KARTOFFEL - IPP
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<strong>KARTOFFEL</strong><br />
Solanum tuberosum L.<br />
Foto: Victor Drachev (Belarus), 3 rd Prize, Professional Category, IYP World<br />
Photography Contest<br />
Kartoffelzüchtung / 957.307 / Heinrich Grausgruber
Kartoffel Produktion<br />
1991-2007<br />
(Mio t)<br />
Countries 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007<br />
Developed 183.13 199.31 177.47 174.63 165.93 166.93 160.97 159.97 159.89<br />
Developing 84.86 101.95 108.5 128.72 135.15 145.92 152.11 160.01 165.41<br />
WORLD 267.99 301.26 285.97 303.35 301.08 312.85 313.08 319.98 325.3<br />
Quelle: FAOSTAT<br />
WORLD<br />
DEVELOPED<br />
COUNTRIES<br />
DEVELOPING<br />
COUNTRIES<br />
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EVOLUTION – DOMESTIKATION - GESCHICHTE<br />
~6000 v.Chr. Titicaca-See – Domestikation; ~200 Wildarten<br />
quechua Zone (3100-3500 m; Zentral-Andenhänge)<br />
~500 n.Chr. Huari Zivilisation (Hochland von Ayacucho, Peru)<br />
Foto: Pablo Balbontin (Spain),<br />
2 nd Prize, Professional Category,<br />
IYP World Photography Contest<br />
� Nahrungssicherheit durch Mais und Kartoffel; Bewässerung + Terassenbau<br />
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3
Quelle: FAO (2009) International Year of the Potato 2008 – New<br />
lights on a hidden treasure, An end-of-year review<br />
S. sparsipilum<br />
(2�)<br />
S. tuberosum<br />
subsp. tuberosum<br />
(4�)<br />
S. tuberosum<br />
subsp. andigena<br />
(4�)<br />
S. leptophyes<br />
(2�)<br />
S. stenotomum<br />
(2�)<br />
S. megistacrolobum<br />
(2�)<br />
S. ajanhuiri<br />
(2�)<br />
S. phureja<br />
(2�)<br />
S. acaule<br />
(4�)<br />
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4<br />
�<br />
�<br />
�<br />
S. chaucha<br />
(3�)<br />
S. juzepczukii<br />
(3�)<br />
S. curtilobum<br />
(5�) Quelle: Ross (1985), Hawkes (1992)<br />
(blau/grün: Kulturarten; schwarz: Wildarten)<br />
�<br />
�
~500 n.Chr. Stadtstaat von Tiahuanacu (Titicaca-See, Bolivien) – „raised<br />
fields“ (camellones) � geschätzter Ertrag von 10 t ha -1<br />
Foto: FAO (2002) Foto: C. Erickson<br />
~1400 n.Chr. Inkas werden dominierende Kultur; übernehmen<br />
landwirtschaftliches Know-how der Vorgängerkulturen � Fokus auf Mais;<br />
Kartoffel � primäres Nahrungsmittel für Soldaten und Arbeiter<br />
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1532: Spanische Invasion<br />
1565: Kartoffelanbau auf den Kanarischen Inseln<br />
1573: Anbau am spanischen Festland<br />
� Geschenk der spanischen Krone an den Papst<br />
� päpstlicher Gesandter in Mons (Belgien)<br />
� Botaniker in Wien<br />
1597: London<br />
� Frankreich & Holland<br />
Foto: D‘Acres<br />
Unter der Aristokratie Verwendung als Zierpflanze; Knollen als<br />
Schweinefutter oder Nahrungsmittel der Mittellosen<br />
Seeleute verwendeten Knollen als Nahrungsmittel auf ihren Ozeanreisen<br />
� 17. Jh. Indien, China, Japan<br />
� durch irische Einwanderer nach Nordamerika (Irish potato)<br />
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Ausbreitung wurde durch geringe Adaptation verzögert → nur ein geringer<br />
Bruchteil der verfügbaren genetischen Diversität hat Südamerika verlassen<br />
→ es dauerte etwa 150 Jahre bis an den Langtag adaptierte Sorten<br />
verfügbar waren<br />
1770er Jahre → Hungersnöte quer durch Europa<br />
→ Friedrich I. von Preussen verordnet Kartoffelanbau als Absicherung<br />
gegen Getreidemissernten<br />
→ Thomas Jefferson serviert Gästen des Weissen Hauses frittierte<br />
Kartoffeln<br />
→ wichtigstes Nahrungsmittel während der Napoleonischen Kriege<br />
Industrielle Revolution → Kartoffel wird zum ersten convenience food für<br />
die vom Land in die Stadt übersiedelte Bevölkerung<br />
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1844-1845: Kraut- und Knollenfäule (Phytophtora infestans) vernichtet<br />
große Teile der europäischen Kartoffelproduktion<br />
1845-1848: Phytophtora Epidemien zerstören in drei aufeinanderfolgenden<br />
Jahren die irische Kartoffelernte; zu diesem Zeitpunkt war in Irland die<br />
Kartoffel für 80% der Kalorienaufnahme verantwortlich<br />
→ extreme Hungersnöte mit einer Million Toten<br />
→ Einfuhr von neuen Genotypen aus Chile<br />
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Quelle: K. Hosaka<br />
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1844-1845: Kraut- und Knollenfäule (Phytophtora infestans) vernichtet<br />
große Teile der europäischen Kartoffelproduktion<br />
1845-1848: Phytophtora Epidemien zerstören in drei aufeinanderfolgenden<br />
Jahren die irische Kartoffelernte; zu diesem Zeitpunkt war in Irland die<br />
Kartoffel für 80% der Kalorienaufnahme verantwortlich<br />
→ extreme Hungersnöte mit einer Million Toten<br />
→ Einfuhr von neuen Genotypen aus Chile<br />
→ durch Kolonialherren, Missionare und Siedler kommt Kartoffel nach<br />
Indien, Ägypten, Marokko und Nigeria<br />
→ durch Auswanderer nach Australien, Argentinien und Brasilien<br />
→ entlang der alten Handelsrouten vom Kaukasus ins anatolische<br />
Hochland, von Russland nach West-China, von China auf die Koreanische<br />
Halbinsel<br />
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1920er: Einführung eines mechanischen Kartoffelschälers<br />
1957: McDonald Brüder investieren Millionen von US Dollar für die<br />
Optimierung der Herstellung von Pommes frites<br />
1957: McCain (Kanada) führt die Tiefkühl-Pommes ein (heutzutage<br />
verantwortlich für die Herstellung eines Drittels der weltweiten Tiefkühl-<br />
Pommes Produkton)<br />
1960er: Beginn eines massiven Ausbaus der Produktion in Indien und<br />
China<br />
2000er: Zunahme der Produktion in der Sub-Sahara Region (Kamerun,<br />
Kenia, Malawi, Ruanda, Äthiopien, Lesotho), v.a. in Hochland Regionen<br />
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GENETIK<br />
→ AUTOTETRAPLOIDIE; Bsp: biallel (a ia ia ja j), tetraallel (a ia ja ka l)<br />
→ Heterozygotie (simplex Aa 3 ; duplex A 2 a 2 ; triplex A 3 a)<br />
Mendel Spaltung (� Bivalente): AAaa�aaaa (1 AAaa:4 Aaaa:1 aaaa); AAaa�Aaaa (1<br />
AAAa:5 AAaa:5 Aaaa:1 aaaa)<br />
� Komplexere Situationen möglich (� Uni-, Tri- und Quadrivalente)<br />
Quelle: Mackey (2003)<br />
Quelle: P.D.S. Caligari (1992) pp 334-372 in The<br />
potato crop (ed. P. Harris), Chapman & Hall, London<br />
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BLÜHVERHALTEN<br />
→ diploide (2n=2x=24) Kartoffeln: gametophytische SI; Fremdbefruchtung<br />
� tetra- (2n=4x=48) & hexaploide (2n=6x=72) Kartoffeln: selbstkompatibel,<br />
� fakultative Selbstbefruchtung; häufig Inzuchtdepression nach Selbstung<br />
auf Grund von hochgradiger Heterozygotie<br />
Photoperiode von 14-18 h und Nachttemperaturen von 15-20°C begünstigen Blüten- und<br />
Beerenbildung; Pollensterilität sehr häufig � bei ~1/3 der Neotuberosum Sorten keine<br />
Beerenbildung; Blühinduktion bzw. Pollenfertilität kann durch verlängerte Photoperiode,<br />
Phytohormone (GA 3 , Ag(S 2 O 3 ) 2 ) gefördert werden<br />
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� KREUZUNGSZÜCHTUNG<br />
Kontrollierte Bestäubungen sind leicht durchzuführen<br />
• große Antheren → einfache Kastration<br />
• Antheren platzen nicht bei geschlossenen oder gerade geöffneten Blüten → leichter Zugang<br />
zu Antheren und genug Zeit zur Kastration<br />
• Pollen wird kaum durch Wind übertragen → Isolation vor Insekten ausreichend um<br />
Fremdbefruchtung zu verhindern<br />
• Fruchtknoten schwillt bald nach Befruchtung an → einfache Bestäubungskontrolle möglich;<br />
notfalls können Kreuzungen relativ bald wiederholt werden<br />
• Trugdolde → mehrere Bestäubungen pro „Rispe“ möglich<br />
• hohe Reproduktionsrate → Beeren beinhalten viele Samen (>50)<br />
• Samen sind lange haltbar (↑ Dormanz)<br />
▪ oftmals Abwurf von Blüten bzw. Beeren → Temperatur
Foto: Grausgruber – NÖS, Meires<br />
Knollenmelkmethode<br />
→ Mutterknolle wird auf Tonziegel/-topf gelegt und mit Erde<br />
bedeckt; nachdem Pflanze etwa 30-40 cm hoch ist wird die<br />
Mutterknolle freigelegt; gebildete Tochterknollen werden<br />
laufend entfernt<br />
→ Pflanze muss gestützt werden<br />
Foto: GABI-TILL, Potato Platform, Bioplant (2008)<br />
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Fotos: Grausgruber – NÖS, Meires Fotos: Tiny Farm Blog (2008)<br />
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Kartoffelblüte – Kastration/Bestäubung – Beerenansatz – Ernte der Beeren – Gewinnung Samen<br />
Fotos: Michigan State University, Potato Breeding and Genetics Program<br />
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Produktion von minitubers in kleinen Töpfen im Gewächshaus/Folientunnel – Minitubers von 2 verschiedenen Sorten<br />
Fotos: Higgins Group, Scotland; Quantum Tubers Co., Wisconsin<br />
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REPRODUKTION<br />
→ KLONUNG<br />
• Vermehrung eines Genotyps ohne dessen Beeinflussung (ausgenommen Mutationen)<br />
• Erhaltung eines Genotyps bei eingeschränkter Fertilität (↑ interspezifische Kreuzungen)<br />
• Selektion in frühen Generationen möglich (Dominanzeffekte spalten nicht)<br />
▪ Pflanzgut muss während der vegetativen Vermehrung frei von Krankheiten gehalten werden<br />
→ Probleme v.a. mit Virosen (↑ in vitro Vermehrung)<br />
▪ begrenzte Lagerfähigkeit der Sprossknollen<br />
▪ Maskierende Dominanzeffekte → ineffiziente Nutzung von Hauptgenen (z.B. Kreuzung von<br />
Simplex � Nulliplex → nur 50% der Nachkommen nutzbar)<br />
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� KLONZÜCHTUNG<br />
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Quelle: P.D.S. Caligari (1992) pp 334-372 in The potato crop (ed. P. Harris), Chapman & Hall, London Quelle: Mackey (2003)<br />
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Quelle: P.D.S. Caligari (1992) pp 334-372 in The potato crop (ed. P. Harris), Chapman & Hall, London<br />
Selektion in Sämlingsgeneration<br />
• jede Knolle repräsentiert einen Genotyps → Spaltung der Nachkommenschaft sichtbar;<br />
Selektion reduziert Material für nächste Klongeneration dramatisch → Arbeitsersparnis<br />
▪ Knollen aus Samen und kultiviert in (kleinen) Töpfen nicht repräsentativ für Knollenbildung<br />
unter Feldbedingungen; objektive Selektionskriterien? (↑ visuelle Bonitur)<br />
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1. Klon-Jahr<br />
• 1 Knolle der selektierten Sämlinge wird in „Gesundlage“ gepflanzt<br />
→ Selektion zwischen den verschieden Klonen z.T. am Laub, v.a. jedoch an Knollen<br />
Nach der Selektion im 1. Klon-Jahr ist der Großteil der ursprünglichen Variabilität bereits ausgeschieden<br />
(siehe Tab. 8.3, Caligari 1992); Effizienz der Selektionen in Sämlings- und 1. Klon-Generation<br />
wissenschaftlich sehr fraglich<br />
2. Klon-Jahr<br />
• 3-7 Pflanzen pro Klon in „Gesundlage“; Selektion hauptsächlich auf Basis visuelle Bonitur;<br />
→ Selektion etwas effizienter im Vergleich zu Sämlings- bzw. 1. Klon-Generation (�<br />
Diskussion Gesundlage vs. Hauptproduktionsgebiet)<br />
Alternative Nachkommenschaftsprüfung in frühen Generationen<br />
• Nachkommenschaftsprüfung � negative Selektion ganzer Familien vor Selektion innerhalb<br />
von Familien in nicht wiederholten Kleinparzellenversuchen (siehe Tab. 8.4, Caligari 1992)<br />
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1. Klonjahr: Selektion zwischen single hills 2. Klonjahr: Selektion zwischen 12-hills<br />
(Einzelpflanzen aus minitubers) (pro A-Klon wurden 12 Knollen selektiert)<br />
Fotos: Michigan State University, Potato Breeding and Genetics Program<br />
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24
Fotos: Grausgruber – fortgeschrittene Klonprüfung, NÖS, Meires (links); Wertprüfung AGES, Fuchsenbigl (rechts)<br />
4.-6. Klon-Jahr<br />
• Ertrags-, Qualitäts- und Lagerungsversuche � METs<br />
7.-9. Klon-Jahr<br />
• weitere mehrortige Prüfungen + amtliche Prüfungen (VCU, DUS)<br />
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Quelle: P.D.S. Caligari (1992) pp 334-372 in The potato crop (ed. P. Harris), Chapman & Hall, London<br />
Sämlingsprüfung im Glasshaus: Pflanzen (oben)<br />
und Knollen (unten)<br />
Quelle: Mackey (2003)<br />
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Quelle: P.D.S. Caligari (1992) pp 334-372 in The potato crop (ed. P. Harris), Chapman & Hall, London<br />
Quelle: Mackey (2003)<br />
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Multi-trait recurrent selection<br />
Quelle: Bradshaw et al. (1999)<br />
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� POPULATIONSZÜCHTUNG<br />
Verbesserung des genetischen Materials für standortangepasste Selektion � pre-breeding<br />
� TRUE POTATO SEED (TPS)<br />
Vorteil: meisten Krankheiten sind nicht samenbürtig; geringere Lagerkapazitäten für Saatgut<br />
Notwendig<br />
Nachteil: längere Vegetationsdauer bis Reife; Aufspaltung der Heterozygotie � keine für<br />
Sortenzulassung notwendige Uniformität erreichbar (� Selbstung der Eltern etc.)<br />
TPS Projekt des CIP (Centro Internacional de la Papa), Peru → Nutzung von männlicher Sterilität und<br />
Parthenogenese<br />
� HAPLOIDIEZÜCHTUNG<br />
▪ Kreuzungen mit S. phureja → bei ~4% keine doppelte Befruchtung; aus unbefruchteter Eizelle entwickelt<br />
Sich dennoch ein diploider Embryo/Sämling; Selektion durch (unsicheren) morphologischen Marker am<br />
Samen (Anthocyan-Fleck am Embryo), Flow-Cytometrie oder phänotypisch (schwacher Wuchs, helle Farbe)<br />
Nachteil: Blühfreudigkeit von S. phureja bedingt sehr gutes Ausgangsmaterial (Mutterknolle) → S. phureja nicht an Langtag-<br />
Bedingungen angepasst; Arbeitsaufwand (Kastration, Diploidie Nachweis); evt. S. phureja Erbmaterial vorhanden<br />
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▪ Antherenkultur<br />
Nachteil: vom Genotyp abhängig; geringe<br />
absolute Ausbeute; Auftreten somaklonaler<br />
Variation<br />
Quelle: K. Hosaka<br />
Dihaploide Kartoffeln: kleinwüchsig; äussere Mängel (Knollenform, -oberfläche etc.); Letalgene (Albinos,<br />
nicht keimfähig); geringe Blühfreudigkeit; blühende Linien oft steril<br />
→ Interdihaploidiezüchtung; Wiederherstellung der tetraploiden Ploidiestufe durch Colchizin-Methode<br />
Monohaploide: entstehen aus Kreuzung Dihaploide � S. phureja; durch zweimalige Colchizin Behandlung<br />
könnten daraus komplett homozygote Kartoffeln erzeugt werden welche über TPS reproduziert werden<br />
könnten<br />
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� NEOTUBEROSUM-ZÜCHTUNG<br />
Selektion adaptierter (Photoperiode, …) Klone aus Andigena Herkünften; � in<br />
der Folge Kreuzung mit Tuberosum<br />
� ERHALTUNGSZÜCHTUNG<br />
� In vitro Vermehrung, microtubers,<br />
minitubers, in vivo Propfung<br />
Minitubers Foto: Quantum Tubers Co.<br />
Andigena Herkünfte in Selektion an europäische Bedingungen<br />
Foto: SCRI<br />
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� ERHALTUNGSZÜCHTUNG - VIRUSFREIMACHUNG<br />
Meristemkultur � In vitro Vermehrung � minitubers � Saatgutproduktion Feld<br />
Produktion von virusfreien Pflanzen durch Gewebekultur → Transfer der Gewebekulturpflanzen ins Gewächshaus →<br />
Produktion von virusfreien minitubers → Erhaltungsparzelle der virusfreien Sorte zur Produktion von Basissaatgut<br />
Fotos: Tops Potato Propagation Centre, Raphoe (Department of Agriculture, Food and the Marine, Ireland)<br />
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� INTROGRESSION VON WILDARTEN<br />
Diversität in der Blattform Foto: SCRI<br />
Diversität in Knollenform und -farbe<br />
Foto: Brown Envelope Seeds<br />
Wichtige Resistenzquellen aus Wildarten (Bradshaw 2009)<br />
Qualitätsmerkmale aus Wildarten / Nahverwandten<br />
• verringertes Braunwerden → S. hjertingii<br />
• Geschmack → S. phureja<br />
• spez. Inhaltsstoffe (z.B. Carotinoide)<br />
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Protoplasten<br />
� PROTOPLASTENFUSION<br />
Blatt schneiden<br />
Enzymbehandlung zur<br />
Auflösung der Zellwände<br />
Zellfusion<br />
Zellkernfusion<br />
Quelle: Billmann (2008)<br />
Chemische oder<br />
elektrische Stimuli<br />
viele interessante Wildarten (↑ Resistenz, Qualität)<br />
können auf Grund von Inkompatibilität nicht durch<br />
konventionelle Kreuzung genutzt werden<br />
→ gereinigte diploide Protoplasten werden über<br />
Elektrofusion miteinander zu einer tetraploiden<br />
Hybridzelle verschmolen (Fusionsrate ~60%)<br />
→ Mikrokalli<br />
→ Regeneration von Pflanzen (genotypabhängig)<br />
→ Ploidiebestimmung der Regenerate (↑ Flow<br />
Cytometrie); nur tetraploide werden selektiert<br />
Vorteil: Einsatz von Primärdihaploide und Interdihaploide<br />
unabhängig von Fertilitäts- oder Inkompatibilitätsproblemen;<br />
Integration nicht kreuzbarer Wildarten in das<br />
Zuchtprogramm;<br />
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� TILLING<br />
• GBSS für Synthese von Amylose notwendig; EMS Mutagenese → Punktmutation<br />
→ amf (amylose free); Tilling: Verknüpfung Mutagenese mit DNA -Analyse-<br />
Verfahren, mit denen aus tausenden von mutagenisierten Pflanzen diejenigen<br />
herausgesucht werden, die Mutationen in einem gewünschten Gen aufweisen<br />
� GENTECHNIK (TRANSGENESIS)<br />
� Amflora (BASF) → Amylopektin-Kartoffel<br />
(↑ GBSS anti-sense)<br />
� Zeaxanthin-Kartoffel (Römer et al. 2002)<br />
��-Carotin+Lutein Kartoffel (Ducreux et al. 2005)<br />
Quelle: GMO safety (Zeaxanthin<br />
Kartoffel links; Ausgangssorte<br />
Baltica rechts)<br />
Quelle: Campbell (SCRI);<br />
Kartoffeln mit unterschiedlichen<br />
Carotinoidgehalt<br />
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� CISGENESIS (www.cisgenesis.com)<br />
Quelle: Schouten (2006)<br />
Quelle: Rommens (2007)<br />
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Quelle: Rommens (2008)<br />
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Literatur:<br />
BASF Plant Science Company GmbH (2010) AMFLORA Amylopectin Potato EH92-527-1 User Guide.<br />
Billmann B (2008) Auswirkungen eines Verbots der Protoplastenfusion auf das Sortenspektrum im ökologischen Acker- und<br />
Gemüsebau. Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Frick.<br />
Bradshaw JE, Chapman IM, Dale MFB, Mackay GR, Solomon-Blackburn RM, Phillips MS, Stewart HE, Swan GEL, Todd D, Wilson RN<br />
(1999) Applied potato genetics and breeding: potato improvement by multitrait genotypic recurrent selection. Ann Rep 1998/1999, pp<br />
92-96. Scottish Crop Research Institute, Dundee.<br />
Bradshaw JE (2009) Improving the yield, processing quality and disease and pest resistance of potatoes by genotypic recurrent<br />
selection. 59. Tagung der Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs 2008, pp 43-46. LFZ Raumberg-<br />
Gumpenstein, Irdning.<br />
Caligari PDS (1992) Breeding new varieties. In: Harris P (ed), The potato crop, pp 334-372. Chapman & Hall, London.<br />
Clulow SA, McNicoll J, Bradshaw JE (1995) Producing commercially attractive, uniform true potato seed progenies : the influence of<br />
breeding scheme and parental genotype. Theoretical and Applied Genetics 90, 519-525.<br />
Ducreux LJM, Morris WL, Hedley PE, Shepherd T, Davies HV, Millam S, Taylor MA (2005) Metabolic engineering of high carotenoid<br />
potato tubers containing enhanced levels of �-carotene and lutein. Journal of Experimental Botany 56, 81-89.<br />
Hofvander P (2004) Production of amylopectin and high-amylose starch in separate potato genotypes. Acta Universitatis Agriculturae<br />
Sueciae, Agraria 495. Swedish University of Agricultural Sciences, Uppsala.<br />
Mackey GR (2003) Potato breeding at SCRI during the last quarter of the 20th century. Ann Rep 2001/2002, pp 83-92. Scottish Crop<br />
Research Institute, Dundee.<br />
Römer S, Lübeck J, Kauder F, Steiger S, Adomat C, Sandmann G (2002) Genetic engineering of a zeaxanthin-rich potato by antisense<br />
inactivation and co-suppression of carotenoid epoxidation. Metabolic Engineering 4, 263-272.<br />
Rommens CM (2007) Introgenic crop improvement: combining the benefits of traditional breeding and genetic engineering. Journal of<br />
Agricultural and Food Chemistry 55, 4281-4288.<br />
Rommens CM (2008) The need for professional guidelines in plant breeding. Trends in Plant Science 13, 261-263.<br />
Schouten HJ, Krens FA, Jacobsen E (2006) Cisgenic plants are similar to traditionally bred plants. EMBO Reports 7, 750-753.<br />
Schwarzfischer A, Song Y, Scholz H, Schwarzfischer J, Hepting L (2002) Haploidiezüchtung, Protoplastenfusion und Entwicklung von<br />
genetischen Markern zur gezielteren Sortenentwicklung bei Kartoffeln. Vorträge für Pflanzenzüchtung 54, 123-130.<br />
Sommersemester 2012 Kartoffelzüchtung / 957.307 / Heinrich Grausgruber<br />
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