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Glaubenskurse als missionarisches Bildungsangebot - Kurse-zum ...

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in der Begegnung mit ihm zur Entfaltung kommt. Diese Sehnsucht, an der Mission partizipiert, schließt<br />

zwar naturgemäß auch Gottes Anliegen ein, dass sein Volk wächst. Aber trotzdem ist missionarische<br />

Bildungsarbeit weder verkappte Mitgliederrekrutierung einer durch demographische Ausdünnung bedrohten<br />

Kirche noch die Gott unter die Arme greifende Aufbesserung seiner himmlischen Statistik.<br />

5.5.2 Theologisch ist die im Bildungsgeschehen zu wahrende Würde des Menschen in seiner Gottesebendbildlichkeit<br />

begründet. Sie verliert der Mensch auch unter den Bedingungen eines sündhaft entfremdeten<br />

Lebens nicht, da sie in Gottes Beziehung zu ihm wurzelt. Das Evangelium stellt den Menschen<br />

zudem trotz seiner Defizite ins Licht der Verheißungen Gottes. Als Sünder ist er zugleich designierter<br />

Sohn und designierte Tochter Gottes. Missionarische Bildungsarbeit transportiert deshalb ein<br />

verheißungsorientiertes Menschenbild, in dem vom Menschen größer gedacht wird, <strong>als</strong> er von sich selber<br />

denkt. <strong>Glaubenskurse</strong> machen Menschen die Würde ihrer Erwählung <strong>zum</strong> Bundespartner Gottes<br />

lieb und sprechen ihnen diese Würde zu. Erst in diesem Licht wird der sündhafte Schatten der Entfremdung<br />

von Gott wirklich erkennbar.<br />

Mission hat oft an die defizitäre Schattenseite menschlicher Existenz angedockt: an die Frage des<br />

Leids, der Schuld und des Todes. Ich denke: die zentrale Pointe des Evangeliums, nämlich dass Gott<br />

sich den Verlorenen zuwendet, muss (nicht sachlich, aber) hermeneutisch noch einmal auf den Prüfstand<br />

– und zwar hinsichtlich derer, die sich gar nicht verloren fühlen und ohne Gott ganz gut klar kommen.<br />

Im Bild eines Gleichnisses Jesu: Dem verlorenen Groschen ist es egal, wo er liegt – ob unter dem<br />

Sofa oder im Geldbeutel. Der Groschen hat kein Problem, sondern die Frau, die ihn sucht. Wie begegnen<br />

wir Menschen, die sich ihrer Gottesbedürftigkeit nicht bewusst sind und denen ihre Angewiesenheit<br />

auf Gottes rettendes Handeln nicht vorgängig plausibel gemacht werden kann? Wie helfen wir ihnen, zu<br />

entdecken: Gott meint mich auch mit meinen Stärken, meinen Gaben und Fähigkeiten – und nicht nur<br />

mit meinen Defiziten, meiner Armut und Bedürftigkeit?<br />

5.6 Ein sechster Standard kirchlicher Bildung lautet: Bildung dient nie nur der privaten Selbstfindung,<br />

sondern schließt immer auch ein soziales Lernen ein, in dem sich die Lernenden <strong>als</strong> Teil<br />

der Welt und damit <strong>als</strong> auf ihre Mitwelt bezogen wahrnehmen.<br />

Missionarische Bildungsarbeit macht sich diese ganzheitliche Sicht des Menschen und seiner sozialen<br />

Vernetzung zu eigen. Denn die im Glauben aktualisierte Beziehung des Menschen zu Gott hat unmittelbare<br />

Auswirkungen auf sein Verhältnis zu anderen und auf seine Weltbeziehung. Sie führt notwendig in<br />

die Gemeinschaft der Glaubenden und erfährt ihre Aktualisierung und Bewährung im gesellschaftlichen<br />

Alltag. Lernen auf dem Weg des Glaubens meint immer auch ein soziales Lernen, das den Lernort der<br />

christlichen Gemeinde <strong>als</strong> Ort sozialer, gemeinschaftlicher Glaubenserfahrung und Lebensdeutung mit<br />

einschließt. Christlicher Glaube ist immer persönlich – aber nie privat. Darum geht es in einer missionarischen<br />

Bildungsarbeit zwar auch um persönliche Frömmigkeit – aber zugleich um ihre Ent-Privatisierung.<br />

<strong>Glaubenskurse</strong> und deren Folgeangebote entfalten Dimensionen einer weltbezogenen Nachfolge,<br />

die aus dem engen „Schneckenhaus privater Frömmigkeit“ 24 in die Weite der Teilhabe an Gottes<br />

Leidenschaft für seine Welt führt.<br />

Fazit: Die <strong>Glaubenskurse</strong>, die von der missionarischen Bildungsinitiative von EKD und AMD gefördert<br />

werden, genügen sowohl in theologischer <strong>als</strong> auch in pädagogischer Hinsicht den Anforderungen, die<br />

heute zu Recht an Bildungsprozesse gestellt werden. Diese Form missionarischer Bildungsarbeit entspricht<br />

den Standards kirchlicher Bildung – und stellt dort, wo sie diese Standards theologisch vertieft<br />

und modifiziert, unverzichtbare Fragen an die bisherige Praxis kirchlicher Erwachsenenbildung. <strong>Glaubenskurse</strong>,<br />

die zu den „wesentlichen Wachstumsimpulsen“ 25 unserer Kirche zählen, sind ein gutes Beispiel<br />

dafür, dass sich eine bildungsoffene Mission und eine missionsoffene Bildung in kreativer Weise<br />

miteinander verbinden lassen.

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