Glaubenskurse als missionarisches Bildungsangebot - Kurse-zum ...
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Inhaltlich bedeutet dieser Ansatz für missionarische Bildung: Glaubens- und Lebensthemen werden<br />
ständig miteinander verschränkt und aufeinander bezogen. Die Teilnehmenden bringen ihre Lebenswirklichkeit<br />
in den Gruppenprozess ein und lernen sie unter neuen Perspektiven zu betrachten. Viele<br />
biblische Texte eignen sich hervorragend für den Transfer zwischen Evangelium und Lebenswirklichkeit,<br />
weil sie eine Kontextualisierung im Alltag der Teilnehmenden ermöglichen. Methodisch bedeutet<br />
das: Neben Impuls-Referaten gibt es Kleingruppenprozesse - partizipatorische Spielräume, die der eigenen<br />
Auseinandersetzung mit den verhandelten Themen dienen. Eigene Entdeckungen brauchen Zeit<br />
und Raum - und das Gespräch mit anderen, die auch auf Entdeckungsreise sind.<br />
Dabei führt das Hauptmedium der Kommunikation, nämlich die Sprache, missionarische Bildungsarbeit<br />
immer wieder auch an ihre Grenze. Angesichts der Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft in sehr<br />
unterschiedliche Milieus bricht die Frage auf: Wie kann das Evangelium zu Menschen aus bildungsfernen<br />
Milieus durchdringen, deren Hauptzugang zur Wirklichkeit nicht die Reflexion und deren Hauptkommunikationsmittel<br />
nicht die Sprache ist? Wie kann<br />
5.4 Ein vierter Standard kirchlicher Bildungsarbeit lautet: Teilnehmende an Bildungsprozessen behalten<br />
die Freiheit, auch zu anderen Schlüssen, Ergebnissen und Überzeugungen zu kommen,<br />
<strong>als</strong> sie von den Lehrenden vertreten werden.<br />
An der Gewährleistung dieses Standards entscheidet sich nach meinem Verständnis die Seriosität missionarischer<br />
Bildungsarbeit. Gott befreit zur Antwort des Glaubens. Aber er gibt auch frei, wo diese<br />
Antwort ausbleibt. Gottes Liebe wirbt. Und sie leidet, wo ihre Werbung nicht erwidert wird. Aber sie<br />
zwingt nicht. Darum ist mit großer Wachsamkeit darauf zu achten, dass <strong>missionarisches</strong> Bildungsbemühen<br />
keinen auch noch so subtilen Druck ausübt. Jeder missionarische Druck konterkariert das Anliegen<br />
des Evangeliums. Wer an missionarischer Bildungsarbeit partizipiert, muss ohne Gesichtsverlust<br />
und ohne das Gefühl, das angestrebte Lernziel nicht erreicht zu haben, das Angebot des Evangeliums<br />
abweisen können.<br />
Die Eröffnung der Freiheit, „auch zu anderen Schlüssen, Ergebnissen und Überzeugungen zu kommen,<br />
<strong>als</strong> sie von den Lehrenden vertreten werden“, ist nur überzeugend, wenn sie sich im Gesamtklima, in<br />
der Begegnungs- und Gesprächskultur, in den Denkfiguren und in der Sprachgestalt missionarischer<br />
Bildungsarbeit abbildet. Wo in einem Glaubenskurs die liturgische Inszenierung einer Antwort des Glaubens<br />
angeboten wird, ist sicher zu stellen, dass diesem Angebot gegenüber Nähe und Distanz sowie<br />
die Freiheit zur Enthaltung und <strong>zum</strong> Nein möglich bleiben. Positiv formuliert: Das Vertrauen auf das<br />
„sanfte Wehen“ des Heiligen Geistes befreit davon, mit missionarischem Druck „nachhelfen“ zu wollen.<br />
5.5 Ein fünfter Standard kirchlicher Bildungsarbeit thematisiert die Würde der Lernenden: Lernende<br />
dürfen nicht für (kirchliche) Zwecke instrumentalisiert werden. Ihre Würde wird gewahrt, wo sie<br />
in ihrer konkreten Lebenswirklichkeit wahrgenommen werden – nicht nur im Blick auf Defizite,<br />
sondern auch auf besondere Begabungen und Fähigkeiten.<br />
5.5.1 Es gehört zu den fundamentalen Verwundungen, die Menschen durch unsere Gesellschaft zugefügt<br />
bekommen, dass sie häufig nur in bestimmten Verwertungszusammenhängen, nur verzweckt,<br />
nur in ihrer Funktion, nicht aber <strong>als</strong> ganze Person wahrgenommen und gewollt werden. Ob <strong>als</strong> Kunde,<br />
Konsument oder Produktionsfaktor – zu oft wird der Mensch instrumentalisiert und so seiner Würde <strong>als</strong><br />
Person beraubt. Seriöse missionarische Bildungsarbeit widersetzt sich solcher Instrumentalisierung<br />
ausdrücklich – auch und gerade einer kirchlichen Instrumentalisierung. Missionarische Bildungsarbeit ist<br />
motiviert durch die Sehnsucht Gottes nach seinen Menschen, deren Würde <strong>als</strong> seine Ebenbilder gerade