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Glaubenskurse als missionarisches Bildungsangebot - Kurse-zum ...

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5.2.1 Allerdings ist zu fragen: Wie wird denn der Mensch in Bildungsprozessen, die sich um die christliche<br />

Tradition drehen, ein „mündiges und selbstverantwortliches Subjekt des Geschehens“? Vielen ist<br />

diese Tradition inzwischen ja nahezu unbekannt. Ich kann <strong>als</strong> Lernender doch nur souverän mit etwas<br />

umgehen, das ich kenne und wenigstens rudimentär in seinem inneren Begründungszusammenhang<br />

verstanden habe – völlig unabhängig von meiner Zustimmung oder Ablehnung. Die „Subjekt-Fähigkeit“<br />

setzt <strong>zum</strong>indest eine elementare Kenntnis der Lerninhalte voraus. Anders gesagt: Die Vermittlung und<br />

Aneignung von Lerninhalten degradiert den lernenden Menschen nicht <strong>zum</strong> passiven Objekt, sondern<br />

stärkt gerade seine Kompetenz <strong>als</strong> handelndes Subjekt.<br />

Für das Bildungskonzept der Arbeit mit <strong>Glaubenskurse</strong>n heißt das: Ohne ein Basiswissen des Evangeliums<br />

kann sich niemand selbstverantwortlich zu den zentralen Lebens- und Glaubensthemen in Beziehung<br />

setzen. Gerade in einer Zeit des Traditionsabbruchs und eines rapide abnehmenden Glaubenswissens<br />

braucht es deshalb die informative und elementarisierte Bereitstellung des „Lerninhalts Evangelium“,<br />

die den lernenden Menschen zur existentiellen Auseinandersetzung motiviert.<br />

Das Evangelium ist nun aber keine neutrale Information. Es hat selbst eine missionarische Dimension.<br />

Die wird ihm nicht erst durch ein <strong>missionarisches</strong> Bildungsparadigma aufoktroyiert. Hier ist das Bildungskonzept<br />

der Evangelischen Erwachsenenbildung kritisch zu befragen: Wie geht dieses Konzept<br />

mit der missionarischen Intention um, die den biblischen Texten und Themen selbst innewohnt? Es ist<br />

kein Ausweis verantwortlicher evangelischer Bildungsarbeit, wenn man die um Glauben werbende Dimension<br />

der biblischen Tradition didaktisch neutralisiert oder ausblendet.<br />

5.2.2 Die Betonung des freien und mündigen Subjekts im gängigen Konzept kirchlicher Bildungsarbeit<br />

wirft aber noch eine weitere Frage auf: Wie frei und mündig ist der Mensch eigentlich wirklich? Ein reformatorisch<br />

geprägtes Bildungskonzept kann nicht davon absehen, dass christliche Freiheit und Mündigkeit<br />

aus dem freimachenden Evangelium erwächst. Wirklich frei und mündig im Umgang mit Gott ist<br />

der Mensch nach biblisch-reformatorischem Verständnis erst, wenn ihn dazu das Evangelium befreit,<br />

das den Sünder rechtfertigt. Hartmut Rupp ist deshalb Recht zu geben, wenn er schreibt: „Die in <strong>Glaubenskurse</strong>n<br />

praktizierte glaubenserweckende Bildungsarbeit stellt evangelische Bildungsarbeit vor die<br />

Frage, welche Rolle die Sünde in ihr spielt“ 21 . Wer im Reden vom autonomen und mündigen Subjekt<br />

das Thema des „unfreien Willens“ und die Dimension der Sünde ausblendet, „läuft Gefahr, die Möglichkeiten<br />

des Menschen zu überschätzen“ 22 .<br />

Positiv gewendet: Die für die Glaubenskursarbeit zentrale, narrative „Vermittlung des Wortes, das das<br />

Evangelium Jesu Christi bezeugt, ist keine Gefährdung, sondern im Gegenteil allererst die Ermöglichung<br />

wahrer Freiheit“ 23 – vorausgesetzt natürlich, dass diese Vermittlung in Sprachform und Adressierung<br />

nicht manipulativ geschieht. Das Evangelium entmündigt nicht, sondern konstituiert allererst subjektive<br />

Mündigkeit.<br />

5.3 Ein dritter Standard kirchlicher Bildungsarbeit heißt: Die Lernenden machen im Lernprozess<br />

eigene Entdeckungen und gelangen letztlich zu einem selbst bestimmten Umgang mit ihrer Lebenswirklichkeit.<br />

Die „Reise ins Land des Glaubens“, zu der missionarische Bildungsarbeit einlädt, ist eine Entdeckungsreise.<br />

Dabei weist die „Reiseleitung“ auf Entdeckungswürdiges hin und eröffnet zugleich Räume für<br />

eigene subjektive Entdeckungen. Entscheidend ist, dass die KursteilnehmerInnen die Relevanz der<br />

verhandelten Themen für ihr Leben spüren. Erst das motiviert zu eigenen Expeditionen im Land des<br />

Glaubens. <strong>Glaubenskurse</strong> sind weder informative Bibelkurse noch auf „Laien“ abgestimmte Dogmatikkurse,<br />

sondern sie schaffen ein Begegnungsforum zwischen dem Evangelium und der Alltagsrealität der<br />

Kursbesucher.

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