Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

26.04.2014 Aufrufe

zu verhindern, dass Lehrerinnen an die Schulen kommen, die ihrem Bildungsauftrag nicht nachkommen oder die ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler weltanschaulich manipulieren. Ein generelles Arbeitsverbot für Lehrerinnen mit Kopftuch benachteiligt einseitig Frauen und trifft gerade diejenigen, die sich durch eine qualifizierte Ausbildung um Integration bemüht und einen eigenständigen Platz in unserer Gesellschaft gefunden haben.“ kritisierte Tayfun Keltek 2005 den mittlerweile vom Landtag verabschiedeten Gesetzentwurf der CDU/FDP-Regierung. Die LAGA ist übrigens nicht allein mit ihrer Kritik: Auch die katholische Kirche hat öffentlich ihre Ablehnung des Kopftuchverbots für Lehrerinnen zum Ausdruck gebracht und dabei auf die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit verwiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass die hitzig geführte Debatte, zugleich den Blick auf die wirklich drängenden Fragen geradezu „verschleiert“ hat. So stellte der Migrationsbericht NRW schon 2000 fest, dass die Arbeitslosenquote unter ausländischen Frauen bei 23 Prozent lag, während die Quote deutscher Frauen „nur“ 11 Prozent betrug. Gewinnerinnen: Frauen der Bielefelder Frauenliste freuen sich über den Einzug in den Migrationsrat 82 10 JAHRE LAGA NRW

Die kommunalen Migrantenvertretungen wie auch die LAGA NRW haben frauenspezifische Fragen in der Migrationspolitik immer wieder thematisiert. LAGA-Vorsitzender Tayfun Keltek, der als Sportlehrer an einer Kölner Realschule arbeitet, nahm sich der Sportpolitik an. Neben der integrierenden Funktion von sportlicher Aktivität in einem Verein, thematisierte er insbesondere die Notwendigkeit eigener Sportangebote für muslimische Frauen. Um die Frauen dort abzuholen, wo sie stehen, seien etwa eigene Badezeiten in den öffentlichen Schwimmbädern nötig. Dies sei kein Luxus, sondern eine gebotene Maßnahme zur Akzeptanz dieser Frauen, aber auch zur gesundheitlichen Prävention, so Keltek 1999 beim Sportbund. Einsatz für Fraueninteressen Obwohl immer noch deutlich von männlichen Mitgliedern dominiert, haben zahlreiche Ausländerbeiräte und Integrationsräte schon seit langem Arbeitsgruppen zur Frauenpolitik eingesetzt. Auch das Bemühen um weibliche Mitglieder in den Migrantenvertretungen war von Beginn an groß. Gleich in der ersten Ausgabe des Info-Dienstes Migration erschien ein Bericht über den Ausländerbeirat Viersen. Dort hatte man schon zur Wahl 1995, bei der eine Einheitsliste antrat, auf eine paritätische Zusammensetzung geachtet. Abwechselnd standen Männer und Frauen auf der Liste zur ersten Wahl zum Ausländerbeirat nach den Regeln des § 27 der GO. In Bonn stieß der damalige Ausländerbeirat eine Diskussion um die Einrichtung eines „Internationalen Frauenzentrums“ an. Ein Treffpunkt für Migrantinnen sollte spezifische Angebote für Frauen schaffen, die sonst kaum Gelegenheit haben, ihre Migrationserfahrung und ihre Bedürfnisse zu reflektieren und zu formulieren. Durch das Engagement des Mülheimer Ausländerbeirats gelang Ende der 90er Jahre, als der kommunale Sparzwang schon groß war, 10 JAHRE LAGA NRW 83

zu verhindern, dass Lehrerinnen an die Schulen kommen, die ihrem<br />

Bildungsauftrag nicht nachkommen oder die ihnen anvertrauten<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler weltanschaulich manipulieren. Ein generelles<br />

Arbeitsverbot für Lehrerinnen mit Kopftuch benachteiligt einseitig<br />

Frauen <strong>und</strong> trifft gerade diejenigen, die sich durch eine qualifizierte<br />

Ausbildung um <strong>Integration</strong> bemüht <strong>und</strong> einen eigenständigen Platz in<br />

unserer Gesellschaft gef<strong>und</strong>en haben.“ kritisierte Tayfun Keltek 2005<br />

den mittlerweile vom Landtag verabschiedeten Gesetzentwurf der<br />

CDU/FDP-Regierung. Die LAGA ist übrigens nicht allein mit ihrer Kritik:<br />

Auch die katholische Kirche hat öffentlich ihre Ablehnung des<br />

Kopftuchverbots für Lehrerinnen zum Ausdruck gebracht <strong>und</strong> dabei<br />

auf die im Gr<strong>und</strong>gesetz garantierte Religionsfreiheit verwiesen.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass die hitzig geführte Debatte, zugleich<br />

den Blick auf die wirklich drängenden Fragen geradezu „verschleiert“<br />

hat. So stellte der Migrationsbericht NRW schon 2000 fest,<br />

dass die Arbeitslosenquote unter ausländischen Frauen bei 23 Prozent<br />

lag, während die Quote deutscher Frauen „nur“ 11 Prozent betrug.<br />

Gewinnerinnen: Frauen der Bielefelder Frauenliste freuen sich über den<br />

Einzug in den Migrationsrat<br />

82 10 JAHRE LAGA NRW

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