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ner Berg als Maßstab in die Berechnungen<br />
ein. Nachdem Generalleutnant Baeyer<br />
1859 noch ein Korrektiv mitgeteilt hatte, erhielt<br />
sie die Länge 4,3122536.2 Toisen<br />
(log.). [11] Mit dieser fand die Netzausgleichung<br />
statt.<br />
Abb. 6: Universalinstrument<br />
von Pistor und Martins 1862<br />
Einen ersten vorläufigen Versuch, die geographische<br />
Längendifferenz zwischen der<br />
Sternwarte Altona und Schwerin zu bestimmen,<br />
unternahm Paschen bereits 1848 mittels<br />
Chronometer-Messreisen. [14], [15] In<br />
Zusammenarbeit mit Christian August<br />
Friedrich Peters (1806-1880), Direktor der<br />
Sternwarte Altona, und unter Einsatz der<br />
sich entwickelnden Telegraphie („galvanische<br />
Signale“) konnte der Längenunterschied<br />
präziser ermittelt werden. [16] Für<br />
die astronomischen Arbeiten wurden in<br />
Schwerin ein Observatorium für die Landesvermessung,<br />
ein weiteres mit zeitweiliger<br />
Funktion und eine Telegraphenstation<br />
eingerichtet. Letztlich ging es darum, die<br />
geographische Länge und Breite für den<br />
Nullpunkt des Mecklenburgischen Koordinatensystems,<br />
den Knopf auf der Spitze<br />
des Hauptturmes des Schweriner Schlosses,<br />
sowie die Orientierung des trigonometrischen<br />
Netzes auf der Erde zu bestimmen.<br />
Um die Breite (Polhöhe) zu ermitteln, fanden<br />
zwischen 1860 und 1862 sowie 1865<br />
sowohl in Schwerin als auch in Granzin, wo<br />
nahe des Trigonometrischen Punktes (TP)<br />
I.O. ebenfalls ein kleines Observatorium<br />
eingerichtet worden war, Messungen statt.<br />
In Granzin wurden auch Azimutmessungen<br />
zum Hauptturm des Schweriner Schlosses<br />
und weiteren TP I.O. (insgesamt 18 Bestimmungen)<br />
durchgeführt. Zwischen Granzin<br />
und Schwerin fanden außerdem geodätische<br />
Übertragungen statt. 1878 wurde auf<br />
einem solchen Weg auch die geographische<br />
Länge der Berliner Sternwarte über<br />
Altona nach Schwerin übertragen.<br />
Anschließend wurden alle Ergebnisse unter<br />
Berücksichtigung der Besselschen Ellipsoidparameter<br />
und der Gaußschen Formeln<br />
und Tafeln auf den Hauptturm des Schweriner<br />
Schlosses umgerechnet. Durch die Herstellung<br />
der Verbindung zu den Sternwarten<br />
Altona und Berlin hatte auch Mecklenburg<br />
den Anschluss an die wichtigen astronomisch<br />
bestimmten Punkte Europas gefunden.<br />
Um die Lage der Punkte auf die Ebene zu<br />
übertragen, wandte Paschen die Gaußsche<br />
Methode der konformen Kegelprojektion an,<br />
die er so verbesserte, dass die Verzerrung<br />
maximal 4 cm auf 1 km betrug. Der Berührungsparallel<br />
lag in der Breite 53° 45’. Die<br />
Abszissenachse bildete der Meridian durch<br />
den Schweriner Schlossturm, in den auch<br />
der Nullpunkt gelegt wurde. Letzterer liegt<br />
13 919,812 m südlich des Berührungskreises.<br />
Die positiven Richtungen lagen für die<br />
Abszissenachse nach Süden, für die Ordinatenachse<br />
nach Westen.<br />
Als Ergebnis der Landesvermessung lagen<br />
damit in einem ebenen rechtwinkligen Koordinatensystem<br />
bestimmte Dreieckspunkte<br />
vor.<br />
Prof. Jordan würdigte diese Leistung später<br />
mit folgenden Worten: „Mecklenburg hat<br />
das Verdienst, das Princip der conformen<br />
Coordinaten-Projection in seiner Landestriangulirung<br />
theoretisch und praktisch erhalten<br />
zu haben als einziges deutsches Land“<br />
[17] (Abb. 7).<br />
Die Verdichtung des Hauptdreiecksnetzes<br />
I.O. mit 322 Punkten der II. und 737 Punkten<br />
der III.O. erfolgte zunächst weitgehend<br />
zeitgleich mit der I.O., allerdings nach angepassten,<br />
d. h. nach etwas weniger strengen<br />
Vorgaben der „Grossherzoglich Mecklenburgischen<br />
Landesvermessungs-Commission“.<br />
Die Bodenpunkte I. und II.O. wurden<br />
nur unterirdisch vermarkt, meistens jedoch<br />
(wegen des im Zusammenhang mit dem<br />
Signalbau erforderlichen zentrisch eingegrabenen<br />
Beobachtungspfeilers) nur exzentrisch.<br />
In der III.O. wurden diejenigen<br />
Punkte, die durch so genannte Domanialmarken<br />
gekennzeichnet waren, durch einfache,<br />
zutage tretende („á jour“) Granitsteine<br />
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