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Spaßgesellschaft bei der Arbeit

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-<br />

hilft,<br />

ob<br />

title Die Presse<br />

circulation 84.299<br />

issue 20/04/2013<br />

page K10<br />

Spaßgesellschaft <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

Diskussion. Trockenes Wirtschaftstreuhandwesen? Was Lachen, Freude und emotionale Intelligenz im harten<br />

Joballtag verloren haben.<br />

VON CHRISTIAN LENOBLE<br />

Ar<strong>bei</strong>t muss in erster Linie Sinn<br />

haben und Spaß machen. So will<br />

es die Generation Y. Zumindest,<br />

wenn man <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> renommierten<br />

deutschen Human-Resource-<br />

und Marketing-Professorin<br />

Susanne Böhlich Glauben<br />

-<br />

schenkt sie hat diese weitverbreitete<br />

Ansicht erst letztes Wochenende<br />

in einem Interview mit <strong>der</strong><br />

"Süddeutschen" bestätigt.<br />

"Work smart not hard" scheint<br />

demnach einer <strong>der</strong> Leitsätze <strong>der</strong><br />

nach 1980 Geborenen zu sein.<br />

Denn während die ältere Generation<br />

oft noch "lebte, um zu ar<strong>bei</strong>ten",<br />

wollen die Jungen lieber Ar<strong>bei</strong>t<br />

und Leben in eine freudvolle<br />

Balance bringen. Gefragt ist Abwechslung<br />

im Job, hinterfragt werden<br />

Hierarchien und Anweisungen<br />

von oben. Wer will schon ernsthaft<br />

fremdbestimmt sein, wo das Ziel<br />

doch Spaß und Selbstverwirklichung<br />

in allen Lebenslagen lautet.<br />

Wo <strong>der</strong> Spaß beginnt und<br />

wann er aufhört, ist nur eine <strong>der</strong><br />

Fragen in Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass hierzulande im Jahr 2020 je<strong>der</strong><br />

Zweite <strong>der</strong> Generation Y angehören<br />

wird. Und kann das Spaßmotto<br />

auch auf Berufe umgelegt<br />

werden, denen ein staubtrockener<br />

Ruf vorauseilt? "Knisternde Karriere?<br />

Wie Jobs elektrisieren und sogar<br />

Wirtschaftsprüfung Spaß machen<br />

kann" hieß <strong>der</strong> dazupassende<br />

Titel <strong>der</strong> 20. Auflage <strong>der</strong> Veranstaltungsreihe<br />

"Kanzlei & Karriere"<br />

für (angehende) Wirtschaftstreuhän<strong>der</strong>.<br />

Nach einleitenden Worten<br />

von Michael Tillian, dem Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> Geschäftsführung von<br />

"Presse" und "Wirtschaftsblatt",<br />

bat "Karrieren^-Ressortchef Nikolaus<br />

Koller eine prominent besetzte<br />

Podiumsrunde zur Diskussion.<br />

Spaß in Maßen<br />

,"Hüte dich vor Entschlüssen, zu<br />

denen du nicht lächeln kannst.'<br />

Was <strong>der</strong> preußische Politiker Freiherr<br />

vom und zum Stein schon im<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t gesagt hat, ist heute<br />

gültiger denn je", macht gleich<br />

zu Beginn High-Performance-<br />

Coach Monika Herbstrith klar:<br />

Freude an <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t müsse im<br />

Vor<strong>der</strong>grund stehen. "Was etwa im<br />

Sport eine Selbstverständlichkeit<br />

und notwendige Bedingung für<br />

Spitzenleistungen ist, sollte es<br />

auch im Beruf sein", so Herbstrith.<br />

"Ohne Freude geht es natürlich<br />

nicht. Auch Lachen darf sein.<br />

Ich selbst lache gern, aber nicht sq<br />

viel, dass ich da<strong>bei</strong> nicht zum Ar<strong>bei</strong>ten<br />

komme", schränkt Thomas<br />

Smrekar, Audit-Partner <strong>bei</strong> KPMG,<br />

ein und betont, dass Ernsthaftigkeit<br />

und Verantwortungsgefühl<br />

keinesfalls zu kurz kommen sollten.<br />

"Spaß ist okay. In Maßen. In<br />

erster Linie müssen die Dinge<br />

im Unternehmen und zwischen<br />

Geschäftspartnern funktionieren.<br />

Dass dazu Emotionen notwendig<br />

und gut sind, versteht sich von<br />

selbst", pflichtet Gerald Kogler,<br />

Finanzvorstand <strong>der</strong> Merkur Versicherung,<br />

<strong>bei</strong>.<br />

Eigenverantwortung versus<br />

Außenklima<br />

Und wie entwickelt man die richtige<br />

Emotion, wenn <strong>der</strong> lob gerade<br />

partout keinen Spaß machen will?<br />

"Mit Training", so die simple Antwort<br />

von Herbstrith. "Glück und<br />

Lebensfreude sind absolut trainierbar.<br />

Je<strong>der</strong> kann lernen, selbst<br />

zu entscheiden, ob er eine Sache<br />

wi<strong>der</strong>willig und lauwarm angeht<br />

o<strong>der</strong> ob er es spannend und prickelnd<br />

gestaltet." Das hege vor allem<br />

in <strong>der</strong> Eigenverantwortung des<br />

Einzelnen und sei nicht primäre<br />

Aufgabe des Unternehmens. Eine<br />

Ansicht, die Smrekar so nicht ganz<br />

teilen kann:<br />

"Ar<strong>bei</strong>tgeber und<br />

Teamlea<strong>der</strong> müssen ein Ambiente<br />

schaffen, positives Feedback geben<br />

und Einsatz honorieren."<br />

"Für die Freude an <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

ist das Unternehmen mitverantwortlich.<br />

Führungskräfte, die das<br />

nicht verstehen, bekommen Soldaten",<br />

ist auch Kogler überzeugt.<br />

Grundlage dafür, das Unternehmensklima<br />

zum persönlichen Vorteil<br />

zu nutzen, seien natürlich die<br />

emotionale und die soziale Intelligenz<br />

<strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter. Eigenschaften,<br />

die laut Smrekar ihre Wurzel<br />

tief in <strong>der</strong> Persönlichkeit verankert<br />

haben. Nichts, was wirklich erlernbar<br />

sei.<br />

Alles nur Training?<br />

O<strong>der</strong> doch? "Sympathie und empfundenes<br />

Verständnis sind wesentliehe<br />

Kompetenzen, die sich durch<br />

gezieltes Training aneignen lassen.<br />

Das weiß ich von meinen Audits",<br />

sagt Herbstrith. Bewerbern empfiehlt<br />

sie in diesem Zusammenhang<br />

stete Selbstreflexion und die<br />

klare Formulierung <strong>der</strong> eigenen<br />

Stärken: "le<strong>der</strong> sollte sich die Frage<br />

stellen, was er beson<strong>der</strong>s gut kann<br />

und in welchem Feld er dies am<br />

besten einsetzen soll. Wenn dann<br />

noch ein emotionaler Bezug zum<br />

Unternehmen o<strong>der</strong> zum Ar<strong>bei</strong>tsbereich<br />

geschaffen wird, ist die<br />

Zeit gekommen, sich mit "würdevoller'<br />

Demut zu präsentieren."<br />

Laut Kogler eine "schöne<br />

Theorie", die in <strong>der</strong> Praxis allerdings<br />

zu hinken und haken droht:<br />

"Kann sich ein junger Mensch<br />

nach <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> dem Studium<br />

wirklich schon so genau<br />

selbst einschätzen, dass ihm klar<br />

wird, wohin ihn seine Begabungen<br />

karrieretechnisch führen sollen?"<br />

Viel eher wäre eine "professionelle"<br />

Demut angebracht, <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

man nicht ständig die eigenen<br />

Stärken vor sich herträgt, son<strong>der</strong>n<br />

die Schwächen gut im Blick hat,<br />

um daran feilen zu können.<br />

Gesamtpaket ohne Geburtsdatum<br />

"In meiner Branche zählen erstens<br />

die fachliche Kompetenz und<br />

zweitens die psychologische Fähigkeit,<br />

sich auf wechselnde Situationen<br />

und Kunden schnell einstellen<br />

zu können", schlägt Smrekar<br />

die thematische Brücke zum<br />

Beruf des Wirtschaftsprüfers.<br />

"Man könnte auch vereinfacht sagen:<br />

Es braucht die Freude an Zahlen<br />

und jene an Menschen." Emotionale<br />

und soziale Intelligenz<br />

-<br />

etwa wenn es darum geht, in stressigen<br />

Prüfungssituationen einen<br />

gemeinsamen Weg mit dem Kunden<br />

zu gehen gehören ebenso<br />

-<br />

zum Anfor<strong>der</strong>ungsprofil wie fachlich<br />

fundiertes Know-how.<br />

Eine sympathische Ausstrahlung<br />

antrainiert o<strong>der</strong> gegeben<br />

-<br />

ist aber allein nicht ausschlaggebend.<br />

Stimmt das Gesamtpaket,<br />

dann macht auch <strong>der</strong><br />

Beruf Spaß. "Ich erlebe auch nach<br />

1/3


20 Jahren im Job noch immer die<br />

gleiche Freude und Spannung,<br />

wenn ein Kunde zufrieden ist", so<br />

Smrekar. Das funktioniere auch in<br />

einem vermeintlich trockenen Metier<br />

und selbst dann, wenn einen<br />

-<br />

das Geburtsdatum nicht als Teil<br />

<strong>der</strong> Generation Y ausweist.<br />

"In meiner Branche,<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftsprüfung,<br />

zählen erstens die fachliche<br />

Kompetenz und zweitens<br />

die psychologische<br />

Fähigkeit, sich auf<br />

wechselnde Situationen<br />

und Kunden schnell<br />

einstellen zu<br />

können."<br />

Thomas Smrekar, Audit-Partner <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> KPMG Austria AG<br />

lauwarm angeht o<strong>der</strong> ob er<br />

es spannend und prickelnd<br />

gestaltet."<br />

Monika Herbstrith, High<br />

Performance Coach, Impuls &<br />

Wirkung - Herbstrith Management<br />

Consulting GmbH<br />

Kanzlei und Karriere: Das Format<br />

Das Karriereformat für Wirtschaftstreuhän<strong>der</strong><br />

startete letzten Mittwoch<br />

in das zweite Jahr: Partner in dieser<br />

Saison sind KPMG, PwC, TPA<br />

Horwath sowie die Kammer <strong>der</strong><br />

Wirtschaftstreuhän<strong>der</strong>. Für 2013 sind<br />

weitere drei Veranstaltungen<br />

geplant: Diese finden am 22. Mai,<br />

16. Oktober und 6. November statt.<br />

Details dazu erfolgen rechtzeitig<br />

vorab. Auch diese werden sich<br />

inhaltlich mit Karrierethemen in und<br />

um die Branche <strong>der</strong> Wirtschaftsprüfer<br />

und Steuerberater<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen. Informationen zu<br />

den nächsten Veranstaltungen sowie<br />

eine Nachlese aller bisherigen<br />

Diskussionen des Formats sind online<br />

auf Karrierenews.DiePresse.com/<br />

kanzleiundkarriere zu finden.<br />

"Kann sich ein junger Mensch<br />

nach <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> dem<br />

Studium wirklich schon so<br />

genau selbst einschätzen,<br />

dass ihm klar wird, wohin ihn<br />

seine Begabungen karrieretechnisch<br />

führen sollen? Für<br />

die Freude an <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t ist<br />

das Unternehmen<br />

mitverantwortlich."<br />

Gerald Kogler, Finanzvorstand <strong>der</strong><br />

Merkur Versicherung AG<br />

"Glück und Lebensfreude<br />

sind absolut trainierbar. Je<strong>der</strong><br />

kann lernen, selbst zu<br />

entscheiden, ob er eine<br />

Sache wi<strong>der</strong>willig und<br />

2/3


Emotion des Panels: Thomas Smrekar, Mo<strong>der</strong>ator Nikolaus Koller, Monika Herbstrith und Gerald Kogler (v. I.).<br />

Kick-off für die Wirtschaftstreuhän<strong>der</strong>.<br />

20 Mal und doch immer wie<strong>der</strong> neu<br />

PRÜFBERICHT<br />

ABSEITS DER ARBEIT<br />

VON NIKOLAUS KOLLER<br />

Wie die Zeit vergeht: Am vergangenen<br />

Mittwoch fand bereits<br />

die 20. "Kanzlei und Karriere"-<br />

Veranstaltung statt. Neuerungen gab es<br />

<strong>bei</strong>m Kick-off dennoch. "Die Presse"<br />

wechselte ins lustizcafe über den Dächern<br />

Wiens. Die Terrasse erfuhr <strong>bei</strong><br />

frühlingshaften Temperaturen großen<br />

Zuspruch. Neu auch die Möglichkeit,<br />

sich über Twitter in die Diskussion einzuklinken.<br />

Auch sie erfreute sich erster<br />

Beliebtheit. "Presse"-CEO Michael Tillian<br />

begrüßte an diesem Abend unter an<strong>der</strong>em<br />

Gerhard Stangl (Akademie <strong>der</strong><br />

Wirtschaftstreuhän<strong>der</strong>), Elizabeth Hüll<br />

und Janet Strassenmeyer (PwC), Rainer<br />

Hassler, Ursula Vogler sowie Andrea<br />

Mahringer (KPMG), Elisabeth Trieben<br />

und Christine Moitzi (TPA Horwath),<br />

Heinrich Mathis (Kammer <strong>der</strong> Wirtschaftstreuhän<strong>der</strong>).<br />

Oben: KPMG-Partner<br />

Rainer Hassler<br />

mit Gerhard Stangl<br />

(Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />

Wirtschartstreuhän<strong>der</strong>)<br />

im Gespräch.<br />

Mitte: "Presse"-CEO<br />

Michael Tillian <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Begrüßung <strong>der</strong><br />

Gäste.<br />

Unten: gut gelaunte<br />

GäSte. [ Roland Rudolph)<br />

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