Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

26.04.2014 Aufrufe

Auch Debatten um Deutschkurse und muttersprachlichen Ergänzungsunterricht gab es in den Ausländerbeiräten häufig. Ein Zufall ist das nicht. Den gewählten Migrantenvertreterinnen und -vertretern war und ist immer bewusst gewesen, dass die Teilhabe an Bildungschancen ein unerlässlicher Bestandteil gesellschaftlicher Teilhabe überhaupt ist. Ihnen war und ist bewusst, dass Migrantenkinder derzeit diese Chancen immer noch nicht in vollem Umfang haben. Schließlich ist ihnen auch bewusst, dass nicht immer alle Eltern die Schulkarriere ihrer Kinder begleiten können. Dennoch: Anders als es in den jüngsten öffentlichen Debatten den Anschein hat, ist das Bewusstsein über die Bedeutung von Bildung unter Migranten insgesamt recht hoch. Allerdings ging und geht es nicht ohne eine Reform des Bildungswesens, die auf spezifische Bedürfnisse von Migrantenkindern eingeht. Wobei die LAGA NRW immer auch die Chancen für alle Schülerinnen und Schüler betont hat, die sich daraus ergeben. In enger Zusammenarbeit mit Bildungsfachleuten hat die LAGA über zehn Jahre hinweg immer wieder konzeptionelle Vorschläge zur interkulturellen Öffnung des Schul- und Bildungswesens gemacht. Begleitet durch anspruchsvolle Veranstaltungen und Publikationen sind auch immer wieder sehr konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Schulerfolge der Migrantenkinder gemacht worden. Integration konkret: LAGA prescht vor Ein knappes Jahr vor der Veröffentlichung der ersten PISA-Studie, brachte die LAGA NRW ein praktisches Handlungskonzept unter dem Titel heraus: „Integration konkret – Die Schulerfolge der Migrantenkinder verbessern.“ Darin wurden praktische Schritte vorgeschlagen, wie die Herausforderung kulturell und sprachlich heterogener Klassen zu bewältigen sei. Das Medienecho auf eine Pressekonferenz der LAGA im Januar 2000 war erstaunlich hoch. Alle wichtigen Zeitungen 54 10 JAHRE LAGA NRW

in Nordrhein-Westfalen berichteten über den eindringlichen Appell der LAGA, die Probleme der Schüler mit Migrationshintergrund ernst zu nehmen. Erschreckend lasen sich die empirischen Daten zum Bildungsstand der Migrantenkinder: Diese machten damals gerade einmal 15 Prozent der Gesamtschülerzahl aus. Zugleich verließen über 30 Prozent die Schule ohne Abschluss. Klar benannte LAGA-Vorsitzender Tayfun Keltek auch das größte Problem der Migrantenkinder: Unzureichende Deutschkenntnisse bei der Einschulung. Allerdings: „Mit Appellen an die Eltern, zu Hause Deutsch zu sprechen ist es nicht getan.“ Damals wie auch heute noch überfordert das viele Familien. Die Kinder lernen möglicherweise falsches Deutsch und kommen noch schlechter in ihrer Sprachentwicklung voran. Hauptforderung war daher die produktive Aufnahme der natürlichen Mehrsprachigkeit in den Unterricht. Von koordinierter Alphabetisierung in Deutsch und der Herkunftssprache bis zur Einführung bilingualer Schulen, in denen alle Kinder in verschiedenen Fächern sowohl auf Deutsch und Türkisch oder Deutsch und Italienisch unterrichtet werden. Auf diese Weise, so die Überzeugung der LAGA, könnte man endlich an den Stärken der Migrantenkinder ansetzen und systematisch die Deutschkenntnisse verbessern. Gleichzeitig hätte man auch dem EU-Anspruch nach interkulturellen Schulen für alle und der gerade von der Wirtschaft geforderten Mehrsprachigkeit aller Schüler nachkommen können. Die Resonanz aus Politik und Wissenschaft war überwiegend positiv. Die SPD-Landtagsfraktion stellte „eine weitgehende Übereinstimmung Ihrer Positionen mit unseren politischen Vorstellungen fest“. Der schulpolitische Sprecher der CDU, Bernhard Recker, erklärte: „Der Gesamteindruck war insgesamt sehr positiv.“ Auch der Philologenverband lobte die LAGA-Initiave als „wertvollen Beitrag, die dazu geführte Diskussion zu systematisieren und zu versachlichen.“ 10 JAHRE LAGA NRW 55

in Nordrhein-Westfalen berichteten über den eindringlichen Appell<br />

der LAGA, die Probleme der Schüler mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ernst<br />

zu nehmen.<br />

Erschreckend lasen sich die empirischen Daten zum Bildungsstand<br />

der Migrantenkinder: Diese machten damals gerade einmal 15 Prozent<br />

der Gesamtschülerzahl aus. Zugleich verließen über 30 Prozent<br />

die Schule ohne Abschluss. Klar benannte LAGA-Vorsitzender Tayfun<br />

Keltek auch das größte Problem der Migrantenkinder: Unzureichende<br />

Deutschkenntnisse bei der Einschulung. Allerdings: „Mit Appellen an<br />

die Eltern, zu Hause Deutsch zu sprechen ist es nicht getan.“ Damals<br />

wie auch heute noch überfordert das viele Familien. Die Kinder lernen<br />

möglicherweise falsches Deutsch <strong>und</strong> kommen noch schlechter in ihrer<br />

Sprachentwicklung voran.<br />

Hauptforderung war daher die produktive Aufnahme der natürlichen<br />

Mehrsprachigkeit in den Unterricht. Von koordinierter Alphabetisierung<br />

in Deutsch <strong>und</strong> der Herkunftssprache bis zur Einführung bilingualer<br />

Schulen, in denen alle Kinder in verschiedenen Fächern sowohl<br />

auf Deutsch <strong>und</strong> Türkisch oder Deutsch <strong>und</strong> Italienisch unterrichtet<br />

werden. Auf diese Weise, so die Überzeugung der LAGA,<br />

könnte man endlich an den Stärken der Migrantenkinder ansetzen<br />

<strong>und</strong> systematisch die Deutschkenntnisse verbessern. Gleichzeitig hätte<br />

man auch dem EU-Anspruch nach interkulturellen Schulen für alle<br />

<strong>und</strong> der gerade von der Wirtschaft geforderten Mehrsprachigkeit aller<br />

Schüler nachkommen können.<br />

Die Resonanz aus Politik <strong>und</strong> Wissenschaft war überwiegend positiv.<br />

Die SPD-Landtagsfraktion stellte „eine weitgehende Übereinstimmung<br />

Ihrer Positionen mit unseren politischen Vorstellungen<br />

fest“. Der schulpolitische Sprecher der CDU, Bernhard Recker, erklärte:<br />

„Der Gesamteindruck war insgesamt sehr positiv.“ Auch der Philologenverband<br />

lobte die LAGA-Initiave als „wertvollen Beitrag, die<br />

dazu geführte Diskussion zu systematisieren <strong>und</strong> zu versachlichen.“<br />

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