Der<br />
Schwerpunkt lag dabei in der Erarbeitung<br />
von Zielen und Maßnahmen zur<br />
Rohstoff- und Absatzsicherung. Um eine<br />
Rohstoffsicherung zur Produktion von<br />
Biodiesel gewährleisten zu können, bedarf<br />
es weiterer Zusammenarbeit mit<br />
Landwirten regional und überregional.<br />
Abschottungen sind hier auf jeden Fall<br />
zu vermeiden. SEEG wird weiterhin<br />
Landwirte als Rohstofflieferanten zum<br />
vermehrten Rapsanbau motivieren. Zur<br />
Sicherung des Altspeiseöls als Rohstoff<br />
wird SEEG weiterhin die Kommunen und<br />
die Bürger zur vermehrten Sammlung<br />
des verwertbaren Abfalls anregen, um<br />
die Gewinnung eines sinnvollen Produkts<br />
in einem Kreislaufsystem zu gewährleisten.<br />
Die Produktionskapazität<br />
der SEEG liegt derzeit auf<br />
dem Sektor Biodiesel bei fünf<br />
Millionen Liter, beim Rapsöl bei<br />
einer Million Litern, und bei der<br />
Altspeiseölsammlung bei vier<br />
Millionen Litern .<br />
Laufende Schulungen und Besprechungen<br />
erhöhen die Identifikation der Mitarbeiter<br />
mit dem Betrieb.<br />
Bei den Workshops wurde klar, dass die<br />
Mitarbeiter zum besten und wertvollsten<br />
Kapital zählen. Um eine größtmögliche<br />
Identifikation zu erreichen, sollen<br />
die Ziele des Betriebs gemeinsam gestaltet<br />
werden. Laufende Schulungen<br />
und Besprechungen ermöglichen zusätzliche<br />
Identifizierung mit dem Betrieb.<br />
Die Schulungen waren für alle<br />
Teilnehmer auch für deren private Perspektive<br />
wertvoll. „Die BA 21 bedeutete<br />
für die SEEG einen weiteren Schritt in<br />
eine sichere Zukunft“, meinte einer der<br />
Teilnehmer, „wir bekamen dort die Bestätigung,<br />
dass unser Kurs stimmt. Allerdings<br />
wurden wir auch auf Schwächen<br />
hingewiesen, die uns aufgrund der<br />
Betriebsblindheit nicht mehr aufgefallen<br />
waren. Dass es aber sinnvoller ist,<br />
die Stärken zu stärken, als sich auf<br />
Schwächen zu konzentrieren, wurde uns<br />
bald klar. Es herrschte ein produktives<br />
Klima, in dem neue Ideen entstanden<br />
und der allgemeine Output wuchs.“<br />
Dodo Kresse ist freie Journalistin und spezialisiert<br />
auf Nachhaltigkeitsthemen.<br />
E-Mail: dodo.kresse@aon.at<br />
l e b e n s We r t<br />
21
WASSERLAND STEIERMARK<br />
PROJEKTVORSTELLUNG<br />
MARGRET ZORN<br />
Wasserland<br />
<strong>Steiermark</strong>, was?<br />
Eine Initiative stellt sich vor<br />
„<br />
Wollen Sie etwas wissen über den<br />
Wasserkraftausbau der Raab oder<br />
über die Verbesserung des Hochwasserschutzes<br />
der Enns? Oder interessiert<br />
Sie das Thema „Wasser für das<br />
3. Jahrtausend“? Wenn ja, dann sind<br />
Sie richtig bei „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“<br />
…<br />
Die Kriege der Zukunft werden<br />
nicht um Öl, sondern um Wasser geführt.“<br />
Diesen Satz hört man des Öfteren,<br />
wenn man über das Thema „Wasser“<br />
diskutiert. Nun – so arg wird es hoffentlich<br />
nicht werden, aber eines ist<br />
klar: Wasser als unser wohl wichtigster<br />
Rohstoff wird künftig eine noch weit größere<br />
Bedeutung bekommen, als es jetzt<br />
schon hat. Die <strong>Steiermark</strong> verfügt über<br />
einen vielfältigen Wasserreichtum und<br />
diesen gilt es zu schützen und für die<br />
künftigen Generationen zu erhalten. In<br />
diesem Sinn wurde 1999 unter der<br />
Schirmherrschaft der FA 19A (Wasserwirtschaft)<br />
in Kooperation mit dem Umwelt-Bildungs-Zentrum<br />
(UBZ) die Initiative<br />
„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ ins Leben<br />
gerufen.<br />
Das „Wasser-Bewusstsein“<br />
der Menschen wecken<br />
„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ verfolgt folgende<br />
Ziele: Einerseits soll in der steirischen<br />
Bevölkerung das Bewusstsein für<br />
die Wichtigkeit des Wassers geschaffen<br />
werden. Andererseits soll ein öffentliches<br />
Informationsnetzwerk zu Wasserthemen<br />
aufgebaut werden und nicht<br />
zuletzt dient die Initiative der fachübergreifenden<br />
Zusammenarbeit von Wissenschaft<br />
und Forschung, Interessenvertretungen,<br />
Bürgern, Schulen und Gemeinden.<br />
All dies hat den Zweck, dem<br />
Thema „Wasser“ einen größeren Stellenwert<br />
zu geben. Zur Umsetzung der<br />
Preisüberreichung an<br />
eine der Gewinnerklassen<br />
des Wasserprojekt-Wettbewerbes<br />
in steirischen<br />
Schulen anlässlich des<br />
Weltwassertages 2004<br />
durch LR Seitinger.<br />
Fotos: Wasserland <strong>Steiermark</strong> (4),<br />
Römer (1)<br />
Ziele von „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ wurde<br />
vom Wasserland-Team in mehrjähriger<br />
Arbeit ein Informationsnetzwerk<br />
aufgebaut, das alle wasserrelevanten<br />
Daten der <strong>Steiermark</strong> für die breite Öffentlichkeit<br />
transparent macht. Zu diesem<br />
Zweck wurde eine Homepage<br />
„www.wasserland.at“ eingerichtet. Die<br />
Homepage beinhaltet einen Datenbankenverbund,<br />
der Verlinkungen zu allen<br />
derzeit online zugänglichen Datenbanken<br />
mit Bezug zum steirischen Wasser<br />
bietet.<br />
Wasser-Datenbank<br />
Seit kurzem findet man darunter auch<br />
die von der Wasserwirtschaftsabteilung<br />
des Landes <strong>Steiermark</strong> beauftragte und<br />
vom Wasserland-Team erstellte Wasserprojekt-Datenbank.<br />
Diese beinhaltet<br />
im Wesentlichen die Planungs- und Projektsevidenzen<br />
der Fachabteilungen<br />
19A (Wasserwirtschaftliche Planung<br />
und Siedlungswasserwirtschaft) sowie<br />
der Fachabteilung 19B (Schutzwasserwirtschaft<br />
und Bodenwasserhaushalt).<br />
Die darin enthaltenen Studien, Berichte,<br />
Untersuchungen etc. wurden erstmalig<br />
digital nach einer einheitlichen Vorgabe<br />
aufbereitet und können nun ohne Einschränkungen<br />
problemlos im Internet<br />
abgerufen werden. Darüber hinaus finden<br />
sich darin aber auch noch zahlreiche<br />
weitere Dokumente und Texte, etwa<br />
zu Veranstaltungen oder aus Fachpublikationen,<br />
die alle mit dem steirischen<br />
Wasser in Zusammenhang stehen. Die<br />
Wasserprojekt-Datenbank bietet den<br />
Steirern eine unbürokratische, zeit- und<br />
kostensparende Informationsquelle<br />
über vorhandene und in Ausarbeitung<br />
befindliche Projekte der Wasserwirt-<br />
22
Informationsstand am Hoffest der Landwirtschaftlichen Fachschule in Grottenhof-Hardt.<br />
schaftsabteilung. Der Zeitaufwand für<br />
die Aushebung und Sichtung von Datenmaterial<br />
lässt sich dadurch minimieren.<br />
Wasserrelevante Belange können frühzeitig<br />
in die Planungen mit einbezogen<br />
werden, mögliche Konfliktpunkte rechtzeitig<br />
erkannt und Doppelgleisigkeiten<br />
vermieden werden.<br />
Veranstaltungen<br />
und Umweltbildung<br />
Dem Ziel der Bewusstseinsbildung in<br />
der steirischen Bevölkerung dient auch<br />
die Organisation von Veranstaltungen<br />
zum Thema Wasser, die vom Wasserland-Team<br />
unterstützt beziehungsweise<br />
übernommen wird. So wurden bereits<br />
drei Mur-Enqueten durchgeführt und<br />
auch der Wasserlauf am Tummelplatz<br />
im Rahmen des Weltwassertages 2001<br />
wurde vom Wasserland-Team organisiert.<br />
Schon von Beginn an beteiligte<br />
sich „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ bei den<br />
Veranstaltungen zum Weltwassertag.<br />
Und im heurigen Jahr wurde ein „Wasserprojekt“-Wettbewerb<br />
in steirischen<br />
Schulen initiiert und die Preisverleihung<br />
am Weltwassertag vorgenommen.<br />
„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ setzt auch<br />
verstärkt Aktivitäten bei Tagungen, Konferenzen<br />
oder Ausstellungen in steirischen<br />
Gemeinden, um Menschen anzusprechen,<br />
die über Internet nicht erreichbar<br />
sind.<br />
Im Rahmen der Bildungsarbeit in<br />
Schulen wird versucht, die zukünftige<br />
Generation für das Thema Wasser zu<br />
sensibilisieren und Lehrerinnen und<br />
Lehrer als Multiplikatoren für die Schaffung<br />
von Wasserbewusstsein zu gewinnen.<br />
Wasserland <strong>Steiermark</strong> bietet in<br />
Kooperation mit dem UBZ Lehrerseminare<br />
und diverse Workshops zum Thema<br />
Wasser an. Auch die Veranstaltung<br />
von Wassererlebnistagen in Schulen<br />
und in Gemeinden hat sich als wichtiges<br />
Instrument der Bewusstseinsbildung<br />
bei Kindern herauskristallisiert. In Schulen<br />
ersetzt ein solcher Erlebnistag den<br />
regulären Schulunterricht, da er im Freien<br />
– idealerweise an einem Bach oder<br />
Tümpel – abgehalten wird und die Kinder<br />
in Kleingruppen die faszinierende<br />
Welt der Wassertiere oder physikalische<br />
und chemische Wasserphänomene erforschen<br />
können. Das Team von Wasserland<br />
<strong>Steiermark</strong> betreute in den letzten<br />
drei Jahren ca. 4000 steirische Schüler.<br />
Dr. Margret Zorn ist Projektleiterin<br />
der Initiative „Wasserland <strong>Steiermark</strong>“.<br />
E-Mail: post@wasserland.at<br />
Eine Fülle von Informationen findet man<br />
in der Wasserprojekt-Datenbank auf der<br />
Homepage von Wasserland <strong>Steiermark</strong>.<br />
Großes Interesse beim Lehrerfortbildungs-<br />
Seminar „Bacherkundung“.<br />
Die Projektorganisation<br />
„Wasserland <strong>Steiermark</strong>“ arbeitet interdisziplinär<br />
mit einem neunköpfigen<br />
Team von Experten aus unterschiedlichen<br />
Fachdisziplinen (Geologie, Umweltsystemwissenschaften,<br />
Geographie,<br />
Biologie, Pädagogik). Die Koordination<br />
der Initiative obliegt einem Koordinationssausschuss,<br />
in dem die wesentlichen<br />
Institutionen im Bereich<br />
Wasser in der <strong>Steiermark</strong> vertreten<br />
sind.<br />
Finanziell ermöglicht wird das Projekt<br />
durch die Steirische Wissenschafts-,<br />
Umwelt- und Kulturprojektträger GmbH<br />
(St:WUK), dem Arbeitsmarktservice<br />
<strong>Steiermark</strong> (AMS) und dem Amt der<br />
Steiermärkischen Landesregierung.<br />
Durch diese Institutionen werden die<br />
Personalkosten sichergestellt. Als Projektträger<br />
fungiert das UBZ und die<br />
Kosten der Betriebsmittel werden von<br />
der Fachabteilung 19A (Wasserwirtschaft)<br />
bereitgestellt.<br />
INFO<br />
Wasserland <strong>Steiermark</strong><br />
8010 Graz, Stempfergasse 7<br />
Tel. 0316/877-5801 (Fax DW 2480)<br />
www.wasserland.at<br />
l e b e n s We r t<br />
23
WASSERLAND STEIERMARK<br />
Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 19B – Schutzwasserwirtschaft<br />
Land unter?<br />
Hochwasserschutz in der <strong>Steiermark</strong><br />
Die österreichische Hochwasserkatastrophe<br />
im August 2002 und lokale<br />
Hochwasserereignisse in der <strong>Steiermark</strong><br />
im Sommer 2004 haben wieder<br />
in Erinnerung gerufen, dass es keinen<br />
absoluten Hochwasserschutz<br />
gibt. Aber durch bauliche Schutzmaßnahmen<br />
kann das Risiko minimiert<br />
werden – wie in der Gemeinde<br />
Waldbach.<br />
In der Gemeinde<br />
Waldbach wurde in<br />
den letzten Jahren<br />
eine Anlage errichtet,<br />
die Schutz vor einem<br />
hundertjährigen Hochwasser<br />
bietet.<br />
Fotos: BBL Hartberg (2)<br />
Ort: Gemeinde Waldbach im Bezirk<br />
Hartberg. Zeit: 17. Juni 1970. Das<br />
Ortsgebiet liegt am Zusammenfluss von<br />
Lafnitz und Waldbach. Durch die starken<br />
Regenfälle in den letzten Tagen waren<br />
die Einzugsgebiete beider Flüsse stark<br />
überregnet. Da das Gebiet bewaldet ist,<br />
wird auch viel Treibholz mittransportiert,<br />
welches sich bei den Brücken verkeilt.<br />
Die Folgen sind fatal: Das Wasser<br />
steigt und der gesamte Ortsbereich von<br />
Waldbach wird überflutet. Zum Glück<br />
wird niemand verletzt oder gar getötet,<br />
aber das Hochwasser verursachte sehr<br />
hohe Schäden an Wohnobjekten, Gebäuden,<br />
landwirtschaftlichen Flächen<br />
und Straßen.<br />
Das Naturereignis Hochwasser lässt<br />
sich nicht verhindern. Das letzte Katastrophenhochwasser<br />
in Waldbach ist im<br />
Juni 1970 abgelaufen und hat starke Verwüstungen<br />
in der Gemeinde verursacht.<br />
Aber auch das Hochwasserereignis vom<br />
22. August 1994 hat deutlich gezeigt,<br />
wie gefährdet der Ortsbereich von Waldbach<br />
durch Hochwasser ist. Die Gemeinde<br />
Waldbach, die Wildbach- und Lawinenverbauung<br />
sowie die Bundeswasserbauverwaltung<br />
haben daher ein<br />
Hochwasserschutzkonzept entwickelt,<br />
das zum Ziel hat, für das Ortsgebiet von<br />
Waldbach einen Hochwasserschutz bis<br />
zum 100-jährlichen Hochwasserereignis<br />
(HQ100) zu gewährleisten.<br />
Über die Schutzwasserwirtschaft ...<br />
Schon kleinräumige Starkniederschläge<br />
können bereits erhebliche Hochwasserschäden<br />
an Gebäuden und Gemeindeinfrastrukturen<br />
(Straßen, Brücken) sowie<br />
auf landwirtschaftlichen Flächen<br />
verursachen.<br />
Bei der Umsetzung der Schutzmaßnahmen<br />
wird ein Schutzgrad zumindest<br />
bis zu einem 100-jährlichen Hochwasser<br />
angestrebt. Das 100-jährliche Hochwasser<br />
(= HQ100) ist der Hochwasserabfluss,<br />
der im Mittel alle hundert Jahre<br />
überschritten wird. Da es sich um einen<br />
statistischen Mittelwert handelt, kann<br />
dieser Abfluss innerhalb von hundert<br />
Jahren auch mehrfach auftreten.<br />
Die Strategien für einen nachhaltigen<br />
Hochwasserschutz lauten:<br />
• Freihaltung der natürlichen Hochwasserabfluss-<br />
und Gefahrenbereiche<br />
vor Verbauung und menschlicher<br />
Intensivnutzung<br />
• Passive Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
durch Ablöse von Grundstücken<br />
zur Sicherung von Überflutungsflächen<br />
(Retensionsräume)<br />
• Aktive Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
durch die Abflussverbesserungen<br />
im Flussprofil beziehungsweise<br />
durch die Errichtung von Schutzdämmen<br />
• Technische Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
durch den Bau von Rückhaltebecken<br />
zur Drosselung der Hochwasserspitze<br />
(derzeit über 70 Rückhaltebecken<br />
in der <strong>Steiermark</strong> in Betrieb)<br />
• Optimierung des vorsorgenden<br />
Hochwasserschutzes, zum Beispiel<br />
durch die Verbesserung der Hochwasservorhersage<br />
Alle Hochwasserschutzmaßnahmen stehen<br />
im direkten Zusammenhang mit der<br />
Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit<br />
der steirischen Flüsse und<br />
Bäche (unter Berücksichtigung der Vorgaben<br />
der EU-Wasserrahmenrichtlinie).<br />
In der <strong>Steiermark</strong> werden jährlich<br />
rund 15 Millionen Euro für Hochwasserschutzprojekte<br />
ausgegeben, wobei diese<br />
Finanzmittel vom Bund, dem Land<br />
<strong>Steiermark</strong> und den Interessenten (Gemeinden<br />
bzw. Wasserverbände) aufgebracht<br />
werden.<br />
24
UMWELT & NATUR<br />
Land <strong>Steiermark</strong> – Fachabteilung 13C – Naturschutz<br />
AXEL WEIß<br />
„Das Europäische Unglück“ – so wurde<br />
NATURA 2000 noch vor wenigen<br />
Jahren von einem Funktionär der<br />
Wirtschaftskammer genannt.<br />
Mittlerweile hat sich herumgesprochen,<br />
dass dem nicht so ist, sondern<br />
dieses Netzwerk durchaus positiv zu<br />
bewerten ist.<br />
Natura 2000<br />
Natur bewusst erleben:<br />
Der Erhalt der Naturlandschaft<br />
kommt dem Trend zum<br />
sanften Tourismus entgegen.<br />
Foto: FA 13C<br />
Für NATURA 2000 gelten zwei EU-<br />
Richtlinien: die Vogelschutzrichtlinie<br />
(VS-RL) 1979 über den Schutz wild lebender<br />
Vogelarten und die Fauna-Flora-<br />
Habitat-Richtlinie (FFH-RL) 1992 zur Erhaltung<br />
der natürlichen Lebensräume<br />
sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen.<br />
Auf Grund der beiden genannten<br />
Richtlinien wurden unterschiedliche<br />
Schutzgebiete ausgewiesen, auf welche<br />
ich hier aber nicht näher eingehe. Die<br />
oben genannten Richtlinien und deren<br />
Schutzgebiete bilden das EU-Schutzgebietsnetz,<br />
welches unter dem Sammelbegriff<br />
NATURA 2000 bekannt ist.<br />
Das Auswahlverfahren der zu nennenden<br />
Gebiete erfolgte ausschließlich<br />
nach wissenschaftlichen Kriterien.<br />
Grundeigentümer hatten kein Mitspracherecht,<br />
sehr wohl ist aber eine ausreichende<br />
Information erfolgt. Nun gilt es,<br />
die feststehenden Gebiete zu verordnen<br />
und die Bewirtschaftungspläne zu erstellen.<br />
Jetzt werden natürlich die<br />
Grundeigentümer und Nutzer bei der<br />
Diskussion über die erforderlichen Maßnahmen<br />
stark in den Werdeprozess eingebunden.<br />
Die Maßnahmen dienen der<br />
Wahrung beziehungsweise Wiederherstellung<br />
eines für das Gebiet notwendigen<br />
Erhaltungszustandes. Dazu müssen<br />
die Schutzgüter erhoben und entsprechend<br />
dargestellt werden. Die Maßnahmen<br />
werden in so genannten Managementplänen<br />
(Bewirtschaftungsplänen)<br />
zusammengefasst. Diese sind aber nicht<br />
notwendig, wenn sich die Schutzgüter<br />
ohnehin in einem günstigen Erhaltungszustand<br />
befinden, zum Beispiel durch<br />
artgerechte traditionelle Bewirtschaftung<br />
oder in einem bestehenden strengen<br />
Naturschutzgebiet.<br />
In Österreich sind zirka 17 %<br />
der Gesamtfläche als NATURA-<br />
2000-Gebiete genannt, in der<br />
<strong>Steiermark</strong> sind es 15,1 %.<br />
93 dieser Gebiete in Österreich sind Vogelschutzgebiete<br />
(Stand: Februar 2004)<br />
und davon befinden sich 17 in der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Die Gesamtfläche der NATURA-<br />
2000-Gebiete in Europa beträgt 17 %<br />
und ist größer als die Fläche Deutschlands.<br />
Durch die Aufnahme der neuen<br />
Mitgliedsstaaten wird diese noch eine<br />
erhebliche Erweiterung erfahren, so<br />
dass es im Endstadium zirka 28.000<br />
Schutzgebiete europaweit sein werden.<br />
Kostenträger sind in erster Linie die Naturschutzbehörden.<br />
Zusätzlich gibt es<br />
aber auch EU-Mittel für Maßnahmen gemäß<br />
der VS- und FFH-Richtlinie, weiters<br />
Förder- und Ausgleichsprogramme. Der<br />
Einsatz der Mittel erfolgt im Wege des<br />
Vertragsnaturschutzes. Neben Naturschutzaspekten<br />
sollen auch die Anforderungen<br />
von Wirtschaft, Gesellschaft<br />
und Kultur sowie regionale Besonderheiten<br />
berücksichtigt werden.<br />
Chancen im Ökotourismus –<br />
Beispiel Grebenzen<br />
NATURA 2000 ist also durchaus auch ein<br />
Umsetzungsmodell für eine glaubhafte<br />
EU-Politik in den Ländern im Interesse<br />
der Wirtschaft. Mehrere Untersuchungen<br />
in Österreich und Deutschland belegen,<br />
dass im Normalfall einer Vielzahl<br />
von Chancen und Möglichkeiten eine<br />
geringe Anzahl von Risiken und Problemen<br />
gegenübersteht. Als positives Beispiel<br />
führt die europäische Kommission,<br />
Generaldirektion Umwelt, in ihrem Newsletter<br />
vom Dezember 2000 das ÖKO-<br />
Modell Naturpark Grebenzen an: „Naturschutz,<br />
Freizeit, Bildung und Regionalentwicklung<br />
wurden in diesem Ziel-<br />
5b-Gebiet so abgestimmt, dass ein Modell<br />
für einen integrierten Ökotourismus<br />
entstehen konnte. In enger Zusammenarbeit<br />
mit der lokalen Bevölkerung (inklusive<br />
70 Land- und 50 Gewerbebetriebe)<br />
wurde eine breite Palette von Maßnahmen<br />
erarbeitet: Direktverkauf von<br />
Erzeugnissen der biologischen Landwirtschaft,<br />
Restaurants in beziehungsweise<br />
beim Naturpark, Besucherpfade,<br />
spezifische Themenrundwege, Workshops<br />
etc.<br />
Wie man an den vorangegangenen<br />
Auflistungen und Beispielen sieht, bietet<br />
NATURA 2000 durchaus Chancen für<br />
Tourismus und Wirtschaft der betroffenen<br />
Kleinregionen. Es liegt an uns, den<br />
Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern<br />
die Chancen gemeinsam zu nutzen!<br />
Axel Weiß ist Mitarbeiter in der Fachabteilung<br />
13C (Naturschutz) des Amtes der Steiermärkischen<br />
Landesregierung.<br />
E-Mail: axel.weiss@stmk.gv.at<br />
l e b e n s We r t<br />
25
UMWELT & NATUR<br />
Weideverein Ramsargebiet Lafnitztal<br />
MARIA ESTELLA DÜRNECKER<br />
LIFE-Natur-Projekt<br />
Lafnitz<br />
Die <strong>Steiermark</strong> und das Burgenland<br />
werden gemeinsam mit Ungarn bis<br />
Ende Oktober 2007 Maßnahmen setzen,<br />
um Lebensräume der Lafnitz zu<br />
renaturieren, miteinander zu vernetzen<br />
und für wild lebende Pflanzen<br />
und Tiere aufzuwerten.<br />
Die Lafnitz zu einem europäischen<br />
Musterfluss zu entwickeln, das ist<br />
das große Ziel des neuen LIFE-Natur-<br />
Projektes „Lafnitz – Lebensraumvernetzung<br />
eines alpin-pannonischen Flusses“.<br />
Es geht darum, die Lebensräume<br />
des Flusses zu vernetzen und für wild lebende<br />
Pflanzen und Tiere aufzuwerten.<br />
Bis Ende Oktober 2007 werden die <strong>Steiermark</strong><br />
und das Burgenland gemeinsam<br />
mit Ungarn Maßnahmen setzen, um den<br />
Lebensraum der Lafnitz wieder in den<br />
ursprünglichen Zustand zu versetzen.<br />
Der Abschnitt des Mittellaufs zählt heute<br />
zu den österreichweit letzten weitgehend<br />
naturnah erhaltenen Mäanderflüssen,<br />
er wurde 2002 zum „Ramsar-Gebiet“<br />
erklärt. Das Projektgebiet umfasst<br />
die gesamte Lafnitz von der Quelle im<br />
Wechselmassiv bis zur Mündung in die<br />
Raab. Trotz des generell positiven Erscheinungsbildes<br />
der Lafnitz sind in vielen<br />
Gewässerabschnitten die Lebensräume<br />
der Tier- und Pflanzenwelt erheblich<br />
eingeschränkt. So werden durch Unterbrechungen<br />
des Flusses wie Wehroder<br />
Stauanlagen die natürlichen<br />
Fischwanderungen und der genetische<br />
Austausch zwischen den Fischpopulationen<br />
verhindert. Zusätzlich gehen durch<br />
Regulierungsmaßnahmen wertvolle<br />
Flusslebensräume verloren.<br />
Artenvielfalt erhalten<br />
Das generelle Ziel des LIFE-Projektes ist<br />
die Wiederherstellung, Verbesserung<br />
und langfristige Sicherung einer typspezifischen<br />
Flusslandschaft durch Rückgewinnung,<br />
Verbindung und Erhaltung von<br />
naturnahen Flusslebensräumen. Dies<br />
umfasst den Erhalt von seltenen und gefährdeten<br />
Tier- beziehungsweise Pflanzenarten<br />
als auch Lebensraumtypen.<br />
Der Erhalt der Artenvielfalt, insbesondere<br />
der Fischfauna, ist Basis des Projektes.<br />
Die Projektsmaßnahmen umfassen<br />
unterschiedlichste Aktivitäten wie etwa<br />
Detailplanungen, den Erwerb oder die<br />
Pacht von Land und/oder Rechten, wissenschaftliches<br />
Monitoring oder die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Den Schwerpunkt<br />
der Projektmaßnahmen bildet die Sektion<br />
Naturraum – Management, die mehr<br />
als 30 Einzelmaßnahmen unterschiedlicher<br />
Art und Größe beinhaltet. Dazu gehören<br />
etwa die Errichtung von Fischpässen<br />
oder die Anbindung von ausgetrockneten<br />
Augewässern und Seitenbächen.<br />
Aus flussbaulicher Sicht wird außerdem<br />
durch die geplanten Maßnahmen ein<br />
wesentlicher Beitrag zum passiven<br />
Hochwasserschutz durch Aktivierung<br />
von zusätzlichen Retentionsräumen geleistet.<br />
Eine Sohlstufe ist unüberwindlich für Fische<br />
(Bild ganz unten). Durch Stein-Sohlrampen<br />
(Bild ganz oben) oder die Umgehung von<br />
Sohlstufen (Bild Mitte) wird der Lebensraum<br />
erweitert und wieder hergestellt.<br />
Fotos: BBL Hartberg (3), Euronatur (1)<br />
26
Der Erhalt der Artenvielfalt,<br />
insbesondere der Fischfauna,<br />
ist Basis des Projektes<br />
Projektträger ist der „Weideverein<br />
Ramsargebiet Lafnitztal“. Er erstreckt<br />
seine Tätigkeit grenzüberschreitend auf<br />
die Region Lafnitztal. Sein Ziel ist die<br />
nachhaltige Nutzung und Entwicklung<br />
des Lafnitztales gemäß den Zielen der<br />
Ramsar-Konvention. Als Projektpartner<br />
fungieren die Abteilungen Wasserwirtschaft<br />
und Naturschutz der Ämter der<br />
Burgenländischen und der Steirischen<br />
Landesregierung, Wasserverbände sowie<br />
Gemeinden und E-Werke. Einen weiteren<br />
Projektpartner stellt das Bundesministerium<br />
für Land und Forstwirtschaft,<br />
Umwelt und Wasserwirtschaft<br />
dar, welches wesentliche finanzielle<br />
Mittel zur Verfügung stellt. Von ungarischer<br />
Seite fungieren die Direktion für<br />
Wasserwesen in Szombathely und der<br />
Nationalpark Örseg als Projektspartner.<br />
Von den Projektkosten, welche mehr als<br />
4,5 Millionen Euro betragen, werden 2<br />
Millionen Euro aus dem EU-Finanzierungsinstrument<br />
LIFE bereitgestellt.<br />
Die Lafnitz ist einer der letzten naturbelassenen<br />
Mäanderflüsse Österreichs.<br />
Foto: Weideverein Ramsargebiet Lafnitztal<br />
in den Anhängen der beiden Richtlinien<br />
angeführt sind, dauerhaft geschützt<br />
werden. In den letzten Jahren ging es dabei<br />
vor allem um die Auswahl geeigneter<br />
Gebiete. In Zukunft werden vor allem die<br />
mit der Schutzgebietsausweisung verbundenen<br />
Verpflichtungen im Vordergrund<br />
stehen, um den Fortbestand der<br />
zu schützenden Lebensräume und Arten<br />
in den Natura-2000-Gebieten zu sichern.<br />
Das Finanzierungsinstrument<br />
LIFE-Natur dient dazu, den Mitgliedsstaaten<br />
für ausgewählte Naturschutzprojekte<br />
in Natura-2000-Gebieten Mittel<br />
zur Verfügung zu stellen. Aus EU-Mitteln<br />
werden bis zu 50 % der förderfähigen<br />
Kosten finanziert. Die Restsumme<br />
muss auf nationaler Ebene aufgebracht<br />
werden.<br />
DI Maria Estella Dürnecker ist mit der Projektleitung<br />
von LIFE-Natur Lafnitz beauftragt.<br />
E-Mail: maria.estella.duernecker@gmx.at<br />
Das LIFE-Natur-Projekt<br />
Lafnitz in Zahlen:<br />
• Das derzeit fünftgrößte LIFE-Natur-<br />
Projekt in Europa.<br />
• Drei Länder – eine Region: <strong>Steiermark</strong>,<br />
Burgenland, Ungarn verfolgen<br />
das Ziel, die Lafnitz zu einem europäischen<br />
Musterfluss zu entwickeln.<br />
• Ziel: Fließkontinuum (= Durchgängigkeit)<br />
auf der gesamten Fließstrecke<br />
wiederherzustellen.<br />
• 110 km Lauflänge in Österreich und<br />
2,2 km in Ungarn.<br />
• Quelle im „Lafnitzeck“ zwischen<br />
Wechsel und Masenberg – Mündung<br />
in die Raab bei Szentgotthárd/St.<br />
Gotthard<br />
• 75 Prozent der Fließstrecke weisen<br />
heute noch ausgeprägte Mäanderschlingen<br />
auf und der Mittellauf<br />
zählt zu den österreichweit letzten<br />
weitgehend naturnahe erhaltenen<br />
Mäanderflüssen.<br />
• 2002 wurde das Lafnitztal zum<br />
Ramsar-Gebiet erklärt.<br />
Was bedeutet „LIFE-Natur“?<br />
Die Europäische Union möchte die Naturschutzbemühungen<br />
europaweit bündeln<br />
und koordinieren. Daher wurde ein<br />
europaweites Schutzgebietsnetzwerk<br />
mit dem Namen „Natura 2000“ ins Leben<br />
gerufen. Rechtliche Grundlage für<br />
dieses Vorhaben sind die Fauna-Flora-<br />
Habitat-Richtlinie (kurz FFH-Richtlinie)<br />
und die Vogelschutz- Richtlinie. In den<br />
Natura-2000-Gebieten sollen schützenswerte<br />
Lebensräume und Arten, die<br />
INFO<br />
Weitere Informationen<br />
unter der Tel. 03359/2549-19.<br />
Ihre Meinung ist<br />
uns wichtig!<br />
Schreiben Sie uns:<br />
roemer@oele-stmk.at<br />
l e b e n s We r t<br />
27
MELDUNGEN<br />
ANITA MOGG<br />
Die Zukunft meistern<br />
Programm Ländliche Entwicklung<br />
von 2007 bis 2013<br />
Unter dem Titel „LE07-13“ wird derzeit<br />
das österreichische Programm für die<br />
ländliche Entwicklung erarbeitet. Eines<br />
ist schon jetzt klar: Die Zukunft des<br />
ländlichen Raumes wird nachhaltig<br />
sein.<br />
Eine nachhaltige Regionalentwicklung<br />
und die Förderung der Landwirtschaft:<br />
Dies sind die Kernpunkte des<br />
künftigen EU-Programms für die<br />
Ländliche Entwicklung.<br />
Foto: Römer<br />
„Wir brauchen ein Programm für die<br />
Stärkung der Lebensqualität im ländlichen<br />
Raum!“, sagte Landwirtschaftsminister<br />
DI Josef Pröll bereits im November<br />
2004 anlässlich der Österreich-Konferenz<br />
über die Zukunft des ländlichen<br />
Raums in Waidhofen an der Ybbs. Rund<br />
420 Teilnehmer diskutierten die Gestaltung<br />
des neuen Ländlichen Entwicklungsprogramms<br />
von 2007 bis 2013 (LE<br />
07-13). Um eine nachhaltige Entwicklung<br />
in den ländlichen Gebieten zu gewährleisten,<br />
wird es im kommenden<br />
Programm eine Konzentration auf drei<br />
so genannte „prioritäre Achsen“ geben:<br />
• Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Land- und Forstwirtschaft<br />
• Nachhaltige Bewirtschaftung von<br />
land- und forstwirtschaftlichen Flächen<br />
• Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft<br />
und Lebensqualität im ländlichen<br />
Raum<br />
Während die erste Achse die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der land- und forstwirtschaftlichen<br />
Betriebe und die Umstrukturierungen<br />
innerhalb der Betriebe beinhaltet,<br />
ist die zweite Achse unter dem<br />
Titel „Landmanagement“ zusammengefasst.<br />
Hierbei handelt es sich vor allem<br />
um die Ausgleichszulage für die benachteiligten<br />
Gebiete und das Agrarumweltprogramm<br />
ÖPUL. Die EU-Kommission<br />
wird den Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen<br />
(Stichwort Natura 2000) verstärkte<br />
Bedeutung beimessen. In der<br />
dritten Achse sind jene Maßnahmen zusammengefasst,<br />
die über den unmittelbaren<br />
Bereich der Land- und Forstwirtschaft<br />
hinausgehen. Gemeint sind hier<br />
die lokalen Entwicklungsinitiativen.<br />
Die so genannte vierte Achse, die<br />
LEADER-Achse, ergänzt die drei prioritären<br />
Achsen. Um LEADER genügend<br />
Spielraum für innovative Ansätze zu lassen,<br />
wird es keine vorgegebenen Maßnahmen<br />
geben. Die LEADER-Aktionen<br />
werden den drei prioritären Achsen zugeordnet.<br />
Mit der Auftaktkonferenz für<br />
die Programmplanung in Waidhofen an<br />
der Ybbs sind in weiterer Folge auch die<br />
Bundesländer, so auch die <strong>Steiermark</strong>,<br />
miteingebunden. Hofrat DI Georg Zöhrer,<br />
Abteilungsleiter für „Agrarrecht und<br />
Ländliche Entwicklung“, sagt: „Wir haben<br />
in den letzten Jahren über die Ländlichen<br />
Entwicklungsprogramme viel in<br />
der <strong>Steiermark</strong> bewirkt, wir werden auch<br />
in Zukunft die Nase vorn haben!“. Der<br />
Meinungsforscher Rudolf Bretschneider<br />
stellt der Landwirtschaft ein gutes Zeugnis<br />
aus: „Die Bevölkerung in Österreich<br />
schätzt den Bauernstand.“ 65 Prozent<br />
der befragten Personen hätten angegeben,<br />
dass für den Erhalt des ländlichen<br />
Raums die Sicherung der bäuerlichen<br />
Landwirtschaft vorrangig sei. 50 Prozent<br />
hätten gemeint, für die Landschaftspflege<br />
müsse man Geld zur Verfügung stellen,<br />
um den ländlichen Raum abzusichern.<br />
DI Anita Mogg ist Referatsleiterin in der<br />
Fachabteilung 10A (Agrarrecht und ländliche<br />
Entwicklung).<br />
E-Mail: anita.mogg@stmk.gv.at<br />
Fachabteilung für Agrarrecht<br />
und ländliche Entwicklung<br />
8052 Graz, Krottendorferstraße 94<br />
Tel. 0316/877-6943 (Fax DW 6900)<br />
E-Mail: fa10a@stmk.gv.at<br />
Begriffe in Zusammenhang<br />
mit dem Ländlichen Entwicklungsprogramm:<br />
LE 07-13: Ländliches Entwicklungsprogramm<br />
2007–2013<br />
ÖPUL: Österreichisches Programm<br />
für Umweltgerechte Landwirtschaft<br />
GAP: Gemeinsame Agrarpolitik der EU<br />
Modulation: Umschichtung von<br />
Geldern aus der Marktordnung in die<br />
Förderung der Ländlichen Entwicklung<br />
Cross compliance: Bewirtschaftungsauflagen,<br />
um den guten landwirtschaftlichen<br />
und ökologischen Zustand zu<br />
erhalten<br />
ELER: Europäischer Landwirtschaftsfonds<br />
für die Entwicklung des ländlichen<br />
Raums<br />
Natura 2000: Befasst sich mit der<br />
Erhaltung und nachhaltigen Bewirtschaftung<br />
der in der EU vorkommenden<br />
gefährdeten Lebensräume und Arten<br />
LEADER: Liaison entre Actions de<br />
Developpement de l´Economie Rurale;<br />
Verbindung zwischen Aktionen zur<br />
Entwicklung der Wirtschaft im ländlichen<br />
Raum<br />
28
NEUIGKEITEN<br />
DVD „Leben für Gerechtigkeit –<br />
Menschenrechte in Guatemala“<br />
Ideensaltos im<br />
Sustainability-Café<br />
Ende November 2004 stellten das Welthaus<br />
der Diözese Graz-Seckau und die<br />
Solidarität mit Lateinamerika in der<br />
<strong>Steiermark</strong> die DVD „Leben für Gerechtigkeit<br />
– Menschenrechte in Guatemala“<br />
der Öffentlichkeit vor. Die DVD bildet<br />
den Abschluss des Medienprojektes Guatemala,<br />
mit dem innerhalb eines Jahres<br />
insgesamt acht Filme, ein Journal Panorama<br />
und etliche Beiträge in den Printmedien<br />
platziert werden konnten, mit<br />
denen mehr als fünf Millionen Medienkontakte<br />
(Summe aus Sehern, Hörern<br />
und Lesern) in Österreich realisiert werden<br />
konnten. Durch die Unterschiedlichkeit<br />
der Beiträge wurden auch Menschen<br />
erreicht, die nicht viel mit Entwicklungszusammenarbeit<br />
zu tun haben.<br />
Landesrat Univ.-Prof. DDr. Gerald<br />
Schöpfer betonte, dass trotz des budgetären<br />
Sparkurses in der <strong>Steiermark</strong> das<br />
Budget für Entwicklungszusammenarbeit<br />
im kommenden Jahr erhöht werde.<br />
Ministerialrat Mag. Manfred Wirtitsch<br />
vom Unterrichtsministerium zeigte auf,<br />
dass mit solchen Produktionen im Rahmen<br />
des Schwerpunktes Politische Bildung<br />
Schülerinnen und Schülern das<br />
Thema Menschenrechte näher gebracht<br />
wird.<br />
Guatemala ist ein Schwerpunktland<br />
Steirischer Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Vom Welthaus der Diözese Graz-<br />
Seckau, aber auch von privaten Gruppen<br />
werden mit Unterstützung durch das<br />
Land <strong>Steiermark</strong> und durch das Außenministerium<br />
viele Projekte in diesem<br />
mittelamerikanischen Land realisiert.<br />
Sie versuchen, die Situation der Menschen<br />
in einem Land zu verbessern, das<br />
jahrelang unter einem brutalen Bürgerkrieg<br />
gelitten hat und in dem auch heute<br />
die Einhaltung der Menschenrechte keine<br />
Selbstverständlichkeit ist. „Menschenrechte,<br />
wie wir sie kennen, gibt es<br />
für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung<br />
in diesem Land nicht“, betonten<br />
Mag. Dietmar Schreiner, Geschäftsführer<br />
vom Welthaus, Ernestine Delgado,<br />
Vorsitzende der Solidarität mit Lateinamerika<br />
in der <strong>Steiermark</strong> und Dr.<br />
Michael Schaller als Koordinator des<br />
Projektes. Auf der DVD werden insgesamt<br />
zehn Artikel der UNO-Menschenrechtserklärung<br />
mit Bildern aus Guatemala<br />
erläutert, außerdem werden Menschenrechtsaktivisten<br />
interviewt. Das<br />
Begleitheft zur DVD bietet ausführliche<br />
Hintergrundinformationen zu Guatemala<br />
und zu den Menschenrechten und es<br />
zeigt auf, wie diese Themen im Unterricht<br />
oder in der außerschulischen Jugendarbeit<br />
aufbereitet werden können.<br />
Die DVD kann im Welthaus und in den<br />
regionalen Mediatheken des Welthauses<br />
entlehnt werden.<br />
Michael Schaller<br />
Kontakt: Welthaus der Diözese Graz-Seckau<br />
8010 Graz, Grabenstraße 39<br />
Tel. 0316/324556<br />
E-Mail: graz@welthaus.at<br />
Internet: http://graz.welthaus.at<br />
Solidarität mit<br />
den Menschen aus<br />
Lateinamerika:<br />
Mag. Schreiner, Geschäftsführer<br />
Welthaus;<br />
LR Dr. Schöpfer;<br />
MR Mag. Wirtitsch,<br />
Unterrichtsministerium;<br />
HR Mag. Fluch,<br />
Land <strong>Steiermark</strong>;<br />
Ernestine Delgado<br />
und der Projektkoordinator<br />
Dr. Schaller.<br />
(v.l.n.r.)<br />
Beim zweiten österreichischen Sustanibility-Café<br />
Anfang Dezember in<br />
Graz wurde versucht, Antworten auf<br />
Fragen zu geben, die viel zu selten<br />
gestellt werden.<br />
Liegen Glück und Erfolg unserer Gesellschaft<br />
in unserer Verantwortung oder ist<br />
das nicht unser Kaffee? Tragen wir Verantwortung<br />
für unsere Sprache, für unsere<br />
Laune und unser T-Shirt? Verantwortung<br />
für die Abfischung der Meere,<br />
Verantwortung für die Psyche der Mitar-<br />
Die Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung<br />
und Wissenschaft diskutierten über Themen<br />
wie Verantwortung und Nachhaltigkeit.<br />
Foto: Schauer<br />
beiter, Verantwortung für die Zukunft?<br />
Die Idee war seltsam. Wieso sollten sich<br />
Leute auf den Weg machen, um intellektuelle<br />
Gratis-Arbeit zu leisten? Für wen<br />
und für was? Doch wie das so mit seltsamen<br />
Ideen ist – entweder sie versickern<br />
ungelebt in der Wüste trockener Strukturen<br />
oder sie fallen auf fruchtbare Erde<br />
und entwickeln üppige Blüten. Mit der<br />
Idee des Sustainability-Cafés von Dr.<br />
Heinz Peter Wallner, Sachbuchautor,<br />
Zukunftsdenker und Nachhaltigkeitsberater,<br />
geschah Zweiteres. Bereits letztes<br />
Jahr besuchten Strategen aus der Wirtschaft<br />
und Unternehmen, der Wissenschaft,<br />
der Verwaltung, dem Medienbereich,<br />
von NGOs, der Politik, aus Gemeinden,<br />
Magistraten und Denkwerkstätten<br />
diesen Event. In Graz waren die<br />
60 Teilnehmer nach kürzester Zeit in hitzige<br />
Debatten verstrickt. Die Veranstalter<br />
Wallner & Schauer GmbH und die<br />
Sponsoren WirtschaftsInitiative Nach-<br />
l e b e n s We r t<br />
29
NEUIGKEITEN<br />
REZENSIONEN<br />
haltigkeit (WIN) und AEVG freuten sich<br />
über den Erfolg. Die Impuls-Referate,<br />
die Vorträge von Experten haben auch<br />
ihren Reiz, aber erst, „wenn sich die Leute<br />
selbständig zu vernetzen beginnen<br />
und nicht mehr willenlos berieseln lassen,<br />
kann echte Wissensaufnahme, die<br />
auch Spaß macht, entstehen“, meinte<br />
einer der Besucher.<br />
Gegenwarts-Gedanken<br />
zum Mitnehmen<br />
Für viele ist das Sustainability-Café ein<br />
Ort der Inspiration und erfrischenden<br />
Kontaktaufnahme mit Gleich- oder Andersgesinnten.<br />
Die Gäste werden gebeten,<br />
in lockerer Kaffeehaus-Atmosphäre<br />
nicht nur zu plaudern, sondern Ideen zu<br />
erschaffen und sie mit möglichst vielen<br />
Menschen zu verlinken. Dieses Vernetzen<br />
ist möglich, indem etwa sechs bis<br />
acht Menschen an einem Tisch sitzen,<br />
um 20 Minuten lang miteinander ihre<br />
Ideen zu einem bestimmten Thema – in<br />
unserem Fall eben „Verantwortung“ –<br />
mitzuteilen, weiterzuentwickeln und die<br />
wichtigsten Stichworte auf dem Packpapier,<br />
das auf die Tischplatten geklebt<br />
wurde, zu notieren. Hatte sich ein Tisch<br />
mehr in Richtung „Politische Verantwortung“<br />
und „Persönliche Verantwortung“<br />
entwickelt, so hatte ein anderer den Fokus<br />
auf „Verantwortung für die Generationen<br />
nach uns“ gelegt. Sobald der<br />
Gong ertönt, ist es Zeit, zum nächsten<br />
Tisch zu ‚reisen‘, aber nicht für alle. Einer<br />
bleibt: der oder die GastgeberIn. Die<br />
Aufgabe des Gastgebers ist eine verantwortungsvolle<br />
Tätigkeit und bedarf der<br />
Fähigkeit, zu strukturieren, zu filtern<br />
und Prioritäten zu setzen. Denn er oder<br />
sie gibt den neu Hinzugekommenen einen<br />
kurzen Abriss der vergangenen Runde.<br />
Dreimal werden die Tische gewechselt,<br />
um möglichst viele Verlinkungen<br />
und Denkanstöße zu erhalten. Eines<br />
steht für viele bereits heute fest – der<br />
Termin fürs Sustainability-Café 2005 ist<br />
ein Fixpunkt im neuen Kalender.<br />
Unter „www.nachhaltigberaten.at“<br />
kann man Dokumentationen zum<br />
Sustainability-Café anfordern.<br />
Dodo Kresse<br />
Klimawandel<br />
Biomasse als Chance<br />
gegen Klimakollaps und<br />
globale Erwärmung<br />
August Raggam ist einer der Vordenker<br />
der ökosozialen Idee in Österreich und<br />
plädiert in diesem Buch für ein Umdenken<br />
in der Energiepolitik: Dominieren<br />
weiterhin die nicht nachhaltigen Energiesysteme<br />
wie fossile Energie oder<br />
Atomenergie, so ist ein weltweites Ansteigen<br />
der Naturkatastrophen zu befürchten<br />
– ebenso wie dass weite Landstriche<br />
der Erde unbewohnbar werden.<br />
Die Klimakapriolen seien nur Vorboten<br />
von drohenden Anspringreaktionen,<br />
die das Leben auf der Erde unmöglich<br />
machen. Dazu zählt das Schmelzen des<br />
Grönland- und Antarktiseises sowie die<br />
Kohlendioxid- und Methangasfreisetzung<br />
aus dem Meer. Dies alles sei nur<br />
durch einen raschen und vollständigen<br />
Umstieg, sowohl auf erneuerbare Energien<br />
als auch durch eine neue humusaufbauende<br />
Kreislaufwirtschaft, zu vermeiden.<br />
Aus den derzeit nicht genutzten<br />
Nutzpflanzen der Erde könnte, so Raggam,<br />
etwa der fünffache heutige Weltenergiebedarf<br />
abgedeckt werden. Dieses<br />
Buch liefert allen, die an einer lebenswerten<br />
Zukunft interessiert sind, jene<br />
Argumente, die für Reformen dienlich<br />
sind.<br />
Klimawandel – Biomasse als Chance gegen<br />
Klimakollaps und globale Erwärmung<br />
von August Raggam, ISBN 3-9501869-0-5,<br />
herausgegeben und vertrieben vom<br />
Ökosozialen Forum Österreich, 1010 Wien,<br />
Franz-Josefs-Kai 13,Tel. 01/5330797-0<br />
Agricultur<br />
Menschen schaffen<br />
Landschaft<br />
Kultur war und ist vor allem auch immer<br />
„Agricultur“ – symbolträchtiger Ausdruck<br />
für die enge Verwobenheit von<br />
Mensch, Landschaft und Natur. Landschaft<br />
wird von Menschen am Land geschaffen,<br />
von unseren Essgewohnheiten,<br />
der Art der Lebensmittelherstellung<br />
und dem Stellenwert, den wir Umwelt<br />
und Natur einräumen. Agricultur ist Lebenskultur.<br />
Wie die Arbeit derer, die am<br />
Land leben, das Land formt, prägt und<br />
verändert, zeigt der äußerst sehenswerte<br />
Bildband „Agricultur“, erschienen im<br />
Leopold Stocker Verlag.<br />
Die einfühlsamen Texte stammen von<br />
Hans Meister, einem der bekanntesten<br />
Agrarjournalisten Österreichs, der sich<br />
durch zahlreiche Veröffentlichungen in<br />
Rundfunk und Fernsehen sowie als<br />
Buchautor einen Namen gemacht hat.<br />
Die Bilder hat Gery Wolf fotografiert, ein<br />
vielfach ausgezeichneter Fotograf von<br />
internationalem Rang, der schon mehrere<br />
Bildbände zu österreichischen und<br />
anderen europäischen Regionen veröffentlicht<br />
hat. Das Buch eröffnet neue<br />
Sichtweisen auf Land und Landwirtschaft,<br />
auf die Menschen im ländlichen<br />
Raum und ihre Arbeit. Oder wenn im<br />
Buch die Frage gestellt wird, „wer uns<br />
die Geschichten der Menschen berichtet,<br />
die dieses Land prägen“, so stellt<br />
der Bildband gleichzeitig die Antwort<br />
darauf dar.<br />
Agricultur<br />
von Hans Meister und Gery Wolf<br />
Leopold Stocker Verlag<br />
ISBN 3-7020-1000-9<br />
30
HANS PUTZER<br />
Denken ist schwieriger als Nicken<br />
Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler ist eine der Leitfiguren<br />
im Kampf gegen die Globalisierung. In seinem neuen Buch<br />
prangert er die Praktiken der weltweiten Privatisierung und<br />
der Weltbank an.<br />
Wenn Finanzminister Karl-Heinz Grasser<br />
besonders smart sein will, und wann will<br />
er das nicht, ergeht er sich in Sprüchen<br />
wie „Die Globalisierung hat keine Adresse,<br />
sie findet einfach statt“. Darauf folgen<br />
dann meist ein paar Unverbindlichkeiten<br />
wie „Wir müssen die Globalisierung<br />
als Chance sehen“, um dann spätestens<br />
zu jenem Zeitpunkt das Thema<br />
zu wechseln, zu dem er meint, die überwiegende<br />
Zuhörerschaft davon überzeugt<br />
zu haben, dass die aktuellen weltweiten<br />
wirtschaftlichen Entwicklungen<br />
gleich einem Gesetz Gottes unabwendbar<br />
und unabdingbar sind. Und weil es<br />
halt gerade auch so chic ist, hier vermeintlich<br />
wissend zu nicken, braucht er<br />
sich um seine zustimmenden Adoranten<br />
und Adorantinnen nicht weiter zu sorgen.<br />
Nicht dass es auch hierzulande an<br />
kritischen Stimmen gegen die (Auswüchse<br />
[?] der) Globalisierung mangelt.<br />
Doch die einen – Stichwort: VolxTheaterKarawane<br />
– desavouieren ihre Anliegen<br />
durch ihre mangelhafte, möglicherweise<br />
auch gar nicht vorhandene Distanz<br />
zu diversen gewaltbereiten Gruppierungen,<br />
und die anderen – Stichwort:<br />
Ökosoziale Marktwirtschaft – bleiben<br />
auf ihrem hartnäckig durchgetragenen<br />
Weg (leider) oft zu wenig gehört. Dabei<br />
gewinnt Josef Rieglers Denken täglich<br />
mehr an Bedeutung.<br />
Einer, der zumindest im deutsch- und<br />
französischsprachigen Raum gehört<br />
wird, ist der renommierte Schweizer Publizist<br />
Jean Ziegler, zur Zeit Sonderberichterstatter<br />
der UN-Menschenrechtskommission<br />
für das Recht auf Nahrung.<br />
Schon sein vorletztes Buch „Wie kommt<br />
der Hunger in die Welt?“ (2000) hat in<br />
eindrucksvoller und kaum zu widersprechender<br />
Weise dargelegt, dass es der<br />
Welt nicht an Lebensmitteln mangelt,<br />
sondern an gerechten Verteilungsstrukturen.<br />
Nur am Rande dazu: Dieses Buch<br />
sollten vor allem auch jene heimischen<br />
Agrarpolitiker lesen, die mit dem Brustton<br />
der falschen Überzeugung durchs<br />
Land ziehend den Bäuerinnen und Bauern<br />
erzählen, ein global steigender Bedarf<br />
an Lebensmitteln brächte zusätzliche<br />
Erwerbschancen für die Landwirtschaft<br />
hierzulande. Um es in Zahlen zu<br />
fassen, und das sind auch von der UNO<br />
anerkannte Fakten, die derzeitige Lebensmittelproduktion<br />
reicht aus, um<br />
rund 12 Milliarden Menschen zu ernähren.<br />
„Jeden Tag sterben 100.000<br />
Menschen an Hunger und Unterernährung.<br />
Dabei könnte die<br />
moderne Landwirtschaft 12 Milliarden<br />
Menschen ernähren, also<br />
doppelt so viele wie derzeit auf<br />
der Erde leben.“<br />
Jean Ziegler<br />
Diese Berechnung ist auch eine der<br />
Kernaussagen von Zieglers letztem<br />
Buch „Die neuen Herrscher der Welt“.<br />
Gemeint sind damit die „kapitalistischen<br />
Oligarchien“, die mittlerweile die<br />
ganze Welt beherrschen. Gut, einerseits<br />
sind diese höchst erfolgreich: Verdoppelung<br />
des Weltsozialproduktes und<br />
Verdreifachung des Welthandelsvolumens<br />
in einem Jahrzehnt; Verdoppelung<br />
des globalen Energieverbrauchs im<br />
Vierjahresrhythmus. Ziegler: „Zum ersten<br />
Mal in ihrer Geschichte genießt die<br />
Menschheit einen Überfluss an Gütern.<br />
Der Planet bricht schier unter seinen<br />
Schätzen zusammen. Die verfügbaren<br />
Güter übertreffen um ein Vieltausendfaches<br />
die nicht einschränkbaren Bedürfnisse<br />
der Menschen.“ – Aber andererseits:<br />
„Die vier apokalyptischen Reiter<br />
der Unterentwicklung [...] Hunger, Durst,<br />
Seuche und Krieg [...] zerstören jedes<br />
Jahr mehr Männer, Frauen und Kinder,<br />
als es das Gemetzel des Zweiten Weltkriegs<br />
in sechs Jahren getan hat. Für die<br />
Menschen der Dritten Welt ist der ,Dritte<br />
Weltkrieg‘ in vollem Gange.“ Mit unzähligen<br />
Beispielen – der Besitz der fünfzehn<br />
vermögendsten Menschen der<br />
Welt übertrifft beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt<br />
aller afrikanischer<br />
Staaten südlich der Sahara, Südafrika<br />
ausgenommen – illustriert Ziegler die<br />
Logik der Globalisierung, die ständig<br />
reicher werdenden „Wohlstandsinseln“<br />
inmitten des Meeres des Völkerelends“<br />
gebiert. Keines der Klischees über die<br />
Erfolgsgeschichte „Globalisierung“<br />
bleibt unangetastet.<br />
Und Ziegler meint auch, die Antwort<br />
gefunden zu haben. Auch die Welt muss<br />
sich – und der Prozess wird kein einfacher<br />
sein – wie unsere gewachsenen nationalstaatlichen<br />
Demokratien dazu verpflichten,<br />
Wirtschaft mit sozialer Verantwortung,<br />
Gewinn mit dem „Prinzip<br />
Großmut“ zu verbinden. Den großen<br />
französischen Schriftsteller Georges<br />
Bernanos zitierend beginnt Ziegler, ein<br />
wahrhaft prophetischer Geist mit dem<br />
dazu unbedingt notwendigen „heiligen<br />
Zorn“, das letzte Kapitel mit dem Satz<br />
„Gott hat keine anderen Hände als unsere“.<br />
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen<br />
als: unbedingt Jean Zieglers „Die<br />
neuen Herrscher der Welt“ lesen.<br />
Mag. Hans Putzer ist Chefredakteur<br />
der Wochenzeitung „Neues Land“.<br />
E-Mail: hans.putzer@stbb.at<br />
l e b e n s We r t<br />
31
MELDUNGEN<br />
WINBAU-Konsulentenpool<br />
auf Expansionskurs<br />
Auszeichnung für zwölf weitere Experten<br />
für nachhaltiges Bauen<br />
Zwölf neue Absolventinnen und Absolventen<br />
des WINBAU-Lehrgangs „Nachhaltiges<br />
Bauen“ erhielten am 27.11.2004<br />
in der Bauakademie Übelbach ihre Diplome.<br />
Mit Abschluss der Ausbildung<br />
sind die Teilnehmer dazu qualifiziert,<br />
dem WINBAU-Konsulentenpool beizutreten,<br />
der nachhaltige Beratungen für<br />
steirische Bauherren anbietet. „Jetzt<br />
können wir noch mehr Gemeinden bei<br />
der Umsetzung ihrer nachhaltigen Bauprojekte<br />
unterstützen“, freut sich Hofrat<br />
Wilhelm Himmel, Leiter der Fachabteilung<br />
19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft)<br />
über den Zuwachs im WINBAU-<br />
Konsulentenpool. „Das Besondere an<br />
den WINBAU-Konsulenten ist, dass es<br />
sich um Expertinnen und Experten aus<br />
der Baubranche handelt, die sich durch<br />
den Kurs umfassendes Wissen zum Thema<br />
Nachhaltigkeit angeeignet haben“,<br />
so Himmel weiter.<br />
„WINBAU-Konsulenten kommt die<br />
Aufgabe zu, Gemeinden bei der Planung<br />
und Umsetzung von Sanierungen oder<br />
Neubauten zu beraten. Die Berücksichtigung<br />
von nachhaltigen Aspekten ist<br />
dabei von großer Bedeutung, denn nur<br />
so können wir die gesteckten Umweltziele<br />
wie CO 2 -Reduktion und Reduktion<br />
der Abfallmengen erreichen“, betont<br />
Umweltlandesrat Johann Seitinger: „Die<br />
BauherrInnen tun damit aber nicht nur<br />
der Umwelt etwas Gutes, sondern auch<br />
sich selbst. Umfassende, vorausschauende<br />
Planung sichert nicht nur Qualität<br />
Die erfolgreichen Teilnehmer des Lehrganges:<br />
Die WINBAU-Konsulenten unterstützen<br />
Bauherren bei der Planung und Umsetzung<br />
von ökologischem Bauen.<br />
Foto: WIN-Bau<br />
und Wohlbefinden, sondern trägt auch<br />
zur Kostenreduktion bei.“ Als besonderen<br />
Anreiz gibt es eine Förderung vom<br />
Land <strong>Steiermark</strong>, denn WINBAU-Beratungsleistungen<br />
werden für Bauherren<br />
mit bis zu 50 % (Obergrenze 2.500 Euro<br />
pro Projekt) gefördert. Die ersten Beratungsprojekte<br />
mit WINBAU-Konsulenten<br />
werden bereits durchgeführt und<br />
das Angebot wird sehr positiv aufgenommen.<br />
Klimawandel – die Bedrohung der Zukunft!<br />
Veranstaltungsserie über die Folgen des Klimawandels<br />
Umweltkatastrophen, steigende Armut<br />
und der Kampf um Energieressourcen<br />
sind das Konfliktpotenzial der Zukunft –<br />
Europa und die USA könnten zu regelrechten<br />
„Festungen“ werden, um Millionen<br />
von Migranten abzuhalten, die aus<br />
ihren umweltzerstörten Heimatregionen<br />
herbeiströmen. Dürre, Stürme und<br />
Hochwasser richten aber auch bei uns in<br />
immer kürzeren Abständen schwere<br />
Schäden an. Laut einer Studie des US-<br />
Verteidigungsministeriums Pentagon<br />
stellt der weltweite Klimawandel eine<br />
weitaus größere Bedrohung für die internationale<br />
Stabilität dar als der internationale<br />
Terrorismus. Betroffen sind<br />
die Landwirtschaft, die regionale Wirtschaft,<br />
der Tourismus, die Stromerzeuger,<br />
aber auch die Gesundheit der Bevölkerung<br />
– der Zeitdruck, Öl, Gas, Kohle<br />
und Kernenergie durch erneuerbare<br />
Energien zu ersetzen, steigt auch bei<br />
uns. Gelingen kann dies nur, wenn das<br />
Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels<br />
in einer breiten Öffentlichkeit<br />
verankert ist und zu einem groß angelegten<br />
Umdenken führt.<br />
Das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong><br />
möchte in Kooperation mit der<br />
Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft<br />
aufrütteln, anregen und bewegen<br />
– für uns und unsere Nachwelt. In einer<br />
Reihe von Regionalveranstaltungen informieren<br />
daher Landesrat Johann Seitinger,<br />
Kammeramtsdirektor DI Dr.<br />
Heinz Kopetz und der Landesenergiebeauftragte<br />
DI Wolfgang Jilek über den Klimawandel,<br />
seine Ursachen und seine<br />
Folgen. Was bedeutet der Klimawandel<br />
für die Natur? Welche Maßnahmen zum<br />
Klimaschutz ergreift das Land <strong>Steiermark</strong>?<br />
Welchen Beitrag können Gesetzgebung,<br />
Raumplanung und Verwaltung<br />
leisten, um die drohenden Gefahren abzuwenden?<br />
Was kann jeder Einzelne<br />
zum Klimaschutz beitragen?<br />
TIPP<br />
• 31. Jänner 2005 (Beginn<br />
19 Uhr) in der Höheren Bundeslehr-<br />
und Forschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft<br />
Raumberg-Gumpenstein<br />
(Grimmingsaal), Raumberg<br />
38, 8952 Irdning (für den<br />
Bezirk Liezen)<br />
• 16. Februar 2005 (Beginn<br />
19 Uhr) im Sitzungssaal der<br />
Gemeinde Merkendorf,<br />
Merkendorf 133, 8344 Bad<br />
Gleichenberg (für die Bezirke<br />
Radkersburg, Fürstenfeld<br />
und Leibnitz)<br />
Zu diesen Veranstaltungen sind alle<br />
Interessierten sehr herzlich eingeladen<br />
– Klimaschutz geht jeden an!<br />
Anmeldungen unter der Telefonnummer<br />
0316/8050-1305,<br />
per Fax unter 0316/8050-1509<br />
oder per E-Mail an<br />
„schister@lfi-steiermark.at“.<br />
32
MELDUNGEN<br />
WINBAU-Konsulentenpool<br />
auf Expansionskurs<br />
Auszeichnung für zwölf weitere Experten<br />
für nachhaltiges Bauen<br />
Zwölf neue Absolventinnen und Absolventen<br />
des WINBAU-Lehrgangs „Nachhaltiges<br />
Bauen“ erhielten am 27.11.2004<br />
in der Bauakademie Übelbach ihre Diplome.<br />
Mit Abschluss der Ausbildung<br />
sind die Teilnehmer dazu qualifiziert,<br />
dem WINBAU-Konsulentenpool beizutreten,<br />
der nachhaltige Beratungen für<br />
steirische Bauherren anbietet. „Jetzt<br />
können wir noch mehr Gemeinden bei<br />
der Umsetzung ihrer nachhaltigen Bauprojekte<br />
unterstützen“, freut sich Hofrat<br />
Wilhelm Himmel, Leiter der Fachabteilung<br />
19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft)<br />
über den Zuwachs im WINBAU-<br />
Konsulentenpool. „Das Besondere an<br />
den WINBAU-Konsulenten ist, dass es<br />
sich um Expertinnen und Experten aus<br />
der Baubranche handelt, die sich durch<br />
den Kurs umfassendes Wissen zum Thema<br />
Nachhaltigkeit angeeignet haben“,<br />
so Himmel weiter.<br />
„WINBAU-Konsulenten kommt die<br />
Aufgabe zu, Gemeinden bei der Planung<br />
und Umsetzung von Sanierungen oder<br />
Neubauten zu beraten. Die Berücksichtigung<br />
von nachhaltigen Aspekten ist<br />
dabei von großer Bedeutung, denn nur<br />
so können wir die gesteckten Umweltziele<br />
wie CO 2 -Reduktion und Reduktion<br />
der Abfallmengen erreichen“, betont<br />
Umweltlandesrat Johann Seitinger: „Die<br />
BauherrInnen tun damit aber nicht nur<br />
der Umwelt etwas Gutes, sondern auch<br />
sich selbst. Umfassende, vorausschauende<br />
Planung sichert nicht nur Qualität<br />
Die erfolgreichen Teilnehmer des Lehrganges:<br />
Die WINBAU-Konsulenten unterstützen<br />
Bauherren bei der Planung und Umsetzung<br />
von ökologischem Bauen.<br />
Foto: WIN-Bau<br />
und Wohlbefinden, sondern trägt auch<br />
zur Kostenreduktion bei.“ Als besonderen<br />
Anreiz gibt es eine Förderung vom<br />
Land <strong>Steiermark</strong>, denn WINBAU-Beratungsleistungen<br />
werden für Bauherren<br />
mit bis zu 50 % (Obergrenze 2.500 Euro<br />
pro Projekt) gefördert. Die ersten Beratungsprojekte<br />
mit WINBAU-Konsulenten<br />
werden bereits durchgeführt und<br />
das Angebot wird sehr positiv aufgenommen.<br />
Klimawandel – die Bedrohung der Zukunft!<br />
Veranstaltungsserie über die Folgen des Klimawandels<br />
Umweltkatastrophen, steigende Armut<br />
und der Kampf um Energieressourcen<br />
sind das Konfliktpotenzial der Zukunft –<br />
Europa und die USA könnten zu regelrechten<br />
„Festungen“ werden, um Millionen<br />
von Migranten abzuhalten, die aus<br />
ihren umweltzerstörten Heimatregionen<br />
herbeiströmen. Dürre, Stürme und<br />
Hochwasser richten aber auch bei uns in<br />
immer kürzeren Abständen schwere<br />
Schäden an. Laut einer Studie des US-<br />
Verteidigungsministeriums Pentagon<br />
stellt der weltweite Klimawandel eine<br />
weitaus größere Bedrohung für die internationale<br />
Stabilität dar als der internationale<br />
Terrorismus. Betroffen sind<br />
die Landwirtschaft, die regionale Wirtschaft,<br />
der Tourismus, die Stromerzeuger,<br />
aber auch die Gesundheit der Bevölkerung<br />
– der Zeitdruck, Öl, Gas, Kohle<br />
und Kernenergie durch erneuerbare<br />
Energien zu ersetzen, steigt auch bei<br />
uns. Gelingen kann dies nur, wenn das<br />
Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels<br />
in einer breiten Öffentlichkeit<br />
verankert ist und zu einem groß angelegten<br />
Umdenken führt.<br />
Das Lebensressort des Landes <strong>Steiermark</strong><br />
möchte in Kooperation mit der<br />
Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft<br />
aufrütteln, anregen und bewegen<br />
– für uns und unsere Nachwelt. In einer<br />
Reihe von Regionalveranstaltungen informieren<br />
daher Landesrat Johann Seitinger,<br />
Kammeramtsdirektor DI Dr.<br />
Heinz Kopetz und der Landesenergiebeauftragte<br />
DI Wolfgang Jilek über den Klimawandel,<br />
seine Ursachen und seine<br />
Folgen. Was bedeutet der Klimawandel<br />
für die Natur? Welche Maßnahmen zum<br />
Klimaschutz ergreift das Land <strong>Steiermark</strong>?<br />
Welchen Beitrag können Gesetzgebung,<br />
Raumplanung und Verwaltung<br />
leisten, um die drohenden Gefahren abzuwenden?<br />
Was kann jeder Einzelne<br />
zum Klimaschutz beitragen?<br />
TIPP<br />
• 31. Jänner 2005 (Beginn<br />
19 Uhr) in der Höheren Bundeslehr-<br />
und Forschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft<br />
Raumberg-Gumpenstein<br />
(Grimmingsaal), Raumberg<br />
38, 8952 Irdning (für den<br />
Bezirk Liezen)<br />
• 16. Februar 2005 (Beginn<br />
19 Uhr) im Sitzungssaal der<br />
Gemeinde Merkendorf,<br />
Merkendorf 133, 8344 Bad<br />
Gleichenberg (für die Bezirke<br />
Radkersburg, Fürstenfeld<br />
und Leibnitz)<br />
Zu diesen Veranstaltungen sind alle<br />
Interessierten sehr herzlich eingeladen<br />
– Klimaschutz geht jeden an!<br />
Anmeldungen unter der Telefonnummer<br />
0316/8050-1305,<br />
per Fax unter 0316/8050-1509<br />
oder per E-Mail an<br />
„schister@lfi-steiermark.at“.<br />
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P.b.b. Verlagspostamt 8230 Hartberg