Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

26.04.2014 Aufrufe

ei weitem nicht so negativ auswirkt. Umgekehrt heißt das: Das deutsche Bildungssystem ist weniger als die meisten anderen in der Welt in der Lage, die Benachteiligungen, die sich aus dem Migrationshintergrund ergeben, zu kompensieren. Viele Fachleute fordern daher – wie ich auch – eine ganz andere vorschulische Bildung. Das gilt auch für die Altersgruppe unter drei Jahren. r Der Kindergartenbesuch ist aber auch bei Migrantenkindern mit ca. 96 Prozent sehr hoch. l Das stimmt. Aber wenn Sie einmal darauf schauen, wie lange die Kinder eine Einrichtung besuchen, wer einen Ganztagsplatz hat oder nicht, dann lassen sich erhebliche Unterschiede zwischen Migranten und deutschen Kindern feststellen. Außerdem reicht der herkömmliche Kindergarten nicht mehr. Eine Reform des Elementarbereichs ist dringend erforderlich. Nach meiner Vorstellung müssen Konzepte zur Förderung der Mehrsprachigkeit endlich Anwendung finden. Zumindest aber muss es systematisches Sprachenlernen geben – möglichst unter Einbeziehung der Herkunftssprachen der Kinder. r Welcher Reformen bedarf es dann im Schulsystem? l Als erstes müsste ein verbindliches und echtes Ganztagsschulsystem aufgebaut werden. Anders als in der offenen Ganztagsschule sollte es für alle Schülerinnen und Schüler gelten mit einem Unterrichtskonzept bis in den frühen Nachmittag mit einer anschließenden Aufgabenzeit sowie Freizeitangeboten mit Sport und anderen Möglichkeiten, die sich in ein klares pädagogisches Konzept einfügen. Der schwierigste Schritt wird die Überwindung des dreigliedrigen Schulsystems sein. Es kann doch niemand mehr glauben, dass es verantwortbar sei, ein Kind auf eine Hauptschule zu schicken. 76 10 JAHRE LAGA NRW

Das sagen selbst Hauptschullehrer. l Das sagen alle. Also kann man doch nur über eine wirklich tiefgreifende Reform nachdenken. Manches wird sich aufgrund sinkender Schülerzahlen von selber ergeben. In einigen Jahren wird es Schulzusammenlegungen geben, weil einfach nicht mehr genügend Schüler für alle Schulen da sind. r Das hieße aber, dass der Umwandlungsprozess in den Großstädten am längsten dauert. Verpasst man nicht die Chance auf wichtige Zwischenschritte wie längere Grundschulzeiten, wenn man allein auf die Wirkung des demographischen Wandels wartet? l Ich setze die drei von mir genannten Punkte gleich: Ein anderes Konzept für den Elementarbereich, verbindliche Ganztagsschule im 10 JAHRE LAGA NRW 77

ei weitem nicht so negativ auswirkt. Umgekehrt heißt das: Das deutsche<br />

Bildungssystem ist weniger als die meisten anderen in der Welt in<br />

der Lage, die Benachteiligungen, die sich aus dem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ergeben, zu kompensieren. Viele Fachleute fordern daher – wie<br />

ich auch – eine ganz andere vorschulische Bildung. Das gilt auch für<br />

die Altersgruppe unter drei <strong>Jahre</strong>n.<br />

r Der Kindergartenbesuch ist aber auch bei Migrantenkindern mit<br />

ca. 96 Prozent sehr hoch.<br />

l Das stimmt. Aber wenn Sie einmal darauf schauen, wie lange die<br />

Kinder eine Einrichtung besuchen, wer einen Ganztagsplatz hat oder<br />

nicht, dann lassen sich erhebliche Unterschiede zwischen Migranten<br />

<strong>und</strong> deutschen Kindern feststellen. Außerdem reicht der herkömmliche<br />

Kindergarten nicht mehr. Eine Reform des Elementarbereichs ist<br />

dringend erforderlich. Nach meiner Vorstellung müssen Konzepte zur<br />

Förderung der Mehrsprachigkeit endlich Anwendung finden. Zumindest<br />

aber muss es systematisches Sprachenlernen geben – möglichst<br />

unter Einbeziehung der Herkunftssprachen der Kinder.<br />

r Welcher Reformen bedarf es dann im Schulsystem?<br />

l Als erstes müsste ein verbindliches <strong>und</strong> echtes Ganztagsschulsystem<br />

aufgebaut werden. Anders als in der offenen Ganztagsschule<br />

sollte es für alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler gelten mit einem Unterrichtskonzept<br />

bis in den frühen Nachmittag mit einer anschließenden<br />

Aufgabenzeit sowie Freizeitangeboten mit Sport <strong>und</strong> anderen Möglichkeiten,<br />

die sich in ein klares pädagogisches Konzept einfügen.<br />

Der schwierigste Schritt wird die Überwindung des dreigliedrigen<br />

Schulsystems sein. Es kann doch niemand mehr glauben, dass es verantwortbar<br />

sei, ein Kind auf eine Hauptschule zu schicken.<br />

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