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Glaubenskurse als missionarisches Bildungsangebot - Kurse-zum ...

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5. <strong>Glaubenskurse</strong> und Bildungsstandards<br />

Jens Martin Sautter hat in Orientierung am Bildungsbegriff von K.E. Nipkow einige Standards beschrieben,<br />

die für seriöse Bildungsprozesse <strong>als</strong> verbindlich gelten 18 , und auf die ich im Folgenden Bezug<br />

nehme. Auch die <strong>Glaubenskurse</strong>, die von der missionarischen Bildungsinitiative der EKD / AMD gefördert<br />

werden, orientieren sich an diesen Standards – was kritische Rückfragen und begründete Modifikationen<br />

nicht ausschließt.<br />

5.1 Ein erster Standard heißt: Bildungsprozesse sind prinzipiell ergebnisoffen.<br />

Es gibt keine intentionsfreie Bildung. Alle ernst zu nehmende Bildung hat Intentionen. Aber sie geschieht<br />

zugleich in dem Bewusstsein, dass das von ihr Intendierte nicht erzwingbar ist. Denn der sich<br />

bildende bzw. zu bildende Mensch bleibt in der ihm eigenen Freiheit ein unverfügbares Geheimnis.<br />

Darum sind Bildungsprozesse prinzipiell ergebnisoffen.<br />

Das gilt für missionarische Bildungsprozesse sogar in besonderer Weise. Denn nicht nur der Mensch,<br />

auch Gott bleibt in seinem freien Wirken ein unverfügbares Geheimnis. Die Ergebnisoffenheit missionarischer<br />

<strong>Bildungsangebot</strong>e ist daher nicht nur anthropologisch, sondern zugleich auch pneumatologisch<br />

begründet. Sie wurzelt nicht nur in der Entscheidungsfreiheit des Subjekts, das dem <strong>Bildungsangebot</strong><br />

zustimmend oder ablehnend gegenübertreten kann, sondern darüber hinaus auch in der unverfügbaren<br />

Freiheit des Geistes Gottes, der weht, wo und wann er will – oder auch nicht.<br />

Natürlich sind missionarische Bildungsprozesse von dem Wunsch begleitet, dass Menschen sich für<br />

den Glauben öffnen. Man kann diesen Wunsch <strong>als</strong> die „optionale Intention“ missionarischer Bildung<br />

bezeichnen. Aber diese optionale Intention lässt sich nicht operationalisieren. Weil missionarische Bildung<br />

unter dem pneumatologischen Vorbehalt geschieht, dass es Gottes Geist ist, der Glauben weckt,<br />

muss sie offen lassen, was durch sie geschieht - und sie muss dem auch methodisch, inhaltlich und<br />

atmosphärisch Rechnung tragen. Das, was sich missionarische Bildung erhofft, bleibt für sie unverfügbar<br />

- und somit ergebnisoffen. 19<br />

Positiv formuliert meint Ergebnisoffenheit in missionarischer Perspektive für die Bildungsträger: unaufgeregt<br />

und ohne missionarischen Leistungsdruck offen sein für das verheißene Wirken des Geistes<br />

Gottes. Heißt: gespannt und geduldig Gottes Kommen erwarten - ohne es herbeireden oder herbeizwingen<br />

zu wollen. Heißt: phantasievoll werben - ohne zu vereinnahmen, liebevoll einladen - ohne zu<br />

bedrängen, die Schönheiten des Evangeliums gewinnend präsentieren - ohne über andere siegen zu<br />

wollen. Heißt mit Paulus: Bitten „an Christi statt“ 20 . Mehr ist nicht erlaubt. Missionarische <strong>Bildungsangebot</strong>e<br />

müssen sich daran messen lassen, ob sie die kreative Spannung von verheißungsorientierter Intentionalität<br />

und pneumatologisch begründeter Unverfügbarkeit durchhalten.<br />

5.2 Ein zweiter Standard kirchlicher Bildungsarbeit heißt: Die Lernenden sind im Rahmen der Lernprozesse<br />

nicht Objekte, denen etwas vermittelt wird, d.h. sie sind nicht nur rezeptiv, sondern<br />

mündige, aktive und selbstverantwortliche Subjekte des Geschehens.<br />

Das gilt auch für missionarische Bildungsarbeit – und zwar nicht nur aus didaktischen, sondern schon<br />

aus theologischen Gründen: Gott überrollt und bevormundet den Menschen nicht <strong>als</strong> Adressaten seiner<br />

Liebe, sondern befreit ihn <strong>zum</strong> mündigen Subjekt, das im Land des Glaubens auf Entdeckungsreise<br />

geht und Gott in Freiheit antwortet.

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