Was tun bei chronischem „Katzenschnupfen“? - Laboklin

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25.04.2014 Aufrufe

Seite 2 von 4 Eine Aufstellung dieser bakteriellen und mykologischen Infektionen ist in Abbildung 1. zu sehen. Nur 3,1 % wiesen keinerlei Wachstum auf. Von den 296 zur mykologischen Untersuchunggeschickten Tupfern wurden beim Hund 23,2%, bei der Katze 8,1% positiv befundet Hefen, wie Candida sp. sind im Gegensatz zum Hund bei der Katze eher selten (Abbildung 2). Hier traten beim Hund 12.2%, aber bei der Katze nur 1% positive Befunde auf. Candida sp. Katze Candida sp. Hund Häufigkeit des Auftretens von Hefen (n = 269) 1 % 12,2 % 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % Abb. 2: Nachweis von Candida sp. in Rachenabstrichen bei Hund und Katze Als weitere „Katzenschnupfenerreger“ finden sich Chlamydophila felis, Mycoplasma felis und Bartonella hensela. Chlamydophila felis ist ein intrazellulärer Erreger. Er kann sich nicht selbständig vermehren sondern ist auf die Enzymaktivität einer entsprechenden Wirtszelle angewiesen. Er wird vielfach im Zusammenhang mit Bindehautentzündungen der Katze angetroffen. Chlamydophila felis macht während seiner Entwicklung eine intrazelluläre und eine extrazelluläre Phase durch. Während der infektiösen extrazellulären Phase haben sie bei Zimmertemperatur nur eine Überlebenszeit von wenigen Tagen, bei 4°C können sie jedoch bis zu einem Monat überleben. Wahrscheinlich gibt es verschiedene Varianten von Chlamydophila felis, mit unterschiedlicher Virulenz. Die Übertragung erfolgt über direkten Kontakt. Die Symptome können bei einigen Tieren über Wochen bestehen. Mycoplasma felis ist außerhalb des Organismus sehr instabil. Sie sind auf Schleimhäuten des Atmungs-, des Harn- und Genitaltraktes zu finden, wo sie sich sehr lange der Immunantwort des infizierten Tieres entziehen können. Seltener treten Erkrankungen der oberen Luftwege auf. Klinisch äußert sie sich meist in Bindehautentzündung und Schnupfen. Die Infektion kann spontan nach zwei bis vier Wochen ausheilen. Nicht geklärt ist bislang, ob Mykoplasmen als Primär- oder nur als Sekundärerreger fungieren. Auch Mycoplasma gatae und Mycoplasma feliminutum werden gelegentlich aus Katzen isoliert, ihre klinische Bedeutung ist jedoch fraglich. Bartonellen sind intrazelluläre Bakterien, die durch Flöhe und auch Zecken übertragen werden. Sie gelten als Erreger der Katzenkratzkrankheit (cat-scratch disease) des Menschen. Hier treten Pusteln und Schwellungen auf, in schweren Fällen kommt es zu generalisierten Lymphknotenschwellungen. Bei Katzen führen Infektionen in der Regel nicht zu einer Erkrankung; es kann zu Fieber, Muskelschmerzen, lokaler Lymphknotenvergrößerung und selten zu neurologischen Symptomen, kommen, welche bereits nach wenigen Tagen , selten Wochen, wieder verschwinden. Eine Beteiligung von Bartonella henselae bei der Maulschleimhautentzündung der Katze wird diskutiert. Beim Hund als „Komponente“ des Zwingerhustens häufiger gesehen ist die Bordetella bronchiseptica-Infektion der Katze seltener. Meist treten nur milde Symptome aus, die nach etwa 10 Tagen von selbst verschwinden. Bei jungen Katzenwelpen können sich dagegen jedoch lebensbedrohliche Pneumonien entwickeln. Bordetellen überlebt in der Regel nicht gut außerhalb des Tiers. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt oder über Aerosole. Labordiagnostisch lassen sich Bakterien über einen klassischen Rachen- oder Augentupfer nachweisen. Ein Antibiogram sollte bezüglich einer Therapie eingeleitet werden. Hiermit lassen sich die auftretenden Begleitinfektionen gezielt behandeln. Der Nachweis von Virusinfektionen sowie Chlamydien und Mycoplasmen wird mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) erstellt. Dabei sollte mit einem trockenen Tupfer oder cytobrush (Bürstchentupfer) ein Bindehaut- oder Rachenabstrich genommen werden, der dann ohne Medium eingeschickt werden kann. Dabei sollte vorher Schleim oder Eiter von der betroffenen Stelle entfernt werden und kräftigt getupfert werden. Dies ist wichtig, da nur so eine ausreichende Zellen an den Tupfer gelangt. Für die Praxis bedeuten die Ergebnisse, vor allem in Hinblick auf die Therapie, großen Vorteil. Es ist sehr wichtig zu wissen, inwieweit eine einzelne oder eine Mehrfachinfektion besteht. Studien zeigen dies deutlich bei Rachenabstrichen betroffener Tiere (Abbildung 3) In Katzenzuchten oder Tierheimen mit zum Teil über 40% klinisch auffälligen Katzen, ist auch LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68548 • E-Mail: info@laboklin.de www.laboklin.de

Seite 3 von 4 10 2 6 24 32 6 Mehrfachinfektionen Abb. 3: Ergebnisse Rachentupfer erkrankter Katzen, n = 68 von einer hohen Verbreitung nicht erkrankter Trägern auszugehen. Bei der Therapie des Katzenschnupfens ist für eine saubere, warme und gut belüftete Umgebung zu sorgen. Sie erfordert eine intensive Behandlung und gute Hygiene. Neben der lokalen Therapie mit antibiotischen Augensalben, zum Beispiel mit Tetrazyclin oder Gentamycin, die so oft wie möglich täglich über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen verabreicht werden sollten, ist bei Infektionen mit Chlamydophila, Mycoplasma und Bordetella eine systemische Antibiose notwendig. Doxycyclin 5mg/kg BID Enrofloxazin 5mg/kg SID Azithromycin 10-15mg/kg 3Tage SID + 4 Wochen 2 x wöchl. Amoxicillin/ Clavulansäure 12,5mg/kg BID für 4 Wochen * siehe Bemerkung Textende Bei der Therapie mit Azithromycin und Amoxicillin/Clavulansäure wird leider keine Erregerelimination erreicht. Eine antivirale Therapie stellt sich wegen der häufig starken Nebenwirkungen und relativ hohen Kosten als schwieriger da. Bei einer Infektion mit FHV kann mit Ganciclovir- Augentropfen (Virgan®) direkt am Auge behandelt werden. Als systemisches Präparat eignet sich der Wirkstoff Famciclovir (Famvir®) in einer Dosierung von ¼ 125mg Tablette für 5kg Katze, 1-2x täglich. Wirkstoffe wie Aciclovir oder Ribavirin sollten bei der Katze auf keinen Fall eingesetzt werden. Als weiteres Therapeutikum bei den Virusinfektionen kann Lysin oral (500mg/Katze/BID) gegeben werden. Dies reduziert die Bioverfügbarkeit von Arginin und hemmt damit die Virusreplikation. Rezidive treten weniger stark auf. Der Einsatz von humanem oder felinem Interferon zeigt meist nicht die erwünsche Wirkung. Verdünnungen der Injektionslösung können aber sowohl oral als auch als Augentropfen verwendet werden. Hier liegen positive Fallbeschreibungen vor. Bei Katzen bei denen noch eine allergische Begleitkomponente hinzukommt, können Antihistamine wie z.B. Loratidin eingesetzt werden. Wichtig ist eine gute begleitende Pflege, das Reinigung von Augen und Nase, ausreichender Flüssigkeitsersatz und gegebenenfalls Gaben von Cyproheptadin (0,5mg/kg/BID) oder Diazepam (0,1 mg/kg/i.v.) zur Appetitanregung. Bei Schmerzen durch Stomatitis und Gingivitis sind nicht-steroidale Antiphlogistika zu empfehlen. Der Einsatz von Schleimlösern und Inhalation ist zu empfehlen. Eine Katze kann dazu in eine LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68548 • E-Mail: info@laboklin.de www.laboklin.de

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Eine Aufstellung dieser bakteriellen und mykologischen<br />

Infektionen ist in Abbildung 1. zu sehen.<br />

Nur 3,1 % wiesen keinerlei Wachstum auf. Von<br />

den 296 zur mykologischen Untersuchunggeschickten<br />

Tupfern wurden <strong>bei</strong>m Hund 23,2%,<br />

<strong>bei</strong> der Katze 8,1% positiv befundet Hefen, wie<br />

Candida sp. sind im Gegensatz zum Hund <strong>bei</strong><br />

der Katze eher selten (Abbildung 2). Hier traten<br />

<strong>bei</strong>m Hund 12.2%, aber <strong>bei</strong> der Katze nur 1%<br />

positive Befunde auf.<br />

Candida sp. Katze<br />

Candida sp. Hund<br />

Häufigkeit des Auftretens von Hefen (n = 269)<br />

1 %<br />

12,2 %<br />

0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 %<br />

Abb. 2: Nachweis von Candida sp. in Rachenabstrichen <strong>bei</strong><br />

Hund und Katze<br />

Als weitere „Katzenschnupfenerreger“ finden<br />

sich Chlamydophila felis, Mycoplasma felis und<br />

Bartonella hensela.<br />

Chlamydophila felis ist ein intrazellulärer Erreger.<br />

Er kann sich nicht selbständig vermehren<br />

sondern ist auf die Enzymaktivität einer entsprechenden<br />

Wirtszelle angewiesen. Er wird vielfach<br />

im Zusammenhang mit Bindehautentzündungen<br />

der Katze angetroffen. Chlamydophila felis macht<br />

während seiner Entwicklung eine intrazelluläre<br />

und eine extrazelluläre Phase durch. Während<br />

der infektiösen extrazellulären Phase haben sie<br />

<strong>bei</strong> Zimmertemperatur nur eine Überlebenszeit<br />

von wenigen Tagen, <strong>bei</strong> 4°C können sie jedoch<br />

bis zu einem Monat überleben. Wahrscheinlich<br />

gibt es verschiedene Varianten von Chlamydophila<br />

felis, mit unterschiedlicher Virulenz.<br />

Die Übertragung erfolgt über direkten Kontakt.<br />

Die Symptome können <strong>bei</strong> einigen Tieren über<br />

Wochen bestehen.<br />

Mycoplasma felis ist außerhalb des Organismus<br />

sehr instabil. Sie sind auf Schleimhäuten des<br />

Atmungs-, des Harn- und Genitaltraktes zu finden,<br />

wo sie sich sehr lange der Immunantwort<br />

des infizierten Tieres entziehen können. Seltener<br />

treten Erkrankungen der oberen Luftwege<br />

auf. Klinisch äußert sie sich meist in Bindehautentzündung<br />

und Schnupfen. Die Infektion kann<br />

spontan nach zwei bis vier Wochen ausheilen.<br />

Nicht geklärt ist bislang, ob Mykoplasmen als<br />

Primär- oder nur als Sekundärerreger fungieren.<br />

Auch Mycoplasma gatae und Mycoplasma<br />

feliminutum werden gelegentlich aus Katzen isoliert,<br />

ihre klinische Bedeu<strong>tun</strong>g ist jedoch fraglich.<br />

Bartonellen sind intrazelluläre Bakterien, die<br />

durch Flöhe und auch Zecken übertragen werden.<br />

Sie gelten als Erreger der Katzenkratzkrankheit<br />

(cat-scratch disease) des Menschen.<br />

Hier treten Pusteln und Schwellungen auf, in<br />

schweren Fällen kommt es zu generalisierten<br />

Lymphknotenschwellungen.<br />

Bei Katzen führen Infektionen in der Regel nicht<br />

zu einer Erkrankung; es kann zu Fieber, Muskelschmerzen,<br />

lokaler Lymphknotenvergrößerung<br />

und selten zu neurologischen Symptomen, kommen,<br />

welche bereits nach wenigen Tagen , selten<br />

Wochen, wieder verschwinden. Eine Beteiligung<br />

von Bartonella henselae <strong>bei</strong> der Maulschleimhautentzündung<br />

der Katze wird diskutiert.<br />

Beim Hund als „Komponente“ des Zwingerhustens<br />

häufiger gesehen ist die Bordetella bronchiseptica-Infektion<br />

der Katze seltener. Meist<br />

treten nur milde Symptome aus, die nach etwa<br />

10 Tagen von selbst verschwinden. Bei jungen<br />

Katzenwelpen können sich dagegen jedoch lebensbedrohliche<br />

Pneumonien entwickeln.<br />

Bordetellen überlebt in der Regel nicht gut außerhalb<br />

des Tiers. Die Übertragung erfolgt durch<br />

direkten Kontakt oder über Aerosole.<br />

Labordiagnostisch lassen sich Bakterien über<br />

einen klassischen Rachen- oder Augentupfer<br />

nachweisen.<br />

Ein Antibiogram sollte bezüglich einer Therapie<br />

eingeleitet werden.<br />

Hiermit lassen sich die auftretenden Begleitinfektionen<br />

gezielt behandeln.<br />

Der Nachweis von Virusinfektionen sowie<br />

Chlamydien und Mycoplasmen wird mittels<br />

Polymerase Kettenreaktion (PCR) erstellt. Da<strong>bei</strong><br />

sollte mit einem trockenen Tupfer oder cytobrush<br />

(Bürstchentupfer) ein Bindehaut- oder Rachenabstrich<br />

genommen werden, der dann ohne<br />

Medium eingeschickt werden kann. Da<strong>bei</strong> sollte<br />

vorher Schleim oder Eiter von der betroffenen<br />

Stelle entfernt werden und kräftigt getupfert werden.<br />

Dies ist wichtig, da nur so eine ausreichende<br />

Zellen an den Tupfer gelangt.<br />

Für die Praxis bedeuten die Ergebnisse, vor allem<br />

in Hinblick auf die Therapie, großen Vorteil.<br />

Es ist sehr wichtig zu wissen, inwieweit eine einzelne<br />

oder eine Mehrfachinfektion besteht.<br />

Studien zeigen dies deutlich <strong>bei</strong> Rachenabstrichen<br />

betroffener Tiere (Abbildung 3)<br />

In Katzenzuchten oder Tierheimen mit zum Teil<br />

über 40% klinisch auffälligen Katzen, ist auch<br />

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