Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration Zehn Jahre für Mitsprache, Gleichberechtigung und Integration

26.04.2014 Aufrufe

gehört die gezielte Förderung der natürlichen Mehrsprachigkeit der Kinder mit Migrationshintergrund. Schließlich wussten die Verantwortlichen um die Bedeutung der Herkunftssprache für das Erlernen des Deutschen wie auch den Wert für die späteren beruflichen und wirtschaftlichen Chancen der Kinder und der gesamten Gesellschaft. Die damalige Schulministerin Gabriele Behler sagte in ihrem Grußwort zur genannten LAGA-Konferenz: „Der muttersprachliche Unterricht trägt zum Sprachenreichtum unseres Landes bei; und dieser ist nicht nur ein kultureller, er ist auch ein nicht zu unterschätzender außenwirtschaftlicher Pluspunkt.“ Trotz dieser Erkenntnis, die von der LAGA NRW bis heute vehement vertreten wird, lässt die Ausrichtung des Ex-Schulministerin Gabriele Behler bei der ersten Bildungskonferenz der LAGA kulturelle Erziehung und Bildung auf gesamten Schulwesens auf eine inter- sich warten. Dabei werden nicht nur viele Chancen für die Migrantenkinder vergeben, sondern für alle Schülerinnen und Schüler. Tayfun Keltek merkte auf der gleichen Tagung an: „Die natürliche Mehrsprachigkeit ist eine wichtige Fähigkeit der Migrantenkinder, die gepflegt und ausgebaut werden sollte. Ist es logisch, wenn deutschen Kindern mit hohem Aufwand Italienisch als Fremdsprache beigebracht wird, zugleich aber die Sprachkenntnisse der italienischen Kinder, die hier leben, verschüttet werden? Wäre es nicht sinnvoller, die Sprachkenntnisse der italienischen Kinder auszubauen und gleichzeitig den nicht italienischen Kindern für einen interessanten Sprachunterricht zur Verfügung zu stellen? Das wachsende Europa und die Globalisierungsprozesse setzen die Mehrsprachigkeit für alle Kinder auf die Tagesordnung. Es sind bilinguale Bildungsgänge als Bestandteil öffentlicher 52 10 JAHRE LAGA NRW

Schulbildung notwendig, die für alle Kinder gelten und nicht nur für eine kleine Schicht ausgewählter Schülerinnen und Schüler.“ Im gleichen Jahr 1997 forderte die EU-Kommission in ihrem Report „Europa verwirklichen durch allgemeine und berufliche Bildung“, dass die „interkulturelle Schule“ die Regelschule der Zukunft sein solle und mahnte die Mitgliedsstaaten, entsprechende Konzepte zu entwickeln. Kaum ein EU-Mitglied hat sich aber ernsthaft daran gemacht, dieses Ziel zu erreichen. Und anders als bei den vielzitierten Stabilitätskriterien für den Euro verlangt auch niemand nach Sanktionen für die Länder, die sich nicht an die EU-Richtlinien zur Schulpolitik halten. Andernfalls dürfte die Bundesrepublik Deutschland wie viele andere EU-Mitglieder auch mit hohen Geldstrafen rechnen. Im Gegensatz zu diesem geringen allgemeinen Interesse, lagen den gewählten Ausländerbeiräten die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen schon immer am Herzen. Die Auswertung einer 1997 durchgeführten Umfrage ergab ein eindeutiges Bild: „Am weitaus häufigsten beschäftigten sich die Beiratsmitglieder in den Jahren 1996 und 1997 mit der Kindergartenund Schulsituation von Migrantenkindern...“ Kritische Zuhörer in Köln 10 JAHRE LAGA NRW 53

Schulbildung notwendig, die für alle Kinder gelten <strong>und</strong> nicht nur für<br />

eine kleine Schicht ausgewählter Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler.“ Im gleichen<br />

Jahr 1997 forderte die EU-Kommission in ihrem Report „Europa<br />

verwirklichen durch allgemeine <strong>und</strong> berufliche Bildung“, dass die „interkulturelle<br />

Schule“ die Regelschule der Zukunft sein solle <strong>und</strong> mahnte<br />

die Mitgliedsstaaten, entsprechende Konzepte zu entwickeln. Kaum<br />

ein EU-Mitglied hat sich aber ernsthaft daran gemacht, dieses Ziel zu<br />

erreichen. Und anders als bei den vielzitierten Stabilitätskriterien für<br />

den Euro verlangt auch niemand nach Sanktionen für die Länder, die<br />

sich nicht an die EU-Richtlinien zur Schulpolitik halten. Andernfalls<br />

dürfte die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wie viele andere EU-Mitglieder<br />

auch mit hohen Geldstrafen rechnen. Im Gegensatz zu diesem geringen<br />

allgemeinen Interesse, lagen den gewählten Ausländerbeiräten<br />

die Bildungschancen der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen schon immer am<br />

Herzen. Die Auswertung einer 1997 durchgeführten Umfrage ergab<br />

ein eindeutiges Bild: „Am weitaus häufigsten beschäftigten sich die<br />

Beiratsmitglieder in den <strong>Jahre</strong>n 1996 <strong>und</strong> 1997 mit der Kindergarten<strong>und</strong><br />

Schulsituation von Migrantenkindern...“<br />

Kritische Zuhörer in Köln<br />

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