out! - Lambda Bayern
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Religion<br />
7, winter
INTERNES 3<br />
inhalt<br />
02 Comic<br />
03 Editorial, Inhalt, Impressum<br />
04 Denkwürdig<br />
05 Thema: Religion<br />
14 Coming Out<br />
15 Aus dem Verband<br />
16 Das erste Mal London<br />
17 San Francicso – Die Freizeit,<br />
die Verrückte macht<br />
20 Rezensionen<br />
23 Kolumne: 23 Minuten<br />
24 Termine<br />
editorial<br />
Advent, Advent, ein Lichtlein<br />
brennt. Erst 1, dann 2, dann<br />
3, dann 4 und schon steht die<br />
<strong>Lambda</strong> Weihnachtsfreizeit<br />
vor der Tür.<br />
Kaum zu glauben, und schon wieder ist ein Jahr<br />
vorbei. Ein Jahr voller Sommercamp, San Francisco,<br />
London und CSD; aber auch ein Jahr mit<br />
den ersten Tanzschritten von <strong>Lambda</strong> auf politischem<br />
Parkett, wie zum Beispiel dem Homophobie<br />
Kongress der Grünen im Bundestag.<br />
Eines der Hauptthemen dort war Homosexualität<br />
und Religion. Wie ihr dem Titelblatt sicher<br />
schon entnommen habt, geht es um dieses Thema<br />
auch in der aktuellen Out! Viel Spaß beim<br />
Lesen, ein frohes Fest und einen guten Rutsch<br />
wünscht euch,<br />
Eure JÖrdis<br />
Impressum<br />
<strong>out</strong>! - Zeitschrift des Jugendnetzwerk::<strong>Lambda</strong> e.V.<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Lambda</strong> e.V.<br />
Windthorststr. 43a<br />
99096 Erfurt<br />
<strong>out</strong>@lambda-online.de<br />
Eigenverlag<br />
Auflage: 5000<br />
Erscheinungsweise: 4x/Jahr<br />
Redaktion: Verena Waldbröl<br />
V.i.S.d.P.: Gila Rosenberg<br />
Satz und Lay<strong>out</strong>: Joanna Soyka, www.eins-tp.net<br />
Titelbild: Julia Kappus<br />
Mitarbeiter_Innen: Franziska Eva-Maria Steier, Gila Rosenberg, Lars Bergmann, Trouble-X,<br />
Oliver Spinedi, Tina Lund, Cray, Mario, Stefan Beckmann, Lisa-Marie Klinger,<br />
Christina „Keks“ Schneider, Sandra Özyürek<br />
Die <strong>out</strong>! wird gefördert aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes. Urheberrechte für alle<br />
in der <strong>out</strong>! veröffentlichten Beiträge, auch für Auszüge und Übersetzungen, liegen beim Jugendnetzwerk<br />
<strong>Lambda</strong>. Jegliche Vervielfältigung - auch auszugsweise oder in elektronischen<br />
Medien - bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Herausgeber_in.<br />
Unaufgefordert eingesandte Manuskripte und andere Vorlagen werden gerne von der Redaktion<br />
angenommen, müssen jedoch frei von Rechten Dritter sein. Mit der Einsendung von Vorlagen<br />
gibt der/die Verfasser_in die Zustimmung zum Abdruck in der <strong>out</strong>!. Eine Gewähr für<br />
die Richtigkeit kann nicht übernommen werden.
4 DENKWÜRDIG<br />
DENKWÜRDIG 5<br />
denkwürdig<br />
Gesicht zeigen! Nein zu<br />
Hassgewalt gegen Homosexuelle<br />
in Berlin!<br />
Nachdem es im Juni in Berlin-Kreuzberg<br />
zu einer Gewalttat gegen einige junge<br />
Lesben kam, die als Dragkings unterwegs<br />
waren, kam es im Oktober wieder zu erneuten<br />
Zwischenfällen. Wie das schwule<br />
Überfalltelefon von Maneo berichtete,<br />
wurde ein 33-jähriger Mann in einem<br />
Zug der U-Bahn Opfer eines schweren<br />
schwulenfeindlichen Übergriffs. Zwei<br />
junge Männer attackierten ihn aufgrund<br />
seiner Homosexualität, schlugen und traten<br />
in aller Öffentlichkeit auf ihn ein. Das<br />
Opfer, dem Zeugen sofort zu Hilfe eilten,<br />
erlitt einen doppelten Kieferbruch und konnte erst nach fünf Tagen<br />
aus der stationären Behandlung im Krankenhaus entlassen werden.<br />
Daraufhin rief Maneo zu einer Protestaktion und Mahnwache auf<br />
nach dem Motto: „Gesicht Zeigen! Nein zu Hassgewalt gegen Homosexuelle<br />
in Berlin! Protect every Kiss – denn Liebe ist Zukunft<br />
für Berlin!“. Am 27. Oktober wurde eine lesbische Frau wegen ihres<br />
maskulinen Aussehens angepöbelt und nach einer Auseinandersetzung<br />
zwischen dem Täter, ihrer Freundin und ihr selber zusammengeschlagen.<br />
Wegen der zunehmenden Gewalt gegen Homosexuelle<br />
hat Berlin am Dienstag zum „Runden Tisch gegen Homophobie“<br />
geladen. Ein Ergebnis hat es keines gegeben. Weitere Treffen sind<br />
ebenfalls nicht geplant.<br />
Quelle: pride1.de<br />
Portal für junge<br />
Lesben<br />
Beauftragter für<br />
die Belange von Lesben<br />
und Schwulen<br />
Gorizi.de, ein bundesweites Online-Portal<br />
für junge Lesben, ist seit dem 15. August<br />
ein Jahr lang online. Das Geburtstagsprogramm<br />
bestand aus einer Party<br />
in, einem Radioprogramm, dem international<br />
zugehört werden konnte und<br />
einer riesigen Verlosung.<br />
Die SPD-Bundestagsfraktion hat mit Johannes<br />
Kahrs einen Beauftragten für die<br />
Belange von Lesben und Schwulen eingesetzt.<br />
Der SPD-Bundestagsabgeordnete<br />
betonte anlässlich seiner Einsetzung, dass<br />
sich seine Partei sowohl in der rot-grünen<br />
Koalition als auch in der Großen<br />
Gorizi kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Mädchen“. Das<br />
Portal wurde vom Frauenzentrum Mainz e.V. initiiert und erhebt<br />
den Anspruch, alle glücklich zu machen. Neben den herkömmlichen<br />
Angeboten, wie Forum, Chat und Kontaktanzeigen gibt es eine Projektbörse,<br />
die es ermöglicht, Aktionen, Projekte und Veranstaltungen<br />
selbst zu organisieren oder sich daran zu beteiligen.<br />
Koalition immer für die Belange von Lesben und Schwulen stark<br />
gemacht habe. In der rot-grünen Koalition hätte die SPD das Lebenspartnerschaftsgesetz<br />
Teil I beschlossen, mit dem allerdings fast<br />
nur Pflichten verbunden waren. Die im Lebenspartnerschaftsgesetz<br />
Teil II geregelten Rechte würden von der CDU/CSU im Bundesrat<br />
verhindert, darum müsse weiter dafür gekämpft werden.<br />
Der erste Fernsehkanal<br />
für schwules Publikum<br />
geht auf Sendung<br />
Merkwürdiger Humor<br />
Seit dem 1. November gibt es nun im<br />
FreeTV einen Sender, bei dem „schwul“<br />
nicht „Minderheit“ bedeutet. Der Werbeslogan<br />
verrät stolz „Wir lieben Männer“<br />
und das Programm setzt auf (Szene-)Kultur,<br />
News und Serien wie „Queer as Folk“<br />
oder „The L Word“ und anderen, allerdings<br />
ohne sich den eigenen Klischees zu<br />
ergeben. Dabei sieht sich der Sender nicht<br />
als Verfechter der Szene, sondern kann<br />
Nachdem der anglikanische Reverend Petter<br />
Mullen in seinem Blog seine Art von<br />
Humor kundgetan hat, muss er nun mit<br />
harten Konsequenzen, möglicherweise sogar<br />
mit einem Disziplinarverfahren und<br />
seiner Suspendierung, rechnen. Die Diözese<br />
distanziert sich ausdrücklich von seinen<br />
Äußerungen, der Londoner Bischof<br />
kritisierte Argumentation und Ton der<br />
eher „zur Selbstverständlichkeit von Homosexualität beitragen, indem<br />
wir über unterschiedlichste Themen berichten“, so Chef Frank<br />
Lukas (Quelle: Spiegel-online.de). TIMM ist bundesweit über das<br />
digitale Kabelnetz und via Satellit (Astra digital) empfangbar und<br />
kann auch über das Internet gestreamt, also live geguckt, oder als<br />
Radioprogramm gehört werden. Da die Website noch nicht vollständig<br />
mit Inhalten gefüllt ist, lässt sich die richtige Frequenz bisher nur<br />
mit automatischen Suchlauf finden. TIMM sendet wochentags von<br />
17.15 Uhr bis 0 Uhr, am Wochenende länger.<br />
Texte, die in keiner Weise die Sicht der Diözese widerspiegeln würden.<br />
Mullen bloggte, schwule Männer sollten sich „auf ihren Hintern<br />
den Slogan ‚Sodomie kann ihre Gesundheit gefährden‘ tätowieren<br />
lassen“ und „Auf dem Kinn sollte ‚Fellatio tötet‘ stehen“. Der<br />
66-Jährige spielte die Äußerungen als Satire herunter, hätte selbst<br />
nichts gegen Homosexuelle und hätte viele Schwule im Freundeskreis.<br />
Mullens Blog ist mittlerweile nicht mehr online.<br />
Quelle: spiegel-online.de<br />
Kampfansage nach Niederlage<br />
der Homo-<br />
Ehe in Kalifornien<br />
Der Jubel über Barack Obamas Wahlsieg<br />
hielt in San Francisco nicht lange an.<br />
Kaum war der schwarze Senator zum Gewinner<br />
der Präsidentschaftswahl erklärt<br />
worden, trafen in der Schwulenhochburg<br />
der Westküstenmetropole die ersten<br />
Prognosen über den möglichen Sieg der<br />
Wählerinitiative „Proposition 8“ ein. Am<br />
Mittwochnachmittag stand es dann fest:<br />
Gut 52 Prozent der kalifornischen Wähler<br />
hatten für dieses Referendum und damit<br />
gegen die Homo-Ehe gestimmt. Danach<br />
soll nun in der kalifornischen Verfassung<br />
festgeschrieben werden, dass eine Ehe nur<br />
als Verbindung zwischen Mann und Frau<br />
zu definieren ist.<br />
Über Monate hinweg hatten sich die gegnerischen<br />
Seiten einen teuren und erbit-<br />
terten Kampf um die Wählerstimmen geliefert. Am Morgen nach der<br />
Niederlage gingen die Befürworter der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft<br />
sofort in die Offensive. Sieben Paare, Homosexuellenverbände,<br />
die Bürgerrechtsbewegung ACLU und die Städte San Francisco<br />
und Los Angeles reichten gleich drei Klagen beim Obersten<br />
Gerichtshof des Westküstenstaates ein. Das Wahlreferendum „Proposition<br />
8“ soll für ungültig erklärt werden. Der Verfassungszusatz<br />
würde die Grundrechte von Lesben und Schwulen verletzten, so die<br />
Kläger. Der Ehe-Streit könnte eines Tages den Supreme Court in<br />
Washington erreichen, glauben Rechtsexperten.<br />
Kalifornien, wo mehr als 100 000 „Same Sex“-Paare leben, war nach<br />
Massachusetts der zweite Bundesstaat, der die Homo-Ehe einführte.<br />
Mitte Oktober gab auch der Gerichtshof in Connecticut Lesben und<br />
Schwulen grünes Licht für Eheschließungen. Gleichzeitig schreiben<br />
aber immer mehr US-Bundesstaaten ein Verbot der Homo-Ehe in<br />
ihrer Verfassung fest. Bei den jetzigen Wahlen geschah dies in Florida<br />
und Arizona.<br />
Jugendtreff Sunrise<br />
in Dortmund eröffnet<br />
Am 20. September wurde die neue<br />
schwul-lesbische Jugendbildungs- und<br />
Beratungseinrichtung SUNRISE unter<br />
der Schirmherrschaft von Waltraud Bonekamp<br />
(Dezernentin für Schule, Jugend<br />
und Familie) in Dortmund offiziell eröffnet.<br />
Zukünftig soll das SUNRISE zur ersten<br />
Adresse für die rund 1.500 Schwulen<br />
und Lesben im Alter von 14 bis 21 Jahren werden, die in Dortmund<br />
leben und bisher keine ihren Bedürfnissen entsprechenden Angeboten<br />
nutzen konnten. Gefördert wird die Einrichtung vom Jugendamt<br />
der Stadt Dortmund, die damit nun auch eine Jugendhilfeeinrichtung<br />
für diese spezielle Zielgruppe bereitstellt. Bereits seit dem 1.<br />
April befindet sich die neue Anlaufstelle für schwule und lesbische<br />
Jugendliche in Trägerschaft des SLADo e.V. (Schwul-Lesbischer-Arbeitskreis<br />
Dortmund e.V.).<br />
Burundi verbietet Homosexualität<br />
Das Parlament des ostafrikanischen Staates<br />
Burundi hat in einer groß angelegten<br />
Strafrechtsreform Homosexualität verboten<br />
– auf gleichgeschlechtliche Akte<br />
stehen zukünftig bis zu zwei Jahre Haft.<br />
Die Reform sollte die Menschenrechtslage<br />
im Lande verbessern, etwa durch die<br />
Abschaffung der Todesstrafe und ein aus-<br />
drückliches Verbot der Folter. Auf Betreiben einiger Abgeordneter<br />
wurde aber in letzter Minute erstmals ein ausdrückliches Homo-<br />
Verbot eingeführt. Bislang war in dem rund neun Millionen Einwohner<br />
zählenden Land schon die Homo-Ehe verboten, außerdem<br />
gibt es derzeit schon „Moralgesetze“. Die Abgeordneten stimmten<br />
mit 90 gegen null Stimmen für das Gesetzespaket. Zehn Parlamentarier<br />
enthielten sich.<br />
Quelle: queer.de
6 DIE WELTRELIGIONEN<br />
DIE WELTRELIGIONEN 7<br />
Die Weltreligionen<br />
Christentum<br />
Rund zwei Milliarden Menschen, also gut ein Drittel der Weltbevölkerung,<br />
bezeichnen sich heute als Christ_innen, davon ist rund<br />
die Hälfte katholisch.<br />
Das Fundament der christlichen Lehre ist das „Neue Testament“, in<br />
dem über das Leben und die Lehren von Jesus berichtet wird. Zusammen<br />
mit dem „Alten Testament“, dem so genannten „Wort Gottes“,<br />
bildet es die christliche Bibel.<br />
Der Wanderprediger Jesus, als der von Gott gesandte Erlöser verehrt,<br />
wurde von römischen Soldaten gekreuzigt. Das Kreuz ist bis heute<br />
das Symbol des Christentums. Nach seinem Tode kehrte Jesus, der<br />
auch als Sohn Gottes bezeichnet wird, jedoch zurück um daraufhin<br />
endgültig in „die ewige Herrlichkeit“ einzutreten. Noch heute feiern<br />
Christ_innen diese Ereignisse als Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt<br />
und Pfingsten.<br />
Menschen können nach dem Tod ebenfalls in das Reich Gottes eintreten,<br />
sofern sie den Lehren der Bibel folgen. Darin wird unter<br />
anderem Gottes- und Nächstenliebe, Geringschätzung von Besitz,<br />
Verzicht auf Gewalt und Ablehnung von Hochmut und Arroganz<br />
gepredigt. Wer dennoch Sünden auf sich geladen hat, kann durch<br />
die Beichte davon reingewaschen werden.<br />
Islam<br />
Etwa 1,4 Milliarden Menschen auf der Welt bekennen sich zum Islam,<br />
rund drei Millionen davon leben in Deutschland. Wie das Judentum<br />
und das Christentum beruht auch diese Religion auf nur<br />
einer Person, nämlich auf dem in Mekka geborenen Mohammed.<br />
Nachdem dieser in der 26. Nacht des Monats Ramadan im Jahr 610<br />
n. Chr. in einer Höhle seine „Berufung“ erlebt haben soll, warb er<br />
von da an für den Glauben an allah, den einen und einzigen Gott.<br />
Da man zu seiner Zeit allerdings viele Stammesgötter verehrte, floh<br />
er nach Medina. Mit dieser Übersiedlung, der hidschra, beginnt auch<br />
die islamische Zeitrechnung.<br />
Mohammed fand immer mehr Anhänger und verfügte bald, dass<br />
in Richtung seines Geburtsortes Mekka gebetet werden solle. Auch<br />
heute noch verneigen sich gläubige Muslime fünf Mal täglich zum<br />
Gebet gen Mekka, wenn die Muezzine von den Minaretten der Moscheen<br />
rufen.<br />
Im Zentrum des Islam steht der Koran, der 114 Kapitel, die Suren,<br />
enthält, die Mohammed angeblich von Allah übermittelt wurden.<br />
Sie enthalten jedoch kaum Geschichten oder Erzählungen wie die<br />
Bibel, sondern sind einfach der Länge nach geordnet. Die Muslime<br />
Das Oberhaupt der römisch-katholischen<br />
Kirche ist der Papst, der Stellvertreter von<br />
Jesus Christus auf Erden. Der Reformator<br />
Martin Luther lehnte dies allerdings ab<br />
und bereitete 1529 durch seine Lehren,<br />
die auch die Verehrung von Heiligen und<br />
Reliquien ablehnten, den Weg für zahllose<br />
Glaubensgemeinschaften, unter anderem<br />
die Protestanten.<br />
Die meistens Kirchen innerhalb des<br />
Christentums, so auch die römisch-katholische,<br />
lehnen Homosexualität ab.<br />
Allerdings wird zwischen homosexuellen<br />
Neigungen und dem Ausleben dieser<br />
Neigungen unterschieden. Erst letzteres<br />
ist Sünde. Die evangelische Kirche<br />
in Deutschland ist toleranter. So ist es in<br />
einigen Landeskirchen möglich, mit dem<br />
standesamtlich getrauten Partner offiziell<br />
im Pfarrhaus zu leben.<br />
glauben, dass die im Jenseits die „Gärten<br />
der Wonne“ erwarten, die ein gottgefälliges<br />
Leben geführt haben. Dazu gehören<br />
auch die fünf Säulen des Islam, die<br />
Grundpflichten eines Muslims. Diese sind<br />
das Glaubensbekenntnis, das Ritualgebet,<br />
das Fasten im Monat Ramadan, in dem<br />
nur nach Sonnenuntergang gegessen und<br />
getrunken werden darf, die Armensteuer<br />
an Bedürftige und die Wallfahrt nach<br />
Mekka, die jeder Muslim einmal im Leben<br />
durchführen sollte.<br />
Nach konservativer Auslegung des Korans<br />
soll Homosexualität im Islam bestraft<br />
werden, zum Beispiel durch Haft oder gar<br />
die Todesstrafe. Nur in wenigen Staaten<br />
wie zum Beispiel der Türkei erfolgt keine<br />
Bestrafung.<br />
Judentum<br />
Von den rund 15 Millionen Juden auf der<br />
ganzen Welt leben heute nur noch etwa<br />
200.000 in Deutschland. Vor der Nazizeit<br />
waren es rund 500.000. Die Juden, die<br />
sich zum Gott Jahwe bekennen, bezeichnen<br />
sich als Gottes auserwähltes Volk. In<br />
der Tora, den fünf Büchern Mose, sind<br />
die Offenbarungen gesammelt, die Moses<br />
am Berg Sinai von Gott empfangen<br />
haben soll. Sie enthält 365 Verbote und<br />
248 Gebote, durch dessen Einhaltung<br />
Volk und Land geheiligt werden sollen.<br />
So regelt die Tora Glauben, Gesellschaft<br />
und Alltag der Juden und enthält zum<br />
Beispiel die Regeln für die Beschneidung<br />
der Jungen, die Einhaltung des Ruhetags<br />
Sabbat und Speise- und Reinheitsgebote.<br />
Milch- und Fleischprodukte etwa dürfen<br />
nach den strengen Regeln keinesfalls<br />
gemeinsam zubereitet werden. Über die<br />
Auslegung der Tora in einer Gemeinde<br />
entscheiden die Rabbiner, die Gelehrten.<br />
Sie leiten auch die Gottesdienste.<br />
Über die Jahrhunderte hat sich das Judentum<br />
in zahlreiche Glaubensrichtungen<br />
aufgespalten. Die Zionisten beispielsweise,<br />
dessen Anhänger die Diaspora, die<br />
Zerstreuung der Juden aus ihrem Mutterland<br />
in andere Teile der Welt, durch die<br />
Gründung eines eigenen Staates beenden<br />
wollten, hatten schließlich 1948 Erfolg.<br />
In diesem Jahr wurde der Staat Israel gegründet.<br />
Als heiligste Stätte gilt den Juden<br />
die Klagemauer, der Rest des zerstörten<br />
Tempels in Jerusalem.<br />
Orthodoxe Juden lehnen Homosexualität<br />
ab, Analverkehr zum Beispiel wird<br />
wegen des direkten Verbotes in der Tora<br />
als schwere Sünde gesehen. Liberale Gemeinden<br />
stehen der Homosexualität offener<br />
und positiver entgegen, ermöglichen<br />
sogar die Segnung gleichgeschlechtlicher<br />
Paare.<br />
Hinduismus<br />
Weltweit gelten rund 900 Millionen Menschen als Hindus, die<br />
meisten davon, nämlich etwa 800 Millionen, leben in Indien.<br />
Das entspricht über 70 Prozent der Bevölkerung. Der Hinduismus<br />
– den Begriff prägten übrigens die Briten gegen Ende des 18.<br />
Jahrhunderts – verfügt nicht über eine allgemeine Glaubens- oder<br />
Organisationsstruktur. Vielmehr verehren die Hindus eine Vielzahl<br />
von Göttern und kennen viele verschiedene Rituale. Die drei<br />
bekanntesten Götter sind Shiva, Vishnu und Shakti, nach denen<br />
auch die drei religiösen Hauptströmungen benannt sind: Shivaismus,<br />
Vishnuismus und Shaktismus.<br />
Hindus, die die Kuh als heiliges Tier verehren, glauben an den<br />
Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Alle Handlungen<br />
des gegenwärtigen Lebens haben Auswirkungen auf das nächste.<br />
Dieser Zyklus wird erst unterbrochen, wenn man es durch Meditation<br />
und Versenkung schafft, die den gesamten Kosmos ausfül-<br />
Buddhismus<br />
Mehr als 350 Millionen Menschen beschreiten weltweit den „Pfad<br />
zur Erleuchtung“, die meisten davon in asiatischen Ländern wie<br />
Myanmar, Kambodscha, Laos oder Thailand.<br />
Nach westlichem Denken ist der Buddhismus eher eine Philosophie<br />
als ein Glaube, denn diese Lehre geht nicht von einem göttlichen<br />
Schöpfer aus. Vielmehr verstehen Buddhisten die Realität<br />
als ein Kontinuum von Prozessen, in der ein Phänomen ein anderes<br />
bedingt und alles in gegenseitiger Abhängigkeit entsteht. Man<br />
kann sagen, der Buddhismus ist eine „Religion ohne Gott“.<br />
Wie die Hindus glauben die Buddhisten an den Kreislauf von<br />
Geburt, Tod und Wiedergeburt. Wer wie wiedergeboren wird,<br />
hängt von seinen Taten im Leben ab. Die Wiedergeburt als Tier<br />
wird allerdings nicht als Strafe, sondern eher als Automatismus<br />
gesehen. Durchbrechen kann man diesen Kreislauf nur durch das<br />
Erreichen des so genannten achtfachen Pfades – acht Anweisungen<br />
zur Lebensführung wie zum Beispiel Gewaltlosigkeit oder<br />
Konzentration.<br />
Der achtfache Pfad gehört zu den „vier edlen Wahrheiten“, die<br />
Buddha, ein von den Buddhisten verehrter Asket namens Siddharta<br />
Gautama (etwa 560 - 480 v. Chr.), einst in tiefer Versenkung<br />
erkannt hat: Alles ist Leiden. Der Ursprung allen Leidens ist das<br />
lende Allseele, das brahman, und die im<br />
Menschen wohnende Einzelseele, das atman,<br />
zu vereinen.<br />
Trotz der Vielseitigkeit des Hinduismus<br />
erkennen alle Hindus bestimmte heilige<br />
Orte an, zum Beispiel Tempel, Berge<br />
oder Flüsse. Durch ein Bad im Ganges<br />
waschen sich die Gläubigen beispielsweise<br />
von ihren Missetaten frei.<br />
In seiner Ursprungsform akzeptiert der<br />
Hinduismus Homosexualität. Durch<br />
moslemische und christliche Einflüsse<br />
entstand jedoch Homophobie, so dass<br />
viele Hindus ihre sexuelle Orientierung<br />
verstecken müssen.<br />
Begehren. Alles Leiden endet im nirvana.<br />
Zum nirvana führt der achtfache Pfad.<br />
Heute weist der Buddhismus vor allem<br />
zwei Strömungen auf, therevada und<br />
mahayana. Die Mahayaba ist heute die<br />
stärkste Tradition, sie ergänzt die Lehre<br />
um die besondere Betonung und Mitgefühl<br />
gegenüber anderen. Zu ihr gehört<br />
auch die tibetische Gelug-Schule, deren<br />
spiritueller Führer der Dalai Lama ist,<br />
und der Zen-Buddhismus.<br />
Im Buddhismus gibt es aufgrund der vielen<br />
Strömungen viele Sichtweisen der<br />
Homosexualität. Da keine Handlung als<br />
richtig oder falsch, gut oder böse kategorisiert<br />
wird, gibt es keine Verhaltensvorschriften.<br />
In buddhistischen Klöstern sollen<br />
die Mönche ungeachtet ihrer sexuellen<br />
Orientierung enthaltsam leben.<br />
Daoismus<br />
Wie im Buddhismus, mit dem der Daoismus<br />
eng verbunden ist, gibt es im Daoismus<br />
keinen Gott. Dao ist vielmehr etwas<br />
Ungreifbares, ein Weltgesetz der universellen<br />
Ausgewogenheit und der harmonischen<br />
Wechselwirkung der beiden Urkräfte Ying<br />
und Yang. Wer Dao praktizieren möchte,<br />
soll „Handeln ohne Einzugreifen“, denn<br />
seine Essenz ist Zurückhaltung, Einfachheit<br />
und Bescheidenheit. Dao kann man<br />
weder begreifen noch lehren, nur intuitiv<br />
erfassen.<br />
Der Daoismus ist vor allem in China verbreitet<br />
und zählt zu den ältesten praktizierten<br />
spirituellen Traditionen. Begründet<br />
wurde die Lehre angeblich im 4. oder 3.<br />
Jahrhundert vor Christus von dem chinesischen<br />
Gelehrten Laozi.<br />
Wie in vielen anderen Religionen entwickelten<br />
sich auch im Daoismus im Laufe<br />
der Zeit viele Glaubensrichtungen. Nach<br />
dem Vorbild des Buddhismus entstanden<br />
zum Beispiel ein Klosterwesen, in dem der<br />
Mensch betet, meditiert und opfert.<br />
Der Glaube an die Unsterblichkeit steht<br />
im Zentrum des Daoismus. Jeder einzelne<br />
strebt nach Langlebigkeit. Unterstützt<br />
wird das Vorhaben zum Beispiel durch<br />
Ernährungslehren, Verfahren zur Regulierung<br />
des Atems, Bewegungsübungen oder<br />
lebensverlängernde Arzneien.<br />
Bis 2001 galt Homosexualität in China offiziell<br />
als eine Geisteskrankheit, dabei war<br />
im alten China Homosexualität nichts Ungewöhnliches.<br />
Sie galt nie als Sünde. Die<br />
Lehre des Daoismus besagt zwar einerseits,<br />
dass bei einem Verhältnis von Mann<br />
zu Mann oder Frau zu Frau die Balance<br />
zwischen Ying und Yang gestört ist, aber<br />
gesteht immerhin auch zu, dass ein Mann<br />
neben einer maskulinen Yang-Seite auch<br />
eine feminine Seite (Ying) in sich trägt.
8 DIE WELTRELIGIONEN<br />
DIE WELTRELIGIONEN 9<br />
Ein gütiger<br />
Mensch ist der<br />
Liebe wert<br />
...und ein Armer ist besser als ein<br />
Lügner. (Spr 19.22) Über das Wirken von<br />
queeren Christ_Innen in der Gemeinde.<br />
Begeistert war der Papst vom Ökumenischen Kirchentag 2003<br />
in Berlin nicht, als es hieß, Protestant_Innen und Katholik_Innen<br />
würden das Abendmahl gemeinsam begehen. Andere waren<br />
nicht begeistert, dass Vereine wie <strong>Lambda</strong> BB vertreten waren: Ein<br />
LesBiSchwuler und Trans*-Verein auf einer geistlichen Veranstaltung<br />
- heteronormierte Christ_Innen wie atheistische Brüder und<br />
Schwestern der Szene waren schockiert. Ich hingegen war begeistert,<br />
als ich meine erste Broschüre von <strong>Lambda</strong> in die Hände bekam.<br />
Meine Mitschüler_Innen aus dem Religionskurs brachten mir begeistert<br />
das lambda::pocket mit. Sie erzählten auch von einem Stand,<br />
an dem Therapiemöglichkeiten für „sexuelle Verwirrte“ angeboten<br />
wurden, an dem sie natürlich freudig zu wildester Diskussion stehenblieben;<br />
und sie erzählten auch von Pfarrern und Vereinen, für<br />
die LSBT zur Gemeinde gehören.<br />
ner Jugend keine Probleme mit seinem<br />
inneren Coming-<strong>out</strong> und sein Theologiestudium<br />
war ihm mehr eine Hilfe als<br />
ein Konfliktherd, wo er auch erstmals<br />
Kommilitonen trifft, die ebenfalls schwul<br />
sind. Entgegen meine Erwartung bereitet<br />
es ihm (und auch anderen) keine Probleme,<br />
wenn er in der Szene über seinen Beruf<br />
spricht wie er auch mit Kolleg_Innen<br />
über sein Privatleben offen reden kann,<br />
wenn es zur Sprache kommt.<br />
Die HuK, so erfahre ich, ist die Ökumenische<br />
Arbeitsgruppe Homosexuelle und<br />
Kirche e.V., eine von zahlreichen Organisationen,<br />
die sich für lesbische und<br />
schwule Gläubige in der christlichen Gemeinde<br />
einsetzt. Andere wie die Ökumenische<br />
Arbeitsgemeinschaft Lesben und<br />
Kirchen (LuK) oder das Maria und Martha-Netzwerk<br />
(MuM) richten sich speziell<br />
nur an Christinnen, QueerChrist Berlin<br />
und die Metropolitan Community<br />
Church (MCC) bezieht explizit Trans*<br />
mit ein, wobei diese - dank des Zusammenhalts<br />
der Szene - auch bei den anderen<br />
Ansprechpartner_Innen finden werden.<br />
Die MCC hat wahrscheinlich sogar<br />
den höchsten Anteil an LSBT-Gemeindemitgliedern,<br />
da sie vom schwulen Pastor<br />
Troy Perry in L.A. gegründet wurde und<br />
stellt damit einen starken Gegensatz zu<br />
anderen Freikirchen dar. Diese reagieren<br />
in der Regel eher zurückhaltend auf Annäherungen<br />
der Szene oder empfehlen das<br />
Gesundbeten wie beispielsweise die baptistische<br />
Kirche.<br />
Die oben Genannten wie die nicht Erwähnten,<br />
sie alle eint der Gedanke, dass<br />
Nächstenliebe wirklich eine bedingungslose<br />
Liebe ist. Was sie allerdings noch verbindet,<br />
ist ihr Gewissen. Das Gewissen, in<br />
das ihnen Papst Benedikt XVI. seit Jahren<br />
versucht zu reden, um nicht „die ei-<br />
gene Erfüllung und das eigene Glück [zu<br />
verhindern]“ (1986 Nr. 7.3). Thomas erzählt<br />
mir, dass es diese Diskussion mit<br />
ihm schon seit über 30 Jahren gibt, als<br />
Kardinal Ratzinger noch Erzbischof von<br />
München und Freising war. So hat die<br />
HuK auch einen Flyer herausgegeben,<br />
in dem lesbische und schwule Christ_Innen<br />
sich mit homophoben Aussagen des<br />
Pontifex auseinandersetzen (im Internet<br />
zu finden unter: http://www.huk.org/aktuell/benedikt-faltblatt.htm).<br />
Ratzingers<br />
indirekter Nachfolger in München, Erzbischof<br />
Marx, war vorher übrigens im Bistum<br />
Trier tätig, dessen Gemeinde einen<br />
homofreundlichen Ruf genießt.<br />
Doch auch anderswo trifft die Meinung<br />
aus Rom nicht immer auf Gegenliebe in<br />
den (katholischen) Gemeinden, die sich<br />
manches Mal vom harten Ton des Papstes<br />
distanzieren und stattdessen eine Solidaritätserklärung<br />
an ihre schwulen und lesbischen<br />
Mitglieder abgeben. Thomas‘ Aussage<br />
„Katholikentage werden von unten<br />
reformiert“ trifft hier den Kern. Häufig<br />
erschwert gerade die Leitungsebene den<br />
gemeinsamen Dialog und während deren<br />
Mitarbeiter_Innen schon von Angst vor<br />
dem Coming-<strong>out</strong> sprechen, erfahren die<br />
Kolleg_Innen in den Landeskirchen meistens<br />
mehr Akzeptanz. Natürlich ist jede<br />
Gemeinde individuell und je nach Region<br />
gibt es unterschiedliche Tendenzen, um<br />
mit dem Thema Homosexualität umzugehen.<br />
So kann der Elan in südlichen Regionen<br />
schon einmal schneller ermüden,<br />
wenn sich hartnäckig homophober Widerstand<br />
bei den Glaubensgenoss_Innen<br />
hält; und während die Zuschauer_Innen<br />
beim Berliner CSD sich über den Wagen<br />
der HuK wundern, spenden sie beim Kölner<br />
CSD kräftig Applaus.<br />
Umso wichtiger ist der bundesweite Zusammenhalt<br />
der Vereine, der durch E-Mailverteiler, Vernetzungstreffen<br />
und zum Beispiel wie bei der HuK der gemeinsamen Vereinszeitschrift<br />
besteht. Diese „flächendeckende“ Aufklärung ist gerade in<br />
kleineren Städten und Orten wichtig, wo sich queere Stammtische<br />
oder Treffs (noch) nicht gebildet haben. Ein besonderer Vorteil davon<br />
ist, dass Vorurteile von einer gläubigen Seite – von der es eben<br />
nicht erwartet wird - abgebaut werden können und somit selbst einige<br />
Atheist_Innen zur Toleranz mitgezogen werden. Gerade wenn<br />
viele Eltern auf diese Art und Weise erreicht werden, kann das jungen<br />
Lesben und Schwulen helfen, die sich im doppelten Konflikt<br />
befinden: mit sich selbst genauso wie mit ihrem Glauben. So bilden<br />
auch die jungen Mitglieder bei der HuK und anderswo einen wichtigen<br />
Bestandteil der queeren Gemeinde, die sich – im Gegensatz<br />
zur Clubcommunity - von Lappalien wie Altersunterschieden nicht<br />
beeindrucken lässt. Tatsächlich hat der einst gegründete Arbeitskreis<br />
Jugend bei der HuK keine lange Lebenszeit, da der Drang nach Separation<br />
nicht sehr groß war und die Überbrückung von Entfernung<br />
für Jugendliche schwerer zu finanzieren ist. Stattdessen arbeiten sie<br />
genauso freudig mit den vielen Älteren und den wenigen, aber um<br />
so engagierteren sehr viel Älteren zusammen.<br />
Solches Engagement ist es auch, dass die Arbeit der queeren Glaubensgemeinschaften<br />
voranbringt. So kann mir Thomas auch stolz<br />
eine von vielen Erfolgsgeschichten erzählen: Als im Juni 2001 das<br />
Lebenspartnerschaftsgesetz beschlossen wurde, kam im August in<br />
der Berliner Landessynode die Frage auf, wie es denn mit (evangelischen)<br />
gottesdienstlichen Feiern für gleichgeschlechtliche Paare aussähe?<br />
Die Beschlussvorlage dazu wurde im Herbst abgelehnt. Daraufhin<br />
arbeiteten die LuK und die HuK gemeinsam ein Flugblatt<br />
aus, auf dem sie ihre Meinung dazu erklärten und sich nochmals für<br />
den kirchlichen Segen für gleichgeschlechtliche Paare aussprachen.<br />
Als Reaktion hieß es, niemand sei eigentlich dagegen gewesen, die<br />
Sache sei vor acht Jahren mehr „eingeschlafen“. Wir hätten halt alle<br />
nicht mehr miteinander geredet. Prompt ging auf der nächsten Landessynode<br />
ein Kollege auf Thomas zu und meinte: „Herr Beckmann,<br />
wir müssen unbedingt miteinander reden!“ Also wurde eine neue Beschlusslage<br />
verfasst und diese wurde dann mit einer überwältigenden<br />
Mehrheit angenommen.<br />
Auf meine Frage hin, ob es auch jemals einen Moment gab, in dem<br />
er das Bedürfnis hatte alles einfach nur hinzuwerfen, meint er offenen<br />
Herzens: „Nein, nie.“<br />
Franziska Eva-Maria Steier<br />
Was ich damals nur vom Hörensagen kannte, sehe ich heute als<br />
fleischgewordenen Interviewpartner vor mir sitzen: Thomas Beckmann,<br />
Religionslehrer und Vorstand und Mitglied der HuK, eines<br />
von 440 bundesweit und 50 in Berlin. Thomas selbst hatte in sei-
10 DIE WELTRELIGIONEN<br />
DIE WELTRELIGIONEN 11<br />
Gott ist auch<br />
eine Frau<br />
Religion und Homosexualität vertragen<br />
sich einfach nicht.<br />
Diese mir unumstöSSlich erscheinende<br />
Tatsache will ich auch meiner<br />
Bekannten klar machen, während wir<br />
den sonnendurchfluteten Volkspark<br />
Friedrichshain durchschreiten.<br />
Sie war dem katholischen Glauben „verfallen“, einer „Krankheit“,<br />
die Körper und Geist davon abhält, frei und ungezwungen als Frau,<br />
als lesbische Frau leben zu können. Nun kommt mir die Aufgabe zu,<br />
sie über die fatalen Folgen von Religion zu unterrichten.<br />
„Und außerdem“, ist mein letzter Satz, bevor wir die Chill– und<br />
Grillwiese erreichen, „ist es ja wohl sehr engstirnig von diesen Christen<br />
zu behaupten, dass Gott ein Mann ist. Überall heißt es ER, unser<br />
HERR! Was sollen wir denn mit einem Gott, der uns Lesben am<br />
liebsten in der Hölle schmoren sehen will?“<br />
Am 4. Dezember 2005 wurde ich katholisch.<br />
Zwischen der Diskussion mit meiner Bekannten und jenem gerade<br />
erwähnten Datum sind im Volkspark Friedrichshain mehrere Male<br />
die Blätter von den Bäumen gefallen. Aber was ist noch passiert?<br />
All die Vermutungen, liebe Leser_Innen, die ihr jetzt so anstrengt,<br />
will ich gleich vernichten: Weder habe ich mich in sie verliebt, noch<br />
überredete sie mich; auch einer Sekte bin ich nicht anheim gefallen.<br />
Vielmehr fand ich mich als gute ostdeutsche Atheistin mitten in<br />
der Abiturphase mit Sinn- und Lebensfragen konfrontiert. Wer bin<br />
ich? Wo will ich hin? Wofür will ich kämpfen im Leben? Wie können<br />
mir Goethe, Schiller, Logarithmen, Säure, Basen, Griechenland<br />
und das alte Rom dabei helfen? Zwischen den Prüfungen glaubte<br />
ich mich als wandelndes Lexikon: Gotische und romanische Bauelemente<br />
einer Kirche konnte ich dahinbeten. Warum aber sich die<br />
Menschen über die Jahrhunderte all die schweren Mühen gemacht<br />
haben, ihre letzten Ressourcen gegeben haben, diese zu erbauen,<br />
konnte mir keine_r beantworten. Was hält die Menschen so lange,<br />
still und andächtig in diesen antiquierten Gemäuern?<br />
So begann also alles: mit Fragen! Und mit dem Wunsch, tiefer auf<br />
und hinter die Dinge des Lebens zu schauen.<br />
Der Weg über das Christentum schien mir zunächst undenkbar. „…<br />
in der Hölle schmoren…“, hallten mir meine eigenen Worte noch<br />
im Ohr. So stand starke Faszination auf<br />
der einen Seite, Furcht vor Diskriminierungen<br />
auf der anderen. Und wo Anhänger_Innen<br />
dieser Religion finden? Christ_<br />
Innen in meiner Gegend, der ehemaligen<br />
Sozialistenhochburg Marzahn, sind nämlich<br />
eine höchst seltene Rarität. Sie waren<br />
zu DDR-Zeiten eine unterdrückte Minderheit.<br />
Außerdem: Was soll eine aufgeklärte<br />
Mitteleuropäerin - die die Früchte<br />
der Homobewegung genoss und Vorurteile<br />
ungern aufgibt! – mit K i r c h e ?<br />
Jenes Ereignis gab mir aber doch einiges<br />
zu denken: Eine Nonne, genervt von den<br />
Fragen zum „Gefangensein“ im Kloster<br />
und der „Unmenschlichkeit“ des Keuschheitsgelübdes<br />
konterte einmal mit festen<br />
Worten: „Wir kämpfen auch nur darum,<br />
dass unsere Lebensform akzeptiert wird!“<br />
Der Duft von Dispersionsfarbe spukte<br />
noch durch meine nicht allzu ferne Erinnerung:<br />
Haben wir nicht gerade letztens<br />
wortwörtlich eigenhändig auf die<br />
Fahnen geschrieben „Akzeptanz statt Toleranz“?<br />
für unsere Lebensform, die von<br />
der „Norm“ abweicht? Bin ich für etwas<br />
auf die Straße gegangen, das ich in anderem<br />
Kontext selbst ad acta lege?<br />
Aber die Ironie des Schicksals lauert in allen<br />
Ecken – und springt dir genau dann<br />
in den Weg, wenn du es nicht vermutest!<br />
Meine ersten echten Christ_Innen nämlich<br />
– diese Wendung darf ich den Leser_<br />
Innen wohl nicht verschweigen – traf ich<br />
ausgerechnet da, wo ich sie am wenigsten<br />
vermutet hätte. Bei <strong>Lambda</strong>!<br />
Meine Vorstellung über Unvereinbarkeit<br />
von Homosexualität und Glaube konnte<br />
ich nun über Bord werfen. Ich traf junge<br />
Männer und Frauen, für die der Glaube<br />
selbstverständlich ist und Homosexualität<br />
kein Widerspruch dazu. Es gibt queere<br />
Gottesdienste und queere Kirchen. Gott<br />
ist die Liebe, heißt es – und erhaben über<br />
all die staubigen Moralvorstellungen und<br />
unverrückbaren Familienkonzepte, die<br />
von Menschen grundgelegt sind.<br />
Leider teilt diese glorreiche Erkenntnis<br />
nicht jeder. Empört stand einmal ein<br />
Priester auf, als ich zu einem Themenabend<br />
„Homosexualität und Kirche“ geladen<br />
hatte. Manche Menschen fürchten<br />
sich so sehr vor Andersartigkeit, die auch<br />
ihren Platz in der Kirche sucht, dass heftige<br />
Worte die Luft zerschnitten. Hieß katholisch<br />
nicht „allumfassend“? Homosexuell<br />
darf mensch sein – es ausleben aber<br />
nicht! Einige Gemeindemitglieder gaben<br />
sich nach meinem Coming-<strong>out</strong> tolerant,<br />
vermuteten aber einen ständig plätschernden<br />
Sündenpfuhl voller „ungeregelter“<br />
Partnerschaften. Auf einer Demonstration<br />
am Weltjugendtag in Köln schlug<br />
mir bald blanker Hass entgegen. In den<br />
Predigten taucht das Thema Homosexualität<br />
allenfalls auf, wenn im Zusammenhang<br />
von Bedrohung der Familie gesprochen<br />
wird.<br />
Das macht eigene Arbeitskreise zu gründen,<br />
eigene Gottesdienste zu feiern, so<br />
wichtig: Ein für das Leben so existentielles<br />
Thema zur Sprache bringen!<br />
Aber das Volk Gottes ist auch gespalten:<br />
in Homos, Heteros, Konservative, Liberale,<br />
Katholik_Innen, Protestant_Innen...<br />
der Kuchen schmeckt bald nicht mehr,<br />
wenn er in tausenden Krümeln auf dem<br />
Tisch liegt. Wie soll daraus ein bunter Regenbogen<br />
werden, wenn jeder seine eigene<br />
Farbe in ein Schächtelchen steckt und<br />
verschließt?<br />
Was ich mir wünsche, ist, ohne Angst in<br />
den großen Kirchen wie selbstverständlich<br />
präsent zu sein und akzeptiert zu werden.<br />
Es gibt Menschen - übrigens unterschiedlichster<br />
sexueller Orientierungen - die sich<br />
am liebsten auf den Kopf gestellt hätten<br />
bei meinem Coming-<strong>out</strong>: Ich bin katholisch<br />
und das ist auch gut so!<br />
Liebe Leser_Innen, ihr seht, wie mein eigener<br />
Bumerang zurückschoss. Denn mit<br />
dem Kircheneintritt wehte mir deutlich<br />
schärferer Wind entgegen als bei dem Geständnis:<br />
Ich steh‘ auf Frauen.<br />
Aber es gibt auch Menschen, darunter<br />
Priester und Ordensleute, die diesen<br />
Schritt allenfalls mit einem Achselzucken<br />
quittiert haben: Und, hast Du sonst noch<br />
Probleme?<br />
Dennoch sage ich hier unumwunden: Es<br />
ist ein Leben zwischen Fronten und doch<br />
bereue ich nichts – Glauben hat mein Leben<br />
unendlich viel wertvoller gemacht!<br />
Mein Vorurteilsbumerang verfehlte sein<br />
Ziel übrigens wirklich nicht: In einem<br />
frommen Kreis bei einer Messfeier studiere<br />
ich den Ablauf auf dem Papier und<br />
werde stutzig: Wieso heißt es hier: Gott,<br />
SIE ist Schöpferin des Lebens? Das musste<br />
ein ziemlich hartnäckiger Druckfehler<br />
sein!<br />
„Viele stellen sich Gott als Mann vor, als<br />
Übervater“, erklärt mir ausgerechnet eine<br />
Ordensschwester: „Aber das ist zu eindimensional<br />
gedacht. Die weibliche Seite<br />
Gottes zu betonen, kann helfen, starre<br />
Geschlechterzuordnungen ein wenig aufzulösen.<br />
Denn Gott ist größer als jedes<br />
Bild, das wir uns von ihm/ihr machen.“<br />
Tina Lund<br />
Liebe im Halbmondenschein<br />
Bisher hatte ich nicht viel mit muslimischen Homos zu tun. Mit<br />
homosexuellen Muslimen. Mit Menschen, die muslimisch aufgewachsen<br />
sind und das eigene Geschlecht lieben. Auf Timm (Anmerkung<br />
der Redaktion: ein neuer schwuler TV-Sender) kam neulich<br />
auch eine Dokumentation, die ich natürlich verpasst habe. Weil ich<br />
in meiner Beratungsarbeit nun aber gezwungen bin, mich mit dem<br />
Thema auseinander zu setzen, frage ich Erkan, der mir seine Geschichte<br />
erzählte...<br />
„Als ich ausgezogen bin, bin ich zu meiner Schwester gezogen, aber<br />
nur für ein Jahr. Sie kam nicht wirklich gut mit mir klar und wahrscheinlich<br />
auch mit meinem Schwulsein, sie hatte das da schon ein<br />
wenig gemerkt. Sie hat auch eine kleine Tochter und wollte keinen<br />
‚schlimmen Einfluss‘ für sie. Also bin ich wieder zu meinem Vater<br />
gezogen. Dort ging es mir aber alles anderes als gut: Er hat mich<br />
geschlagen und andere Sachen. Meine Schwester hat gemerkt, dass<br />
es mir schlecht ging, dass mit mir irgendetwas nicht stimmte. Ich<br />
war ja auch mitten im Coming-<strong>out</strong>, wusste gar nicht, wer ich bin<br />
und alles. Also kümmerte sie sich darum, dass ich psychiatrische<br />
Hilfe bekam.<br />
Deswegen ging ich für eine kurze Zeit in ein Krankenhaus, war auf<br />
der Krisenstation, wo die Diagnose gestellt wurde: unreflektierter<br />
Transvestitismus und Verhaltensstörung. Klang ziemlich heftig und<br />
so ganz passend fand ich das nicht. Aber Hilfe habe ich schon bekommen:<br />
Sie haben mir die AJB, die Allgemeine Jugendberatung,<br />
empfohlen, durch die ich in eine therapeutische WG kam, da war<br />
ich 17. Dort fand ich meine Identität, zog nach drei Jahren weiter<br />
in Betreutes Einzelwohnen und machte dort den nächsten Schritt -<br />
zur Schwulenberatung.<br />
Die AJB hat mir auch zu einem Gespräch mit meiner Schwester verholfen,<br />
mit der ich wieder ein total gutes Verhältnis habe. Nur ihre<br />
kleine Tochter soll immer noch nicht so viel davon mitbekommen.<br />
Mein Vater hat es schließlich über meine Tante erfahren, weil ich<br />
mein erstes Mal mit meinem Cousin hatte. Das war ziemlich krass,<br />
er hat mich wieder geschlagen und übelst beleidigt, teilweise hatte<br />
ich mit ihm gar keinen Kontakt, wie mit fast dem ganzen Rest der<br />
Familie. Aber die AJB hat viele Familiengespräche angeleiert und<br />
mittlerweile war er sogar auf einigen Geburtstagen von mir. Es ist<br />
zwar kein klassisches Vater-Sohn-Verhältnis (das war es vielleicht<br />
nie), aber es ist ähnlich wie sein Verhältnis zu meiner Schwester:<br />
Es ist okay.”<br />
Franziska Eva-Maria Steier
12 DIE WELTRELIGIONEN<br />
DIE WELTRELIGIONEN 13<br />
GrüSS die<br />
Götter!<br />
Bei dem Wort ‚Heidentum‘ denken<br />
wir zunächst an Naturreligionen<br />
wie die keltische oder die<br />
germanische. Doch was fällt uns<br />
dazu ein? Asterix und Obelix, die<br />
mit erhobener Wildschweinkeule<br />
Gallien beschützen? Oder<br />
das arische Überich des<br />
Nationalsozialismus?<br />
Glücklicherweise kann uns die Geschichte mehr über alte Götter erzählen<br />
als ein Kindercomic oder eine rassistische und erzkonservative<br />
Ideologie es tun. Die germanischen und keltischen Völker wiesen in<br />
ihrer alles andere als einheitlichen Kultur tatsächlich ein offenes Verhältnis<br />
zu Homo- und Transsexualität auf.<br />
Griechische und Römische Geschichtsschreiber wie Tacitus berichteten<br />
als Augenzeugen über Riten einiger germanischer Völker, andere<br />
wie Diodorus, Strabon oder Athenäus über das Leben der Kelten.<br />
Die teils sehr subjektiven Berichte hatten aber auch den Zweck, die<br />
„Barbarei“ jener Völker zu zeigen. Doch trotz vieler Meinungsfärberei<br />
konnten sich einige Informationen bis in die heutige Zeit retten<br />
und uns zeigen, dass Toleranz und Gleichberechtigung keine Sache<br />
der Neuzeit sind.<br />
„Die keltischen Frauen sind nicht nur ebenso hochgewachsen wie<br />
ihre Männer, sondern auch genauso mutig [...] Aber obwohl sie Anmut<br />
besitzen, wollen die Männer nichts mit ihnen zu tun haben.<br />
“ (Diodorus)<br />
Inwieweit in Westeuropa das Matriarchat vorherrschte, ist bis heute<br />
umstritten. Fest steht aber, dass Mann und Frau in ihrer Beziehung<br />
zueinander gleichberechtigt waren und Frauen zur Heirat nicht gezwungen<br />
werden konnten. Sie hatten beide zu entscheiden, ob sie<br />
eine Bindung eingehen wollten und sie hatten ebenso beide das<br />
Recht, sich eine Affaire zu leisten. Diese konnte eine hetero- wie<br />
eine homosexuelle sein, Athenäus spricht sogar von Liebhabern in<br />
der Pluralform, womit auch „gelebte“ Bisexualität durchaus möglich<br />
war. Ob eine Homo-Ehe im heutigen Sinne ebenso selbstverständlich<br />
war wie die gleichgeschlechtliche Liebe an sich, wird nicht klar.<br />
In die Geschlechterrolle eines Mannes zu schlüpfen hatte eine Frau<br />
jedenfalls nicht: Wer im Kampf ruhmreich siegte und mit vielen<br />
Trophäen (den abgetrennten Schädeln der Feinde) protzen konnte,<br />
erhielt Respekt und Anerkennung, ob als Mann oder als Frau. Teilweise<br />
wurde die Waffen- und Sexualausbildung in einer Kaste kriegerischer<br />
Frauen absolviert. Entscheidender war letztlich mehr der<br />
soziale Status als das Geschlecht.<br />
Bei den germanischen Stämmen wurde der Krieg allerdings gerne<br />
genutzt, um eine geschlechtliche Trennung zu schaffen: Jene Söhne,<br />
die als Zweitgeborene nicht auf das Land ihrer Eltern hoffen konnten,<br />
suchten ihr Glück als Kriegerdasein. In gesellschaftlich isolierten<br />
Männerbünden widmeten sich der Jagd und dem Krieg, ihre Kämpfer<br />
galten als gefürchtet; und bei den „Bartlosen“, den Novizen, galt<br />
es als selbstverständlich, sich den Älteren hinzugeben. Wie in vielen<br />
Gesellschaften auch heute noch, galt dabei der aktive Liebhaber als<br />
der männliche, bewundernswerte Mann. Wobei er seinem Ruf geschadet<br />
hätte, wenn er sich mit einer Frau eingelassen hätte, da in<br />
Damals war ich noch davon überzeugt,<br />
dass Gott mich für jede Sünde bestraft,<br />
und ich daher besser ehrlich sein sollte,<br />
damit ich mit Ihm in keine Schwulitäten<br />
gerate.<br />
Wir hatten damals ein Beichtbüchlein bekommen,<br />
damit wir wissen was Sünde ist<br />
und was nicht. Da standen zum Beispiel<br />
Sachen drin, wie, du solltest nicht zu oft<br />
und mit nicht zu vielen Partnern Sex haben.<br />
Als Neunjährige hat mich das noch<br />
nicht so gejuckt. Später fand ich umso<br />
befremdlicher, dass gleichgeschlechtliche<br />
Liebe natürlich auch eine Sünde sei.<br />
Des Weiteren stand darin, man solle regelmäßig<br />
beten. Beten! Das ging mir damals<br />
schon auf den Keks. Ich meine, in<br />
der Kirche sagten sie immer, das Gebet ist<br />
der Dialog mit Gott. Aber was bringt mir<br />
so ein Dialog, wenn ich die einzige bin,<br />
die spricht? Und wenn man still betet,<br />
also in Gedanken, heißt das, dass Gott<br />
dann meine Gedanken lesen kann? Hört<br />
er dann auch, wenn ich Jemandem die<br />
Pest an den Hals wünsche? Was ist, wenn<br />
er wirklich allgegenwärtig ist? Dann kann<br />
ich ja im Spiegel nicht einmal Grimassen<br />
machen, ohne mich dabei beobachtet zu<br />
fühlen…<br />
Wozu soll mir eine Religion eigentlich<br />
dienen? Das Prinzip ist mir damals mit<br />
meinen neun Jahren noch nicht ganz bewusst<br />
gewesen. Welche Rolle Gott dabei<br />
spielte, wurde meiner Meinung nach sehr<br />
willkürlich interpretiert. Wie es eben gerade<br />
passte. Bei der Beichte ist es Gott,<br />
der uns unsere Sünden vergibt, einer, der<br />
über uns wacht, eine übermenschliche<br />
mächtige Instanz. Aber eigentlich ist Gott<br />
ja in jedem von uns. Was denn nun?<br />
Später fand ich einige Aspekte jedwelcher<br />
Religion immer äußerst spannend: Man<br />
konnte Vergleiche ziehen. Jede Religion<br />
befasst sich mit so vielen, aber doch immer<br />
wieder denselben Fragen: Wie soll<br />
ich leben, was ist richtig, was ist falsch?<br />
Wie gelange ich zum Frieden mit mir<br />
und meiner Umwelt? Welche Rolle spielt<br />
der Mensch auf dieser Welt, welche das<br />
Individuum? Das sind nur einige davon.<br />
Und hat sich diese Fragen nicht schon<br />
einmal jeder gestellt?<br />
Klar habe ich damals verstanden, dass<br />
das Christentum beziehungsweise die Bider<br />
Kriegergesellschaft alles „Weibische“<br />
geächtet wurde. Die passiven Geliebten,<br />
meist die Jungen, hatten keinen edlen<br />
Ruf zu verteidigen, „schwul“ (in diesem<br />
Sinne passiv) gab es also schon damals als<br />
Schimpfwort. Da die Beziehung zwischen<br />
Altkrieger und Jungmann allerdings absolut<br />
üblich und im Krieg wegen des gegenseitigen<br />
Schutzes sogar nützlich war,<br />
ist fraglich, wie ernst gemeint diese Beleidung<br />
wirklich immer war.<br />
Manchem kratzt es allerdings doch am<br />
Stolz weiblich zu wirken. So wollte Thor<br />
sich nicht als Braut verkleiden, um vom<br />
Riesen Thrym seinen Hammer Mjöllnir<br />
zurückzustehlen, den er ihm im Schlaf<br />
entwendet hatte: „Weibisch nennen mich<br />
Wanen und Asen, lass ich mich binden<br />
mit Brautlinnen.“ Loki sprach ihm jedoch<br />
gut zu, verkleidete sich selbst als<br />
Dienerin und gemeinsam gelang die List.<br />
Während der Donnergott sich in seiner<br />
Männlichkeit verletzt sah, schien Loki damit<br />
überhaupt keine Probleme zu haben.<br />
Überhaupt gilt er als göttliches Beispiel<br />
schlechthin, dass bei den Germanen das<br />
Biogeschlecht nicht bindet. Wie wanische<br />
Männer als Crossdresser oder durch Kastration<br />
am weiblichen Schamanismus teilhaben<br />
konnten, so ließen auch die Götter<br />
die Geschlechtergrenzen verschwimmen.<br />
In der Seidr-Kultur nimmt Odin die Stellung<br />
des kastrierten Sakralkönigs ein, sein<br />
Beiname „Jalkr“ bedeutet Wallach. Loki<br />
als Trickster (eine göttliche Figur, die sich<br />
durch Zweiseitigkeit wie List und Dusseligkeit<br />
auszeichnet, häufig auch als Bote)<br />
wandelt häufig seine Gestalt, bringt sogar<br />
Sleipnir, das achtbeinige Pferd von Odin,<br />
zur Welt, nachdem er sich in eine Stute<br />
verwandelt und den Hengst Svadilafari<br />
verführt hat, um Freyja zu retten.<br />
In der Neuzeit haben beide „Religionen“<br />
oder „Kulte“ neue Anhänger_Innen gefunden,<br />
was als Neopaganismus oder<br />
Neuheidentum bezeichnet wird: Die Keltisten,<br />
moderne Druiden und keltische<br />
Hexen, die viel vom Wicca-Kult beeinflusst<br />
wurden, und die Asatru, die Asentreuen“.<br />
Wie schon zu Zeiten der alten<br />
Götter, setzte sich bei den Gläubigen kein<br />
festes Dogma durch. Vielmehr steht das<br />
Finden von Spiritualität im Mittelpunkt.<br />
Jedoch unterscheidet sich das natürlich<br />
von Runde zu Runde und gerade der germanische<br />
Kult wird seinen nazistischen<br />
Ruf schwer wieder los. So teilt sich die<br />
„Szene“ in zwei Hälften, von denen eine<br />
schon im Vorhinein darauf beharrt, dass<br />
rechte Inhalte bei Ihnen keinen Platz finden.<br />
Bei den Wicca stellt sich für viele homosexuelle<br />
oder transidente Gläubige die<br />
Frage, wo sie mit ihrer Liebe bzw. ihrem<br />
Geschlecht stehen. Das Dualitätsprinzip<br />
macht vielen zu schaffen, weil sie sich<br />
nicht einordnen können. Wenn beim Ritual<br />
der Athame, ein zeremonieller Dolch,<br />
in den Kelch mit dem Ritualgetränk getaucht<br />
wird und dadurch eine dritte Kraft<br />
entstehen soll, sehen viele das als Symbolisierung<br />
des GRs, des großen Rituals,<br />
bei der die körperliche Vereinigung von<br />
Männlichen und Weiblichen eine wichtige<br />
Rolle spielt. Manch eine_r fühlt sich<br />
auch unsicher, ob sie/er den GR in gleichgeschlechtlicher<br />
Konstellation überhaupt<br />
durchführen darf. Die Userin ArionCGN<br />
aus dem Forum „Wurzelwerk“ (http://forum.wurzelwerk.at)<br />
traf es ganz passend:<br />
„Es IST eine Polarität, aber keine fundamentalistisch<br />
männlich-weibliche, sondern<br />
eine aktiv-passiv-Polarität und im<br />
Englischen noch dazu unisex...“ Das Ritual<br />
sollte mehr zur Form dienen, da der<br />
Inhalt – die Schaffung von Energie – entscheidend<br />
ist. Die Polaritäten sind dabei<br />
wie männlich und weiblich, Ying und<br />
Yang, Erfahrung und Erfahrbarkeit, eben:<br />
in ihrer Bezeichnung frei wählbar.<br />
Nicht unser Sein, sondern unser Tun entscheidet<br />
über uns.<br />
Franziska Eva-Maria Steier<br />
Die Religion und ich<br />
Als ich noch sehr jung war, hat mich meine Mutter<br />
zur Beichte geschickt. Einmal vor Ostern und<br />
einmal vor Weihnachten. Bei meiner ersten Beichte<br />
war ich sehr aufgeregt.<br />
bel eine ganz zustimmenswerte Absicht<br />
verfolgt: Sie vermittelt Prinzipien wie<br />
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, soziale<br />
Werte, Liebe, Loyalität und viele mehr.<br />
Schade finde ich nur, dass viele Rituale,<br />
Regeln und religiöse Traditionen heutzutage<br />
nur noch schwer nachzuvollziehen<br />
sind. Sie erfordern manchmal sehr viel<br />
Empathie und geschichtliches Wissen,<br />
um sinnvoll interpretiert zu werden. Ist<br />
die Vergabe der runden Oblate bei einer<br />
jeden Sonntagsmesse in der Kirche nur<br />
eine Fanbekenntnis an Jesus oder ein symbolischer<br />
Protest gegen den Welthunger?<br />
Ist das Verbot von Schweinefleisch ein religiöses<br />
Tabu oder eine uralte gesundheitliche<br />
Schutzmaßnahme? Leider können<br />
wir heutzutage nur noch schwer nachvollziehen,<br />
ob Gläubige nicht evtl. schon<br />
ewig nach Fehlinterpretationen handeln,<br />
die aus vagen Überlieferungen stammen.<br />
Geht es aber hierbei nicht eigentlich um<br />
was anderes? Manchmal könnten unsere<br />
klassischen Religionen ein bisschen Dynamik<br />
und Flexibilität ertragen.<br />
Mein Pfarrer ist echt cool. Er heißt Stefan<br />
und ist meiner Meinung nach ein sehr<br />
fortschrittlicher Diener Gottes. Viel fortschrittlicher,<br />
als die katholische Kirche es<br />
je ertragen könnte.<br />
Als ich in der Pubertät war, bin ich wieder<br />
einmal, eigentlich nur, um meiner Mutter<br />
nicht zu widersprechen, beichten gegangen.<br />
Dann wusste ich nie, was ich so<br />
erzählen sollte. Nicht, dass ich eine blendend<br />
weiße Weste trug. Aber was es mir<br />
bringen sollte, es dem Pfarrer zu erzählen,<br />
war mir auch nicht ganz klar. Trotzdem<br />
hat es Spaß gemacht mit ihm zu plaudern.<br />
Ich fragte ihn, wie seine Meinung<br />
zur Homosexualität sei. Ich dachte mir,<br />
er hat mich ja zum Plaudern aufgefordert,<br />
als muss er mir jetzt auch Rede und Antwort<br />
stehen.<br />
„Naja, weeste, is ooch nich allet uff die<br />
Joldwaage zu legen, wat der Papst sacht.<br />
Die Jesellschaft is moderna jeworden und<br />
da pinkelt sich die Kirche momentan ans<br />
eigene Been. Ick kenn’ ooch viele Schwule,<br />
die bei uns in der Jemeinde sind…“<br />
Stefan hörte mir zu, ging auf mich ein<br />
und vertrat interessante Ansichten. Er<br />
machte mir Mut, meinen eigenen Weg<br />
zu gehen.<br />
Ich bin heute kaum religiös. Dennoch habe ich hinter der einen<br />
oder anderen Eigenartigkeit meiner christlich geprägten<br />
Erziehung einen Sinn entdeckt. Das Beten verstehe ich als<br />
Dialog mit sich selbst. Nur gehe ich dazu ungern in die Kirche.<br />
Ich finde es viel schöner, in einer anderen angenehmen<br />
ruhigen Atmosphäre in ruhigen Gedanken zu versinken. Die<br />
buddhistische Form des Gebetes, die Meditation, erscheint<br />
mir darüber hinaus zu diesem Zwecke viel intensiver; die verschiedenen<br />
Methoden nachvollziehbarer, wenn man sich damit<br />
auseinander setzt.<br />
Mit dem Beichten konnte ich mich auch nicht anfreunden. Es<br />
ist schon hart, sich seine eigenen Fehler einzugestehen. Noch<br />
härter ist es, jemanden um Vergebung zu bitten. Irgendwann<br />
fand ich das jedoch im wahren Leben effektiver, als es meinem<br />
Pfarrer zu erzählen. Manchmal kann man damit Berge versetzen.<br />
Es ist jedenfalls schwer sich seiner Missetaten bewusst<br />
zu werden, wenn man sie vielleicht anfangs nicht als solche<br />
erkennt. Aber jeder sollte sein eigener Richter sein und zumindest<br />
schneller in der Selbstreflektion, als die anderen zur<br />
Selbstjustiz greifen können.<br />
Um einmal ironischerweise auf den Titel dieser Zeitschrift einzugehen,<br />
frage ich jetzt: Ist die Religion <strong>out</strong>!? Ich glaube nicht.<br />
Die Gesellschaft beschäftigt sich jetzt wieder zunehmend mit<br />
dem Glauben und mit Alternativen zum Christentum. Warum<br />
auch nicht? Ein Mensch sollte sich mit sich selbst und seinem<br />
Leben befassen, in sich hinein horchen und seine eigene<br />
Stimme finden, sich mit der Gesellschaft und seinen eigenen<br />
moralischen Vorstellungen sowie der Moral anderer auseinander<br />
setzen. Das gehört zum Prozess des Erwachsenwerdens genauso<br />
dazu, wie das Hinterfragen, das Austesten von Grenzen<br />
und natürlich das Finden einer sozialen Sicherheit, einer Gemeinschaft,<br />
in der man sich selbst identifizieren kann. Ob man<br />
dafür nun eine Religion braucht, oder mehrere, oder sich aus<br />
allem nur die Aspekte, Erkenntnisse und Methoden heraussucht,<br />
die einem zur individuellen Entwicklung und Bewusstseinserweiterung<br />
eine Hilfe, Richtlinie oder vielleicht auch nur<br />
eine Anregung sind, sei doch jedem selbst überlassen.<br />
Zu meiner eigenen christlich geprägten Erziehung kann ich<br />
nur sagen: Man sollte keinem Menschen eine Überzeugung<br />
aufdrücken. Sondern jedem die Perspektive geben, sich selbst<br />
zu überzeugen. Stefan würde mir da sicher zustimmen.<br />
Cray
14 COMING-OUT-BERICHT<br />
AUS DEM VERBAND 15<br />
Coming-<strong>out</strong>-Bericht:<br />
Melissa, 18<br />
Ich bin Melissa, momentan 18 Jahre<br />
alt und ich hatte in meinem Leben<br />
schon zwei Coming-Outs. Das eine,<br />
als bisexuelle Frau, hat sich meinem<br />
eigentlichen Outing als Trans*-<br />
Person angeschlossen, denn ich<br />
war vorher ein Junge und hieSS Tom.<br />
Gemerkt habe ich, dass ich mich als Mädchen fühle, erst kurz vor Ende meiner<br />
Pubertät. Früher wusste ich nie so richtig, was mit mir los war, weil ich es nicht<br />
benennen konnte. Ich habe schon als Zehnjährige öfters BHs und Röcke aus dem<br />
Schrank meiner Schwester geklaut und als die das dann irgendwann mitbekommen<br />
und mich ausgelacht hat, war mir klar, dass ich damit aufhören musste. Doch immer<br />
wieder überfiel mich der Drang und wenn sie nicht da war, ging ich wieder an<br />
ihren Schrank. Irgendwann hatte ich es geschafft, diesen Drang zu unterdrücken,<br />
doch je mehr ich das tat, desto schlechter ging es mir und ich wurde meiner Familie<br />
gegenüber aggressiv.<br />
Als ich mit 15 beschloss, zu meinem Vater zu ziehen, ging es mir jedoch auch dort<br />
nicht besser. Ich fühlte mich nur noch einsamer, auch ein Grund wieso ich zu dieser<br />
Zeit sehr viel im Internet unterwegs war. Dort besorgte ich mir Informationen über<br />
Trans*, speziell über Transsexualität, doch mir war lange nicht klar, ob ich es bin.<br />
Erst als ich die Wäsche einer Nachbarin gestohlen hatte und dabei erwischt wurde,<br />
war mir auf einmal vieles klarer. Als ich mich das erste Mal in einem hübschen<br />
Top und in einer knallengen Jeans sah und mich pudelwohl fühlte, beschloss ich,<br />
meinen Weg zu gehen. Ich nannte mich im Internet nur noch Melissa und wollte<br />
am liebsten auch offen als Mädchen leben.<br />
Dann, mit 16, habe ich mich meinem damaligen Psychologen als Transsexuelle ge<strong>out</strong>et<br />
und der hat es auf meine Bitte hin meinem Vater erzählt. Der ist bei mir als<br />
Plaudertasche bekannt und hat es meiner Mutter erzählt, die es dem Rest meiner<br />
Familie erzählt hat. So hatte ich ein recht unkompliziertes Outing, weil meine<br />
Mutter relativ gut reagiert hat. Natürlich war sie nicht begeistert, als ich ihr erzählt<br />
hatte, dass ich auch öffentlich als Mädchen leben möchte, doch sie hat sich mir<br />
auch nicht in den Weg gestellt, sondern mich eher unterstützt.<br />
Später kam ich dann zu einem betreuten Wohnen für Schwule, Lesben und Transgender<br />
in Berlin, zu der Stadt, in der ich heute auch noch lebe. Es verging noch<br />
einige Zeit, doch schließlich hatte ich mich dafür entschieden, meinen Weg weiter<br />
zu gehen. Ich ließ meinen Namen ändern, beschloss, weibliche Hormone einzunehmen<br />
und meinen Bart entfernen zu lassen. Nun bin ich viel glücklicher als vorher<br />
und wahrscheinlich werde ich in nicht so ferner Zukunft auch den letzten Schritt,<br />
eine geschlechtsangleichende Operation vornehmen zu lassen, gehen.<br />
Viele Leute die mir begegnen, wissen gar nicht, dass ich vorher einmal ein Junge<br />
war und man sieht es mir auch nicht an. Vor kurzem war ich auf der Geburtstagsfeier<br />
meiner Oma und dachte, die Leute, die mich aus früheren Zeiten noch kennen,<br />
wüssten, wer ich bin. Doch im Nachhinein hatte ich von meiner Mutter erfahren,<br />
dass niemand wusste, wer ich war und nur einer unserer Nachbarn mich<br />
wiedererkannte hatte. Das war schon eine seltsame Situation. Außerdem bekomme<br />
ich öfters zu hören, dass Leute mich nie für trans* gehalten hätten, wenn ich<br />
es nicht gesagt hätte. Das macht mich sehr glücklich. Ich hoffe für mein weiteres<br />
Leben, einmal eine Partnerin/einen Partner zu finden, die/der mich so nimmt, wie<br />
ich bin und vielleicht Filmregisseurin zu werden.<br />
Eine heiSSe Party – <strong>Lambda</strong> feierte<br />
seinen 18. Geburtstag<br />
Wenn man 18 wird, darf es ruhig etwas<br />
deftiger werden. Gesagt, getan, dachten<br />
wir uns und luden am 1. November 2008<br />
zum Stelldichein ins Neuköllner Morus14<br />
ein. Dem Aufruf folgten neben farbenfrohen<br />
Vertreterinnen der Schwestern der<br />
Perpetuellen Indulgenz und quizfreudigen<br />
Vertretern von mancheck auch etwa 130<br />
Gäste, die sich zunächst am vom Café Seidenfaden<br />
servierten Buffet ergötzten. Auch<br />
mit unserem Fördermitglied Thomas Hermanns<br />
konnte man anstoßen. Für die geistige<br />
Nahrung sorgten sowohl Lars mit seiner<br />
Anmoderation als auch Diana und<br />
Andrea mit ihrer anekdotenreichen und<br />
perspektivbietenden Rede.<br />
Es folgte ein ganz besonderes Appetithäppchen<br />
in Form einer Show: Bekann-<br />
<strong>Lambda</strong> Berlin-<br />
Brandenburg hat<br />
gewählt –<br />
Vorstellung des<br />
neugewählten<br />
<strong>Lambda</strong>.Teams<br />
Am Sonntag, 19.Oktober, fand die 23.<br />
Mitgliederversammlung des Jugendnetzwerk<br />
<strong>Lambda</strong> Berlin-Brandenburg an<br />
prominentem Ort, im Haus der Jugendarbeit<br />
am Mühlendamm unweit des Nikolaiviertels<br />
in Berlin-Mitte statt. Prominent<br />
ist der Ort unter anderem deshalb,<br />
weil hier die Spitzenverbände der Jugendarbeit<br />
in Deutschland, so auch der Deutsche<br />
Bundesjugendring, der uns die Räume<br />
zur Verfügung gestellt hat, ihren Sitz<br />
haben. Anwesend waren diesmal nicht<br />
nur viele unserer Einzelmitglieder, sondern<br />
auch Vertreter unserer Mitgliedsorganisationen<br />
Die herrliche Kulisse des Nikolaiviertels<br />
konnten auch schon am Samstag alle genießen,<br />
die sich zur Klausurtagung zusammengefunden<br />
hatten und fleißig an<br />
Strategien und Konzepten für die Zukunft<br />
und mehr Partizipation bei <strong>Lambda</strong> tüftelten.<br />
Die Ergebnisse der Klausurtagung<br />
wurden sogleich auf der Mitgliederversammlung<br />
vorgestellt. So soll es künftig<br />
zur besseren Organisation und Betreuung<br />
unserer Ehrenamtlichen zwei Ehrenamtskoordinator_Innen<br />
geben. Inhaltlich<br />
und strukturell werden die Ergebnisse<br />
der Klausurtagung im nächsten Jahr die<br />
Arbeit des <strong>Lambda</strong>.Teams und das Programm<br />
des Jugendnetzwerks prägen.<br />
Das „Highlight“ dieser MV waren die<br />
Neuwahlen des Landesvorstandes, des<br />
Landesbeirates und der Revisor_Innen.<br />
Die Ergebnisse wollen wir Euch natürlich<br />
nicht vorenthalten.<br />
In den Landesvorstand<br />
wurden<br />
gewählt:<br />
Andrea Koß – Andrea ist weiterhin zuständig<br />
für die Bereiche Verwaltung und Finanzen.<br />
Andrea erreicht Ihr per E-Mail<br />
unter andrea.koss@lambda-bb.de<br />
Diana Rychlik – Diana wurde ebenfalls<br />
wiedergewählt und übernimmt weiterhin<br />
die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.<br />
Diana erreicht Ihr unter diana.<br />
rychlik@lambda-bb.de<br />
Gregor Hempel – Gregor ist neu im Bunde<br />
und wird künftig die Bereich Jugendte<br />
Gesichter von <strong>Lambda</strong> schmissen das<br />
Tanzbein und performten gefühlvoll und<br />
stilecht mit Playback die Highlights aus<br />
Richard O‘Brians Rocky Horror Picture<br />
Show und Moulin Rouge. Fesche Kostüme,<br />
viel nackte Haut, knisternde Erotik<br />
und vor allem treffsichere Komik machten<br />
die Show zu einem unvergesslichen<br />
Vergnügen und gaben deutlich zu verstehen,<br />
dass man mit 18 auch ganz andere<br />
Register ziehen kann. An diesem Spektakel<br />
kann sich übrigens bald jeder erfreuen,<br />
denn das Ganze wurde für die Nachwelt<br />
auf Film festgehalten.<br />
Im Anschluss legten Andreas von Radio<br />
QueerLive und Annika auf. Sie verwandelten<br />
das Morus14 vom Varieté in eine<br />
Disko. Beinahe drohte die Party sich jedoch<br />
in Rauch aufzulösen: In der kleinen Küche, die als Umkleideraum<br />
umfunktioniert worden war, hatte sich der Herd dazu entschlossen,<br />
kurzen Prozess zu machen. Und zwar mit einigen Teilen<br />
des Showequipment. Dass <strong>Lambda</strong> einem Anschlag zu Opfer fiel,<br />
können wir allerdings ausschließen. Dem Herd reichten leichte Annäherungsversuche,<br />
um heiß zu werden. Und Annäherungsversuche<br />
gab es zahlreich. (An dieser Stelle sei Kay zitiert, der während der<br />
Show sagte: „Wenn sich fünf Leute auf einem DIN-A4-Blatt umziehen,<br />
dauert das ein Weilchen.“)<br />
Glücklicherweise konnte der grässliche Gestank schnell ausgelüftet<br />
werden, sodass die Tanzfläche bald wieder bestens gefüllt war. Man<br />
bewahrte Ruhe. Auch die DJs blieben locker und reagierten humoristisch<br />
mit der Rosenstolz-Single „Ich geh in Flammen auf“.<br />
In Flammen aufgehen konnte auch so manches Herz dank unserem<br />
Flirtboard, das für Nachrichten zur Verfügung stand. Wer wollte,<br />
hatte am Eingang ein Herz mit Nummer erhalten. Ob sich bereits<br />
neue Paare gefunden haben, ist bislang nicht bekannt. Bekannt ist<br />
allerdings, dass die Party ein voller Erfolg war, viel Spaß gemacht hat<br />
und nach einer Fortsetzung zum 21. Schreit.<br />
Christina Schneider<br />
bildung, Freizeit, Jugendpolitik übernehmen. – Gregor ist unter gregor.hempel@lambda-bb.de<br />
für Euch erreichbar<br />
In den Landesbeirat wurden gewählt:<br />
Marcel Schreiber, genannt Dino –<br />
Er wurde wiedergewählt und wird neuer Ehrenamtskoordinator.<br />
Dino erreicht ihr unter marcel.schreiber@lambda-bb.de<br />
Katrin Willemelis – Katrin hat bislang im Ö-Projekt mitgearbeitet<br />
und ist neu mit dabei. Sie wird ebenfalls neue Ehrenamtskoordinatorin.<br />
Katrin erreicht ihr unter katrin.willemelis@lambda-bb.de<br />
Kim Trau – Kim ist ebenfalls neugewählte Landesbeirätin. Kim wird<br />
bei <strong>Lambda</strong> den Transbereich bearbeiten. Kim ist für Euch unter<br />
kim.trau@lambda-bb.de erreichbar.<br />
Karoline Börner – Mit einem halben Jahr Pause dazwischen ist Karo<br />
wieder in den Landesbeirat gewählt worden. Sie ist Projektkoordinatorin<br />
der LesBiSchwulen Bibliothek. Karo erreicht Ihr unter<br />
karoline.boerner@lambda-bb.de<br />
In die Revision wurden gewählt:<br />
Sandra Özyürek – Sandra wird sich als Revisorin künftig um die<br />
inhaltliche Prüfung der Vorstandsarbeit kümmern. Sie ist bislang<br />
im Ö-Projekt tätig und unter s.ozyurek@lambda-bb.de für Euch<br />
erreichbar.<br />
Anja Beinhofer – Anja wurde als Revisorin neu gewählt. Sie wird<br />
künftig die Prüfung der Vereinsfinanzen vornehmen. Anja arbeitet<br />
bislang im Ö-Projekt mit. Ihr erreicht sie unter anja.beinhofer@<br />
lambda-bb.de.<br />
Nico Koske und Daniel Zehl scheiden aus dem <strong>Lambda</strong>.Team aus.<br />
Für ihre Einsatzbereitschaft und ihr Engagement an dieser Stelle einen<br />
herzlichen Dank. Weitere Informationen zum neuen Team gibt’s<br />
auf unserer Homepage www.lambda-bb.de oder bei den Teammitgliedern<br />
selbst.
16 DAS ERSTE MAL LONDON<br />
SAN FRANCICSO 17<br />
17.08.08 bis 24.08.08<br />
Please mind the gap –<br />
Das erste Mal London<br />
„Thank you for traveling with Deutsche Bahn“ … Endlich war<br />
ich angekommen am Flughafen Köln/Bonn. Nach langer ICE-Fahrt<br />
freute ich mich auf meine erste Reise auf die Insel. Die Gruppe traf<br />
sich am DB-Info-Point, an dem ich natürlich erst einmal gekonnt<br />
vorbeigelaufen bin.<br />
Nachdem alle angekommen waren und nach allgemeiner Begrüßung<br />
ging es auf den Weg zum Check-In. Dort wurden wir von einem<br />
netten Herrn direkt von der Schlange „abgeworben“, um mit<br />
der Lufthansa nach Heathrow zu fliegen. Warum auch nicht. Und<br />
los ging’s…<br />
Nach gut einer Stunde Flug waren wir dann in London angekommen.<br />
Koffer geschnappt und ab zur Tube. Schauen wo wir hin müssen…<br />
mal wieder auf die andere Seite… und weiter mit der U-Bahn.<br />
Wie es so ist, fuhr natürlich keine Linie direkt dahin, wo man hin<br />
will. Also mussten wir in Mitte umsteigen. Zug verlassen, einmal<br />
quer durch den U-Bahnhof. Da stand dann ein Schild, dass unsere<br />
Linie wegen Bauarbeiten gesperrt war. Man solle doch bitte bis zu einer<br />
anderen Station fahren und dort den Ersatzbus nehmen … juhu.<br />
Da lernt man die Stadt doch gleich am ersten Abend lieben. Nach<br />
längerer Fahrt schafften wir es in unser Hostel, konnten einchecken<br />
und unsere Koffer abwerfen. Um den Strapazen der Anreise zu entfliehen,<br />
ging es noch einmal direkt an die frische Luft.<br />
Am nächsten Morgen konnte dann mein erster Aufenthalt in London<br />
vollends beginnen: Eine Woche Sightseeing, nette Leute treffen<br />
und schauen, was die Stadt sonst noch zu bieten hat. Unser Teamer<br />
Thorsten hatte für jeden Tag eine andere R<strong>out</strong>e quer durch London<br />
geplant, damit wir soviel wie möglich sehen konnten und sollten.<br />
Fand ich super. Wo wir überall waren, konnten mir meine Füße auch<br />
eine Woche nach London noch erzählen – Buckingham Palast, Downing<br />
Street, Trafalgar Square, Covent Garden, China Town, Houses<br />
of Parliament mit Big Ben, Westminster Abbey, London Eye, Millenium<br />
Bridge, Tower und Tower Bridge, St. Pauls Cathedral, bei<br />
Sherlock Holmes, Oxford Street, Liberty, Albert Memorial, Docks,<br />
Greenwich ... um hier einmal ein paar Highlights zusammenzufassen.<br />
Am Buckingham Palast musste ich natürlich erst mal schauen,<br />
wo denn die Wachen in den roten Uniformen mit ihrem Wuschelkopf<br />
sind. Und siehe da – keine da. So ein Mist aber auch. Die da<br />
sahen alle anders aus.<br />
Wer nicht schwindelfrei ist, sollte vielleicht auf einen Besuch des<br />
London Eye verzichten – aber eigentlich auch nicht. Einen besseren<br />
Überblick über London bekommt man nicht. Die Aussicht war toll.<br />
Jeden größeren und kleineren Park haben wir natürlich auch besucht.<br />
London ist wirklich sehr grün und bietet viele Möglichkeiten für ein<br />
kleines Päuschen. Die Parkanlagen reichen vom einfachen eher unspektakulären<br />
Park mit Wiese und Bäumen bis zu schönen mit englischen<br />
Rasen angelegten Gärten. Natürlich hatte uns unser Weg nicht<br />
nur zu den typischen Sehenswürdigkeiten<br />
geführt, sondern auch einfach mal an andere<br />
Stellen in der Stadt. Thorsten hatte<br />
auch gleich am Anfang empfohlen, mal<br />
die Nebenstraßen zu durchlaufen. Dort<br />
findet man dann in der Tat die eine oder<br />
andere schöne und interessante Ecke ab<br />
vom typischen Touristentrubel.<br />
Weiterhin gab es noch die Möglichkeit,<br />
sich die vielen kostenlosen Museen in<br />
London anzuschauen. Da ist für jedes<br />
Herz etwas dabei. Sehr spannend war das<br />
Science Museum mit vielen Themen aus<br />
der Wissenschaft. Am interessantesten dabei<br />
war die obere Etage mit dem „Spielzimmer“<br />
für kleine und große Kinder. Da<br />
konnte man sich an verschiedenen Experimenten<br />
selbst versuchen oder sich in einer<br />
kleinen Show anschauen, wie Barbie<br />
aus einer Kanone geschossen wurde.<br />
Da es in London natürlich nicht nur tagsüber<br />
einiges zu entdecken gibt, sondern<br />
auch nachts, brach die zweite Tageshälfte<br />
natürlich immer erst mit dem Dunkelwerden<br />
an. Eine typische Abendaktivität<br />
war natürlich, die Bar- und Kneipensituation<br />
in London zu erkunden. Am Anfang<br />
noch schüchtern in der Bar um die Ecke<br />
des Hostels, ging es dann einen Abend<br />
später schon brav nach Soho ins schwule<br />
Nachtleben. Da man sich ja nicht auskannte<br />
und natürlich alles Mal sehen<br />
muss, hieß es, sich die verschiedene Lokalitäten<br />
alle mal anzuschauen. An verschiedenen<br />
Abenden ging es also in die<br />
eine und andere Bar, bis man was Nettes<br />
zum Verweilen gefunden hatte. Und da<br />
kann man auch gut versacken. Am letzten<br />
Abend ging es dann noch ins ‚Heaven’ –<br />
eine große Disco in London. Die Musik<br />
da ist mal nicht der typische Mainstream,<br />
wie er bei uns immer runtergeleiert wird.<br />
Aber wer in deutschen Diskotheken schon<br />
Ohropax benutzt, sollte sich dort nach einer<br />
besseren Alternative umschauen. Die<br />
Boxen kann man auch noch in der Mitte<br />
der Tanzfläche ausreichend gut spüren.<br />
Entweder gibt’s da keine rote Pegelanzeige<br />
oder die Londoner verstehen diese einfach<br />
falsch. Trotz alledem, die Party war gut.<br />
Während unseres Aufenthalts in London<br />
wurden wir Großteils von einigen und<br />
immer mal wieder anderen Jugendlichen<br />
der Jugendgruppe OutZone in London<br />
begleitet. Diese haben uns auch gerne die<br />
ein oder anderen interessanten Ding in<br />
London gezeigt. Nebenher und vor allen<br />
Dingen abends kam es zu anregenden Gesprächen<br />
und Gedankenaustausch. Neben<br />
den allgemeinen Gesprächen über die typischen<br />
Highlights für Tag und Nacht in<br />
London kam es aber auch zu ernsthafteren<br />
Themen wie die Anerkennung Homosexueller<br />
in Großbritannien, die politische<br />
Situation etc. Diese sind ziemlich ähnlich<br />
zu der Lage in Deutschland. In den Großstädten<br />
ist die Akzeptanz viel größer als<br />
in den ländlichen Regionen. Besonders in<br />
London stellt das offene Leben keine großen<br />
Probleme dar.<br />
Die Woche in London war sehr spannend,<br />
lustig, unterhaltsam, interessant,<br />
faszinierend und wahnsinnig anstrengend.<br />
Ich habe schon bereut, dass ich<br />
keinen Schrittzähler mitgenommen hatte.<br />
Gelaufen sind wir sehr viel, was aber<br />
wiederum den Vorteil hatte, viel gesehen<br />
zu haben. In der Tube allerdings ist der<br />
Ausblick recht schlecht. Einmal bin ich<br />
natürlich auch mit den typischen roten<br />
Doppelstockbussen gefahren, was auch<br />
ein sehr unterhaltendes Ereignis war. Zum<br />
Glück wusste der Busfahrer besser als ich,<br />
dass so ein Bus sehr wendig ist, wenn man<br />
recht zügig auf eine Wand zufährt.<br />
Vor der Reise wurde mir schon öfters von<br />
typischen kulinarischen „Spezialitäten“ in<br />
England berichtet, zum Beispiel dem englischen<br />
Frühstück. Da meine Erwartungshaltung<br />
also dementsprechend gering<br />
war, konnte ja auch nichts schief gehen.<br />
Ging es auch nicht – irgendwie konnte<br />
ich nicht nachvollziehen was alle hatten.<br />
Mir hat es geschmeckt. Fish and Chips ist<br />
da schon wieder eine andere Sache. Nach<br />
einer Woche konnte man dann übrigens<br />
auch sehr gut die nette Damenstimme<br />
in der U-Bahn synchronisieren: „This is<br />
a Piccadilly Line Service“ oder ganz typisch<br />
... „Please mind the gab“.<br />
Mario<br />
San Francisco 2008<br />
Die Freizeit, die Verrückte macht<br />
Mit zehn jungen Erwachsenen unterwegs<br />
in der im World Capital of LGBT Lifestyle<br />
Freitagnacht 5 Uhr, ich habe vor Aufregung schon zwei Nächte nicht<br />
mehr geschlafen, mein Koffer steht vor der Tür und ich warte auf<br />
Kathrin und ihren Freund, der uns zum Bahnhof nach Kassel bringen<br />
will. Freitagnacht viertel nach 5 Uhr, ich könnte platzen vor Ungeduld,<br />
mein Koffer ist schon in allen möglichen Varianten fotografiert<br />
um mich zu beruhigen, da biegt endlich das Auto um die Ecke<br />
und wir fahren los. In Kassel angekommen, erfahren wir, dass das<br />
Hessen Ticket, mit dem wir fahren wollten, erst ab 9 Uhr gültig ist.<br />
Den dummen Scherz „dann fahren Sie doch später“ habe ich wohlwollend<br />
überhört und Zähne knirschend zum normalen Fahrpreis<br />
gelöst Danke, Deutsche Bahn. Hoffentlich ist das kein schlechtes<br />
Omen für die Freizeit… In Frankfurt am Flughafen angekommen<br />
blicke ich dieser eigenen Kleinstadt gelassen entgegen, ich weiß ja,<br />
wir treffen uns in Bereich B und der wird ja wohl ausgeschildert sein.<br />
Denkste, hier und da ein bisschen rumgeirrt, schon eine Viertelstunde<br />
zu spät, laufe ich durch Zufall an Gila, einer unserer Teamer_Innen,<br />
vorbei. Froh darüber, nicht der Letzte zu sein, wird jetzt wohl<br />
nichts mehr schief gehen…naja, das Flugzeug könnte… oder einer<br />
der Gruppe wird nicht… oder… AHHAHHAH – ich versuche,<br />
nicht weiter darüber nachzudenken und einen gelassenen Blick aufzusetzen.<br />
Das Gepäck ist aufgegeben und auch der Sprengstofftest<br />
den Marios Handgepäck durchlaufen musste ist negativ ausgefallen,<br />
so dass wir schon ein wenig später über den Wolken unserm Ziel entgegen<br />
schweben. Nach der Essensauswahl „Chicken or Pasta“ dauert<br />
es auch nicht mehr lang, bis wir einen Zwischen-Stopp in Charlotte<br />
einlegen. Kofferholen, Fingerabdruck abgeben, Foto machen und ab<br />
geht es ins Gefängnis… äh nein, ich meine natürlich die USA. Meine<br />
Vorstellungskraft ist absolut überanstrengt als mir gewahr wird,<br />
dass wir über das Land, in dem wir gerade gelandet sind, noch mal<br />
fünf Stunden fliegen und dabei zwei Zeitzonen passieren werden.<br />
Endlich am Flughafen in SFO angekommen, stilecht mit Blumen<br />
im Haar, werden wir von zwei Shuttle Bussen abgeholt und zum<br />
Hostel gebracht. Nach dem der telefonierende Fahrer des Shuttels,<br />
in dem ich sitze, auf dem fünfspurigen Highway einmal von rechts<br />
nach links über alle Fahrbahnen gerast ist, nur um schneller zu sein<br />
als sein Kollege, bin ich mir nicht mehr so ganz sicher, ob wir auch<br />
wirklich ankommen werden.<br />
Nach dem die Fahrt überlebt ist, das Zimmer bezogen, stehen wir im<br />
Diner der ersten Kuriosität gegenüber. Gruppen von mehr als fünf<br />
Personen zahlen für die Bewirtung einen Aufschlag auf die Gesamtrechnung<br />
von 18 Prozent, it’s the law! Na toll, da gehen wir schon<br />
zusammen da hin und lassen die Kasse klingeln und als Belohnung<br />
dafür müssen wir noch draufzahlen - und warum? Es ist das Gesetz!<br />
Der Großteil der Reisegruppe geht zurück<br />
ins Hostel um zu schlafen und ich laufe<br />
noch eine Stunde mit weit offenem Mund<br />
und dem ersten Starbucks Coffee, auf den<br />
noch unzählige folgen werden, durch unsern<br />
District. Megaaaaa ich bin wirklich<br />
in den USA.<br />
Samstag, gut gestärkt durch das Real<br />
American Bagle Frühstück, besteigen wir,<br />
wie alle Touristen dass nun mal machen,<br />
ein Cable Car und lassen und die Berge<br />
rauf und runter ziehen, bis wir am Hafen<br />
angekommen sind. Völlig fasziniert steuert<br />
die Gruppe auf ein Rudel Seelöwen<br />
zu, die im Pier 39 leben. Ich finde ja die<br />
stinken und, seien wir doch mal ganz ehrlich,<br />
gut aussehen tun sie nicht wirklich,<br />
oder? Durch die possierlichen Tierchen ist<br />
selbst der Herdentrieb der Gruppe außer<br />
Kraft gesetzt und mein Versuch, mich immer<br />
wieder ein Stückchen mehr aus dem<br />
Mief zurück zu ziehen, um die anderen<br />
mitzureißen bleibt erfolglos. Naja, was<br />
soll es, mit einer groben Vorahnung davon,<br />
wie oft die Gruppe vor Starbucks auf<br />
mich warten werden muss, verschließe ich<br />
meine Nase und freu mich auf den Telegraph<br />
Hill, der unser nächstes Ziel ist.<br />
Die schöne Aussicht genossen, wandern<br />
wir weiter nach China Town. Während<br />
die andern sich stärken, nutze ich die Zeit<br />
mich ein bisschen umzuschauen. Selbst<br />
die Straßenschilder sind hier gefüllt mir<br />
Schriftzeichen. Was soll man nur machen<br />
wenn man die nicht lesen kann? Okay,<br />
das ist hier wahrscheinlich egal, die fahren<br />
mit ihren dicken Autos ja eh wie sie wollen.<br />
Am Abend dann gehen wir, zumindest<br />
die, die über 21 sind, in die Disco.<br />
Ich muss schreiben, die Menschen hier<br />
sind ganz schön… wie soll ich es ausdrücken…<br />
direkt. Gegen 1 Uhr bin ich mir<br />
sicher, dass mir die Einwohner San Franciscos<br />
nahe genug gekommen sind und<br />
fahre zurück ins Hostel.
18 SAN fRANCISCO<br />
SAN FRANCICSO 19<br />
Sonntag, heute wird gechillt. Ruhig in den Tag gestartet soll es heute<br />
in Begleitung der Jugendlichen aus SFO über die Golden Gate<br />
Bridge gehen. Wenn die Busfahrer nur die Stationen, an denen sie<br />
anhalten, ansagen würden. Ab und an brummt der Fahrer zwar etwas<br />
durch den Lautsprecher, aber lange nicht an jeder Station, völlig unverständlich,<br />
so dass daraus kein Informationsgewinn hervorgeht. Als<br />
Tobi, unser Teamer, festgestellt hat, dass wir auf dem richtigen Weg<br />
zur Bridge sind, aber nicht zum Treffpunkt mit der Jugendgruppe,<br />
werden die kurzerhand umbestellt. Die Golden Gate Bridge ist wohl<br />
auch ein viel coolerer Ort für ein Blind Date – zumindest so vom<br />
Namen her. Als wären sie geflogen, ist die andere Gruppe schon an<br />
der Bridge, als wir dort eintreffen. Da hat es wohl noch einen kürzeren<br />
Weg gegeben, lieber Tobi. Es wird sich vorsichtig beäugt aber<br />
dann zieht es uns erstmal zur Golden Gate, wo wir schon so kurz davor<br />
stehen. Auf Grund des starken Windes können die Bewohner des<br />
Sonnenstaates leider nicht mit uns über die Bridge laufen, aber sie<br />
warten bei einem Kaffee am Ende auf uns. Kurz wollen mich meine<br />
Gedanken verführen, vielleicht doch schon zur Völkerverständigung<br />
über zu gehen und einen Kaffee mit zu trinken, doch zum Glück<br />
erkenne ich das Café nicht als Starbucks, so dass sich die Entzugserscheinungen<br />
in Grenzen halten. Bim Betreten der Bridge bekomme<br />
ich noch erzählt, dass es genau einen Punkt gäbe an dem alle immer<br />
runter springen würden, wenn sie sich umbringen wollen und dass<br />
ich ihn genau erkennen würde wenn ich ihn sehe. Sollte da etwa eine<br />
indirekte Botschaft versteckt sein? Nach der Hälfte des seitlichen<br />
Gehweges kehren wir um, damit wir der amerikanischen Gruppe<br />
auch ein bisschen Aufmerksamkeit schenken können. Zusammen<br />
verbringen wir noch einen langen Abend, gefüllt mit einer Mischung<br />
aus Smalltalk, ernster Diskussion und dem ein oder andern Joke. Bevor<br />
wir uns auf den Weg zurück machen, der Flug steckt mir irgendwie<br />
doch noch in den Knochen, verabrede ich mich noch mit Josh<br />
aus der amerikanischen Jugendgruppe, der mir am nächsten Abend<br />
einen guten Latin- Groovie-Sounds Club zeigen will.<br />
Montag, viel zu früh stehe ich auf und spring schnell noch unter die<br />
Dusche, damit ich zumindest ein Auge auf bekomme. Heute geht<br />
es ganz pünktlich los, damit wir unser Schiff nach Alcatraz nicht<br />
verpassen. Am Anleger angekommen, haben wir dann doch noch<br />
eine Stunde Zeit. Ich bin froh, dass ich gestern in der Nähe einen<br />
Starbucks gesehen habe und verschwinde erst mal um einen Kürbis-<br />
Kaffee zu testen. Klingt ekelig, ist es auch. Alcatraz durchlaufen wir<br />
mit einem Audioguide auf den Ohren, der uns hörspielartig einige<br />
Eckpunkte der Geschichte des Gefängnisses erzählt. Die Aussicht<br />
von hier rüber in die Stadt ist schon ziemlich gut, aber ich sollte am<br />
Abend erfahren, dass es noch schöner geht. Nach dem ersten Shoppingstreifzug,<br />
ich hatte schließlich kaum was zum Anziehen mit,<br />
mache ich mich fertig um Josh zu treffen. 22 Uhr Powell Station,<br />
Eingang Muni rechts. Er ist schon da und begrüßt mich mit einem<br />
breiten Lächeln. Auf dem Weg in Richtung Mission scheint er sich<br />
nicht mehr so ganz sicher zu sein wo wir den eigentlich aussteigen<br />
müssen. Klasse, da ist man mit einem von hier unterwegs und dann<br />
kennt der den Weg nicht ganz. Als er entschieden hat, dass wir aussteigen<br />
müssen, sind wir an einer anderen Station als mein Lonely<br />
Planet sagt, aber wenn er meint. Treu doof steige ich mit aus und er<br />
stellt schnell fest, dass das wohl eine Station zu früh war. Kaum ist<br />
die Munibahn an uns vorbei gezogen – BÄNG – schaue ich auf das<br />
traumhafte Nachtpanorama der Stadt und bin mir sicher, dass muss<br />
wohl der romantischste Ort in ganz Amerika sein. Natürlich steht<br />
dort eine Bank vor uns von der aus man die nächtlich erleuchtete<br />
City bewundern kann, ja an dieser Stelle wird auch mir klar, dass da<br />
wohl der ein oder andere Zufall zu viel versteckt ist. Auf der Bank<br />
sitzend rückt Josh immer näher bis sich<br />
unsere Hände schon berühren. Das geht<br />
halt schnell in Amerika. Zu meiner Rettung<br />
werden wir nach einer Viertelstunde<br />
von einem Rasensprenger, der auf die<br />
Bank ausgerichtet ist, weggesprengt. Der<br />
Club, zu dem wir wollten, ist schon geschlossen,<br />
das ClubLeben spielt sich hier<br />
zeitlich gesehen früher ab als bei uns. Die<br />
Mission Street ist ganz schön gruselig in<br />
der Nacht, ich bin froh als wir in einen<br />
Bus steigen, auch wenn Josh sich nicht<br />
sicher ist ob der in Richtung des Hostels<br />
fährt.<br />
Dienstag, wir treffen uns wieder mit der<br />
Gruppe aus SFO. Heute zeigen sie uns<br />
das Castro Viertel, dort wo das LGBT<br />
Life pulsiert. Nach einer interessanten,<br />
mit vielen Hintergrundinformationen<br />
über San Francisco und der Geschichte<br />
der schwul-lesbischen Bewegung gespickten<br />
Stadtteiltour schauen wir noch<br />
ein bisschen auf eigene Faust, was es hier<br />
so für Läden gibt. In einem Piercingstudio<br />
lasse ich mir eine Erinnerung an diese<br />
fabelhafte Stadt stechen. Danke Gila<br />
fürs Übersetzen und Kathrin fürs Handhalten,<br />
ich hoffe, ich habe keine bleibenden<br />
Quetschungen hinterlassen. Gegen<br />
Mittag treffen wir uns alle wieder, um<br />
gemeinsam ins Spectrum zu fahren, das<br />
LGBT Center in dem sich die Jugendgruppe<br />
aus SFO regelmäßig trifft. Auf<br />
der Fahrt haben wir viel, viel, viel Zeit<br />
mehr über die Jugendgruppe erfahren.<br />
Name „Rainbows End“, Treffen ein Mal<br />
die Woche, Jugendliche zwischen 14 und<br />
19 Jahren, Hauptthemen (so weit ich das<br />
richtig gefiltert habe) Freundschaft, Spiel,<br />
Spaß, Diskussion über Aktuelles und gemeinsam<br />
Probleme überwinden. Wie sie<br />
auf den Namen „Rainbows End“ gekommen<br />
sind wissen Dizzy, Davey und Josh,<br />
die mit bei uns im Van sitzen, nicht. Ich<br />
habe da ja eine Vermutung, der Ort San<br />
Anselmo, in dem sich das Spectrum Center<br />
befindet, ist soooooo weit aus SFO<br />
raus, dass wir Deutschen glauben könnten,<br />
es läge am Ende der Welt. Da wir in<br />
der World Capital of LGBT Lifestyle sind<br />
kann man übertragend vielleicht sagen,<br />
es liegt am Ende des Regenbogens. Für<br />
unsere Gastgeber ist es natürlich nur ein<br />
„Katzensprung“, Klischee Olè. Im Center<br />
angekommen ist unser Thema „Lebenspläne“.<br />
Wo sehen wir uns in zehn Jahren?<br />
Nach einer lustigen Arbeitsphase, in<br />
der uns unsere Teamer_Innen als dankbare<br />
Wörterbücher zur Seite standen, sind<br />
viele spannende Plakate mit ganz unterschiedlichen<br />
Lebensentwürfen entstanden.<br />
Ich hatte das Gefühl, dass die deutschen<br />
Lebensentwürfe mehr „Familie“<br />
mit eingeplant haben, für die Amerikaner<br />
war die Community, dass Fuß fassen<br />
in der LGBT Welt wichtiger. Nach dieser<br />
interessanten Zusammenkunft macht<br />
es mich ein bisschen glücklich, dass die<br />
Van-Fahrer uns „mal eben“ wieder in die<br />
Stadt bringen. Zur Entspannung schauen<br />
wir uns in dem uralten, hübschen Kino<br />
auf der Castro einen Fred Astaire Film an.<br />
Vor Beginn des Films spielt noch jemand<br />
auf einer Orgel, der mit den letzten Takten<br />
in der Bühne versinkt. Außergewöhnlich<br />
ist auch, dass das Publikum applaudiert<br />
nachdem die Hauptdarsteller und<br />
der Regisseur auf der Leinwand zu Beginn<br />
des Films namentlich erwähnt werden so<br />
wie nach jedem Lied, es handelte sich um<br />
einen Musikfilm. Ich schreibe mal strange<br />
- aber cool.<br />
Mittwoch, zurück in die Siebziger. Wir<br />
starten unseren Hippie-Trip in dem Park<br />
in Height Ashbury, in dem alles begann.<br />
Berauscht von dem was die Blätter noch<br />
ausdünsten, beobachten wir Eichhörnchen.<br />
Als die Frage auftaucht, warum<br />
hier wohl noch Stroh rumliegt, ist der<br />
Zeitpunkt erreicht, den Park zu verlassen<br />
und ein bisschen auf der Height, wie die<br />
coolen Einwohner San Franciscos sagen,<br />
dass zu shoppen was es angeblich nur hier<br />
gibt… Nun gut, nach dem ich zwei Stunden<br />
die Straße auf und ab gegangen bin<br />
weiß ich von welchen Dingen der Einheimische<br />
glaubt, dass sie jeder Tourist kauft.<br />
Später mache ich mich dann mit andern<br />
aus der Gruppe auf nach Sunnydale. Ein<br />
wichtiger Ort irgendeiner TV-Serie – sorry<br />
Jungs, ich hab schon wieder vergessen<br />
wie ihr Name war – oder eher gesagt einer<br />
Bahnstation die den Namen des Ortes<br />
trägt. Nach dem wir zwei mal die Bahn<br />
wechseln mussten, weil die in denen wir<br />
gesessen haben sich entschieden doch<br />
nicht ganz bis zum angeschlagenen Ende<br />
zu fahren, ist einige Zeit vergangen aber<br />
wir können Fotos unter dem begehrten<br />
Schild „Sunnydale“ machen. Unser Fotoshooting<br />
wird von einem zuvorkommenden<br />
Munifahrer unterbrochen, der uns<br />
nur darauf hinweist, dass wir die Kameras<br />
doch besser weg packen sollten weil<br />
hier hin und wieder, also nicht zu selten,<br />
schon mal Touristen überfallen werden.<br />
Ich entscheide mich dem Rat zu folgen,<br />
auch wenn das Ende vom Lied ist, dass<br />
ich der einzige bin, der kein Foto aus<br />
Sunnydale vorweisen kann.<br />
Donnerstag, mit zwei Wagen machen<br />
wir uns auf an die Pazifikküste. Es ist unglaublich,<br />
30 Meilen raus aus der Stadt<br />
und schon erreichen wir die Traumstrände<br />
wie sie in jedem Reiseprospekt zu finden<br />
sind. Der Tag wird gefüllt mit Karten<br />
schreiben, von Strand zu Strand fahren,“ just parking“ Tickets lösen,<br />
Surferboys schauen und einfach nur genießen. Ich hole mir einen<br />
Sonnenbrand, den ich auch jetzt, eine gute Woche später, noch<br />
deutlich merke, aber dafür hat es sich gelohnt. Wo wir die Autos<br />
schon haben, fahren wir am Abend, freudigerweise über die Golden<br />
Gate Bridge, ins Spectrum Center, zum regulären Wochentreffen<br />
von „Rainbows End“. Die Vorstellrunde bleibt kurz, wir kennen<br />
uns ja schon fast alle. Wer will, spielt Gesellschaftsspiele, die Anderen<br />
schauen einen Film, okay wir reden und es läuft nebenbei der<br />
Fernseher. Ganz zuvorkommend machen unsere Gastgeber frisches<br />
Popcorn, sie versauen es allerdings auch mit Salz und warmer Butter.<br />
Gut, zugegeben, Kathrin und ich essen dennoch davon bis uns<br />
schlecht ist.<br />
Freitag, der letzte Tag. Entspannt beginnen wir mit einem Frühstück<br />
am Strand, um noch einmal die gute Küstenluft in uns aufzusaugen<br />
und zu konservieren. Später fahren wir zum Cable Car Museum<br />
und schauen uns dort an, wo die ganzen Stahlseile für alle Linien<br />
angetrieben werden. Faszinierend, dass das so funktioniert aber<br />
auch unheimlich laut. Zum Abendessen muss ich noch eine „Spezialität“<br />
des Landes probieren, Pommes mit Cilli con Carne und Käse<br />
überbacken. Ich fand es durchaus lecker, aber hörte auch, dass die<br />
Bekömmlichkeitsstufen innerhalb der Gruppe doch unterschiedlich<br />
waren. Am Abend treffen wir die Gruppe aus SFO, oder für uns aus<br />
der Vorstadt, ein letztes Mal und feiern zusammen auf der Castro<br />
die Nacht durch. Gegen zwei bin ich zurück im Hostel, stopfe die<br />
letzten Sachen in meinen Koffer und wir werden wieder zum Flughafen<br />
gefahren. Die Gedanken an die Woche und letzten Blicke auf<br />
diese unbeschreibliche Stadt lassen den Fahrstil des Shuttel Drivers<br />
unwichtig werden. So geht sie zu Ende, eine unglaublich ereignisreiche<br />
Woche, an die ich wohl noch lange zurück denken werde.<br />
Stefan Beckmann
20 REZENSIONEN<br />
REZENSIONEN 21<br />
Buch<br />
Küsse in Pink<br />
Silvy Pommerenke: Küsse in Pink<br />
Krug und Schadenberg, Mai 2008<br />
Preis: 14,90 €<br />
Im Jahre 2008 musste ich eine große Entdeckung machen: Ich habe mein<br />
Coming-<strong>out</strong> sieben Jahre zu früh durchlebt. Hätte ich mich nicht als 13-<br />
jährige Frühzünderin auf der Suche nach meiner sexuellen Identität gemacht,<br />
bekäme ich heute ein wahrhaft nützliches Coming-<strong>out</strong>-Buch an die Hand.<br />
Die Rede ist von „Küsse in Pink“, das literarische erste Mal (sprich: das erste<br />
Buch) von Silvy Pommerenke.<br />
Wie immer zählt der erste Eindruck. „Küsse in Pink“ ziert als locker-jugendlicher<br />
Schriftzug das 60er-Jahre-Retro-Cover über einem eher neutralen<br />
Foto: (vermutlich) zwei Frauen, die nebeneinander stehen und die Hände<br />
in die Gesäßtaschen der Jeans stecken (allerdings der eigenen!). Erst wenn<br />
der Blick sich senkt, liest mensch: „Das lesbische Coming-<strong>out</strong>-Buch“. Erster<br />
Pluspunkt. Denn: Wer mitten im Coming-<strong>out</strong> steckt, sei es nun das „innere“<br />
oder „äußere“, kann ein Cover, von dem das Wort lesbisch förmlich<br />
schreit oder auf dem einem ein knutschendes Frauenpaar entgegenspringt,<br />
wahrlich nicht gebrauchen. Vor uns liegt also ein CO-Buch, das wir nicht<br />
mehr heimlich unter der Bettdecke entziffern müssen, sondern getrost unterwegs<br />
lesen dürfen.<br />
Schön ist es, wenn Form und Inhalt zusammenpassen. Auch hier sahnt Küsse<br />
in Pink Pluspunkte ab. Der lockere Schreibstil amüsiert und wirkt glücklicherweise<br />
nicht gezwungen-jugendlich, sondern frei und natürlich. Er rührt<br />
sicherlich auch daher, dass Pommerenke die Aktualität des Buches mit zahlreichen<br />
Interviews gewährleistet hat. Küsse in Pink ist daher kein einfaches<br />
Sachbuch. Vielmehr ist es ein gelungener Mix aus Sachinformationen, Anekdoten<br />
und persönlichen Erfahrungsberichten von jungen Frauen. Angenehm<br />
und für Jugendliche sicherlich besonders hilfreich ist zudem, dass die Autorin<br />
die Leser_Innnen nicht altklug belehrt, sondern sie mitnimmt auf eine Entdeckungsreise<br />
durch die lesbische Welt. Gerade während des Coming-<strong>out</strong>s,<br />
wenn junge Mädchen sich unsicher fühlen und alles doppelt neu ist, möchten<br />
sie nicht vorgesetzt bekommen, wie wenig sie erst wissen. Pommerenke<br />
schafft hier den Spagat zwischen unterhaltsam und informativ und gibt dabei<br />
der Leserin immer das Gefühl, sie ernst zu nehmen.<br />
Natürlich könnte ich jetzt anführen, dass es bereits lesbische Coming-<strong>out</strong>-<br />
Bücher auf dem Markt gibt und diese selbstverständlich nie überheblich<br />
daherkommen. Allerdings sind die meisten etwas eingestaubt oder mit den<br />
erwähnten offensichtlichen Covern bespickt. Küsse in Pink erscheint also<br />
genau zum richtigen Zeitpunkt. Na ja. Fast. (Für mich.)<br />
Christina „Keks“ Schneider<br />
Buch<br />
Ungehorsam<br />
Naomi Alderman: Ungehorsam“<br />
Berlin Verlag<br />
Preis: 8,90 €<br />
Zugegeben, gekauft habe ich mir dieses Buch nur, weil mir das Cover<br />
so gut gefiel. Aber wenn man sich genug über das goldweißrosa<br />
Design gefreut hat, erwartet eine perspektivisch ungewöhnliche Lebens-<br />
und Liebesgeschichte.<br />
Ronit ist Anfang 30 und lebt inzwischen ein ungebundenes, queeres<br />
Leben in New York. Zu ihrem Vater, einem der wichtigsten Rabbis<br />
Englands hat sie kaum Kontakt. Als sie die Nachricht von seinem<br />
Tod erhält, reist sie nach einigem Zögern und auf Anraten ihres<br />
Chefs und derzeitigen Liebhabers nach London. Dort wartet Dovid<br />
schon auf sie. Dovid war ein Schüler von Ronits Vater und eine<br />
Art Bruderersatz für sie. Doch nicht nur er steht bei Ronits Ankunft<br />
Musik<br />
Who Killed Amanda Palmer?<br />
Amanda Palmer: Who Killed Amanda Palmer?<br />
September 2008<br />
Preis: 18,45€<br />
Wenn Bands jahrelang gemeinsam schreiben, aufnehmen, touren, muss<br />
manchmal eine Schaffenspause eingelegt werden, bevor sich alles gegenseitig<br />
an die Gurgel geht. Das stellte auch das Bostoner Punk-Cabaret Duo „The<br />
Dresden Dolls“ kürzlich fest.<br />
Während Drummer Brian Viglione deshalb mit der World Inferno/ Friendship<br />
Society musikalisch neue Wege geht, wandelt die bisexuelle Sängerin Amanda<br />
Palmer auf Solopfaden und bleibt ihrem Sound treu. „Wie die ‚Dresden<br />
Dolls‘, aber ohne Brian am Schlagzeug“ klinge ihr erstes Album, „Who Killed<br />
Amanda Palmer?“, das Ende September erschien. Der Titel ist eine Anspielung<br />
auf die Fernsehserie „Twin Peaks“, in der die große Frage war, wer die<br />
Homecoming-Queen Laura Palmer umgebracht hat. Ähnlich wie die meisten<br />
Dolls-Songs wird auch das Soloalbum getragen vom Piano - mal schnell und<br />
dissonant, mal langsam und traurig - und Amandas starker Stimme. Dazu<br />
gesellen sich Streicher, Schlagzeug, und mehrere Gaststars wie Sänger Ben<br />
Folds, der das Album auch produzierte, die Cellistin Zoë Keating und Annie<br />
Clark von St. Vincent.<br />
Auch die Texte sind wie gewohnt ein bisschen traurig, ein bisschen wütend,<br />
ein bisschen düster, aber ein Funken Hoffnung zieht sich doch durch das<br />
ganze Album. „Die Welt ist schlecht, aber ich lasse mich nicht unterkriegen“<br />
scheint das Motto zu sein. Der Song „Ampersand“, zum Beispiel, handelt davon,<br />
sein Leben nicht nur als Hälfte eines Paars leben zu wollen und sich von<br />
falschen Freund_Innen nicht herunterziehen zu lassen, während in dem trügerisch<br />
fröhlichen „Oasis“ gleich eine ganze Reihe von Katastrophen durch eine<br />
Autogrammkarte wett gemacht werden. Wütender sind Tracks wie „Guitar<br />
Hero“ oder „Leeds United“, in denen sie mit einer medienbesessenen Gesellschaft<br />
abrechnet, oder das bombastische „Runs in the Family“, das mit dem<br />
fast schon hektischen Gesang und klirrendem Piano an den Dresden Dolls-<br />
Klassiker „Girl Anachronism“ erinnert.<br />
So richtig entfaltet das Album seine Wirkung (und seinen queeren Appeal)<br />
aber erst live, wenn Amanda sich für ihre Show Performance-Künstler auf<br />
die Bühne holt und lebende Statuen den Raum schmücken. Da werden bei<br />
„Coin-Operated Boy“ Küsse verkauft, zu „Guitar Hero“ rockt sie mit Ukulele,<br />
und insbesondere der Spoken-Word Teil von „Strength Through Music“,<br />
einem Song über das Massaker in Columbine, lässt dem Publikum Schauer<br />
über den Rücken laufen. Leider ist ihre Deutschland-Tour schon vorbei, aber<br />
die nächste kommt bestimmt...<br />
Sandra Özyürek<br />
in der Tür. Neben ihm steht seine Frau<br />
- Esti. Esti war Ronits erste und tiefste<br />
Liebe, und ihretwegen hat Ronit England<br />
verlassen. Nach mehr als fünfzehn Jahren<br />
müssen sich Ronit und Esti über ihre Gefühle<br />
klar werden…<br />
Der Roman hat zwei Erzählebenen, mit<br />
unterschiedlichen Schrifttypen gut unterscheidbar<br />
und gut aufeinander abgestimmt.<br />
Ronit aus ihrer Perspektive berichtet<br />
zunächst ablehnend, mitunter<br />
sehr zynisch – und sehr komisch – über<br />
das orthodoxe Alltags- und Gemeindeleben.<br />
Die andere Perspektive ist philosophischer,<br />
schöner, aber man kommt der<br />
Figur der Esti nicht wirklich nahe. Trotzdem<br />
kann man die Beklemmung, aber<br />
auch die Sicherheit und Geborgenheit,<br />
die diese Gemeinschaft für Esti bedeuten,<br />
fast körperlich spüren.<br />
Ich mag dieses Buch sehr, sehr gern, weil<br />
es mich in eine mir fremde Welt mitgenommen<br />
hat. Eine Welt, in der Estis Liebe<br />
zu Ronit gesellschaftliche Ächtung bedeutet.<br />
Wunderbar beschrieben ist auch,<br />
wie beide eine Bestandsaufnahme ihrer<br />
Liebe machen, wie sie schauen, was noch<br />
Liebe und was enttäuschte Hoffnung ist.<br />
Das Ende will ich natürlich nicht verraten,<br />
aber eins kann ich versprechen: es ist<br />
überraschend, mutig, enttäuschend und<br />
hoffungsvoll zugleich. Ein mehr als lesenswertes<br />
Buch!<br />
Lisa-Marie Klinger<br />
Buch<br />
Queer in New York<br />
Leslie Feinberg: Drag King Träume<br />
Preis: 19,90 Euro<br />
Max bewegt sich als Butch-Türsteherin am Rande der Gesellschaft.<br />
Sie arbeitet nachts in einer Homo-Bar und geht zu Bett, wenn das<br />
Leben um sie herum erwacht. Sie lebt in ihrem eigenen Universum,<br />
das bevölkert wird von Transmännern, Fummeltunten, Crossdressern<br />
und Drag Kings.<br />
Der brutale Überfall auf einen Freund, der Transvestit Vicky, rüttelt<br />
sie aus ihrer Lethargie wach. Zusammen mit ihrer Wahlfamilie<br />
beginnt sie, sich gegen die täglichen Diskriminierungen zu wehren<br />
und ihren schlummernden Aktivismus wiederzuentdecken.<br />
Feinberg nimmt uns mit auf die Reise in ein New York der Gender-<br />
Queers und zeigt in Drag King Träume eindringlich, dass auch über<br />
dreißig Jahre nach dem Aufstand von Stonewall Lesben, Schwule<br />
und Transgender immer noch gegen Vorurteile und Diskriminierungen<br />
zu kämpfen haben.<br />
Buch<br />
Bisse und Küsse 5 ‐<br />
Sexgeschichten<br />
Corinna Waffender (Hg.)<br />
Preis: 14,90 Euro<br />
Anspruchsvolle und ungewöhnlich erotische Kurzgeschichten von<br />
bekannten Autorinnen und talentierten Newcomerinnen.<br />
Seit nunmehr zehn Jahren erscheinen im Querverlag die erotischsten<br />
Lesbenkurzgeschichten im deutschsprachigen Raum. Die Anthologie-Reihe<br />
Bisse und Küsse schafft es dabei immer wieder,<br />
neue, talentierte Autorinnen zu gewinnen und bekannte Autorinnen<br />
aufregend neu zu präsentieren.<br />
In Bisse und Küsse 5 ist die jüngste Autorin 23, die älteste fast 50<br />
Jahre alt, eine jede hat ihren eigenen Stil. Eines jedoch haben alle<br />
gemeinsam: Sie verstehen es ausgezeichnet, das Prickeln bis zum<br />
Höhepunkt literarisch in Worte zu fassen. Oder einfacher gesagt:<br />
Wer erotische Geschichten lesen will, die nicht nur gut geschrieben<br />
sind, sondern auch noch etwas zu erzählen haben, ist auf diesen<br />
Seiten genau richtig.<br />
Anspruchsvolle und ungewöhnlich erotische Kurzgeschichten von<br />
bekannten Autorinnen und talentierten Newcomerinnen.<br />
Seit nunmehr zehn Jahren erscheinen im Querverlag die erotischsten<br />
Lesbenkurzgeschichten im deutschsprachigen Raum. Die Anthologie-Reihe<br />
Bisse und Küsse schafft es dabei immer wieder,<br />
neue, talentierte Autorinnen zu gewinnen und bekannte Autorinnen<br />
aufregend neu zu präsentieren.<br />
In Bisse und Küsse 5 ist die jüngste Autorin 23, die älteste fast 50<br />
Jahre alt, eine jede hat ihren eigenen Stil. Eines jedoch haben alle<br />
gemeinsam: Sie verstehen es ausgezeichnet, das Prickeln bis zum<br />
Höhepunkt literarisch in Worte zu fassen. Oder einfacher gesagt:<br />
Wer erotische Geschichten lesen will, die nicht nur gut geschrieben<br />
sind, sondern auch noch etwas zu erzählen haben, ist auf diesen<br />
Seiten genau richtig.<br />
Selbsttherapie von Homosexualität<br />
Dr. Gerard J.M. van den Aardweg, 1996<br />
Was war ich beglückt. Seit ich das Buch<br />
„Selbsttherapie von Homosexualität“ des<br />
Niederländischen Psychologen Dr. Gerard J.M.<br />
van den Aardweg gelesen habe, ist mir alles<br />
klar. Wir Homosexuellen sind neurotische<br />
Menschen, die nicht erwachsen werden wollen und<br />
uns deshalb in theatralischer Manier wie kleine<br />
Kinder benehmen.<br />
Ich stelle euch dieses Buch vor, weil es<br />
eine Grundhaltung der evangelikalen<br />
christlichen Bewegung offenbart, die uns<br />
schlimmen Homosexuellen jegliches Leben<br />
und Schaffen in Würde und Zufriedenheit<br />
absprechen will.<br />
Die evangelikalen Christen sind eine recht<br />
fundamentalistische und erzkonservative<br />
Strömung innerhalb der Christenheit. Sie<br />
halten die Evolutionstheorie von Charles<br />
Darwin für ein Werk des Teufels und<br />
vertreten die Schöpfungslehre (Kreationismus),<br />
demnach die Erde vor 10.000<br />
Jahren von Gott persönlich geschaffen<br />
wurde. Um diese These zu untermauern<br />
und des Schöpfers Willen zu bekräftigen,<br />
werden viele aberwitzige Theorien und<br />
Begrifflichkeiten verwendet und die Erkenntnisse<br />
der modernen Wissenschaft als<br />
Unwahrheiten abgetan. Vielmehr spricht<br />
man, um naturwissenschaftliche Phänomene<br />
zu erklären, von Intelligent Design,<br />
also einer Art göttlichen Gestaltungsplan.<br />
Die Kreationisten nehmen sich auch dem<br />
Thema Homosexualität an, welches ihrer<br />
Meinung nach nicht in den Schöpfungsplan<br />
Gottes gehört und ein krankhafter<br />
Auswuchs der wachsenden Gottlosigkeit<br />
sei. Das hiesige Buch bietet vor allem<br />
diesen Kreisen Zündstoff für homophobe<br />
Äußerungen.<br />
Herr A. und die<br />
Entstehung von<br />
Homosexualität<br />
Der Autor vertritt die These, dass Homosexualität<br />
heilbar ist. Für ihn ist Homosexualität<br />
ein erlerntes Verhalten, dessen<br />
Ursache in der Kindheit gelegt wird. Es<br />
folgt eine lange Aufzählung, warum alle<br />
anderen möglichen Theorien und wissenschaftlichen<br />
Ansätze Humbug sind und<br />
zum Schluss hat uns der liebe Doktor da,<br />
wo er uns haben will: Unsere Kindheit ist<br />
schuld. Das ist im übrigen ganz besonders<br />
vorteilhaft für den weiteren Verlauf<br />
seiner Ausführungen, denn daran können<br />
wir jetzt ja nichts mehr ändern. Folgend<br />
beschreibt van den Aardweg in epischer<br />
Breite das Verhalten des Homosexuellen<br />
in der Gesellschaft und die Krankhaftigkeit<br />
seines Auftretens im speziellen, die<br />
vor allem durch passende pseudowissenschaftliche<br />
Zitate aus der christlichen<br />
Glaubenslehre untermauert werden. Zu<br />
folgenden irrwitzigen Aussagen versteigt<br />
sich der sogenannte Fachgelehrte, der eher<br />
als „Dichter“ bezeichnet werden kann:<br />
Der Homosexuelle an sich sei verweiblicht,<br />
sexsüchtig, werde homosexuell,<br />
um sogenannten „Mit-Homosexuellen“<br />
zu imponieren, habe einen ausgeprägten<br />
Minderwertigkeitskomplex, dramatisiere<br />
sich selbst, sei egozentrisch, wende sich<br />
nach seinem öffentlichen Bekenntnis zur<br />
Homosexualität vom Glauben ab, forciere<br />
ein öffentliches Bekenntnis zur Homosexualität<br />
überhaupt nur, um sich in theatralischer<br />
und egozentrischer Manier von<br />
den, in Sitte und Anstand lebenden Normalen<br />
Heterosexuellen abzuheben, lebe in<br />
einer sexuellen Phantasiewelt, masturbiere<br />
zwanghaft wie ein Drogenabhängiger<br />
zwanghaft Drogen gebrauche, sei zwanghaft<br />
kindisch, promiskuitiv, ein bemitleidenswerter<br />
unter Kontaktarmut leidender<br />
Mensch. Fürderhin sei er verbittert und<br />
geprägt vom Hang zur Selbstdramatisierung,<br />
ein hoffnungsloser Neurotiker, der<br />
ein Leben in Sünde und in der Abkehr<br />
von Gott führe. Dass er selbstredend sexuell<br />
pervertiert sei, und zu kirchlichen<br />
Ämtern neige, weil die Kirchengewänder<br />
so schön hübsch verziert sind, wie bei<br />
Balletttänzern ist noch der Anteil mit dem<br />
höheren Unterhaltungswert.<br />
Dass Homosexualität nicht normal sein<br />
könne, beweist uns der Doktor übrigens<br />
an einem Vergleich zur Magersucht, aber<br />
auch der Vergleich zwischen Homosexualität<br />
und Alkoholismus, Drogenabhängigkeit,<br />
Kleptomanie und Soziopathie<br />
wird nicht ausgelassen. Ach eins noch:<br />
Selbstverständlich sind Schwule mit ihrer<br />
sklavenhaften Sexsucht an Millionen von<br />
AIDS-Toten schuld.<br />
Praktische Regeln für die<br />
(Selbst-)therapie im Selbsttest<br />
Zunächst werde ich darüber aufgeklärt,<br />
dass Psychotherapie Humbug ist. Im folgenden<br />
Kapitel wird dieser Aussage entge-
22 REZENSIONEN<br />
23 MINUTEN 23<br />
gen aber ein Psychotherapeut als Begleitung in der „Heilungsphase“<br />
empfohlen und für notwendig erachtet.<br />
Erster Schritt: Die Kindheit und Pubertät durcharbeiten - Ich erlange<br />
Selbsterkenntnis, indem ich meine Kindheit und Pubertät ergründe.<br />
Ein lebensgeschichtlicher Fragebogen liegt dem Buch bei. Es werden<br />
hier eine Reihe von Fragen gestellt, die mich etwa zum Verhältnis zu<br />
meinen Eltern und sonstigen Verwandten befragen.<br />
Zweiter Schritt: Erkenntnis des heutigen Selbst - Nun geht’s ans Eingemachte:<br />
Ich werde aufgefordert, mich in einem objektiven Lichte<br />
zu betrachten. Als zweite Aufgabe richte ich mir anweisungsgemäß<br />
ein Tagebuch ein, in das ich meine Selbstbeobachtungen eintrage.<br />
Ich soll Gefühle, Gedanken und Phantasien aufschreiben. Im Folgenden<br />
soll diese Berichterstattung auch im Bereich der Sexualität<br />
und im Umgang mit anderen Menschen erfolgen, wobei ich lerne,<br />
dass man als Heterosexueller offenbar nicht übermäßig nett sein soll,<br />
das wäre ein Indiz für krankhafte homosexuelle Neigungen. Übrigens<br />
klärt mich das Buch auch darüber auf, dass man nur masturbiert,<br />
weil man so frustriert ist. Und ich hab gedacht, weil‘s Spaß macht.<br />
Dritter Schritt: Moralische Selbsterkenntnis - Dieser Abschnitt ist eine<br />
Ansammlung von Erklärungen, was der Doktor unter Moral versteht.<br />
Die Kernfrage lautet, welche Werte mir wichtig sind. Die für<br />
Homosexuelle typischen Werte seien Selbstsucht, Macht, soziale Anerkennung<br />
und Geld.<br />
Vierter Schritt: Mit dem Kampf anfangen: Hoffnung, Selbstdisziplin,<br />
Aufrichtigkeit - An dieser Stelle kommt mir erneut der zuvor nicht<br />
ausgesprochene Gedanke, ich befinde mich auf einem Schlachtfeld.<br />
Überhaupt glänzt das Buch durch Entlehnung vieler militärischer<br />
Begriffe wie Kampf, Abwehr, Front, Angriff, Verteidigung etc. Ich<br />
erfahre, dass Hoffnung die beste Medizin ist. Dr. van den Aardweg<br />
klärt mich darüber auf, dass wenn ich nur fest genug an eine Heilung<br />
glaube, diese auch eintreten wird.<br />
Fünfter Schritt: Neurotisches Selbstmitleid bekämpfen – Humor<br />
Ich soll kämpfen, mich selbst kontrollieren, dass ich auch bloß nichts<br />
geschlechtsungemäßes anstelle; das schicke sich in diesem Schritt<br />
nicht mehr. So gehöre es zu meiner Pflicht als Mann, mich nicht<br />
zu beklagen. Jammern bringe nichts, schon gar nicht wenn ich oder<br />
meine Mit-Homosexuellen das tun.<br />
Sechster Schritt: Demut und Geduld - Nachdem ich nun Hoffnung,<br />
Selbstdisziplin und Aufrichtigkeit an den Tag lege, werde ich<br />
im Folgenden um Demut und Geduld gebeten. Mir wird erklärt, der<br />
Schwule an sich halte sich für auserwählt, gar ein Herrenmensch, der<br />
glorreich über heterosexuelle Beziehungen und Ehe zu triumphieren<br />
glaube. Dies aber sei verabscheuungswürdig, durch und durch sündhaft<br />
und die Moral verbiete es.<br />
Siebter Schritt: Ringen mit homosexuellen<br />
Gefühlen - Der liebe Doktor holt<br />
zum Schlag aus und verordnet Züchtigkeit<br />
und Unterdrückung der pervertierten<br />
Gefühle. Ich solle mir vorstellen, als<br />
Trinker dem Alkohol zu entsagen. Das sei<br />
derselbe Kampf. Für Rückschläge bei der<br />
Unterdrückung meines Masturbationsverlangens<br />
empfiehlt der Autor ein Gebet.<br />
Achter Schritt: Ringen mit dem infantilen<br />
Ich - Alles in allem soll ich mich meinem<br />
Alter entsprechend verhalten. Zum<br />
Schluss dieses Kapitels werde ich noch darüber<br />
belehrt, dass homosexuelle Neigungen<br />
mit zunehmendem Alter abnehmen<br />
und dass viele in jungen Jahren homosexuell<br />
lebende Menschen später heterosexuell<br />
werden.<br />
Neunter Schritt: Wiederherstellung der<br />
Geschlechterrolle - Es ist wonach es klingt.<br />
Wir Schwulen dürfen keine flauschigweichen<br />
Pantoffeln anziehen, weil wir dann<br />
altweiberhaft wirken. Die Wiederherstellung<br />
der Geschlechterrolle im übrigen<br />
wird erreicht, indem man alle bekannten<br />
Rollenklischees bedient. Männer sollen<br />
hart und aggressiv sein, das Risiko nicht<br />
scheuen. Frauen sollen dagegen zart und<br />
lieblich sein, sich folgsam der Autorität<br />
des Mannes unterwerfen.<br />
Zehnter Schritt: Veränderung der Sicht der<br />
Anderen und der Beziehung zu anderen -<br />
Die Beziehung zu Artgenossen desselben<br />
Geschlechts habe auf eine Kameradschaft<br />
zu zielen. Dabei gehe es um gemeinsame<br />
Aktivitäten zur weiteren Ausbildung<br />
der Männlichkeit, also Saufen, Raufen,<br />
Skat kloppen, Grölen in die Gegend pinkeln<br />
und furzen, wo man geht und steht.<br />
Männlichkeit in diesem Buch wird auf<br />
so eine Art Neo-Neandertalertum reduziert.<br />
Elfter und letzter Schritt: Die Veränderung<br />
der Beziehungen zum anderen Geschlecht<br />
-<br />
Der Autor konstatiert in knappen Worten,<br />
dass ich nun in der Lage sein müsse,<br />
heterosexuell zu empfinden. Meine heranwachsende<br />
Heterosexualität werde sich<br />
im Laufe der Zeit immer stärker manifestieren.<br />
Quintessenz: Ich fürchte, es gibt in unserem<br />
Land genügend Menschen, die ernsthaft<br />
der Meinung sind, sie könnten sich<br />
selbst mit diesem Schinken heilen. Die<br />
tun mir leid, die sich an diesen Strohhalm<br />
klammern. Ich bin bestärkt in meiner<br />
Überzeugung, dass es gut ist, dass <strong>Lambda</strong><br />
sich für junge Lesben und Schwule,<br />
Bisexuelle und Transgender einsetzt, damit<br />
sie nicht an solche Rattenfänger_Innen<br />
geraten. Ich halte das Einmischen<br />
von staatlichen wie kirchlichen Institutionen<br />
in die Betten ihrer Bürger_Innen<br />
oder Mitglieder für falsch. Die eigene Sexualität<br />
ist etwas höchst Persönliches. Darüber<br />
hat kein Staat und auch eine Kirche<br />
nicht moralisch zu richten.<br />
Wir im Jugendnetzwerk <strong>Lambda</strong> maßen<br />
uns kein Urteil darüber an, ob jemand offen<br />
oder eben nicht offen lesbisch, schwul,<br />
bi oder trans lebt. Wir bestärken Jugendliche<br />
darin, zu sich selbst zu stehen und<br />
stolz auf die eigene Identität zu sein, egal<br />
ob sie sich homo-, bi-, trans-, inter- oder<br />
heterosexuell definieren.<br />
Herrn Dr. van den Aardweg wünsche ich<br />
ein erfülltes und glückliches Leben. Als<br />
Katholik wird er es schwer haben im Jenseits.<br />
Mit diesem elenden Schundwerk hat<br />
er sich jedenfalls den Weg in den Himmel<br />
gründlich verbaut.<br />
Ich kann also mit folgenden Worten meine<br />
Buchvorstellung beschließen: Aus tiefster<br />
Überzeugung verachte ich dieses Buch<br />
und rate vom Kauf desselben ab. Das gute<br />
dreilagige Toilettenpapier ist viel saugfähiger<br />
und preisgünstiger.<br />
Kommentare bitte an<br />
lars.bergmann@lambda-berlin.de<br />
Lars Bergmann<br />
23Minuten<br />
dieKolumne<br />
Oliver Spinedi erlebt ganz alltägliche Sachen<br />
und gerät trotzdem ins Nachdenken.<br />
13.48 Uhr, Uni-Mensa Hamburg, endlich Mittagspause. Nach<br />
einem anstrengenden Vormittag sitze ich mit ein paar Mitstudierenden<br />
am Tisch und schaufle meinen Nudelauflauf in mich hinein.<br />
Am Tisch herrscht betretenes Schweigen. Ich bin irritiert und gehe<br />
meine letzten Worte noch einmal genau durch: „Ich war gestern<br />
bei den lesbisch-schwulen Filmtagen“, hatte ich gesagt. Eigentlich<br />
nix besonderes, wissen doch alle, die mich kennen, dass ich schwul<br />
bin, und trotzdem hat der Satz irgendwie für betretene Stille am<br />
Tisch gesorgt.<br />
Bevor ich genervt „Was?!“ fragen kann, unterbricht mein Kommilitone<br />
Sven das Schweigen. „Weißt du, was ich nicht verstehe? Warum<br />
Schwule und Lesben immer ihr extra Ding haben müssen. Als<br />
ob Schwul- oder Lesbischsein ein besonderer Bestandteil ist, der<br />
einen Film ausmacht oder darüber entscheidet, ob ein Film gut<br />
ist.“ Ich muss gestehen, Sven hat Recht. Abgesehen davon, dass der<br />
Film wirklich nicht besonders war, sollte es doch eigentlich egal sein,<br />
ob im Film Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender oder Heteros<br />
drin vorkommen. Ist es aber nicht, oder zumindest war es gestern<br />
Abend nicht.<br />
Ich frage mich also, warum ich hingegangen bin. Das reine Interesse<br />
am Film war’s nicht, soviel steht fest. Auch den Abend mit zwei<br />
Freunden von mir hätte ich woanders verbringen können. Auch das<br />
ausverkaufte Kino und der 95 Prozent Anteil an schwulen Männern<br />
im Saal waren sicher nicht der Grund, warum ich mir eine Karte für<br />
diesen Film gekauft habe. Warum also hatte ich das Bedürfnis, mir<br />
ausgerechnet diesen Film anzuschauen?<br />
Und plötzlich tauchen Bilder von früher auf. Ich erinnere mich,<br />
wie ich zum ersten Mal gemerkt habe, dass ich Jungs spannender<br />
fand als Mädchen. Ich erinnere mich, wie ich heimlich und unter<br />
Herzrasen beim Zeitungskiosk am Bahnhof eine „Männer aktuell“<br />
gekauft habe, weil ich was übers Schwulsein erfahren wollte und wie<br />
glücklich ich war, was gefunden zu haben, auch wenn ich später erst<br />
gemerkt habe, wie Panne das Heft eigentlich ist. Ich erinnere mich<br />
an den ersten Serienschwulen und das Gefühl, endlich auch irgendwie<br />
im Fernsehen repräsentiert zu werden, auch wenn Georg Uecker<br />
und ich wohl so gut wie nix gemein haben. Ich erinnere mich<br />
an den ersten Coming-Out-Roman, den ich gelesen habe, an den<br />
zweiten, den dritten, den vierten und an den Moment, wo ich keine<br />
Coming-Out-Romane mehr sehen konnte, weil ich voll und zufrieden<br />
war. Voll und aufgesogen wie ein Schwamm, der ganz lange vor<br />
sich hingetrocknet ist. Ich denke an viele schwule Bücher, Filme, Serien,<br />
die vielleicht nicht immer die allerbesten waren, aber die mir<br />
das Gefühl gegeben haben, ein Teil in dieser Welt zu sein, über den<br />
eben auch geschrieben wird, über den Filme gemacht werden und<br />
über den man etwas (positives) in Massenmedien erfahren kann.<br />
Ich erinnere mich an eine Diskussion mit einer amerikanischen<br />
Gastmutter, die Schwulsein immer als „Lifestyle“ bezeichnet hat.<br />
„So’n Quatsch!“ habe ich damals gedacht und denke ich noch<br />
heute. Das klingt wie ’ne Modeerscheinung, wie ein Trend, auf den<br />
man auf- und von dem man später vielleicht<br />
wieder abspringt. Schwulsein ist kein<br />
Lifestyle, eigentlich geht’s nur um Liebe<br />
und um sexuelle Anziehung, das allein<br />
macht aber noch lange nicht mein Leben<br />
aus. Und trotzdem ist es eben ein Teil von<br />
mir, ein Teil meiner Lebenswelt, der mal<br />
mehr, mal weniger wichtig ist. Und der<br />
eben manchmal auch das Bedürfnis hat,<br />
bestätigt zu werden und sei es auch nur<br />
in einem zweitklassigen amerikanischen<br />
Zwei-schwule-Surfer-gründen-Patchworkfamilie-mit-Hund-Film.<br />
14.11 Uhr, Uni-Mensa Hamburg, endlich<br />
Mittagspause. Nach einem anstrengenden<br />
Vormittag sitze ich mit ein paar Mitstudierenden<br />
am Tisch, schaufle meinen Nudelauflauf<br />
in mich hinein und begreife wieder<br />
einmal, dass sich Heterosexuelle diese<br />
ganzen Gedanken niemals machen müssen<br />
und dass Heterosexuelle nicht begreifen<br />
können, wie es ist, in einer Welt zu leben,<br />
in der immer noch an jeder Ecke, in<br />
jeder Werbung und bei fast jeder persönlichen<br />
Begegnung erst einmal davon ausgegangen<br />
wird, dass man heterosexuell ist.<br />
Und die wie Sven nicht begreifen, dass<br />
ich manchmal Dinge suche, Bücher lese,<br />
Filme schaue oder wie hier Texte schreibe,<br />
die mir das Gefühl geben, vollständig und<br />
genau richtig zu sein.<br />
Das Gespräch am Tisch läuft schon lange<br />
weiter, so wichtig war das Thema dann<br />
doch wieder nicht, aber ich merke, dass<br />
zumindest Sven immer noch auf eine<br />
Antwort wartet. Ich sage: „Du hast Recht.<br />
Ob Schwule oder Lesben in einem<br />
Film vorkommen oder nicht, sagt nichts<br />
darüber aus, ob der Film gut oder schlecht<br />
ist. Aber es ist die Geschichte, die mich<br />
und die anderen 799 Schwule und Lesben<br />
in einen ausverkauften Kinosaal drängt.<br />
Für manche ist das zweitklassiges Kino<br />
oder eben ein „Extra-Ding“. Für andere<br />
120 Minuten andere Lebenswelt, in die<br />
man eintauchen und das Gefühl genießen<br />
kann, mit seinen Gedanken, Gefühlen,<br />
Hoffnungen und Ängsten nicht alleine zu<br />
sein. Und das macht für mich einen guten<br />
Film aus.“
Kannst du lesen? Kannst du schreiben!<br />
– Schreibwerkstatt mit Evi und Keks<br />
Es ist wieder soweit! Nachdem unser Schreibworkshop vom letzten Jahr<br />
wegen zu später Werbung leider nicht stattfinden konnte, starten wir dieses<br />
Jahr den zweiten Versuch:<br />
Am 1. Märzwochenende (28.02.-01.03.09) findet in den <strong>Lambda</strong>räumen<br />
unsere Schreibwerkstatt statt. Egal ob du jede Woche ein neues<br />
Tagebuch kaufen musst oder es doch eher verstaubt; egal ob du schon<br />
ein alter Schreibwerkstatthase bist oder noch nie davon gehört hast; egal<br />
ob du für den Nobelpreis Literatur nominiert bist oder denkst, dass du<br />
“eh nicht schreiben” kannst - wir wollen dich! Daher laden wir dich zu<br />
einem gemütlichen Wochenende voller Ideenfeuerwerke ein, bei dem wir<br />
zusammen schreiben, gemeinsam kochen, philosophieren und auch relaxen<br />
werden.<br />
Weitere Informationen erhaltet ihr von Evi unter evi@lambda-bb.de.<br />
Eure Anmeldung richtet ihr bitte bis zum 20. Februar 2009 (gerne<br />
auch früher) an info@lambda-bb.de oder per Fax an 030 - 671<br />
22 672. Anmeldeformulare gibt es im Download-Bereich von<br />
www.lambda-bb.de. Ein Teilnahmebeitrag für die Werkstatt wird nicht<br />
erhoben, allerdings freuen uns auch kleine Spenden sehr, die unsere Unkosten<br />
decken. Für Nichtberliner_Innen organisieren wir gerne die Unterkunft<br />
(bitte gebt uns Bescheid wegen möglicher Haustierallergien).<br />
Wir freuen uns auf euch!<br />
Vernetzungstreffen<br />
Das Jugendnetzwerk <strong>Lambda</strong> Baden-Württemberg veranstaltet<br />
vom 24. bis 26. April 2009 sein nächstes Vernetzungstreffen,<br />
zu dem alle Jugendgruppen aus Baden-Württemberg und<br />
alle Interessierten recht herzlich eingeladen sind. Am 26. April<br />
wird außerdem die Mitgliederversammlung stattfinden. Weitere<br />
Informationen dazu findet Ihr in den nächsten Wochen unter<br />
www.lambda-bw.de oder in der nächsten Out!<br />
Ehrenamt-Jobbörse –<br />
BeraterIn bei In&Out<br />
Ehrenämter beim Jugendnetzwerk <strong>Lambda</strong> Berlin-Brandenburg<br />
Das Beratungsprojekt In&Out stellt sich vor.<br />
Wir sind junge Lesben, Schwule und Transsexuelle und beraten ehrenamtlich<br />
andere Jugendliche bis 26 zu Themen wie Coming-<strong>out</strong>, Beziehungsprobleme,<br />
Eltern, Safer Sex,... Die Beratung erfolgt vor allem per E-Mail, aber auch per<br />
Telefon, Chat, Brief und persönlich.<br />
Wir bieten Dir<br />
• ein nettes engagiertes Team<br />
• eine solide Grundausbildung als Berater_In<br />
• regelmäßige Supervisionen, in denen wir uns gegenseitig unterstützen<br />
• Weiterbildungen zu Kommunikation, Beratung und<br />
spezifischen Themen<br />
• wir werden fachlich von einem Psychologen begleitet<br />
Du bist<br />
• 16 bis 26 Jahre<br />
• hast ein Coming-<strong>out</strong> erfolgreich abgeschlossen<br />
• möchtest anderen bei ihrem Coming-<strong>out</strong> und<br />
ihren Beziehungsproblemen helfen<br />
• hast etwas freie Zeit in der Woche<br />
• du wohnst in der Nähe von Berlin oder Lübeck<br />
Sollten die genannten Punkte auf dich zutreffen, würden wir uns total freuen,<br />
wenn du dich an uns wenden würdest. Dann kannst du unser Projekt<br />
kennen lernen und selbst entscheiden, ob du mitmachen möchtest.<br />
Du willst es ganz genau wissen?<br />
Dann kannst Du unseren Projektkoordinator Alain May unter<br />
alain.may@coming<strong>out</strong>.de oder telefonisch unter 030 – 28 27 990 Mo,<br />
Di oder Do in der Zeit von 12 – 18 Uhr mit Deinen Fragen löchern.<br />
Weitere Informationen.<br />
www.coming<strong>out</strong>.de | www.lambda-bb.de